PP-1999-00314-01-00-DE-TRA-00 (FR) IP/99/401 Brüssel, den 17. Juni 1999 Erstes Gipfeltreffen EU-Lateinamerika/Karibik Mit dem ersten Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Länder der Europäischen Union (EU) und der Region Lateinamerika/Karibik am 28. und 29. Juni in Rio de Janeiro wird der Grundstein für eine neue strategische Partnerschaft gelegt, die der Vertiefung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen dient. Zum Abschluß des Gipfels werden die Vertreter der 48 Teilnehmerländer eine gemeinsame politische Erklärung und einen gemeinsamen Aktionsplan unterzeichnen. Auf der Tagesordnung Schwerpunktthemen: des Gipfels stehen folgende drei - der politische Dialog (Festigung der Demokratie, Reform der Vereinten Nationen, Menschenrechte, Drogen, nachhaltige Entwicklung, Armut usw.); - wirtschaftliche und handelsbezogene Fragen (Konsolidierung der bestehenden Instrumente, Marktzugang, Investitionsförderung, die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Globalisierung usw.); - die kulturellen, bildungspolitischen und gesellschaftlichen Fragen (Wissenschaft und Technik, Zivilgesellschaft usw.). Die Eröffnungsreden halten die Staatschefs von Brasilien und Mexiko, Fernando Henrique Cardoso und Ernesto Zedillo, in ihrer Eigenschaft als gemeinsame Vorsitzende des Gipfeltreffens, der deutsche Bundeskanzler und amtierende EURatspräsident Gerhard Schröder und der Präsident der Europäischen Kommmission Jacques Santer. Anschließend werden im Verlauf der zwei Tage des Treffens im Rahmen von drei Arbeitssitzungen neun ausgewählte Themen erörtert. Zur Eröffnung der Diskussion geben jeweils zwei Staatschefs eine kurze Einführung in das Thema. Folgende Themen stehen zur Diskussion: Politischer Dialog: a) Demokratie, Pluralismus und verantwortungsvolle Staatsführung; Zusammenarbeit in den internationalen Foren (einschließlich Reform der Vereinten Nationen); b) Rechtsstaatlichkeit, Kampf gegen den Terrorismus, die organisierte Kriminalität und den Drogenmißbrauch; c) die nachhaltige Entwicklung in all ihren Facetten; Armutsbekämpfung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit; Zusammenarbeit bei der Verhütung von Naturkatastrophen; -1- PP-1999-00314-01-00-DE-TRA-00 (FR) Wirtschaft und Handel: a) Die internationale Finanzlage, Folgen der Einführung des Euro; b) die Bedeutung der Verhandlungen über den Handel und die Handelsliberalisierung auf multilateraler (WTO) und bilateraler Ebene; c) die Herausforderung der Globalisierung und die Regionalintegration. Bildung, Kultur und Gesellschaft: a) Bildung (einschließlich Zusammenarbeit in der Grundbildung, Aus- und Weiterbildung); Wissenschaft und Technik; b) Kultur: Kulturmanagement, Medien und Kulturindustrie; Erhaltung des Kulturerbes und kulturelle Vielfalt; c) Partizipation der Frauen in allen Bereichen; Kinderschutz; Rolle der Zivilgesellschaft in den interregionalen Beziehungen. Am Rande und vor Beginn des Gipfels werden mehrere Veranstaltungen stattfinden: ein Telekommunikationsforum, Vorträge über soziale Konzertierung, Energie und nachhaltige Entwicklung, ein Seminar für Journalisten, Ausstellungen und eine europäische Filmwoche. In den vergangenen zehn Jahren sind sich die EU und Lateinamerika in allen Bereichen sehr viel näher gekommen. Dabei hat die EU auf die Einrichtung eines politischen Dialogs (Rio-Gruppe und San José-Gruppe) auf der Grundlage der Unterstützung der Demokratie und der Menschenrechte sowie der Priorität der Regionalintegration des lateinamerikanischen Subkontinents gesetzt. Wirtschaftlich haben beide Seiten ein Interesse an einem bevorrechtigten Zugang zum Markt des jeweils anderen. Die EU steht bei den Investitionen in Lateinamerika an zweiter und in den Ländern des Mercosur an erster Stelle. Die Kapitalzuflüsse nach Lateinamerika sind im Zeitraum 1995-1997 von 26 auf nahezu 73 Mrd. USD gestiegen. 1997 erreichten die europäischen Direktinvestitionen 17,068 Mrd. USD und stiegen damit gegenüber 1996 um 120 %. Die Exporte der EU nach Lateinamerika haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt: sie erreichten 1997 einen Wert von 52,392 Mrd. USD. Dem standen Importe aus der Region im Wert von 38,065 Mrd. USD gegenüber. Darüber hinaus ist die EU der wichtigste Entwicklungshilfegeber Lateinamerikas. In der Struktur ihrer Beziehungen zu Lateinamerika erkennt die EU einerseits die drei großen regionalen Zusammenschlüsse - Zentralamerika, Andengemeinschaft, Mercosur - als auch spezifische Fälle wie Mexiko und Chile an. Mit den zentralamerikanischen Ländern hat die EU im Anschluß an die Verwüstungen durch den Hurrikan Mitch einen Aktionsplan ausgearbeitet, der einerseits die Durchführung eines Regionalprogramms für den Wiederaufbau in Zentralamerika (250 Mio. Euro für das Gesundheits- und das Bildungswesen) und andererseits die Aufrechterhaltung der traditionellen Zusammenarbeit der Gemeinschaft sowie flankierende Maßnahmen wie die Erleichterung der Schuldenlast umfaßt. Gegenüber der Andengemeinschaft wird eine Politik der gemeinsamen Verantwortung bei der Bekämpfung des Drogenmißbrauchs sowie einer engen Zusammenarbeit und eines bevorrechtigten Zugangs zum europäischen Markt im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems verfolgt. -2- PP-1999-00314-01-00-DE-TRA-00 (FR) Die Verhandlungen mit Mexiko werden in dem Bestreben fortgeführt, vor Jahresende ein Abkommen über den Freihandel und eine weitreichende politische Zusammenarbeit zu unterzeichnen. Mit dem Mercosur und Chile bereitet die EU zur Vertiefung des politischen Dialogs und weiteren gegenseitigen Öffnung der Märkte Verhandlungen über Abkommen auf der Grundlage des Partnerschaftskonzepts vor. Das Interesse der EU an den Ländern der Karibik kommt in dem Mandat des Rates für die Kommission im Hinblick auf die im September 1998 aufgenommenen Verhandlungen zur Erneuerung des Abkommens von Lomé zum Ausdruck, das auf den Aufbau einer wahrhaften wirtschaftlichen und handelspolitischen Partnerschaft abzielt. Ein Sonderfall ist zur Zeit Kuba, da es das einzige lateinamerikanische Land ist, das kein Kooperationsabkommen mit der EU unterzeichnet hat. Die 15 Mitgliedstaaten der EU stellen Kuba durch von NRO durchgeführte Projekte humanitäre Hilfe in großem Ausmaß bereit. Außerdem unterstützt die EU Reforminitiativen, die dem Inselstaat eine graduelle und friedliche Öffnung des wirtschaftlichen und politischen Systems ermöglichen sollen. -3-