3. Entwicklung von Direktinvestitionen und Außenhandel

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1. Einleitung ______________________________________________ 5
2. Theoretische Grundlagen zur Erklärung des Verhältnisses
zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel ______________ 5
2.1 Begriffsbestimmung und nationale statistische
Erfassungsmethoden________________________________________ 6
2.2 Internalisierungsbedingte bzw. firmenspezifische Vorteile als
Ursachen für Direktinvestitionen _____________________________ 10
2.3 Kapitalmobilität und Außenhandelstheorien ____________________ 16
2.3.1 Direktinvestitionen und klassisch/neoklassische bzw. reine
Theorien des Außenhandels ________________________________ 17
2.3.2 Der Ansatz von Corden ___________________________________ 21
2.3.3 Der Ansatz von Kojima ____________________________________ 23
2.4 Die Synthese von firmen- und außenhandelstheoretischen
Erklärungsansätzen ________________________________________ 27
2.4.1 Der eklektische Ansatz von Dunning _________________________ 28
2.4.1.1 Das OLI-Paradigma ___________________________________ 28
2.4.1.2 Mehrproduktunternehmen und Integration __________________ 31
2.4.2 Die Bedeutung der Wechselkurse ___________________________ 32
2.5 Direktinvestitionen und Außenhandel im allgemeinen
Gleichgewichtsmodell von Helpman und Krugman ______________ 33
3. Entwicklung von Direktinvestitionen und Außenhandel _______ 40
3.1 Entwicklung der Direktinvestitionen __________________________ 41
3.1.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionsbestände auf globaler
Ebene _________________________________________________ 42
3.1.2 Globale Entwicklung nach Herkunftsländern ___________________ 44
3.1.3 Globale Entwicklung nach Empfängerländern __________________ 45
3.1.4 Entwicklungstendenzen nach Sektoren und Strategie ____________ 48
3.1.5 Die Stellung Deutschlands als Herkunftsland von
Direktinvestitionen ________________________________________ 51
3.1.5.1 Die intertemporale Entwicklung ___________________________ 51
3.1.5.2 Regionale Verteilung, Sektorenstruktur und regional-sektorale
Verteilung ____________________________________________ 53
3.1.6 Einige Kennzeichen der ausländischen Direktinvestitionen in
Deutschland ____________________________________________ 58
3.1.7 Die Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan _____ 60
3.1.7.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionstätigkeiten - Ein
Indizesvergleich _______________________________________ 60
3.1.7.2 Die Verflechtung der Direktinvestitionsbestände _____________ 63
3.2 Entwicklung des Außenhandels ______________________________ 64
3.2.1 Historische und neuere Entwicklungstendenzen im Welthandel ____ 65
3.2.1.1 Volumen und Regionalstruktur ___________________________ 66
3.2.1.2 Warenstruktur des Welthandels __________________________ 70
3.2.1.3 Dienstleistungshandel __________________________________ 71
3.2.1.4 Intra-industrieller-Handel ________________________________ 73
3.2.1.5 Intra-Unternehmenshandel ______________________________ 74
3.2.2 Trends und Strukturwandel im deutschen Außenhandel __________ 76
3.2.2.1 Entwicklung des Außenhandelsvolumens ___________________ 76
3.2.2.2 Die Entwicklung nach Regionen __________________________ 77
3.2.2.3 Die Entwicklung der Warenstruktur ________________________ 79
3.2.2.4 Entwicklung und Struktur des Deutsch-Japanischen
Außenhandels _________________________________________ 80
3.2.2.5 Entwicklung und Struktur des Deutsch-US-amerikanischenn
Außenhandels _________________________________________ 83
3.2.2.6 Vergleich der Weltmarktposition, Exportintensität und
Exportspezialisierung Deutschlands, der USA und Japans ______ 85
4. Empirische Untersuchung der deutschen Direktinvestitionen
und Exporte am Beispiel der Länder USA und Japan _________ 89
4.1 Bisherige empirische Untersuchungen ________________________ 89
4.2 Multiple Regressionsanalyse ________________________________ 92
4.2.1 Theoretischer Bezug der Variablen- und der Modellauswahl _______ 93
4.2.2 Variablenspezifikation _____________________________________ 97
4.3 Interpretation der Ergebnisse ________________________________ 99
4.3.1 Ergebnisse für den Chemiesektor ___________________________ 99
4.3.2 Ergebnisse für den Elektrotechniksektor _____________________ 102
4.3.3 Ergebnisse für den Straßenfahrzeugbausektor ________________ 105
4.3.4 Ergebnisse für den Maschinenbausektor _____________________ 108
5. Zusammenfassung ____________________________________ 112
6. Literatur _____________________________________________ 118
7. Anhang ______________________________________________ 125
8. Ehrenwörtliche Erklärung _______________________________ 142
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der
Weltdirektinvestitionsbestände, Weltexporten und
Weltinlandsprodukt (in %). _____________________________________ 44
Tab. 2: Die zehn größten Herkunftsländer und ihre Anteile am
Weltdirektinvestitionsbestand sowie deren Anteile am Welthandel ______ 44
Tab. 3: Die zehn größten Gastländer und ihre Anteile am
Weltdirektinvestitionsbestand ___________________________________ 47
Tab. 4: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach Zielregionen (in % des
Gesamtbestandes) ___________________________________________ 54
Tab. 5: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach dem deutschen Investor
und dem ausländischen Investitionsobjekt (in % der
Gesamtbestände) ____________________________________________ 56
Tab. 9: Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan ____________ 63
Tab. 7: Jährliche prozentuale Veränderung des Welthandels und der
Weltproduktion ______________________________________________ 66
Tab. 8: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit Japan 1995 __________ 82
Tab. 9: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit den USA 1995 ________ 84
Tab. 10 Außenhandelsspezialisierungen Deutschlands, der USA und Japan
1993 ______________________________________________________ 87
Tab. 11: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach den
USA ______________________________________________________ 100
Tab. 12: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach Japan _____ 102
Tab. 13: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach
den USA __________________________________________________ 103
Tab. 14: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach
Japan ____________________________________________________ 104
Tab. 15: Ergebnisse für die Berechnungen des Straßenfahrzeugbausektor
nach den USA ______________________________________________ 106
Tab. 16: Ergebnisse der Berechnungen für den Straßenfahrzeugbausektor
nach Japan ________________________________________________ 107
Tab. 17: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach
den USA __________________________________________________ 109
Tab. 18: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach
Japan ____________________________________________________ 110
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Die Phasen des Vernonschen Produktzyklus _______________________ 14
Abb. 2: Entscheidungsmatrix für die Auslandsmarktbearbeitung_______________ 29
Abb. 3: Faktorausstattungsbox ohne multinationale Unternehmen _____________ 35
Abb. 4: Faktoraustattungsbox mit multinationalen Unternehmen ______________ 38
Abb. 5: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der deutschen
Direktinvestitionsströme und Exporte (in %). _______________________ 52
Abb. 6: Saldo der Direktinvestitionsbestände in Deutschland (Mrd. DM) ________ 58
Abb. 7: Bestandsänderungen der Direktinvestitionen im Ausland in Prozent
des Bruttoinlandsprodukts ______________________________________ 60
Abb. 8: Direktinvestitionen in Prozent des Exportwertes _____________________ 62
Abb. 9: Deutscher Außenhandel mit Japan und Wechselkursentwicklung _______ 82
Abb. 10: Anteile am Weltexport ________________________________________ 86
Abb. 11: Exportquoten Deutschlands, der USA und Japans __________________ 86
1. Einleitung
Die internationale wirtschaftliche Verflechtung vollzog sich in den letzten drei
Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit. Im Zuge dieser
Internationalisierung der Volkswirtschaften ist neben der Ausweitung des
Außenhandels auch ein verstärktes direktes Engagement von Unternehmen in
ausländischen Märkten für die letzte Dekade der Weltwirtschaft typisch. Die
jeweiligen Strategien dieser Internationalisierungs-aktivitäten sind stark
differenziert und umfassen neben Verträgen mit ausländischen Partnerfirmen
und der Gründung von Joint ventures auch Direktinvestitionen im Ausland.
Letztere können als Ausdruck globalen Wachstums und zunehmender
internationaler Arbeitsteilung gesehen werden, ausgelöst durch die Wandlung
des weltwirtschaftlichen Umfeld. Durch den besonderen Stellenwert der
Investitionen im Ausland sind in ihrer Folge multinationale Unternehmen
integraler Bestandteil der internationalen Wirtschaftsbeziehungen geworden.
Die Fähigkeit von multinationalen Unternehmen, Produktionsfaktoren weltweit
einzusetzen, um internationale Standortvorteile auszunutzen, läßt eine
Beeinflussung des Umfangs und der Struktur der Handelsströme vermuten.
Der deskriptive Befund im dritten Kapitel dieser Arbeit vermittelt für
Deutschland allerdings den Eindruck, daß sowohl die Direktinvestitionen, als
auch die Exporte beständig wachsen. Dies scheint im Gegensatz zu der
Tatsache zu stehen, daß auf den ersten Blick Direktinvestitionen und Exporte
für ein Unternehmen zwei Alternativen zur Versorgung eines ausländischen
Marktes darstellen. Daher nimmt bei der theoretischen Abschätzung der
Wirkungen zunehmender Investitionstätigkeiten im Ausland das Substitutionsbzw.
Komplementaritätsverhältnis
zwischen
Auslandsproduktion
und
Inlandsproduktion, sowie zwischen Auslandsproduktion und Exporttätigkeit eine
zentrale Bedeutung ein. Dabei fallen die Ergebnisse je nach gewählten
theoretischen Bezugsrahmen unterschiedlich aus. Mit zunehmender
Komplexität der Modelle zeigt sich indes in der Regel eine komplementäre
Beziehung.
Es ist daher Ziel dieser Arbeit, die Entwicklung, sowie die momentane
Beschaffenheit dieser Beziehung herauszustellen und damit langfristige
Einflüsse makroökonomischer Größen, die als ursächlich für o.g.
Beschaffenheit gelten können, zu identifizieren. Gemäß dem Procedere in der
volkswirtschaftlichen Literatur wird verstärkt der Einfluß der Direktinvestitionen
auf die Exporttätigkeit untersucht, dadurch werden mögliche Importwirkungen
weniger ausführlich behandelt. Dies spiegelt sich in allen drei Teilen der Arbeit
wieder. Dementsprechend wird oftmals der Ausdruck Außenhandel synonym
mit Exporten verwendet, obwohl Importe explizit nicht eingeschlossen sind.
Der Aufbau der Arbeit stellt die Beziehung zwischen Direktinvestitionen und
Außenhandel in einen integrativen Betrachtungszusammenhang und versucht,
dementsprechend in einzelnen Schritten zu einem Gesamtergebnis zu
gelangen. Dies wird praktisch umgesetzt durch eine Untergliederung in einen
theoretischen, einen deskriptiven und einen empirischen Teil.
Als erster Schritt erfolgt in Kapitel zwei eine Vermittlung der für die
Themenstellung notwendigen Begriffsbestimmungen und Methoden zur
Messung der interessierenden Größen. Es schließt sich sodann ein Überblick
über verschiedene Ansätze aus der fachwissenschaftlichen Theorie an. An
dieser Stelle wurde darauf geachtet, daß die aufgeführten Theorien sowohl das
Zustandekommen von Exporten und Direktinvestitionen, als auch die
Beziehung derselben untereinander erklären. Eine grobe Untergliederung
ergab dabei vier Gruppen. Die erste Gruppe ist den Ansätzen der Industrial
Organization sowie der Theorien der Firma zuzuordnen1, welche mit firmenspezifischen bzw. internalisierungsbedingten Vorteilen als Beweggrund für
Direktinvestitionen argumentiert. Abwandlungen der Außenhandelstheorien
finden bei der zweiten Gruppe von Erklärungsansätzen Verwendung um die
Kapitaltransfers ins Ausland zu erklären. Die dritte Gruppe stellt eine Synthese
der beiden erstgenannten dar, wobei Dunnings eklektischer Ansatz den
Ausgangspunkt der Betrachtungen darstellt. Eine integrative Darstellung der
Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel veranschaulicht
die letzte Gruppe. Hier werden beide Größen in das allgemeine
Gleichgewichtsmodell von Helpman und Krugman eingegliedert.
Den zweiten Schritt des Betrachtungszusammenhangs stellt der Abriß der real
existierenden
Verflechtung
der
weltwirtschaftlichen
Handelsund
Direktinvestitions-ströme im Kapitel drei dar. Es wurde hierbei, aufgrund der
Auswahl der drei vorgegebenen Länder, das Hauptaugenmerk auf die
Entwicklung von Industrieländern insgesamt gelegt, um so die Basis für eine
vergleichende Betrachtung zu schaffen. Die Auswahl Deutschlands, der USA
und Japans als regionaler Bezug geschah aus der Überlegung heraus, daß es
sich hierbei um die drei weltgrößten Volkswirtschaften und Exportnationen
handelt. Überdies sind diese Länder in hohem Maße in den Prozeß der
internationalen Arbeitsteilung eingebunden und sind oftmals in den gleichen
Marktsegmenten Konkurrenten auf dem Weltmarkt. Zudem geben womöglich
die unterschiedlichen Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit den
untersuchten Ländern zusätzlich Aufschluß über das Verhältnis von
Direktinvestitionen und Außenhandel.
Der Beginn des deskriptiven Teils behandelt die globale Entwicklung der
Direktinvestitionen, untergliedert nach Volumen, Sektoren, Strategie sowie
Herkunfts- und Empfängerländer. Nach einem Wechsel auf die nationale
Ebene wird neben der Stellung Deutschlands als Herkunfts- und
Empfängerland
von
Direktinvestitionen
auch
ein
Vergleich
der
Direktinvestitionstätigkeiten mit den USA und Japan durchgeführt und die
Kapitalverflechtungen der drei Länder herausgearbeitet. Ebenso in dualem
1 Vgl. Schoppe (1991), S. 52ff, bzw. S. 82ff.
Maßstab, wird danach die Entwicklung der verschiedenen Arten des
Außenhandels abgehandelt. Den Abschluß des Kapitels bildet die Darlegung
der speziellen Handelsverflechtungen der Bundesrepublik Deutschland mit
Japan und den USA sowie die Weltmarktposition, Exportintensität und
Exportspezialisierung der betrachteten Volkswirtschaften.
Im Kapitel vier erfolgt die empirische Analyse der Zusammenhänge zwischen
bundesdeutschen Direktinvestitionen und Exporten nach den USA und Japan.
Um verschiedene Herangehensweisen an dieses Thema zu verdeutlichen,
werden am Anfang des Kapitels einige bisherige empirische Untersuchungen
vorgestellt. Zur eigentlichen Empirie werden möglichst disaggregierte Daten
herangezogen, die für den Zeitraum von 1980 bis 1995 verwendet werden. Als
Untersuchungsobjekte fungieren die vier internationalisiertesten deutschen
Industriesektoren: Chemische Industrie, Maschinenbau, Straßenfahrzeugbau
und Elektrotechnik. Aufgrund der angeführten theoretischen Erklärungsansätze
und der Erfahrungen bisheriger empirischer Untersuchungen wurden weitere
erklärende Faktoren in das Regressionsmodell aufgenommen: das
Bruttoinlandsprodukt und das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, der Außenwert
der DM, die relativen Lohnstückkosten sowie ein Indikator für die generelle
Handelsoffenheit des Untersuchungslandes. Zum Abschluß der empirischen
Analyse werden die erzielten Ergebnisse kommentierend zusammengefaßt.
Schließlich werden im Rahmen der Schlußbetrachtung im fünften Kapitel die
wesentlichen Aussagen der Arbeit zusammengefaßt.
2. Theoretische
Erklärung
Grundlagen
des
zur
Verhältnisses
zwischen Direktinvestitionen und
Außenhandel
Im folgenden Kapitel wird nach den für die Untersuchung der Zusammenhänge
von Direktinvestitionen und Exporte notwendigen Begriffsbestimmungen und
der Darstellung der Meßkonzepte in der amtlichen Statistik, ein Überblick über
verschiedene theoretische Ansätze gegeben. Es wurde hierbei versucht,
Theorien
vorzustellen, die einerseits das Zustandekommen von
Direktinvestitionen und Exporten erklären und andererseits die Beziehung
zwischen diesen makroökonomischen Größen berücksichtigen.
„The effects of foreign production by a country’s firms on the home country’s
exports continues to be a puzzle after many years of controversy and a
considerable amount of empirical research“2. Die Ursprünge der
Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen Direktinvestitionen und
Exporten liegen in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts. Davor
entwickelten sich Theorien zur Erklärung von Direktinvestitionen und
internationalen
Handel
getrennt
voneinander.
Eigenständige
Außenhandelstheorien
wurden
bereits
von
den
Begründern
der
Nationalökonomie vorgeschlagen. Internationale Kapitalbewegungen wurden
jedoch bis zu Beginn der sechziger Jahre hauptsächlich mit Hilfe der
Zinssatztheorie
erklärt,
die
Kapitalflüsse
zwischen
Ländern
auf
Zinssatzunterschiede zurückführt3. Erst als Folge des beispiellosen Wachstums
der Direktinvestitionen wurden Theorien zur Erklärung dieses Phänomens
entwickelt, die auf mehr als auf Differenzen im Zinsniveau der Länder
eingingen.
In der folgenden Darstellung soll der Zusammenhang von Direktinvestitionen
und Außenhandel zuerst mit Hilfe der Theorien, die sich auf firmenspezifische
2 Blomström et al. (1988), S. 259.
3 Vgl. Schoppe (1991), S. 52f.
und internalisierungsbedingte Vorteile stützen, dargestellt werden. Eine weitere
Gruppe von aufgeführten Erkärungsansätzen orientiert sich an der
Außenhandelstheorie, und beide Gruppen zusammen gehen in den ekletischen
Ansatz von Dunning ein. Durch das Modell von Helpman / Krugman soll
anschließend versucht werden, Direktinvestitionen und Außenhandel in ein
allgemeines Gleichgewichtsmodell zu integrieren.
Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, soll hier auf eine tiefere
Verdichtung
der
genannten
Theorien
zu
betriebswirtschaftlichen
Kostenkomponenten verzichtet werden. Ebensowenig kann auf Theorien, die
das Verhältnis von Direktinvestitionen und Exporten mit der sog.
Alternativhypothese4 analysieren, eingegangen werden. Weitere Effekte, die
von Direktinvestitionen ausgehen können, sind vom Titel der Arbeit nicht erfaßt
und werden daher nur teilweise am Rande erwähnt. Zu nennen wären hier
Wirkungen
auf
die
Zahlungsbilanz,
Beschäftigungswirkungen,
Verteilungseffekte oder Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit5.
Desweiteren werden im folgenden mehr potentielle Exportwirkungen als
Importwirkungen von Direktinvestitionen erklärt. Dies geschieht im Einklang mit
der üblichen Vorgehensweise in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur.
Überdies entspricht dies auch dem in dieser Arbeit gewählten Konzept bzw.
Aufbau, der in den Kapiteln 3 (Entwicklung von Direktinvestitionen und
Außenhandel) sowie 4 (Empirische Untersuchung der deutschen Handels- und
Direkinvestitionsströme mit den USA und Japan) zum Ausdruck kommt.
2.1 Begriffsbestimmung
und
nationale
statistische Erfassungsmethoden
In den Beiträgen zur Theorie bleibt die genaue Abgrenzung des Begriffs der
Direktinvestition häufig unklar. Auch bei den offiziellen amtlichen Statistiken
verschiedener Staaten werden oft differierende Definitionen verwendet.
4 Z.B. „Was wäre wenn Unternehmen nicht im Ausland investiert hätten; wären bestimmte Exporte ohne
Direktinvestitionen aufrechterhalten worden?“. Die Darstellungen solcher hypothetischen Situationen
sind nur unter großen Restriktionen möglich, vgl. Bellack (1993), S. 32ff.
5 Vgl. hierzu Bellack (1993), S. 123ff.
Allgemein anerkannt allerdings ist, daß es sich bei Direktinvestitionen um
Auslandsinvestitionen mit dem Ziel des Investors der unternehmerischen
Betätigung handelt; wesentliches Kriterium ist demnach neben dem Ertragsdas Kontrollmotiv. Dies bezeichnet das Motiv einen unmittelbaren Einfluß auf
die ausländische Unternehmung auszuüben 6. Davon zu unterscheiden sind
Portfoliobzw.
Wertpapierinvestitionen,
bei
denen
ausschließlich
finanzwirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Neben dem Motiv des
Investors stellt die Art und Weise des Auslandsengagements ein weiteres
Kriterium zur Unterscheidung dieser beiden Auslandsinvestitionen dar. Im
Gegensatz zu Portfolioinvestitionen tritt nämlich bei Direktinvestitionen im
Ausland zumeist noch ein Transfer von verschiedenen Formen technischen
und betriebswirtschaftlichen Wissen (Know-how), von Finanz-, Sach- und
Humankapital sowie Managementleistungen hinzu 7. Ab welcher Höhe des
Beteiligungsverhältnisses dem Kontrollmotiv Rechnung getragen wird, ist
international nicht einheitlich geregelt. Die Deutsche Bundesbank geht in ihrer
Zahlungsbilanzstatistik davon aus, daß Direktinvestitionen vorliegen, wenn die
Beteiligung an einer ausländischen Unternehmung mehr als 20% des
Nominalkapitals beträgt. Die Meldefreigrenze für Direktinvestitionen, die sich
auf die Bilanzsumme der Investitionsobjekte bezieht, beträgt derzeit eine Mio.
DM8.
Der Begriff Direktinvestition ist eng verbunden mit dem Begriff der
multinationalen Unternehmung. In der ökonomischen Literatur wird eine Reihe
von
Definitionen
vorgeschlagen,
die
strukturelle
Merkmale
(z.B.
Organisationsformen) betonen, sich an Unternehmenskennzahlen, wie die
Höhe der ausländischen Aktivitäten, orientieren oder verhaltensorientierte
Definitionsversuche (z.B. Denkweisen des Managements) in den Mittelpunkt
stellen9. In dieser Arbeit ist es allerdings ausreichend ein multinationales
Unternehmen im folgenden als "Unternehmen, deren Leistungsprozeß in
mindestens zwei Volkswirtschaften eigenständig vollzogen wird" 10, zu
6 Vgl. Jahrreiß (1984), S. 25.
7 Vgl. Jahrreiß (1984), S. 27.
8 Allerdings gibt es in der Zahlungsbilanzstatistik einige Ausnahmen, vgl. hierzu Deutsche Bundesbank
(1990), S. 80 bzw. Deutsche Bundesbank (1997), S. 81.
9 Vgl. Jungmittag (1996), S. 40.
10 Schoppe (1991), S. 50.
betrachten. Oder anders formuliert: durch Tätigung einer initialen
Direktinvestition wird ein nationales zu einem multinationalen Unternehmen.
Idealtypisch unterscheidet man multinationale Unternehmen bezüglich der
Expansionsrichtung. Horizontal integrierte multinationale Unternehmen haben
im In- und Ausland ein identisches oder ähnliches Produktionsprogramm 11. Der
Ausbau der Geschäftstätigkeit erfolgt also auf der gleichen Produktionstiefe.
Die vertikale Integration zielt darauf ab, vorgelagerte (forward integration) oder
nachgelagerte (backward integration) Stufen im Produktionsprozeß im Ausland
in ein Unternehmen einzugliedern. Diversifizierte multinationale Unternehmen
produzieren im In- und Ausland, die miteinander weder im oben definierten
Sinn horizontal oder vertikal in Beziehung stehen.
Weit weniger definitorischen Aufwand bedarf es zur Erklärung des Begriffs
Außenhandel. Allgemein wird unter Außenhandel der "Übergang von Waren,
Dienst- und Faktorleistungen mit oder ohne Gegenleistung von Inländer an
Ausländer"12 verstanden. Der gesamte Außenhandel untergliedert sich in
Einfuhr und Ausfuhr. Innerhalb der Leistungsbilanz werden Ex- und Importe
aufgeschlüsselt wiedergegeben. In der Handelsbilanz wird der Warenhandel
mit dem Ausland aufgeführt, die Dienstleistungsbilanz dokumentiert den
Dienstleistungshandel und die Übertragungs-bilanz enthält Gegenbuchungen
für unentgeltliche Übertragungen von realen und finanziellen Leistungen 13. Die
für diese Arbeit wichtigste Darstellungsform innerhalb dieser Statistik ist der
Spezialhandel, der "im wesentlichen die Waren, die zum Gebrauch, zum
Verbrauch oder zur Be- oder Verarbeitung in das Erhebungsgebiet eingehen
bzw. aus der Erzeugung oder Be- oder Verarbeitung des Erhebungsgebietes
stammen und ausgehen"14
Ähnlich wie bei der Typisierung multinationaler Unternehmen wird beim
Außenhandel zwischen interindustriellen, intraindustriellen und teilweise auch
inter-Unternehmenshandel und Intra-Unternehmenshandel unterschieden.
Beim inter-industriellen (intersektoralen) findet Außenhandel zwischen
verschiedenen Branchen oder Sektoren statt, beim intraindustriellen
(intrasektoralen) erfolgt der internationale Güteraustausch innerhalb derselben
11 Vgl. Wagner (1991), S.111.
12 Jungmittag (1996), S. 43.
13 Vgl. Deutsche Bundesbank (1990), S. 38.
14 Schlüter (1988), S. 427.
Branche15.
Der
Inter-Unternehmenshandel
vollzieht
sich
zwischen
verschiedenen Unternehmen, während der Intra-Unternehmenshandel
innerhalb einer multinationalen Unternehmung stattfindet.
In Deutschland wird die Entwicklung der Direktinvestitionen im In- und Ausland
durch drei Statistiken dokumentiert:
1. die Transferstatistik des Bundesministeriums für Wirtschaft
2. die Zahlungsbilanzstatistik16 sowie
3. die Kapitalverflechtungstabellen der Deutschen Bundesbank 17
Die Transferstatistik versucht den Direktinvestitionsbestand durch eine
Fortschreibung der Transaktionswerte zu ermitteln. Es werden Nettoströme
ausgewiesen, d.h. die eigentlichen Direktinvestitionen werden mit Liquidationen
(Verkauf von Anteilen, Tilgung usw.) saldiert. Die Deutsche Bundesbank
definiert Direktinvestitionen weiter, da reinvestierte Gewinne ebenso erfaßt
werden. Als Datenquelle dient hier die Statistik des Auslandzahlungsverkehrs,
in der grenzüberschreitende Zahlungen aufgezeichnet werden. Im Gegensatz
dazu stammen die Daten der Kaptialverflechtungstabellen direkt aus den
Bilanzen der meldepflichtigen Unternehmen, d.h., daß dem Rechenwerk wie
bei der Zahlungsbilanzstatistik nicht Transaktions- sondern Buchwerte
zugrundeliegen18.
Bei der Vergleichbarkeit von Daten aus den betrachteten nationalen Quellen
sind einige Modalitäten zu beachten. In den USA und Japan gilt ein
zehnprozentiger Eigentums- oder Kapitalanteil bereits als Direktinvestition.
Auch basierten die in den USA bis 1991 ausgewiesenen Werte auf historischen
Anschaffungskosten; in Japan dagegen werden die Daten auf
Notifikationsbasis (bzw. bis 1980 auf Genehmigungsbasis) erhoben. Das
bedeutet, daß sie nicht unbedingt mit den tatsächlich geleisteten
Direktinvestitionen übereinstimmen müssen, weil die Unternehmen ggf. ihre
Investitionspläne revidieren müssen. Aus dem Gesagten folgt, daß es zu einer
systematisch niedrigeren Ausweisung deutscher Direktinvestitionen gegenüber
den ausländischen Meßkonzepten kommt, dies besonders im Falle von
Wechselkursänderungen. Während die amerikanische Methode Änderungen
15 Vgl. Siebert (1994), S. 104ff.
16 Vgl. Deutsche Bundesbank (1990), S. 80ff.
17 Vgl. Deutsche Bundesbank (1997).
18 Vgl. Köddermann (1996), S. 10.
zwangsläufig berücksichtigt, vernachlässigt die deutsche Methode kursbedingte
Wertänderungen der Direktinvestitionsbestände. So führen Aufwertungen der
Währung des betrachteten Landes im Zeitverlauf zu einer Überbewertung der
aus
den
kumulierten
Transaktionswerten
berechneten
Beständen,
19
Abwertungsphasen bedingen einen gegenläufigen Effekt .
2.2 Internalisierungsbedingte
bzw.
firmenspezifische Vorteile als Ursachen für
Direktinvestitionen
Auf die Bedeutung firmenspezifischer Vorteile als Anreiz für eine
Direktinvestition hat als erster Hymer (1960) hingewiesen 20. Neben dem
Zinsmotiv ist für ihn die direkte Kontrolle von Unternehmen in mehreren
Ländern, und daraus folgend, die Ausschaltung des sonst stattfindenden
Wettbewerbs, ein Grund, im Ausland zu investieren. Der zweite Anlaß besteht
darin, daß ein inländisches Unternehmen einen bestimmten Vorteil besitzt und
es ihm lohnend erscheint, diesen Vorteil durch die Errichtung einer
Produktionsstätte im Ausland auszunutzen. Allerdings muß dieser Vorteil so
groß sein, daß er die Nachteile, die für ausländischen Investoren entstehen,
übersteigt. Diese Nachteile rühren daher, daß zum einen im Ausland ansässige
Unternehmen über bessere Informationen hinsichtlich der jeweils bestehenden
institiutionellen Rahmenbedingungen, der Gesetzgebung, der Sprache und der
Politik ihres Landes verfügen. Andererseits werden potentielle Investoren
oftmals auch durch die ausländische Regierung, oder durch Nachfrager und
Zulieferer diskriminiert21. Um diese Nachteile auszugleichen, müssen
multinationale Unternehmen Vorteile besitzen, die aus niedrigeren Kosten beim
Zugang zu Produktionsfaktoren, aus der Kenntnis oder Kontrolle einer
Produktionsmethode, aus besseren Distributionsmöglichkeiten oder einem
19 Dies gilt für die deutsche Zahlungsbilanzstatistik und für die Transferstatistik.
20 Dieser Ansatz entstammt aus einer Dissertation und wurde von Kindleberger 1969 noch verfeinert,
daher erscheinen oftmals beide zusammen als Autoren.
21 Beispielsweise bei der öffentlichen Auftragsvergabe.
differenzierten Produkt herrühren können 22. Aufgrund dieser Vorteile kann für
die Unternehmen eine quasi-monopolistische Stellung auf einem Markt
entstehen. Die Ursachen die zur Entstehung von multinationalen Unternehmen
führt, sind nach Hymer/Kindleberger somit: Marktunvollkommenheiten 23, die
Möglichkeit der Unternehmen, economies of scale zu erwirtschaften, sowie die
Begrenzung des Markteintritts seitens der ausländischen Regierung. Allerdings
ist ein monopolistischer Vorteil zwar eine hinreichende, jedoch keine
notwendige Bedingung für eine Direktinvestition. Eine ebenso denkbare
Marktbearbeitung ist das Produkt, welches einen monopolistischen Vorteil
impliziert, zu exportieren oder per Lizenzvergabe im ausländischen Markt zu
positionieren. Die Möglichkeit des Exports entfällt häufig, da die Zoll- oder
Transportkosten zu hoch sind, oder weil ein Produzent im Ausland im höheren
Maße in der Lage ist, ein Produkt an die Bedingungen des dortigen Marktes
anzupasssen. Da firmenspezifische Vorteile meistens auf nicht-stofflichen
Vermögenswerten wie Know-how (intangible assets) beruhen, sind ihre
Verwertung über Märkte (z.B. Lizenzen) oft mit hohen Kosten verbunden. Bei
einem nicht ausreichend existierenden Patentschutz tritt nämlich das Problem
auf, daß die "Anbieter nicht in der Lage sind, die Eigenschaften des Gutes
hinreichend zu dokumentieren, ohne ihren Wissensvorsprung bereits vor
Vertragsabschluß zu verlieren"24. Außerdem kann der Lizenznehmer die ihm
zukommenden Kentnisse auch für andere, als die durch den Lizenznehmer
geplanten Zwecke nutzen. Dieses hier nur grob skizzierte Bündel von
Problemen zeigt, daß neben den firmenspezifischen Vorteilen auch
internalisierungsbedingte
Vorteile
vorhanden
sein
müssen,
damit
Direktinvestitionen lohnend werden. Diesem Gedanken liegt der
Transaktionskosten- bzw. Internalisierungsansatz von Coase-Williamson
zugrunde. In dieser Theorie entstehen multinationale Unternehmen, weil die
Kosten des Marktverkehrs aufgrund von Marktunvollkommenheiten zu hoch
sind, bzw. weil sich über den Preismechanismus keine optimale Allokation von
Ressourcen erzielen läßt. Den Unternehmen würden also bei Nutzung der
22 Diese Erkenntnisse sind teilweise Erweiterungen von Johnson und Caves, vgl. dazu auch Stehn
(1992), S. 57 bzw. Schoppe (1991), S. 60ff.
23 Hierzu zählen: unvollkommene Gütermärkte (hier besonders durch Produktdifferenzierung
hervorgerufen) und Faktormärkte (z.B. der Markt für Wissen, der nicht allen Unternehmen gleich
zugänglich ist).
24 Stehn (1992), S. 60.
ausländischen Märkte höhere Kosten entstehen, wie bei der entsprechenden
Internalisierung der Aktivitäten25. Damit gilt: "Multinational firms appear where it
is cheaper to allocate international ressources internally than it is to use the
market to do so"26. Im Falle firmenspezifischer Vorteile auf einem
ausländischen Markt, wird grundsätzlich nur das Entstehen horizontal
integrierter multinationaler Unternehmen erklärt, die ihr Produkt auch im
Zielland der Direktinvestition absetzen wollen. Möglich ist jedoch auch, daß ein
Zielland über so kostengünstige Produktionsfaktoren verfügt, daß ein
inländisches Unternehmen nur im Ausland produziert, um die Güter in das
Stammland zu importieren. Hier erzeugt der länderspezifische Vorteil des
Ziellandes einen firmenspezifischen Vorteil des Unternehmens auf dem Markt
des Stammlandes27.
Aus den o.g. Argumenten muß man eine substitutive Beziehung zwischen
Exporten und Direktinvestitionen ableiten. Einerseits werden aufgrund
bestehender Unvollkom-menheiten auf den ausländischen Gütermärkten (z.B.
Zölle) Exporte durch ausländische Produktion ersetzt. Andererseits können
durch Exporte weitere firmenspezifische Vorteile erlangt werden, da durch
Exportaktivitäten, Distributionskanäle oder auch ein differenziertes Produkt
bereits im ausländischen Markt etabliert werden können, und somit, wenn
Direktinvestitionen aus anderen Gründen lohnender werden, eine wichtige
Voraussetzung für das Bestehen des multinationalen Unternehmens in diesen
Markt bereits gegeben ist. Die Produktdifferenzierung kann aber auch eine
Erhöhung der Exporte zur Folge haben. Produziert ein Unternehmen ein
bestimmtes differenziertes Produkt im Ausland, so wird sie andere Typen
dieses Produkts vermehrt exportieren, um eine komplette Produktlinie auf dem
ausländischen Markt anbieten zu können 28. Die Beziehungen zwischen
Direktinvestitionen und Exporten sind ebenfalls nicht substitutional, wenn
aufgrund von internalisierungsbedingten Vorteilen ein vertikal integriertes
multinationales Unternehmen entsteht. So kann es, wenn ein Vorprodukt
kostengünstiger in einer ausländischen Zweigniederlassung hergestellt und in
das Stammland importiert wird, unter der Voraussetzung, daß das Endprodukt
25 In der Literatur spricht man auch oft von der sog. Internalisierungshypothese; vgl. Broll / Gilroy (1989),
S. 158.
26 Brown (1976), in: Schoppe (1991), S. 84.
27 Vgl. Stehn (1991), S. 65.
ein differenziertes Produkt ist, zu einer Erhöhung der Exporte in das Zielland
kommen. Eine Erhöhung der Exporte kann auch eintreten, wenn nachgelagerte
Stufen im Produktionsprozeß im Ausland in das Unternehmen integriert sind,
weil in diesen nachgelagerteten Produktionsstufen das Produkt den
Bedürfnissen des ausländischen Marktes besser angepaßt werden kann
und/oder der Verkauf mit einem besseren Service begleitet werden kann 29.
Ein weiteres Modell, welches auf den sog. monopolisitschen Vorteilstheorien
basiert ist das Modell des Produktlebenszyklus. Dieser Ansatz wurde von
Vernon30 1966 als Erklärungsansatz, sowohl für internationalen Handel als
auch für Direktinvestitionen verwendet, und stellt somit eine dynamische
Darstellung der Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und
Außenhandel dar. Die These der Produktzyklustheorie besagt, daß die
Entscheidung der Unternehmen über die Art der Außenhandelsbeziehungen für
ein bestimmtes Produkt von der Stellung desselben in seinem Lebenszyklus
abhängt. Die drei von Vernon (1966)31 vorgeschlagenen Phasen sind32:
1. Die Einführungsphase
In der ersten Lebensphase liegt noch kein standardisiertes Produkt vor. Dies
bedeutet, daß die Auswahl der Inputfaktoren noch nicht abschließend
festgelegt ist, da sich die genaue Spezifikation des Produktes noch ändern
kann, so daß eine Flexibilität bei der Standortwahl erhalten bleiben sollte. Die
Preiselastizität der Nachfrage ist aufgrund des Neuheits- und
Differenzierungsgrades des Produkts und /oder der monopolistischen Stellung
des Unternehmens noch gering und läßt daher Kostengesichtspunkte in den
Hintergrund treten. Um Unsicherheiten zu vermeiden, ist eine gewisse
Marktnähe vonnöten, da in der Anfangsphase ein hoher Bedarf an schneller
und effektiver Kommunikation mit Konsumenten und Anbietern besteht33. Da
28 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50.
29 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50.
30 Dieser Ansatz wird von verschiedenen Autoren unterschiedlichen Zweigen der
Direktinvestitionstheorien zugeordnet; während Schoppe (1991) sowie Jahrreiß (1984) davon
ausgehen, sie gehöre zu Erklärungsversuchen in Verbindung mit Außenhandelstheorien, weist sie
Stehn (1992) den Theorien, die länderspezifische Faktoren berücksichtigen, aber nicht unmittelbar
dem Bereich "Außenhandelstheorie und Direktinvestitionen" zu. Dagegen reihen sie Jungmittag (1996)
und Schulte-Mattler (1988) in die monopolistischen Vorteilstheorien ein; der letzteren Einordnung soll
hier gefolgt werden.
31 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50.
32 In der Literatur werden teilweise bis zu vier Phasen unterschieden; z.B. betrachtet Schätzl die vierte
und letzte Phase als Schrumpfungsphase, in: Schätzl (1993), S. 194.
33 Vgl. Schoppe (1991), S. 71.
Produktionskosten gegenüber dem Ausland nicht entscheidungsrelevant sind
und überdies o.g. Kommunikationskosten mit zunehmender Entfernung
zunnehmen, wird in der Nähe der Zentrale produziert, während die relativ
geringe Nachfrage aus dem Ausland durch Exporte befriedigt wird.
2. Die Reifephase
In dieser Phase gewinnen Kosteneigenschaften des Produkts an Gewicht. Die
Preiselastizität der Nachfrage steigt, die Preise sinken. Aufgrund der
zunehmenden Standardisierung der Produktion können über hohe
Ausbringungsmengen Skalenerträge erzielt werden. Weiterhin kommt es zu
einer Ausdehnung des Marktes, da nun das Produkt auch im wirtschaftlich
entwickelten Ausland nachgefragt wird. Damit nimmt auch die Bedeutung des
Produktionsstandortes zu, nicht zuletzt wegen der im Ausland per definitionem
niedrigeren Lohnkosten. Die Entscheidung zur Direktinvestition wird jetzt
getroffen, "wenn die Grenzkosten der Produktion eines Exportgutes und seine
Transportstückkosten höher sind als die Durchschnittskosten der
Auslandproduktion"34. Es kann daraufhin ökonomisch sinnvoll sein, die Märkte
in Drittländern von einem neuen Standort im Ausland zu beliefern, und, wenn
die Lohnkostenunterschiede die Transportkosten kompensieren, auch den
eigenen Heimmarkt mit Exporten zu versorgen. Direktinvestitionen können lt.
Vernon35 aber auch aus strategischen Zwängen heraus notwendig sein, um
ausländischen Konkurrenten entgegenzuwirken oder Handelsbarrieren zu
umgehen.
3. Die Standardisierungsphase
Für die abschließende Phase dieses Zyklus, in der das Produkt bereits eine
hohe Standardisierung erreicht hat, sind die Kosten zum entscheidenden
Wettbewerbsfaktor geworden. Aus diesem Grund ist ersichtlich, die Produktion
in niedrig entwickelte Länder zu verlagern, da aufgrund der Standardisierung
keine speziell ausgebildeten Fachkräfte mehr benötigt werden und dort
komparative Vorteile hinsichtlich der Lohnkosten herrschen.
Abb. 1: Die Phasen des Vernonschen Produktzyklus
34 Schoppe (1991), S. 72.
35 Vgl. Jungmittag (1996), S. 52.
US-Konsum
US-Produtktion
und Exporte
US-Produktion
US-Exporte
(Europäische Importe)
t0 t1
t2
Europäische
Produktion
und Exporte
t3
Europäische Exporte
(US-Importe)
Zeit
Europäischer
Konsum
Europäische
Produktion
Quelle: Jungmittag (1996), S. 53.
Die Beziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten ist für Vernon folglich
auf jeden Fall substitutiv. Zu Beginn sind die Direktinvestitionen absatzorientiert
und werden als Ersatz für Exporte getätigt, in den späten Phasen werden sogar
Güter aus dem Exportmarkt importiert36.
Begründet durch die wirtschaftliche Situation in den sechziger Jahren legt
Vernon seinen Ansatz anhand der Beispielsländer bzw. -regionen USA (mit
dem höchsten Lohnkostenniveau und Pro-Kopf-Einkommen), Westeuropa (als
entwickeltes Ausland) und Entwicklungsländern (als Billiglohnländer) dar37.
Bereits 1974 nahm Vernon eine Neuformulierung seines Ansatzes vor, in dem
er einräumt, daß durch wirtschaftliche Entwicklung seit den siebziger Jahren
sein Ansatz an Erklärungsgehalt verloren hat38. Beispielsweise können die
mittlerweilen nivellierten Lohnkosten und Pro-Kopf-Einkommen in USA,
Westeuropa und Japan die Vornahme von Direktinvestitionen nicht mehr
erklären. Ebenso gibt es nach dieser Theorie keine Erklärung für die
westeuropäischen und japanischen Direktinvestitionen in den USA. Zu den
Kritikpunkten zählt auch, daß Vernon nicht auf verschiedene Arten der
Marktbearbeitung
(z.B.
Lizenzvergabe)
eingeht
und
ebensowenig
Markteintrittsbarrieren der multinationalen Unternehmen im Ausland erwähnt 39.
36 Vgl. Jahrreiss (1984), S. 82.
37 Vgl. United Nations (1996), S. 78.
38 Vgl. Jungmittag (1996), S. 52.
39 Vgl. Schoppe (1991), S. 74.
Außerdem sind heutige multinationale Unternehmen fähig, Produkte in kurzer
Zeit an die verschieden Produktzyklen anzupassen. Es besteht aufgrund der
verstärkten Wettbewerbs sogar die Notwendigkeit für die Unternehmen, zur
langfristigen Sicherung ihrer Märkte, neue Produkte und Produktionsprozesse
in allen Teilmärkten gleichzeitig zu starten, um sich eine temporäre
Monopolmacht zu sichern40.
2.3 Kapitalmobilität und Außenhandelstheorien
Die theoretische Analyse der Bestimmungsgründe und Folgen des
Außenhandels hat eine lange Tradition. Die frühen Modelle schlossen
allerdings jede Möglichkeit einer Erklärung internationaler Direktinvestitionen
durch die Annahme der vollkommenen grenzüberschreitenden Immobilität der
Produktionsfaktoren aus, und stellten damit statt einer realen
Außenwirtschaftstheorie nur eine reine Außenhandelstheorie dar. Der
Güterhandel substituiert also vollständig die per Annahme nicht zugelassenen
Faktorbewegungen. Die Erklärung für die untergeordnete Rolle von
ausländischen Direktinvestitionen in den frühen Außenhandelstheorien mag auf
den Zeitpunkt ihres Entstehens zurückzuführen sein. Ökonomen wie Smith
oder Ricardo untersuchten vorwiegend die Ursachen für internationalen
Handel. "Vereinzelt zu beobachtende ausländische Direktinvestitionen, wie die
Gründung von Tochtergesellschaften in den Kronkolonien durch britische
Unternehmen, wurden auf nicht näher skizzierte Besonderheiten des
Verhältnisses zwischen Mutterland und Kronkolonie zurückgeführt. Letztlich
wurde argumentiert, daß im Falle der Mobilität von Produktionsfaktoren
zwischen diesen Ländern diese als inländischer und nicht als ausländischer
Faktoraustausch anzusehen ist. Ausländische Direktinvestitionen sind daher im
Rahmen der klassischen Theorieansätze nicht von inländischen Investitionen
zu unterscheiden"41.
Auch die in den dreißiger Jahren erfolgte Loslösung von der
Faktorimmobilitätsannahme im Rahmen der Außenhandelstheorie (z.B. Ohlin,
40 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 17.
41 Stehn (1992), S. 48.
1993 oder Nurske, 193542) hatte keine intensivere Auseinandersetzung mit
Direktinvestitionen zur Folge. Aufgrund der zwischen und während den
Weltkriegen vorherrschenden nationalen protektionistischen Wirtschaftspolitik
kam die internationale Mobilität des Faktors Kapital fast vollständig zum
Erliegen. Ähnlich hatte die darauffolgende keynsianische Revolution mehr die
kurzfristigen Aspekte der Wirtschaftsforschung im Blickwinkel und ließ aufgrund
dessen die, eher auf lange Frist angelegten Direktinvestitionen mehr oder
weniger außer Acht43.
2.3.1 Direktinvestitionen und klassisch/neoklassische bzw. reine
Theorien des Außenhandels
Als reine Theorie des internationalen Handels bezeichnet man jenen Teil der
Außenhandelstheorie,
der
realwirtschaftliche
Grundlagen
der
Handelsbeziehungen zu erfassen versucht. Üblicherweise wird in unten
genannten Modellen zur Vereinfachung unterstellt, daß die Produktionsfaktoren
Kapital und Arbeit innerhalb einer Volkswirtschaft mobil, international jedoch
völlig immobil sind. Weitere Restriktionen sind in der Regel Vollbeschäftigung
aller vorhandenen Produktionsfaktoren, vollständige Konkurrenz sowie die
Annahme von "Zwei-Länder-, Zwei-Güter-, Zwei-Faktoren-Modellen (sog. twoby-two-by-two-models). Überdies existieren definitionsgemäß vollständige
Konkurrenz, konstante Skalenerträge sowie andere "ideale" Bedingungen.
Unter Vernachlässigung von absoluten monetären Größen (z.B. Wechselkurse
oder Volkseinkommen) werden ganz allgemein folgende Faktoren als
Determinanten des Außenhandels gesehen:
1) Mangelnde Liefermöglichkeiten im Importland,
2) Relative Preisunterschiede zwischen In- und Ausland sowie
3) Heterogene Konkurrenz44.
In seinem zwei Länder- / zwei-Güter-Modell von 1776 begründete David Smith
den wohlfahrtsfördernden Außenhandel zwischen Nationen mit dem Prinzip der
absoluten Kostenvorteile; d.h. ein Land weist besondere "Fähigkeiten" auf, die
es ihm erlauben verschiedene Güter zu geringeren Realkosten, also mit einem
42 Vgl. Stehn (1992), S. 48.
43 Vgl. Stehn (1992), S. 48f.
kleineren Faktoreinsatz, zu erstellen als das Ausland. Auf die Herstellung
solcher Waren, die zu geringeren Kosten als im Ausland produziert werden
können, wird sich jedes Land spezialisieren; der internationale Handel
ermöglicht es dann, im Austausch gegen diese Güter andere Produkte zu
beziehen, die im eigenen Land nur zu höheren Kosten erzeugt werden
können45.
David Ricardo ist mit seinen Annahmen von 1817 der Nachweis gelungen, daß
internationale Arbeitsteilung und Handel auch noch bei relativen (komparativen)
Kostenvorteilen lohnend sind. Durch spezifische Produktionsfunktionen (im
Gegensatz zum Heckscher-Ohlin-Theorem46, siehe unten) ist hier der
Kostenvorsprung eines Landes bei den einzelnen Produkten unterschiedlich
groß. Es erweist sich somit für diese Volkswirtschaft als zweckmäßig, sich auf
die Erzeugung jener Waren zu konzentrieren, in denen der absolute Vorteil
besonders ausgeprägt ist, also auch ein komparativer Vorteil besteht, und diese
Waren gegen andere Produkte einzutauschen, in deren Herstellung es anderen
Ländern vergleichsweise nur wenig überlegen ist und somit einen komparativen
Nachteil besitzt. Dies bedeutet, daß die insgesamt benachteiligten Länder nur
gewinnen, wenn sie ihre Produktionsfaktoren auf die Erzeugung solcher Güter
lenken, bei denen ihre Unterlegenheit verhältnismäßig am geringsten ist; bei
denen sie trotz absoluter Kostennachteile über komparative Vorteile verfügen.
Das Faktorausstattungstheorem von Heckscher Ohlin wird in der Literatur auch
moderne (neoklassische) Theorie des internationalen Handels genannt, um sie
von der klassischen Theorie zu unterscheiden, die durch sie logisch erweitert
wird47. In diesem Modell geht man davon aus, daß Handel durch
unterschiedliche Faktorausstattungen zustande kommt. Neben absoluter
Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren beeinflussen die vorhandenen
Faktorproportionen auch das Kostenniveau. "Einfache markttheoretische
Überlegungen"48 führen nun zu dem Ergebnis, daß der relativ häufigere
Produktionsfaktor zugleich der vergleichsweise billigere ist, während der
44 Ausführliche Ausführungen bei Hesse (1988), S. 364ff.
45 Vgl. Rose / Sauernheimer (1995), S. 354.
46 Vgl. Straube (1991), S. 15.
47 Ebenso ist der Ausdruck Heckscher-Ohlin-Samuelson-Theorie zu finden (Samuelson hat 1941 die
groben Skizzen von Heckscher-Ohlin formalisiert); vgl. Ethier (1994), S. 139 bzw. Schulte-Mattler
(1988), S. 29f.
48 Koch (1992), S. 108.
knappere Faktor auch relativ teuer ist; es wird somit unterstellt, daß die
relativen Entgelte der Produktionsfaktoren deren relative Häufigkeiten
widerspiegeln. Jedes Land wird daher diejenigen Güter ausführen, bei deren
Produktion derjenige Faktor relativ intensiv verwendet wird, mit dem das Land
relativ reichlich (dies entspricht einem komparativen Vorteil) ausgestattet ist. So
erklärt es sich, warum viele Entwicklungsländer arbeitsintensive Produkte
exportieren, während die Ausfuhr der industrialisierten Länder zum größten Teil
aus kapitalintensiven Erzeugnissen besteht. Den Umkehrschluß in Bezug auf
die Importe eines Landes, nennt man auch das "orthodoxe
Faktorproportionentheorem"49. Die Erklärung dieses Modells für die Richtung
der internationalen Warenströme wurde allerdings von der empirischen
Forschung bereits falsifiziert. Wassily Leontief fand nämlich unter Verwendung
sektoraler Daten heraus, daß der Arbeitsgehalt der US-Importe des Jahres
1947 kleiner ist als der der US-Exporte, und daß das Umgekehrte für den
Kapitalgehalt gilt. Diesen Befund nennt man seitdem Leontief-Paradoxon50.
Die restriktive Annahme der internationalen Faktorimmobilität wird in der
Darstellung von Mundell aufgehoben. Sein Ausgangspunkt ist, daß mittels
Faktorbewegungen vorhandene Handelshindernisse überwunden werden
können51. Bei einem ursprünglichen Faktorpreisausgleich durch Außenhandel
und ohne Handelshemmnisse würde eine Beseitigung der Faktorimmobilität
keine Kapitalbewegung nach sich ziehen, da das Grenzprodukt des Kapitals in
beiden Ländern gleich ist. Bei einer Zollerhebung des Landes A auf das relativ
kapitalintensivere Gut Y, bei dem Land B einen komparativen Vorteil besitzt,
wird im Land A der Preis des Gutes Y relativ zum Gut X steigen, bis über die
infolge
dessen
induzierten
inländischen
Faktorbewegungen
der
Autarkiezustand erreicht ist. Daraufhin wird das höhere Grenzprodukt des
Kapitals im Land A internationale Kapitalwanderungen von Land B nach Land A
auslösen, die so lange andauern, bis die beiden Grenzprodukte in den Ländern
wieder nivelliert sind. Die annahmegemäße Entlohnung der Faktoren nach
ihrem Grenzprodukt bei vollständiger Konkurrenz auf den Gütermärkten52 ergibt
sodann die gleiche Situation wie vor der Einführung eines Zolls.
49 Hesse (1988), S. 376.
50 Eine ausführliche Diskussion über potentielle Ursachen findet sich in: Dieckheuer (1991), S. 65ff.
51 Vgl. Jungmittag (1996), S. 57.
52 D.h. die Kosten bestimmen unmittelbar die Preise.
Faktorbewegungen sind demnach im Modell von Mundell ein vollständiges
Substitut für Außenhandel.
Im Neo-Faktorproportionen-Theorem wird die Bedeutung der Qualität (als
Erweiterung der quantitativen Betrachtung des Heckscher-Ohlin-Modells) der
Produktionsfaktoren und insbesondere des Humankapitals, als Einflußfaktor
auf die komparativen Vorteile hervorgehoben. In diese Gruppe kann auch die
Theorie der technologischen Lücke gezählt werden. Dort wird angenommen,
daß die komparativen Kostenvorteile durch internationale Unterschiede in den
Produktionstechnologien entstehen. Exporte werden so lange stattfinden, wie
zwar bereits eine Nachfrage, aber noch keine Produktion im Ausland existiert.
Der technologische Vorteil wird dann verloren gehen, wenn die Technologie
einer internationalen Standardisierung unterworfen ist. Es sei nun
angenommen, daß Land A bei der Produktion des relativ arbeitsintensiven
Produktes X einen technologischen Vorteil besitzt. Die darauf folgende
vermehrte Produktion und Ausfuhr dieses Gutes führt zu einer Erhöhung der
Löhne, welche wiederum Arbeit von Land B nach Land A wandern läßt, welche
ihrerseits ermöglicht, die Produktion auszudehnen. Dies bedeutet, Exporte des
Landes A werden durch den Zustrom ausländischer Arbeit gefördert.
Entsprechend gilt dieser Prozeß für das Land B, daß das relativ kapitalintensive
Gut Y exportiert. Durch Verknappung und damit Verteuerung des Faktors
Kapital kommt es nun auch zu Kapitaltransfers nach Land B, mit dem Ergebnis,
daß jedes nun reichlicher mit den Faktor ausgestattet ist, den es intensiver zur
Produktion nutzt. Dieser Umstand fügt somit dem anfänglichen Grund für
Außenhandel eine Heckscher-Ohlin-Basis hinzu, die die Richtung des Handels,
der durch unterschiedliche Technologien entstanden ist, verstärkt 53. Exporte
und Faktortransfers stehen hier in einem komplementären Verhältnis. Erst nach
einer Spezialisierung beider Länder würden die Faktorbewegungen eingestellt.
In seinem Aufsatz zeigt Markusen desweiteren, daß ein komplementäres
Verhältnis zwischen Exporten und Kapitalströmen dann besteht, wenn der
Außenhandel nicht auf unterschiedlichen Faktorausstattungen, sondern auf
unvollständiger Konkurrenz, externen Skalenerträgen oder unterschiedlicher
Besteuerung basiert54. Durch Direktinvestitionen im Ausland entsteht eine
53 Vgl. Markusen (1983), S. 345.
54 Vgl. Markusen (1983), S. 347ff.
zusätzliche Grundlage des Handels, so daß gemäß des Rybzinsky-Theorems55
die (Netto-)Exporte nicht kapitalintensiver Sektoren ausgedehnt werden,
während die (Netto-)Exporte kapitalintensiver Sektoren zurückgehen.
2.3.2 Der Ansatz von Corden
Erstmals wurde in dem Ansatz von Corden (1974) versucht, die
Standortentscheidung multinationaler Unternehmen in ein neoklassisches
Außenhandelsmodell zu integrieren. Er geht dabei in der Weise vor, daß er die
Prämissen eines leicht modifizierten Heckscher-Ohlin-Samuelson-Modells
sukzessive aufhebt und die Auswirkungen auf seine Ergebnisse analysiert.
Der Ansatz basiert auf folgenden acht Annahmen:
1. Für alle Länder gelten neoklassische Produktionsfunktionen mit den
Produktions-faktoren
Arbeit, Sachkapital und Humankapital; die
Nachfragebedingungen sind in allen Ländern gleich.
2. Sach- und Humankapital sind international vollkommen mobil innerhalb der
Unternehmung.
3. Die Produktiosfunktionen und die Faktorausstattungen unterliegen keinen
4.
5.
6.
7.
8.
Ver-änderungen im Zeitablauf.
Bei allen Produktionsfunktionen besteht die Möglichkeit steigender
Skalenerträge.
Staatliche Interventionen wie Zölle und Steuern treten nicht auf bzw.
beeinflussen die Standortentscheidung der Unternehmen nicht.
Es existieren keine Transportkosten.
Die Produktionsfunktionen für die jeweiligen Güter sind an allen Standorten
gleich.
An jedem Standort gibt es nur einen immobilen Produktionsfaktor (Arbeit),
der überdies in allen Ländern identisch ist56.
Diese acht Annahmen haben zur Folge, daß sich sowohl die Erträge des
konventionellen Kapitals und des Humankapitals, als auch die Grenzprodukte
der Arbeit innerhalb des Unternehmens an allen Standorten angleichen. Dies
bedeutet gleiche Produktionskosten für alle Niederlassungen.
55 Vgl. Dieckheuer (1991), S. 77ff.
56 Vgl. hierzu Schulte-Mattler (1988), S. 38f bzw. Schoppe (1991), S. 80f.
Bei Aufhebung der Annahme 8. ergeben sich die bekannten Heckscher-OhlinPrämissen; je nach Ausstattung eines Standortes mit den immobilen
Produktionsfaktoren werden in den verschiedenen Ländern unterschiedliche
Güter hergestellt. Diese Güter werden dann jeweils in die anderen Länder
exportiert. Die Spezialisierung beruht hier also allein auf den relativen
Intensitäten der immobilen Faktoren.
Unterstellt man, daß die Produktionsfunktionen zwischen den Standorten
variieren (Aufhebung der Prämisse 7.), so erhält man das aus den Standortund Produktzyklustheorie bekannte Ergebnis, daß das Land mit der
effizientesten Ausstattung mit immobilen Faktoren (Infrastruktur, politische
Rahmenbedingungen, etc.) die international mobilen Ressourcen attrahiert.
Überdies wird dieses Land die Güter exportieren, die bezüglich dieser Faktoren
eine hohe Intensität aufweisen.
Durch die Aufhebung der Annahme 6. werden Transportkosten zugelassen. Da
diese grundsätzlich handelshemmend wirken, wird lokale Produktion gefördert.
Die Standortentscheidung der (multinationalen) Unternehmung hängt nun
hauptsächlich von der Nähe zu großen Märkten ab.
Wird die Annahme 5. aufgehoben und werden mithin staatliche Restriktionen
eingeführt, so hemmen diese, ähnlich wie 6., den Außenhandel und
begünstigen lokale Produktion. Unterschiede in der Besteuerung der Erträge
haben zudem Einfluß auf die Standortwahl.
Entfällt nur die Annahme 4., wird das Unternehmen die Produktion jedes Gutes
in nur einem Land durchführen. "Wenn die zunehmenden Skalenerträge extern
in Bezug auf die einzelnen Produkte, aber intern in bezug auf das
Unternehmen sind und zudem eine räumliche Nähe zur Ausnutzung dieser
Skalenerträge notwendig ist, wird das Unternehmen zur Herstellung der
verschiedenen Produkte nur ein Land als Standort wählen" 57 (dies entspricht
den Agglomerationsvorteilen aus der Standorttheorie Webers 58). Unterschiede
in den Produktionsfunktionen und in der Faktorausstattung an den einzelnen
Standorten führen jedoch zu unterschiedlichen Kostenverläufen. Dieses wirkt
der Tendenz zur Zentralisierung entgegen. Durch zusätzliches Fallenlassen der
Annahmen 5. und 6. kommt der Größe des Marktes am Produktionsstandort
eine entscheidende Bedeutung zu. Die Standorte werden in jenen Ländern
57 Jungmittag (1996), S. 72.
gewählt, die einen großen inländischen Markt aufweisen. Die zunehmenden
economies of scale, die dann quasi als komparativer Vorteil fungieren, machen
es lohnend, die Produktion noch weiter auszudehnen und dieses Produkt trotz
anfallender Transportkosten und/oder Importzölle zu exportieren.
Die Aufhebung der Annahme 3. hat zur Folge, daß sich die
Standortbedingungen im Laufe der Zeit ändern. Die Unternehmen müssen nun
die veränderten Faktorproportionen und veränderten Produktionsfunktionen in
ihr Standortkalkül auf- und eine stetige Reallokation ihrer Ressourcen
vornehmen.
Eingeschränkte Mobilität des Wissens innerhalb eines Unternehmens
(Annahme 2.) bedeutet das Auftreten von Kosten und/oder Zeitverzögerungen
beim Transfer desselben. Daher kann der Export von Gütern auch dann der
Gründung einer Auslandstochter vorgezogen werden, wenn die immobilen
Faktoren im Ausland preiswerter eingesetzt werden können.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß es der Verdienst Cordens ist,
"eine Erklärung internationaler Direktinvestitionen mit der neoklassischen
Außenhandelstheorie
zu
verbinden
und
so
indirekt
auf
die
Substitutionsbeziehung zwischen dem Export von Gütern und der Gründung
ausländischer Tochtergesellschaften hinzuweisen" 59. Die Substitutionalität wird
auf Exporthindernisse wie Transportkosten und Importrestriktionen
zurückgeführt. Schwachpunkte diese Ansatzes sind wohl die Beschränkung auf
die Substitutionsbeziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten, sowie
die Vernachlässigung einer Lizenzvergabe als Umgehung von Handelshemmnissen. Darüber hinaus fehlen, durch die enge Anlehnung an das Faktorproportionentheorem (es wird von vollkommener Konkurrenz ausgegangen),
einige wichtige Elemente der multinationalen Unternehmung, wie z.B. der
typische Fall eines Oligopol oder das Vorliegen spezifischer Vorteile 60.
2.3.3 Der Ansatz von Kojima
Auch im Modell von Kojima (1978) werden die ursprünglichen Annahmen eines
Heckscher-Ohlin-Modells übernommen. Es soll mit dieser Theorie der sog.
58 Vgl. Schätzl (1993), S. 42ff.
59 Stehn (1991), S. 50.
60 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 41.
"japanischen Schule"61 gezeigt werden, daß Direktinvestitionen auch unter
diesen Prämissen sowohl in einem komplementären als auch in einem
substitutiven Verhältnis zum Außenhandel stehen können. Er bezeichnet die
Direktinvestitionen nach ihrer Wirkung entweder als handelsschaffende (tradeoriented)
oder
als
handelszerstörende
(anti-trade-oriented)
Direktinvestitionen62.
Ursprung der Überlegungen ist die Aussage, daß das Modell von Mundell zur
Bestimmung der Wirkungen von Direktinvestitionen ungeeignet sei, da es nur
die internationalen Bewegungen von Geldkapital erfasse. Für Kojima kann
dieses "Geldkapital" nur handelszerstörende Wirkung haben, da sein Fluß nur
den Export kapitalintensiver Güter, durch das relativ reichlich mit Kapital
ausgestattete Land, ersetzt. Handelsschaffende Wirkung entfalten hingegen
die Direktinvestitionen, welche in dem Wirtschaftszweig getätigt werden, bei
dem das investierende Land einen komparativen Nachteil und das Zielland
einen komparativen Vorteil besitzt. Im umgekehrten Fall wären sie
handelszerstörend. Es wird daher gefolgert: "the main role of foreign direct
investment is to transplant superior production technology through training of
labour, management and marketing, from advanced industrial country to lesser
developed countries"63. Der Technologietransfer ist also bei Kojima, anders als
bei Ansätzen die auf firmenspezifischen Vorteilen beruhen, durchaus gewollt
und macht dadurch den Zugriff auf effizientere Technologie im betroffenen
Wirtschaftszweig
des
Ziellandes
möglich.
Wenn
dagegen
die
Direktinvestitionen durch ein Unternehmen des Wirtschaftszweiges erfolgt, der
das Gut herstellt, bei dem ein Land einen komparativen Vorteil besitzt, so tritt
die gleiche Situation ein, wie im Modell von Mundell bei Faktorbewegungen
allgemein: Direktinvestitionen und Außenhandel sind Substitute. Diese o.g.
Gegensätze werden am Beispiel der japanischen und US-amerikanischen
Direktinvestitionen erläutert64. Zur Zeit der Entstehung dieses Ansatzes wurden
von japanischen Firmen rohstoff- und lohnkostenorientierte Direktinvestitionen
vor allem in den Entwicklungsländern des asiatischen Raumes getätigt. Die
nicht vorhandenen Rohstoffe Japans machen Direktinvestitionen in diesem
61 Bellack (1993), S. 77.
62 Vgl. Jungmittag (1996), S. 74.
63 Kojima (1978), S. 125, in: Jungmittag (1996), S. 74.
64 Vgl. zu folgenden Ausführungen Schoppe (1991), S. 76-77.
Sektor notwendig und fördern gleichzeitig die Rohstoffimporte. Durch den
dadurch
erfolgten
Technologietransfer
wird
im
Zielland
eine
Produktivitätssteigerung sowie eine vertikale Spezialisierung auf den
komparativen Vorteil des jeweiligen Landes, d.h. zwischen Rohstoffgewinnung
und -verarbeitung, erzielt. Die Verbilligung und Zunahme der Importe führt
demnach zu einer Ausweitung des Handels, der beiden Ländern
Wohlfahrtseffekte sichert.
Lohnkostenorientierte Direktinvestitionen der japanischen Textilindustrie führen
ebenso zu einer Verstärkung der komparativen Vorteile der beteiligten Länder.
Durch die gestiegenen Arbeitskosten in Japan erfolgt dadurch der notwendige
Strukturwandel hin zur Produktion technologie- und kapitalintensiver Güter. Die
Entwicklungsländer können gleichfalls ihren komparativen Vorteil der billigen
Arbeitskräfte nutzen und bekommen zudem einen, durch den Wissenstransfer
der Direktinvestitionen ausgelösten, Wettbewerbsfähigkeitsschub auf den
Weltmärkten.
Amerikanische Direktinvestitionen sind dagegen nicht handelsorientiert. Durch
die Ausrichtung auf kapital- und technolgieintensive Branchen, also in
Bereichen, in denen die USA komparative Vorteile aufweisen, findet aus o.g.
Gründen eine Exportsubstitution statt. Amerikanische multinationale
Unternehmen sind überwiegend auf innovativen oligopolistischen Märkten tätig,
ihr Investitionsverhalten ist demzufolge auch das Ergebnis oligopolistischer
Verhaltensweisen (Marktanteilssicherung, Sicherung des Zugangs zu
Rohstoffquellen sowie Ausnutzung monopolistischer Vorteile). Dadurch kommt
es auch zu weniger Lern- und Beschäftigungseffekten im Empfängerland als im
japanischen Modell. Da Direktinvestitionen in stagnierenden inländischen
Branchen65 ausbleiben, müssen diese Industrien überdies durch
protektionistische Maßnahmen geschützt werden.
Das statische Konzept der komparativen Kosten wird damit in Kojimas Modell
durch das dynamische Konzept der komparativen Vorteile eines Landes in der
Verbesserung der Produktivität ergänzt. Diese trägt dazu bei, daß
Unternehmen ihre, durch die Veränderung der Struktur der komparativen
Kosten eingeschränkte, Wettbewerbsfähigkeit über Direktinvestitionen
wiedererlangen. Voraussetzung für das Modell der handelschaffenden
65 Gemeint sind z.B. Textilien, Stahl oder landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Direktinvestitionen Kojimas ist eine unterschiedliche Produktivitätsrate der
beteiligten Volkswirtschaften. Damit können sektorale Unterschiede bei den
komparativen
Vorteilen,
welche
zu
Technologietransfer
führen,
Wohlfahrtseffekte verursachen. In dem Ausmaß wie Handel durch
Direktinvestitionen substituiert wird (amerikanischer Typ), findet eine
Wohlfahrtsminderung statt. Hieraus wird von Kojima ein Konflikt zwischen der
privaten und der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt abgeleitet, da
mikroökonomisch eine handelszerstörende Direktinvestition sehr wohl profitabel
sein kann. "Dieser trade-off zwischen einzel- und gesamtwirtschaftlicher
Rationalität wurde als das zentrale Element aller Effekte ermittelt" 66. Als positiv
ist außerdem zu bewerten, daß Kojima ansatzweise Motive, aus denen heraus
Direktinvestitionen getätigt werden, aufführt. „Das Motiv für die Direktinvestition
bestimmt weitgehend durch die Festlegung der wahrscheinlichsten Alternative
die Wirkung der Direktinvestition...auf den Export: Marktsicherung oder geringe
Arbeitskosten und Reexport bzw. -import haben unterschiedliche
Auswirkungen...“67. So wird den beschaffungsorientirenten Motiven für
Direktinvestitionen keine exportsubstituierende Wirkung zugesprochen; sie
dienen vielmehr der Sicherung der langfristigen Rohstoffversorgung68 und damit
der Sicherstellung der Produktion im Inland. Das Motiv der Auslandsinvestition
zur Erschließung und Ausweitung ausländischer Exportmärkte wird ebenso als
exportstützend angesehen und steht damit in komplementärer Beziehung zu
den Exporten. Im Gegensatz zu o.g. offensiven, werden den aus defensiven
Motiven heraus vorgenommenen Direktinvestitionen, eher handelsersetzende
Wirkungen zugesprochen. Bei defensiven Motiven handelt es sich um die
Verteidigung von Marktanteile, die wegen zunehmenden Protektionismusrisiken
vorgenommen werden69.
Mit seinen dualistischen nationalen Zuordnungen der Arten von
Direktinvestitionen verläßt Kojima allerdings oftmals die positive
Argumentationsebene und wechselt zu einer normativen. Auch finden in
seinem Modell, welches den Anspruch eines makroökonomischen
Erklärungswertes erhebt, japanische Direktinvestitionen in Europa und US66 Bellack (1993), S. 85.
67 Bellack (1993), S.131.
68 Vgl. Beyfuß / Kitterer (1990), S. 19.
69 Vgl. Wilhelm (1996), S. 38.
amerikanischen
Direktinvestitionen
in
Entwicklungsländer
keine
Berücksichtigung. Ebensowenig führt Kojima den zwischen Industrieländern
häufig vorkommenden Typus intraindustrieller Direktinvestitionen an 70. Der
normative Ansatz des Modells wird in der Literatur relativ kritische bewertet; der
theoretische Gehalt, besonders seine Integration in das Heckscher-OhlinModell, wird dagegen überwiegend gelobt71.
2.4 Die
Synthese
von
firmen-
und
außenhandelstheoretischen
Erklärungsansätzen
Die bisher vorgestellten Theorien konnten alle einen gewissen
Erklärungsbeitrag zum Verhältnis von Direktinvestitionen und Außenhandel
leisten, blieben in ihrem Charakter aber nur partialanalytisch. In den auf
firmenspezifischen und internalisierungsspezifischen Vorteil aufbauenden
Theorien konnte erläutert werden, warum sich multinationale Unternehmen auf
ausländischen
Märkten
durchsetzen
können,
während
die
außenhandelstheoretischen Ansätze in erster Linie klären, welche
Produktionsstandorte gewählt werden und welche Determinanten den Umfang
und die Struktur der internationalen Produktion bestimmen. Es liegt insofern
nahe, diese drei Ansätze zu einer neuen und umfassenden Theorie zu
vereinigen. Dies geschieht durch die von Dunning Ende der siebziger Jahre
entwickelte eklektische Theorie der Direktinvestition und stellt damit eine
Integration der drei bis dahin vorherrschenden Partialtheorien dar. Dieses wird
im folgenden vorgestellt. Im Anschluß wird das, in der Weltwirtschaft häufig
beobachtbare
Phänomen
des Einflusses der Wechselkurse
auf
Direktinvestitionen und Außenhandel, als Erweiterung des eklektischen
Ansatzes, kurz dargestellt.
70 Vgl. Michalski (1995), S. 117.
71 Vgl. Jungmittag (1996), S. 78.
2.4.1 Der eklektische Ansatz von Dunning
Dunning benützt den Begriff eklektisch aus drei Gründen. Erstens sind alle drei
Strömungen der Dirtektinvestitionstheorien berücksichtigt, zweitens kann er alle
Typen von Direktinvestitionen erklären und drittens wird auf alle Möglichkeiten
von Unternehmen zur Auslandsmarktbearbeitung eingegangen 72. Dies ist
neben des Direktinvestitionen und den Exporten auch noch die Lizenzvergabe.
2.4.1.1 Das OLI-Paradigma
Die Kernthese des ekelektischen Ansatzes, auch OLI-Ansatz genannt, lautet,
daß ein Unternehmen eine Direktinvestition tätigt wenn folgende drei
Bedingungen erfüllt sind73:
1) Die notwendige Voraussetzung für die Fähigkeit eines Unternehmens
Direktinvestitionen
durchzuführen,
ist
der
Besitz
eines
eigentümerspezifischen Wettbewerbsvorteils (=ownership advantage)
gegenüber Unternehmen anderer Nationalität, bei der Bedienung
ausländischer Märkte. Bei diesen eigentümer- oder auch firmenspezifischen
Vorteilen handelt es sich um bestimmte immaterielle Güter, zum Beispiel
gewerbliche Schutzrechte oder besondere kaufmännische oder technische
Kenntnisse und Fähigkeiten (O-Vorteile).
2) Liegen derartige eigentümerspezifischen Wettbewerbsvorteile vor, so muß
es für das betreffende Unternehmen im Sinne der Internalisiserungstheorie
profitabler sein, diese Vorteile selber zu nutzen, das heißt die
Verfügungsrechte daran durch eine Ausdehung der eigenen Aktivitäten zu
internalisieren, als die Externalisierung über Märkte in Form von
Zulieferbeziehungen, Patent- und Lizenzvergabe, Kooperationen und
ähnliche zu suchen (I-Vorteile).
3) Sind die Bedingungen 1) und 2) gegeben, so muß es wiederum lohnend für
das Unternehmen sein, seine internalisierten Eigentümervorteile in
Verbindung mit wenigstens einem Produktionsfaktor außerhalb der
heimischen Volkswirtschaft zu nutzen, da sonst keine Direktinvestitionen
72 Vgl. Jungmittag (1996), S. 79.
73 Vgl. Schoppe (1991), S. 140-147.
durchgeführt werden würden und ausländische Märkte nur durch Exporte
beliefert werden würden (L-Vorteile).
Dunning operationalisiert diese Thesen durch einen dreiteiligen Katalog 74 von
Bestimmungsfaktoren, von denen hier die standortspezifischen Vorteile
genannt werden (die firmen- und internalisierungsspezifischen wurden in den
vorherigen Punkten genannt). Standortspezifische Vorteile führen dazu, daß ein
Unternehmen seine firmenspezifischen Vorteile, deren Internalisierung
profitabel ist, in der Auslandsproduktion verwertet. Die Vorteile eines
Standortes sind von Dunning weit gefaßt. Es sind z.B. die Verteilung von
Ressourcen und Märkten im Raum, Preise, Qualität und Produktivität der
Inputs,
Transportund
Kommunikationskosten,
Handelshemmnisse,
Steuertarife, Investitionsklima usw.75. Desweiteren unterscheidet Dunning seine
Vorteilsausprägungen nach Land (Empfänger- oder Geberland von
Direktinvestitionen), Wirtschaftszweig und einzelnen Unternehmen.
Durch die Kombination der Ausprägungen der verschiedenen Vorteilsarten ist
man schließlich in der Lage die Form des Auslandsengagements einer
Unternehmung zu erklären. Dies ist durch die Entscheidungsmatrix in Abb. 2
dargestellt.
Abb. 2: Entscheidungsmatrix für die Auslandsmarktbearbeitung
Marktbearbeitungsmöglichkeiten
firmenspezifisch
Vorteile
internalisierungsbedingt standortspezifisch
Direktinvestitionen
ja
ja
ja
Exporte
ja
ja
nein
Lizenzvergabe
ja
nein
nein
Quelle: Schoppe (1991), S. 147.
Es zeigt sich, daß Lizenzvergaben oder andere Vertragslösungen im Ausland
nur aufgrund des Vorhandenseins von firmenspezifischen Vorteilen sinnvoll
sind. Denkbar ist dies bei der Entwicklung von neuen Produkten oder bei
Produktdifferenzierungen. Exporte sind nach dieser Matrix dann profitabel,
wenn zusätzlich noch Internalisierungsvorteile existieren. Sind die beiden
74 Vgl. Auszüge daraus in Schoppe (1991), S. 140-147.
erstgenannten Vorteile notwendige Bedingungen, so kommt mit dem
standortspezifischen Vorteil eine hinreichende Bedingung hinzu, um die
Produktion ins Ausland zu verlagern, m.a.W. es werden Direktinvestitionen
getätigt und damit Exporte substituiert.
"Dunnings Verdienst ist es zweifelsohne, die eingeschränkte Aussagekraft der
drei partialanalytischen Ansätze durch ihre systematische Verknüpfung zu einer
neuen Theorie vergrößert zu haben" 76. Kritisiert wird allerdings an dieser
Theorie zum einen das Fehlen der dynamischen Komponente und zum
anderen, daß sie eigentlich nur einen Katalog möglicher Faktoren repräsentiert,
auf die das Entstehen von Direktinvestitionen zurückgeführt werden kann. Eine
Theorie sollte jedoch allgemeingültig sein und universell gültige Aussagen
darüber treffen, bei welcher Konstellation der Determinanten, welche Wirkung
eintritt. Aussagen dieser Art finden sich in der eklektischen Theorie nicht.
Dunning selbst bezeichnet daher in einer neueren Veröffentlichung die
eklektische Theorie als 'eklektisches Paradigma'77. Desweiteren nimmt er
Stellung zur Entwicklung des Verhältnisses von Direktinvestitionen und
Außenhandel78. In einer frühen Phase der wirtschaftlichen Entwicklung sind
dabei für ihn die beiden Internationalisierungsmethoden zueinander
komplementär, da sie von Faktorausstattungsvorteilen herrühren. Dies ist der
Kontext der handelsschaffenden Direktinvestitionen Kojimas, die, besonders in
ressourcenintensiven Sektoren, ausgelöst durch den L-Vorteil (s.o.) des
Herkunfts- und Empfängerlandes, getätigt werden. Im Laufe der
Industrialisierung einer Volkswirtschaft ändert sich allerdings die Struktur von
Direktinvestitionen und Außenhandel. Durch die zunehmende globale
Ausrichtung der Wertschöpfungskette von multinationalen Unternehmen,
verändert sich der Grund internationalen Handel zu betreiben, von der
ursprünglichen Faktorausstattungsintensität in Richtung „created countryspecific assets and capabilities, demand characteristics and actions taken by
governments“79. Dieses strategische global-sourcing der Unternehmen hat
charakteristische
Folgen
für den
Außenhandel. Während früher
75 Vgl. United Nations (1996), S. 78.
76 Schoppe (1991), S. 147.
77 Vgl. Michalski (1995), S. 87.
78 Vgl. Dunning (1994), S. 412f.
79 Dunning (1994), S. 412.
Produktdifferenzierung oder economies of scale Handelsgrundlagen waren,
beeinflußt die Direktinvestitionstätigkeit heutzutage den Handel nur insofern, als
daß sie zu weiteren Rationalisierungen innerhalb eines Unternehmens
und/oder der Aufwertung des L-Vorteils von Regionen führt. Diese dynamische
Betrachtungsweise wird auch von Bellack geteilt. Für ihn hängt die durch
Direktinvestitionen induzierte Exporttätigkeit wesentlich von der Bestandsdauer
derselben ab. Während kurz nach der Tätigung einer Auslandsinvestition
Vorleistungen
der
inländischen
Mutter
sehr
hohe
Anteile
am
Gesamtinvestitionsvolumen erreichen können, kommt es mit zunehmender
Bestandsdauer i.d.R. zu einer Verringerung der Exporte, wobei auch schließlich
ein Importüberschuß der Muttergesellschaft erreicht werden kann.
2.4.1.2 Mehrproduktunternehmen und Integration
Mit den ursprünglichen Grundannahmen des ekletischen Ansatzes lassen sich
im Prinzip nur substitutionale Beziehungen zwischen Exporten und
Direktinvestitionen erklären, da beide alternative Möglichkeiten zur
Auslandsmarktbearbeitung darstellen. Durch die Annahme ein Unternehmen
stelle verschiedene Produkte her oder produziere in mehreren Stufen, können
jedoch auch komplementäre Beziehungen erklärt werden 80. Ein möglicher Fall
ist, daß ein Unternehmen im Land A n unterschiedliche Produkte herstellt.
Desweiteren sind im Land A die Produktionskosten für die Produkte 1, 2, ..., i
und die Marketingkosten für den Export zusammen geringer als die
entsprechenden Produktionskosten im Land B; die Produktionskosten für die
Produkte i+1, ..., n sind hingegen im Land B geringer. Das Unternehmen wird
sich daraufhin entscheiden, die Produkte 1, 2, .., i zu exportieren und sich bei
den Produkten i+1, ...n auf den Absatz auf dem inländischen Markt
beschränken, weil diese Produkte im Ausland nicht konkurrenzfähig sind 81. Bei
der Entscheidung zur Direktinvestition bzw. Auslandsproduktion der Produkte
i+1, ...n im Land B würden, aufgrund der vorher fehlenden Konkurrenzfähigkeit,
keine Exporte substituiert werden. Unter Umständen verändern sich dadurch
aber auch die Exportmöglichkeiten für die Produkte aus der Gruppe i+1,..., n,
80 Zur nachfolgenden Argumentation vgl. Jungmittag (1996), S. 81-82.
81 Dies setzt voraus, daß das inländische Unternehmen über keinen geschützten monopolistischen Vorteil
bei den Produkten i+1, ..., n verfügt.
weil jetzt das Unternehmen eine gewisse Martkpräsenz im Land B innnehat, die
die für den Export notwendigen Marketingkosten in allen Produktgruppen
verringern würde. Es käme damit zu einer komplementären Beziehung
zwischen Exporten und Direktinvestitionen, da mehr Produkte exportierbar
wären.
Ist die Produktion mehrstufig, kann es ebenso zu komplementären
Entwicklungen
kommen.
Es
sei
angenommen,
daß
die
Gesamtproduktionskosten eines Produktes im Land A höher sind als im Land
B, einzelne Produktionsschritte allerdings in Land A geringere Kosten
verursachen. Bei dieser Konstellation ist es ökonomisch sinnvoller, eine
vertikale Integration anzustreben, einzelne Fertigungsstufen im Land A zu
belassen und im Land B die Zwischenprodukte zu importieren, um damit das
Endprodukt herzustellen. Die Vornahme einer Direktinvestition im Land B
würde bewirken, daß Produkte, die vorher nicht exportfähig waren, nun bei
gleichzeitiger Erhöhung des Exportvolumens des Landes A im Ausland
abgesetzt werden.
2.4.2 Die Bedeutung der Wechselkurse
Im Gegensatz zu nationalen Transaktionen ist bei Zahlungen oder
Übertragungen im internationalen Rahmen das Verhältnis der Währungen
zweier Länder von Bedeutung. Hierzu gilt, daß der in Inlandswährung
ausgedrückte Preis für eine Einheit einer ausländischen Währung dem
Devisenkurs entspricht, der Kehrwert dessen ist hingegen der Wechselkurs 82.
Wenn eine inländische Unternehmung sowohl die Möglichkeit der
Direktinvestition als auch die des Exports zur ausländischen Martkbearbeitung
hat, wird es unter Einfluß von Wechselkursänderungen die jeweils profitablere
Alternative wählen. Bei einer realen Aufwertung83 der ausländischen Währung
wird das Unternehmen, aufgrund der relativen Verbilligung ihrer Exporte im
Ausland und der dadurch erhöhten Wettbewerbsfähigkeit, die Exportalternative
wählen. Bei einer Abwertung der ausländischen Währung werden
Direktinvestitionen relativ begünstigt. Bei einer Beeinflussung der relativen
82 Vgl. Dieckheuer (1991), S. 318.
83 Hier wird der reale Wechselkurs verwendet, da Veränderungen des nominalen Wechselkurs den realen
Sektor einer Volkswirtschaft nicht beeinflussen.
Preise des Inputs der Länder durch eine Veränderung der Wechselkurse, findet
bei einer Abwertung des Inlandes so lange eine Begünstigung der Exporte statt
wie, gemessen in inländischer Währung, die gesamten in ausländischer
Währung anfallenden Kosten und der durch die Abwertung bedingte Anstieg
der in der Währung des Inlandes bewerteten Kosten bei der
Auslandsproduktion größer sind als die gesamten Produktionskosten für den
Export vermindert um die durch die Abwertung bedingte Abnahme in der
Währung des Auslandes bewerteten Kosten bei der Auslandsproduktion. Die
Auswirkung einer Abwertung im Inland wird um so niedriger sein, je
geschlossener diese Volkswirtschaft ist, und je elastischer die inländische
Nachfrage nach, und das Angebot von Gütern ist 84.
Bei festen Wechselkursen kann das Phänomen der andauernden Über- oder
Unterbewertung von Währungen auftreten und dadurch, bei Unterbewertung,
als Exportsubventionierung wirken85. Ebenso können Direktinvestitionen bei
andauernder Überbewertung oder aprupter starker Aufwertung einer Währung
und daraus resultierender nachlassender Wettbewerbsfähigkeit für die
betroffenen Industrien den einzig profitablen Weg zur Erhaltung ihrer Märkte
bedeuten86. Von kurzfristig angelegten Wechselkursschwankungen in flexiblen
Wechselkurssystemen sind Direktinvestitionen dagegen nicht betroffen, da sie
als
langfristiger
Kapitalverkehr
gelten87
und
eher
langfristigen
Unternehmenszielen untergeordnet sind.
2.5 Direktinvestitionen
allgemeinen
und Außenhandel im
Gleichgewichtsmodell
von
Helpman und Krugman
Mit Hilfe der allgemeinen Gleichgewichtsmodelle ist es möglich, systematisch
eine Beziehung zwischen der Theorie der internationalen Direktinvestitionen,
der reinen Außenhandelstheorie und der Theorie der multinationalen
84 Vgl. Jungmittag (1996), S. 92-93.
85 Dies war z.B. unter dem Bretton-Woods-System bis 1973 für die DM gegenüber dem US-Dollar der
Fall.
86 Vgl. Kersch (1987), S. 78.
87 Siehe Deutsche Bundesbank (1990), S. 80.
Unternehmen herzustellen88. Denn "die Untersuchung der Auswirkungen von
Auslandsinvestitionen multinationaler Unternehmen auf den Außenhandel muß
neben den direkten Effekten, (...), auch indirekte Effekte zunehmender
Internationalisierung auf die Produkt- und Faktormärkte sowie auf den
Außenhandel in anderen Sektoren beachten" 89. Dies geschieht im Modell von
Helpman / Krugman von 199090.
Das Modell basiert auf zwei wesentlichen Prämissen; zum einen wird die
Existenz von multinationalen Unternehmen auf unternehmensspezifische
Wettbewerbsvorteile zurückgeführt. Andererseits wird Produktdifferenzierung
und die Möglichkeit steigender Skalenerträge bei der Produktion zugelassen 91.
Zudem wird angenommen, daß ein multinationales Unternehmen die
Produktion von Zwischenprodukten, die Bereitstellung des Headquarterservice
und firmenspezifischer Assets an einem Standort konzentriert, aber
Standortvorteile anderer Länder bei der Herstellung der Endprodukte durch
Errichtung von Tochterbetrieben (horizontale Integration) für sich nutzen kann 92.
Anders als beim traditionellen Zwei-Länder-Zwei-Güter-Fall wird hier
angenommen, daß, im Gegensatz zum homogenen Gut Y, nur Gut X ein
differenziertes Produkt ist. Bei der Produktion des Gutes X wird neben den
Faktoren Arbeit (L) und Kapital (K) noch ein weiterer Produktionsfaktor benötigt:
firmenspezifisches Vermögen (F), das aufgrund firmenspezifischer Vorteile
entsteht. Die gesamten Kosten für die Produktion des Gutes X ergeben sich
zum einen aus den fixen und variablen Kosten, die bei der Produktion von x
Einheiten des Gutes X unter Einsatz von f Einheiten von F anfallen 93. Zudem
wird eine Produktionsfunktion mit steigenden Skalenerträgen unterstellt. Die
andere Kostenkomponente entsteht unmittelbar bei der Herstellung des
firmenspezifischen Vermögens94. Die Gesamtkostenfunktion einer inländischen
Unternehmung lautet damit:
88 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 4.
89 Pfaffermayr (1996a), S. 107.
90 Ursprünglich von Helpman (1984) konzipiert, wurde es von Helpman / Krugman (1985) und Helpman /
Krugman (1990) weiterentwickelt; vgl. Pfaffermayr (1996a), S. 107 oder Jungmittag (1996), S. 97.
91 Dies entspricht im weiteren Gut X; Gut Y dagegen wird als homogen betrachtet.
92 Vgl. Jungmittag (1996), S. 97.
93 Kp (wL, wK, f, x)
94 KF (wL, wK, f)
K (wL, wK, f, x) = minf Kp (wL, wK, f, x) + KF (wL, wK, f)95.
Als Ausgangspunkt zur Darstellung vieler außenhandelstheoretischer
Fragestellungen dient die sog. Faktorausstattungsbox96. Über ihre Konstruktion
können Aussagen in Bezug auf die Außenhandelsstruktur, die Allokation der
Ressourcen, die relativen Faktorausstattungsunterschiede usw. in einem
allgemeinen Außenhandelsgleichgewicht gemacht werden. In Abb. 3 stellt das
Parallelogramm OQO*Q* den Bereich des Faktorpreisausgleiches im üblichen
Heckscher-Ohlin-Modell dar. Die Vektoren OQ und O*Q* geben den 'weltweit'
verfügbaren Faktoreinsatz in dem Wirtschaftszweig an, der das Gut X herstellt,
während die Vektoren OQ* und O*Q den Faktoreinsatz des Wirtschaftszweiges
angeben, der das Gut Y herstellt97. Bei gegebenen Faktorausstattungen der
beiden beteiligten Länder führen Allokationen der Faktoren Arbeit (L) und
Kapital (K) in diesem Bereich über den Außenhandel zu Faktorpreisausgleich.
Der Punkt E ist der Faktorausstattungspunkt der die kostenminimierende
Produktionsstruktur (Px Py) determiniert, dies bedeutet, die Ausbringungsmenge
des Gutes X im Inland wird durch den Vektor OP x und die ausländische durch
PxQ angegeben. Die Weltproduktion entspricht dann OQ 98. Das
Faktoreinkommen bestimmt den Konsumpunkt C und damit die Konsumstruktur
(Cx, Cy)99. Die Produktionstruktur zusammen mit der Konsumstruktur ergeben
den sich einstellenden Außenhandel. Da in Abb. 3 die Produktion größer als
der Konsum ist, exportiert das Inland das Gut X (das kapitalintensiver in der
Produktion ist100) in dem Ausmaß PxCy. Umgekehrt wird es Nettoimporteur des
weniger kapitalintensiven Gutes Y sein.
Abb. 3: Faktorausstattungsbox ohne multinationale Unternehmen
95 Vgl. auch Broll (1990), S. 75.
96 Zur Erklärung der Faktorausstattungsbox vgl. z.B. Rose / Sauernheimer (1995), S. 391ff. bzw. Broll
(1990), S. 69ff.
97 Das Ausland ist durch den Zusatz "*" gekennzeichnet.
98 Analog entspricht 0Q* der Weltproduktion des Gutes Y, mit der inländischen Ausbringungsmenge 0P y
bzw. der ausländischen PyQ*; vgl. Jungmittag (1996), S. 102.
99 Annahmegemäß entstammt das gesamte Einkommen aus den Faktorentlohnungen und wird durch die
Gerade BB*, die mit der relativen Steigung -wL / wK durch den Punkt E verläuft, abgebildet. Zur
mathematischen Herleitung der Prämissen zum Konsum und der Konsumstruktur, vgl. Pfaffermayr
(1996a), S. 108ff.
100 Überdies ist ersichtlich, daß das Inland das kapitalreichere Land ist da K / L größer als K* / L* ist.
L*
O*
Q
B
K
E
Px
Cx
Z
Q*
O
Py
C
K*
wL/wK B*
Cy
L
Quelle: Jungmittag (1996), S. 101.
Außer der o.g. Marktstruktur determinieren noch die relative Faktorausstattung
und
die
relative
Ländergröße
(ausgedrückt
in
Einheiten
des
Bruttosozialproduktes)
die
Außenhandelsverflechtung.
In
der
Faktorausstattungsbox besteht im Punkt E beispielsweise, aufgrund des
Faktorpreisausgleiches, kein Anreiz Zweigniederlassungen im jeweils anderen
Land zu gründen. Zugleich gilt, daß das Inland im Vergleich zum Ausland relativ
klein ist, wenn der Einkommensanteil s = BSP / BSP* als Indikator für die
Ländergröße herangezogen wird101. Für das Außenhandelsvolumen ergibt sich
dann folgende Größe:
HV = 2s*pxn102
Hieraus wird deutlich, daß das Inland nur differenzierte Produkte exportiert.
Weiterhin läßt sich aus Abb. 3 entnehmen, daß mögliche Ausstattungspunkte
auf Linien, die parallel zur Linie OO* sind, stets eine feste Größe von n
101 Vgl. Broll (1990), S. 73.
102 In einem Zwei-Länder-Modell mit ausgelichener Leistungsbilanz entspricht das Handelsvolumen
immer dem Zweifachen des Exportes eines Landes; p entspricht hierbei dem Preis, x der gehandelten
Einheiten und n stellt die Anzahl der differenzierten Produkte dar, vgl. Broll (1990), S. 73.
implizieren. Aufgrund der Gleichung zum Außenhandelsvolumen gilt dann,
wenn n gegeben ist (bei gleichzeitigen festen Größen von p und x), daß sich
das Handelsvolumen HV erhöht, wenn der ausländische Einkommensanteil s*
zunimmt. Bei konstanten s* kann die Anzahl der differenzierten Produkte bzw.
der inländischen Unternehmen n variiert werden. Die Anzahl der im Inland
hergestellten
Produkte
n
nimmt
mit
den
relativen
Faktorausstattungsunterschieden zu; damit steigt auch das Handelsvolumen.
Würde der Faktorausstattungspunkt E auf OO* liegen, entspräche der Anteil
der differenzierten Produkte am gesamten differenzierten Güterangebot (für
das Inland n / (n+n*)) dem Einkommensanteil s. Demnach gilt für das Inland n /
(n+n*) = s bzw. n = snw103. Bei Einsetzen der letzteren Gleichung in die
Außenhandelsvolumengleichung ergibt sich für Faktoraustattungspunkte auf
der Hauptdiagonalen OO*: HV = 2s*spxnw. Je ähnlicher die beiden
Volkswirtschaften sind, d.h. je ähnlicher die Einkommensanteile s und s* sind,
desto größer ist das Handelsvolumen. Ein maximales Handelsvolumen ergibt
sich für den Fall s = s* (Faktorausstattungspunkt Z in Abb. 3), wenn beide
Ökonomien gleich groß sind.
Da o.g. firmenspezifisches Vermögen F international mobil ist, kommt es in
dem monopolistischen Wirtschaftszweig, der das Gut X herstellt, aufgrund
unterschiedlicher Faktorpreise im In- und Ausland zur Standortspaltung bzw.
Multinationalisierung. Dies bedeutet, ein inländisches Unternehmen wird seine
Zentrale, die das firmenspezifische Vermögen F als Input zur Verfügung stellt,
im Inland belassen und die entsprechende Produktion in das Ausland
verlagern. Annahmegemäß wird der firmenspezifische Faktor in dem Umfang
produziert, daß sich (marginaler) Kostenzuwachs und (marginale)
Kostenersparnis
ausgleichen104.
In
der
Faktorausstattungsbox
mit
multinationalen Unternehmen (Abb. 4) wird der Faktoreinsatzvektor OQ für den
Wirtschaftszweig X in zwei einzelne Vektoren untergliedert. OD gibt den
Faktoreinsatz des firmenspezifischen Vermögens an, während DQ die
eigentliche Produktion darstellt. Bei freier Handelbarkeit des Faktors F käme es
103 mit nw = n+n*, vgl. dazu Broll (1990), S. 74.
104 Dies entspricht einer Kostenminimierung für die Unternehmen. Da im Modell von Helpman / Krugman
die Gleichgewichtsbedingungen für die Faktorentlohnungen und der Ausbringungsmenge implizit
gegeben sind, kann mittels der Grenzkostenbedingung die Gleichgewichtsmenge des einzusetzenden
Faktors F bestimmt werden. Daraufhin können die Faktoreinsatzmengen im In- und Ausland ermittelt
werden; zur genaueren Herleitung vgl. Jungmittag (1996), S. 97-104.
in der Fläche ODQO*D*Q* zu einem Faktorpreisausgleich. Aufgrund der hohen
Spezifität von F, kommt es jedoch nur in den Flächen ODQ und O*D*Q* zu
einem Ausgleich der Faktorpreise. Wenn alle Ressourcen des Inlandes zur
Produktion des Gutes X eingesetzt werden, repräsentiert der Vektor EE m die
Faktormengen, die das Inland direkt im Ausland einsetzt und der Punkt E m stellt
"das sich ergebende Weltgleichgewicht der integrierten Wirtschaft"105 dar. Bei
weiterer Aufgliederung des Faktoreinsatzes läßt sich der Vektor OE F als
Herstellung bzw. Bereitstellung des firmenspezifischen Vermögens beschreiben
und EFE als eigentliche Produktion von Gut X im Inland. Ferner läßt sich aus
Abb. 4 , auf die gleiche Weise wie aus Abb. 3 ersehen, wie sich Exporte und
Importe der Länder verhalten106.
Abb. 4: Faktoraustattungsbox mit multinationalen Unternehmen
L*
O*
Q
B
K
E
E1
D
Em
E2
EF
Px
Cx
C
D*
Q*
O
K*
wL/wK B*
Cy
L
Quelle: Jungmittag (1996), S. 104.
105 Jungmittag (1996), S. 105; wobei E m als Schnittpunkt zwischen OQ und einer Parallelen zu DQ
konstruiert wird.
106 Zur Konstruktion von Cx, Py und Cy in Abb. 4 siehe Jungmittag (1996), S. 106.
Eine weitere Besonderheit an diesem Modell ist, daß es IntraUnternehmenshandel erklären kann. Im Ansatz von Helpman / Krugman
exportiert die inländische Muttergesellschaft den firmenspezifischen
Produktionsfaktor, so daß die ausländische Tochter die Produktion des
differenzierten Gutes X vornehmen kann. Der Wert der Exporte, der innerhalb
einer multinationalen Unternehmung erfolgt, beträgt
kF = (wLaLF + wKaKF)f 107.
Dementsprechend ergibt sich bei  multinationalen Unternehmen ein gesamtwirtschaftlicher Intra-Unternehmenshandel in Höhe von
kF = (wLaLF + wKaKF)f 108
Da Gewinne annahmegemäß ausgeschlossen sind, entspricht der IntraUnternehmenshandel dem Wert der Herstellungskosten des firmenspezifischen
Faktors F. Der Anteil des Intra-Unternehmenshandel am gesamten
Außenhandelsvolumen beträgt109
S = kF / 2 (s*px (n-) + KF
wobei deutlich wird, daß mit zunehmenden Unterschieden der relativen
Faktorausstattung der Intra-Unternehmenshandel zunimmt (wobei der
Einkommensanteil s* unverändert bleibt). Der Güter- und Leistungsaustausch
ist also um so größer innerhalb multinationaler Unternehmen, je größer die
Unterschiede in den relativen Faktorausstattungen des In- und Auslandes sind.
Man kann nun anhand eines Beispiels den Zusammenhang von
Direktinvestitionen und Außenhandel im Modell von Helpman / Krugman
darlegen. Im Punkt E1 sind multinationale Unternehmen mit dem
entsprechenden Intra-Unternehmenshandel kF. Der Faktoraustattungspunkt
E2 hingegen bedingt Faktorpreisausgleich ohne multinationale Unternehmen.
Im Punkt E1 beträgt das Handelsvolumen
HV = 2EX = 2(s* pxM + kF)110
mit M = n - , der effektiv im Inland hergestellten Güter. Mit der Existenz
multinationaler Unternehmen muß zwischen dem Bruttoinalndsprodukt (BIP)
und dem Bruttosozialprodukt (BSP) des jeweiligen Landes unterschieden
107 k entspricht den Stückkosten, a ist der Faktorverbrauchskoeffizient, vgl. dazu Broll (1990), S. 77.
108 Vgl. Jungmittag (1996), S. 106.
109 Zur mathematischen Herleitung siehe Jungmittag (1996), S. 111.
110 Vgl. Broll (1990), S. 79.
werden. Das Bruttosozialprodukt des Inlandes beträgt BSP = BSP + k F. Bei
Berücksichtigung im Handelsvolumen ergibt sich
HV = 2(ss*BSPw + kF)
Dabei gilt BSPw = BSP + BSP*. Im Faktorausstattungspunkt E 2 beträgt das
Handelsvolumen im Gleichgewicht
HV = 2EX = 2s*pxM = 2s*BSPw
wobei pxM dem Wert des inländischen Bruttosozialproduktes darstellt, da in E 2
die inländische Produktion nur auf differenzierte Güter beschränkt ist. Der
Vergleich der Handelsvolumen mit und ohne multinationale Unternehmen zeigt,
daß durch Direktinvestitionen der Wert der Handelsströme vergrößert wird.
Durch die Übertragung des firmenspezifischen Produktionsfaktors an die
ausländischen Töchter durch die multinationalen Unternehmen, kommt es zu
einer komplementären Beziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten111.
3. Entwicklung
Direktinvestitionen
von
und
Außenhandel
Im folgenden wird die real existierende Entwicklung der zunehmenden
weltwirtschaftlichen Verflechtung dokumentiert. In den zwei Unterkapiteln wird
das Wachstum jeweils in zwei Maßstabsebenen betrachtet. Nach einem
Überblick über globale Entwicklungen werden im darauffolgenden Abschnitt die
bundesdeutschen Außenhandels- und Direktinvestitionsstrukturen untersucht.
Unter besonderer Berücksichtigung der Verflechtungen mit den USA und
Japan, wird dabei auch auf die Stellung Deutschlands in der
weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung eingegangen.
111 Vgl. Broll (1990), S. 80.
3.1 Entwicklung der Direktinvestitionen
Bei der Erschließung und Erweiterung ausländischer Märkte vollzieht sich eine
Verlagerung vom internationalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen zur
Produktion vor Ort. Die Zuwachsraten ausländischer Direktinvestitionen
übertreffen seit den achtziger Jahren die des internationalen Handels um ein
Vielfaches und sind somit Ausdruck globalen Wachstums und zunehmender
internationaler Arbeitsteilung.
Seit Beginn der achtziger Jahre hat sich das wirtschaftsstrukturelle Umfeld für
ausländische Direktinvestitionen in ganz bedeutenden Maße verändert. Durch
Deregulierungen im Inland, Liberalisierungen des Kapitalverkehrs, der Öffnung
der heimischen Märkte für ausländische Direktinvestitionen, der Aufhebung von
Beschränkungen für Aktivitäten ausländischer Unternehmen und damit der
Diskriminierung zwischen in- und ausländischen Firmen, war der Boden für
Direktinvestitionen bereitet. Ganz allgemein kam es überdies zu einem
Sinneswandel über die vormals eher kritische Bewertung von Unternehmen
und Regierungen bezüglich Direktinvestitionen. Dieser war Ausdruck einer
neuen wirtschaftspolitischen Philosophie, die besagt, daß „Kontrollen nicht mit
einer effizienten Allokation der Ressourcen in Einklang stehen, daß sie das
Wachstum behindern, weil sie Investitionsentscheidungen verzerren und die
effiziente Intermeditation zwischen Sparen und Investieren erschweren“112. Das
Wachstum der Kapitaltransfers wurde zudem von wichtigen strukturellen
Faktoren genährt. Zu ihnen gehören vornehmlich eine zunehmende
Regionalisierung und damit die Angst der „Outsider“ vor neuen
Protektionismus. Sobald sich Länder zu einem Wirtschaftssystem
zusammengeschlossen haben, wird es nämlich ökonomisch sinnvoll,
Direktinvestitionen in dieses System zu leiten, um an den Vorteilen des
gemeinsamen Marktes (z.B. Transportnetz oder Technologietransfer) zu
partizipieren113. Desweiteren erreichten eine zunehmende Zahl von Ländern die
‘take off’ Phase ihrer Volkswirtschaft und es fand eine Konvergenz der
wirtschaftlichen
Strukturen
zwischen
entwickelten
sowie
einigen
Schwellenländern statt. Schließlich führte die wachsende Bedeutung des
Dienstleistungssektors und dessen Internationalisierung zu einem weiteren
112 Sherman (1996), S. 4.
113 Vgl. Brand (1992), S. 21.
Anwachsen der Direktinvestitionsströme. Infolge der oftmals notwendigen
Kundenkontakte ist diese Art von Marktbearbeitung nur vor Ort erbringbar und
macht daher eine Direktinvestition notwendig. Überdies ist es, durch die
zunehmende Komplexität dieser Dienstleistungen, Unternehmen möglich
geworden firmenspezifische Vorteile daraus zu entwickeln und diese als
Direktinvestition zu verwerten114.
Als Träger der Direktinvestitionen sind transnationale Unternehmen eine der
wichtigsten Faktoren des Wachstums und der Entwicklung der Weltwirtschaft.
Sie sind verantwortlich für den Transfer von Kapital, Technolgie und
Management und tragen mit ihren unternehmerischen Entscheidungen
wesentlich zur Restrukturierung der nationalen Volkswirtschaften bei115.
3.1.1 Die
Entwicklung
der
Direktinvestitionsbestände
auf
globaler Ebene
Während der weltweite Bestand an Direktinvestitionen 1973 bei etwa 211 Mrd.
US-$. lag, wies er 1985 bereits einen Wert von 693 Mrd. US-$ auf, was mehr
als einer Verdreifachung entspricht. Zwischen 1985 und 1996 konnte sich der
Weltdirektinvestitionsbestand dann nochmal um das 4,6-fache steigern. 1996
lag der Bestand auf 3178 Mrd. US-$. Die jahresdurchschnittlichen
Veränderungsraten waren dabei in diesem Zeitraum unterschiedlich hoch. Um
die Dynamik der Weltdirektinvestitionstätigkeit deutlich zu machen, soll ein
Vergleich mit der Entwicklungsdynamik anderer ökonomischer Größen
vorgenommen werden (vgl. Tab. 1). Die hohen (nominalen) durchschnittlichen
Wachstumsraten der Direktinvestitionsbestände, der Exporte und des
Bruttoinlandsproduktes im Zeitraum von 1973-80 lassen sich im wesentlichen
auf die beiden Ölpreisschocks von 73/74 und 79/80 und deren inflationären
Folgen zurückführen. Allerdings wird deutlich, daß sich eine, im Vergleich zu
vorherigen
Perioden116,
abzeichnende
Bedeutungszunahme
der
Direktinvestitionstätigkeit abzeichnet. Das Nachlassen des Wachstums im
114 Vgl. Punkt 2.2.
115 Vgl. Sherman (1996), S. 5.
116 Z.B. war von 1967-73 die internationale Arbeitsteilung wesentlich stärker durch den Güteraustausch
geprägt, da die Export- dem zweifachen Wert der Direktinvestitionsbestandszuwachsraten
entsprachen, vgl. Zelgert (1993), S. 10.
Zeitraum von 1981-85 ist verursacht durch eine damalige weltweite Rezession.
Jedoch sind die Rückgänge für Exporte und Bruttoinlandsprodukt stärker als
die der Direktinvestitionsbestände, was wiederum die aufkommende Dynamik
der Direktinvestitionen unterstreicht. In den vier Jahren zwischen 1986 und
1990 konnten alle Posten konjunkturbedingt wieder an Dynamik gewinnen. Die
weit über den anderen liegenden Werte für die Direktinvestitionen (Bestände
und Ströme), machen deutlich, daß sich die internationale Arbeitsteilung in den
achtziger Jahren und insbesondere in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre in
immer stärkeren Maße von der Ebene des internationalen Güteraustauschs auf
die Ebene des internationalen Faktortransfers verlagerte. Außerdem gelten für
diesen
Zeitraum
besonders
o.g.
Deregulierungsund
Liberalisierungmaßnahmen. 1991 und 1992 gingen die Investitionsströme
erstmals wieder zurück (1991 um 18%), was auf konjunkturelle
Abschwächungen in den Hauptgeberländern zurückzuführen ist. In den zwei
darauffolgenden Jahren stiegen sie wieder an (1993 um 17%), so daß die
Bestände insgesamt in diesem Zeitraum wiederum deutlich schneller wuchsen
als Weltexporte und Weltinlandsprodukt. U. a. aufgrund andauernder
Liberalisierungen weist das Jahr 1995 die historischen Rekordwerte 117 für die
Dynamik der ausfließenden Direktinvestitionen auf. Mit 34,9% Wachstum
gegenüber dem Vorjahr und den ebenso relativ hohen Werten für Exporte und
Inlandsprodukt wird das konjunkturelle Hoch der Weltwirtschaft in dieser Phase
deutlich. 1995 existierten insgesamt 44.000 multinationale Unternehmen mit ca.
280.000 ausländischen Niederlassungen118.
Die in Tab. 1 zu erkennenden, Wachstumsschübe der Direktinvestitionen
haben zum einen konjunkturelle Gründe. Investitionen reagieren typischerweise
prozyklisch auf den Konjunkturverlauf. Direktinvestitionen werden demnach von
Inlands- und Auslandskonjunktur beeinflußt. Andererseits hat sich auch das
weltwirtschaftliche Umfeld geändert, so daß in gleiche Richtung wirkende
konjunkturelle und strukturelle (siehe oben) Effekte sich kumuliert und
gegenseitig verstärkt haben119.
117 Vgl. OECD (1997), S. 15.
118 Vgl. United Nations (1997), S. 3.
119 Vgl. Hummel (1996), S. 123.
Tab.
1:
Jahresdurchschnittliche
Wachstumsraten
der
Weltdirektinvestitionsbestände, Weltexporten und Weltinlandsprodukt (in
%).
Direktinvestitionsbestände
1
Direktinvestitionsströme
Exporte
Bruttoinlandsprodukt
1
1973-80
12,4
.
18,1
13,2
1981-85
5,4
0,8
-0,1
0,7
1986-90
19,8
28,3
14,3
10,6
1991-94
8,8
-0,8
3,8
4,3
1995
15,1
34,9
16,2
9,5
1996
13,1
2,4
4,5
6,6
ausfließend
Quelle: United Nations (versch. Jg.), IMFc, Zelgert (1993), eignene Berechnungen
3.1.2 Globale Entwicklung nach Herkunftsländern
“FDI is essentially a business of First World companies and it is directed largely
to First World locations“120. Da ausländische Direktinvestitionen im allgemeinen
einen firmenspezifischen Vorteil bedingen121, und dieser von Unternehmen aus
entwickelten Volkswirtschaften einfacher hergestellt werden kann, verwundert
der geringe Anteil der Entwicklungsländer als Herkunftsregionen von
Direktinvestitionen nicht. Im Jahre 1960 stellten die Entwicklungsländer nur 1%
des Weltdirektinvestitionsbestandes, 1985 bereits 4,1 und 1995 kamen sie auf
einen Anteil von 7,9%. Der Konzentrationsgrad war im letzten
Beobachtungsjahr allerdings sehr ausgeprägt, da die Region Ost- und
Südostasien
allein
knapp
77%122
aller
Direktinvestitionen
aus
Entwicklungsländer auf sich vereinigte. Andere wichtige Herkunftsländer sind
neben den asiatischen Tigerstaaten China (8%) und Nigeria (5%).
Tab. 2 macht deutlich, daß sich die regionale Herkunft des
Direktinvestitionsbestandes in hohem Maße auf wenige Industrienationen
konzentriert. Vergleicht man die Anteilswerte im Zeitverlauf, so fällt auf, daß
sich Anteilsverschiebungen ergaben und die Konzentration insgesamt nachließ.
Tab. 2: Die zehn größten Herkunftsländer und ihre Anteile am
Weltdirektinvestitionsbestand sowie deren Anteile am Welthandel
120 Jungnickel (1991), S. 7.
121 Vgl. zur theoretischen Grundlage Punkt 2.2
122 Wobei Hongkong hierbei 51% des Aufkommens erbrachte, vgl. United Nations (1996), S. 246.
Überdies erschien 1995 erstmals eine Unternehmung aus einem Entwicklungsland (Korea) unter den
100 größten multinationalen Unternehmen, vgl. United Nations (1997), S. 28.
1. USA
2. Großbritannien
3. Japan
4. Deutschland
5. Frankreich
6. Niederlande
7. Kanada
8. Schweiz
9. Italien
10. Hongkong
Insgesamt
1985
1995
36,6 (1)
14,6 (2)
6,5 (5)
8,7 (3)
5,4 (7)
7,0 (4)
6,0 (6)
3,1 (8)
2,3 (9)
0,3 (16)
90,5
25,8
11,7
11,2
8,6
7,4
5,8
4,0
3,9
3,2
3,1
84,7
Anteil (%) am
Welthandel 1995
11,5
4,8
8,7
10,3
5,6
3,9
3,8
1,5
4,6
3,4
58,1
Wert in Klammern: Rang des Landes im betrachteten Jahr
Quelle: United Nations (1996), IMFb, eigene Berechnungen
Den größten Anteilsverlust mußten die USA hinnehmen, dennoch bleibt diese
Volkswirtschaft mit Abstand der größte Investor. Die größten Zunahmen
ergaben sich für asiatische Länder: Japan mit +4,7% sowie Hongkong mit
+2,8%. Dies bestätigt die erfolgreiche Eingliederung dieser Region in die
Weltwirtschaft, denn insgesamt hält die gesamte Region Ost-Südostasien 1995
eine Anteil von 17% (1985 7%) Europa hat seine Stellung als wichtigste
Herkunftsnation ausgebaut und erbrachte 1995 einen Anteil von 53% am
Gesamtaufkommen. Nordamerika verlor um 12 Prozentpunkte und hat
nunmehr einen Anteil von 30%. Vergleicht man die einzelnen Anteile der
Länder am Weltdirektinvestitionsbestand mit deren Anteilen am Welthandel, so
fällt auf, daß bei den meisten Ländern der Anteil der Bestände höher ist als der
Handelsanteil. Nur die Ausnahmen Deutschland (traditionelle hohe
Exportlastigkeit) und Hongkong (sehr großes Reexportaufkommen mit China)
entsprechen nicht dem Trend zur Direktinvestition als Marktbearbeitung.
3.1.3 Globale Entwicklung nach Empfängerländern
Zielregionen
von
Direktinvestitionen
sind
wiederum
hauptsächlich
Industrieländer, was angesichts deren ökönomischen Gewichts - hier
konzentrieren sich Kaufkraft und technisches Potential - nicht überrascht.
Zudem sind die politschen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für
Auslandskapital vergleichsweise stabil123. Entwicklungs- und Industrieländer
hatten im Zeitverlauf einen unterschiedlich großen Anteil am Investitionsbestand. 1960 wurde noch jede dritte Direktinvestition in Entwicklungsländern
getätigt124, bis 1990 verringerte sich der Anteil auf ein Fünftel, bis 1995 stieg er
wieder auf ein Viertel. Innerhalb der Entwicklungsländer zeigt sich folgende
Entwicklung: während der siebziger und Anfang der achtziger Jahre konnten
die Länder der westlichen Hemisphäre, im Vergleich zur restlichen dritten Welt,
besonders viel Realkapital attrahieren. Sie besaßen, besonders durch den
hohen Anteil der USA in dieser Region verursacht, 1985 einen Anteil von
10,3% der weltweiten Bestände an Direktinvestitionen. Die Folgen der
Schuldenkrise ließen im Anschluß daran diesen Wert auf 8,5% im Jahre 1995
sinken125. Jährliche Wachstumsraten, die Werte bis zu 20% erreichten, ließen
die Bedeutung der Entwicklungsländer Ost-Südostasiens als Zielregion deutlich
zunehmen; dementsprechend stieg der Anteil am Gesamtbestand von 0,7%
(1980) auf 8,5% (1990) und erreichte 1995 13,6%. Als exemplarisch kann
hierfür China gelten (siehe Tab. 3); dessen Anteil am Bestand im Jahre 1985
noch bei 0,5% lag. Mit Zuflüssen, vor allem in den neunziger Jahren, von
teilweise 12%(1995)126 der Weltdirektinvestitionen, schob sich China 1995 auf
den fünften Platz der größten Gastländer für Direktinvestitionen vor. Afrika
mußte, wie der Nahe Osten auch, von 1985-95 anteilsmäßige Verluste von
1,5% bzw. 1,9% hinnehmen. Beide Anteilspositionen können, bei Afrika mit
2,2% sowie beim Nahen Osten mit 1,6% 1995, als unbedeutend angesehen
werden.
Obgleich Direktinvestitionen ein wichtiges Vehikel für den Übergangsprozeß
von der Planwirtschaft zum marktwirtschaftlichen System sein könnten, stieg
der Anteil der Transformationsländer als Zielregion von 1990 0,1% auf 1995
1,2% des weltweiten Bestandes. Dieser begrenzte Wert macht die Unsicherheit
über die mit diesem Raum verbundenen politischen und ökonomischen
Rahmenbedingungen deutlich.
123 Vgl. hierzu Punkt 2.2. sowie 2.3.
124 Vgl. Zelgert (1993), S. 20.
125 Die Größe der Binnenmärkte von z.B. Mexiko oder Brasilien ist ein entscheidender Faktor für die
Attraktivität dieser Region innerhalb der Gruppe der Entwicklungsländer, vgl. Zelgert (1993), S. 24.
126 Dies entspricht 38% der Direktinvestitionen für alle Entwicklungsländer in diesem Jahr, vgl. United
Nations (1996), S. 230.
Wie aus Tab. 3 ersichtlich, fällt die Konzentration der Direktinvestitionen bei
den Gastländern nicht so eindeutig wie bei den Herkunftsländer aus. So fielen
auf
die
zehn
größten
Gastländer
1985
68.9%
des
Weltdirektinvestitionsbestandes. Bis zum Jahre 1995 sank dieser Anteil auf
66,6%, die Konzentration nahm ab.
Tab.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Total
3: Die zehn größten Gastländer
Weltdirektinvestitionsbestand
1985
USA
Kanada
Großbritannien
Deutschland
Frankreich
Brasilien
Australien
Indonesien
Niederlande
Saudi Arabien
Anteil (%)
25,1
8,8
8,7
5,0
4,5
3,5
3,4
3,4
3,4
3,1
68,9
und
1995
USA
Großbritannien
Frankreich
Deutschland
China
Spanien
Kanada
Australien
Niederlande
Belgien/Luxemburg
ihre
Anteile
am
Anteil (%)
21,2
9,2
6,1
5,0
4,9
4,8
4,4
3,9
3,9
3,2
66,6
Quelle: United Nations (1996), eigene Berechnungen
Trotz starker Verluste von knapp 4 Prozentpunkten blieben die USA größtes
Gastland für Direktinvestitionen. Anteilsverluste mußten vor allem auch
Kanada, Brasilien, Indonesien und Saudi-Arabien hinnehmen, was zeigt, daß
die Entwicklung der Direktinvestitionen in diesen Ländern weit hinter der
Dynamik anderer Länder zurückblieb. Im Falle Kanadas dürfte die
nachlassende Direktinvestitionstätigkeit der USA den Ausschlag gegeben
haben, bei den eher rohstofforientierten Direktinvestitionen in Saudi-Arabien,
Brasilien und Indonesien sind sektorale Verschiebungen der internationalen
Direktinvestitionstätigkeiten mitverantwortlich. Das Anwachsen des Anteils der
europäischen Länder im betrachteten Zeitraum dürfte als entscheidenden
Beweggrund für ausländische Investoren, den 1993 in Kraft getretenen
europäischen Binnenmarkt haben.
3.1.4 Entwicklungstendenzen nach Sektoren und Strategie
Der in der Weltwirtschaft beobachtbare Strukturwandel in Richtung
Tertiärisierung, findet seine Bestätigung auch in den grenzüberschreitend
getätigten Investitionen. Eine Direktinvestition im Dienstleistungssektor wird
getätigt, wenn die Transaktionskosten so sehr steigen, daß dadurch der Handel
mit
Dienstleistungen
eingeschränkt
wird.
Das
Ausmaß
dieser
Transaktionskosten wird von der durch die Produktionstechnik bestimmten Art
der Kontaktaufnahme zwischen Anbietern und Nachfragern bestimmt und
variiert dementsprechend nach verschiedenen Wirtschaftszweigen. In den
Branchen, in denen relativ hohe Transaktionskosten den internationalen
Handel mit Dienstleistungen ausschließen127, stellt die Gründung ausländischer
Tochtergesellschaften neben der grenzüberschreitenden Lizenzvergabe die
einzige mögliche Internalisierungsmöglichkeit dar.
In den fünfziger Jahre wurden Direktinvestitionen hauptsächlich im primären
Sektor getätigt und waren daher ressourcenorientiert128; heutzutage überwiegen
dagegen
Investitionen
im
Dienstleisstungsbereich 129
und
im
technologieintensiven verarbeitenden Gewerbe. Der Trend in Richtung
Dienstleistungsinvestitionen begann in den achtziger Jahren und führte dazu,
daß sie zur wichtigsten Komponente bei den Kapitaltransfers ins Ausland
wurde130. Zwischen der Tertiärisierung der Volkswirtschaften der größten Gastund Herkunftsländer und dem Strukturwandel der Direktinvestitionen klafft
allerdings eine zeitliche Lücke; in den meisten Ländern waren
Direktinvestitionen im tertiären Sektor aus strategischen, politischen oder
kulturellen Gründen verboten. Erst mit den stattgefundenen Liberalisierungen
konnten die Direktinvestitionen den Tertiärisierungsvorsprung der nationalen
Volkswirtschaften aufholen. Banken und Finanzdienstleistungen wurden als
127 Hierunter zählen Dienstleistungen, bei denen der Kontakt zwischen Produzent und Konsument am
Standort des Produzenten stattfindet (z.B. im Vertrieb des Groß- und Einzelhandel); dies gilt ebenso
wenn der Produzent eine große räumliche Entfernung zum Konsumenten überwinden muß (z.B.
Transportsektor). Vgl. Stehn (1992), S. 119.
128 Vgl. United Nations (1993), S. 61.
129 Lt. Jungnickel (1991), S. 59, wird der Zuwachs der Dienstleistungsinvestitionen überschätzt, da die
meisten multinationalen Unternehmen der Industrie sich mittlerweilen als Holdinggesellschaften
organisieren.
130 Zahlen über die sektorale Verteilung der Direktinvestitionsbestände der Welt als Ganzes und deren
Entwicklung im Zeitverlauf liegen nur bis zum Jahre 1990 vor; nach der Statistik des
Investitionsobjektes im Ausland lag der Anteil der Dienstleistungen an den deutschen
Direktinvestitionen 1995 bei 61%, vgl. Punkt 3.1.5.2.
erste Branchen von den Liberalisierungsmaßnahmen betroffen. Ebenso
konnten die mit Außenhandel in Verbindung stehenden Direktinvestitionen
durch die Expansion des Welthandels an Gewicht gewinnen. Das
anteilsmäßige Wachstum der Dienstleistungsdirektinvestitionen tut jedoch dem
unverminderten absoluten Wachstum des sekundären Sektors keinen Abbruch.
Dabei zeigt sich, daß sich die Anlagen international weiterhin auf relativ wenige
wachstumsstarke Sektoren konzentrieren, in denen die Unternehmen ihre
firmenspezifische Wettbewerbsfähigkeit häufig durch Direktinvestitionen
entwickeln und verbessern können131. Diese sog. ‘cross investments’ finden in
den industriellen Sektoren Chemie, Elektronik, Maschinenbau, Fahrzeugbau
sowie in der Nahrungsmittelindustrie statt. Insgesamt wuchsen im
verarbeitenden Gewerbe die Bestände im Ausland sowie im Inland in der
zweiten Hälfte stark an. Zudem hatte der sekundäre Sektor in der ersten Hälfte
der neunziger Jahre noch immer den größten Anteil am Investitionsbestand in
den wichtigsten Entwicklungsländern132. Ausnahmen bilden einige Länder der
westlichen Hemisphäre133 mit einem sehr hohen Anteil an tertiären
Direktinvestitionen. Hierbei handelt es sich um Steueroasen, die als offshorebanking-Zentralen von den Industrieländer genützt werden. Deutlich nahm der
Anteil der Rohstoffinvestitionen ab134. Sie hängen stark von den Entwicklungen
auf den Weltrohstoffmärkten und von neuen Fundstellen ab 135 und werden bei
steigenden Preisen vermehrt getätigt. Weltweit sank der Anteil der
Industrieländer am Gesamtbestand der primären Direktinvestitionen von 1970
22,7% auf 11,2% im Jahre 1990.
Traditionell stand bei Direktinvestitionen die Neuansiedlung auf der grünen
Wiese im Vordergrund. Die Zielländer bevorzugen solche Direktinvestitionen,
da sie explizit mit einem Anstieg des Kapitalstocks verbunden sind136 und
dadurch mehr Wachstums- oder Beschäftigungswirkungen erzielt werden
können. Seit den achtziger Jahren ist jedoch eine große Bedeutungszunahme
von grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen (z.B. Joint ventures oder
131 Vgl. hierzu Punkt 2.2 bis 2.5.
132 Vgl. United Nations (1993), S. 61.
133 Z.B. Bahamas, Bermuda, Kaimaninseln, NL-Antillen, vgl. Zelgert (1993), S. 31.
134 Vgl. hierzu auch Punkt 2.3.3.
135 So investierten britische Unternehmen in den achtziger Jahren, aufgrund von Ölfunden in der Nordsee
zu über einem Viertel im primären Sektor, vgl. Krägenau (1995), S. 75.
136 Vgl. Sherman (1996), S. 9.
strategischen Allianzen) und vor allem von Unternehmensübernahmen zu
beobachten137. Angesichts der enormen Kosten für die Schaffung eigener
Absatzstrukturen sowie des Aufbaus eigener Logistik-, Fertigungs- und F&EKapazitäten auf den einzelnen Märkten auf der ganzen Welt, wird dem Erwerb
bereits bestehender strategischer Unternehmensteile und -fähigkeiten eine
wachsende Wichtigkeit beigemessen. Infolge des raschen Marktzutritts spart
der Käufer Zeit und minimiert das Risiko. Auch kann durch die Übernahme
einer ausländischen Unternehmung die Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden.
Technologietransfers und die Ausschaltung eines potentiellen Konkurrenten
sind hier als Gründe zu nennen138 Die Welle der Privatisierungen von ehemals
staatlichen Unternehmen, im Zuge der Haushaltskonsolidierungen und Öffnung
neuer Märkte für den Wettbewerb (vor allem der osteuropäischen
Transformationsländer), hat zu dieser Tendenz, zusätzlich beigetragen 139. Neue
technologische
Produktionsverfahren
(lean
production)
und
Organisationsformen (lean management, Netzwerke) hatten fallende Kosten,
steigende Durchschnitts-, aber rückläufige Grenzproduktivitäten der Arbeit zur
Folge, die wiederum zu Überkapazitäten und Entlassungen (downsizing)
führten140. Der Wert der Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions
bzw. M&As) war 1995 doppelt so hoch wie 1988. Dabei hat Westeuropa den
höchsten Anteil der M&As aller Regionen, mit ca. 40% intraeuropäischen Anteil.
In der Einzellandbetrachtung wiesen die USA 1995 die meisten Käufe und
Verkäufe auf. Das in der Vergangenheit geringe Engagement japanischer
Unternehmen, sie bevorzugten die Neuerrichtung ihrer sog. trans plants, ist seit
1991 um das Vierfache gestiegen. Trotzdem war dies weniger als ein Zehntel
des Aufkommens europäischer und amerikanischer Unternehmen. Die
Entwicklungsländer sind in diesen Prozeß, bis auf einige Ausnahmen 141, nicht
bedeutend involviert.
In der sektoralen Betrachtungsweise läßt sich eine weltweite Konzentration
feststellen; am übernahmefreudigsten sind der Dienstleistungssektor (vor allem
137 Vgl. Schultz (1995), S. 14.
138 Vgl. Jungnickel (1991), S. 54, oder Punkt 2.2.
139 Vgl. Sherman (1996), S. 10.
140 Desweiteren sind neue Finanzierungsmöglichkeiten zu nennen, z.B. sog. junk-bonds oder leverage
buy outs. Vgl. Ernst / Hilpert (1990), S. 108.
141 Zu nennen ist hier z.B. der Verkauf der britischen Midland Bank an die Hongkong Bank für 7,2
Milliarden US-$, vgl. United Nations (1996), S. 13.
Finanzdienstleistungen, Luftfahrt und Telekommunikation 142), die chemische
und pharmazeutische Industrie sowie die Öl- und Gasgesellschaften des
primären Sektors.
Der Dienstleistungssektor profitierte dabei vor allem von den Liberalisierungen
im Kapitalverkehr und den Privatisierungen staatlicher Monopole. Die
Energiegesellschaften hoffen auf Kostenminimierungen, während im
Chemischen Sektor vor allem Synergieeffekte und Marktzutritte erwartet
werden.
3.1.5 Die
Stellung
Deutschlands
als
Herkunftsland
von
Direktinvestitionen
Die deutsche Wirtschaft ist und bleibt in hohem Maße in die internationale
Arbeitsteilung eingebunden und somit vom Geschehen auf den Weltmärkten
abhängig. Ob und in welchem Maße die deutschen Unternehmen an wichtigen
oder wachsenden Märkten partizipieren und sich bietende Chancen
wahrnehmen, kann nicht nur durch die Analyse der Handelsströme ermittelt
werden. Vielmehr sind auch die grenzüberschreitenden Investitionen in
Vertriebs-, Dienstleistungs- und Produktionseinrichtungen in die Betrachtung
einzubeziehen. Durch sie kann es dem Standort Deutschland ermöglicht
werden neue Märkte zu erschließen bzw. bestehende Märkte zu erweitern oder
durch global sourcing die jeweils günstigsten Produktionsstandorte zu
besetzen. Im folgenden wird daher die Entwicklung der deutschen
Direktinvestitionen im Ausland unter den Gesichtspunkten Volumen, regionale
Verteilung, sektorale Struktur sowie der regional-sektoralen Struktur untersucht.
3.1.5.1 Die intertemporale Entwicklung
In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einschneidenden
Änderungen in den deutschen Außenwirtschaftsbeziehungen. Frühe
Beeinflussungen waren z.B. die Aussetzung des Systems der festen
Wechselkurse, die Ölpreisschocks oder auch das Aufkommen von Schwellenund Entwicklungsländer als Konkurrenten auf dem Weltmarkt. In den späten
142 Hauptsächlich durch die Privatisierung ehemals staatlicher Unternehmen.
achtziger und frühen neunziger Jahren folgten die Implementierung des EGBinnenmarktprogramms, Liberalisierungen und eine wachsende globalisierte
Ausrichtung deutscher Unternehmen, durch härter werdenden Wettbewerb.
Durch
die
permanenten
Veränderungen
der
ökonomischen
Rahmenbedingungen verlief die Entwicklung der Auslandstätigkeit der
deutschen Unternehmen nicht geradlinig. Vielmehr kann sie als “das ständige
Bestreben nach Anpassung an die sich veränderte Weltwirtschaft gedeutet
werden“143.
Kriegsbedingt wies die Bundesrepublik Direktinvestitionsbestände von nahezu
Null auf. Da die Bestände und Ströme aus diesem Grund bis 1970
überdurchschnittlich stark anwuchsen, soll erst auf die Entwicklung nach 1975
eingegangen werden144. Der Bestand an Direktinvestitionen hat sich seit 1976
(49.081 Mio. DM) um das 7,7fache erhöht und betrug 1995 375.819 Mio. DM.
Die Kapitalanlagen deutscher Unternehmen wuchsen dabei mit einer
jahresdurchschnittlichen Rate von 15,1% in diesem Zeitraum. Aus Abb. 5 ist
ersichtlich, daß das Wachstum unterschiedlich stark war. Boomphasen waren
vor allem die späten achtziger Jahre, sowie die Jahre 1994/95. So waren die
ins Ausland transferierten Werte von 1995 mit knapp 50 Mill. DM 14mal höher
als die des Jahres 1976. Zudem macht Abb. 5 deutlich, daß die
jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten der Kapitalabflüsse im betrachteten
Zeitraum fast immer über den Werten der Exportsteigerungen lagen. Der hohe
Wert der Direktinvestitionen für 1976-80 erklärt sich vor allem aus einem
relativen Internationalisierungsnachholbedarf der deutschen Unternehmer (vor
allem gegenüber Großbritannien und den USA) sowie aus inflationären
Tendenzen infolge der Ölpreiserhöhungen. Durch ein Umleiten der
Direktinvestitionen ins wiedervereinigte Ostdeutschland und einer abflauenden
Konjunktur waren die Wachstumsraten der Kapitalabflüsse von 1990-93
rückläufig.
Abb.
5: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten
Direktinvestitionsströme und Exporte (in %).
der
deutschen
143 Schreyger (1994), S. 60.
144 In der Literatur werden die Wachstumsphasen der Direktinvestitionen von 1952-61
Liberalisierungsphase und von 1962-70 Wachstumsphase genannt, vgl. Schreyger (1994), S. 66f.
70
60
50
40
30
20
10
0
-10
1976-80
Exporte
1980-85
1985-90
1990-93
1994-1995
Direktinvestitionsströme
Quelle: Deutsche Bundesbank, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
3.1.5.2 Regionale Verteilung, Sektorenstruktur und regional-sektorale
Verteilung
Etwa 86% des deutschen Unternehmervermögens im Ausland befand sich
1995 in industrialisierten Volkswirtschaften. Innerhalb dieser Ländergruppe hat
sich der Anlageschwerpunkt innerhalb von 15 Jahren zugunsten der in den EULändern angelegten Auslandsinvestitionen um knapp 17 Prozentpunkte auf
55% gesteigert. Die Tatsache, daß die deutschen Direktinvestitionen in der
ersten Hälfte der neunziger Jahre in dieser Region weiter anstiegen, deutet auf
einen längerfristigen Trend hin, der nicht nur durch die Vorbereitung auf den
europäischen Binnenmarkt verursacht ist. Die wichtigsten Zielländer waren
Großbritannien, Frankreich und Belgien145. Die etablierten engen
Kapitalbindungen mit Frankreich mußten Anteilsverluste von 2,2% hinnehmen,
während Belgien und vor allem Großbritannien hinzugewinnen konnten. Bei der
Einzellandbetrachtung nimmt die USA den ersten Platz als Zielland deutscher
Direktinvestitionen ein. Sein Anteil schwankt über die Jahre von einem Viertel
bis zu knapp einem Fünftel im Jahr 1995. Japan hat zwar erhebliche
Steigerungsraten aufzuweisen, von einem niedrigen Niveau ausgehend, bleibt
der Anteil 1995 mit 2% relativ moderat. Für diese Zurückhaltung verantwortlich
sind u.a. strukturelle Faktoren, die in der Andersartigkeit dieses fernöstlichen
Landes verankert sind; z.B: Schwierigkeiten bei Firmenaquisitionen durch
Ausländer sowie kulturell andersartige Geschäftspraktiken 146.
145 In Belgien wird traditionell umfangreich in Finanzierungsgesellschaften investiert, vgl. Wilhelm (1996),
S. 28.
146 Vgl. Halbach (1994), S. 19.
Tab. 4: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach Zielregionen (in % des
Gesamtbestandes)
Industrieländer
Europäische Union
- Belgien
- Frankreich
- Großbritannien
- Niederlande
- Spanien
Japan
USA
a
Entwicklungsländer
b
Afrika
Lateinamerika
Asien und Ozeanien
c
Reformländer
a
1980
77,2
38,4
3,7
10,3
3,9
5,6
3,6
1,2
21,6
15,1
1,2
12,0
2,0
0,1
b
1990
90,5
49,3
6,6
9,3
7,7
6,5
5,7
2,0
23,7
8,5
0,3
6,0
2,3
0,3
1995
86,4
55,3
7,5
8,1
9,9
6,7
3,4
2,0
21,5
10,2
0,3
6,4
2,8
3,3
c
Ohne Opec-Staaten, ohne Südafrika - Ohne Südafrika - Mittel- und osteuropäische Länder, China
Quelle: Deutsche Bundesbank, Krägenau (1996), eigene Berechnungen.
Aus Tab 4 geht zudem hervor, daß als Folge des gestiegenen Anteils der
Industrieländer, die Bedeutung der Entwicklungsländer am Anteil der deutschen
Direktinvestitionen in den achtziger Jahren kontinuierlich gesunken ist. In den
siebziger
Jahren
war
noch
rund
ein
Viertel
des
deutschen
Unternehmervermögens in Entwicklungsländern angelegt 147, 1980 waren es nur
noch 15%. Der Wert sank bis 1990 auf 8% um dann nochmal auf 10% bis 1995
anzusteigen. Da die Gruppe der Entwicklungsländer sehr heterogen ist, kommt
es allerdings zu erheblichen Unterschieden in der Verteilung. Die traditionelle
Konzentration auf die Länder der westlichen Hemisphäre hat sich in den
achtziger Jahren abgeschwächt. Makroökonomische und politische
Instabilitäten führten zu einem kräftigen Anteilsverlust von 5,6%. Bevorzugte
Länder dieser Region sind Brasilien (50% der Gesamtbestände dieser Region),
Mexiko und Argentinien. Die Ländergruppe Asien und Ozeanien konnte ihre
Bedeutung für deutsches Produktivkapital steigern. Durch das niedrige
Ausgangsniveau hatte sie allerdings mit einem 3%igen Anteil, als Zielland für
147 Vgl. Wilhelm (1996), S. 28.
deutsche Direktinvestitionen, im Gegensatz zu anderen Ländern 148, eine nur
geringe Bedeutung. Hier vereinigten die Stadtstaaten Honkong und Singapur
die Hälfte der Einflüsse an Direktinvestitionen nach Asien (ohne China) auf
sich. Afrika bleibt als Kapitalempfänger aus deutscher Sicht weiterhin mit 0,3%
aller, und 3% der in die Entwicklungsländer geflossen Kapitalströme,
unbedeutend149. Das herausragende Land dieser Region ist Südafrika, das
1995 7,3% der Bestände aller Entwicklungsländer auf sich vereinigte.
Beachtliche Zuwächse konnten die Reformländer verzeichnen. Insbesondere
die Tschechische Republik, Ungarn und Polen (1995 zusammen 71% aller
Bestände der Reformstaaten150) rückten zunehmend in das Interesse deutscher
Investoren. Das hohe Ausbildungsniveau in Verbindung mit niedrigen
Arbeitskosten sowie die räumliche Nähe zu Westeuropa legt die Nutzung der
Reformstaaten als Exportbasis nahe. Überdies ist der osteuropäische Markt
selbst ein riesiges Absatzgebiet.
Die Branchenstruktur der deutschen Auslandsinvestitionen folgt über einen
langen Zeitraum gesehen einem Muster, das auch für die Binnenwirtschaft
kennzeichnend ist. Anleger aus dem Dienstleistungsbereich, insbesondere
Beteiligungsgesellschaften, Kreditinstitute und Versicherungsgesellschaften
haben
demnach
ganz
wesentlich
zum
Wachstum
des
Unternehemenvermögens im Ausland beigetragen. Das Auslandsengagement
des verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus wies im Gegensatz dazu ab
Mitte der achtziger Jahre, gemessen an der Gesamtentwicklung, vorwiegend
unterdurchschnittliche Zuwachsraten auf.
Aus Tab.5 ist zu entnehmen, daß der Dienstleistungssektor 1995 den größten
Anteil der deutschen Direktinvestitionen (nach dem Investor) mit insgesamt
48,5% stellt. Allerdings werden heute zur Finanzierung und Realisierung häufig
Beteiligungsgesellschaften, die als Zentralen für Organisation und Verwaltung
fungieren, zwischengeschaltet. Ende 1995 wiesen sie einen Anteil von 30% am
Gesamtbestand auf. Die Schwerpunkte dieser Gesellschaften liegen in der
Industrie, so daß, grob gerechnet, die Bereiche verarbeitendes Gewerbe und
148 Asien nimmt bei den USA oder Japan regelmäßig Spitzenpositionen als Zielregion für
Direktinvestitionen ein.
149 „Wirtschaftliche Unordnung“ ist der Grund, daß Afrika auch global als Zielland für Direktinvestitionen
relativ unbeachtet bleibt; vgl. Halbach (1993), S. 21.
150 Die Stromgröße für das Jahr 1993 lag bei knapp 10%, vgl. Halbach (1994), S. 18.
Beteiligungsgesellschaften zusammen betrachtet werden können151; durch die
250%ige Steigerung der Beteiligungsgesellschaften seit 1980 wird es demnach
zunehmend schwieriger eine sachgerechte Zuordnung der Direktinvestitionen
zu erstellen. Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, daß die
Industrieunternehmen nach wie vor zu den wichtigsten Investoren gehören.
Dabei zeigen sich die gleichen Strukturen wie im deutschen Export 152;
langfristige
Schwerpunkte
sind
die
Chemische
Industrie,
der
Straßenfahrzeugbau, die Elektrotechnik und der Maschinenbau.
Die Daten der Zahlunsbilanzstatistiken zeigen, daß die Direktinvestitionen in
jeweils anderen Branchen (cross investments) stark zugenommen haben 153.
Auf die Anlageobjekte im industriellen Bereich entfielen hier rund 38%, deren
Empfänger vornehmlich in Industrieländern angesiedelt waren. Die wichtigsten
Zielindustrien waren, mit seit 1980 abnehmenden Anteil, die Chemie, die
Elektrotechnik, der Straßenfahrzeugbau und der Maschinenbau. Die größten
Posten der Dienstleistungsinvestitionen sind der Handel und Vertrieb 154; diese
Einrichtungen dienen hauptsächlich als Vertriebsstätten im Ausland zur
Stützung des Exports155. Im verarbeitenden Gewerbe beträgt der Anteil der
Direktinvestitionen in Vertriebseinrichtungen im Durchschnitt ein Fünftel, im
Maschinenbau
ist
es
sogar
ein
Drittel156.
Neben
Handels-,
Versicherungsunternehmen und Kreditinstituten sind Finanzierungsinstitutionen
zunehmend Empfänger deutscher Auslandsinvestitionen. 1995 betrug der
Anteil 14,5% wobei 42% dieses investierten Unternehmensvermögens in
Belgien angelegt ist157.
Tab. 5: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach dem deutschen Investor
und dem ausländischen Investitionsobjekt (in % der Gesamtbestände)
151 Vgl.- Hummel et al. (1996), S. 137.
152 Vgl. Punkt 3.2.2.3.
153 Vgl. hierzu, sowie zu den Auswirkungen auf das Anlage- und Herkunftsland, Wilkens / Hackenbruch
(1988), S. 521ff.
154 Der große Anteil im Jahre 1980 erklärt sich aus der Exportlastigkeit zu dieser Zeit, welche Vertriebs-
und Serviceinrichtungen in großer Zahl benötigte (besonders im qualitativ höherwertigen
Marktsegment).
155 Vgl. hierzu Punkt 2.3.3.
156 Vgl. Wilhelm (1996), S. 30, bzw. Punkt 4.3.4.
157 Die Attraktivität dieses Standortes ergibt sich aus seiner gewinnunabhängigen Besteuerung, welche
viele international ausgerichtete Konzerne nutzen, vgl. Hummel et al. (1996), S. 139.
Investor
Wirtschaftszweig
1980
1995
Energie, Bergbau
Verarbeitendes Gewerbe
- Chemische Industrie
- Straßenfahrzeugbau
- Elektrotechnik
- Maschinenbau
Handel
Kreditgewerbe
Beteiligungsgesellschaften
Finanzierungsinstitutionen
Versicherungsgewerbe
Übrige
3,7
60,0
19,6
9,8
10,4
6,3
4,5
7,1
12,0
0,2
3,1
9,6
1,1
44,1
15,3
8,0
7,0
5,1
3,3
11,2
30,1
0,1
3,9
6,3
Investitionsobjekt
1980
1995
3,9
47,6
17,7
7,0
7,2
4,3
19,8
5,3
1,9
2,1
19,4
1,2
38,2
13,2
6,3
4,1
3,8
16,1
10,1
5,7
14,5
5,7
8,5
Quelle: Deutsche Bundesbank, Krägenau (1996), eigene Berechnungen.
Bei der regional-sektoralen Betrachtung fällt auf, daß die bevorzugten
Standorte der Chemie vor allem in den EU-Partnerländern und in den flächenund rohstoffreichen Ländern USA und Japan liegen 158. Die stark
exportabhängigen Sektoren Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Elektrotechnik
müssen vor allem marktnahe Direktinvestitionen vornehmen. Unterschiedliche
technische Normen, die Förderung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens
sowie local content Auflagen159 machen hier die Produktion vor Ort
notwendig160. Zudem haben die Unternehmen mehr Chancen an öffentlichen
Aufträgen beteiligt zu werden, wenn sie vor Ort präsent sind.
Insgesamt sind horizontale Kapitalbeziehungen typisch, d.h. der Investor und
das Investitionsobjekt sind dem gleichen Wirtschaftszweig zuzuordnen. Nur im
Straßenfahrzeugbau wurde das angelegte Vermögen durch zusätzliches
Kapital aus den Sektoren Elektrotechnik und Maschinenbau ergänzt 161.
158 Vgl. Punkt 4.3.1.
159 Dies gilt im Besonderen für die Zulieferindustrie der Automobilbranche.
160 Vgl. Hummel (1996), S. 139, bzw. Punkt 4.3.2-4.3.4.
161 Denkbare Gründe könnten hierfür Organisationsformen betrieblicher Art, wie outsourcing oder just in
time Produktion sein, die eine Beteiligung von Zulieferindustrien notwendig machen.
3.1.6 Einige Kennzeichen der ausländischen Direktinvestitionen
in Deutschland
Aus Abb. 6 ist ersichtlich, daß sich seit 1980 deutsche Investoren stärker im
Ausland engagieren als dies in umgekehrter Richtung der Fall ist, d.h.
Deutschland wurde in diesem Jahr zum Nettokapitalgeberland. Dabei wurde
diese Entwicklung sowohl von der ausländischen, als auch von deutschen Seite
geprägt.
Abb. 6: Saldo der Direktinvestitionsbestände in Deutschland (Mrd. DM)
400000
300000
200000
100000
0
-100000
-200000
in Deutschland
aus Deutschland
Saldo
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen.
Abb. 6 zeigt zudem, daß die deutschen Bestände in den achtziger Jahren stark
gestiegen sind, während die ausländische Investitionstätigkeit in Deutschland
an Intensität verloren hat, der Saldo wurde negativ. 1985 wurde mit 16,6% die
höchste Zuwachsrate des ausländischen Unternehmensvermögens in
Deutschland erreicht, so daß sich das Negativsaldo etwas abschwächte. Die
verstärkte deutsche Direktinvestitionstätigkeit im Anschluß vergrößerte jedoch
das Aktivsaldo kontinuierlich bis 1995. Zu einem sprunghaften Anschwellen des
Kapitalstromes162 kam es 1990 und 1991, welcher wohl in Erwartung der
162 Mit Wachstumsraten von 14 bzw. 12%.
ansteigenden Binnennachfrage in Folge der deutschen Wiedervereinigung
ausgelöst wurde. In den beiden folgenden Jahren verlangsamte sich das
Wachstumstempo wiederum Die Statistiken lassen mit Wachstumsraten von
rund 7% 1994 und 1995 jedoch eine Revitalisierung der ausländischen
Direktinvestitionen erkennen. Trotzdem belief sich der 1995 erreichte
Rekordnegativsaldo auf 143.479 Mio. DM.
Wie nicht anders zu vermuten war stammt das investierte Kapital zu 97% aus
den Industrieländern. Auffällig ist jedoch die starke regionale Konzentration der
Herkunftsländer. Zum Jahresende 1995 belief sich der Anteil der sechs
wichtigsten Kapitalgeberländer, USA (25%), Niederlande (21%), Schweiz
(12%), Frankreich (9%), Japan (7%) sowie Großbritannien (6%) am gesamten
Bestand auf rund 80%.
Der bedeutendste Anteil war 1995 mit 42% im verarbeitenden Gewerbe
angelegt. Es ist zu beachten, daß seit 1991 nicht nur das relative Gewicht der
Analgen in diesem Sektor sinkt, sondern auch ihr Absolutwert 163. Die
wichtigsten Zielbranchen innerhalb dieses Sektors waren die Chemische
Industrie, die Maschinenbauindustrie, der Fahrzeugbau und das
Ernährungsgewerbe. Insgesamt ist festzustellen, daß der Bestand an
ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland etwas gleichmäßiger verteilt
ist als die deutsche Gegenposition. Gemäß dem hohen Einkommensniveau in
der Bundesrepublik sowie der Marktgröße haben absatzfördernde Investitionen
eine herausragende Bedeutung164; 1995 entfielen rund 23% des in deutschen
Unternehmen
angelegten
Auslandsvermögens
auf
Handelsund
Vertriebseinrichtungen. Kreditinstitute und Versicherungen lagen anteilsmäßig
bei 8 bzw. 3%. Die größten Verschiebungen ergaben sich für die
Dienstleistungsunternehmen, wobei die Ursache in der Expansion der
Beteiligungsgesellschaften zu finden ist. Deren Anteil stieg seit 1989 um 9
Prozentpunkte auf 13% im Jahre 1995.
163 Vgl. Wilhelm (1996), S. 34.
164 Vgl. Hummel (1996), S. 152.
3.1.7 Die Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und
Japan
Im folgenden soll, um genauere Einblicke in die Direktinvestitionstätigkeiten der
drei untersuchten Länder zu vermitteln, eine vergleichende Betrachtung der
Investitionstätigkeiten sowie der Kapitalverflechtung untereinander, erfolgen.
3.1.7.1 Die
Entwicklung
der
Direktinvestitionstätigkeiten
-
Ein
Indizesvergleich
Ein Vergleich absoluter Zahlen und Wachstumsraten ist oftmals nur begrenzt
aussagefähig, da die unterschiedlichen ökonomischen Grundtatbestände der
Länder unberücksichtigt bleiben. Aus diesem Grund soll zunächst ein Vergleich
repräsentativer investitionsbezogener Kennziffern erfolgen.
Abb. 7 zeigt die Änderung der Direktinvestitionsbestände in Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (Direktinvestitionsquote). Es stellt sich heraus, daß
während der siebziger Jahre die internationale Ausrichtung der amerikanischen
Unternehmen am größten war. Infolge der „Reagonomics“165 zu Beginn der
achtziger Jahre sank der Investitionsvorsprung gegenüber Deutschland und
Japan. Seit dieser Phase kam es jedoch zu einem kontinuierlichen Anstieg des
Wertes.
Abb. 7: Bestandsänderungen der Direktinvestitionen im Ausland in Prozent
des Bruttoinlandsprodukts
165 Gemeint ist die Nationalisierung der amerikanischen Wirtschaft durch die Wirtschaftspolitik unter der
Reagan-Administration.
20
15
10
5
0
1970-75
Deutschland
1975-80
USA
1980-86
Japan
1986-90
1990-95
Quelle: IMFa,b, eigene Berechnungen.
Der deutsche Wert, der in der ersten Hälfte der siebziger Jahre noch auf
60%igen Niveau des US-Wertes lag, weist im Zeitverlauf einen eindeutigen
Aufwärtstrend auf. In den Phasen 1980-85 und 1990-1994 waren die
deutschen Direktinvestitionsaufwendungen gemessen am Inlandsprodukt sogar
die höchsten aller drei Länder. Anfang der achtziger Jahre lag er mit 0,7 mehr
als 100% über dem der Vereinigten Staaten (0,3). Insgesamt hat sich der
deutsche Wert im 24jährigen Beobachtungszeitraum von 0,5 auf 1,1 mehr als
verdoppelt. Der hohe Wert Japans von 1970-75 wurde durch die erste
Liberaliserung des japanischen Kapitalverkehrs und einen gewissen
Internationalisierungnachholbedarf japanischer Unternehmer ausgelöst. Der
niedrige Wert Japans von 1976-80 erklärt sich durch den in der
vorangegangenen
Phase
stattgefundenen
starken
Internationalisierungsschub166. Während Japan bereits in der ersten Hälfte der
achtziger Jahre wieder einen Anstieg seiner Direktinvestitionstätigkeit
verzeichnete, wurde von 1985-90 ein Volumen pro Inlandsprodukt gemessen,
welches das der beiden anderen Länder um das zweieinhalbfache überstieg.
Getragen wurde dieser Anstieg auf 1,8 von der starken Yen-Aufwertung um fast
90% in den Jahren 1985-88167. Daß dieser Trend gebrochen zu sein scheint,
zeigt, daß in der nächsten Periode Japan mit einem Wert von 0,7 den
insgesamt den Niedrigsten hatte. Über den gesamten Zeitraum gesehen wies
166 Durchschnittswert 1970-75: 0,58, vgl. Zelgert (1993), S. 42.
167 Vgl. hierzu Punkt 2.4.2.
Japan mit 0,8 den durchschnittlich höchsten Anteil der Direktinvestitionen am
Bruttoinlandsprodukt auf, gefolgt von Deutschland und den USA mit je 0,7.
Betrachtet man die Direktinvestitionen anteilig zu den Exportwerten, ist es
zumindest anäherungsweise möglich, in wieweit die international tätigen
Unternehmen eines Landes es präferieren, die ausländischen Märkte durch
Produktion im jeweiligen Absatzgebiet oder durch Export zu versorgen 168.
Abb. 8: Direktinvestitionen in Prozent des Exportwertes
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
1976-80
BRD
1980-85
USA
1986-90
Japan
1990-94
Quelle: IMFb, eigene Berechnungen.
Abb. 8 macht die wesentlich stärkere Exportorientiertheit der japanischen und
deutschen Wirtschaft bis zur Mitte der achtziger Jahre deutlich. Die zweite
Hälfte der achtziger Jahre zeigt dann, daß u.a. Japans Befürchtungen eines
zunehmenden Protektionismus seitens der EG und der USA die
Auslandspräsenz japanischer Unternehmen deutlich hat ansteigen lassen. Die
Periode
von
1990-95
ist
geprägt
von
der
nachlassenden
Direktinvestitionstätigkeit der japanischen Wirtschaft169 und den kontinuierlich
ansteigenden Raten Deutschlands und der USA.
168 Andererseits kann die Absatzförderung im Inland ebenso ein Motiv für eine Direktinvestition sein, vgl.
Zelgert (1993), S. 46.
169 1993 fiel Japan auf den fünften Platz der größten Direktinvestitionsgeberländer, vgl. United Nations
(1996), S. 46.
3.1.7.2 Die Verflechtung der Direktinvestitionsbestände
In Tab. 9 ist der Bestand der geleisteten Direktinvestitionen in den Zeilen zu
entnehmen, empfangene sind in den Spalten ausgewiesen. Der Austausch von
Realkapital der untersuchten Länder hat sich in den achtziger Jahren stark
ausgeweitet. Die Summe der untereinander geleisteten und empfangenen
Direktinvestitionen wuchs von 82.736 Mrd. US-$ im Jahr 1982 um rund 470%
auf 474.474 Mrd. US-$ im Jahre 1993.
Tab. 9: Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan
Herkunftsland
Deutschland
USA
Japan
Summe
Deutschland
USA
Japan
Summe
Empfängerland
Deutschland
USA
1983
10360
13583
1283
10178
14866
20538
1993
40712
33783
8817
112990
42600
153702
Japan
Summe
518
5446
5964
10878
19029
11461
82736
4105
36830
40935
44817
70613
121807
474474
Quelle: Köddermann (1996), eigene Berechnungen.
Neben der Intensität der Kapitalverflechtung hat sich auch das relative Gewicht
der einzelnen Länder verändert. Der Anteil Deutschlands an den empfangenen
Direktinvestitionen blieb im betrachteten Zeitraum konstant, während es bei der
Stellung als Herkunftsland Einbußen hinnehmen mußte. Die USA blieb
wichtigstes Empfängerland und konnte diese Position sogar noch ausbauen.
Als Investoren sind die USA in den neunziger Jahren lange nicht mehr so
dominant, wie zu Beginn der achtziger Jahre. Die Kapitalverflechtung Japans
mit den beiden anderen Ländern war , ablesbar an geringen
Direktinvestitionsbeständen im In- und Ausland, am Anfang des Beobachtungszeitraum gering. Während Japan 1983 nur 27% Anteil an den
Direktinvestitionen im Ausland verbuchen konnte, lag der entsprechende Wert
1993 bereits bei 51%. Auf der anderen Seite bleibt Japan als Zielland für
Direktinvestitionen unbedeutend170.
3.2 Entwicklung des Außenhandels
Die internationale wirtschaftliche Verflechtung durch den Außenhandel hat in
den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die fortschreitende internationale
Integration wurde durch zwei größere Ursachenkomplexe möglich 171. Zum
einen haben technische, soziale und kulturelle Veränderungen den
wirtschaftlichen Abstand zwischen den einzelnen Ländern schrumpfen lassen.
Hierunter zählen die starke Kostenreduzierung im Transportwesen sowie
Fortschritte in der Telematik- und Kommunikationstechnologie. Aufgrund
dessen ergab sich wiederum eine intensive Vernetzung der Finanzmärkte und
daher eine Erweiterung des Wissens über potentiell gewinnbringende
internationale Geschäfte. Die modulare Produktionsweise machte eine relativ
leichte Auslagerung von Produktionsschritten möglich und verursachte damit
einen wachsenden Anteil von Vorprodukten und Halbwaren am Welthandel.
Dies hatte eine volumenmäßige Zunahme sowie eine Zunahme dieser Güter an
den Transfers zwischen Teilen desselben Unternehmens zur Folge. Eine
wachsende
Nivellierung
des
Einkommensniveaus,
der
an
der
weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung beteiligten Länder, löste eine Angleichung
der Verbraucherpräferenzen aus, d.h. es ist heute möglich, die Märkte
verschiedenster Kulturen mit demselben Produkt zu versorgen. Auf der
anderen Seite sind viele Ursachen, die traditionell für die Behinderung
grenzüberschreitender Transaktionen verantwortlich waren, abgebaut. Die
multilateralen Verhandlungen im Rahmen des GATT, insbesondere die
Kennedy Runde der sechziger Jahre, die Tokio Runde der siebziger Jahre und
die zuletzt stattgefundene Uruguay Runde haben zu einem umfassenden
Abbau der Handelshemmnisse geführt und die Ergebnisse auch auf viele
Dienstleistungen ausgedehnt172.
170 Zu den Ursachen vgl. Marston (1993).
171 Vgl. Sherman (1996), S. 3ff.
172 Vgl. Sherman (1996), S. 3.
3.2.1 Historische
und
neuere
Entwicklungstendenzen
im
Welthandel
Bereits aus der Antike sind zahlreiche Handelsbeziehungen bekannt, wie etwa
zwischen Europa und China über die berühmte Seidenstraße. Im Gegensatz zu
der sich anschließenden Kolonialphase, zwischen dem Ende des 15. und der
Mitte des 20. Jahrhunderts, waren hierbei der Handelsgegenstand und die
Handelspartner
selektiv
und
freiwillig.
Während
des
kolonialen
173
Dreieckshandels
wurden den Kolonien die Interessen der Kolonialmächte
aufgenötigt, und die Handelsbeziehungen standen daher oftmals unter Zwang.
Ganz allgemein bedeutete das anbrechende Industriezeitalter einen Umbruch
im Welthandelssystem. Die Industrialisierung brachte eine zunehmende
Arbeitsteilung und Innovationen, wie Dampfschiff oder Telegraph, mit sich.
Dadurch kam es zu einer Ausdehnung des Volumens, einer
Richtungsänderung der Warenströme und zu einer Modifizierung der
Warenstruktur. Die Boomzeiten verschiedener Produkte änderten sich
entsprechend der jeweiligen Nachfragestruktur; z.B. lösten Rohstoffe (in der
Frühzeit der industriellen Revolution) Agrarprodukte (z.B. Gewürze im
Mittelalter) ab, und diese wurden wiederum von Halb- und Fertigwaren
(Massenproduktion) ersetzt.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte eine zügige Entkolonialisierung und
einen grundsätzlich freien, aber durch mannigfaltige wirtschaftliche und
politische Interessen in großen Teilen jedoch protektionistischen Welthandel.
Das enorme Anwachsen der Handelsströme wurde jedoch erst durch die
Implementierung der heutigen Welthandels- und Weltwirtschaftsordnung
möglich. Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die nach
dem zweiten Weltkrieg zur Regelung und Gestaltung der internationalen
Handels- und Finanzbeziehungen gegründeten internationalen Organisationen.
Dazu gehören das damalige allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT)
und die heutige World Trade Organisation (WTO), der Internationale
173 Sklaven aus Afrika, Rohstoffe aus Amerika sowie Fertigwaren aus Europa, vgl. Ritter (1994), S. 133.
Währungsfond (IWF) oder die Handels- und Entwicklungsorganisationen der
Vereinten Nationen (UNCTAD)174.
3.2.1.1 Volumen und Regionalstruktur
Durch die Überwindung der überwiegend protektionistischen Politiken der am
Welthandel beteiligten Nationen, stieg das Volumen des Außenhandels nach
dem Zweiten Weltkrieg stark an. Von 1960 bis 1994 betrug die
durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Weltaußenhandelsvolumens ca.
6%, verglichen mit ca. 4% für die Gesamtproduktion. Dies bedeutet, 10%
Wachstum des Outputs war mit einem 16 prozentigen Wachstum des
Außenhandels verbunden. Während diesen 45 Jahren hat sich die
Weltproduktion verfünffacht, der Welthandel stieg um das 14-fache an175. Das
Exportvolumen von 1995 entspricht dem 83-fachen Wert des Volumens von
1950 und überschritt 1995 erstmals die Schwelle von 5 Billionen US-$176. Für
die Welthandelsorganisation ist „the rising ratio of world trade to world output
the centerpiece of evidence on the pace of global integration and growing
interdependence among countries“177. Die kontinuierliche Aufwertsentwicklung
dieses Trends, mit Ausnahme der ersten Hälfte der achtziger Jahre, wird in
Tab. 7 sichtbar.
Tab. 7: Jährliche prozentuale Veränderung des Welthandels und der
Weltproduktion
Jahr
1960-70
1970-80
1980-85
1985-90
1990-95
Welthandel
8,5
5,5
2,0
6,0
6,0
Weltproduktion
6,0
4,0
1,5
3,0
1,5
Verhältnis
1,4
1,4
1,3
2,0
4,0
Quelle: GATT; WTO; eigene Berechnungen.
Die Entwicklung des Welthandels war allerdings unterschiedlich dynamisch. Die
fünfziger Jahre waren geprägt durch den Wiederaufbau der durch den Zweiten
174 Vgl. dazu Koch (1991), Kap. 3, 7 und 24.
175 Vgl. WTO (1995), S. 15.
176 Vgl. WTO (1996), S. 114.
177 WTO (1995), S. 21.
Weltkrieg zerstörten Industrieländer und deren Wiedereingliederung in die
Weltwirtschaft.; dementsprechend finden sich hier relativ hohe Zuwachsraten,
da von einem extrem niedrigen Niveau im internationalen Warenaustausch
ausgegangen wird. Die sechziger Jahre wurden getragen von dem
exportgetriebenen Wirtschaftswachstum der westlichen Industrieländer.
Handelsfördernd wirkten zudem der Zollabbau innerhalb der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft, die Wiedererlangung der Währungskonvertibilität
einiger Industrieländer sowie die weltweiten Handelsliberalisierungen im
Gefolge der Dillon-Runde (1960-61) und der Kennedy-Runde (1964-67) unter
der Schirmherrschaft des GATT. Dieses Jahrzehnt zeichnet sich zudem
dadurch aus, daß in dieser Phase der Zuwachs an industriellen Produkten am
Welthandel mit durchschnittlich 10,5% jährlich am größten war.
Ausschlaggebend für die darauffolgende Dekade war das Zusammenbrechen
des internationalen Währungssystems von Bretton-Woods und dem damit
verbundenen Rückfall in selektiven Handelsprotektionismus (trotz der mit
Liberalisierungsabsichten geführten Tokio-Runde des GATT von 1973-79).
Darüber hinaus kam es zu einer grundlegenden Wandlung der internationalen
Arbeitsteilung im Gefolge von zwei drastischen Ölpreisschüben, der
Exportoffensive Japans und einiger Schwellenländer sowie der Ausbreitung
neuer Technologien. Bei den großen Welthandelsnationen wechselten sich,
ausgelöst durch die Ölpreiserhöhungen, Inflationsbeschleunigung und
Inflationsbekämpfung ab178.
Zu Beginn der achtziger Jahre ließen die Zuwachsraten des Welthandels
deutlich nach. 1982 war sogar eine Schrumpfung des Welthandelsvolumens
um 3% zu verzeichnen, die allerdings ab 1983 einer stark expansiven
Bewegung wich. Daher kommt es auch zu den relativ niedrigen
Wachstumsraten in der ersten Hälfte der achtziger Jahre.
Große weltwirtschaftliche Ungleichgewichte waren eine der zentralen Ursachen
für die handelspolitischen Konflikte, die ihren Höhepunkt in den Jahren 19861987 erreichten179. Diese Konflikte mündeten immer öfter in protektionistische
178 Vgl. Donges (1992), S. 7.
179 Zu nennen sind hier der Halbleiter-Konflikt zwischen USA und Japan, der ‘Spaghettikrieg’ zwischen
den USA und der EG sowie der starke Agrarprotektionismus der EG.
Maßnahmen tarifärer sowie nicht-tarifärer Art.180. In diesem Zusammenhang
erfuhren in den achtziger Jahren auch Regionalisierungstendenzen neuen
Auftrieb. In Nordamerika wurde 1988 das Freihandelsabkommen zwischen den
USA und Kanada abgeschlossen, während im asiatisch-pazifischen Raum
1989 die Asian-Pacific Economic Cooperation (APEC) gegründet wurde 181. In
Lateinamerika wurden alte Pläne zur Schaffung von Freihandelszonen
revitalisiert und der Andenpakt zwischen Bolivien, Ekuador, Kolumbien, Peru
und Venezuela gegründet. Ebenso unterzeichneten Argentinien, Brasilien,
Paraguay und Uruguay den Vertrag über die Errichtung eines gemeinsamen
Marktes im südlichen Lateinamerika182. Die Wirtschaftsintegration in Europa
wurde durch einen detaillierten Aktionsplan von 1985 für die Vollendung des
europäischen Binnenmarktes 1992 vertieft.
Die neunziger Jahre sind, während der ersten Hälfte, vergleichbar dynamisch
wie die sechziger Jahre. Das internationale Handelsvolumen wuchs von 1990
bis 1995 um mehr als 50%, während das Weltsozialprodukt im selben Zeitraum
nur um ca. 17 % zunahm183. Die verstärkte Internationalisierung wird, im
Vergleich zu früheren Perioden, aber vor allem durch das extrem hohe
Verhältnis von Welthandel und Weltproduktion deutlich (siehe Tab. 7). In der
ersten Hälfte der neunziger Jahren kam es oftmals zu divergierenden
Entwicklungen des absoluten Volumens und des Wertes des Welthandels. Die
Wachstumsrate des Volumens begann das Jahrzehnt, bedingt durch die wenig
dynamische Weltkonjunktur dieser Phase, mit geringeren Werten als in der
vorangegangenen Dekade (von 7% 1989 auf 5% 1990) 184. Dieser relative
Abschwung wurde von stark expansiven Wachstumsraten mit bis zu 10% im
Jahr 1994 abgelöst, so daß über den gesamten Zeitraum 1990-95 ähnlich hohe
Werte, wie in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre erreicht wurden. Durch die
häufigen Wechselkursänderungen der Haupthandelswährung - dem US-Dollar reichten hier die Veränderungen von -0,5% 1993 bis zum Maximalwert von
180 Nach Berechnungen der UNCTAD stieg in ausgewählten Industrieländern der Anteil der mit nicht-
tarifären Handelshemmnissen belegten Importe an den Gesamteinfuhren von 18,5% im Jahre 1981
auf 22,6% im Jahre 1987, wobei eine Fortsetzung dieser Tendenz angenommen wurde. Vgl.
Herrmann (1991), S. 29.
181 Gründungsmitglieder waren neben den ASEAN-Staaten Australien, Neuseeland, Japan, Kanada
sowie die USA.
182 Später MERCUSOR genannt.
183 Vgl. IMFb (1997), S. 116f sowie S. 147.
184 Vgl. WTO (1991), S. 5.
19,0% im Jahr 1995. Die sich in den achtziger Jahren angedeuteten
Tendenzen zur regionalen Blockbildung haben sich in den neunziger Jahren
noch ausgeweitet. Auslösende Gründe für diese handelspolitische Strategie
sind ein verschärfter Wettbewerb und zunehmender Protektionismus 185.
Das herausragende handelspolitische Ereignis in dieser Phase war die
Ablösung des GATT durch die neue Welthandelsorganisation (WTO),
beschlossen durch die Uruguay-Runde. Die drei Säulen dieses Abkommens
sind das Multilateral Trade in Goods Agreement (MTA), das General
Agreement on Trade in Services (GATS) und das Agreement on Trade-Related
Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS)186.
Die Hauptakteure des Welthandels sind die Industrieländer. Ihr Anteil wuchs
von 67% 1963 auf rund 70% im Jahre 1995. Lediglich die zweimaligen Anstiege
der Ölpreise führten zu einer relativen Erhöhung des Anteils der
Entwicklungsländer am Welthandel. 1995 hatte Westeuropa mit rund 43% den
größten Anteil an den Weltexporten. Asien nahm mit 25% den zweiten Platz ein
und konnte seit 1979 seinen Anteil um knapp 10% erhöhen. Die damit
einhergehenden Impulse für Welthandelsentwicklungen wurden vor allem durch
die vier kleinen Tiger187 ausgelöst. Nordamerikas Anteil an den Weltexporten
verringerte sich im gleichen Zeitraum um rund 3%. Die osteuropäischen
Transformationsländer
mußten,
ebenso
wie
die
restlichen
Entwicklungsländeregionen Einbußen hinnehmen. Den ausgeprägtesten
Intraregionalhandel treibt Westeuropa mit knapp 70%. Daher spielen Asien und
Nordamerika, allerdings mit einem aufwärts gerichteten Trend, keine dominante
Bedeutung als Absatzgebiet für diese Region. Stark gestiegen ist auch der
Intrahandel Asiens, mit der Folge daß die großen Güterströme der achtziger
Jahre von Asien nach Nordamerika kräftig nachließen. In umgekehrter Richtung
ist seit Ende der siebziger Jahre eine Steigerung zu verzeichnen 188. Die stärkste
Abnahme des Intrahandels findet sich, verursacht durch den Wegfall des
COMECON, bei den Transformationsländern. Während der intraregionale
185 Vgl. Brand (1992), S. 11f; zudem ist natürlich die handelsfördernde und damit auch
wohlfahrtsfördernde Wirkung zu nennen.
186 Vgl. hierzu Herrmann (1995), S. 3ff.
187 Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur.
188 Da die transpazifischen Stöme höhere Wachstumsraten aufweisen als die transatlantischen, spricht
man auch vom pazifischen Zeitalter. Vgl. zu den genauen Werten Anhang 1.
Handel in Lateinamerika wieder zu alter Stärke zurückfand, stieg der
Warenaustausch Süd- mit Nordamerika um ein Vielfaches an.
3.2.1.2 Warenstruktur des Welthandels
Bei der Analyse von Außenhandelsströmen wird in den Statistiken zwischen
dem Sachgüter- und Dienstleistungshandel unterschieden. Aufgrund der
schwierigen Kontrollier- und Meßbarkeit der Dienstleistungen weisen einige
amtliche Statistiken jedoch nur den Sachgüterhandel aus.
Die Warenstruktur des Welthandels mit Sachgütern folgt einer Tendenz, die
bereits aus den sechziger Jahren bekannt ist: Die vergleichsweise hohe
Einkommenselastizität der Nachfrage nach Fertigprodukten, insbesondere nach
den technologisch am höchsten entwickelten Gütern, sowie der Rückgang des
spezifischen Verbrauchs von Rohstoffen läßt die Bedeutung der Agrargüter und
Rohstoffe am Weltexport kontinuierlich zurückgehen. So hatten Nahrungs- und
Genußmittel 1960 noch einen Anteil von fast 20% am Weltexport, 1970 war
dieser Anteil bereits auf knapp 15%, 1980 auf 10% und 1995% auf 9%
gesunken189. Bei den Rohstoffen (ohne Brennstoffe) ergibt sich eine ähnliche
Entwicklung; bereits Mitte der siebziger Jahre lag der Anteil bei 7%, der sich in
den achtziger Jahren kaum veränderte und bis 1995 nochmals auf 3%
gesunken ist.
Bei der Gütergruppe Brennstoffe waren ausgeprägte Schwankungen zu
verzeichnen. Rohölschocks katapultierten den Welthandelsanteil der
Brennstoffexporte auf die Rekordmarke von 24% im Jahre 1980 190. Durch die
Rückbildung der Preise für Rohöl in den achtziger Jahren ging auch der Anteil
an den Weltexporten auf 9,5% im Jahre 1988 bzw. 7,1% im Jahre 1995 zurück.
Damit wird klar, daß die industriellen Erzeugnisse (Halb- und Fertigwaren) den
dominierenden Teil am Welthandel stellen. Der Aufwärtstrend des Anteils
schwankt, je nach Stand des Ölpreises, von 60% (1973), 55% (1980), 61,%
(1985), 70% (1990) sowie 74% im Jahre 1995. Eine tiefere Aufgliederung der
Industriegüter zeigt, daß hochwertige Produkte die Hauptursache dieser
Entwicklung sind. An der Spitze dieser Entwicklung liegt beispielsweise die
189 Einflüsse üben hierbei Agrarpreise, die stark von natürlichen Faktoren (z.B. ungünstige
Witterungsperioden) sowie protektionistische Politiken abhängen, vgl. Herrman (1991), S. 31 sowie
WTO (1996), S. 121.
Gütergruppe Maschinen und Fahrzeuge und speziell die Untergruppe
Büromaschinen und Telekommunikationseinrichtungen. Diese Entwicklung ist
u.a. Ausdruck der raschen weltweiten Ausbreitung und Anwendung dieser
neuen Technologien in Unternehmen und Haushalten. 1970 war der Anteil an
den Weltexporten mit 3% noch sehr niedrig; da er aber in den achtziger Jahren
mit einem jahresdurchschnittlichen Anstieg von 14% und 1990-1995 mit 15%
wuchs, stellt diese Kategorie 1995 12,2% der Exporte. Ähnliches gilt für
Gruppen wie z.B. Fahrzeuge, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate
1990-1995 von 9% und einem Weltexportanteil von 9,3%.
3.2.1.3 Dienstleistungshandel
Im Gegensatz zum Handel mit Waren oder Rohstoffen sind Dienstleistungen
oftmals nicht transportabel, sondern werden an Ort und Stelle erbracht191. Im
Allgemeinen wird unter internationalem Dienstleistungshandel „alle
verbleibenden
internationalen
Transaktionen,
nach
Abzug
des
Warenhandels“192 verstanden. Damit sind mit dem Warenhandel verknüpfte
Leistungen, wie z.B. Transport- und Kommunikationskosten oder
Konstruktions-, Beratungs- und Montageleistungen gemeint. Daneben werden
den Warenhandel ersetzende Leistungen (z.B. Leasing, Lizenzen oder
Patente) und unabhängig vom Warenhandel erbrachte Leistungen
(Auslandstourismus, Bank- und Versicherungsleistungen etc.) zum
Dienstleistungshandel gerechnet193.
Die Wachstumsraten des Handels mit Dienstleistungen übertreffen die des
Warenhandels; zwischen 1979 und 1987 wuchs der Warenhandel um 150%,
während der Handel mit Dienstleistungen um ca. 240% zunahm 194. In der
Zeitspanne von 1985 bis 1995 expandierte der Dienstleistungshandel wiederum
um 206%, so daß er 1995 einen Anteil von 19% an den gesamten Exporten der
Weltwirtschaft ausmachte. Da jedoch eine exakte statistische Erfassung nur
190 Vgl. Herrmann (1991), S. 31.
191 Vgl. hierzu Punkt 3.1.4.
192 Koch (1992), S. 44.
193 Vgl. auch Deutsche Bundesbank (1990), S. 55.
194 Vgl. Koch (1992), S. 44.
schwer möglich ist195, geht man von Schätzungen von bis zu 45% Anteil aus.
Legt man für das Welthandelsvolumen ca. 5 Billionen US-$ zugrunde, so kann
für 1995 von einem insgesamten Volumen incl. Dienstleistungshandels von ca.
7 Billionen US-$ ausgegangen werden. Das GATT nimmt an, daß je 30% des
Dienstleistungshandel auf Transportleistungen und auf mit Auslandsreisen in
Verbindung stehenden Leistungen beruhen. Weitere 40% entfallen auf sonstige
Leistungen, wobei der Hauptanteil aus Einkünften aus Kapital und Zinsen
bestehen dürfte196. Regional betrachtet ist Westeuropa mit einem Anteil von
49% am Gesamtaufkommen der größte Exporteur von Dienstleistungen, gefolgt
von Asien (21%) und Nordamerika (19%). Afrika und Lateinamerika bleiben mit
2,2% und 3,8% weit hinter diesem ökonomischen Trend zurück.
Als ursächlich für die starke Expansion wird ein weltwirtschaftlicher
Strukturwandel gesehen. Durch die beschleunigte Tertiärisierung stieg der
Anteil der Dienstleistungen und sank der Anteil des primären und sekundären
Sektors am Weltsozialproduktes197. Die Folge der zunehmenden
internationalen Arbeitsteilung und des Abbaus der Handelshemmnisse für
Dienstleitungen war ein Anstieg des internationale Austausch von
Dienstleistungen198. Überdies besteht ein großer Teil der Wertschöpfung des
sekundären Sektors aus Dienstleistungen (z.B. Planung, Administration oder
Marketing), der jedoch oftmals einer exakten Zurechnung entbehrt. Aus o.g.
oftmals enger Verknüpfung mit dem Warenhandel wächst der Anteil des
Dienstleistungshandels automatisch mit dem Warenhandel. Der wohl
gewichtigste Grund dürfte die sprunghaft gewachsene Bedeutung der
internationalen Finanzdienstleistungen sein, welche als grenzüberschreitende
Kapitalströme (im Ausland erworbene Zins- und Kapitaleinkünfte) sichtbar
werden und sich in den Dienstleistungsbilanzen niederschlagen. Durch neue
Techniken im Bereich der Telekommunikation sind Dienstleistungen zudem
handelbarer geworden, vor allem solche mit hoher Informationsintensität 199.
195 Gründe hierfür sind u.a. unterschiedliche Berechnungsarten oder unzureichende Erfassung in
verschiedenen Ländern, vgl. WTO (!996), S. 166.
196 Vgl. Koch (1992), S. 47.
197 Vgl. Grömling (1996), S. 33f.
198 Vgl. dazu auch Zweifel (1992), S. 329ff.
199 Vgl. United Nations (1996), S. 105.
3.2.1.4 Intra-industrieller-Handel
Die These des intra-industriellen Handels200 geht von der empirischen
Beobachtung aus, daß ein großer Teil der Warenströme zwischen Ländern mit
hohen Pro-Kopf-Einkommen ein Austausch der Produkte zwischen den
gleichen
Sektoren
ist.
Die
Außenhandelsspezialisierung
findet
dementsprechend zwischen den Subsektoren eines Wirtschaftszweiges statt.
Ausschlaggebend dafür sind die Existenz eines differenzierten Angebots und
einer differenzierten Nachfrage, Qualitätsunterschiede sowie Informationsasymmetrien201. Für die empirische Abgrenzung des intraindustriellen Handels
hat sich ein weitgehender Konsens ausgebildet: wenn Güter innerhalb einer
Gütergruppe, definiert durch die dreistellige Systematik des internationalen
Warenverzeichnisses für den Außenhandel (SITC), in beiden Richtungen
gehandelt werden, so liegt intraindustrieller Handel vor202. Der zur Messung am
meisten verbreitete Index ist der nach Grubel / Lloyd 203, welcher bei genau
gleichen Ex- und Importwerten von bestimmten Gütergruppen den Wert eins
anzeigt (bei ungleichen Werten dementsprechend null).
Der Handel zwischen Industrieländer ist zum Großteil intraindustriell, während
Entwicklungsländer hauptsächlich interindustrieller Art am Welthandel
partizipieren. Ein hoher intraindustrieller Anteil am Gesamtvolumen einer
Volkswirtschaft, ausgelöst durch die jeweiligen komparativen Vorteile, kann mit
einer starken Integration in die internationale Arbeitsteilung gleichgesetzt
werden204. Der intraindustrielle Handel findet am ausgeprägtesten innerhalb der
Europäischen Union statt, gefolgt von den USA und Japan205. Starke
Steigerungsraten weisen die Schwellenländer Asiens oder Lateinamerikas auf,
die sich in den letzten Jahren scheinbar erfolgreich in der Weltwirtschaft
etabliert haben.
200 Zurückgehend auf Grubel und Lloyd (1975), vgl. Siebert (1994), S. 104f.
201 Vgl. Broll (1989), S. 308ff.
202 Vgl. Straube (1991), S. 18.
203 Vgl. dazu Broll (1989), S. 41f.
204 Vgl. hierzu Punkt 2.3.1 bzw. 2.5.
205 die Durchschnittswerte für 1991 liegen bei 0,91 (EU), 0,72 (USA) und 0,55 (J), vgl. Bonturi / Fukasaku
(1993), S. 147.
Der intraindustrielle EU-Außenhandel ist konstant über die meisten
Gütergruppen verteilt und seit 1980 auf einem hohen Niveau 206. Bei Japan
hingegen kam es erst seit 1980 zu einem starken Anstieg des intraindustriellen
Handels, wobei sich eine Spezialiserung in vergleichsweise wenigen
Produktgruppen findet, so z.B. bei Büromaschinen sowie Eisen und Stahl. Im
Gegensatz dazu steht die interindustrielle Spezialiserung in Bereichen wie
Fahrzeuge und Bekleidung. Ähnliche Entwicklungen finden sich in den USA 207.
Allerdings beeinflussen unterschiedliche Globalisierungsstrategien den
intraindustriellen
Handel.
So
können
z.B.
in
manchen
Produktionsgüterindustrien - wie bei der Chemischen Industrie - einzelne
Produktionsschritte relativ leicht international ausgelagert werden, was dann zu
einem steigenden Anteil an Zwischenprodukten führt 208. Dieser wiederum führt
zu einem wachsenden intraindustriellen Handel.
3.2.1.5 Intra-Unternehmenshandel
Güter, die international gehandelt werden, jedoch gleichzeitig innerhalb einer
multinationalen Unternehmung verbleiben, repräsentieren einen Großteil des
Außenhandels von Industrieländern. Diese Handelsart, im Gegensatz zu
Handel zwischen eigenständigen Unternehmen (Inter-Unternehmenshandel
oder sog. arm’s length trade), wird Intra-Unternehmenshandel genannt209. Er
beinhaltet, aus der Sicht eines bestimmten Landes, Exporte inländischer
Unternehmen zu den Niederlassungen im Ausland sowie die Exporte der
Niederlassungen ausländischer multinationaler Unternehmen im Inland.
Über Intra-Unternehmenshandel existieren bis heute nur wenige empirische
Untersuchungen. Der einfache Grund dafür ist, daß die meisten internationalen
Handelsstatistiken nicht zwischen Intra- und Inter-Unternehmenshandel
unterscheiden. Die verfügbaren wurden, nach einer Untersuchung von Bonturi /
Fukasaku (1993) über USA und Japan, auf die gesamte Weltwirtschaft
aufgerechnet. Demnach findet der Welthandel zu einem Drittel innerhalb
multinationaler Unternehmenssystemen statt. Das Verhältnis von Intra-
206 Eine wirtschaftliche Integration begünstigt den intraindustriellen Handel, vgl. Broll / Gilroy (1989), S.
232.
207 Vgl. hierzu Nunnenkamp (1994), S. 95ff.
208 Vgl. als theoretische Fundierung Punkt 2.4.1.2.
Unternehmenshandel zu Inter-Unternehmenshandel stieg von 1,6 1982 auf 1,9
im Jahre 1994210. Dies wiederum impliziert, daß ca. zwei Drittel der
internationalen Transaktionen mit der internationalen Produktion von
multinationalen Unternehmen in Verbindung stehen. Der Handel der USA mit
Japan wird zu 71% innerhalb der großen multinationalen Unternehmen beider
Länder abgewickelt211.Die Niederlassungen ausländischer Unternehmen in den
USA waren 1991 für 23% der Gesamtexporte und 37% der Gesamtimporte
verantwortlich212. Man nimmt an, daß mehr als 40% der Exporte von
multinationalen Unternehmen für deren Zweigniederlassungen im Ausland
bestimmt sind.
Allerdings ist Intra-Unternehmenshandel in einigen Industrien vergleichsweise
stärker ausgeprägt. Den größten Einfluß auf einen hohen IntraUnternehmenshandel haben die Forschungs- und Entwicklungsintensität, der
Grad der Multinationalisierung und das Ausmaß der für den Verkauf
notwendigen Serviceeinrichtungen der jeweiligen Industrien 213. Bei forschungsund entwicklungsintensiven Industrien z.B. ist es üblich, Transaktionen
firmenspezifischer Vermögenswerte, wie Basisforschung intern zu tätigen. Die
Koordination dieser Transaktionen kann leichter firmenintern, als über den
Markt bewerkstelligt werden214. Im Gegensatz dazu scheint bei abnehmender
Komplexität der Aktivitäten einer Unternehmung Intra-Unternehmenshandel
weniger sinnvoll. So betrugen 1989 in den USA die Anteile des IntraUnternehmenshandels am Gesamtexport der Branche Maschinenbau 61%, die
der Branche Ernährungserzeugnisse jedoch nur 16% 215. Generell besteht
dieser Handel zum Großteil aus Zwischengütern216. Das Verhältnis von
Zwischengüterimporten zu den Gesamtimporten beträgt ungefähr 50% in
Deutschland und in den USA, in Japan sogar bis zu 70 Prozent 217.
209 Vgl. Bonturi / Fukasaku (1993), S. 146. Zur theoretischen Fundierung vgl. Punkt 2.5.
210 Der Intra-Unternehmenshandel beinhaltet hier zudem den gesamten Absatz der
Auslandsniederlassungen, vgl. United Nations (1997), S. 39.
211 Vgl. OECD (1996), S. 30.
212 Vgl. Hufbauer et al. (1994), S. 42.
213 Vgl. Cantwell (1994), S. 313.
214 Vgl. hierzu Punkt 2.2.
215 Vgl. Nunnenkamp (1994), S. 108.
216 Daher läßt diese Handelsart eher eine Zunahme des Handelsvolumens vermuten, vgl. Punkt 2.4.1.2
oder 2.5, bzw. Koch (1997), S. 99.
3.2.2 Trends und Strukturwandel im deutschen Außenhandel
In der Vergangenheit wurden Anteile in der Größenordnung von rund einem
Drittel des deutschen Sozialprodukts durch die Ausfuhr von Waren und
Dienstleistungen erwirtschaftet. Zudem kommen die entscheidenden Impulse
zur Wiederbelebung der Konjunktur oftmals aus dem Export. Eine starke
Position im internationalen Wettbewerb ist daher von entscheidender
Bedeutung für das deutsche Wirtschaftswachstum. Aus diesem Grund wird hier
ein Überblick über die Volumenentwicklung, der regionalen Struktur, sowie der
branchenspezifischen Entwicklung geboten. Im Anschluß liegt die Fokussierung
speziell auf der Entwicklung des Außenhandels mit den USA bzw. mit Japan.
Den Abschluß bildet ein Vergleich der außenhandelsspezifischen Kennzeichen
zur Weltmarktstellung der drei Länder.
3.2.2.1 Entwicklung des Außenhandelsvolumens
Die deutschen Warenexporte stiegen mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich
an. Im allgemeinen lassen sich fünf Phasen unterscheiden 218:
1) Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft (fünfziger Jahre); durch weltweit
günstige
Absatzchanchen
und
Wiederbelebung
früherer
Geschäftsbeziehungen stieg die Gesamtausfuhr um 20,4%. Der Anteil des
Exports verdoppelte sich von 9,9% auf 19,9%, dadurch schnellte der Anteil
am Weltexport von 3,6% auf 9,2% hoch.
2) Exportlastiges Wirtschaftswachstum (sechziger Jahre), durch den steil nach
oben
verlaufenden
Wachstumspfad
der
Weltwirtschaft,
Handelsliberalisierungen und Zollabbau in der Europäischen Gemeinschaft.
Von einem hohen Niveau ausgehend stieg die Ausfuhr um
jahresdurchschnittlich 10,5% sowie deren Anteil am Bruttosozialprodukt auf
ca. 23%. Konsolidierung als eine der führenden Welthandelsnationen mit
einem Anteil 1971 am Welthandel von 11,5%.
3) Schrumpfende Welthandelsanteile (siebziger Jahre); durch Wandlungen in
der internationalen Arbeitsteilung, anhaltenden Wachtumsschwächen und
verstärktem Handelsprotektionismus der Haupthandelspartner, sowie dem
217 Vgl. Hufbauer et al. (1994), S. 42.
218 Vgl. zu Phasen 1-4: Donges (1992), S. 6ff., zu Phase 5: Hummel (1996), S. 83ff.
Ausbruch internationaler Verschuldungskrisen in der Dritten Welt und in
Mittel- und Osteuropa. Der deutsche Export nahm in dieser Zeit in laufenden
Preisen zwar stark zu (jahresdurchschnittlich 10%), doch real war der Anstieg
mit knapp 5% je Jahr deutlich langsamer als in den Zeiträumen 1959-71
(9,3%) und 1950-58 (15,3%). Überdies mußte ein Rückgang des
Welthandelsanteil auf 10% (1983) hingenommen werden.
4) Reanimierung der Exporte durch konjunkturellen Aufschwung der
Industrieländer (achtziger Jahre); wie in den Phasen zuvor expandierte der
deutsche Außenhandel wieder etwas kräftiger als der Welthandel, real um
5,4 Prozentpunkte. Trotz der erfolgten Aufwertung der D- Mark gegenüber
des US-Dollars stieg der Weltmarktanteil auf nahezu 12% im Jahre 1990.
5) Die Wiedervereinigung führte zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz.
Die deutsche Vereinigung hatte erhöhte Importe und/oder geringere
Ausfuhren zur Folge. 1991 wurde mit 21,9 Mio. der niedrigste Saldo der
Handelsbilanz seit 1980 gemessen. Infolge der Einbrüche in der Ausfuhr
erhöhten sich die deutschen Exporte mit einer durchschnittlichen
Wachstumsrate von nur 2,6%219, während die Einfuhren von 1989 bis 1992
mit 25% kräftig zugelegt haben. Die Verwirklichung des europäischen
Binnenmarktes, die Beitritte ehemaliger EFTA-Staaten sowie die
Europaverträge mit den Visegrad-Staaten waren die handelspolitisch
relevantesten Neuerungen für die Bundesrepublik Deutschland.
3.2.2.2 Die Entwicklung nach Regionen
Die Europäische Gemeinschaft ist zum wichtigsten Absatzmarkt für deutsche
Erzeugnisse geworden und hatte 1995 einen Anteil von 58% der Exporte und
56% der Importe. Innerhalb der EU war 1995 Frankreich mit 12% der
Gesamtausfuhren der wichtigste Handelspartner, gefolgt von Großbritannien
(8%) und den Niederlanden (7%). Die übrigen westlichen Industrieländer haben
in den achtziger Jahren an Bedeutung verloren. Lag z.B. der Anteil der USA an
den deutschen Exporten 1985 noch bei 10%, so fiel er bis 1995 auf 7%. Hier
spielt sicherlich der konjunkturelle Abschwung in den USA 1988 bis 1991 sowie
219 Dies allerdings mit großen Unterschieden: 1992-93 kam es zu einem negativen Wachstum von 5,8%,
während sich im darauffolgenden Jahr 1993-94 die Ausfuhren wieder um 9,9% erhöhten.
die Aufwertung der D-Mark gegenüber dem Dollar 1989 und 1990 eine Rolle 220.
Demgegenüber erhielt der Export in den asiatisch-pazifischen Raum Impulse,
nachdem die deutschen Unternehmer aus der dortigen Wachstumsdynamik
anfangs wenig Nutzen ziehen konnten221 Während die Gesamtausfuhren von
1980 bis 1989 um 80% zugenommen haben, konnten die Exporte nach
Hongkong, Südkorea und Taiwan um durchschnittlich 230%, nach Japan um
272% und nach Südkorea sogar um 320% gesteigert werden222. Damit bildet
diese Region mit 11% (1995) der Exporte einen wichtigen Handelspartner für
die exportlastige deutsche Wirtschaft. Die größten asiatischen Importeure
deutscher Produkte waren Japan (2,5% an den Gesamtausfuhren 1995),
Südkorea (1,2%) und China (1,4%). Die OPEC-Staaten (vor allem SaudiArabien) erschienen infolge der Ölpreisteigerungen in den siebziger Jahren als
Hoffnungsmarkt; da jedoch, im Gefolge des Ölpreisverfalls, Deviseneinnahmen
für diese Länder geringer wurden und überdies Konkurrenten aus den
Schwellenländern in den Markt drängten, pendelte sich der Anteil an der
deutschen Ausfuhr auf 2,2% 1995 ein. Ebenso zeigt sich Lateinamerika seit
den achtziger Jahren als wenig dynamisch in Bezug auf Importsteigerungen
deutscher Ausfuhren. Der Anteil betrug 1985 2,1%, sank Anfang der neunziger
Jahre auf 1,7% und stieg bis 1995 wieder auf 2,4%. Durch die Öffnung
Osteuropas kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Reformländer an den
Ausfuhren Deutschlands. In den siebziger Jahren importierten diese sog.
Reformländer noch um die 7%, in den achtziger schwankte der Wert und fand
1987 mit 3% seinen Tiefstand223. Nach dem Mauerfall stieg der Anteil von 3,6%
(1990) auf 5,6% (1992) und erreichte 1994 mit 7,7% einen Höchststand; 1995
fiel der Wert wieder auf 7%. Allerdings ist der Anstieg zu Beginn der neunziger
Jahren “zu einem erheblichen Teil Reflex der Gebietsänderung nach der
deutschen Einigung und insofern nicht ökonomisch begründet“ 224. Die mittelund osteuropäischen Länder waren, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum RGW,
die wichtigsten Absatzmärkte für ostdeutsche Produkte 225, daher erhöhte sich
220 Vgl. Krakowski, et al. (1993), S. 13.
221 Donges (1992), S. 9.
222 Vgl. Ruppert (1992), S. 22.
223 Zahlen nur für Westdeutschland.
224 Krakowski et al. (1993), S. 14.
225 So waren 1994 noch immer knapp die Hälfte der ostdeutschen Ausfuhren für diesen Raum bestimmt,
vgl. Münstermann (1995), S. 87.
allein schon durch die Einbeziehung Ostdeutschlands der Anteil dieser Länder
am (gesamt-) deutschen Export.
Die Verschiebung der Gewichte der einzelnen Regionen ergibt sich - neben
den genannten Vereinigungseffekten - weitgehend aus der unterschiedlichen
konjunkturellen Situation und dem unterschiedlichen Wachstumstrend der
Regionen, die sich beide in der Entwicklung der Importe der verschiedenen
Regionen niederschlagen.
3.2.2.3 Die Entwicklung der Warenstruktur
Für Deutschland, als eine fortgeschrittene Volkswirtschaft, ist es typisch einen
hohen Teil Industrieerzeugnisse sowie geringe Teile Rohstoffe und/oder
landwirtschaftliche Erzeugnisse zu exportieren226. Im Vergleich zu anderen
Industrieländern zeigt die deutsche Exportwarenstruktur eine außergewöhnliche
Stabilität über die Jahre. Das deutsche Exportwarensortiment umfaßt ca. 150
Produktgruppen, und schon 1976 exportierte Deutschland über 90% industrielle
Erzeugnisse
und
hier
vor
allem
industrielle
Fertigwaren
der
Investitionsgüterindustrie. Dieser Exportsektor konnte seinen Anteil an den nominalen - Exporten kontinuierlich ausweiten und erreichte 1995 einen Anteil
von 56% an den Gesamtausfuhren. Hierunter fallen vor allen Dingen der
Straßenfahrzeugbau (1995 17%), der Maschinenbau (15%) und die
Elektrotechnischen Erzeugnisse (13%). Zusammen mit den Chemischen
Erzeugnissen (Sektor Grundstoff- und Produktionsgüter, 1995 23,4% der
Ausfuhren) bilden diese Sektoren die sogenannten big four227, die fast 60% des
deutschen Exportes bestreiten. Der Sektor Chemische Erzeugnisse blieb seit
den siebziger Jahren anteilsmäßig gleich, Elektrotechnische Erzeugnisse und
Straßenfahrzeugbau konnten um jeweils ca. drei Prozentpunkte dazugewinnen.
Einen um ca. 3% geringeren Beitrag steuert der Sektor Maschinenbau zur
Gesamtausfuhr bei. Die Bereiche Maschinenbau und Straßenfahrzeugbau sind
mittlerweilen so exportlastig, daß sie mehr als 50% des Umsatzes im Ausland
erwirtschaften. Zugenommen hat, 1995 auf 4,3%, auch der Anteil der
Ernährungsgüter, für die sich der vor Drittländerkonkurrenz stark geschützte
226 Vgl. Punkt 2.3.1.
227 Vgl. Koch (1992), S. 19.
gemeinsame Markt der EG/EU als sehr aufnahmefähig erwies 228. Auf ca. 1%
sind dagegen die Ausfuhren des Sektors Land- und Forstwirtschaft
geschrumpft. Stark abgenommen hat auch der Export von bergbaulichen
Erzeugnissen, von 2,3% 1980 auf 0,4% 1995. In der zweiten Hälfte der
achtziger Jahre haben die nominalen Ausfuhren an Grundstoffen und
Produktionsgütern an Bedeutung eingebüßt; da hier die häufig eingeführten
Rohstoffe einen großen Teil des Endproduktes ausmachen, profitieren sie auch
stärker als andere Sektoren von Preissenkungen bei den Rohstoffeinfuhren.
Insbesondere bei Aufwertungen schlägt sich dies in, verglichen mit anderen
Sektoren, geringeren Preishebungen oder -senkungen nieder. Real ist ihr Anteil
am deutschen Außenhandel gleichgeblieben 229.
Ganz allgemein war ein wichtiger Garant für den Erfolg der deutschen
Exportindustrie, daß sie die hohe Importnachfrage anderer Länder, die sich
aufgrund des lange Zeit expandierenden Wachstums der Weltwirtschaft ergab,
stets befriedigen konnte. Ökonometrische Studien belegen 230, daß das
deutsche Exportvolumen in erster Linie von der konjunkturellen Entwicklung in
den großen Industrieländern abhängt. Damit ist “die deutsche Exportwirtschaft
ein funktionierendes Bindeglied zwischen dem internationalen Konjunkturzug
und der binnenwirtschaftlichen Entwicklung“231; andere Faktoren, wie z.B. der
reale Außenwert der D-Mark, haben dagegen weniger Einfluß. Die im Vergleich
zu anderen Staaten relativ hohe Abhängigkeit der deutschen Exporte von der
Konjunktur in den Industrieländern läßt sich vor allem auf die Güterstruktur
zurückführen: die deutsche Exportwirtschaft ist auf Investitionsgüter
spezialisiert, deren Nachfrage sehr konjunkturreagibel ist.
3.2.2.4 Entwicklung und Struktur des Deutsch-Japanischen Außenhandels
Die deutsch-japanische Arbeitsteilung hat sich im längerfristigen Trend stark
intensiviert. Von 1976 bis 1995 stieg die deutsche Warenausfuhr um ca. 570%
mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 24% an. Im gleichen Zeitraum
228 Vgl. Donges (1992), S. 9.
229 Vgl. Krakowski et al. (1993), S. 16.
230 Z.B. Krakowski et al. (1993) oder Lapp et al. (1995). Die Berechnungen im empirischen Teil kommen
jedoch bei den betrachteten Sektoren zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen, vgl. z.B. Punkt
4.3.1.
231 Maurer (1994), S. 308.
wuchsen die Gesamtausfuhren Deutschlands nur um 192%. Bei den deutschen
Bezügen aus Japan war die Zuwachsrate in diesem Zeitraum mit 550% absolut
und 22,9 im Jahresdurschnitt, ebenso um ein Vielfaches höher als die der
Gesamteinfuhren Deutschlands (198%). Dieser rapide Trend hatte allerdings
eine sehr niedrige Ausgangsbasis. 1976 entfielen auf die Ausfuhr nach Japan
gerade 1,1% des deutschen Außenhandelsvolumen, bis 1995 stieg dieser
Anteil auf ca. 4%. Damit hat der Außenhandel mit Japan (150 Mio. Einwohner)
dasselbe Gewicht, wie dasjenige mit Österreich (8 Mio.)232. Da die Importe im
Zeitverlauf weniger rasch expandierten als die Exporte, hat sich das deutsche
Handelsbilanzdefizit mit Japan beträchtlich verringert; es machte 1980 noch
45% des Außenhandelsumsatzes aus, 1995 sank es bis auf 30% 233. Die
Dynamik des betrachteten Zeitraum läßt sich in vier Teilperioden unterteilen.
Von
1976-1980
expandierten
die
Einfuhren
von
Japan
mit
jahresdurchschnittlich 18% doppelt so schnell wie die deutschen Ausfuhren
nach Japan. Von 1980-1985 wuchsen die bilateralen Ein- und Ausfuhren mit
jeweils 15% im Jahresdurchschnitt gleich an. In der zweiten Hälfte der achtziger
Jahre verringerte sich das deutsche Handelsdefizit, da Deutschland mit 17%
gegenüber Japan mit ca. 10% die größere Exportdynamik aufwies. In der
darauffolgenden Fünf-Jahresperiode von 1990-1995 sank die bilaterale
Exportdynamik stark, so daß sich die Bezüge und Lieferungen nur noch um
jahresdurchschnittlich
1,5%
erhöhten.
Die
Intensivierung
der
Handelsbeziehungen hat also nicht in den neunziger Jahren, sondern in den
Perioden davor stattgefunden. 1995 belegte Japan den zehnten Platz (2,4%)
unter den wichtigsten Empfängerländer für deutsche Exporte, sowie den
siebten Platz als Lieferant für deutsche Importe (5,2%). Umgekehrt war
Deutschland für Ex- und Importe der siebtwichtigste Handelspartner (4,6% bzw.
4,1%)234 für Japan. Abb. 9 zeigt, wie in den neunziger Jahren der Außenhandel
Deutschlands auf die 40-prozentige Abwertung der D-Mark gegenüber dem
Yen reagiert hat235. Die deutschen Importe gingen mit entsprechender zeitlicher
Verzögerung (das sog. Überschießen der Wechselkurse) ab 1991 zurück und
die Exporte nahmen seit 1992 zu.
232 Vgl. Beyfuß (1996), S. 58.
233 Vgl. Beyfuß (1996), S. 58.
234 Vgl. IMFa (1997): S. 216f.
235 Vgl. Beyfuß (1996), S. 59
Abb. 9: Deutscher Außenhandel mit Japan und Wechselkursentwicklung
(1990=100)
150
140
Yen/DM - Wechselkurs
130
Import
120
110
100
90
Export
80
1990
1991
1992
1993
1994
1995
Quelle: Beyfuß (1997), eigene Berechnungen
Tab. 8 belegt, daß die Warenstruktur des Außenhandels mit Japan sehr stark
auf industrielle Erzeugnisse festgelegt ist, wobei eine besondere
Spezialisierung auf den Investitionsgütersektor auszumachen ist.
Die deutschen Exporte nach Japan bestehen zu 63% aus den fünf, in der Tab.
angegebenen, Bereichen der Investitionsgüterindustrie; zusammen mit den
Chemischen Erzeugnissen werden rund 85% mit nur sechs Gütergruppen
bestritten. Bei den japanischen Exporten ist die Konzentration noch
ausgeprägter;
mit
nur
fünf
Gütergruppen
(allesamt
aus
der
Investitionsgüterindustrie) wird hier fast vier Fünftel des Gesamtexportes
bestritten. Allerdings ist dieses Spezialisierungsmuster für den japanischen
Außenhandel typisch; drei Viertel der japanischen Ausfuhren sind Maschinen,
Fahrzeuge sowie elektronische und Elektrotechnische Erzeugnisse 236.
Innerhalb der deutschen Exporte machen die fünf betrachteten Sektoren nur
49% aus, auf der Importseite sogar nur 34%. Trotzdem ähneln sich die Einund Ausfuhren so stark, daß von einem ausgeprägten intra-industriellen Handel
gesprochen werden kann.
Tab. 8: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit Japan 1995
236 Vgl. Beyfuß /Lichtblau (1995), S. 27.
Industrieprodukte
darunter:
Chemische Erzeugnisse
Elektrotechnische Erzeugnisse
Straßenfahrzeuge
Büromaschinen
Maschinenbau
Feinmechanik, Optik
Export*
97,1
Import*
99,2
21,5
8,6
37,2
1,3
11,4
4,1
7,6
30,1
22,5
13,1
8,8
8,2
*: Prozentangaben
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen.
3.2.2.5 Entwicklung
und
Struktur
des
Deutsch-US-amerikanischenn
Außenhandels
Im Beobachtungszeitraum 1976-1995 stiegen die deutschen Exporte in die
USA um 200% mit einer durchschnittlichen Rate von 8% im Jahr. Dies
entspricht auch ungefähr dem globalen Trend der deutschen Ausfuhren. Die
Einfuhren stiegen im gleichen Zeitraum nur um 158% an, dabei
jahresdurchschnittlich um 6,5%. In Folge der Politik der Gründerjahre der
Bundesrepublik (z.B. Westbindung oder Marshall-Plan) waren die USA sehr
früh ein wichtiger Handelspartner. Bereits 1976 hatten die USA einen Anteil von
6%. an den deutschen Ausfuhren237. Lieferungen aus den USA machten sogar
8% der deutschen Importe aus. Der Höchststand wurde Anfang der siebziger
Jahre mit rund 10% erreicht. Als Absatzmarkt für deutsche Produkte, sowie als
Lieferant, positionierten sich die USA 1995 an vierter Stelle (7,5% bzw. 7,1%).
Für US-amerikanische Ausfuhren rangierte Deutschland an sechster Stelle
(3,8%). Überdies war Deutschland der viertwichtigste Lieferant für die USA
(5%)238. Im gesamten Beobachtungszeitraum war das Handelsbilanzsaldo
meist positiv, der höchste Überschuß wurde 1986 mit ca. 28 Mill. US-$ erreicht.
Die Vereinigten Staaten verfügen über eine außergewöhnlich differenzierte
Warenstruktur und sind überdies, im Gegensatz zur Bundesrepublik, Rohstoffexporteure239. So bestehen die deutschen Importe amerikanischer Herkunft
auch nur zu 89,6% aus Industrieerzeugnissen. Trotz des mittlerweilen relativ
237 Dies in Anbetracht der relativen großen Entfernung.
238 Vgl. hierzu IMFa (1997), S. 444f.
239 Vgl. Statistisches Bundesamt (1995), S. 97.
abgeschotteten Binnenmarkts, sind knapp 5% der amerikanischen Einfuhren
Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft (dies entspricht 6,3% der deutschen
Gesamtimporte dieser Produktgruppe). Der von 21% im Jahre 1976 gesunkene
Anteil entspricht der allgemeinen Verschiebung der Warenstruktur der
amerikanischen Ausfuhren in Richtung auf ein Profil, das dem der
westeuropäischen, von der intraindustriellen Arbeitsteilung geprägten,
Industrieländer entspricht240. Auch Importe der Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie nehmen mit 19,3% (hier vor allem die Chemische Industrie;
knapp 12%) einen verhältnismäßig großen Platz ein. Dominant ist allerdings der
Bereich der Investitionsgüter (64%) und hier vor allem die Elektrotechnischen
Erzeugnisse mit 21,2%. Der Fahrzeugimport aus den USA ist mit 4,7% recht
niedrig und deutet auf die Bedienung des deutschen Marktes durch
Produktionskapazitäten vor Ort hin. Traditionell hoch ist auch der
zehnprozentige Anteil der Importe der Branche Luft- und Raumfahrzeuge. Er ist
allerdings sehr von Großaufträgen abhängig, da er z.B. 1980 bei 0,0% und
1992, als gewichtigster Einzelposten der Handelsbilanz, bei 17% lag. Ähnlich
wie bei den Vereinigten Staaten lag der Anteil des Grundstoff- und
Produktionsgütergewerbes an den deutschen Exporten nach den USA 1995 bei
20% (Chemische Industrie 12,8%). Noch dominierender ist hier jedoch der
Investitionsgütersektor mit 71%, mit den größten Posten Straßenfahrzeuge
23,5%, Maschinenbau 21,3% und Elektrotechnische Erzeugnisse 12,8% (vgl.
Tab. 9).
Tab. 9: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit den USA 1995
240 Vgl. Beyfuß (1994), S. 49.
Land- und Forstwirtschaft
Industrieerzeugnisse
darunter:
Chemische Industrie
Maschinenbau
Elektrotechnik
Straßenfahrzeuge
Feinmechanik, Optik
Büromaschinen
Luft- und Raumfahrzeuge
Import*
4,6
89,6
Export*
0,3
97,1
11,8
8,3
21,2
4,7
3,4
14,8
9,9
12,8
21,3
12,8
23,6
2,7
2,8
4,5
* Prozentangaben
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen.
Am Beispiel der Produktgruppe Büromaschinen wird die fehlende
Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im High-Tech-Bereich deutlich;
den importierten Maschinen im Wert von 6,7 Mill. DM (14,8% des Importes)
stehen exportierte im Wert von 1,5 Mill. DM (2,8% der Ausfuhren) gegenüber.
Deutlich eingebüßt haben die Straßenfahrzeuge made in Germany; sie
erreichten 1976 noch 35% der Ausfuhren und 1986, zur Zeit des höchsten
Handelsbilanzüberschusses, sogar 40%.
3.2.2.6 Vergleich
der
Weltmarktposition,
Exportintensität
und
Exportspezialisierung Deutschlands, der USA und Japans
Deutschland, die USA und Japan sind die drei führenden Welthandelsnationen.
Abb. 11 belegt, daß Japans Anteil an den Weltexporten seit den siebziger
Jahren (1970 6,5%), und besonders in den frühen achtziger Jahren, kräftig
angestiegen ist (1985 9,5%). Die Aufwertung des Yen gegenüber dem USDollar veranlaßte japanische Unternehmer statt der Exportstrategie, mehr auf
Internationalisierung durch Direktinvestitionen zu setzen; dementsprechend
kam es 1985 zu Verlusten an Weltmarktanteilen (1990 8,5%), die bis 1995
(8,9%) nur leicht wieder erhöht werden konnten. Die USA verlor seit 1970
(14,3%) kontinuierlich ihre dominante Stellung im Welthandel, konnte jedoch
die Spitzenposition bis 1995 (11,5%) halten. Die deutschen Anteile sanken
ebenfalls von 1970 (11,5%) bis 1985 auf 9,5%. Mit 12,1% Anteil an den
Weltexporten war Deutschland 1990 die weltweit führende Exportnation.
Wiedervereinigungsbedingt und durch rezessive Strömungen
Hauptabnahmeländern sank der Anteil bis 1995 wieder auf 10,5%.
Abb. 10: Anteile am Weltexport
in
den
16
14
USA
12
Deutschland*
10
8
Japan
6
4
1970
1975
1980
1985
1990
1995
Quelle: IMFb, eigene Berechnungen.
* bis 1990 nur Westdeutschland
Verzerrende Wechselkurseffekte, wie im Falle der Weltexportanteile 241, werden
ausgeschaltet, wenn man die Exportintensität anhand der Exportquote (Anteile
der Exporte am Bruttoinlandsprodukt, vgl. Abb. 11) mißt.
Abb. 11: Exportquoten Deutschlands, der USA und Japans.
35
30
25
Deutschland*
20
15
Japan
10
5
USA
0
1970
1975
* bis 1990 nur Westdeutschland
1980
1985
1990
1995
Quelle: IMFb, eigene Berechnungen.
Es zeigt sich die überragende Bedeutung der deutschen Exportwirtschaft am
Bruttoinlandsprodukt. Die Exportquote stieg von 1970 19% auf den
Spitzenwerte von 32,6% im Jahre 1985, seitdem sinkt sie. Ein ähnliches Profil,
nur auf einem wesentlich niedrigeren Niveau, zeigt Japan. Hier werden
Spitzenwerte von 15,8% erreicht. Die USA weist die niedrigste Exportquote der
drei Länder auf. Bis 1980 stieg sie auf 10%, sank in der nächsten Periode auf
7,2% (1985) und übertraf, durch die anschließende Steigung, mit 1995 11,1%,
die Exportquote Japans (9,4%). Die großen Unterschiede in den Niveaus der
Exportquoten jedoch typisch für die Größe der jeweiligen Binnenmärkte.
Die betrachteten Länder sind in hohem Maße in die internationale
Arbeitsteilung eingebunden. Eine starke Position im internationalen
Wettbewerb ist daher von entscheidender Bedeutung für das nationale
Wirtschaftswachstum. Die Einbindung hat für die nationalen Export- und
Importstrukturen zur Folge, daß sich auf Branchenebenen Import- und
Exportgüter stark ähneln, auf Produktebene dagegen deutlich unterschiedlich
sind. Die Arbeitsteilung der Volkswirtschaften bedingt nämlich eine
Spezialisierung in der Produktion von bestimmten Produktgruppen und den
Import anderer Güter242. Bei den betrachteten Länder finden sich jedoch
unterschiedliche
Spezialisierungsstrategien.
Zum
Vergleich
der
Produktspezialiserung verschiedener Produktionsstandorte biete es sich an,
den Anteil einer Gütergruppe an den Gesamtexporten des jeweiligen
Standortes in Bezug zu setzen zum Anteil dieser Gütergruppe an den
Gesamtexporten aller Standorte. Die daraus resultierende Kennziffer für die
Spezialisierung des Außenhandels wird relativer Weltmarktanteil (RWA-Wert)
genannt243.
Tab. 10 Außenhandelsspezialisierungen1 Deutschlands, der USA und Japan
1993
241 Vgl. Beyfuß (1997), S. 8.
242 Vgl. Hummel (1996), S. 102.
243 Die jeweiligen Werte sind auf 100 normiert. Werte über 100 signalisieren eine für die jeweilige
Warengruppe überdurchschnittliche Marktstellung, Werte unter 100 eine relativ schwache; zur
mathematischen Formel, vgl. Maurer (1994), S. 310.
Japan
USA
Deutschland
1
2
3
Hochtechnologie
144
151
82
2
Mitteltechnologie
114
99
119
3
Niedrigtechnologie
46
74
85
4
Bezogen auf die Exporte der OECD-Länder
Computer und Büromaschinen, Luftfahrzeugbau, Unterhaltungselektronik, Pharamzeutische Industrie
Elektrotechnik, Fahrzeugbau, Chemische Industrie, Feinmechanik und Optik etc.
4
Eisen und Stahl, Metallverarbeitung, Textilindustrie, Ernährungsgewerbe etc.
Quelle: Beyfuß / Lichtblau (1995).
Wie Tab. 10 zeigt, weisen alle Länder eine relativ niedrige Spezialisierung in
der Niedrigtechnolgie auf, die erwartungsgemäß nicht in diesen
Hochlohnländern zu finden sind. Außerdem wird deutlich, daß bei der
deutschen (vergleichsweise mittelständisch geprägten) Exportindustrie eine
klare Spezialisierung auf den Bereich der Mitteltechnologie besteht, während
die Werte für Hochtechnologie relativ gering sind. Mit diesem
Spezialisierungsmuster unterscheidet sich Deutschland erkennbar von den
beiden anderen Ländern. Japan besitzt von allen Ländern die insgesamt
eindeutigste Spezialisierung auf technolgieintensive Güter. Verhältnismäßig
hohe Werte in der Hochtechnologie und Mitteltechnologie, sowie sehr niedrige
Werte für die Niedrigtechnologiespezialisierung unterstreichen diesen auf
Komplementarität ausgerichteten (ricardianischen) Handel244. Die USA
dagegen weisen ein relativ ausgeglichenes Spezialisierungsmuster auf, sind
führend in der Hochtechnologie, haben keine geringen Anteile bei der
Mitteltechnologie und sind, im Vergleich zu Japan, scheinbar auch im
Niedrigtechnologiebereich konkurrenzfähig. Diese günstige Position der USA
wurde u.a. möglich durch große Produktivitätssteigerungen (1985-93 um 27%),
sowie durch Senkung der Arbeitskosten (1985-93 um 23%)245.
Im allgemeinen besteht ein Zusammenhang zwischen der Technolgieintensität
einer Branche und der Wachstumsintensität ihres Marktes. So werden dem
Hochtechnologiesektor die höchsten Wachstumschancen eingeräumt. Im
Gegensatz zu Japan und den USA ist Deutschland allerdings auf den
Mitteltechnolgiesektor spezialisiert. In der Patent- und der F&E-Intensität nimmt
Deutschland jedoch einen Spitzenplatz ein. Dies bedeutet, daß die deutschen
244 Vgl. Beyfuß (1995), S. 34.
245 Vgl. Beyfuß (1994), S. 52.
Unternehmen ihre gute Weltmarktposition vor allem deshalb halten konnten,
weil sie sich im Bereich der Mitteltechnologie auf die Herstellung technologisch
hochwertiger Produkte spezialisiert haben. Es also nicht unbedingt eine
Spezialisierung auf den Hochtechnologiebereich notwendig um sich im
internationalen Wettbewerb behaupten zu können 246.
4. Empirische Untersuchung der
deutschen Direktinvestitionen und
Exporte am Beispiel der Länder
USA und Japan
Nach der theoretischen und deskriptiven Behandlung des Themas in den zwei
vorangegangenen Kapiteln, erfolgt nun die empirische Analyse der
Beziehungen von Direktinvestitionen und Außenhandel. Der eigentlichen
Regressionsanalyse ist eine Überblick über bisherige Untersuchungen
vorangestellt, um damit die verschiedenen möglichen Herangehensweisen an
das Thema zu demonstrieren. Den Abschluß bildet eine kommentierende
Zusammenfassung der erzielten Ergebnisse.
4.1 Bisherige empirische Untersuchungen
Bisherige
empirische
Untersuchungen
Direktinvestitionen und Außenhandel sind
unterschiedlich operationalisiert247. Gänzlich
wird oftmals nur eine Gegenüberstellung der
über
das
Verhältnis
von
in der Literatur teilweise sehr
ohne ökonometrische Methoden
prozentualen Veränderungen der
246 Vgl. Maurer (1994), S. 319.
247 Für weitere Übersichten vgl. OECD (1995), S. 140ff., oder Dunning (1994), S. 395ff.
Direktinvestitionsbestände und der Exportquoten für verschiedene Branchen 248
durchgeführt. Bei frühen ökonometrischen Untersuchungen wird mittels
einfacher Korrelationsrechnungen versucht, die Beziehung zu analysieren. In
Baumann
et
al.
(1997)
wurden
für
verschiedene
Jahre
Rangkorrelationskoffezizienten zu den Direktinvestitionsbeständen und den
Exportdaten berechnet. Für 22 Branchen ergab sich ohne regionale Gliederung
jeweils ein signifikant positiver Zusammenhang. Noch 1993 wird in Broll
vorgeschlagen, daß mittels einer einfachen Reggressionsgleichung:
Exi(t) =  + DIi(t)
überprüft werden könnte, ob die Beziehung zwischen den Direktinvestitionen
Di(t) (der Region i zum Zeitpunkt t) und den Exporten Exi(t) substitional oder
komplementär sei249. Bei einem signifikant positiven Vorzeichen des
Steigungskoeffizienten, liegt demnach eine komplementäre Beziehung vor.
Ökonometrisch anspruchsvoller wurde in Blomström et al. (1988) agiert250. Es
wurden für jeden einzeln vorhandene Industriezweig Querschnittsanalysen
angestellt, um so die Auswirkungen die Auslandsproduktion auf die Exporte
hat, zu untersuchen. Als Variablen fungierten u.a. die Exporte, das reale
Bruttoinalndsprodukt
pro
Kopf
sowie
die
Nettoumsätze
der
Zweigniederlassungen. Es ergaben sich bei den Schätzgleichungen für
schwedische Unternehmen mehrheitlich komplementäre Beziehungen und für
US-amerikanische Unternehmen mehrheitlich neutrale oder komplementäre
Beziehungen zwischen Auslandsproduktion und Exporten. Pfaffermayr (1996a
und b) untersucht in seinen Veröffentlichungen, welche Kausalitätsbeziehungen
zwischen Direktinvestitionen und Exporten bestehen und ob die Evidenz der
verwendeten Daten mit der Komplementaritätshypothese vereinbar ist. Es
werden langfristige Kointegrationsbeziehungen, Feedback-Wirkungen sowie
langfristige Multiplikatoren bzw. Impulse-Response Wirkungen exogener
Schocks mit ökonmetrischen Mitteln herausgearbeitet. Anhand eines
diversifizierten Faktorausstattungstheorem von Heckscher-Ohlin und dem
Rybczynski-Effekts, untersucht er die unterschiedlichen Faktorintensitäten der
Direktinvestitionen und Exporte251. Er kommt zu dem Ergebnis, daß kein
248 Vgl. Beyfuß / Kitterer (1990), S.21 bzw. Klodt /Maurer (1996), S. 15.
249 Vgl. Broll (1993), S. 55.
250 Vgl. Blomström et al. (1988).
251 Vgl. Pfaffermayr (1996b), S. 502f.
Substitutionsverhältnis
vorliegt,
sondern
daß
durch
zunehmende
Auslandsinvestitionen „zusätzlich Exporte in geringem quantitativen Ausmaß
induziert werden“252. Methodisch anspruchsvoll ist auch die Untersuchung in
Wagner (1991) einzuordnen. In einer Zeitreihen-Querschnittsanalyse wurden
neben den Interdependenzen zwischen Außenhandel und Direktinvestitionen
auch zusätzlich der Protektionsgrad der einzelnen Wirtschaftszweige
berücksichtigt. In diesem simultanen Drei-Gleichungssystem dienten als
endogene Variable alternativ die Exportquote, der RCA-Wert, die Anzahl der
Firmen eines Industriezweiges mit Direktinvestitionen und der Protektionsgrad
einer Volkwirtschaft. Als exogene Variablen gingen die Sachkapitalintensität,
der Modernisierungsgrad des Sachkapitals, der Facharbeiteranteil, der
Beschäftigtenanteil in der Forschung und Entwicklung, der Innovatorenanteil,
der Konzentrationsgrad, das Wachstum der Beschäftigung und die
Konsumquote in die Analyse ein. Die präsentierten Ergebnisse legen nahe, daß
bei diesem
Untersuchungsaufbau
von
einem
simultan positiven
Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen und Exporten auszugehen ist.
Ähnlich hohen methodischen Aufwand betreibt Jungmittag (1996). Im Rahmen
seiner Analyse wurde eine mehrstufige Modellierungsstrategie angewendet, die
es ermöglichen soll, die Nichtstationarität von Zeitreihen im mutlivariaten
Kontext zu berücksichtigen, statistisch adäquate Modelle zu formulieren und
strukturelle Modelle zu identifizieren. Die Grundlage hierzu bilden sieben
Zeitreihen, die aus den Variablen der Direktinvestitionsneuanlagen, der
Direktinvestitionsliquidationen, der Exporte, des Bruttosozialproduktes, dem
Devisenkurs, der Differenz im langfristigen Zinssatz und dem Index der
Lohnstückkostendifferenz bestehen. Als Quintessenz existieren bei der
Untersuchung Jungmittags langfristig komplementäre Beziehungen zwischen
den deutschen Direktinvestitionen und Exporten nur beim Empfängerland USA.
Beim Empfängerland Italien konnten keine eindeutigen Beziehungen
festgestellt werden, während sie bei Frankreich langfristig substitutionaler Natur
sind253.
252 Vgl. Pfaffermayr (1996a), S. 200.
253 Vgl. Jungmittag (1996), S. 275ff.
4.2 Multiple Regressionsanalyse
Statistische Methoden zur Beschreibung von Beziehungen zwischen Variablen
stellen einen wichtigen Komplex der deskriptiven Statistik dar. Die Bedeutung
dieses Methodenkomplexes ist deshalb so groß, weil Beziehungen,
Abhängigkeiten oder Zusammenhänge zwischen Erscheinungen der realen
Welt per se Hauptansatzpunkte der empirischen Erklärung dieser
Erscheinungen sind254. Eine Art von Beziehung, die zwischen zwei quantitativen
Variablen x und y besteht, kann auf ihren Zusammenhang (Gleichläufigkeit
oder Gegenläufigkeit) untersucht werden. Faßt man eine von beiden Variablen
als abhängige (zu erklärende), die andere als unabhängige (erklärende) auf, so
definiert man den zu prüfenden Zusammenhang als Abhängigkeit der zu
erklärenden Variable von der erklärenden. Die quantitativen Charakteristika der
korrespondierenden Variationen, der Kovariationen, beider Variablen zu
beschreiben ist Aufgabe der Reggressionsanalyse 255. Im Gegensatz zum
einfachen linearen deskriptiven Regressionsmodell, werden bei multiplen
Regressionsmodellen Variablen nicht nur durch eine andere Variable, sondern
durch beliebig viele erklärt256.
In der vorliegenden Untersuchung wurde zur Berechnung der Ergebnisse das
Statistikprogramm SPSS 7.5 für Windows 95 verwendet. Bei den ersten
Durchläufen für alle acht Gleichungen wurde die Methode Einschluß gewählt,
da dies die voreingestellte und gängigste Art ist zur Verwendung der
unabhängigen Variablen in der Regressionsschätzung. Hier werden alle
Variablen des Blocks in einem Schritt in der Reihenfolge abnehmender
Toleranz257 in die Gleichung aufgenommen. Bei den Ergebnisse stellte sich
heraus, daß die Variablen in der Modellzusammenfassung durchwegs
akzeptable Autokorrelationswerte aufwiesen. Autokorrelation tritt auf, wenn die
Residuen in der Grundgesamtheit nicht voneinander unabhängig sind. Vor
allem bei Zeitreihen ist die Abweichung von der Regressionsgeraden teilweise
nicht mehr zufällig, und führt in der Folge, bei der Ermittlung des
254 Vgl. Neubauer (1994), S. 223.
255 Vgl. Neubauer (1994), S. 227.
256 Vgl. Heil (1991), S. 87.
257 Toleranz = 1 - R2i, dabei ist Ri der multiple Korrelationskoeffizient, vgl. Brosius (1995), S. 495.
Standardfehlers, zu erheblichen Verzerrungen258. Diese Abwesenheit von
Autokorrelation wurde allerdings erkauft durch ein im allgemeinen niedriges
Signifikanzniveau, welches den Zusammenhang der Regressoren (erkärenden
Variablen) mit dem Regressanden (zu erklärende Variable) nicht zu erklären
vermochte. Aus diesem Grund wurde in einer nächsten Runde das Verfahren
‘Rückwärts’, bei dem die Variablen schrittweise darauf geprüft werden, ob sie in
der Gleichung verbleiben sollen, angewendet. Die in den Gleichungen
verbliebenen Ergebnisse waren in diesem Fall erfreulich signifikant, jedoch mit
einem zu niedrigen Durbin-Watson-Koeffizienten259. Mittels dieses Procederes
wurde für jede Gleichung das optimale Verfahren ausgewählt. Bei allzu
differierenden Ergebnissen der einzelnen Verfahren wird dies erwähnt und
begründet. Der oben dargelegte Zielkonflikt (z.B. hohes Signifikanzniveau
versus hohe Autokorrelation) wurde nach Ermessen des Verfassers
entschieden.
4.2.1 Theoretischer
Bezug
der
Variablen-
und
der
Modellauswahl
Um die theoretischen Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und
Exporten ökonometrisch zu untersuchen, werden in der Literatur im
allgemeinen unterschiedliche Regressionsgleichungen verwendet. Eine
Herangehensweise versucht das Helpman / Krugman Modell empirisch zu
überprüfen und analysiert auf diesem Wege die Feedback-Wirkungen des
vermehrten (Intra-Unternehmens-)Handels der multinationalen Unternehmen in
humankapitalintensiven Sektoren auf Exporte und Direktinvestitionen. Die
andere Gruppe von Modellen hat als theoretische Basis die IndustrialOrganization-Ansätze im Sinne Hymers260. Hier treten Determinanten von
Direktinvestitionen und Exporten, die durch Variablen wie Marktgröße,
Konzentration,
Produktdifferenzierung,
economies
of
scale
oder
Transportkosten erfaßt werden, in den Vordergrund.
Das in dieser Untersuchung angewandte Regressionsmodell analysiert die
Wirkung von makroökonomischen Größen auf die Exporte. Es sollen damit
258 Zur Messung der Autokorrelation wird i.A. der Durbin-Watson-Test verwendet, vgl. Backhaus (1987),
S. 37.
259 Akzeptable Werte bewegen sich zwischen 1,5 und 2,5, vgl. Brosius (1995), S. 489.
260 Vgl. Pfaffermayr (1996b), S. 506.
gemeinsame Determinanten von Exporten und Direktinvestitionen aufgezeigt
werden
um
damit
Aufschluß
über
die
Substitutionsbzw.
Komplementaritätsbeziehung zu gewinnen. Desweiteren soll versucht werden
weitere
Kausalitätsbeziehungen
zwischen
den
beiden
alternativen
Marktbearbeitungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die Regressionsanalyse wird, im Sinne einer Zeitreihenbetrachtung, für die Zeit
von 1980 bis 1995 durchgeführt. Für diesen Zeitraum werden die
Berechnungen allerdings als eine Analyse des Querschnitts der wichtigsten
deutschen Industriesektoren verstanden und durchgeführt. Es soll damit u. a.
geprüft werden, inwiefern sich die einzelnen deutschen Wirtschaftssektoren
unterscheiden hinsichtlich der Methode der Marktbearbeitung und der
Reagibilität auf die verwendeten makroökonomischen Größen. Trotz der
starken Zunahme des Dienstleistungshandels und der -direktinvestitionen261
können diese nicht in das Modell aufgenommen werden, da eine nur
ungenügende Datengrundlage vorhanden ist. Ebenso kann die Substitutionsund Komplementaritätshypothese, aufgrund der nur bedingten Handelbarkeit
und der daraus oftmals folgenden ausschließlichen Erbringung vor Ort, nur
schwerlich angewendet werden.
Das in dieser Studie verwendete Modell lehnt sich an ein von Hufbauer et al.
(1994) verwendetes Gravitationsmodell an. In solch einem Modell wird
zwischen Push-, Pull-, Stimmulations- und Friktionsfaktoren unterschieden.
Abweichend zu Hufbauer et al. (1994) wird in dem in dieser Untersuchung
verwendeten Modell Push- und Pullfaktoren von logarithmisierten Größen
ausgegangen.
Unter
Push-Faktoren
versteht
man
solche,
die
Investitionsströme ins Ausland induzieren und dadurch möglicherweise die
Exporte beeinflussen. Darunter fallen im Rahmen dieses Modells die relativen
Lohnstückkosten in den betrachteten Ländern im Vergleich zur Bundesrepublik
Deutschland. Lohnkostendifferenzen haben unter der Voraussetzung gleicher
Arbeitsproduktivitäten in Herkunfts- und Zielland differierende Rentabilitäten zur
Folge und können somit Kapitalströme in Ländern mit relativ niedrigeren
Löhnen auslösen262. Im Hinblick auf die Lohnkostenentwicklung muß auch in
Betracht gezogen werden, daß Lohnsteigerungen an einem Standort auch zu
einem Kapitalzustrom führen können, weil die in dem betroffenen Land tätigen
261 Vgl. Punkt 3.1.4 bzw. 3.2.2.3.
Auslandsfirmen darauf mit der Substitution von Arbeit durch Kapital reagieren 263
Dies entspricht den lohnkostenorientierten und handelschaffenden
Direktinvestitionen von Kojima; für das Empfängerland selbst bedeutet dies
einen L-Vorteil im Sinne des OLI-Paradigmas von Dunning. Diese Variable läßt
sich allerdings ebenso in die Faktorausstattungstheorien (d.h. der Faktor Arbeit
ist reichlich vorhanden und daher relativ billig) integrieren.
Unter Pull-Faktoren versteht man spezifische Eigenschaften eines Standortes,
die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland auslösen können. Dies entspricht den LVorteilen, welche die Unternehmen dazu bewegen, die Produktion ins Ausland
zu verlagern statt aus dem gewohnten Produktionsstandort zu exportieren. In
dieser
Untersuchung
wird
desweiteren
die
Relevanz
des
Bruttoinlandsproduktes264 des Gastlandes analysiert. Gerade in Bezug auf
absatzorientierte Direktinvestitionen liegt der Zusammenhang zwischen
Kapitaltransfers und Marktgröße auf der Hand; ebenso für die Exporte gilt, je
aufnahmefähiger der Markt des Ziellandes, desto größer ist das Interesse der
Unternehmen sich in einer bestimmten Internationalisierungsart dort zu
engagieren. Die USA kann als klassischer Fall für die Notwendigkeit einer
Marktpräsenz265 gelten und damit auch für die mögliche Substitution der
Exporte durch Produktion vor Ort. Bis auf die Tatsache, daß im Modell von
Helpman / Krugman das Außenhandelsvolumen mit zunehmender Ländergröße
(ausgedrückt in Bruttosozialproduktseinheiten) zunimmt, fehlt hier eine
eindeutige theoretische Fundierung266. Einen weiteren Pull-Faktor stellt das
verwendete Bruttoinlandsprodukt pro Kopf dar. Es soll in der Gleichung die
Kaufkraft eines Landes repräsentieren und damit ebenso absatzorientierte
Direktinvestitionen attrahieren.
Stimulanzfaktoren begünstigen den Austausch von Direktinvestitionen zwischen
spezifischen Länderpaaren. In diesem Kontext wird untersucht, inwieweit die
Exporte in die einzelnen Untersuchungsländer ihre Entsprechnung im
Austausch von Direktinvestitionen finden. Der Index openess to trade stellt den
Indikator dar, der die protektionsitischen Tendenzen einer Volkswirtschaft
262 Vgl. zur aktuellen Situation Schröder ( 1995) bzw. Link (1995).
263 Vgl. Köddermann (1996), S. 119.
264 In laufenden Preisen; dies gilt dementsprechend für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.
265 Auch wegen zunehmenden Handelsprotektionismus, local-content-Bestimmungen oder der Präsenz
vor Ort.
266 Vgl. Köddermann (1996), S. 120.
aufzeigt,
die
potentielle
Exporteure
dazu
veranlassen
könnten
Direktinvestitionen vorzunehmen. Zölle oder allgemein staatliche Interventionen
sind in der Theorie weit verbreitet als Erklärungsfaktor für die
Substitutionshypothese des Zusammenhangs zwischen Direktinvestitionen und
Außenhandel. So begünstigen staatliche Interventionen die Auslandsproduktion
im Anatz von Corden ebenso wie in den neoklassischen Modellen. In den
internalisierungsbedingten Ansätzen stehen sie für Marktunvollkommenheiten,
in der Motivforschung finden sie ihre Entsprechung in den defensiven
Beweggründen267. Die Wechselkursentwicklung zwischen dem Herkunfts- und
Zielland von Direktinvestitionen ist möglicherweise ein weiterer Einflußfaktor
des untersuchten Zusammenhangs. Eine Abwertung der Währung des
Empfängerlandes verbilligt aus der Perspektive der Investoren aus den
Hartwährungsländern Errichtungsinvestitionen bzw. den Erwerb von
Beteiligungen. Andererseits würden bei einer Abwertung des Herkunftslandes
die Exporte desselben konkurrenzfähiger auf dem Weltmarkt268. Aus diesem
Grund wurde die deutsche Wechselkursentwicklung mit den USA und Japan
während des untersuchten Zeitraums als Regressor aufgenommen.
Die o.g. Querschnittsanalyse bezieht dabei die Branchen der deutschen
Wirtschaft mit ein, die sowohl die höchste Exportintensität als auch den größten
Bestand an Direktinvestitionen aufweisen 269. Somit sind die aufgeführten
Branchen prädestinierte Untersuchungsobjekte, da sie sich bei beiden Arten
der Internationalisierung in einem relativ fortgeschrittenen Stadium befinden.
Zudem können die Sektoren Fahrzeugbau und Elektrotechnik als
technologieintensive und humankapitalintensive Sektoren 270, die Chemische
Industrie andererseits als kapitalintensiver Sektor, gelten. Die Erzeugnisse des
Maschinenbaus sind mehr im Mitteltechnologiebereich angesiedelt 271 und sind
durch eine relative Konjunkturreagibilität charakterisiert.
Aus o.g. ergibt sich folgendes Regressionsmodell:
EXPij = C + DIij + AW j + BIPj + BIP/Kj + rLSKj-D + OPENj
EXPij: Exporte des Sektors i in das Zielland j.
267 Vgl. Punkt 2.3.3.
268 Vgl. zu ausführlichen Erklärungen Punkt 2.4.2.
269 Vgl. Klodt / Maurer (1996), S. 16.
270 Vgl. Nunnenkamp (1994), S. 44.
271 Vgl. Punkt 3.2.2.6.
DIij: Direktinvestitionen des Sektors i in das Zielland j.
AW j: Außenwert der DM gegenüber der Währung des Landes j.
BIPj: Bruttoinlandsprodukt des Landes j in laufenden Preisen.
BIP/Kj: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf des Landes j in laufenden Preisen.
rLSKj-D: Differenz der relativen Lohnstückkosten des Landes j zur Bundesrepublik
OPENj: Indikator für den Protektionsgrad des Landes j..
C: Regressionskonstante; , , , , , : Regressionskoeffizienten.
Als Beispielsempfängerregionen für deutsche Exporte und Direktinvestitionen
wurden die USA und Japan gewählt; dies geschah aus der Überlegung heraus,
daß es sich hierbei um die drei weltgrößten Volkswirtschaften sowie
Exportnationen handelt. Überdies sind alle drei in hohem Maße in den Prozeß
der internationalen Arbeitsteilung eingebunden, besitzen für diese
Untersuchung interessante Wirtschaftstrukturen272 und sind oftmals in den
gleichen Marktsegmenten Konkurrenten auf dem Weltmarkt.
4.2.2 Variablenspezifikation
Jede ökonometrische Untersuchung ist auf Daten angewiesen, wobei
Datenschutzbestimmungen, monopolistisches Verhalten von Datenbesitzern
und Budgetrestriktionen des Untersuchenden jegliches Nachdenken über den
idealerweise zu verwendenden Datensatz273 schnell zu wenig sinnvollen
Spekulationen werden lassen. Durch das begrenzte Zeit- und Geldbudget des
Verfassers, war nur begrenzt möglich, Datenmaterial in einem außergewöhnlich
umfassenden Umfang274 als Grundlage für die ökonometrische Untersuchung
zu verwenden. Nichtsdestotrotz wurde versucht, die, ausgehend von der im
ersten Teil aufgeführten Theorie, herausgearbeiteten Variablen eindeutig durch
Zahlenmaterial zu erklären. Um angemessene, sowie in ihrer Dimension
vergleichbare, Daten zu verwenden, wurden alle vorhandenen Werte
logarithmisiert. Dies ist besonders bei Zeitreihenbetrachtungen von Vorteil, weil
dadurch größere Ausreißerresiduen vermieden werden.
272 Interessant in dem Sinne, daß die Ergebnisse der Untersuchungsländer, aufgrund der
unterschiedlichen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland, in größerem Maße differieren.
273 „Tief disaggregierte Daten für einen langen Zeitraum, die alle theoretischen Konstrukte fehlerfrei
messen“.
274 Zelgert (1993) war es z.B. möglich dies in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbank zu
erreichen.
Die abhängige Variable der Regressionsgleichnung, Exp ij, ist gegeben durch
die Werte der Exporte zwischen 1980 und 1995. Grundlagen für diesen Vektor
mit abhängigen Variablen sind die in Kapitel 3.2.3-3.2.6 durchgeführten
Berechnungen. Die Daten entstammen aus der Fachserie 7, Reihe 7:
Außenhandel nach Ländern und Gütergruppen der Produktionsstatistiken
(Spezialhandel) des Statistischen Bundesamtes275. Auf die im internationalen
Handel übliche SITC-Untergliederung wurde hier verzichtet, um eine
Vergleichbarkeit zu den Industriesektoren der Direktinvestitionen zu
gewährleisten.
Bei den Direktinvestitionen handelt es sich um Bestandsveränderungen
gegenüber der Vorperiode. Nur so konnte die, nach den vier betrachteten
Sektoren disaggregierte, Form zustande kommen. In der Statistik der
deutschen Bundesbank werden nämlich nur die Veränderungen der Bestände
nach einzelnen Sektoren untergliedert276. Desweiteren wurden die Angaben zu
den mittelbaren und unmittelbaren Direktinvestitionen der deutschen Investoren
als Datengrundlagen verwendet277.
Der reale Außenwert der DM gegenüber dem US-$ sowie dem Yen wurde der
Devisenkursstatistik der Deutschen Bundesbank entnommen 278.
Die Daten für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf entstammen aus den National
Accounts der Statistiken des International Financial Statistics Yearbook des
IMF279 und sind in laufenden Preisen angegeben. Zur besseren
Vergleichbarkeit und um die, in diese Zeit fallenden, ausgeprägten
Wechselkursänderungen zu berücksichtigen wurden sie jeweils in DM
umgerechnet280.
Die Lohnentwicklung kann nicht losgelöst von der Arbeitsproduktivität
betrachtet werden. Daher wird in die Regressionsgleichnung die relative
Entwicklung
der
Lohnstückkosten
integriert.
Diese
sind
im
gesamtwirtschaftlichen Kontext definiert als Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer
275 Vgl. Statistisches Bundesamt (lfd. Jahrgänge).
276 Vgl. Deutsche Bundesbank (versch. Jg.).
277 Unmittelbare Direktinvestitionen sind direkte Kapitalbeziehungen, mittelbare Direktinvestitionen
werden über abhängige Holdinggesellschaften gehalten, vgl. Krägenau (1996), S.86.
278 Vgl. Deutsche Bundesbank (1996), S. 6.
279 Vgl. IMFb (1997).
280 Wobei, um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, auf mögliche ökonometrisch-statistische
Umrechnungsmethoden verzichtet wurde.
bezogen auf das Bruttoinalndsprodukt in konstanten Preisen je
Erwerbstätigen281.
Der Indikator openess to trade wurde errechnet als das Verhältnis von Ex- und
Importen gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt 282. Die Werte für Ex- und
Importe der USA und Japan wurden aus den International Direction of Trade
Statistics Yearbooks entnommen283.
4.3 Interpretation der Ergebnisse
Im folgenden werden die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse für die
einzelnen Sektoren und Länder vorgestellt und interpretiert. Dabei werden die
realen Bezüge der im ersten Teil der Arbeit vorgestellten theoretischen
Determinanten der Zusammenhänge von Direktinvestitionen und Außenhandel,
im Besonderen berücksichtigt.
4.3.1 Ergebnisse für den Chemiesektor
Die Chemische Industrie zählt zu den Pionieren der Internationalisierung der
deutschen Wirtschaft, da sie sowohl an den ressourcenorientierten
Direktinvestitionen der frühen Jahre, als auch an den M&As der neunziger
Jahre stark beteiligt waren284. Beide Direktinvestitionsarten sind typisch für die
Chemieindustrie; zum einen benötigen die Produzenten einen hohen Anteil
Rohstoffe für die Produktion, und zum anderen, bedingt durch hohe F&EAusgaben, partizipieren die Unternehmen gerne an bereits vorhandenen
Kapazitäten, um so z.B. Synergieeffekte oder Kostensenkungen zu erreichen.
Die Chemische Industrie stellt bei den deutsch-US-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen den größten Posten der Exporte, sowie den Löwenanteil der
Direktinvestitionsbestände285. Knapp ein Drittel der Direktinvestitionsbestände
281 Die Daten entstammen Köddermann (1996), S. 82.
282 Angelehnt an die Untersuchung von Hufbauer et al. (1994), S. 57.
283 Vgl. IMFa. (versch. Jg.).
284 Vgl. Punkt 3.1.4.
285 Vgl. Punkt 3.1.5.2 bzw. 3.2.2.5.
der deutschen Chemischen Industrie waren 1995 in den USA angelegt.
Interessant ist auch die Tatsache, daß mittlerweilen die Direktinvestitionsströme
fast eine Fünftel des Exportwertes betragen und damit eine Vielfaches über
dem Wert von vor zehn Jahren liegen. Für die deutschen Ausfuhren der
Chemischen Industrie waren die USA mit anteilsmäßig 7% ein wichtiger
Handelspartner.
Leider sind die Ergebnisse für die Chemische Industrie die statistisch
unsichersten unter den vier, nach USA exportierenden Sektoren. Bei keiner der
verwendeten Methoden286 wurde das vorgeschriebene Signifikanzniveau von
95% erreicht. Ebenso kann das multiple Bestimmtheitsmaß R 2 mit 0,36 die
aufgestellte Gleichung kaum erklären. Allein der Durbin-Watson-Koeffizient
(DW) erreicht mit 2,57 vernünftige Werte.
Tab. 11: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach den USA
2
R
0,36
DI
AW
BIP
BIP-K.
rLSK
Openess
DW
2,57
3,06
4,20
-6,71
5,03
0,38
2,56
1
Korrelation DI-EX
0,39
*statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
Aus diesem Grund kann hier nur, und dies auch nur unter dem Vorbehalt der
relativen statistischen Unsicherheit, mit Hilfe der Pearsonschen
Korrelationskoeffizienten287 argumentiert werden (Vgl. zu den Werten Anhang
2). Weder die Exporte (0,51) noch die Direktinvestitionen288 (0,04) dieses,
ohnehin typischerweise Arbeit durch Kapital ersetzenden, Sektors korrelieren
286 Vgl. Punkt 4.2.1.
287 Diese Vorgehensweise folgt dem Beispiel der Untersuchung von Nunnenkamp (1994) und wird im
weiteren immer bei nicht genügender Signifikanz der Variablen verwendet.
288 Wobei die Direktinvestitionen hier idealtypischerweise eine negatives Vorzeichen aufweisen müßten.
Bei dem Wert handelt sich annahmegemäß um die Differenz der Kosten für Löhne im Verhältnis zur
Produktivität des Empfängerlandes und der Bundesrepublik. D.h., wenn die Differenz kleiner wird (die
Werte für Deutschland lagen im Beobachtungszeitraum meist unter den von den USA und Japan),
steigen im Inland die Kosten für Arbeit, was wiederum lohnkostenorientierte Direktinvestitionen
induzieren könnte. Vgl. z.B. Punkt 2.3.1.
stark mit der Differenz der relativen Lohnstückkosten. Daraus läßt sich keine
lohnkostenorientierte Substitution der Exporte durch Direktinvestitionen
schließen. Diese komplementäre Beziehung verdeutlicht auch die, wenngleich
mit 0,39 relativ niedrige, positive Korrelation zwischen Exporten und
Direktinvestitionen. Überraschenderweise reagieren die Exporte nur schwach
auf den Außenwert der DM (-0,41), zudem weist er das ökonomisch falsche
Vorzeichen auf289. Gerade in der Chemischen Industrie ist der Wechselkurs der
Haupthandelswährung US-$ durch den großen Anteil an Rohstoffen von nicht
geringer Bedeutung. Während der untersuchten Periode kam es zu häufigen
und starken Wechselkursschwankungen. Da trotz dem langfristigen Trend der
Wechselkursverbesserung aus deutscher Sicht die Exporte zunahmen, mag
das negative Vorzeichen statistisch legitim sein, ökonomisch sinnvoll ist es
nicht290. Betrachtet man hingegen die Korrelation des Außenwerts mit den
Direktinvestitionen, läßt sich anhand des hohen negativen Koeffizienten (-0,70)
eine Direktinvestitions- anstelle der Exporttätigkeit bei hohem Außenwert der
DM vermuten291. Ebenso gering ist die Reagibilität der Exporte auf den Indikator
openess (0,06); dies könnte ein Indikator für die ‘Unsensibilität’ 292 dieser
Güterart sein, die hauptsächlich aus Vor- und Zwischenprodukten besteht und
zudem größtenteils unternehmensintern gehandelt wird. Andererseits könnte
der geringe Wert auch auf die Abwesenheit von defensiven Motiven für
Direktinvestitionen hinweisen und eine mehr offensive Motivation der
Unternehmen belegen293.
Japan war 1995 Absatzmarkt für 4% der gesamten deutschen Exporte und
wies einen anteilsmäßigen Bestand von 5% der Chemie-Direktinvestitionen auf.
289 Eine Verschlechterung des Wechselkurses aus deutscher Sicht würde die deutschen Güter in den
USA wettbewerbsfähiger machen, da man mehr deutsche Währung für weniger US-$ bekommen
würde.
290 Das Vorzeichen wäre nachvollziehbar, wenn bei einem Sinken des Außenwertes sich die Exporte
verringern, weil sie in einem substitutiven Verhältnis zu den Direktinvestitionen stehen, vgl. dazu die
Ausführungen zum Maschinenbausektor nach den USA.
291 Vgl. Punkt 2.4.2.
292 Ströme sensibler Güter (z.B. Stahlerzeugnisse) unterliegen oftmals hohen protektionistischen
Auflagen. Da jedoch dieser Indikator gesamtwirtschaftlich errechnet wurde, und somit für alle
Gütergruppen steht, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen
293 Vgl. Punkt 2.3.3.
Die Berechnungen wurden hier mit dem Verfahren ‘Schrittweise’ 294
durchgeführt. Wie sich zeigte, ist der Erklärungsgehalt des berechneten
Modells mit dem Bestimmtheitsmaß von 0,98 sehr hoch, allenfalls der DurbinWatson-Koeffizient trübt dieses Bild durch den etwas zu niedrigen Wert von
0,97. In die signifikante Gleichung wurden folgende Variablen aufgenommen:
EXP = 5,79 + 0,63BIP-K + 0,31DI
Ein sehr hoher positiver Korrelationskoeffizient (0,99) sowie der signifikante
positive
Regressionskoeffizient
weisen
auf
einen komplementären
Zusammenhang der deutschen Exporte und Direktinvestitionen des
Chemiesektors hin. Ein signifikanter Zusammenhang besteht auch zwischen
dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und den Exporten. Desweiteren korrelieren
die Direktinvestitionen (-0,91) erwartungsgemäß stark mit dem Openess to
trade Indikator des relativ abgeschotteten Marktes Japan und könnten somit als
durch Marktunvollkommenheiten induzierte Kapitaltransfers gedeutet werden.
Tab. 12: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach Japan
2
R
0.98
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
0,97
0,31*
-0,59
0,28
0,63*
0,39
0,27
1
Korrelation DI-EX
0,99
* statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
4.3.2 Ergebnisse für den Elektrotechniksektor
Die Elektrotechnische Industrie steht, und hier vor allem die
Unterhaltungselektronik, für Massengüter mit harter Konkurrenz auf dem
Weltmarkt. Ebenso wie in der Chemischen Industrie, ist durch modulare
Produktionstechnik die Auslagerung von Produktionsschritten relativ leicht
möglich, was zu verstärkter Standortspaltung auf der Suche nach maximaler
294 Es wird bei jedem Schritt auf Ausschluß (Signifikanzniveau 10%) und Aufnahme (5%) geprüft; der
Prüfprozeß wird solange fortgesetzt, bis für keine Variable mehr die Notwendigkeit des Ausschließens
Produktivität führt. Der zunehmende Wettbewerb auf den Weltmärkten führte
bei diesem Sektor zu zunehmenden protektionistischen Maßnahmen und als
Folge zur Standortverlagerung in die geschützten Märkte. Zudem muß dieser
stark exportabhängige Sektor zu Unterstützung der Exporte marktnahe
Direktinvestitionen vornehmen. Unterschiedliche technische Normen,
Bekanntheitsförderung und local content Auflagen machen dies notwendig.
1995 wurden 7% der Gesamtexporte in die USA verschickt, und waren zudem
für 22% der Direktinvestitionsbestände dieses Sektors Zielland.
Bei den Berechnungen der Regressionsgleichung zur Elektrotechnischen
Industrie wurde das Rückwärtsverfahren eingesetzt. In die relevante Gleichung
(vgl. Anhang 3) wurden drei Variablen aufgenommen, die mit einem extrem
hohen Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,98 erklärt werden.
Aufgenommen wurden die Variablen Direktinvestitionen, der Außenwert der DM
sowie das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Der relativ geringe Wert des DurbinWatson-Koeffizienten kommt durch die Umrechnung des US-amerikanischen
Bruttoinlandprodukts in DM zustande. Die hochsignifikante Gleichung lautet
somit:
EXP = -2,36 + 0,25 DI + 1,54BIP-K -1,16AW
Tab. 13: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach den
USA
2
R
0,98
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
1,27
0,25*
-1,16*
-0,93
1,54*
0,70
0,26
Korrelation DI-EX
0,92
1
* statistisch sigifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder
1weniger
Korrelation nach Pearson
Der hohe Korrelationskoeffizient zwischen Exporten und Direktinvestitionen,
sowie
der
hochsignifikante
Wert
der
Direktinvestitionen
der
und für keine mehr die Möglichkeit der Aufnahme besteht.
Regressionsgleichung weisen auf einen eindeutig komplementären
Zusammenhang dieser Größen hin. Genauer bedeutet dies, daß bei einer
Zunahme der Direktinvestitionen um eine Einheit (in diesem Fall sind die
Direktinvestitionen in Mio. DM gemessen) die Exporte um 25% steigen (Exporte
sind in 1000 gemessen). Dasselbe Prinzip gilt für die Variable BIP-K. Für den
negativen Regressionskoeffizient des Außenwerts der DM gilt dasselbe wie
schon für die Ausführungen bei der Chemischen Industrie 295.
Die Korrelationen der Direktinvestitionen lassen eine absatzorientierte und
womöglich exportunterstüzende Motivation erkennen. Sie korrelieren am
stärksten mit den Exporten (0,92), es folgen das BIP (0,88) und das BIP-K
(0,82). Die nur schwachen Wirkungen des openess-Indikators (-0,12), der
realen Lohnstückkosten (0,07) und des Wechselkurs (-0,25) deuten nicht auf
Kapitalwanderungen aufgrund unterschiedlicher Faktorausstattungen hin296.
Für Japan waren 1995 2% der Gesamtexporte der Elektrotechnischen Industrie
bestimmt. Ebenso 2% war der Anteil Japans am Gesamtaufkommens der
Direktinvestitionsbestände dieses Wirtschaftszweiges. Bei dem Modell für den
Sektor Elektrotechnik wurde das Rückwärtsverfahren eingesetzt.
Tab. 14: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach
Japan
2
R
0,98
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
1,16
-0,36*
3,43*
3,32*
-0,45
-0,10
1
Korrealtion DI-EX
0,95
* statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
Das Bestimmtheitsmaß erreicht bei diesem Modell einen mit 0,98 hohen
Erklärungsbeitrag. Der Durbin-Watson-Koeffizient aus Tab. 12 deutet allerdings
295 Vgl. dazu auch Punkt 3.2.2.4.
296 Vgl. Punkt 2.3.1 bzw. 2.3.2.
auf ein nicht zu unterschätzendes Maß an Multikollinearität hin. Im letzen
Schritt des Verfahrens wurde folgende Gleichung modelliert:
EXP = -4,04 + 3,32BIP + 3,43AW - 0,36DI
Der hohe Wert für die Variablen BIP könnte seine Ursache in dem ebenfalls
hohen Wert des Durbin-Watson-Koeffizienten haben297. Anders ausgedrückt
könnte man auch sagen, daß die unter großen Wettbewerbsdruck stehenden
deutschen Produkte dieses Sektors erst ab einem bestimmten
Einkommensniveau in Japan nachgefragt werden. Eine starke Abhängigkeit
dieses Sektors vom Wechselkurs verdeutlicht der Wert der Variablen AW. Das
negative Vorzeichen des Regressionskoeffizienten der Direktinvestitionen steht
in diesem Fall im Gegensatz zum positiven Korrelationskoeffizienten (0,95). Da
jedoch der Regressionskoeffizient als eine kausale Ursache der abhängigen
Variablen zu sehen ist, und zudem statistisch gesichert ist, soll hier von einem
substitutiven Zusammenhang von Direktinvestitionen und Außenhandel
ausgegangen werden. Es ist möglich, daß es durch das geringe Ausmaß der
wirtschaftlichen Beziehungen zu Japan zu Verzerrungen in den Berechnungen
kommt.
4.3.3 Ergebnisse für den Straßenfahrzeugbausektor
Die Automobilindustrie gehört zu den Gründern des FordistischenTayloristischen Produktionsregimes298. Fortlaufende Einführungen neuer
Produktionsmethoden (z.B. lean production) oder Organisationsmethoden (lean
management oder just in time) führten in diesem Industriezweig relativ schnell
zu
post-fordistischen
Produktionsmodellen
und
damit
auch
zur
grenzüberschreitenden Verlagerung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Dieser
Prozeß wurde verursacht von ökonomischen Faktoren wie die Erwirtschaftung
von economies of scale oder der Notwendigkeit der Produktion vor Ort um die
Effektivität des Marketing zu verbessern oder Währungsrisiken auszuschalten.
Durch o.g. lean production wurde die Produktion von Gütern und
Dienstleistungen ausgelagert (vertikale Deintegration), was wiederum die
Zulieferindustrie zu Auslandsinvestitionen veranlaßte, um die just in time
297 Das BIP wurde mit Hilfe des Wechselkurses in DM umgerechnet.
298 Vgl. OECD (1996), S. 158.
Produktion gewährleisten zu können299. Desweiteren gelten die gleichen
exportunterstüzenden Ursachen für Direktinvestitionen wie für den
Elektrotechniksektor300. Die Automobilindustrie ist demnach gekennzeichnet
durch eine starke Direktinvestitionstätigkeit, eine große Neigung zu
strategischen Allianzen sowie durch hohe Anteilen an Intra-Unternehmens- und
intraindustriellen-Handel.
In den USA waren 1995 ca. 8% der gesamten Auslandsbestände an
Direktinvestitionen dieses Wirtschaftszweiges angelegt. Außerdem waren die
USA für rund 10% der Gesamtexporte Absatzmarkt.
Wie schon in den Gleichungen zuvor wurde hier auch das Rückwärtsverfahren
eingesetzt, um verläßliche Ergebnisse zu erhalten. Es zeigte sich, daß nach der
Ausschließung aller nicht signifikanten Variablen, nur die Direktinvestitionen als
erklärender Reggressor übrigblieb.
Aus Tab. 13 ist zu entnehmen, daß das multiple Bestimmtheitsmaß mit 0,72
nicht das Niveau der Ergebnisse des Elektrotechniksektors erreicht, aber immer
noch ausreichend hoch ist. Auch der Durbin-Watson-Koeffizient ist mit 1,66
über der notwendigen Grenze des Nichtvorhandenseins von Multikollinearität.
Hier lautet die Gleichung:
EXP = 11,77 + 0,57DI
Tab. 15: Ergebnisse für die Berechnungen des Straßenfahrzeugbausektor nach
den USA
2
R
0,72
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
1,66
0,57*
-0,22
-2,58
0,18
-0,12
0,35
1
Korrelation DI-EX
0,85
* statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
299 Vgl. Gaebe (1993), S. 494f.
300 Vgl. Punkt 4.3.2.
Der Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel ist hier
wiederum stark komplementär. Der handelsschaffende Effekt der
Auslandsinvestitionen ist, durch den errechneten Regressionskoeffizient von
0,57, sogar extrem hoch, wodurch auch der große Anteil des IntraUnternehmenshandels deutlich wird. Gerade im Automobilsektor ist der
Service- und Vertriebsbereich sehr wichtig, so daß sich die Mehrheit der
Direktinvestitionen in diesem Bereich vermuten läßt. Der Pearsonsche
Korrelationskoeffizient zwischen den Kfz-Direktinvestitionen und dem Indikator
openess ist mit -0,69 der höchste bisher erreichte. Dies könnte die Umgehung
der hohen local content Auflagen für den Import von Kraftfahrzeugen der USamerikanischen Regierung durch Direktinvestitionen andeuten. Sowohl die
Exporte, als auch die Direktinvestitionen reagieren positiv auf
Wechselkursänderungen. Bei den Direktinvestitionen deutet dies darauf hin,
daß die Möglichkeit des Markteintritts durch die Vornahme von einer
Direktinvestition bei einem hohen Wechselkurs besonders beliebt bei
deutschen Unternehmen dieses Sektors.301 ist. Diese Methode stellt somit eine
Möglichkeit dar, die verminderte Wettbewerbsfähigkeit der Exporte
auszugleichen. Unterschiedliche reale Lohnstückkosten sind scheinbar auch in
der
Kfz-Industrie
nicht
die
ausschlaggebenden
Motive
für
Auslandsinvestitionen, da wiederum der Korrelationskoeffizient der
Direktinvestitionen das falsche Vorzeichen aufweist.
Der Absatzmarkt Japan nahm 1995 5,5% der deutschen Kraftfahrzeuge auf
und war Empfängerland für 1,6% aller Direktinvestitionen dieses
Wirtschaftszweiges.
Mit Hilfe des Rückwärtsverfahrens wurden folgende Regressoren ermittelt:
EXP = -6.30 + 3,78AW + 3,57BIP
Tab. 16: Ergebnisse der Berechnungen für den Straßenfahrzeugbausektor
nach Japan
301 Damit zu vergleichen sind die japanischen Direktinvestitionen in den USA nach der Aufwertung des
Yen in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre.
2
R
0,94
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
0,71
3,78*
3,57*
-0,82
1
Korrelation DI-EX
0,81
* statitisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
Ein hohes Maß an Multikollinearität in dieser Gleichung zeigt der DurbinWatson-Koeffizient mit einem Wert von 0,71302. Die vorherrschende Bedienung
des japanischen Marktes durch Exporte (Direktinvestitionsbestände bei 1,6%)
scheint , wie alle anderen Sektoren beweisen, sehr wechselkursreagibel. Der
hohe Wert für die Variable BIP verwundert etwas, da der deutsche Pkw-Export
nach Japan überwiegend aus dem höherwertigen Produktionsspektrum stammt
und
deshalb
weniger
konjunktursensibel
sein
müßte 303.
Dem
Korrelationskoeffizienten der Direktinvestitionen und Exporte zufolge besteht
eher ein komplementärer als ein substituiver Zusammenhang zwischen diesen
Größen.
4.3.4 Ergebnisse für den Maschinenbausektor
Der Maschinenbau ist eine der wichtigsten Säulen der deutschen Industrie- und
Exportwirtschaft304. Zusammen mit den Büromaschinen wird ca. die Hälfte der
inländischen Gesamtproduktion exportiert305. Dies führt dazu, daß Deutschland
in vielen Zweigen des Maschinenbaus Weltmarktführer ist und stark vom Export
abhängig ist. Exporterfolge sind häufig nur durch die Vornahme von
Direktinvestitionen realisierbar, weil z.B. unterschiedliche Normen die
Produktion vor Ort notwendig machen. Ein weiteres Merkmal ist die geringe
Fertigungstiefe, d.h. es werden nur wenige Vorprodukte von Zulieferern
302 Es gilt wieder, das BIP wurde mit dem Wechselkurs umgerechnet.
303 Vgl. Beyfuß (1996), S. 64.
304 Vgl. Bertram (1993), S. 486ff.
305 Im einzelne werden beispielsweise über 90% der Textilmaschinen, über 80% der
Holzbearbeitungsmaschinen ins Ausland verkauft, vgl. Koch (1997), S. 33.
zugekauft.
Dementsprechend
Unternehmenshandel.
existiert
ein
nur
geringer
Intra-
In den USA wurden 1995 rund ein Viertel des Gesamtaufkommens der
Direktinvestitionen dieses Wirtschaftszweiges getätigt. Ebenso bestanden die
deutschen Ausfuhren 1995 zu einem Viertel aus Erzeugnissen des
Maschinenbaus.
Tab. 17: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach den
USA
2
R
0,95
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
1,63
-0,78*
-2,85*
3,42*
-0,23*
-0,32
1
Korrelation DI-EX
0,92
* signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
Die Ergebnisse des Maschinenbausektors306 sind widersprüchlich, besonders in
Bezug auf die hier interessierenden Größen Exporte und Direktinvestitionen.
Der Pearsonsche Korrelationskoeffizient ist mit einer hohen einseitigen
Signifikanz307 positiv, wohingegen die in die Gleichung aufgenommene Variable
DI ein negatives Vorzeichen aufweist. Da jedoch der Korrelationskoeffizient, im
Gegensatz zum Regressionskoeffizienten, keine Aussage darüber zuläßt,
welche Variable als verursachend für eine andere Variable anzusehen ist 308,
soll er in diesem Fall außer Acht gelassen werden. Das die Gleichung
erklärende Bestimmtheitsmaß ist mit 0,95 sehr hoch und trägt, wie der
akzeptable Durbin-Watson-Koeffizient, zur statistischen Sicherung der
Gleichung bei. Nach Eliminierung aller nicht signifikanten Variablen lautet die
Gleichung somit:
EXP = -11,69 + 3,42BIP-K - 0,23rLSK - 2,85AW - 0,78DI
306 Wiederum berechnet im Rückwärtsverfahren.
307 Zur Erklärung vgl. Brosius (1995), S. 468.
Das einzig positive Vorzeichen der Regressionskoeffizienten besitzt die
Variable BIP-K. O.g. Konjunkturreagibilität des Maschinenbaus könnte
ursächlich für diese starke Beeinflussung der Exporte durch das
Bruttoinlandsprodukt sein. Die zum ersten Mal in die Gleichung aufgenommene
Variable Differenz der relativen Lohnstückkosten hat ein negatives Vorzeichen,
was einen Rückgang der Exporte bei sinkenden Differenzen zwischen den
Werten für Deutschland und den USA nach sich zieht. Demnach steht dieser
Industriesektor besonders unter Kostendruck im internationalen Wettbewerb.
Den Berechnungen zufolge scheint ein sinkender Außenwert (Verbesserung
des Wechselkurses aus deutscher Sicht) der DM in den USA die Exporte des
Maschinenbausektors dorthin zu steigern. Dies wird hier ökonomisch sinnvoll,
da die Direktinvestitionen ebenso ein negatives Vorzeichen aufweisen. Steigt
demnach der Außenwert der DM wird es für die Investoren vernünftig, die
verringerte Wettbewerbsfähigkeit der Exporte durch den Transfer von
aufgewertetem Kapital auszugleichen, um so den Markt mit der Produktion vor
Ort zu versorgen. Die errechnete substitutive Beziehung verwundert, da in der
Literatur davon ausgegangen wird, daß ca. ein Drittel der Direktinvestitionen in
Vertriebseinrichtunge vorgenommen wird und diese im allgmeinen
komplementär zu den Exporten in Beziehung stehen, da sie exportunterstüzend
wirken309. Die vorgenommenen Standortverlagerungen oder -spaltungen
könnten, zumindest den Berechnungen zufolge, bei steigenden deutschen
relativen Lohnstückkosten und/oder bei sinkenden US-$ eintreten.
Wie bei den anderen Sektoren zuvor war auch die außenwirtschaftliche
Bedeutung Japans für den deutschen Maschinenbau gering. 1995 waren 1,9%
der Ausfuhren sowie 2,0% der Direktinvestitionsbestände dieses Sektors für
Japan bestimmt.
Tab. 18: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach
Japan
308 Vgl. Backhaus (1987), S. 228.
309 Vgl. Punkt 3.1.5.2.
R2
0;85
DI
AW
BIP
BIP-K
rLSK
Openess
DW
0,58
0,53*
0,69
0,96*
0,76
0,65
-0,20
1
Korrelation DI-EX
0,88
* statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger
1
Korrelation nach Pearson
Unter Verwendung des Vorwärtsverfahrens (s. Anhang 2) wurde folgende
Gleichung ermittelt:
EXP = 6,01 + 0,96BIP + 0,53DI
Wieder zeigt sich die schon beobachtete, starke Konjunktursensibilität der
deutschen Exporte nach Japan. Sowohl der Korrelationskoeffizient, als auch
der Reggressionskoeffiziente sind hier signifikant positiv und belegen damit
eine komplementäres Verhältnis beider Größen.
Für die Exporte und Direktinvestitionen Deutschlands in die USA läßt sich
zusammenfassend feststellen: bis auf die der Chemieindustrie, wurde jede
Gleichung durch relativ hohe Bestimmtheitsmaße bestätigt. Die Sektoren
Elektrotechnik und Straßenfahrzeugbau weisen einen komplementären
Zusammenhang, während beim Chemiesektor kein statistisch signifikanter
Zusammenhang festgestellt werden konnte. Beim Sektor Maschinenbau zeigte
sich der insgesamt stärkste substitutive Zusammenhang, welcher noch durch
eine negative Beeinflussung der Exporte durch die relativen Lohnstückkosten
untermauert wurde. Die Variable Außenwert der DM wies, falls in die Gleichung
aufgenommen, stets einen negativen Regressionskoeffizienten auf, der zwar
statistisch gesichert war, ökonomisch jedoch nicht sinnvoll ist. Relative
Lohnstückkosten standen, außer beim Maschinenbausektor, in keinem
statistischen Verhältnis zu den Exporten. Die Exporte der Sektoren
Elektrotechnik
und
Maschinenbau
wiesen
zudem
eine
starke
Konjunkturreagibilität auf. Der Einfluß von protektionistischen Tendenzen ließ
sich in keinem Sektor nachweisen. Viele Unstimmigkeiten bei den Ergebnissen,
ließen jedoch vermuten, daß die langfristigen Beziehungen von
Direktinvestitionen und Außenhandel in dem betrachteten Zeitraum durch das
Zusammenwirken von mehr als den verwendeten Variablen kreiert werden.
Die Ergebnisse für Japan wurden ebenso durch durchgehend hohe
Bestimmtheitsmaße erklärt. Im Gegensatz kam es hier jedoch desöfteren zu
hohen umrechnungsbedingten Maßen an Multikollinearität. Die Resultate der
Berechnungen wiesen im Vergleich zu den USA eine allgemein stärkere
Einflußnahme der Inlandskonjunktur auf die deutschen Exporte auf. Bei den
Wirtschaftszweigen Elektrotechnik und Straßenfahrzeugbau zeigte zudem der
Außenwert der DM eine starke Wirkung, die wiederum insgesamt über den USamerikanischen Werten lag. Der Elektrotechnische Sektor ließ als einziger
untersuchter substitutive Tendenzen zwischen Direktinvestitionen und Exporten
erkennen. Die Vornahme von Direktinvestitionen hatte beim Chemie- sowie
beim Maschinenbausektor jeweils komplementäre Exportsteigerungen zur
Folge. Kein statistischer Zusammenhang dieser Größen konnte beim Sektor
Straßenfahrzeugbau festgestellt werden.
5. Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Entwicklung und die Beziehung der
bundesdeutschen Direktinvestitionen und Exporte anhand der Beispielsländer
USA und Japan herauszustellen. Die Herangehensweise orientierte sich an
Beispielen aus der fachwissenschaftlichen Literatur, demnach wurde die Arbeit
in drei Teile aufgeteilt.
In Kapitel zwei wurde nach den notwendigen Begriffsbestimmungen ein
Überblick über Ansätze gegeben, die zum einen das Zustandekommen von
Direktinvestitionen und Exporten erklären und zum anderen den
Zusammenhang zwischen diesen Auslandsaktivitäten erläutern. Die erste
Gruppe
bildeten
die
Ansätze,
die
auf
firmenspezifischen
und
internailsierungsbedingten Vorteilen beruhen. Folgt man deren Aussagen, so
besteht zwischen Direktinvestitionen eine substitutionale Beziehung. Nur bei
der Einführung von differenzierten Produkten oder mehrstufigen Produktionsprozessen können komplementäre Zusammenhänge generiert werden.
Die darauffolgende Gruppe von Erklärungsansätzen versucht, durch
modifizierte Außenhandelstheorien Direktinvestitionen zu erklären. Es wird in
diesen Ansätzen zwar das für Direktinvestitionen ausschlaggebende
Kontrollmotiv nicht berücksichtigt, gleichwohl können sie wichtige Aspekte für
eine umfassende Theorie beisteuern. In den frühen Modellen von Smith bzw.
Ricardo sind durch relativ restriktive Annahmen Faktorbewegungen gänzlich
ausgeschlossen. Durch die Aufhebung einzelner Annahmen im Modell von
Mundell werden Anlässe für Außenhandel und Faktorwanderungen geschaffen.
Dabei zeigt sich wiederum eine substitutionale Beziehung zwischen
Außenhandel und Faktorbewegungen. In Corden wird durch etwas
realistischere Annahmen ein erweitertes Heckscher-Ohlin-Modell kreiert, das
die unmittelbare Berücksichtigung von Direktinvestitionen erlaubt 310. Da das
Modell jedoch in einer Heckscher-Ohlin-Welt verbleibt, kann es nur
substitutionale Beziehungen erklären. Ebenso bei Kojima wird ein Mundellbzw. Heckscher-Ohlin-Rahmen eingehalten. Hier wird jedoch gezeigt, daß auch
eine komplementäre Beziehung beider untersuchter Größen existiert. Je
nachdem, ob sie in dem Wirtschaftszweig getätigt werden, bei dem das
Investorland einen komparativen Nachteil hat, oder ob sie dort erfolgen, wo das
Empfängerland einen komparativen Nachteil hat, sind Direktinvestitionen
handelsschaffend oder -zerstörend. Die Bedeutung von Motiven, aus denen
heraus Direktinvestitionen getätigt werden, für die Erklärung des Verhältnisses
von Direktinvestitionen und Exporten ist nach Kojima von vielen anderen
Autoren herausgestellt worden. Dabei zeigte sich, daß die offensive
Beweggründe Exporte nach sich ziehen, während defensive eher
handelsvermindernd wirken. In den bis dahin aufgeführten Ansätzen wurden
zwar gewisse Erklärungsansätze geleistet, jedoch keine umfassende Erklärung
der Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel erbracht.
Mittels der ersten Gruppe konnte die Ursache der Tätigung einer
Direktinvestition
an
sich
erklärt
werden,
während
die
außenhandelstheoretischen Ansätze vor allem zur Beantwortung der
Standortfrage von multinationalen Unternehmen geeignet waren. Dunning
formuliert deshalb die partiellen Erklärungsansätze aus der IndustrialOrganization- und der Außenhandels- bzw. Standorttheorie zu seinem
310 So wird ein Faktor Humankapital eingeführt und es werden jeweis isoliert die Auswirkungen anderer
eklektischen Ansatz um. Als Hauptaussage sind dann firmenspezifische und
internalisierungsbedingte Vorteile notwendige Bedingungen dafür, daß ein
Unternehmen
Direktinvestitionen
im
Ausland
tätigt.
Fehlen
die
standortspezifischen Vorteile, so sind Exporte vorzuziehen. Liegen nur
firmenspezifische Vorteile vor, ist die drite Alternative, die Lizenzvergabe im
Ausalnd, naheliegend. Mithin können mittels des ekletischen Ansatzes nur
substitutive Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Exporten erklärt
werden, da die Auslandsproduktion und Exporte zwei Alternativen zur
Versorgung eines ausländischen Marktes mit einem Produkt darstellen. Stellt
ein Unternehmen allerdings mehrere Produkte her oder findet die Produktion in
meheren Stufen statt, können auch komplementäre Beziehungen erklärt
werden. Erweiterungen des eklektischen Ansatzes wurden durch Einbeziehung
der Wechselkurse erreicht. Allerdings werden sowohl die Auswirkungen der
Wechselkursentwicklung auf die Vornahme von Direktinvestitionen, als auch
die Beeinflussung der Wechselkursentwicklung durch die Existenz
multinationaler Unternehmen als ambivalent betrachtet. Die zentralen Elemente
aller aufgeführten Erklärungsansätze können auch in allgemeinen
Gleichgewichtsmodellen berücksichtigt werden. Dies geschah in dieser Arbeit
im Modell von Helpman / Krugman. Produktdifferenzierung und steigende
Skalenerträge sind die zwei wesentlichen Prämissen dieses Modells. Die
Außenhandelsstruktur hängt zum einen von der relativen Größe eines Landes
und zum anderen von den Unterschieden in den relativen Faktorausstattungen
ab. Existieren keine multinationalen Unternehmen, weil die relativen
Faktorausstattungen ein bestimmtes Niveau nicht überschritten haben, so führt
eine Zunahmen der Unterschiede in den relativen Faktorausstattungen und
umgekehrt eine Abnahme der Unterschiede in den relativen Ländergrößen zu
einem Anstieg des Außenhandelsvolumens. Übersteigen die relativen
Faktorausstattungsunterschiede einen bestimmten Schwellenwert, so kommt
es aufgrund der Existenz von multinationalen Unternehmen zu einem
Faktorpreisausgleich. Das Handelsvolumen enthält dann nicht nur den
eigentlichen Güteraustausch, sondern auch den Intra-Unternhemenshandel,
d.h.
den
Transfer
von
fimrenspezifischen
Vermögen
an
die
Zweigniederlassungen. Wird die relative Ländergröße als gegeben betrachtet,
Einflußfaktoren untersucht, vgl. Punkt 2.3.2.
so steigt das Handelsvolumen mit der Anzahl der Varianten des differenzierten
Produktes, die in dem relativ reichlich mit Kapital ausgestatteten Land
produziert wird. Wird umgekehrt die Anzahl der Varianten als gegeben
betrachtet, so wächst das Handelsvolumen mit der relativen Größe des
kapitalreichen Landes. Ferner erhöht bei konstanter Ländergröße eine
Zunahme der relativen Faktorausstattungsunterschiede die Anzahl der
multinationalen Unternehmen. Damit vergrößert sich wiederum der Anteil des
Intra-Unternehmenshandel am gesamten Außenhandelsvolumens. Im
wesentlichen diagnostiziert das Modell von Helpman / Krugman komplementäre
Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel.
Im dritten Kapitel wurde die real existierende Entwicklung der
Direktinvestitionen und Exporten dargelegt. Dabei zeigte sich auf globaler
Ebene, daß seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ein zunehmendes
Interesse seitens der Unternehemen besteht, die ausländischen Märkte mittels
Direktinvestitionen zu bearbeiten. Dementsprechend stiegen die Zuwachsraten
der Direktinvestitionen stärker als die der Exporte und der Produktion.
Haupakteure dieses Prozesses sind die Industrieländer, wobei eine
Verlagerung der Tätigkeiten vom primären über den sekundären hin zum
tertiären Sektor festzustellen ist. Ebenso treten Mergers & Aquisitions
heutzutage häufiger auf als Neuerrichtungen von Produktionskapazitäten. Auch
der Wechsel auf die Ebene der Bundesrepublik Deutschland bestätigt diesen
Trend. Wichtigste Empfängerländer der deutschen Direktinvestitionen sind die
Länder der EU und die USA, während Japan diesbezüglich unbedeutend bleibt.
Das Saldo der deutschen Direktinvestitionen bleibt trotz der in jüngster Zeit
steigenden Zuwachsraten von einfließenden Direktinvestitionen, negativ. Ein
Vergleich der Direktinvestitionstätigkeiten zeigt im folgenden, daß Deutschland
lange Zeit stärker exportorientiert war als die USA und Japan.Erst gegen Ende
der achtziger Jahre konnte dieser Internationalisierungrückstand aufholt
werden. Die Vorgehensweise zur Beschreibung der Entwicklung der
Direktinvestitionen wurde auch für die Außenhandelsentwicklung verwendet.
Die Entwicklung des Welthandels zeigt sich dabei vergleichsweise weniger
dynamisch als die Direktinvestitions-entwicklung, jedoch trägt auch sie zur
zunehmenden internationalen Verflechtung der Wirtschaft bei. Es kam zu
Veränderungen der traditionellen Handeslstrukturen und Handelsgüter; der
Handel mit Dienstleistungen, intraindustrieller oder Intra-Unternehmenshandel
sind hier zu nennen. Ähnlich verhielt es sich auch mit der Entwicklung des
deutschen Außenhandels. Wie bei den Direktinvestitionen waren die EU und
die USA wichtigste Handelspartner. Die Güterstruktur veränderte sich in
Richtung höherwertigerer bzw. technologie- und humankapitalintensiverer
Produkte. Der Vergleich mit den Weltexportanteilen und den Exportquoten der
USA und Japan machte schließlich die große Bedeutung des Außenhandels für
die deutsche Wirtschaft noch einmal deutlich. Zudem stellte sich heraus, daß
die deutsche Exportwirtschaft im Gegensatz zu den USA und Japan stärker auf
den Mitteltechnologiebereich spezialisiert ist.
Im Kapitel vier erfolgte dann die empirische Analyse der Zusammenhänge
zwischen bundesdeutschen Exporten und Direktinvestitionen anhand der
Beispielsempfängerländern USA und Japan. Ein kurzer Überblick über bereits
durchgeführte emprische Untersuchungen zu diesem Thema machte
ersichtlich, daß unterschiedlicher methodischer Aufwand betrieben wurde und
unterschiedliche Herangehensweisen an dieses Theam bestehen. In der in
dieser Arbeit modellierten Gleichung wurde von einem Gravitationsmodell
ausgegangen, welches die Einflüsse verschiedener makroökonomischer
Größen auf die Exporte berücksichtigt. Verwendete Variablen waren
Direktinvestitionsbestandsänderungen, der Außenwert der DM, das
Bruttoinlandsprodukt und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf des
Empfängerlandes, die Differenz der relativen Lohnstückkosten des
Empfängerlandes zu Deutschland, sowie der Indikator openeness to trade.
Bezüglich der Ergebnisse der Einflüsse der genannten Größen stellten sich
folgende Ergebnisse heraus: Exporte und Direktinvestitionen des Chemiesektor
in die USA sowie des Straßenfahrzeubausektors nach Japan, wiesen keinen
statitischen Zusammenhang auf. Beim Empfängerland Japan konnten bei den
Sektoren Chemie und Maschinenbau komplementäre Beziehungen der beiden
Größen festgestellt werden. Die in Japan getätigten Direktinvestitionen des
Elektrotechniksektors ließen jedoch die Exporte sinken. In den USA angelegtes
Unternehmenvermögen zeigte sich komplementär zu den Exporten des
Elektrotechnik- und des Straßenfahrzeugbaus, während die gegenteilige
Entwicklung
beim
Maschinenbausektor
deutlich
wurde.
Relative
Lohnstückkosten standen, außer beim Maschinenbausektor in den USA, in
keinem statistischen Verhältnis zu den Exporten. Der Einfluß von
protektionistischen Tendenzen ließ sich in keinem Sektor statistisch signifikant
nachweisen. Die Resultate der Berechnungen wiesen für Japan im Vergleich zu
den USA eine allgemein stärkere Einflußnahme der Inlandskonjunktur auf die
deutschen Exporte auf. Zudem zeigte der Außenwert der DM in Japan eine
stärkere Wirkung als der vergleichbare US-amerikanische Wert. Viele
Unstimmigkeiten bei den Ergebnissen, ließen jedoch vermuten, daß die
langfristigen Beziehungen von Direktinvestitionen und Außenhandel in dem
betrachteten Zeitraum durch das Zusammenwirken von mehr als den
verwendeten Variablen kreiert wurden.
Schließlich muß noch festgestellt werden, daß das gestellte Thema einige
Schwierigkeiten bei der endgültigen Operationalisierung mit sich brachte. Im
gestellten Kontext finden sich in der wirtschaftwissenschaftlichen Literatur
entweder die rein auf theoretischen Ursachenkomplexen beruhende 311, oder die
ökonometrisch-theoretische Abhandlung der Zusammenhänge 312 zwischen
Direktinvestitionen und Außenhandel. Andererseits existieren Untersuchungen,
die zwar einen deskriptiven Teil beinhalten, empirisch jedoch sich als
ungenügend ausgearbeitet erweisen. Die vorgelegte Arbeit wird in diesem
Zusammhang als vernüftiger Mittelweg verstanden. Ebenso die als räumlichen
Bezug herangeführten Beispiele waren nach Meinung des Verfassers etwas
unglücklich gewählt. Die ursprünglich gestellte Aufgabe, Entwicklung und
Zusammenhang der Direktinvestitionen und des Außenhandels aller drei
Länder darzustellen, würde den Rahmen einer Diplomarbeit bei weitem
sprengen. Daher mußte der Stoff soweit eingegrenzt werden, daß nur die
deutschen außenwirtschaftlichen Beziehungen zu den USA und Japan
untersucht werden konnten. Selbst bei dieser Vorgehensweise war es nicht
möglich, weiterführende stoffliche Verknüpfungen aufzubauen. Denbar wären
hier z.B. Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt (job export) oder die, aus dem
Zusammenhang der untersuchten Größen folgenden, wirtschaftspolitische
Notwendigkeiten gewesen. Ein
Themenrahmen wäre daher für
wünschenswert gewesen.
311 Vgl. z.B. Markusen (1983).
klar definierter
die Bearbeitung
und abgegrenzter
dieser Diplomarbeit
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7. Anhang
Anhang 1
Welthandelsverflechtung nach Regionen
Anteile in % der jeweiligen Gesamtausfuhren der exportierenden Regionen
Importierende Region
Jahr
West-
darunter:
Transforma-
europa
EG/EU (15)
tionsländer
Nord-
Latein-
amerika
amerika
Asien
Mittlerer
Alle
(incl. Aus/NZ)
Osten
Regionen
1979
67,8
55,3
1989
71,3
59,1
4,4
6,4
3,1
3,1
8,7
1,8
6,7
5,2
5,1
100,0
3,6
7,4
3,0
1995
68,9
62,9
4,4
7,4
100,0
2,4
2,8
9,6
2,7
1979
69,1
56,9
4,0
100,0
6,6
3,3
6,4
3,9*
5,3
1989
73,1
61,0
100,0
3,1
8,9
1,9
3,2
5,8*
3,0
1995
69,0
100,0
62,9
4,4
7,3
2,5
2,9
9,6
2,6
1979
100,0
28,1
19,7
51,5
1,3
3,4
2,6
5,8
3,5
100,0
1989
24,8
20,0
53,1
1,2
3,9
1,8
9,3
1,7
100,0
1995
57,3
49,8
18,9
4,8
2,2
1,4
12,8
2,2
100,0
1979
26,1
22,7
2,4
29,4
13,6
3,2
20,2
4,6
100,0
1989
22,9
19,7
1,2
34,4
10,6
1,9
25,8
2,6
100,0
1995
19,0
17,5
0,8
36,0
12,9
1,4
27,2
2,4
100,0
1979
23,5
21,2
6,3
38,4
20,8
2,3
6,0
1,8
100,0
1989
21,8
19,2
6,4
45,3
12,8
1,5
10,4
1,6
100,0
1995
17,6
16,6
0,8
48,0
20,8
1,4
9,9
1,1
100,0
1979
45,5
37,2
2,5
27,3
4,2
4,4
4,7
1,0
100,0
1989
49,7
38,0
3,7
13,6
1,6
7,1
9,5
3,2
100,0
1995
54,6
51,2
1,4
14,2
1,7
10,0
13,5
1,6
100,0
1979
17,2
12,9*
3,3
22,4
3,6
3,7
41,0
7,0
100,0
1989
18,3
14,1*
2,1
29,5
1,8
2,0
42,2
3,2
100,0
1995
16,4
15,4
1,0
23,8
2,2
1,4
50,9
2,4
100,0
1979
39,8
35,9
1,8
11,9
5,3
1,7
32,1
5,2
100,0
1989
24,2
19,4
2,6
12,5
8,2
3,2
38,6
7,7
100,0
1995
22,9
20,2
1,0
11,7
2,1
3,2
47,6
8,0
100,0
1979
44,3
36,9
7,4
15,3
6,0
4,5
15,7
4,8
100,0
1989
43,8
36,6
6,3
18,9
4,0
2,8
19,7
3,0
100,0
1995
42,7
39,0
3,1
18,4
4,8
2,3
24,7
2,6
100,0
a
Afrika
Exportierende Region
Westeuropa
darunter: EG/EU (15)
a
Transformationsländer
Nordamerika
Lateinamerika
Afrika
Asien (incl. Aus/NZ)
Mittlerer Osten
Alle Regionen
* ohne Volksrepublik China
a Daten von 1990-95 sind beeinflußt von Veränderungen bezüglich der 1992 beginnenden
Transformation
Quelle: GATT, WTO, eigene Berechnungen.
8. Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, daß ich die vorliegende Arbeit selbstständig
angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen
Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch
noch nicht veröffentlicht.
München, den 30.03.1998
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