1. Einleitung ______________________________________________ 5 2. Theoretische Grundlagen zur Erklärung des Verhältnisses zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel ______________ 5 2.1 Begriffsbestimmung und nationale statistische Erfassungsmethoden________________________________________ 6 2.2 Internalisierungsbedingte bzw. firmenspezifische Vorteile als Ursachen für Direktinvestitionen _____________________________ 10 2.3 Kapitalmobilität und Außenhandelstheorien ____________________ 16 2.3.1 Direktinvestitionen und klassisch/neoklassische bzw. reine Theorien des Außenhandels ________________________________ 17 2.3.2 Der Ansatz von Corden ___________________________________ 21 2.3.3 Der Ansatz von Kojima ____________________________________ 23 2.4 Die Synthese von firmen- und außenhandelstheoretischen Erklärungsansätzen ________________________________________ 27 2.4.1 Der eklektische Ansatz von Dunning _________________________ 28 2.4.1.1 Das OLI-Paradigma ___________________________________ 28 2.4.1.2 Mehrproduktunternehmen und Integration __________________ 31 2.4.2 Die Bedeutung der Wechselkurse ___________________________ 32 2.5 Direktinvestitionen und Außenhandel im allgemeinen Gleichgewichtsmodell von Helpman und Krugman ______________ 33 3. Entwicklung von Direktinvestitionen und Außenhandel _______ 40 3.1 Entwicklung der Direktinvestitionen __________________________ 41 3.1.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionsbestände auf globaler Ebene _________________________________________________ 42 3.1.2 Globale Entwicklung nach Herkunftsländern ___________________ 44 3.1.3 Globale Entwicklung nach Empfängerländern __________________ 45 3.1.4 Entwicklungstendenzen nach Sektoren und Strategie ____________ 48 3.1.5 Die Stellung Deutschlands als Herkunftsland von Direktinvestitionen ________________________________________ 51 3.1.5.1 Die intertemporale Entwicklung ___________________________ 51 3.1.5.2 Regionale Verteilung, Sektorenstruktur und regional-sektorale Verteilung ____________________________________________ 53 3.1.6 Einige Kennzeichen der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland ____________________________________________ 58 3.1.7 Die Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan _____ 60 3.1.7.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionstätigkeiten - Ein Indizesvergleich _______________________________________ 60 3.1.7.2 Die Verflechtung der Direktinvestitionsbestände _____________ 63 3.2 Entwicklung des Außenhandels ______________________________ 64 3.2.1 Historische und neuere Entwicklungstendenzen im Welthandel ____ 65 3.2.1.1 Volumen und Regionalstruktur ___________________________ 66 3.2.1.2 Warenstruktur des Welthandels __________________________ 70 3.2.1.3 Dienstleistungshandel __________________________________ 71 3.2.1.4 Intra-industrieller-Handel ________________________________ 73 3.2.1.5 Intra-Unternehmenshandel ______________________________ 74 3.2.2 Trends und Strukturwandel im deutschen Außenhandel __________ 76 3.2.2.1 Entwicklung des Außenhandelsvolumens ___________________ 76 3.2.2.2 Die Entwicklung nach Regionen __________________________ 77 3.2.2.3 Die Entwicklung der Warenstruktur ________________________ 79 3.2.2.4 Entwicklung und Struktur des Deutsch-Japanischen Außenhandels _________________________________________ 80 3.2.2.5 Entwicklung und Struktur des Deutsch-US-amerikanischenn Außenhandels _________________________________________ 83 3.2.2.6 Vergleich der Weltmarktposition, Exportintensität und Exportspezialisierung Deutschlands, der USA und Japans ______ 85 4. Empirische Untersuchung der deutschen Direktinvestitionen und Exporte am Beispiel der Länder USA und Japan _________ 89 4.1 Bisherige empirische Untersuchungen ________________________ 89 4.2 Multiple Regressionsanalyse ________________________________ 92 4.2.1 Theoretischer Bezug der Variablen- und der Modellauswahl _______ 93 4.2.2 Variablenspezifikation _____________________________________ 97 4.3 Interpretation der Ergebnisse ________________________________ 99 4.3.1 Ergebnisse für den Chemiesektor ___________________________ 99 4.3.2 Ergebnisse für den Elektrotechniksektor _____________________ 102 4.3.3 Ergebnisse für den Straßenfahrzeugbausektor ________________ 105 4.3.4 Ergebnisse für den Maschinenbausektor _____________________ 108 5. Zusammenfassung ____________________________________ 112 6. Literatur _____________________________________________ 118 7. Anhang ______________________________________________ 125 8. Ehrenwörtliche Erklärung _______________________________ 142 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der Weltdirektinvestitionsbestände, Weltexporten und Weltinlandsprodukt (in %). _____________________________________ 44 Tab. 2: Die zehn größten Herkunftsländer und ihre Anteile am Weltdirektinvestitionsbestand sowie deren Anteile am Welthandel ______ 44 Tab. 3: Die zehn größten Gastländer und ihre Anteile am Weltdirektinvestitionsbestand ___________________________________ 47 Tab. 4: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach Zielregionen (in % des Gesamtbestandes) ___________________________________________ 54 Tab. 5: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach dem deutschen Investor und dem ausländischen Investitionsobjekt (in % der Gesamtbestände) ____________________________________________ 56 Tab. 9: Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan ____________ 63 Tab. 7: Jährliche prozentuale Veränderung des Welthandels und der Weltproduktion ______________________________________________ 66 Tab. 8: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit Japan 1995 __________ 82 Tab. 9: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit den USA 1995 ________ 84 Tab. 10 Außenhandelsspezialisierungen Deutschlands, der USA und Japan 1993 ______________________________________________________ 87 Tab. 11: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach den USA ______________________________________________________ 100 Tab. 12: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach Japan _____ 102 Tab. 13: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach den USA __________________________________________________ 103 Tab. 14: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach Japan ____________________________________________________ 104 Tab. 15: Ergebnisse für die Berechnungen des Straßenfahrzeugbausektor nach den USA ______________________________________________ 106 Tab. 16: Ergebnisse der Berechnungen für den Straßenfahrzeugbausektor nach Japan ________________________________________________ 107 Tab. 17: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach den USA __________________________________________________ 109 Tab. 18: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach Japan ____________________________________________________ 110 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Die Phasen des Vernonschen Produktzyklus _______________________ 14 Abb. 2: Entscheidungsmatrix für die Auslandsmarktbearbeitung_______________ 29 Abb. 3: Faktorausstattungsbox ohne multinationale Unternehmen _____________ 35 Abb. 4: Faktoraustattungsbox mit multinationalen Unternehmen ______________ 38 Abb. 5: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der deutschen Direktinvestitionsströme und Exporte (in %). _______________________ 52 Abb. 6: Saldo der Direktinvestitionsbestände in Deutschland (Mrd. DM) ________ 58 Abb. 7: Bestandsänderungen der Direktinvestitionen im Ausland in Prozent des Bruttoinlandsprodukts ______________________________________ 60 Abb. 8: Direktinvestitionen in Prozent des Exportwertes _____________________ 62 Abb. 9: Deutscher Außenhandel mit Japan und Wechselkursentwicklung _______ 82 Abb. 10: Anteile am Weltexport ________________________________________ 86 Abb. 11: Exportquoten Deutschlands, der USA und Japans __________________ 86 1. Einleitung Die internationale wirtschaftliche Verflechtung vollzog sich in den letzten drei Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit. Im Zuge dieser Internationalisierung der Volkswirtschaften ist neben der Ausweitung des Außenhandels auch ein verstärktes direktes Engagement von Unternehmen in ausländischen Märkten für die letzte Dekade der Weltwirtschaft typisch. Die jeweiligen Strategien dieser Internationalisierungs-aktivitäten sind stark differenziert und umfassen neben Verträgen mit ausländischen Partnerfirmen und der Gründung von Joint ventures auch Direktinvestitionen im Ausland. Letztere können als Ausdruck globalen Wachstums und zunehmender internationaler Arbeitsteilung gesehen werden, ausgelöst durch die Wandlung des weltwirtschaftlichen Umfeld. Durch den besonderen Stellenwert der Investitionen im Ausland sind in ihrer Folge multinationale Unternehmen integraler Bestandteil der internationalen Wirtschaftsbeziehungen geworden. Die Fähigkeit von multinationalen Unternehmen, Produktionsfaktoren weltweit einzusetzen, um internationale Standortvorteile auszunutzen, läßt eine Beeinflussung des Umfangs und der Struktur der Handelsströme vermuten. Der deskriptive Befund im dritten Kapitel dieser Arbeit vermittelt für Deutschland allerdings den Eindruck, daß sowohl die Direktinvestitionen, als auch die Exporte beständig wachsen. Dies scheint im Gegensatz zu der Tatsache zu stehen, daß auf den ersten Blick Direktinvestitionen und Exporte für ein Unternehmen zwei Alternativen zur Versorgung eines ausländischen Marktes darstellen. Daher nimmt bei der theoretischen Abschätzung der Wirkungen zunehmender Investitionstätigkeiten im Ausland das Substitutionsbzw. Komplementaritätsverhältnis zwischen Auslandsproduktion und Inlandsproduktion, sowie zwischen Auslandsproduktion und Exporttätigkeit eine zentrale Bedeutung ein. Dabei fallen die Ergebnisse je nach gewählten theoretischen Bezugsrahmen unterschiedlich aus. Mit zunehmender Komplexität der Modelle zeigt sich indes in der Regel eine komplementäre Beziehung. Es ist daher Ziel dieser Arbeit, die Entwicklung, sowie die momentane Beschaffenheit dieser Beziehung herauszustellen und damit langfristige Einflüsse makroökonomischer Größen, die als ursächlich für o.g. Beschaffenheit gelten können, zu identifizieren. Gemäß dem Procedere in der volkswirtschaftlichen Literatur wird verstärkt der Einfluß der Direktinvestitionen auf die Exporttätigkeit untersucht, dadurch werden mögliche Importwirkungen weniger ausführlich behandelt. Dies spiegelt sich in allen drei Teilen der Arbeit wieder. Dementsprechend wird oftmals der Ausdruck Außenhandel synonym mit Exporten verwendet, obwohl Importe explizit nicht eingeschlossen sind. Der Aufbau der Arbeit stellt die Beziehung zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel in einen integrativen Betrachtungszusammenhang und versucht, dementsprechend in einzelnen Schritten zu einem Gesamtergebnis zu gelangen. Dies wird praktisch umgesetzt durch eine Untergliederung in einen theoretischen, einen deskriptiven und einen empirischen Teil. Als erster Schritt erfolgt in Kapitel zwei eine Vermittlung der für die Themenstellung notwendigen Begriffsbestimmungen und Methoden zur Messung der interessierenden Größen. Es schließt sich sodann ein Überblick über verschiedene Ansätze aus der fachwissenschaftlichen Theorie an. An dieser Stelle wurde darauf geachtet, daß die aufgeführten Theorien sowohl das Zustandekommen von Exporten und Direktinvestitionen, als auch die Beziehung derselben untereinander erklären. Eine grobe Untergliederung ergab dabei vier Gruppen. Die erste Gruppe ist den Ansätzen der Industrial Organization sowie der Theorien der Firma zuzuordnen1, welche mit firmenspezifischen bzw. internalisierungsbedingten Vorteilen als Beweggrund für Direktinvestitionen argumentiert. Abwandlungen der Außenhandelstheorien finden bei der zweiten Gruppe von Erklärungsansätzen Verwendung um die Kapitaltransfers ins Ausland zu erklären. Die dritte Gruppe stellt eine Synthese der beiden erstgenannten dar, wobei Dunnings eklektischer Ansatz den Ausgangspunkt der Betrachtungen darstellt. Eine integrative Darstellung der Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel veranschaulicht die letzte Gruppe. Hier werden beide Größen in das allgemeine Gleichgewichtsmodell von Helpman und Krugman eingegliedert. Den zweiten Schritt des Betrachtungszusammenhangs stellt der Abriß der real existierenden Verflechtung der weltwirtschaftlichen Handelsund Direktinvestitions-ströme im Kapitel drei dar. Es wurde hierbei, aufgrund der Auswahl der drei vorgegebenen Länder, das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung von Industrieländern insgesamt gelegt, um so die Basis für eine vergleichende Betrachtung zu schaffen. Die Auswahl Deutschlands, der USA und Japans als regionaler Bezug geschah aus der Überlegung heraus, daß es sich hierbei um die drei weltgrößten Volkswirtschaften und Exportnationen handelt. Überdies sind diese Länder in hohem Maße in den Prozeß der internationalen Arbeitsteilung eingebunden und sind oftmals in den gleichen Marktsegmenten Konkurrenten auf dem Weltmarkt. Zudem geben womöglich die unterschiedlichen Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit den untersuchten Ländern zusätzlich Aufschluß über das Verhältnis von Direktinvestitionen und Außenhandel. Der Beginn des deskriptiven Teils behandelt die globale Entwicklung der Direktinvestitionen, untergliedert nach Volumen, Sektoren, Strategie sowie Herkunfts- und Empfängerländer. Nach einem Wechsel auf die nationale Ebene wird neben der Stellung Deutschlands als Herkunfts- und Empfängerland von Direktinvestitionen auch ein Vergleich der Direktinvestitionstätigkeiten mit den USA und Japan durchgeführt und die Kapitalverflechtungen der drei Länder herausgearbeitet. Ebenso in dualem 1 Vgl. Schoppe (1991), S. 52ff, bzw. S. 82ff. Maßstab, wird danach die Entwicklung der verschiedenen Arten des Außenhandels abgehandelt. Den Abschluß des Kapitels bildet die Darlegung der speziellen Handelsverflechtungen der Bundesrepublik Deutschland mit Japan und den USA sowie die Weltmarktposition, Exportintensität und Exportspezialisierung der betrachteten Volkswirtschaften. Im Kapitel vier erfolgt die empirische Analyse der Zusammenhänge zwischen bundesdeutschen Direktinvestitionen und Exporten nach den USA und Japan. Um verschiedene Herangehensweisen an dieses Thema zu verdeutlichen, werden am Anfang des Kapitels einige bisherige empirische Untersuchungen vorgestellt. Zur eigentlichen Empirie werden möglichst disaggregierte Daten herangezogen, die für den Zeitraum von 1980 bis 1995 verwendet werden. Als Untersuchungsobjekte fungieren die vier internationalisiertesten deutschen Industriesektoren: Chemische Industrie, Maschinenbau, Straßenfahrzeugbau und Elektrotechnik. Aufgrund der angeführten theoretischen Erklärungsansätze und der Erfahrungen bisheriger empirischer Untersuchungen wurden weitere erklärende Faktoren in das Regressionsmodell aufgenommen: das Bruttoinlandsprodukt und das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, der Außenwert der DM, die relativen Lohnstückkosten sowie ein Indikator für die generelle Handelsoffenheit des Untersuchungslandes. Zum Abschluß der empirischen Analyse werden die erzielten Ergebnisse kommentierend zusammengefaßt. Schließlich werden im Rahmen der Schlußbetrachtung im fünften Kapitel die wesentlichen Aussagen der Arbeit zusammengefaßt. 2. Theoretische Erklärung Grundlagen des zur Verhältnisses zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel Im folgenden Kapitel wird nach den für die Untersuchung der Zusammenhänge von Direktinvestitionen und Exporte notwendigen Begriffsbestimmungen und der Darstellung der Meßkonzepte in der amtlichen Statistik, ein Überblick über verschiedene theoretische Ansätze gegeben. Es wurde hierbei versucht, Theorien vorzustellen, die einerseits das Zustandekommen von Direktinvestitionen und Exporten erklären und andererseits die Beziehung zwischen diesen makroökonomischen Größen berücksichtigen. „The effects of foreign production by a country’s firms on the home country’s exports continues to be a puzzle after many years of controversy and a considerable amount of empirical research“2. Die Ursprünge der Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen Direktinvestitionen und Exporten liegen in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts. Davor entwickelten sich Theorien zur Erklärung von Direktinvestitionen und internationalen Handel getrennt voneinander. Eigenständige Außenhandelstheorien wurden bereits von den Begründern der Nationalökonomie vorgeschlagen. Internationale Kapitalbewegungen wurden jedoch bis zu Beginn der sechziger Jahre hauptsächlich mit Hilfe der Zinssatztheorie erklärt, die Kapitalflüsse zwischen Ländern auf Zinssatzunterschiede zurückführt3. Erst als Folge des beispiellosen Wachstums der Direktinvestitionen wurden Theorien zur Erklärung dieses Phänomens entwickelt, die auf mehr als auf Differenzen im Zinsniveau der Länder eingingen. In der folgenden Darstellung soll der Zusammenhang von Direktinvestitionen und Außenhandel zuerst mit Hilfe der Theorien, die sich auf firmenspezifische 2 Blomström et al. (1988), S. 259. 3 Vgl. Schoppe (1991), S. 52f. und internalisierungsbedingte Vorteile stützen, dargestellt werden. Eine weitere Gruppe von aufgeführten Erkärungsansätzen orientiert sich an der Außenhandelstheorie, und beide Gruppen zusammen gehen in den ekletischen Ansatz von Dunning ein. Durch das Modell von Helpman / Krugman soll anschließend versucht werden, Direktinvestitionen und Außenhandel in ein allgemeines Gleichgewichtsmodell zu integrieren. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, soll hier auf eine tiefere Verdichtung der genannten Theorien zu betriebswirtschaftlichen Kostenkomponenten verzichtet werden. Ebensowenig kann auf Theorien, die das Verhältnis von Direktinvestitionen und Exporten mit der sog. Alternativhypothese4 analysieren, eingegangen werden. Weitere Effekte, die von Direktinvestitionen ausgehen können, sind vom Titel der Arbeit nicht erfaßt und werden daher nur teilweise am Rande erwähnt. Zu nennen wären hier Wirkungen auf die Zahlungsbilanz, Beschäftigungswirkungen, Verteilungseffekte oder Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit5. Desweiteren werden im folgenden mehr potentielle Exportwirkungen als Importwirkungen von Direktinvestitionen erklärt. Dies geschieht im Einklang mit der üblichen Vorgehensweise in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur. Überdies entspricht dies auch dem in dieser Arbeit gewählten Konzept bzw. Aufbau, der in den Kapiteln 3 (Entwicklung von Direktinvestitionen und Außenhandel) sowie 4 (Empirische Untersuchung der deutschen Handels- und Direkinvestitionsströme mit den USA und Japan) zum Ausdruck kommt. 2.1 Begriffsbestimmung und nationale statistische Erfassungsmethoden In den Beiträgen zur Theorie bleibt die genaue Abgrenzung des Begriffs der Direktinvestition häufig unklar. Auch bei den offiziellen amtlichen Statistiken verschiedener Staaten werden oft differierende Definitionen verwendet. 4 Z.B. „Was wäre wenn Unternehmen nicht im Ausland investiert hätten; wären bestimmte Exporte ohne Direktinvestitionen aufrechterhalten worden?“. Die Darstellungen solcher hypothetischen Situationen sind nur unter großen Restriktionen möglich, vgl. Bellack (1993), S. 32ff. 5 Vgl. hierzu Bellack (1993), S. 123ff. Allgemein anerkannt allerdings ist, daß es sich bei Direktinvestitionen um Auslandsinvestitionen mit dem Ziel des Investors der unternehmerischen Betätigung handelt; wesentliches Kriterium ist demnach neben dem Ertragsdas Kontrollmotiv. Dies bezeichnet das Motiv einen unmittelbaren Einfluß auf die ausländische Unternehmung auszuüben 6. Davon zu unterscheiden sind Portfoliobzw. Wertpapierinvestitionen, bei denen ausschließlich finanzwirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Neben dem Motiv des Investors stellt die Art und Weise des Auslandsengagements ein weiteres Kriterium zur Unterscheidung dieser beiden Auslandsinvestitionen dar. Im Gegensatz zu Portfolioinvestitionen tritt nämlich bei Direktinvestitionen im Ausland zumeist noch ein Transfer von verschiedenen Formen technischen und betriebswirtschaftlichen Wissen (Know-how), von Finanz-, Sach- und Humankapital sowie Managementleistungen hinzu 7. Ab welcher Höhe des Beteiligungsverhältnisses dem Kontrollmotiv Rechnung getragen wird, ist international nicht einheitlich geregelt. Die Deutsche Bundesbank geht in ihrer Zahlungsbilanzstatistik davon aus, daß Direktinvestitionen vorliegen, wenn die Beteiligung an einer ausländischen Unternehmung mehr als 20% des Nominalkapitals beträgt. Die Meldefreigrenze für Direktinvestitionen, die sich auf die Bilanzsumme der Investitionsobjekte bezieht, beträgt derzeit eine Mio. DM8. Der Begriff Direktinvestition ist eng verbunden mit dem Begriff der multinationalen Unternehmung. In der ökonomischen Literatur wird eine Reihe von Definitionen vorgeschlagen, die strukturelle Merkmale (z.B. Organisationsformen) betonen, sich an Unternehmenskennzahlen, wie die Höhe der ausländischen Aktivitäten, orientieren oder verhaltensorientierte Definitionsversuche (z.B. Denkweisen des Managements) in den Mittelpunkt stellen9. In dieser Arbeit ist es allerdings ausreichend ein multinationales Unternehmen im folgenden als "Unternehmen, deren Leistungsprozeß in mindestens zwei Volkswirtschaften eigenständig vollzogen wird" 10, zu 6 Vgl. Jahrreiß (1984), S. 25. 7 Vgl. Jahrreiß (1984), S. 27. 8 Allerdings gibt es in der Zahlungsbilanzstatistik einige Ausnahmen, vgl. hierzu Deutsche Bundesbank (1990), S. 80 bzw. Deutsche Bundesbank (1997), S. 81. 9 Vgl. Jungmittag (1996), S. 40. 10 Schoppe (1991), S. 50. betrachten. Oder anders formuliert: durch Tätigung einer initialen Direktinvestition wird ein nationales zu einem multinationalen Unternehmen. Idealtypisch unterscheidet man multinationale Unternehmen bezüglich der Expansionsrichtung. Horizontal integrierte multinationale Unternehmen haben im In- und Ausland ein identisches oder ähnliches Produktionsprogramm 11. Der Ausbau der Geschäftstätigkeit erfolgt also auf der gleichen Produktionstiefe. Die vertikale Integration zielt darauf ab, vorgelagerte (forward integration) oder nachgelagerte (backward integration) Stufen im Produktionsprozeß im Ausland in ein Unternehmen einzugliedern. Diversifizierte multinationale Unternehmen produzieren im In- und Ausland, die miteinander weder im oben definierten Sinn horizontal oder vertikal in Beziehung stehen. Weit weniger definitorischen Aufwand bedarf es zur Erklärung des Begriffs Außenhandel. Allgemein wird unter Außenhandel der "Übergang von Waren, Dienst- und Faktorleistungen mit oder ohne Gegenleistung von Inländer an Ausländer"12 verstanden. Der gesamte Außenhandel untergliedert sich in Einfuhr und Ausfuhr. Innerhalb der Leistungsbilanz werden Ex- und Importe aufgeschlüsselt wiedergegeben. In der Handelsbilanz wird der Warenhandel mit dem Ausland aufgeführt, die Dienstleistungsbilanz dokumentiert den Dienstleistungshandel und die Übertragungs-bilanz enthält Gegenbuchungen für unentgeltliche Übertragungen von realen und finanziellen Leistungen 13. Die für diese Arbeit wichtigste Darstellungsform innerhalb dieser Statistik ist der Spezialhandel, der "im wesentlichen die Waren, die zum Gebrauch, zum Verbrauch oder zur Be- oder Verarbeitung in das Erhebungsgebiet eingehen bzw. aus der Erzeugung oder Be- oder Verarbeitung des Erhebungsgebietes stammen und ausgehen"14 Ähnlich wie bei der Typisierung multinationaler Unternehmen wird beim Außenhandel zwischen interindustriellen, intraindustriellen und teilweise auch inter-Unternehmenshandel und Intra-Unternehmenshandel unterschieden. Beim inter-industriellen (intersektoralen) findet Außenhandel zwischen verschiedenen Branchen oder Sektoren statt, beim intraindustriellen (intrasektoralen) erfolgt der internationale Güteraustausch innerhalb derselben 11 Vgl. Wagner (1991), S.111. 12 Jungmittag (1996), S. 43. 13 Vgl. Deutsche Bundesbank (1990), S. 38. 14 Schlüter (1988), S. 427. Branche15. Der Inter-Unternehmenshandel vollzieht sich zwischen verschiedenen Unternehmen, während der Intra-Unternehmenshandel innerhalb einer multinationalen Unternehmung stattfindet. In Deutschland wird die Entwicklung der Direktinvestitionen im In- und Ausland durch drei Statistiken dokumentiert: 1. die Transferstatistik des Bundesministeriums für Wirtschaft 2. die Zahlungsbilanzstatistik16 sowie 3. die Kapitalverflechtungstabellen der Deutschen Bundesbank 17 Die Transferstatistik versucht den Direktinvestitionsbestand durch eine Fortschreibung der Transaktionswerte zu ermitteln. Es werden Nettoströme ausgewiesen, d.h. die eigentlichen Direktinvestitionen werden mit Liquidationen (Verkauf von Anteilen, Tilgung usw.) saldiert. Die Deutsche Bundesbank definiert Direktinvestitionen weiter, da reinvestierte Gewinne ebenso erfaßt werden. Als Datenquelle dient hier die Statistik des Auslandzahlungsverkehrs, in der grenzüberschreitende Zahlungen aufgezeichnet werden. Im Gegensatz dazu stammen die Daten der Kaptialverflechtungstabellen direkt aus den Bilanzen der meldepflichtigen Unternehmen, d.h., daß dem Rechenwerk wie bei der Zahlungsbilanzstatistik nicht Transaktions- sondern Buchwerte zugrundeliegen18. Bei der Vergleichbarkeit von Daten aus den betrachteten nationalen Quellen sind einige Modalitäten zu beachten. In den USA und Japan gilt ein zehnprozentiger Eigentums- oder Kapitalanteil bereits als Direktinvestition. Auch basierten die in den USA bis 1991 ausgewiesenen Werte auf historischen Anschaffungskosten; in Japan dagegen werden die Daten auf Notifikationsbasis (bzw. bis 1980 auf Genehmigungsbasis) erhoben. Das bedeutet, daß sie nicht unbedingt mit den tatsächlich geleisteten Direktinvestitionen übereinstimmen müssen, weil die Unternehmen ggf. ihre Investitionspläne revidieren müssen. Aus dem Gesagten folgt, daß es zu einer systematisch niedrigeren Ausweisung deutscher Direktinvestitionen gegenüber den ausländischen Meßkonzepten kommt, dies besonders im Falle von Wechselkursänderungen. Während die amerikanische Methode Änderungen 15 Vgl. Siebert (1994), S. 104ff. 16 Vgl. Deutsche Bundesbank (1990), S. 80ff. 17 Vgl. Deutsche Bundesbank (1997). 18 Vgl. Köddermann (1996), S. 10. zwangsläufig berücksichtigt, vernachlässigt die deutsche Methode kursbedingte Wertänderungen der Direktinvestitionsbestände. So führen Aufwertungen der Währung des betrachteten Landes im Zeitverlauf zu einer Überbewertung der aus den kumulierten Transaktionswerten berechneten Beständen, 19 Abwertungsphasen bedingen einen gegenläufigen Effekt . 2.2 Internalisierungsbedingte bzw. firmenspezifische Vorteile als Ursachen für Direktinvestitionen Auf die Bedeutung firmenspezifischer Vorteile als Anreiz für eine Direktinvestition hat als erster Hymer (1960) hingewiesen 20. Neben dem Zinsmotiv ist für ihn die direkte Kontrolle von Unternehmen in mehreren Ländern, und daraus folgend, die Ausschaltung des sonst stattfindenden Wettbewerbs, ein Grund, im Ausland zu investieren. Der zweite Anlaß besteht darin, daß ein inländisches Unternehmen einen bestimmten Vorteil besitzt und es ihm lohnend erscheint, diesen Vorteil durch die Errichtung einer Produktionsstätte im Ausland auszunutzen. Allerdings muß dieser Vorteil so groß sein, daß er die Nachteile, die für ausländischen Investoren entstehen, übersteigt. Diese Nachteile rühren daher, daß zum einen im Ausland ansässige Unternehmen über bessere Informationen hinsichtlich der jeweils bestehenden institiutionellen Rahmenbedingungen, der Gesetzgebung, der Sprache und der Politik ihres Landes verfügen. Andererseits werden potentielle Investoren oftmals auch durch die ausländische Regierung, oder durch Nachfrager und Zulieferer diskriminiert21. Um diese Nachteile auszugleichen, müssen multinationale Unternehmen Vorteile besitzen, die aus niedrigeren Kosten beim Zugang zu Produktionsfaktoren, aus der Kenntnis oder Kontrolle einer Produktionsmethode, aus besseren Distributionsmöglichkeiten oder einem 19 Dies gilt für die deutsche Zahlungsbilanzstatistik und für die Transferstatistik. 20 Dieser Ansatz entstammt aus einer Dissertation und wurde von Kindleberger 1969 noch verfeinert, daher erscheinen oftmals beide zusammen als Autoren. 21 Beispielsweise bei der öffentlichen Auftragsvergabe. differenzierten Produkt herrühren können 22. Aufgrund dieser Vorteile kann für die Unternehmen eine quasi-monopolistische Stellung auf einem Markt entstehen. Die Ursachen die zur Entstehung von multinationalen Unternehmen führt, sind nach Hymer/Kindleberger somit: Marktunvollkommenheiten 23, die Möglichkeit der Unternehmen, economies of scale zu erwirtschaften, sowie die Begrenzung des Markteintritts seitens der ausländischen Regierung. Allerdings ist ein monopolistischer Vorteil zwar eine hinreichende, jedoch keine notwendige Bedingung für eine Direktinvestition. Eine ebenso denkbare Marktbearbeitung ist das Produkt, welches einen monopolistischen Vorteil impliziert, zu exportieren oder per Lizenzvergabe im ausländischen Markt zu positionieren. Die Möglichkeit des Exports entfällt häufig, da die Zoll- oder Transportkosten zu hoch sind, oder weil ein Produzent im Ausland im höheren Maße in der Lage ist, ein Produkt an die Bedingungen des dortigen Marktes anzupasssen. Da firmenspezifische Vorteile meistens auf nicht-stofflichen Vermögenswerten wie Know-how (intangible assets) beruhen, sind ihre Verwertung über Märkte (z.B. Lizenzen) oft mit hohen Kosten verbunden. Bei einem nicht ausreichend existierenden Patentschutz tritt nämlich das Problem auf, daß die "Anbieter nicht in der Lage sind, die Eigenschaften des Gutes hinreichend zu dokumentieren, ohne ihren Wissensvorsprung bereits vor Vertragsabschluß zu verlieren"24. Außerdem kann der Lizenznehmer die ihm zukommenden Kentnisse auch für andere, als die durch den Lizenznehmer geplanten Zwecke nutzen. Dieses hier nur grob skizzierte Bündel von Problemen zeigt, daß neben den firmenspezifischen Vorteilen auch internalisierungsbedingte Vorteile vorhanden sein müssen, damit Direktinvestitionen lohnend werden. Diesem Gedanken liegt der Transaktionskosten- bzw. Internalisierungsansatz von Coase-Williamson zugrunde. In dieser Theorie entstehen multinationale Unternehmen, weil die Kosten des Marktverkehrs aufgrund von Marktunvollkommenheiten zu hoch sind, bzw. weil sich über den Preismechanismus keine optimale Allokation von Ressourcen erzielen läßt. Den Unternehmen würden also bei Nutzung der 22 Diese Erkenntnisse sind teilweise Erweiterungen von Johnson und Caves, vgl. dazu auch Stehn (1992), S. 57 bzw. Schoppe (1991), S. 60ff. 23 Hierzu zählen: unvollkommene Gütermärkte (hier besonders durch Produktdifferenzierung hervorgerufen) und Faktormärkte (z.B. der Markt für Wissen, der nicht allen Unternehmen gleich zugänglich ist). 24 Stehn (1992), S. 60. ausländischen Märkte höhere Kosten entstehen, wie bei der entsprechenden Internalisierung der Aktivitäten25. Damit gilt: "Multinational firms appear where it is cheaper to allocate international ressources internally than it is to use the market to do so"26. Im Falle firmenspezifischer Vorteile auf einem ausländischen Markt, wird grundsätzlich nur das Entstehen horizontal integrierter multinationaler Unternehmen erklärt, die ihr Produkt auch im Zielland der Direktinvestition absetzen wollen. Möglich ist jedoch auch, daß ein Zielland über so kostengünstige Produktionsfaktoren verfügt, daß ein inländisches Unternehmen nur im Ausland produziert, um die Güter in das Stammland zu importieren. Hier erzeugt der länderspezifische Vorteil des Ziellandes einen firmenspezifischen Vorteil des Unternehmens auf dem Markt des Stammlandes27. Aus den o.g. Argumenten muß man eine substitutive Beziehung zwischen Exporten und Direktinvestitionen ableiten. Einerseits werden aufgrund bestehender Unvollkom-menheiten auf den ausländischen Gütermärkten (z.B. Zölle) Exporte durch ausländische Produktion ersetzt. Andererseits können durch Exporte weitere firmenspezifische Vorteile erlangt werden, da durch Exportaktivitäten, Distributionskanäle oder auch ein differenziertes Produkt bereits im ausländischen Markt etabliert werden können, und somit, wenn Direktinvestitionen aus anderen Gründen lohnender werden, eine wichtige Voraussetzung für das Bestehen des multinationalen Unternehmens in diesen Markt bereits gegeben ist. Die Produktdifferenzierung kann aber auch eine Erhöhung der Exporte zur Folge haben. Produziert ein Unternehmen ein bestimmtes differenziertes Produkt im Ausland, so wird sie andere Typen dieses Produkts vermehrt exportieren, um eine komplette Produktlinie auf dem ausländischen Markt anbieten zu können 28. Die Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Exporten sind ebenfalls nicht substitutional, wenn aufgrund von internalisierungsbedingten Vorteilen ein vertikal integriertes multinationales Unternehmen entsteht. So kann es, wenn ein Vorprodukt kostengünstiger in einer ausländischen Zweigniederlassung hergestellt und in das Stammland importiert wird, unter der Voraussetzung, daß das Endprodukt 25 In der Literatur spricht man auch oft von der sog. Internalisierungshypothese; vgl. Broll / Gilroy (1989), S. 158. 26 Brown (1976), in: Schoppe (1991), S. 84. 27 Vgl. Stehn (1991), S. 65. ein differenziertes Produkt ist, zu einer Erhöhung der Exporte in das Zielland kommen. Eine Erhöhung der Exporte kann auch eintreten, wenn nachgelagerte Stufen im Produktionsprozeß im Ausland in das Unternehmen integriert sind, weil in diesen nachgelagerteten Produktionsstufen das Produkt den Bedürfnissen des ausländischen Marktes besser angepaßt werden kann und/oder der Verkauf mit einem besseren Service begleitet werden kann 29. Ein weiteres Modell, welches auf den sog. monopolisitschen Vorteilstheorien basiert ist das Modell des Produktlebenszyklus. Dieser Ansatz wurde von Vernon30 1966 als Erklärungsansatz, sowohl für internationalen Handel als auch für Direktinvestitionen verwendet, und stellt somit eine dynamische Darstellung der Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel dar. Die These der Produktzyklustheorie besagt, daß die Entscheidung der Unternehmen über die Art der Außenhandelsbeziehungen für ein bestimmtes Produkt von der Stellung desselben in seinem Lebenszyklus abhängt. Die drei von Vernon (1966)31 vorgeschlagenen Phasen sind32: 1. Die Einführungsphase In der ersten Lebensphase liegt noch kein standardisiertes Produkt vor. Dies bedeutet, daß die Auswahl der Inputfaktoren noch nicht abschließend festgelegt ist, da sich die genaue Spezifikation des Produktes noch ändern kann, so daß eine Flexibilität bei der Standortwahl erhalten bleiben sollte. Die Preiselastizität der Nachfrage ist aufgrund des Neuheits- und Differenzierungsgrades des Produkts und /oder der monopolistischen Stellung des Unternehmens noch gering und läßt daher Kostengesichtspunkte in den Hintergrund treten. Um Unsicherheiten zu vermeiden, ist eine gewisse Marktnähe vonnöten, da in der Anfangsphase ein hoher Bedarf an schneller und effektiver Kommunikation mit Konsumenten und Anbietern besteht33. Da 28 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50. 29 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50. 30 Dieser Ansatz wird von verschiedenen Autoren unterschiedlichen Zweigen der Direktinvestitionstheorien zugeordnet; während Schoppe (1991) sowie Jahrreiß (1984) davon ausgehen, sie gehöre zu Erklärungsversuchen in Verbindung mit Außenhandelstheorien, weist sie Stehn (1992) den Theorien, die länderspezifische Faktoren berücksichtigen, aber nicht unmittelbar dem Bereich "Außenhandelstheorie und Direktinvestitionen" zu. Dagegen reihen sie Jungmittag (1996) und Schulte-Mattler (1988) in die monopolistischen Vorteilstheorien ein; der letzteren Einordnung soll hier gefolgt werden. 31 Vgl. Jungmittag (1996), S. 50. 32 In der Literatur werden teilweise bis zu vier Phasen unterschieden; z.B. betrachtet Schätzl die vierte und letzte Phase als Schrumpfungsphase, in: Schätzl (1993), S. 194. 33 Vgl. Schoppe (1991), S. 71. Produktionskosten gegenüber dem Ausland nicht entscheidungsrelevant sind und überdies o.g. Kommunikationskosten mit zunehmender Entfernung zunnehmen, wird in der Nähe der Zentrale produziert, während die relativ geringe Nachfrage aus dem Ausland durch Exporte befriedigt wird. 2. Die Reifephase In dieser Phase gewinnen Kosteneigenschaften des Produkts an Gewicht. Die Preiselastizität der Nachfrage steigt, die Preise sinken. Aufgrund der zunehmenden Standardisierung der Produktion können über hohe Ausbringungsmengen Skalenerträge erzielt werden. Weiterhin kommt es zu einer Ausdehnung des Marktes, da nun das Produkt auch im wirtschaftlich entwickelten Ausland nachgefragt wird. Damit nimmt auch die Bedeutung des Produktionsstandortes zu, nicht zuletzt wegen der im Ausland per definitionem niedrigeren Lohnkosten. Die Entscheidung zur Direktinvestition wird jetzt getroffen, "wenn die Grenzkosten der Produktion eines Exportgutes und seine Transportstückkosten höher sind als die Durchschnittskosten der Auslandproduktion"34. Es kann daraufhin ökonomisch sinnvoll sein, die Märkte in Drittländern von einem neuen Standort im Ausland zu beliefern, und, wenn die Lohnkostenunterschiede die Transportkosten kompensieren, auch den eigenen Heimmarkt mit Exporten zu versorgen. Direktinvestitionen können lt. Vernon35 aber auch aus strategischen Zwängen heraus notwendig sein, um ausländischen Konkurrenten entgegenzuwirken oder Handelsbarrieren zu umgehen. 3. Die Standardisierungsphase Für die abschließende Phase dieses Zyklus, in der das Produkt bereits eine hohe Standardisierung erreicht hat, sind die Kosten zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Aus diesem Grund ist ersichtlich, die Produktion in niedrig entwickelte Länder zu verlagern, da aufgrund der Standardisierung keine speziell ausgebildeten Fachkräfte mehr benötigt werden und dort komparative Vorteile hinsichtlich der Lohnkosten herrschen. Abb. 1: Die Phasen des Vernonschen Produktzyklus 34 Schoppe (1991), S. 72. 35 Vgl. Jungmittag (1996), S. 52. US-Konsum US-Produtktion und Exporte US-Produktion US-Exporte (Europäische Importe) t0 t1 t2 Europäische Produktion und Exporte t3 Europäische Exporte (US-Importe) Zeit Europäischer Konsum Europäische Produktion Quelle: Jungmittag (1996), S. 53. Die Beziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten ist für Vernon folglich auf jeden Fall substitutiv. Zu Beginn sind die Direktinvestitionen absatzorientiert und werden als Ersatz für Exporte getätigt, in den späten Phasen werden sogar Güter aus dem Exportmarkt importiert36. Begründet durch die wirtschaftliche Situation in den sechziger Jahren legt Vernon seinen Ansatz anhand der Beispielsländer bzw. -regionen USA (mit dem höchsten Lohnkostenniveau und Pro-Kopf-Einkommen), Westeuropa (als entwickeltes Ausland) und Entwicklungsländern (als Billiglohnländer) dar37. Bereits 1974 nahm Vernon eine Neuformulierung seines Ansatzes vor, in dem er einräumt, daß durch wirtschaftliche Entwicklung seit den siebziger Jahren sein Ansatz an Erklärungsgehalt verloren hat38. Beispielsweise können die mittlerweilen nivellierten Lohnkosten und Pro-Kopf-Einkommen in USA, Westeuropa und Japan die Vornahme von Direktinvestitionen nicht mehr erklären. Ebenso gibt es nach dieser Theorie keine Erklärung für die westeuropäischen und japanischen Direktinvestitionen in den USA. Zu den Kritikpunkten zählt auch, daß Vernon nicht auf verschiedene Arten der Marktbearbeitung (z.B. Lizenzvergabe) eingeht und ebensowenig Markteintrittsbarrieren der multinationalen Unternehmen im Ausland erwähnt 39. 36 Vgl. Jahrreiss (1984), S. 82. 37 Vgl. United Nations (1996), S. 78. 38 Vgl. Jungmittag (1996), S. 52. 39 Vgl. Schoppe (1991), S. 74. Außerdem sind heutige multinationale Unternehmen fähig, Produkte in kurzer Zeit an die verschieden Produktzyklen anzupassen. Es besteht aufgrund der verstärkten Wettbewerbs sogar die Notwendigkeit für die Unternehmen, zur langfristigen Sicherung ihrer Märkte, neue Produkte und Produktionsprozesse in allen Teilmärkten gleichzeitig zu starten, um sich eine temporäre Monopolmacht zu sichern40. 2.3 Kapitalmobilität und Außenhandelstheorien Die theoretische Analyse der Bestimmungsgründe und Folgen des Außenhandels hat eine lange Tradition. Die frühen Modelle schlossen allerdings jede Möglichkeit einer Erklärung internationaler Direktinvestitionen durch die Annahme der vollkommenen grenzüberschreitenden Immobilität der Produktionsfaktoren aus, und stellten damit statt einer realen Außenwirtschaftstheorie nur eine reine Außenhandelstheorie dar. Der Güterhandel substituiert also vollständig die per Annahme nicht zugelassenen Faktorbewegungen. Die Erklärung für die untergeordnete Rolle von ausländischen Direktinvestitionen in den frühen Außenhandelstheorien mag auf den Zeitpunkt ihres Entstehens zurückzuführen sein. Ökonomen wie Smith oder Ricardo untersuchten vorwiegend die Ursachen für internationalen Handel. "Vereinzelt zu beobachtende ausländische Direktinvestitionen, wie die Gründung von Tochtergesellschaften in den Kronkolonien durch britische Unternehmen, wurden auf nicht näher skizzierte Besonderheiten des Verhältnisses zwischen Mutterland und Kronkolonie zurückgeführt. Letztlich wurde argumentiert, daß im Falle der Mobilität von Produktionsfaktoren zwischen diesen Ländern diese als inländischer und nicht als ausländischer Faktoraustausch anzusehen ist. Ausländische Direktinvestitionen sind daher im Rahmen der klassischen Theorieansätze nicht von inländischen Investitionen zu unterscheiden"41. Auch die in den dreißiger Jahren erfolgte Loslösung von der Faktorimmobilitätsannahme im Rahmen der Außenhandelstheorie (z.B. Ohlin, 40 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 17. 41 Stehn (1992), S. 48. 1993 oder Nurske, 193542) hatte keine intensivere Auseinandersetzung mit Direktinvestitionen zur Folge. Aufgrund der zwischen und während den Weltkriegen vorherrschenden nationalen protektionistischen Wirtschaftspolitik kam die internationale Mobilität des Faktors Kapital fast vollständig zum Erliegen. Ähnlich hatte die darauffolgende keynsianische Revolution mehr die kurzfristigen Aspekte der Wirtschaftsforschung im Blickwinkel und ließ aufgrund dessen die, eher auf lange Frist angelegten Direktinvestitionen mehr oder weniger außer Acht43. 2.3.1 Direktinvestitionen und klassisch/neoklassische bzw. reine Theorien des Außenhandels Als reine Theorie des internationalen Handels bezeichnet man jenen Teil der Außenhandelstheorie, der realwirtschaftliche Grundlagen der Handelsbeziehungen zu erfassen versucht. Üblicherweise wird in unten genannten Modellen zur Vereinfachung unterstellt, daß die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit innerhalb einer Volkswirtschaft mobil, international jedoch völlig immobil sind. Weitere Restriktionen sind in der Regel Vollbeschäftigung aller vorhandenen Produktionsfaktoren, vollständige Konkurrenz sowie die Annahme von "Zwei-Länder-, Zwei-Güter-, Zwei-Faktoren-Modellen (sog. twoby-two-by-two-models). Überdies existieren definitionsgemäß vollständige Konkurrenz, konstante Skalenerträge sowie andere "ideale" Bedingungen. Unter Vernachlässigung von absoluten monetären Größen (z.B. Wechselkurse oder Volkseinkommen) werden ganz allgemein folgende Faktoren als Determinanten des Außenhandels gesehen: 1) Mangelnde Liefermöglichkeiten im Importland, 2) Relative Preisunterschiede zwischen In- und Ausland sowie 3) Heterogene Konkurrenz44. In seinem zwei Länder- / zwei-Güter-Modell von 1776 begründete David Smith den wohlfahrtsfördernden Außenhandel zwischen Nationen mit dem Prinzip der absoluten Kostenvorteile; d.h. ein Land weist besondere "Fähigkeiten" auf, die es ihm erlauben verschiedene Güter zu geringeren Realkosten, also mit einem 42 Vgl. Stehn (1992), S. 48. 43 Vgl. Stehn (1992), S. 48f. kleineren Faktoreinsatz, zu erstellen als das Ausland. Auf die Herstellung solcher Waren, die zu geringeren Kosten als im Ausland produziert werden können, wird sich jedes Land spezialisieren; der internationale Handel ermöglicht es dann, im Austausch gegen diese Güter andere Produkte zu beziehen, die im eigenen Land nur zu höheren Kosten erzeugt werden können45. David Ricardo ist mit seinen Annahmen von 1817 der Nachweis gelungen, daß internationale Arbeitsteilung und Handel auch noch bei relativen (komparativen) Kostenvorteilen lohnend sind. Durch spezifische Produktionsfunktionen (im Gegensatz zum Heckscher-Ohlin-Theorem46, siehe unten) ist hier der Kostenvorsprung eines Landes bei den einzelnen Produkten unterschiedlich groß. Es erweist sich somit für diese Volkswirtschaft als zweckmäßig, sich auf die Erzeugung jener Waren zu konzentrieren, in denen der absolute Vorteil besonders ausgeprägt ist, also auch ein komparativer Vorteil besteht, und diese Waren gegen andere Produkte einzutauschen, in deren Herstellung es anderen Ländern vergleichsweise nur wenig überlegen ist und somit einen komparativen Nachteil besitzt. Dies bedeutet, daß die insgesamt benachteiligten Länder nur gewinnen, wenn sie ihre Produktionsfaktoren auf die Erzeugung solcher Güter lenken, bei denen ihre Unterlegenheit verhältnismäßig am geringsten ist; bei denen sie trotz absoluter Kostennachteile über komparative Vorteile verfügen. Das Faktorausstattungstheorem von Heckscher Ohlin wird in der Literatur auch moderne (neoklassische) Theorie des internationalen Handels genannt, um sie von der klassischen Theorie zu unterscheiden, die durch sie logisch erweitert wird47. In diesem Modell geht man davon aus, daß Handel durch unterschiedliche Faktorausstattungen zustande kommt. Neben absoluter Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren beeinflussen die vorhandenen Faktorproportionen auch das Kostenniveau. "Einfache markttheoretische Überlegungen"48 führen nun zu dem Ergebnis, daß der relativ häufigere Produktionsfaktor zugleich der vergleichsweise billigere ist, während der 44 Ausführliche Ausführungen bei Hesse (1988), S. 364ff. 45 Vgl. Rose / Sauernheimer (1995), S. 354. 46 Vgl. Straube (1991), S. 15. 47 Ebenso ist der Ausdruck Heckscher-Ohlin-Samuelson-Theorie zu finden (Samuelson hat 1941 die groben Skizzen von Heckscher-Ohlin formalisiert); vgl. Ethier (1994), S. 139 bzw. Schulte-Mattler (1988), S. 29f. 48 Koch (1992), S. 108. knappere Faktor auch relativ teuer ist; es wird somit unterstellt, daß die relativen Entgelte der Produktionsfaktoren deren relative Häufigkeiten widerspiegeln. Jedes Land wird daher diejenigen Güter ausführen, bei deren Produktion derjenige Faktor relativ intensiv verwendet wird, mit dem das Land relativ reichlich (dies entspricht einem komparativen Vorteil) ausgestattet ist. So erklärt es sich, warum viele Entwicklungsländer arbeitsintensive Produkte exportieren, während die Ausfuhr der industrialisierten Länder zum größten Teil aus kapitalintensiven Erzeugnissen besteht. Den Umkehrschluß in Bezug auf die Importe eines Landes, nennt man auch das "orthodoxe Faktorproportionentheorem"49. Die Erklärung dieses Modells für die Richtung der internationalen Warenströme wurde allerdings von der empirischen Forschung bereits falsifiziert. Wassily Leontief fand nämlich unter Verwendung sektoraler Daten heraus, daß der Arbeitsgehalt der US-Importe des Jahres 1947 kleiner ist als der der US-Exporte, und daß das Umgekehrte für den Kapitalgehalt gilt. Diesen Befund nennt man seitdem Leontief-Paradoxon50. Die restriktive Annahme der internationalen Faktorimmobilität wird in der Darstellung von Mundell aufgehoben. Sein Ausgangspunkt ist, daß mittels Faktorbewegungen vorhandene Handelshindernisse überwunden werden können51. Bei einem ursprünglichen Faktorpreisausgleich durch Außenhandel und ohne Handelshemmnisse würde eine Beseitigung der Faktorimmobilität keine Kapitalbewegung nach sich ziehen, da das Grenzprodukt des Kapitals in beiden Ländern gleich ist. Bei einer Zollerhebung des Landes A auf das relativ kapitalintensivere Gut Y, bei dem Land B einen komparativen Vorteil besitzt, wird im Land A der Preis des Gutes Y relativ zum Gut X steigen, bis über die infolge dessen induzierten inländischen Faktorbewegungen der Autarkiezustand erreicht ist. Daraufhin wird das höhere Grenzprodukt des Kapitals im Land A internationale Kapitalwanderungen von Land B nach Land A auslösen, die so lange andauern, bis die beiden Grenzprodukte in den Ländern wieder nivelliert sind. Die annahmegemäße Entlohnung der Faktoren nach ihrem Grenzprodukt bei vollständiger Konkurrenz auf den Gütermärkten52 ergibt sodann die gleiche Situation wie vor der Einführung eines Zolls. 49 Hesse (1988), S. 376. 50 Eine ausführliche Diskussion über potentielle Ursachen findet sich in: Dieckheuer (1991), S. 65ff. 51 Vgl. Jungmittag (1996), S. 57. 52 D.h. die Kosten bestimmen unmittelbar die Preise. Faktorbewegungen sind demnach im Modell von Mundell ein vollständiges Substitut für Außenhandel. Im Neo-Faktorproportionen-Theorem wird die Bedeutung der Qualität (als Erweiterung der quantitativen Betrachtung des Heckscher-Ohlin-Modells) der Produktionsfaktoren und insbesondere des Humankapitals, als Einflußfaktor auf die komparativen Vorteile hervorgehoben. In diese Gruppe kann auch die Theorie der technologischen Lücke gezählt werden. Dort wird angenommen, daß die komparativen Kostenvorteile durch internationale Unterschiede in den Produktionstechnologien entstehen. Exporte werden so lange stattfinden, wie zwar bereits eine Nachfrage, aber noch keine Produktion im Ausland existiert. Der technologische Vorteil wird dann verloren gehen, wenn die Technologie einer internationalen Standardisierung unterworfen ist. Es sei nun angenommen, daß Land A bei der Produktion des relativ arbeitsintensiven Produktes X einen technologischen Vorteil besitzt. Die darauf folgende vermehrte Produktion und Ausfuhr dieses Gutes führt zu einer Erhöhung der Löhne, welche wiederum Arbeit von Land B nach Land A wandern läßt, welche ihrerseits ermöglicht, die Produktion auszudehnen. Dies bedeutet, Exporte des Landes A werden durch den Zustrom ausländischer Arbeit gefördert. Entsprechend gilt dieser Prozeß für das Land B, daß das relativ kapitalintensive Gut Y exportiert. Durch Verknappung und damit Verteuerung des Faktors Kapital kommt es nun auch zu Kapitaltransfers nach Land B, mit dem Ergebnis, daß jedes nun reichlicher mit den Faktor ausgestattet ist, den es intensiver zur Produktion nutzt. Dieser Umstand fügt somit dem anfänglichen Grund für Außenhandel eine Heckscher-Ohlin-Basis hinzu, die die Richtung des Handels, der durch unterschiedliche Technologien entstanden ist, verstärkt 53. Exporte und Faktortransfers stehen hier in einem komplementären Verhältnis. Erst nach einer Spezialisierung beider Länder würden die Faktorbewegungen eingestellt. In seinem Aufsatz zeigt Markusen desweiteren, daß ein komplementäres Verhältnis zwischen Exporten und Kapitalströmen dann besteht, wenn der Außenhandel nicht auf unterschiedlichen Faktorausstattungen, sondern auf unvollständiger Konkurrenz, externen Skalenerträgen oder unterschiedlicher Besteuerung basiert54. Durch Direktinvestitionen im Ausland entsteht eine 53 Vgl. Markusen (1983), S. 345. 54 Vgl. Markusen (1983), S. 347ff. zusätzliche Grundlage des Handels, so daß gemäß des Rybzinsky-Theorems55 die (Netto-)Exporte nicht kapitalintensiver Sektoren ausgedehnt werden, während die (Netto-)Exporte kapitalintensiver Sektoren zurückgehen. 2.3.2 Der Ansatz von Corden Erstmals wurde in dem Ansatz von Corden (1974) versucht, die Standortentscheidung multinationaler Unternehmen in ein neoklassisches Außenhandelsmodell zu integrieren. Er geht dabei in der Weise vor, daß er die Prämissen eines leicht modifizierten Heckscher-Ohlin-Samuelson-Modells sukzessive aufhebt und die Auswirkungen auf seine Ergebnisse analysiert. Der Ansatz basiert auf folgenden acht Annahmen: 1. Für alle Länder gelten neoklassische Produktionsfunktionen mit den Produktions-faktoren Arbeit, Sachkapital und Humankapital; die Nachfragebedingungen sind in allen Ländern gleich. 2. Sach- und Humankapital sind international vollkommen mobil innerhalb der Unternehmung. 3. Die Produktiosfunktionen und die Faktorausstattungen unterliegen keinen 4. 5. 6. 7. 8. Ver-änderungen im Zeitablauf. Bei allen Produktionsfunktionen besteht die Möglichkeit steigender Skalenerträge. Staatliche Interventionen wie Zölle und Steuern treten nicht auf bzw. beeinflussen die Standortentscheidung der Unternehmen nicht. Es existieren keine Transportkosten. Die Produktionsfunktionen für die jeweiligen Güter sind an allen Standorten gleich. An jedem Standort gibt es nur einen immobilen Produktionsfaktor (Arbeit), der überdies in allen Ländern identisch ist56. Diese acht Annahmen haben zur Folge, daß sich sowohl die Erträge des konventionellen Kapitals und des Humankapitals, als auch die Grenzprodukte der Arbeit innerhalb des Unternehmens an allen Standorten angleichen. Dies bedeutet gleiche Produktionskosten für alle Niederlassungen. 55 Vgl. Dieckheuer (1991), S. 77ff. 56 Vgl. hierzu Schulte-Mattler (1988), S. 38f bzw. Schoppe (1991), S. 80f. Bei Aufhebung der Annahme 8. ergeben sich die bekannten Heckscher-OhlinPrämissen; je nach Ausstattung eines Standortes mit den immobilen Produktionsfaktoren werden in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Güter hergestellt. Diese Güter werden dann jeweils in die anderen Länder exportiert. Die Spezialisierung beruht hier also allein auf den relativen Intensitäten der immobilen Faktoren. Unterstellt man, daß die Produktionsfunktionen zwischen den Standorten variieren (Aufhebung der Prämisse 7.), so erhält man das aus den Standortund Produktzyklustheorie bekannte Ergebnis, daß das Land mit der effizientesten Ausstattung mit immobilen Faktoren (Infrastruktur, politische Rahmenbedingungen, etc.) die international mobilen Ressourcen attrahiert. Überdies wird dieses Land die Güter exportieren, die bezüglich dieser Faktoren eine hohe Intensität aufweisen. Durch die Aufhebung der Annahme 6. werden Transportkosten zugelassen. Da diese grundsätzlich handelshemmend wirken, wird lokale Produktion gefördert. Die Standortentscheidung der (multinationalen) Unternehmung hängt nun hauptsächlich von der Nähe zu großen Märkten ab. Wird die Annahme 5. aufgehoben und werden mithin staatliche Restriktionen eingeführt, so hemmen diese, ähnlich wie 6., den Außenhandel und begünstigen lokale Produktion. Unterschiede in der Besteuerung der Erträge haben zudem Einfluß auf die Standortwahl. Entfällt nur die Annahme 4., wird das Unternehmen die Produktion jedes Gutes in nur einem Land durchführen. "Wenn die zunehmenden Skalenerträge extern in Bezug auf die einzelnen Produkte, aber intern in bezug auf das Unternehmen sind und zudem eine räumliche Nähe zur Ausnutzung dieser Skalenerträge notwendig ist, wird das Unternehmen zur Herstellung der verschiedenen Produkte nur ein Land als Standort wählen" 57 (dies entspricht den Agglomerationsvorteilen aus der Standorttheorie Webers 58). Unterschiede in den Produktionsfunktionen und in der Faktorausstattung an den einzelnen Standorten führen jedoch zu unterschiedlichen Kostenverläufen. Dieses wirkt der Tendenz zur Zentralisierung entgegen. Durch zusätzliches Fallenlassen der Annahmen 5. und 6. kommt der Größe des Marktes am Produktionsstandort eine entscheidende Bedeutung zu. Die Standorte werden in jenen Ländern 57 Jungmittag (1996), S. 72. gewählt, die einen großen inländischen Markt aufweisen. Die zunehmenden economies of scale, die dann quasi als komparativer Vorteil fungieren, machen es lohnend, die Produktion noch weiter auszudehnen und dieses Produkt trotz anfallender Transportkosten und/oder Importzölle zu exportieren. Die Aufhebung der Annahme 3. hat zur Folge, daß sich die Standortbedingungen im Laufe der Zeit ändern. Die Unternehmen müssen nun die veränderten Faktorproportionen und veränderten Produktionsfunktionen in ihr Standortkalkül auf- und eine stetige Reallokation ihrer Ressourcen vornehmen. Eingeschränkte Mobilität des Wissens innerhalb eines Unternehmens (Annahme 2.) bedeutet das Auftreten von Kosten und/oder Zeitverzögerungen beim Transfer desselben. Daher kann der Export von Gütern auch dann der Gründung einer Auslandstochter vorgezogen werden, wenn die immobilen Faktoren im Ausland preiswerter eingesetzt werden können. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß es der Verdienst Cordens ist, "eine Erklärung internationaler Direktinvestitionen mit der neoklassischen Außenhandelstheorie zu verbinden und so indirekt auf die Substitutionsbeziehung zwischen dem Export von Gütern und der Gründung ausländischer Tochtergesellschaften hinzuweisen" 59. Die Substitutionalität wird auf Exporthindernisse wie Transportkosten und Importrestriktionen zurückgeführt. Schwachpunkte diese Ansatzes sind wohl die Beschränkung auf die Substitutionsbeziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten, sowie die Vernachlässigung einer Lizenzvergabe als Umgehung von Handelshemmnissen. Darüber hinaus fehlen, durch die enge Anlehnung an das Faktorproportionentheorem (es wird von vollkommener Konkurrenz ausgegangen), einige wichtige Elemente der multinationalen Unternehmung, wie z.B. der typische Fall eines Oligopol oder das Vorliegen spezifischer Vorteile 60. 2.3.3 Der Ansatz von Kojima Auch im Modell von Kojima (1978) werden die ursprünglichen Annahmen eines Heckscher-Ohlin-Modells übernommen. Es soll mit dieser Theorie der sog. 58 Vgl. Schätzl (1993), S. 42ff. 59 Stehn (1991), S. 50. 60 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 41. "japanischen Schule"61 gezeigt werden, daß Direktinvestitionen auch unter diesen Prämissen sowohl in einem komplementären als auch in einem substitutiven Verhältnis zum Außenhandel stehen können. Er bezeichnet die Direktinvestitionen nach ihrer Wirkung entweder als handelsschaffende (tradeoriented) oder als handelszerstörende (anti-trade-oriented) Direktinvestitionen62. Ursprung der Überlegungen ist die Aussage, daß das Modell von Mundell zur Bestimmung der Wirkungen von Direktinvestitionen ungeeignet sei, da es nur die internationalen Bewegungen von Geldkapital erfasse. Für Kojima kann dieses "Geldkapital" nur handelszerstörende Wirkung haben, da sein Fluß nur den Export kapitalintensiver Güter, durch das relativ reichlich mit Kapital ausgestattete Land, ersetzt. Handelsschaffende Wirkung entfalten hingegen die Direktinvestitionen, welche in dem Wirtschaftszweig getätigt werden, bei dem das investierende Land einen komparativen Nachteil und das Zielland einen komparativen Vorteil besitzt. Im umgekehrten Fall wären sie handelszerstörend. Es wird daher gefolgert: "the main role of foreign direct investment is to transplant superior production technology through training of labour, management and marketing, from advanced industrial country to lesser developed countries"63. Der Technologietransfer ist also bei Kojima, anders als bei Ansätzen die auf firmenspezifischen Vorteilen beruhen, durchaus gewollt und macht dadurch den Zugriff auf effizientere Technologie im betroffenen Wirtschaftszweig des Ziellandes möglich. Wenn dagegen die Direktinvestitionen durch ein Unternehmen des Wirtschaftszweiges erfolgt, der das Gut herstellt, bei dem ein Land einen komparativen Vorteil besitzt, so tritt die gleiche Situation ein, wie im Modell von Mundell bei Faktorbewegungen allgemein: Direktinvestitionen und Außenhandel sind Substitute. Diese o.g. Gegensätze werden am Beispiel der japanischen und US-amerikanischen Direktinvestitionen erläutert64. Zur Zeit der Entstehung dieses Ansatzes wurden von japanischen Firmen rohstoff- und lohnkostenorientierte Direktinvestitionen vor allem in den Entwicklungsländern des asiatischen Raumes getätigt. Die nicht vorhandenen Rohstoffe Japans machen Direktinvestitionen in diesem 61 Bellack (1993), S. 77. 62 Vgl. Jungmittag (1996), S. 74. 63 Kojima (1978), S. 125, in: Jungmittag (1996), S. 74. 64 Vgl. zu folgenden Ausführungen Schoppe (1991), S. 76-77. Sektor notwendig und fördern gleichzeitig die Rohstoffimporte. Durch den dadurch erfolgten Technologietransfer wird im Zielland eine Produktivitätssteigerung sowie eine vertikale Spezialisierung auf den komparativen Vorteil des jeweiligen Landes, d.h. zwischen Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, erzielt. Die Verbilligung und Zunahme der Importe führt demnach zu einer Ausweitung des Handels, der beiden Ländern Wohlfahrtseffekte sichert. Lohnkostenorientierte Direktinvestitionen der japanischen Textilindustrie führen ebenso zu einer Verstärkung der komparativen Vorteile der beteiligten Länder. Durch die gestiegenen Arbeitskosten in Japan erfolgt dadurch der notwendige Strukturwandel hin zur Produktion technologie- und kapitalintensiver Güter. Die Entwicklungsländer können gleichfalls ihren komparativen Vorteil der billigen Arbeitskräfte nutzen und bekommen zudem einen, durch den Wissenstransfer der Direktinvestitionen ausgelösten, Wettbewerbsfähigkeitsschub auf den Weltmärkten. Amerikanische Direktinvestitionen sind dagegen nicht handelsorientiert. Durch die Ausrichtung auf kapital- und technolgieintensive Branchen, also in Bereichen, in denen die USA komparative Vorteile aufweisen, findet aus o.g. Gründen eine Exportsubstitution statt. Amerikanische multinationale Unternehmen sind überwiegend auf innovativen oligopolistischen Märkten tätig, ihr Investitionsverhalten ist demzufolge auch das Ergebnis oligopolistischer Verhaltensweisen (Marktanteilssicherung, Sicherung des Zugangs zu Rohstoffquellen sowie Ausnutzung monopolistischer Vorteile). Dadurch kommt es auch zu weniger Lern- und Beschäftigungseffekten im Empfängerland als im japanischen Modell. Da Direktinvestitionen in stagnierenden inländischen Branchen65 ausbleiben, müssen diese Industrien überdies durch protektionistische Maßnahmen geschützt werden. Das statische Konzept der komparativen Kosten wird damit in Kojimas Modell durch das dynamische Konzept der komparativen Vorteile eines Landes in der Verbesserung der Produktivität ergänzt. Diese trägt dazu bei, daß Unternehmen ihre, durch die Veränderung der Struktur der komparativen Kosten eingeschränkte, Wettbewerbsfähigkeit über Direktinvestitionen wiedererlangen. Voraussetzung für das Modell der handelschaffenden 65 Gemeint sind z.B. Textilien, Stahl oder landwirtschaftliche Erzeugnisse. Direktinvestitionen Kojimas ist eine unterschiedliche Produktivitätsrate der beteiligten Volkswirtschaften. Damit können sektorale Unterschiede bei den komparativen Vorteilen, welche zu Technologietransfer führen, Wohlfahrtseffekte verursachen. In dem Ausmaß wie Handel durch Direktinvestitionen substituiert wird (amerikanischer Typ), findet eine Wohlfahrtsminderung statt. Hieraus wird von Kojima ein Konflikt zwischen der privaten und der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt abgeleitet, da mikroökonomisch eine handelszerstörende Direktinvestition sehr wohl profitabel sein kann. "Dieser trade-off zwischen einzel- und gesamtwirtschaftlicher Rationalität wurde als das zentrale Element aller Effekte ermittelt" 66. Als positiv ist außerdem zu bewerten, daß Kojima ansatzweise Motive, aus denen heraus Direktinvestitionen getätigt werden, aufführt. „Das Motiv für die Direktinvestition bestimmt weitgehend durch die Festlegung der wahrscheinlichsten Alternative die Wirkung der Direktinvestition...auf den Export: Marktsicherung oder geringe Arbeitskosten und Reexport bzw. -import haben unterschiedliche Auswirkungen...“67. So wird den beschaffungsorientirenten Motiven für Direktinvestitionen keine exportsubstituierende Wirkung zugesprochen; sie dienen vielmehr der Sicherung der langfristigen Rohstoffversorgung68 und damit der Sicherstellung der Produktion im Inland. Das Motiv der Auslandsinvestition zur Erschließung und Ausweitung ausländischer Exportmärkte wird ebenso als exportstützend angesehen und steht damit in komplementärer Beziehung zu den Exporten. Im Gegensatz zu o.g. offensiven, werden den aus defensiven Motiven heraus vorgenommenen Direktinvestitionen, eher handelsersetzende Wirkungen zugesprochen. Bei defensiven Motiven handelt es sich um die Verteidigung von Marktanteile, die wegen zunehmenden Protektionismusrisiken vorgenommen werden69. Mit seinen dualistischen nationalen Zuordnungen der Arten von Direktinvestitionen verläßt Kojima allerdings oftmals die positive Argumentationsebene und wechselt zu einer normativen. Auch finden in seinem Modell, welches den Anspruch eines makroökonomischen Erklärungswertes erhebt, japanische Direktinvestitionen in Europa und US66 Bellack (1993), S. 85. 67 Bellack (1993), S.131. 68 Vgl. Beyfuß / Kitterer (1990), S. 19. 69 Vgl. Wilhelm (1996), S. 38. amerikanischen Direktinvestitionen in Entwicklungsländer keine Berücksichtigung. Ebensowenig führt Kojima den zwischen Industrieländern häufig vorkommenden Typus intraindustrieller Direktinvestitionen an 70. Der normative Ansatz des Modells wird in der Literatur relativ kritische bewertet; der theoretische Gehalt, besonders seine Integration in das Heckscher-OhlinModell, wird dagegen überwiegend gelobt71. 2.4 Die Synthese von firmen- und außenhandelstheoretischen Erklärungsansätzen Die bisher vorgestellten Theorien konnten alle einen gewissen Erklärungsbeitrag zum Verhältnis von Direktinvestitionen und Außenhandel leisten, blieben in ihrem Charakter aber nur partialanalytisch. In den auf firmenspezifischen und internalisierungsspezifischen Vorteil aufbauenden Theorien konnte erläutert werden, warum sich multinationale Unternehmen auf ausländischen Märkten durchsetzen können, während die außenhandelstheoretischen Ansätze in erster Linie klären, welche Produktionsstandorte gewählt werden und welche Determinanten den Umfang und die Struktur der internationalen Produktion bestimmen. Es liegt insofern nahe, diese drei Ansätze zu einer neuen und umfassenden Theorie zu vereinigen. Dies geschieht durch die von Dunning Ende der siebziger Jahre entwickelte eklektische Theorie der Direktinvestition und stellt damit eine Integration der drei bis dahin vorherrschenden Partialtheorien dar. Dieses wird im folgenden vorgestellt. Im Anschluß wird das, in der Weltwirtschaft häufig beobachtbare Phänomen des Einflusses der Wechselkurse auf Direktinvestitionen und Außenhandel, als Erweiterung des eklektischen Ansatzes, kurz dargestellt. 70 Vgl. Michalski (1995), S. 117. 71 Vgl. Jungmittag (1996), S. 78. 2.4.1 Der eklektische Ansatz von Dunning Dunning benützt den Begriff eklektisch aus drei Gründen. Erstens sind alle drei Strömungen der Dirtektinvestitionstheorien berücksichtigt, zweitens kann er alle Typen von Direktinvestitionen erklären und drittens wird auf alle Möglichkeiten von Unternehmen zur Auslandsmarktbearbeitung eingegangen 72. Dies ist neben des Direktinvestitionen und den Exporten auch noch die Lizenzvergabe. 2.4.1.1 Das OLI-Paradigma Die Kernthese des ekelektischen Ansatzes, auch OLI-Ansatz genannt, lautet, daß ein Unternehmen eine Direktinvestition tätigt wenn folgende drei Bedingungen erfüllt sind73: 1) Die notwendige Voraussetzung für die Fähigkeit eines Unternehmens Direktinvestitionen durchzuführen, ist der Besitz eines eigentümerspezifischen Wettbewerbsvorteils (=ownership advantage) gegenüber Unternehmen anderer Nationalität, bei der Bedienung ausländischer Märkte. Bei diesen eigentümer- oder auch firmenspezifischen Vorteilen handelt es sich um bestimmte immaterielle Güter, zum Beispiel gewerbliche Schutzrechte oder besondere kaufmännische oder technische Kenntnisse und Fähigkeiten (O-Vorteile). 2) Liegen derartige eigentümerspezifischen Wettbewerbsvorteile vor, so muß es für das betreffende Unternehmen im Sinne der Internalisiserungstheorie profitabler sein, diese Vorteile selber zu nutzen, das heißt die Verfügungsrechte daran durch eine Ausdehung der eigenen Aktivitäten zu internalisieren, als die Externalisierung über Märkte in Form von Zulieferbeziehungen, Patent- und Lizenzvergabe, Kooperationen und ähnliche zu suchen (I-Vorteile). 3) Sind die Bedingungen 1) und 2) gegeben, so muß es wiederum lohnend für das Unternehmen sein, seine internalisierten Eigentümervorteile in Verbindung mit wenigstens einem Produktionsfaktor außerhalb der heimischen Volkswirtschaft zu nutzen, da sonst keine Direktinvestitionen 72 Vgl. Jungmittag (1996), S. 79. 73 Vgl. Schoppe (1991), S. 140-147. durchgeführt werden würden und ausländische Märkte nur durch Exporte beliefert werden würden (L-Vorteile). Dunning operationalisiert diese Thesen durch einen dreiteiligen Katalog 74 von Bestimmungsfaktoren, von denen hier die standortspezifischen Vorteile genannt werden (die firmen- und internalisierungsspezifischen wurden in den vorherigen Punkten genannt). Standortspezifische Vorteile führen dazu, daß ein Unternehmen seine firmenspezifischen Vorteile, deren Internalisierung profitabel ist, in der Auslandsproduktion verwertet. Die Vorteile eines Standortes sind von Dunning weit gefaßt. Es sind z.B. die Verteilung von Ressourcen und Märkten im Raum, Preise, Qualität und Produktivität der Inputs, Transportund Kommunikationskosten, Handelshemmnisse, Steuertarife, Investitionsklima usw.75. Desweiteren unterscheidet Dunning seine Vorteilsausprägungen nach Land (Empfänger- oder Geberland von Direktinvestitionen), Wirtschaftszweig und einzelnen Unternehmen. Durch die Kombination der Ausprägungen der verschiedenen Vorteilsarten ist man schließlich in der Lage die Form des Auslandsengagements einer Unternehmung zu erklären. Dies ist durch die Entscheidungsmatrix in Abb. 2 dargestellt. Abb. 2: Entscheidungsmatrix für die Auslandsmarktbearbeitung Marktbearbeitungsmöglichkeiten firmenspezifisch Vorteile internalisierungsbedingt standortspezifisch Direktinvestitionen ja ja ja Exporte ja ja nein Lizenzvergabe ja nein nein Quelle: Schoppe (1991), S. 147. Es zeigt sich, daß Lizenzvergaben oder andere Vertragslösungen im Ausland nur aufgrund des Vorhandenseins von firmenspezifischen Vorteilen sinnvoll sind. Denkbar ist dies bei der Entwicklung von neuen Produkten oder bei Produktdifferenzierungen. Exporte sind nach dieser Matrix dann profitabel, wenn zusätzlich noch Internalisierungsvorteile existieren. Sind die beiden 74 Vgl. Auszüge daraus in Schoppe (1991), S. 140-147. erstgenannten Vorteile notwendige Bedingungen, so kommt mit dem standortspezifischen Vorteil eine hinreichende Bedingung hinzu, um die Produktion ins Ausland zu verlagern, m.a.W. es werden Direktinvestitionen getätigt und damit Exporte substituiert. "Dunnings Verdienst ist es zweifelsohne, die eingeschränkte Aussagekraft der drei partialanalytischen Ansätze durch ihre systematische Verknüpfung zu einer neuen Theorie vergrößert zu haben" 76. Kritisiert wird allerdings an dieser Theorie zum einen das Fehlen der dynamischen Komponente und zum anderen, daß sie eigentlich nur einen Katalog möglicher Faktoren repräsentiert, auf die das Entstehen von Direktinvestitionen zurückgeführt werden kann. Eine Theorie sollte jedoch allgemeingültig sein und universell gültige Aussagen darüber treffen, bei welcher Konstellation der Determinanten, welche Wirkung eintritt. Aussagen dieser Art finden sich in der eklektischen Theorie nicht. Dunning selbst bezeichnet daher in einer neueren Veröffentlichung die eklektische Theorie als 'eklektisches Paradigma'77. Desweiteren nimmt er Stellung zur Entwicklung des Verhältnisses von Direktinvestitionen und Außenhandel78. In einer frühen Phase der wirtschaftlichen Entwicklung sind dabei für ihn die beiden Internationalisierungsmethoden zueinander komplementär, da sie von Faktorausstattungsvorteilen herrühren. Dies ist der Kontext der handelsschaffenden Direktinvestitionen Kojimas, die, besonders in ressourcenintensiven Sektoren, ausgelöst durch den L-Vorteil (s.o.) des Herkunfts- und Empfängerlandes, getätigt werden. Im Laufe der Industrialisierung einer Volkswirtschaft ändert sich allerdings die Struktur von Direktinvestitionen und Außenhandel. Durch die zunehmende globale Ausrichtung der Wertschöpfungskette von multinationalen Unternehmen, verändert sich der Grund internationalen Handel zu betreiben, von der ursprünglichen Faktorausstattungsintensität in Richtung „created countryspecific assets and capabilities, demand characteristics and actions taken by governments“79. Dieses strategische global-sourcing der Unternehmen hat charakteristische Folgen für den Außenhandel. Während früher 75 Vgl. United Nations (1996), S. 78. 76 Schoppe (1991), S. 147. 77 Vgl. Michalski (1995), S. 87. 78 Vgl. Dunning (1994), S. 412f. 79 Dunning (1994), S. 412. Produktdifferenzierung oder economies of scale Handelsgrundlagen waren, beeinflußt die Direktinvestitionstätigkeit heutzutage den Handel nur insofern, als daß sie zu weiteren Rationalisierungen innerhalb eines Unternehmens und/oder der Aufwertung des L-Vorteils von Regionen führt. Diese dynamische Betrachtungsweise wird auch von Bellack geteilt. Für ihn hängt die durch Direktinvestitionen induzierte Exporttätigkeit wesentlich von der Bestandsdauer derselben ab. Während kurz nach der Tätigung einer Auslandsinvestition Vorleistungen der inländischen Mutter sehr hohe Anteile am Gesamtinvestitionsvolumen erreichen können, kommt es mit zunehmender Bestandsdauer i.d.R. zu einer Verringerung der Exporte, wobei auch schließlich ein Importüberschuß der Muttergesellschaft erreicht werden kann. 2.4.1.2 Mehrproduktunternehmen und Integration Mit den ursprünglichen Grundannahmen des ekletischen Ansatzes lassen sich im Prinzip nur substitutionale Beziehungen zwischen Exporten und Direktinvestitionen erklären, da beide alternative Möglichkeiten zur Auslandsmarktbearbeitung darstellen. Durch die Annahme ein Unternehmen stelle verschiedene Produkte her oder produziere in mehreren Stufen, können jedoch auch komplementäre Beziehungen erklärt werden 80. Ein möglicher Fall ist, daß ein Unternehmen im Land A n unterschiedliche Produkte herstellt. Desweiteren sind im Land A die Produktionskosten für die Produkte 1, 2, ..., i und die Marketingkosten für den Export zusammen geringer als die entsprechenden Produktionskosten im Land B; die Produktionskosten für die Produkte i+1, ..., n sind hingegen im Land B geringer. Das Unternehmen wird sich daraufhin entscheiden, die Produkte 1, 2, .., i zu exportieren und sich bei den Produkten i+1, ...n auf den Absatz auf dem inländischen Markt beschränken, weil diese Produkte im Ausland nicht konkurrenzfähig sind 81. Bei der Entscheidung zur Direktinvestition bzw. Auslandsproduktion der Produkte i+1, ...n im Land B würden, aufgrund der vorher fehlenden Konkurrenzfähigkeit, keine Exporte substituiert werden. Unter Umständen verändern sich dadurch aber auch die Exportmöglichkeiten für die Produkte aus der Gruppe i+1,..., n, 80 Zur nachfolgenden Argumentation vgl. Jungmittag (1996), S. 81-82. 81 Dies setzt voraus, daß das inländische Unternehmen über keinen geschützten monopolistischen Vorteil bei den Produkten i+1, ..., n verfügt. weil jetzt das Unternehmen eine gewisse Martkpräsenz im Land B innnehat, die die für den Export notwendigen Marketingkosten in allen Produktgruppen verringern würde. Es käme damit zu einer komplementären Beziehung zwischen Exporten und Direktinvestitionen, da mehr Produkte exportierbar wären. Ist die Produktion mehrstufig, kann es ebenso zu komplementären Entwicklungen kommen. Es sei angenommen, daß die Gesamtproduktionskosten eines Produktes im Land A höher sind als im Land B, einzelne Produktionsschritte allerdings in Land A geringere Kosten verursachen. Bei dieser Konstellation ist es ökonomisch sinnvoller, eine vertikale Integration anzustreben, einzelne Fertigungsstufen im Land A zu belassen und im Land B die Zwischenprodukte zu importieren, um damit das Endprodukt herzustellen. Die Vornahme einer Direktinvestition im Land B würde bewirken, daß Produkte, die vorher nicht exportfähig waren, nun bei gleichzeitiger Erhöhung des Exportvolumens des Landes A im Ausland abgesetzt werden. 2.4.2 Die Bedeutung der Wechselkurse Im Gegensatz zu nationalen Transaktionen ist bei Zahlungen oder Übertragungen im internationalen Rahmen das Verhältnis der Währungen zweier Länder von Bedeutung. Hierzu gilt, daß der in Inlandswährung ausgedrückte Preis für eine Einheit einer ausländischen Währung dem Devisenkurs entspricht, der Kehrwert dessen ist hingegen der Wechselkurs 82. Wenn eine inländische Unternehmung sowohl die Möglichkeit der Direktinvestition als auch die des Exports zur ausländischen Martkbearbeitung hat, wird es unter Einfluß von Wechselkursänderungen die jeweils profitablere Alternative wählen. Bei einer realen Aufwertung83 der ausländischen Währung wird das Unternehmen, aufgrund der relativen Verbilligung ihrer Exporte im Ausland und der dadurch erhöhten Wettbewerbsfähigkeit, die Exportalternative wählen. Bei einer Abwertung der ausländischen Währung werden Direktinvestitionen relativ begünstigt. Bei einer Beeinflussung der relativen 82 Vgl. Dieckheuer (1991), S. 318. 83 Hier wird der reale Wechselkurs verwendet, da Veränderungen des nominalen Wechselkurs den realen Sektor einer Volkswirtschaft nicht beeinflussen. Preise des Inputs der Länder durch eine Veränderung der Wechselkurse, findet bei einer Abwertung des Inlandes so lange eine Begünstigung der Exporte statt wie, gemessen in inländischer Währung, die gesamten in ausländischer Währung anfallenden Kosten und der durch die Abwertung bedingte Anstieg der in der Währung des Inlandes bewerteten Kosten bei der Auslandsproduktion größer sind als die gesamten Produktionskosten für den Export vermindert um die durch die Abwertung bedingte Abnahme in der Währung des Auslandes bewerteten Kosten bei der Auslandsproduktion. Die Auswirkung einer Abwertung im Inland wird um so niedriger sein, je geschlossener diese Volkswirtschaft ist, und je elastischer die inländische Nachfrage nach, und das Angebot von Gütern ist 84. Bei festen Wechselkursen kann das Phänomen der andauernden Über- oder Unterbewertung von Währungen auftreten und dadurch, bei Unterbewertung, als Exportsubventionierung wirken85. Ebenso können Direktinvestitionen bei andauernder Überbewertung oder aprupter starker Aufwertung einer Währung und daraus resultierender nachlassender Wettbewerbsfähigkeit für die betroffenen Industrien den einzig profitablen Weg zur Erhaltung ihrer Märkte bedeuten86. Von kurzfristig angelegten Wechselkursschwankungen in flexiblen Wechselkurssystemen sind Direktinvestitionen dagegen nicht betroffen, da sie als langfristiger Kapitalverkehr gelten87 und eher langfristigen Unternehmenszielen untergeordnet sind. 2.5 Direktinvestitionen allgemeinen und Außenhandel im Gleichgewichtsmodell von Helpman und Krugman Mit Hilfe der allgemeinen Gleichgewichtsmodelle ist es möglich, systematisch eine Beziehung zwischen der Theorie der internationalen Direktinvestitionen, der reinen Außenhandelstheorie und der Theorie der multinationalen 84 Vgl. Jungmittag (1996), S. 92-93. 85 Dies war z.B. unter dem Bretton-Woods-System bis 1973 für die DM gegenüber dem US-Dollar der Fall. 86 Vgl. Kersch (1987), S. 78. 87 Siehe Deutsche Bundesbank (1990), S. 80. Unternehmen herzustellen88. Denn "die Untersuchung der Auswirkungen von Auslandsinvestitionen multinationaler Unternehmen auf den Außenhandel muß neben den direkten Effekten, (...), auch indirekte Effekte zunehmender Internationalisierung auf die Produkt- und Faktormärkte sowie auf den Außenhandel in anderen Sektoren beachten" 89. Dies geschieht im Modell von Helpman / Krugman von 199090. Das Modell basiert auf zwei wesentlichen Prämissen; zum einen wird die Existenz von multinationalen Unternehmen auf unternehmensspezifische Wettbewerbsvorteile zurückgeführt. Andererseits wird Produktdifferenzierung und die Möglichkeit steigender Skalenerträge bei der Produktion zugelassen 91. Zudem wird angenommen, daß ein multinationales Unternehmen die Produktion von Zwischenprodukten, die Bereitstellung des Headquarterservice und firmenspezifischer Assets an einem Standort konzentriert, aber Standortvorteile anderer Länder bei der Herstellung der Endprodukte durch Errichtung von Tochterbetrieben (horizontale Integration) für sich nutzen kann 92. Anders als beim traditionellen Zwei-Länder-Zwei-Güter-Fall wird hier angenommen, daß, im Gegensatz zum homogenen Gut Y, nur Gut X ein differenziertes Produkt ist. Bei der Produktion des Gutes X wird neben den Faktoren Arbeit (L) und Kapital (K) noch ein weiterer Produktionsfaktor benötigt: firmenspezifisches Vermögen (F), das aufgrund firmenspezifischer Vorteile entsteht. Die gesamten Kosten für die Produktion des Gutes X ergeben sich zum einen aus den fixen und variablen Kosten, die bei der Produktion von x Einheiten des Gutes X unter Einsatz von f Einheiten von F anfallen 93. Zudem wird eine Produktionsfunktion mit steigenden Skalenerträgen unterstellt. Die andere Kostenkomponente entsteht unmittelbar bei der Herstellung des firmenspezifischen Vermögens94. Die Gesamtkostenfunktion einer inländischen Unternehmung lautet damit: 88 Vgl. Schulte-Mattler (1988), S. 4. 89 Pfaffermayr (1996a), S. 107. 90 Ursprünglich von Helpman (1984) konzipiert, wurde es von Helpman / Krugman (1985) und Helpman / Krugman (1990) weiterentwickelt; vgl. Pfaffermayr (1996a), S. 107 oder Jungmittag (1996), S. 97. 91 Dies entspricht im weiteren Gut X; Gut Y dagegen wird als homogen betrachtet. 92 Vgl. Jungmittag (1996), S. 97. 93 Kp (wL, wK, f, x) 94 KF (wL, wK, f) K (wL, wK, f, x) = minf Kp (wL, wK, f, x) + KF (wL, wK, f)95. Als Ausgangspunkt zur Darstellung vieler außenhandelstheoretischer Fragestellungen dient die sog. Faktorausstattungsbox96. Über ihre Konstruktion können Aussagen in Bezug auf die Außenhandelsstruktur, die Allokation der Ressourcen, die relativen Faktorausstattungsunterschiede usw. in einem allgemeinen Außenhandelsgleichgewicht gemacht werden. In Abb. 3 stellt das Parallelogramm OQO*Q* den Bereich des Faktorpreisausgleiches im üblichen Heckscher-Ohlin-Modell dar. Die Vektoren OQ und O*Q* geben den 'weltweit' verfügbaren Faktoreinsatz in dem Wirtschaftszweig an, der das Gut X herstellt, während die Vektoren OQ* und O*Q den Faktoreinsatz des Wirtschaftszweiges angeben, der das Gut Y herstellt97. Bei gegebenen Faktorausstattungen der beiden beteiligten Länder führen Allokationen der Faktoren Arbeit (L) und Kapital (K) in diesem Bereich über den Außenhandel zu Faktorpreisausgleich. Der Punkt E ist der Faktorausstattungspunkt der die kostenminimierende Produktionsstruktur (Px Py) determiniert, dies bedeutet, die Ausbringungsmenge des Gutes X im Inland wird durch den Vektor OP x und die ausländische durch PxQ angegeben. Die Weltproduktion entspricht dann OQ 98. Das Faktoreinkommen bestimmt den Konsumpunkt C und damit die Konsumstruktur (Cx, Cy)99. Die Produktionstruktur zusammen mit der Konsumstruktur ergeben den sich einstellenden Außenhandel. Da in Abb. 3 die Produktion größer als der Konsum ist, exportiert das Inland das Gut X (das kapitalintensiver in der Produktion ist100) in dem Ausmaß PxCy. Umgekehrt wird es Nettoimporteur des weniger kapitalintensiven Gutes Y sein. Abb. 3: Faktorausstattungsbox ohne multinationale Unternehmen 95 Vgl. auch Broll (1990), S. 75. 96 Zur Erklärung der Faktorausstattungsbox vgl. z.B. Rose / Sauernheimer (1995), S. 391ff. bzw. Broll (1990), S. 69ff. 97 Das Ausland ist durch den Zusatz "*" gekennzeichnet. 98 Analog entspricht 0Q* der Weltproduktion des Gutes Y, mit der inländischen Ausbringungsmenge 0P y bzw. der ausländischen PyQ*; vgl. Jungmittag (1996), S. 102. 99 Annahmegemäß entstammt das gesamte Einkommen aus den Faktorentlohnungen und wird durch die Gerade BB*, die mit der relativen Steigung -wL / wK durch den Punkt E verläuft, abgebildet. Zur mathematischen Herleitung der Prämissen zum Konsum und der Konsumstruktur, vgl. Pfaffermayr (1996a), S. 108ff. 100 Überdies ist ersichtlich, daß das Inland das kapitalreichere Land ist da K / L größer als K* / L* ist. L* O* Q B K E Px Cx Z Q* O Py C K* wL/wK B* Cy L Quelle: Jungmittag (1996), S. 101. Außer der o.g. Marktstruktur determinieren noch die relative Faktorausstattung und die relative Ländergröße (ausgedrückt in Einheiten des Bruttosozialproduktes) die Außenhandelsverflechtung. In der Faktorausstattungsbox besteht im Punkt E beispielsweise, aufgrund des Faktorpreisausgleiches, kein Anreiz Zweigniederlassungen im jeweils anderen Land zu gründen. Zugleich gilt, daß das Inland im Vergleich zum Ausland relativ klein ist, wenn der Einkommensanteil s = BSP / BSP* als Indikator für die Ländergröße herangezogen wird101. Für das Außenhandelsvolumen ergibt sich dann folgende Größe: HV = 2s*pxn102 Hieraus wird deutlich, daß das Inland nur differenzierte Produkte exportiert. Weiterhin läßt sich aus Abb. 3 entnehmen, daß mögliche Ausstattungspunkte auf Linien, die parallel zur Linie OO* sind, stets eine feste Größe von n 101 Vgl. Broll (1990), S. 73. 102 In einem Zwei-Länder-Modell mit ausgelichener Leistungsbilanz entspricht das Handelsvolumen immer dem Zweifachen des Exportes eines Landes; p entspricht hierbei dem Preis, x der gehandelten Einheiten und n stellt die Anzahl der differenzierten Produkte dar, vgl. Broll (1990), S. 73. implizieren. Aufgrund der Gleichung zum Außenhandelsvolumen gilt dann, wenn n gegeben ist (bei gleichzeitigen festen Größen von p und x), daß sich das Handelsvolumen HV erhöht, wenn der ausländische Einkommensanteil s* zunimmt. Bei konstanten s* kann die Anzahl der differenzierten Produkte bzw. der inländischen Unternehmen n variiert werden. Die Anzahl der im Inland hergestellten Produkte n nimmt mit den relativen Faktorausstattungsunterschieden zu; damit steigt auch das Handelsvolumen. Würde der Faktorausstattungspunkt E auf OO* liegen, entspräche der Anteil der differenzierten Produkte am gesamten differenzierten Güterangebot (für das Inland n / (n+n*)) dem Einkommensanteil s. Demnach gilt für das Inland n / (n+n*) = s bzw. n = snw103. Bei Einsetzen der letzteren Gleichung in die Außenhandelsvolumengleichung ergibt sich für Faktoraustattungspunkte auf der Hauptdiagonalen OO*: HV = 2s*spxnw. Je ähnlicher die beiden Volkswirtschaften sind, d.h. je ähnlicher die Einkommensanteile s und s* sind, desto größer ist das Handelsvolumen. Ein maximales Handelsvolumen ergibt sich für den Fall s = s* (Faktorausstattungspunkt Z in Abb. 3), wenn beide Ökonomien gleich groß sind. Da o.g. firmenspezifisches Vermögen F international mobil ist, kommt es in dem monopolistischen Wirtschaftszweig, der das Gut X herstellt, aufgrund unterschiedlicher Faktorpreise im In- und Ausland zur Standortspaltung bzw. Multinationalisierung. Dies bedeutet, ein inländisches Unternehmen wird seine Zentrale, die das firmenspezifische Vermögen F als Input zur Verfügung stellt, im Inland belassen und die entsprechende Produktion in das Ausland verlagern. Annahmegemäß wird der firmenspezifische Faktor in dem Umfang produziert, daß sich (marginaler) Kostenzuwachs und (marginale) Kostenersparnis ausgleichen104. In der Faktorausstattungsbox mit multinationalen Unternehmen (Abb. 4) wird der Faktoreinsatzvektor OQ für den Wirtschaftszweig X in zwei einzelne Vektoren untergliedert. OD gibt den Faktoreinsatz des firmenspezifischen Vermögens an, während DQ die eigentliche Produktion darstellt. Bei freier Handelbarkeit des Faktors F käme es 103 mit nw = n+n*, vgl. dazu Broll (1990), S. 74. 104 Dies entspricht einer Kostenminimierung für die Unternehmen. Da im Modell von Helpman / Krugman die Gleichgewichtsbedingungen für die Faktorentlohnungen und der Ausbringungsmenge implizit gegeben sind, kann mittels der Grenzkostenbedingung die Gleichgewichtsmenge des einzusetzenden Faktors F bestimmt werden. Daraufhin können die Faktoreinsatzmengen im In- und Ausland ermittelt werden; zur genaueren Herleitung vgl. Jungmittag (1996), S. 97-104. in der Fläche ODQO*D*Q* zu einem Faktorpreisausgleich. Aufgrund der hohen Spezifität von F, kommt es jedoch nur in den Flächen ODQ und O*D*Q* zu einem Ausgleich der Faktorpreise. Wenn alle Ressourcen des Inlandes zur Produktion des Gutes X eingesetzt werden, repräsentiert der Vektor EE m die Faktormengen, die das Inland direkt im Ausland einsetzt und der Punkt E m stellt "das sich ergebende Weltgleichgewicht der integrierten Wirtschaft"105 dar. Bei weiterer Aufgliederung des Faktoreinsatzes läßt sich der Vektor OE F als Herstellung bzw. Bereitstellung des firmenspezifischen Vermögens beschreiben und EFE als eigentliche Produktion von Gut X im Inland. Ferner läßt sich aus Abb. 4 , auf die gleiche Weise wie aus Abb. 3 ersehen, wie sich Exporte und Importe der Länder verhalten106. Abb. 4: Faktoraustattungsbox mit multinationalen Unternehmen L* O* Q B K E E1 D Em E2 EF Px Cx C D* Q* O K* wL/wK B* Cy L Quelle: Jungmittag (1996), S. 104. 105 Jungmittag (1996), S. 105; wobei E m als Schnittpunkt zwischen OQ und einer Parallelen zu DQ konstruiert wird. 106 Zur Konstruktion von Cx, Py und Cy in Abb. 4 siehe Jungmittag (1996), S. 106. Eine weitere Besonderheit an diesem Modell ist, daß es IntraUnternehmenshandel erklären kann. Im Ansatz von Helpman / Krugman exportiert die inländische Muttergesellschaft den firmenspezifischen Produktionsfaktor, so daß die ausländische Tochter die Produktion des differenzierten Gutes X vornehmen kann. Der Wert der Exporte, der innerhalb einer multinationalen Unternehmung erfolgt, beträgt kF = (wLaLF + wKaKF)f 107. Dementsprechend ergibt sich bei multinationalen Unternehmen ein gesamtwirtschaftlicher Intra-Unternehmenshandel in Höhe von kF = (wLaLF + wKaKF)f 108 Da Gewinne annahmegemäß ausgeschlossen sind, entspricht der IntraUnternehmenshandel dem Wert der Herstellungskosten des firmenspezifischen Faktors F. Der Anteil des Intra-Unternehmenshandel am gesamten Außenhandelsvolumen beträgt109 S = kF / 2 (s*px (n-) + KF wobei deutlich wird, daß mit zunehmenden Unterschieden der relativen Faktorausstattung der Intra-Unternehmenshandel zunimmt (wobei der Einkommensanteil s* unverändert bleibt). Der Güter- und Leistungsaustausch ist also um so größer innerhalb multinationaler Unternehmen, je größer die Unterschiede in den relativen Faktorausstattungen des In- und Auslandes sind. Man kann nun anhand eines Beispiels den Zusammenhang von Direktinvestitionen und Außenhandel im Modell von Helpman / Krugman darlegen. Im Punkt E1 sind multinationale Unternehmen mit dem entsprechenden Intra-Unternehmenshandel kF. Der Faktoraustattungspunkt E2 hingegen bedingt Faktorpreisausgleich ohne multinationale Unternehmen. Im Punkt E1 beträgt das Handelsvolumen HV = 2EX = 2(s* pxM + kF)110 mit M = n - , der effektiv im Inland hergestellten Güter. Mit der Existenz multinationaler Unternehmen muß zwischen dem Bruttoinalndsprodukt (BIP) und dem Bruttosozialprodukt (BSP) des jeweiligen Landes unterschieden 107 k entspricht den Stückkosten, a ist der Faktorverbrauchskoeffizient, vgl. dazu Broll (1990), S. 77. 108 Vgl. Jungmittag (1996), S. 106. 109 Zur mathematischen Herleitung siehe Jungmittag (1996), S. 111. 110 Vgl. Broll (1990), S. 79. werden. Das Bruttosozialprodukt des Inlandes beträgt BSP = BSP + k F. Bei Berücksichtigung im Handelsvolumen ergibt sich HV = 2(ss*BSPw + kF) Dabei gilt BSPw = BSP + BSP*. Im Faktorausstattungspunkt E 2 beträgt das Handelsvolumen im Gleichgewicht HV = 2EX = 2s*pxM = 2s*BSPw wobei pxM dem Wert des inländischen Bruttosozialproduktes darstellt, da in E 2 die inländische Produktion nur auf differenzierte Güter beschränkt ist. Der Vergleich der Handelsvolumen mit und ohne multinationale Unternehmen zeigt, daß durch Direktinvestitionen der Wert der Handelsströme vergrößert wird. Durch die Übertragung des firmenspezifischen Produktionsfaktors an die ausländischen Töchter durch die multinationalen Unternehmen, kommt es zu einer komplementären Beziehung zwischen Direktinvestitionen und Exporten111. 3. Entwicklung Direktinvestitionen von und Außenhandel Im folgenden wird die real existierende Entwicklung der zunehmenden weltwirtschaftlichen Verflechtung dokumentiert. In den zwei Unterkapiteln wird das Wachstum jeweils in zwei Maßstabsebenen betrachtet. Nach einem Überblick über globale Entwicklungen werden im darauffolgenden Abschnitt die bundesdeutschen Außenhandels- und Direktinvestitionsstrukturen untersucht. Unter besonderer Berücksichtigung der Verflechtungen mit den USA und Japan, wird dabei auch auf die Stellung Deutschlands in der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung eingegangen. 111 Vgl. Broll (1990), S. 80. 3.1 Entwicklung der Direktinvestitionen Bei der Erschließung und Erweiterung ausländischer Märkte vollzieht sich eine Verlagerung vom internationalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen zur Produktion vor Ort. Die Zuwachsraten ausländischer Direktinvestitionen übertreffen seit den achtziger Jahren die des internationalen Handels um ein Vielfaches und sind somit Ausdruck globalen Wachstums und zunehmender internationaler Arbeitsteilung. Seit Beginn der achtziger Jahre hat sich das wirtschaftsstrukturelle Umfeld für ausländische Direktinvestitionen in ganz bedeutenden Maße verändert. Durch Deregulierungen im Inland, Liberalisierungen des Kapitalverkehrs, der Öffnung der heimischen Märkte für ausländische Direktinvestitionen, der Aufhebung von Beschränkungen für Aktivitäten ausländischer Unternehmen und damit der Diskriminierung zwischen in- und ausländischen Firmen, war der Boden für Direktinvestitionen bereitet. Ganz allgemein kam es überdies zu einem Sinneswandel über die vormals eher kritische Bewertung von Unternehmen und Regierungen bezüglich Direktinvestitionen. Dieser war Ausdruck einer neuen wirtschaftspolitischen Philosophie, die besagt, daß „Kontrollen nicht mit einer effizienten Allokation der Ressourcen in Einklang stehen, daß sie das Wachstum behindern, weil sie Investitionsentscheidungen verzerren und die effiziente Intermeditation zwischen Sparen und Investieren erschweren“112. Das Wachstum der Kapitaltransfers wurde zudem von wichtigen strukturellen Faktoren genährt. Zu ihnen gehören vornehmlich eine zunehmende Regionalisierung und damit die Angst der „Outsider“ vor neuen Protektionismus. Sobald sich Länder zu einem Wirtschaftssystem zusammengeschlossen haben, wird es nämlich ökonomisch sinnvoll, Direktinvestitionen in dieses System zu leiten, um an den Vorteilen des gemeinsamen Marktes (z.B. Transportnetz oder Technologietransfer) zu partizipieren113. Desweiteren erreichten eine zunehmende Zahl von Ländern die ‘take off’ Phase ihrer Volkswirtschaft und es fand eine Konvergenz der wirtschaftlichen Strukturen zwischen entwickelten sowie einigen Schwellenländern statt. Schließlich führte die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors und dessen Internationalisierung zu einem weiteren 112 Sherman (1996), S. 4. 113 Vgl. Brand (1992), S. 21. Anwachsen der Direktinvestitionsströme. Infolge der oftmals notwendigen Kundenkontakte ist diese Art von Marktbearbeitung nur vor Ort erbringbar und macht daher eine Direktinvestition notwendig. Überdies ist es, durch die zunehmende Komplexität dieser Dienstleistungen, Unternehmen möglich geworden firmenspezifische Vorteile daraus zu entwickeln und diese als Direktinvestition zu verwerten114. Als Träger der Direktinvestitionen sind transnationale Unternehmen eine der wichtigsten Faktoren des Wachstums und der Entwicklung der Weltwirtschaft. Sie sind verantwortlich für den Transfer von Kapital, Technolgie und Management und tragen mit ihren unternehmerischen Entscheidungen wesentlich zur Restrukturierung der nationalen Volkswirtschaften bei115. 3.1.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionsbestände auf globaler Ebene Während der weltweite Bestand an Direktinvestitionen 1973 bei etwa 211 Mrd. US-$. lag, wies er 1985 bereits einen Wert von 693 Mrd. US-$ auf, was mehr als einer Verdreifachung entspricht. Zwischen 1985 und 1996 konnte sich der Weltdirektinvestitionsbestand dann nochmal um das 4,6-fache steigern. 1996 lag der Bestand auf 3178 Mrd. US-$. Die jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten waren dabei in diesem Zeitraum unterschiedlich hoch. Um die Dynamik der Weltdirektinvestitionstätigkeit deutlich zu machen, soll ein Vergleich mit der Entwicklungsdynamik anderer ökonomischer Größen vorgenommen werden (vgl. Tab. 1). Die hohen (nominalen) durchschnittlichen Wachstumsraten der Direktinvestitionsbestände, der Exporte und des Bruttoinlandsproduktes im Zeitraum von 1973-80 lassen sich im wesentlichen auf die beiden Ölpreisschocks von 73/74 und 79/80 und deren inflationären Folgen zurückführen. Allerdings wird deutlich, daß sich eine, im Vergleich zu vorherigen Perioden116, abzeichnende Bedeutungszunahme der Direktinvestitionstätigkeit abzeichnet. Das Nachlassen des Wachstums im 114 Vgl. Punkt 2.2. 115 Vgl. Sherman (1996), S. 5. 116 Z.B. war von 1967-73 die internationale Arbeitsteilung wesentlich stärker durch den Güteraustausch geprägt, da die Export- dem zweifachen Wert der Direktinvestitionsbestandszuwachsraten entsprachen, vgl. Zelgert (1993), S. 10. Zeitraum von 1981-85 ist verursacht durch eine damalige weltweite Rezession. Jedoch sind die Rückgänge für Exporte und Bruttoinlandsprodukt stärker als die der Direktinvestitionsbestände, was wiederum die aufkommende Dynamik der Direktinvestitionen unterstreicht. In den vier Jahren zwischen 1986 und 1990 konnten alle Posten konjunkturbedingt wieder an Dynamik gewinnen. Die weit über den anderen liegenden Werte für die Direktinvestitionen (Bestände und Ströme), machen deutlich, daß sich die internationale Arbeitsteilung in den achtziger Jahren und insbesondere in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre in immer stärkeren Maße von der Ebene des internationalen Güteraustauschs auf die Ebene des internationalen Faktortransfers verlagerte. Außerdem gelten für diesen Zeitraum besonders o.g. Deregulierungsund Liberalisierungmaßnahmen. 1991 und 1992 gingen die Investitionsströme erstmals wieder zurück (1991 um 18%), was auf konjunkturelle Abschwächungen in den Hauptgeberländern zurückzuführen ist. In den zwei darauffolgenden Jahren stiegen sie wieder an (1993 um 17%), so daß die Bestände insgesamt in diesem Zeitraum wiederum deutlich schneller wuchsen als Weltexporte und Weltinlandsprodukt. U. a. aufgrund andauernder Liberalisierungen weist das Jahr 1995 die historischen Rekordwerte 117 für die Dynamik der ausfließenden Direktinvestitionen auf. Mit 34,9% Wachstum gegenüber dem Vorjahr und den ebenso relativ hohen Werten für Exporte und Inlandsprodukt wird das konjunkturelle Hoch der Weltwirtschaft in dieser Phase deutlich. 1995 existierten insgesamt 44.000 multinationale Unternehmen mit ca. 280.000 ausländischen Niederlassungen118. Die in Tab. 1 zu erkennenden, Wachstumsschübe der Direktinvestitionen haben zum einen konjunkturelle Gründe. Investitionen reagieren typischerweise prozyklisch auf den Konjunkturverlauf. Direktinvestitionen werden demnach von Inlands- und Auslandskonjunktur beeinflußt. Andererseits hat sich auch das weltwirtschaftliche Umfeld geändert, so daß in gleiche Richtung wirkende konjunkturelle und strukturelle (siehe oben) Effekte sich kumuliert und gegenseitig verstärkt haben119. 117 Vgl. OECD (1997), S. 15. 118 Vgl. United Nations (1997), S. 3. 119 Vgl. Hummel (1996), S. 123. Tab. 1: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der Weltdirektinvestitionsbestände, Weltexporten und Weltinlandsprodukt (in %). Direktinvestitionsbestände 1 Direktinvestitionsströme Exporte Bruttoinlandsprodukt 1 1973-80 12,4 . 18,1 13,2 1981-85 5,4 0,8 -0,1 0,7 1986-90 19,8 28,3 14,3 10,6 1991-94 8,8 -0,8 3,8 4,3 1995 15,1 34,9 16,2 9,5 1996 13,1 2,4 4,5 6,6 ausfließend Quelle: United Nations (versch. Jg.), IMFc, Zelgert (1993), eignene Berechnungen 3.1.2 Globale Entwicklung nach Herkunftsländern “FDI is essentially a business of First World companies and it is directed largely to First World locations“120. Da ausländische Direktinvestitionen im allgemeinen einen firmenspezifischen Vorteil bedingen121, und dieser von Unternehmen aus entwickelten Volkswirtschaften einfacher hergestellt werden kann, verwundert der geringe Anteil der Entwicklungsländer als Herkunftsregionen von Direktinvestitionen nicht. Im Jahre 1960 stellten die Entwicklungsländer nur 1% des Weltdirektinvestitionsbestandes, 1985 bereits 4,1 und 1995 kamen sie auf einen Anteil von 7,9%. Der Konzentrationsgrad war im letzten Beobachtungsjahr allerdings sehr ausgeprägt, da die Region Ost- und Südostasien allein knapp 77%122 aller Direktinvestitionen aus Entwicklungsländer auf sich vereinigte. Andere wichtige Herkunftsländer sind neben den asiatischen Tigerstaaten China (8%) und Nigeria (5%). Tab. 2 macht deutlich, daß sich die regionale Herkunft des Direktinvestitionsbestandes in hohem Maße auf wenige Industrienationen konzentriert. Vergleicht man die Anteilswerte im Zeitverlauf, so fällt auf, daß sich Anteilsverschiebungen ergaben und die Konzentration insgesamt nachließ. Tab. 2: Die zehn größten Herkunftsländer und ihre Anteile am Weltdirektinvestitionsbestand sowie deren Anteile am Welthandel 120 Jungnickel (1991), S. 7. 121 Vgl. zur theoretischen Grundlage Punkt 2.2 122 Wobei Hongkong hierbei 51% des Aufkommens erbrachte, vgl. United Nations (1996), S. 246. Überdies erschien 1995 erstmals eine Unternehmung aus einem Entwicklungsland (Korea) unter den 100 größten multinationalen Unternehmen, vgl. United Nations (1997), S. 28. 1. USA 2. Großbritannien 3. Japan 4. Deutschland 5. Frankreich 6. Niederlande 7. Kanada 8. Schweiz 9. Italien 10. Hongkong Insgesamt 1985 1995 36,6 (1) 14,6 (2) 6,5 (5) 8,7 (3) 5,4 (7) 7,0 (4) 6,0 (6) 3,1 (8) 2,3 (9) 0,3 (16) 90,5 25,8 11,7 11,2 8,6 7,4 5,8 4,0 3,9 3,2 3,1 84,7 Anteil (%) am Welthandel 1995 11,5 4,8 8,7 10,3 5,6 3,9 3,8 1,5 4,6 3,4 58,1 Wert in Klammern: Rang des Landes im betrachteten Jahr Quelle: United Nations (1996), IMFb, eigene Berechnungen Den größten Anteilsverlust mußten die USA hinnehmen, dennoch bleibt diese Volkswirtschaft mit Abstand der größte Investor. Die größten Zunahmen ergaben sich für asiatische Länder: Japan mit +4,7% sowie Hongkong mit +2,8%. Dies bestätigt die erfolgreiche Eingliederung dieser Region in die Weltwirtschaft, denn insgesamt hält die gesamte Region Ost-Südostasien 1995 eine Anteil von 17% (1985 7%) Europa hat seine Stellung als wichtigste Herkunftsnation ausgebaut und erbrachte 1995 einen Anteil von 53% am Gesamtaufkommen. Nordamerika verlor um 12 Prozentpunkte und hat nunmehr einen Anteil von 30%. Vergleicht man die einzelnen Anteile der Länder am Weltdirektinvestitionsbestand mit deren Anteilen am Welthandel, so fällt auf, daß bei den meisten Ländern der Anteil der Bestände höher ist als der Handelsanteil. Nur die Ausnahmen Deutschland (traditionelle hohe Exportlastigkeit) und Hongkong (sehr großes Reexportaufkommen mit China) entsprechen nicht dem Trend zur Direktinvestition als Marktbearbeitung. 3.1.3 Globale Entwicklung nach Empfängerländern Zielregionen von Direktinvestitionen sind wiederum hauptsächlich Industrieländer, was angesichts deren ökönomischen Gewichts - hier konzentrieren sich Kaufkraft und technisches Potential - nicht überrascht. Zudem sind die politschen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Auslandskapital vergleichsweise stabil123. Entwicklungs- und Industrieländer hatten im Zeitverlauf einen unterschiedlich großen Anteil am Investitionsbestand. 1960 wurde noch jede dritte Direktinvestition in Entwicklungsländern getätigt124, bis 1990 verringerte sich der Anteil auf ein Fünftel, bis 1995 stieg er wieder auf ein Viertel. Innerhalb der Entwicklungsländer zeigt sich folgende Entwicklung: während der siebziger und Anfang der achtziger Jahre konnten die Länder der westlichen Hemisphäre, im Vergleich zur restlichen dritten Welt, besonders viel Realkapital attrahieren. Sie besaßen, besonders durch den hohen Anteil der USA in dieser Region verursacht, 1985 einen Anteil von 10,3% der weltweiten Bestände an Direktinvestitionen. Die Folgen der Schuldenkrise ließen im Anschluß daran diesen Wert auf 8,5% im Jahre 1995 sinken125. Jährliche Wachstumsraten, die Werte bis zu 20% erreichten, ließen die Bedeutung der Entwicklungsländer Ost-Südostasiens als Zielregion deutlich zunehmen; dementsprechend stieg der Anteil am Gesamtbestand von 0,7% (1980) auf 8,5% (1990) und erreichte 1995 13,6%. Als exemplarisch kann hierfür China gelten (siehe Tab. 3); dessen Anteil am Bestand im Jahre 1985 noch bei 0,5% lag. Mit Zuflüssen, vor allem in den neunziger Jahren, von teilweise 12%(1995)126 der Weltdirektinvestitionen, schob sich China 1995 auf den fünften Platz der größten Gastländer für Direktinvestitionen vor. Afrika mußte, wie der Nahe Osten auch, von 1985-95 anteilsmäßige Verluste von 1,5% bzw. 1,9% hinnehmen. Beide Anteilspositionen können, bei Afrika mit 2,2% sowie beim Nahen Osten mit 1,6% 1995, als unbedeutend angesehen werden. Obgleich Direktinvestitionen ein wichtiges Vehikel für den Übergangsprozeß von der Planwirtschaft zum marktwirtschaftlichen System sein könnten, stieg der Anteil der Transformationsländer als Zielregion von 1990 0,1% auf 1995 1,2% des weltweiten Bestandes. Dieser begrenzte Wert macht die Unsicherheit über die mit diesem Raum verbundenen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen deutlich. 123 Vgl. hierzu Punkt 2.2. sowie 2.3. 124 Vgl. Zelgert (1993), S. 20. 125 Die Größe der Binnenmärkte von z.B. Mexiko oder Brasilien ist ein entscheidender Faktor für die Attraktivität dieser Region innerhalb der Gruppe der Entwicklungsländer, vgl. Zelgert (1993), S. 24. 126 Dies entspricht 38% der Direktinvestitionen für alle Entwicklungsländer in diesem Jahr, vgl. United Nations (1996), S. 230. Wie aus Tab. 3 ersichtlich, fällt die Konzentration der Direktinvestitionen bei den Gastländern nicht so eindeutig wie bei den Herkunftsländer aus. So fielen auf die zehn größten Gastländer 1985 68.9% des Weltdirektinvestitionsbestandes. Bis zum Jahre 1995 sank dieser Anteil auf 66,6%, die Konzentration nahm ab. Tab. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Total 3: Die zehn größten Gastländer Weltdirektinvestitionsbestand 1985 USA Kanada Großbritannien Deutschland Frankreich Brasilien Australien Indonesien Niederlande Saudi Arabien Anteil (%) 25,1 8,8 8,7 5,0 4,5 3,5 3,4 3,4 3,4 3,1 68,9 und 1995 USA Großbritannien Frankreich Deutschland China Spanien Kanada Australien Niederlande Belgien/Luxemburg ihre Anteile am Anteil (%) 21,2 9,2 6,1 5,0 4,9 4,8 4,4 3,9 3,9 3,2 66,6 Quelle: United Nations (1996), eigene Berechnungen Trotz starker Verluste von knapp 4 Prozentpunkten blieben die USA größtes Gastland für Direktinvestitionen. Anteilsverluste mußten vor allem auch Kanada, Brasilien, Indonesien und Saudi-Arabien hinnehmen, was zeigt, daß die Entwicklung der Direktinvestitionen in diesen Ländern weit hinter der Dynamik anderer Länder zurückblieb. Im Falle Kanadas dürfte die nachlassende Direktinvestitionstätigkeit der USA den Ausschlag gegeben haben, bei den eher rohstofforientierten Direktinvestitionen in Saudi-Arabien, Brasilien und Indonesien sind sektorale Verschiebungen der internationalen Direktinvestitionstätigkeiten mitverantwortlich. Das Anwachsen des Anteils der europäischen Länder im betrachteten Zeitraum dürfte als entscheidenden Beweggrund für ausländische Investoren, den 1993 in Kraft getretenen europäischen Binnenmarkt haben. 3.1.4 Entwicklungstendenzen nach Sektoren und Strategie Der in der Weltwirtschaft beobachtbare Strukturwandel in Richtung Tertiärisierung, findet seine Bestätigung auch in den grenzüberschreitend getätigten Investitionen. Eine Direktinvestition im Dienstleistungssektor wird getätigt, wenn die Transaktionskosten so sehr steigen, daß dadurch der Handel mit Dienstleistungen eingeschränkt wird. Das Ausmaß dieser Transaktionskosten wird von der durch die Produktionstechnik bestimmten Art der Kontaktaufnahme zwischen Anbietern und Nachfragern bestimmt und variiert dementsprechend nach verschiedenen Wirtschaftszweigen. In den Branchen, in denen relativ hohe Transaktionskosten den internationalen Handel mit Dienstleistungen ausschließen127, stellt die Gründung ausländischer Tochtergesellschaften neben der grenzüberschreitenden Lizenzvergabe die einzige mögliche Internalisierungsmöglichkeit dar. In den fünfziger Jahre wurden Direktinvestitionen hauptsächlich im primären Sektor getätigt und waren daher ressourcenorientiert128; heutzutage überwiegen dagegen Investitionen im Dienstleisstungsbereich 129 und im technologieintensiven verarbeitenden Gewerbe. Der Trend in Richtung Dienstleistungsinvestitionen begann in den achtziger Jahren und führte dazu, daß sie zur wichtigsten Komponente bei den Kapitaltransfers ins Ausland wurde130. Zwischen der Tertiärisierung der Volkswirtschaften der größten Gastund Herkunftsländer und dem Strukturwandel der Direktinvestitionen klafft allerdings eine zeitliche Lücke; in den meisten Ländern waren Direktinvestitionen im tertiären Sektor aus strategischen, politischen oder kulturellen Gründen verboten. Erst mit den stattgefundenen Liberalisierungen konnten die Direktinvestitionen den Tertiärisierungsvorsprung der nationalen Volkswirtschaften aufholen. Banken und Finanzdienstleistungen wurden als 127 Hierunter zählen Dienstleistungen, bei denen der Kontakt zwischen Produzent und Konsument am Standort des Produzenten stattfindet (z.B. im Vertrieb des Groß- und Einzelhandel); dies gilt ebenso wenn der Produzent eine große räumliche Entfernung zum Konsumenten überwinden muß (z.B. Transportsektor). Vgl. Stehn (1992), S. 119. 128 Vgl. United Nations (1993), S. 61. 129 Lt. Jungnickel (1991), S. 59, wird der Zuwachs der Dienstleistungsinvestitionen überschätzt, da die meisten multinationalen Unternehmen der Industrie sich mittlerweilen als Holdinggesellschaften organisieren. 130 Zahlen über die sektorale Verteilung der Direktinvestitionsbestände der Welt als Ganzes und deren Entwicklung im Zeitverlauf liegen nur bis zum Jahre 1990 vor; nach der Statistik des Investitionsobjektes im Ausland lag der Anteil der Dienstleistungen an den deutschen Direktinvestitionen 1995 bei 61%, vgl. Punkt 3.1.5.2. erste Branchen von den Liberalisierungsmaßnahmen betroffen. Ebenso konnten die mit Außenhandel in Verbindung stehenden Direktinvestitionen durch die Expansion des Welthandels an Gewicht gewinnen. Das anteilsmäßige Wachstum der Dienstleistungsdirektinvestitionen tut jedoch dem unverminderten absoluten Wachstum des sekundären Sektors keinen Abbruch. Dabei zeigt sich, daß sich die Anlagen international weiterhin auf relativ wenige wachstumsstarke Sektoren konzentrieren, in denen die Unternehmen ihre firmenspezifische Wettbewerbsfähigkeit häufig durch Direktinvestitionen entwickeln und verbessern können131. Diese sog. ‘cross investments’ finden in den industriellen Sektoren Chemie, Elektronik, Maschinenbau, Fahrzeugbau sowie in der Nahrungsmittelindustrie statt. Insgesamt wuchsen im verarbeitenden Gewerbe die Bestände im Ausland sowie im Inland in der zweiten Hälfte stark an. Zudem hatte der sekundäre Sektor in der ersten Hälfte der neunziger Jahre noch immer den größten Anteil am Investitionsbestand in den wichtigsten Entwicklungsländern132. Ausnahmen bilden einige Länder der westlichen Hemisphäre133 mit einem sehr hohen Anteil an tertiären Direktinvestitionen. Hierbei handelt es sich um Steueroasen, die als offshorebanking-Zentralen von den Industrieländer genützt werden. Deutlich nahm der Anteil der Rohstoffinvestitionen ab134. Sie hängen stark von den Entwicklungen auf den Weltrohstoffmärkten und von neuen Fundstellen ab 135 und werden bei steigenden Preisen vermehrt getätigt. Weltweit sank der Anteil der Industrieländer am Gesamtbestand der primären Direktinvestitionen von 1970 22,7% auf 11,2% im Jahre 1990. Traditionell stand bei Direktinvestitionen die Neuansiedlung auf der grünen Wiese im Vordergrund. Die Zielländer bevorzugen solche Direktinvestitionen, da sie explizit mit einem Anstieg des Kapitalstocks verbunden sind136 und dadurch mehr Wachstums- oder Beschäftigungswirkungen erzielt werden können. Seit den achtziger Jahren ist jedoch eine große Bedeutungszunahme von grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen (z.B. Joint ventures oder 131 Vgl. hierzu Punkt 2.2 bis 2.5. 132 Vgl. United Nations (1993), S. 61. 133 Z.B. Bahamas, Bermuda, Kaimaninseln, NL-Antillen, vgl. Zelgert (1993), S. 31. 134 Vgl. hierzu auch Punkt 2.3.3. 135 So investierten britische Unternehmen in den achtziger Jahren, aufgrund von Ölfunden in der Nordsee zu über einem Viertel im primären Sektor, vgl. Krägenau (1995), S. 75. 136 Vgl. Sherman (1996), S. 9. strategischen Allianzen) und vor allem von Unternehmensübernahmen zu beobachten137. Angesichts der enormen Kosten für die Schaffung eigener Absatzstrukturen sowie des Aufbaus eigener Logistik-, Fertigungs- und F&EKapazitäten auf den einzelnen Märkten auf der ganzen Welt, wird dem Erwerb bereits bestehender strategischer Unternehmensteile und -fähigkeiten eine wachsende Wichtigkeit beigemessen. Infolge des raschen Marktzutritts spart der Käufer Zeit und minimiert das Risiko. Auch kann durch die Übernahme einer ausländischen Unternehmung die Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden. Technologietransfers und die Ausschaltung eines potentiellen Konkurrenten sind hier als Gründe zu nennen138 Die Welle der Privatisierungen von ehemals staatlichen Unternehmen, im Zuge der Haushaltskonsolidierungen und Öffnung neuer Märkte für den Wettbewerb (vor allem der osteuropäischen Transformationsländer), hat zu dieser Tendenz, zusätzlich beigetragen 139. Neue technologische Produktionsverfahren (lean production) und Organisationsformen (lean management, Netzwerke) hatten fallende Kosten, steigende Durchschnitts-, aber rückläufige Grenzproduktivitäten der Arbeit zur Folge, die wiederum zu Überkapazitäten und Entlassungen (downsizing) führten140. Der Wert der Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions bzw. M&As) war 1995 doppelt so hoch wie 1988. Dabei hat Westeuropa den höchsten Anteil der M&As aller Regionen, mit ca. 40% intraeuropäischen Anteil. In der Einzellandbetrachtung wiesen die USA 1995 die meisten Käufe und Verkäufe auf. Das in der Vergangenheit geringe Engagement japanischer Unternehmen, sie bevorzugten die Neuerrichtung ihrer sog. trans plants, ist seit 1991 um das Vierfache gestiegen. Trotzdem war dies weniger als ein Zehntel des Aufkommens europäischer und amerikanischer Unternehmen. Die Entwicklungsländer sind in diesen Prozeß, bis auf einige Ausnahmen 141, nicht bedeutend involviert. In der sektoralen Betrachtungsweise läßt sich eine weltweite Konzentration feststellen; am übernahmefreudigsten sind der Dienstleistungssektor (vor allem 137 Vgl. Schultz (1995), S. 14. 138 Vgl. Jungnickel (1991), S. 54, oder Punkt 2.2. 139 Vgl. Sherman (1996), S. 10. 140 Desweiteren sind neue Finanzierungsmöglichkeiten zu nennen, z.B. sog. junk-bonds oder leverage buy outs. Vgl. Ernst / Hilpert (1990), S. 108. 141 Zu nennen ist hier z.B. der Verkauf der britischen Midland Bank an die Hongkong Bank für 7,2 Milliarden US-$, vgl. United Nations (1996), S. 13. Finanzdienstleistungen, Luftfahrt und Telekommunikation 142), die chemische und pharmazeutische Industrie sowie die Öl- und Gasgesellschaften des primären Sektors. Der Dienstleistungssektor profitierte dabei vor allem von den Liberalisierungen im Kapitalverkehr und den Privatisierungen staatlicher Monopole. Die Energiegesellschaften hoffen auf Kostenminimierungen, während im Chemischen Sektor vor allem Synergieeffekte und Marktzutritte erwartet werden. 3.1.5 Die Stellung Deutschlands als Herkunftsland von Direktinvestitionen Die deutsche Wirtschaft ist und bleibt in hohem Maße in die internationale Arbeitsteilung eingebunden und somit vom Geschehen auf den Weltmärkten abhängig. Ob und in welchem Maße die deutschen Unternehmen an wichtigen oder wachsenden Märkten partizipieren und sich bietende Chancen wahrnehmen, kann nicht nur durch die Analyse der Handelsströme ermittelt werden. Vielmehr sind auch die grenzüberschreitenden Investitionen in Vertriebs-, Dienstleistungs- und Produktionseinrichtungen in die Betrachtung einzubeziehen. Durch sie kann es dem Standort Deutschland ermöglicht werden neue Märkte zu erschließen bzw. bestehende Märkte zu erweitern oder durch global sourcing die jeweils günstigsten Produktionsstandorte zu besetzen. Im folgenden wird daher die Entwicklung der deutschen Direktinvestitionen im Ausland unter den Gesichtspunkten Volumen, regionale Verteilung, sektorale Struktur sowie der regional-sektoralen Struktur untersucht. 3.1.5.1 Die intertemporale Entwicklung In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einschneidenden Änderungen in den deutschen Außenwirtschaftsbeziehungen. Frühe Beeinflussungen waren z.B. die Aussetzung des Systems der festen Wechselkurse, die Ölpreisschocks oder auch das Aufkommen von Schwellenund Entwicklungsländer als Konkurrenten auf dem Weltmarkt. In den späten 142 Hauptsächlich durch die Privatisierung ehemals staatlicher Unternehmen. achtziger und frühen neunziger Jahren folgten die Implementierung des EGBinnenmarktprogramms, Liberalisierungen und eine wachsende globalisierte Ausrichtung deutscher Unternehmen, durch härter werdenden Wettbewerb. Durch die permanenten Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen verlief die Entwicklung der Auslandstätigkeit der deutschen Unternehmen nicht geradlinig. Vielmehr kann sie als “das ständige Bestreben nach Anpassung an die sich veränderte Weltwirtschaft gedeutet werden“143. Kriegsbedingt wies die Bundesrepublik Direktinvestitionsbestände von nahezu Null auf. Da die Bestände und Ströme aus diesem Grund bis 1970 überdurchschnittlich stark anwuchsen, soll erst auf die Entwicklung nach 1975 eingegangen werden144. Der Bestand an Direktinvestitionen hat sich seit 1976 (49.081 Mio. DM) um das 7,7fache erhöht und betrug 1995 375.819 Mio. DM. Die Kapitalanlagen deutscher Unternehmen wuchsen dabei mit einer jahresdurchschnittlichen Rate von 15,1% in diesem Zeitraum. Aus Abb. 5 ist ersichtlich, daß das Wachstum unterschiedlich stark war. Boomphasen waren vor allem die späten achtziger Jahre, sowie die Jahre 1994/95. So waren die ins Ausland transferierten Werte von 1995 mit knapp 50 Mill. DM 14mal höher als die des Jahres 1976. Zudem macht Abb. 5 deutlich, daß die jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten der Kapitalabflüsse im betrachteten Zeitraum fast immer über den Werten der Exportsteigerungen lagen. Der hohe Wert der Direktinvestitionen für 1976-80 erklärt sich vor allem aus einem relativen Internationalisierungsnachholbedarf der deutschen Unternehmer (vor allem gegenüber Großbritannien und den USA) sowie aus inflationären Tendenzen infolge der Ölpreiserhöhungen. Durch ein Umleiten der Direktinvestitionen ins wiedervereinigte Ostdeutschland und einer abflauenden Konjunktur waren die Wachstumsraten der Kapitalabflüsse von 1990-93 rückläufig. Abb. 5: Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten Direktinvestitionsströme und Exporte (in %). der deutschen 143 Schreyger (1994), S. 60. 144 In der Literatur werden die Wachstumsphasen der Direktinvestitionen von 1952-61 Liberalisierungsphase und von 1962-70 Wachstumsphase genannt, vgl. Schreyger (1994), S. 66f. 70 60 50 40 30 20 10 0 -10 1976-80 Exporte 1980-85 1985-90 1990-93 1994-1995 Direktinvestitionsströme Quelle: Deutsche Bundesbank, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen 3.1.5.2 Regionale Verteilung, Sektorenstruktur und regional-sektorale Verteilung Etwa 86% des deutschen Unternehmervermögens im Ausland befand sich 1995 in industrialisierten Volkswirtschaften. Innerhalb dieser Ländergruppe hat sich der Anlageschwerpunkt innerhalb von 15 Jahren zugunsten der in den EULändern angelegten Auslandsinvestitionen um knapp 17 Prozentpunkte auf 55% gesteigert. Die Tatsache, daß die deutschen Direktinvestitionen in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in dieser Region weiter anstiegen, deutet auf einen längerfristigen Trend hin, der nicht nur durch die Vorbereitung auf den europäischen Binnenmarkt verursacht ist. Die wichtigsten Zielländer waren Großbritannien, Frankreich und Belgien145. Die etablierten engen Kapitalbindungen mit Frankreich mußten Anteilsverluste von 2,2% hinnehmen, während Belgien und vor allem Großbritannien hinzugewinnen konnten. Bei der Einzellandbetrachtung nimmt die USA den ersten Platz als Zielland deutscher Direktinvestitionen ein. Sein Anteil schwankt über die Jahre von einem Viertel bis zu knapp einem Fünftel im Jahr 1995. Japan hat zwar erhebliche Steigerungsraten aufzuweisen, von einem niedrigen Niveau ausgehend, bleibt der Anteil 1995 mit 2% relativ moderat. Für diese Zurückhaltung verantwortlich sind u.a. strukturelle Faktoren, die in der Andersartigkeit dieses fernöstlichen Landes verankert sind; z.B: Schwierigkeiten bei Firmenaquisitionen durch Ausländer sowie kulturell andersartige Geschäftspraktiken 146. 145 In Belgien wird traditionell umfangreich in Finanzierungsgesellschaften investiert, vgl. Wilhelm (1996), S. 28. 146 Vgl. Halbach (1994), S. 19. Tab. 4: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach Zielregionen (in % des Gesamtbestandes) Industrieländer Europäische Union - Belgien - Frankreich - Großbritannien - Niederlande - Spanien Japan USA a Entwicklungsländer b Afrika Lateinamerika Asien und Ozeanien c Reformländer a 1980 77,2 38,4 3,7 10,3 3,9 5,6 3,6 1,2 21,6 15,1 1,2 12,0 2,0 0,1 b 1990 90,5 49,3 6,6 9,3 7,7 6,5 5,7 2,0 23,7 8,5 0,3 6,0 2,3 0,3 1995 86,4 55,3 7,5 8,1 9,9 6,7 3,4 2,0 21,5 10,2 0,3 6,4 2,8 3,3 c Ohne Opec-Staaten, ohne Südafrika - Ohne Südafrika - Mittel- und osteuropäische Länder, China Quelle: Deutsche Bundesbank, Krägenau (1996), eigene Berechnungen. Aus Tab 4 geht zudem hervor, daß als Folge des gestiegenen Anteils der Industrieländer, die Bedeutung der Entwicklungsländer am Anteil der deutschen Direktinvestitionen in den achtziger Jahren kontinuierlich gesunken ist. In den siebziger Jahren war noch rund ein Viertel des deutschen Unternehmervermögens in Entwicklungsländern angelegt 147, 1980 waren es nur noch 15%. Der Wert sank bis 1990 auf 8% um dann nochmal auf 10% bis 1995 anzusteigen. Da die Gruppe der Entwicklungsländer sehr heterogen ist, kommt es allerdings zu erheblichen Unterschieden in der Verteilung. Die traditionelle Konzentration auf die Länder der westlichen Hemisphäre hat sich in den achtziger Jahren abgeschwächt. Makroökonomische und politische Instabilitäten führten zu einem kräftigen Anteilsverlust von 5,6%. Bevorzugte Länder dieser Region sind Brasilien (50% der Gesamtbestände dieser Region), Mexiko und Argentinien. Die Ländergruppe Asien und Ozeanien konnte ihre Bedeutung für deutsches Produktivkapital steigern. Durch das niedrige Ausgangsniveau hatte sie allerdings mit einem 3%igen Anteil, als Zielland für 147 Vgl. Wilhelm (1996), S. 28. deutsche Direktinvestitionen, im Gegensatz zu anderen Ländern 148, eine nur geringe Bedeutung. Hier vereinigten die Stadtstaaten Honkong und Singapur die Hälfte der Einflüsse an Direktinvestitionen nach Asien (ohne China) auf sich. Afrika bleibt als Kapitalempfänger aus deutscher Sicht weiterhin mit 0,3% aller, und 3% der in die Entwicklungsländer geflossen Kapitalströme, unbedeutend149. Das herausragende Land dieser Region ist Südafrika, das 1995 7,3% der Bestände aller Entwicklungsländer auf sich vereinigte. Beachtliche Zuwächse konnten die Reformländer verzeichnen. Insbesondere die Tschechische Republik, Ungarn und Polen (1995 zusammen 71% aller Bestände der Reformstaaten150) rückten zunehmend in das Interesse deutscher Investoren. Das hohe Ausbildungsniveau in Verbindung mit niedrigen Arbeitskosten sowie die räumliche Nähe zu Westeuropa legt die Nutzung der Reformstaaten als Exportbasis nahe. Überdies ist der osteuropäische Markt selbst ein riesiges Absatzgebiet. Die Branchenstruktur der deutschen Auslandsinvestitionen folgt über einen langen Zeitraum gesehen einem Muster, das auch für die Binnenwirtschaft kennzeichnend ist. Anleger aus dem Dienstleistungsbereich, insbesondere Beteiligungsgesellschaften, Kreditinstitute und Versicherungsgesellschaften haben demnach ganz wesentlich zum Wachstum des Unternehemenvermögens im Ausland beigetragen. Das Auslandsengagement des verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus wies im Gegensatz dazu ab Mitte der achtziger Jahre, gemessen an der Gesamtentwicklung, vorwiegend unterdurchschnittliche Zuwachsraten auf. Aus Tab.5 ist zu entnehmen, daß der Dienstleistungssektor 1995 den größten Anteil der deutschen Direktinvestitionen (nach dem Investor) mit insgesamt 48,5% stellt. Allerdings werden heute zur Finanzierung und Realisierung häufig Beteiligungsgesellschaften, die als Zentralen für Organisation und Verwaltung fungieren, zwischengeschaltet. Ende 1995 wiesen sie einen Anteil von 30% am Gesamtbestand auf. Die Schwerpunkte dieser Gesellschaften liegen in der Industrie, so daß, grob gerechnet, die Bereiche verarbeitendes Gewerbe und 148 Asien nimmt bei den USA oder Japan regelmäßig Spitzenpositionen als Zielregion für Direktinvestitionen ein. 149 „Wirtschaftliche Unordnung“ ist der Grund, daß Afrika auch global als Zielland für Direktinvestitionen relativ unbeachtet bleibt; vgl. Halbach (1993), S. 21. 150 Die Stromgröße für das Jahr 1993 lag bei knapp 10%, vgl. Halbach (1994), S. 18. Beteiligungsgesellschaften zusammen betrachtet werden können151; durch die 250%ige Steigerung der Beteiligungsgesellschaften seit 1980 wird es demnach zunehmend schwieriger eine sachgerechte Zuordnung der Direktinvestitionen zu erstellen. Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, daß die Industrieunternehmen nach wie vor zu den wichtigsten Investoren gehören. Dabei zeigen sich die gleichen Strukturen wie im deutschen Export 152; langfristige Schwerpunkte sind die Chemische Industrie, der Straßenfahrzeugbau, die Elektrotechnik und der Maschinenbau. Die Daten der Zahlunsbilanzstatistiken zeigen, daß die Direktinvestitionen in jeweils anderen Branchen (cross investments) stark zugenommen haben 153. Auf die Anlageobjekte im industriellen Bereich entfielen hier rund 38%, deren Empfänger vornehmlich in Industrieländern angesiedelt waren. Die wichtigsten Zielindustrien waren, mit seit 1980 abnehmenden Anteil, die Chemie, die Elektrotechnik, der Straßenfahrzeugbau und der Maschinenbau. Die größten Posten der Dienstleistungsinvestitionen sind der Handel und Vertrieb 154; diese Einrichtungen dienen hauptsächlich als Vertriebsstätten im Ausland zur Stützung des Exports155. Im verarbeitenden Gewerbe beträgt der Anteil der Direktinvestitionen in Vertriebseinrichtungen im Durchschnitt ein Fünftel, im Maschinenbau ist es sogar ein Drittel156. Neben Handels-, Versicherungsunternehmen und Kreditinstituten sind Finanzierungsinstitutionen zunehmend Empfänger deutscher Auslandsinvestitionen. 1995 betrug der Anteil 14,5% wobei 42% dieses investierten Unternehmensvermögens in Belgien angelegt ist157. Tab. 5: Bestand deutscher Direktinvestitionen nach dem deutschen Investor und dem ausländischen Investitionsobjekt (in % der Gesamtbestände) 151 Vgl.- Hummel et al. (1996), S. 137. 152 Vgl. Punkt 3.2.2.3. 153 Vgl. hierzu, sowie zu den Auswirkungen auf das Anlage- und Herkunftsland, Wilkens / Hackenbruch (1988), S. 521ff. 154 Der große Anteil im Jahre 1980 erklärt sich aus der Exportlastigkeit zu dieser Zeit, welche Vertriebs- und Serviceinrichtungen in großer Zahl benötigte (besonders im qualitativ höherwertigen Marktsegment). 155 Vgl. hierzu Punkt 2.3.3. 156 Vgl. Wilhelm (1996), S. 30, bzw. Punkt 4.3.4. 157 Die Attraktivität dieses Standortes ergibt sich aus seiner gewinnunabhängigen Besteuerung, welche viele international ausgerichtete Konzerne nutzen, vgl. Hummel et al. (1996), S. 139. Investor Wirtschaftszweig 1980 1995 Energie, Bergbau Verarbeitendes Gewerbe - Chemische Industrie - Straßenfahrzeugbau - Elektrotechnik - Maschinenbau Handel Kreditgewerbe Beteiligungsgesellschaften Finanzierungsinstitutionen Versicherungsgewerbe Übrige 3,7 60,0 19,6 9,8 10,4 6,3 4,5 7,1 12,0 0,2 3,1 9,6 1,1 44,1 15,3 8,0 7,0 5,1 3,3 11,2 30,1 0,1 3,9 6,3 Investitionsobjekt 1980 1995 3,9 47,6 17,7 7,0 7,2 4,3 19,8 5,3 1,9 2,1 19,4 1,2 38,2 13,2 6,3 4,1 3,8 16,1 10,1 5,7 14,5 5,7 8,5 Quelle: Deutsche Bundesbank, Krägenau (1996), eigene Berechnungen. Bei der regional-sektoralen Betrachtung fällt auf, daß die bevorzugten Standorte der Chemie vor allem in den EU-Partnerländern und in den flächenund rohstoffreichen Ländern USA und Japan liegen 158. Die stark exportabhängigen Sektoren Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Elektrotechnik müssen vor allem marktnahe Direktinvestitionen vornehmen. Unterschiedliche technische Normen, die Förderung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens sowie local content Auflagen159 machen hier die Produktion vor Ort notwendig160. Zudem haben die Unternehmen mehr Chancen an öffentlichen Aufträgen beteiligt zu werden, wenn sie vor Ort präsent sind. Insgesamt sind horizontale Kapitalbeziehungen typisch, d.h. der Investor und das Investitionsobjekt sind dem gleichen Wirtschaftszweig zuzuordnen. Nur im Straßenfahrzeugbau wurde das angelegte Vermögen durch zusätzliches Kapital aus den Sektoren Elektrotechnik und Maschinenbau ergänzt 161. 158 Vgl. Punkt 4.3.1. 159 Dies gilt im Besonderen für die Zulieferindustrie der Automobilbranche. 160 Vgl. Hummel (1996), S. 139, bzw. Punkt 4.3.2-4.3.4. 161 Denkbare Gründe könnten hierfür Organisationsformen betrieblicher Art, wie outsourcing oder just in time Produktion sein, die eine Beteiligung von Zulieferindustrien notwendig machen. 3.1.6 Einige Kennzeichen der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland Aus Abb. 6 ist ersichtlich, daß sich seit 1980 deutsche Investoren stärker im Ausland engagieren als dies in umgekehrter Richtung der Fall ist, d.h. Deutschland wurde in diesem Jahr zum Nettokapitalgeberland. Dabei wurde diese Entwicklung sowohl von der ausländischen, als auch von deutschen Seite geprägt. Abb. 6: Saldo der Direktinvestitionsbestände in Deutschland (Mrd. DM) 400000 300000 200000 100000 0 -100000 -200000 in Deutschland aus Deutschland Saldo Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen. Abb. 6 zeigt zudem, daß die deutschen Bestände in den achtziger Jahren stark gestiegen sind, während die ausländische Investitionstätigkeit in Deutschland an Intensität verloren hat, der Saldo wurde negativ. 1985 wurde mit 16,6% die höchste Zuwachsrate des ausländischen Unternehmensvermögens in Deutschland erreicht, so daß sich das Negativsaldo etwas abschwächte. Die verstärkte deutsche Direktinvestitionstätigkeit im Anschluß vergrößerte jedoch das Aktivsaldo kontinuierlich bis 1995. Zu einem sprunghaften Anschwellen des Kapitalstromes162 kam es 1990 und 1991, welcher wohl in Erwartung der 162 Mit Wachstumsraten von 14 bzw. 12%. ansteigenden Binnennachfrage in Folge der deutschen Wiedervereinigung ausgelöst wurde. In den beiden folgenden Jahren verlangsamte sich das Wachstumstempo wiederum Die Statistiken lassen mit Wachstumsraten von rund 7% 1994 und 1995 jedoch eine Revitalisierung der ausländischen Direktinvestitionen erkennen. Trotzdem belief sich der 1995 erreichte Rekordnegativsaldo auf 143.479 Mio. DM. Wie nicht anders zu vermuten war stammt das investierte Kapital zu 97% aus den Industrieländern. Auffällig ist jedoch die starke regionale Konzentration der Herkunftsländer. Zum Jahresende 1995 belief sich der Anteil der sechs wichtigsten Kapitalgeberländer, USA (25%), Niederlande (21%), Schweiz (12%), Frankreich (9%), Japan (7%) sowie Großbritannien (6%) am gesamten Bestand auf rund 80%. Der bedeutendste Anteil war 1995 mit 42% im verarbeitenden Gewerbe angelegt. Es ist zu beachten, daß seit 1991 nicht nur das relative Gewicht der Analgen in diesem Sektor sinkt, sondern auch ihr Absolutwert 163. Die wichtigsten Zielbranchen innerhalb dieses Sektors waren die Chemische Industrie, die Maschinenbauindustrie, der Fahrzeugbau und das Ernährungsgewerbe. Insgesamt ist festzustellen, daß der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland etwas gleichmäßiger verteilt ist als die deutsche Gegenposition. Gemäß dem hohen Einkommensniveau in der Bundesrepublik sowie der Marktgröße haben absatzfördernde Investitionen eine herausragende Bedeutung164; 1995 entfielen rund 23% des in deutschen Unternehmen angelegten Auslandsvermögens auf Handelsund Vertriebseinrichtungen. Kreditinstitute und Versicherungen lagen anteilsmäßig bei 8 bzw. 3%. Die größten Verschiebungen ergaben sich für die Dienstleistungsunternehmen, wobei die Ursache in der Expansion der Beteiligungsgesellschaften zu finden ist. Deren Anteil stieg seit 1989 um 9 Prozentpunkte auf 13% im Jahre 1995. 163 Vgl. Wilhelm (1996), S. 34. 164 Vgl. Hummel (1996), S. 152. 3.1.7 Die Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan Im folgenden soll, um genauere Einblicke in die Direktinvestitionstätigkeiten der drei untersuchten Länder zu vermitteln, eine vergleichende Betrachtung der Investitionstätigkeiten sowie der Kapitalverflechtung untereinander, erfolgen. 3.1.7.1 Die Entwicklung der Direktinvestitionstätigkeiten - Ein Indizesvergleich Ein Vergleich absoluter Zahlen und Wachstumsraten ist oftmals nur begrenzt aussagefähig, da die unterschiedlichen ökonomischen Grundtatbestände der Länder unberücksichtigt bleiben. Aus diesem Grund soll zunächst ein Vergleich repräsentativer investitionsbezogener Kennziffern erfolgen. Abb. 7 zeigt die Änderung der Direktinvestitionsbestände in Prozent des Bruttoinlandsproduktes (Direktinvestitionsquote). Es stellt sich heraus, daß während der siebziger Jahre die internationale Ausrichtung der amerikanischen Unternehmen am größten war. Infolge der „Reagonomics“165 zu Beginn der achtziger Jahre sank der Investitionsvorsprung gegenüber Deutschland und Japan. Seit dieser Phase kam es jedoch zu einem kontinuierlichen Anstieg des Wertes. Abb. 7: Bestandsänderungen der Direktinvestitionen im Ausland in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 165 Gemeint ist die Nationalisierung der amerikanischen Wirtschaft durch die Wirtschaftspolitik unter der Reagan-Administration. 20 15 10 5 0 1970-75 Deutschland 1975-80 USA 1980-86 Japan 1986-90 1990-95 Quelle: IMFa,b, eigene Berechnungen. Der deutsche Wert, der in der ersten Hälfte der siebziger Jahre noch auf 60%igen Niveau des US-Wertes lag, weist im Zeitverlauf einen eindeutigen Aufwärtstrend auf. In den Phasen 1980-85 und 1990-1994 waren die deutschen Direktinvestitionsaufwendungen gemessen am Inlandsprodukt sogar die höchsten aller drei Länder. Anfang der achtziger Jahre lag er mit 0,7 mehr als 100% über dem der Vereinigten Staaten (0,3). Insgesamt hat sich der deutsche Wert im 24jährigen Beobachtungszeitraum von 0,5 auf 1,1 mehr als verdoppelt. Der hohe Wert Japans von 1970-75 wurde durch die erste Liberaliserung des japanischen Kapitalverkehrs und einen gewissen Internationalisierungnachholbedarf japanischer Unternehmer ausgelöst. Der niedrige Wert Japans von 1976-80 erklärt sich durch den in der vorangegangenen Phase stattgefundenen starken Internationalisierungsschub166. Während Japan bereits in der ersten Hälfte der achtziger Jahre wieder einen Anstieg seiner Direktinvestitionstätigkeit verzeichnete, wurde von 1985-90 ein Volumen pro Inlandsprodukt gemessen, welches das der beiden anderen Länder um das zweieinhalbfache überstieg. Getragen wurde dieser Anstieg auf 1,8 von der starken Yen-Aufwertung um fast 90% in den Jahren 1985-88167. Daß dieser Trend gebrochen zu sein scheint, zeigt, daß in der nächsten Periode Japan mit einem Wert von 0,7 den insgesamt den Niedrigsten hatte. Über den gesamten Zeitraum gesehen wies 166 Durchschnittswert 1970-75: 0,58, vgl. Zelgert (1993), S. 42. 167 Vgl. hierzu Punkt 2.4.2. Japan mit 0,8 den durchschnittlich höchsten Anteil der Direktinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt auf, gefolgt von Deutschland und den USA mit je 0,7. Betrachtet man die Direktinvestitionen anteilig zu den Exportwerten, ist es zumindest anäherungsweise möglich, in wieweit die international tätigen Unternehmen eines Landes es präferieren, die ausländischen Märkte durch Produktion im jeweiligen Absatzgebiet oder durch Export zu versorgen 168. Abb. 8: Direktinvestitionen in Prozent des Exportwertes 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 1976-80 BRD 1980-85 USA 1986-90 Japan 1990-94 Quelle: IMFb, eigene Berechnungen. Abb. 8 macht die wesentlich stärkere Exportorientiertheit der japanischen und deutschen Wirtschaft bis zur Mitte der achtziger Jahre deutlich. Die zweite Hälfte der achtziger Jahre zeigt dann, daß u.a. Japans Befürchtungen eines zunehmenden Protektionismus seitens der EG und der USA die Auslandspräsenz japanischer Unternehmen deutlich hat ansteigen lassen. Die Periode von 1990-95 ist geprägt von der nachlassenden Direktinvestitionstätigkeit der japanischen Wirtschaft169 und den kontinuierlich ansteigenden Raten Deutschlands und der USA. 168 Andererseits kann die Absatzförderung im Inland ebenso ein Motiv für eine Direktinvestition sein, vgl. Zelgert (1993), S. 46. 169 1993 fiel Japan auf den fünften Platz der größten Direktinvestitionsgeberländer, vgl. United Nations (1996), S. 46. 3.1.7.2 Die Verflechtung der Direktinvestitionsbestände In Tab. 9 ist der Bestand der geleisteten Direktinvestitionen in den Zeilen zu entnehmen, empfangene sind in den Spalten ausgewiesen. Der Austausch von Realkapital der untersuchten Länder hat sich in den achtziger Jahren stark ausgeweitet. Die Summe der untereinander geleisteten und empfangenen Direktinvestitionen wuchs von 82.736 Mrd. US-$ im Jahr 1982 um rund 470% auf 474.474 Mrd. US-$ im Jahre 1993. Tab. 9: Kapitalverflechtung Deutschlands mit den USA und Japan Herkunftsland Deutschland USA Japan Summe Deutschland USA Japan Summe Empfängerland Deutschland USA 1983 10360 13583 1283 10178 14866 20538 1993 40712 33783 8817 112990 42600 153702 Japan Summe 518 5446 5964 10878 19029 11461 82736 4105 36830 40935 44817 70613 121807 474474 Quelle: Köddermann (1996), eigene Berechnungen. Neben der Intensität der Kapitalverflechtung hat sich auch das relative Gewicht der einzelnen Länder verändert. Der Anteil Deutschlands an den empfangenen Direktinvestitionen blieb im betrachteten Zeitraum konstant, während es bei der Stellung als Herkunftsland Einbußen hinnehmen mußte. Die USA blieb wichtigstes Empfängerland und konnte diese Position sogar noch ausbauen. Als Investoren sind die USA in den neunziger Jahren lange nicht mehr so dominant, wie zu Beginn der achtziger Jahre. Die Kapitalverflechtung Japans mit den beiden anderen Ländern war , ablesbar an geringen Direktinvestitionsbeständen im In- und Ausland, am Anfang des Beobachtungszeitraum gering. Während Japan 1983 nur 27% Anteil an den Direktinvestitionen im Ausland verbuchen konnte, lag der entsprechende Wert 1993 bereits bei 51%. Auf der anderen Seite bleibt Japan als Zielland für Direktinvestitionen unbedeutend170. 3.2 Entwicklung des Außenhandels Die internationale wirtschaftliche Verflechtung durch den Außenhandel hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die fortschreitende internationale Integration wurde durch zwei größere Ursachenkomplexe möglich 171. Zum einen haben technische, soziale und kulturelle Veränderungen den wirtschaftlichen Abstand zwischen den einzelnen Ländern schrumpfen lassen. Hierunter zählen die starke Kostenreduzierung im Transportwesen sowie Fortschritte in der Telematik- und Kommunikationstechnologie. Aufgrund dessen ergab sich wiederum eine intensive Vernetzung der Finanzmärkte und daher eine Erweiterung des Wissens über potentiell gewinnbringende internationale Geschäfte. Die modulare Produktionsweise machte eine relativ leichte Auslagerung von Produktionsschritten möglich und verursachte damit einen wachsenden Anteil von Vorprodukten und Halbwaren am Welthandel. Dies hatte eine volumenmäßige Zunahme sowie eine Zunahme dieser Güter an den Transfers zwischen Teilen desselben Unternehmens zur Folge. Eine wachsende Nivellierung des Einkommensniveaus, der an der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung beteiligten Länder, löste eine Angleichung der Verbraucherpräferenzen aus, d.h. es ist heute möglich, die Märkte verschiedenster Kulturen mit demselben Produkt zu versorgen. Auf der anderen Seite sind viele Ursachen, die traditionell für die Behinderung grenzüberschreitender Transaktionen verantwortlich waren, abgebaut. Die multilateralen Verhandlungen im Rahmen des GATT, insbesondere die Kennedy Runde der sechziger Jahre, die Tokio Runde der siebziger Jahre und die zuletzt stattgefundene Uruguay Runde haben zu einem umfassenden Abbau der Handelshemmnisse geführt und die Ergebnisse auch auf viele Dienstleistungen ausgedehnt172. 170 Zu den Ursachen vgl. Marston (1993). 171 Vgl. Sherman (1996), S. 3ff. 172 Vgl. Sherman (1996), S. 3. 3.2.1 Historische und neuere Entwicklungstendenzen im Welthandel Bereits aus der Antike sind zahlreiche Handelsbeziehungen bekannt, wie etwa zwischen Europa und China über die berühmte Seidenstraße. Im Gegensatz zu der sich anschließenden Kolonialphase, zwischen dem Ende des 15. und der Mitte des 20. Jahrhunderts, waren hierbei der Handelsgegenstand und die Handelspartner selektiv und freiwillig. Während des kolonialen 173 Dreieckshandels wurden den Kolonien die Interessen der Kolonialmächte aufgenötigt, und die Handelsbeziehungen standen daher oftmals unter Zwang. Ganz allgemein bedeutete das anbrechende Industriezeitalter einen Umbruch im Welthandelssystem. Die Industrialisierung brachte eine zunehmende Arbeitsteilung und Innovationen, wie Dampfschiff oder Telegraph, mit sich. Dadurch kam es zu einer Ausdehnung des Volumens, einer Richtungsänderung der Warenströme und zu einer Modifizierung der Warenstruktur. Die Boomzeiten verschiedener Produkte änderten sich entsprechend der jeweiligen Nachfragestruktur; z.B. lösten Rohstoffe (in der Frühzeit der industriellen Revolution) Agrarprodukte (z.B. Gewürze im Mittelalter) ab, und diese wurden wiederum von Halb- und Fertigwaren (Massenproduktion) ersetzt. Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte eine zügige Entkolonialisierung und einen grundsätzlich freien, aber durch mannigfaltige wirtschaftliche und politische Interessen in großen Teilen jedoch protektionistischen Welthandel. Das enorme Anwachsen der Handelsströme wurde jedoch erst durch die Implementierung der heutigen Welthandels- und Weltwirtschaftsordnung möglich. Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die nach dem zweiten Weltkrieg zur Regelung und Gestaltung der internationalen Handels- und Finanzbeziehungen gegründeten internationalen Organisationen. Dazu gehören das damalige allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) und die heutige World Trade Organisation (WTO), der Internationale 173 Sklaven aus Afrika, Rohstoffe aus Amerika sowie Fertigwaren aus Europa, vgl. Ritter (1994), S. 133. Währungsfond (IWF) oder die Handels- und Entwicklungsorganisationen der Vereinten Nationen (UNCTAD)174. 3.2.1.1 Volumen und Regionalstruktur Durch die Überwindung der überwiegend protektionistischen Politiken der am Welthandel beteiligten Nationen, stieg das Volumen des Außenhandels nach dem Zweiten Weltkrieg stark an. Von 1960 bis 1994 betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Weltaußenhandelsvolumens ca. 6%, verglichen mit ca. 4% für die Gesamtproduktion. Dies bedeutet, 10% Wachstum des Outputs war mit einem 16 prozentigen Wachstum des Außenhandels verbunden. Während diesen 45 Jahren hat sich die Weltproduktion verfünffacht, der Welthandel stieg um das 14-fache an175. Das Exportvolumen von 1995 entspricht dem 83-fachen Wert des Volumens von 1950 und überschritt 1995 erstmals die Schwelle von 5 Billionen US-$176. Für die Welthandelsorganisation ist „the rising ratio of world trade to world output the centerpiece of evidence on the pace of global integration and growing interdependence among countries“177. Die kontinuierliche Aufwertsentwicklung dieses Trends, mit Ausnahme der ersten Hälfte der achtziger Jahre, wird in Tab. 7 sichtbar. Tab. 7: Jährliche prozentuale Veränderung des Welthandels und der Weltproduktion Jahr 1960-70 1970-80 1980-85 1985-90 1990-95 Welthandel 8,5 5,5 2,0 6,0 6,0 Weltproduktion 6,0 4,0 1,5 3,0 1,5 Verhältnis 1,4 1,4 1,3 2,0 4,0 Quelle: GATT; WTO; eigene Berechnungen. Die Entwicklung des Welthandels war allerdings unterschiedlich dynamisch. Die fünfziger Jahre waren geprägt durch den Wiederaufbau der durch den Zweiten 174 Vgl. dazu Koch (1991), Kap. 3, 7 und 24. 175 Vgl. WTO (1995), S. 15. 176 Vgl. WTO (1996), S. 114. 177 WTO (1995), S. 21. Weltkrieg zerstörten Industrieländer und deren Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft.; dementsprechend finden sich hier relativ hohe Zuwachsraten, da von einem extrem niedrigen Niveau im internationalen Warenaustausch ausgegangen wird. Die sechziger Jahre wurden getragen von dem exportgetriebenen Wirtschaftswachstum der westlichen Industrieländer. Handelsfördernd wirkten zudem der Zollabbau innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die Wiedererlangung der Währungskonvertibilität einiger Industrieländer sowie die weltweiten Handelsliberalisierungen im Gefolge der Dillon-Runde (1960-61) und der Kennedy-Runde (1964-67) unter der Schirmherrschaft des GATT. Dieses Jahrzehnt zeichnet sich zudem dadurch aus, daß in dieser Phase der Zuwachs an industriellen Produkten am Welthandel mit durchschnittlich 10,5% jährlich am größten war. Ausschlaggebend für die darauffolgende Dekade war das Zusammenbrechen des internationalen Währungssystems von Bretton-Woods und dem damit verbundenen Rückfall in selektiven Handelsprotektionismus (trotz der mit Liberalisierungsabsichten geführten Tokio-Runde des GATT von 1973-79). Darüber hinaus kam es zu einer grundlegenden Wandlung der internationalen Arbeitsteilung im Gefolge von zwei drastischen Ölpreisschüben, der Exportoffensive Japans und einiger Schwellenländer sowie der Ausbreitung neuer Technologien. Bei den großen Welthandelsnationen wechselten sich, ausgelöst durch die Ölpreiserhöhungen, Inflationsbeschleunigung und Inflationsbekämpfung ab178. Zu Beginn der achtziger Jahre ließen die Zuwachsraten des Welthandels deutlich nach. 1982 war sogar eine Schrumpfung des Welthandelsvolumens um 3% zu verzeichnen, die allerdings ab 1983 einer stark expansiven Bewegung wich. Daher kommt es auch zu den relativ niedrigen Wachstumsraten in der ersten Hälfte der achtziger Jahre. Große weltwirtschaftliche Ungleichgewichte waren eine der zentralen Ursachen für die handelspolitischen Konflikte, die ihren Höhepunkt in den Jahren 19861987 erreichten179. Diese Konflikte mündeten immer öfter in protektionistische 178 Vgl. Donges (1992), S. 7. 179 Zu nennen sind hier der Halbleiter-Konflikt zwischen USA und Japan, der ‘Spaghettikrieg’ zwischen den USA und der EG sowie der starke Agrarprotektionismus der EG. Maßnahmen tarifärer sowie nicht-tarifärer Art.180. In diesem Zusammenhang erfuhren in den achtziger Jahren auch Regionalisierungstendenzen neuen Auftrieb. In Nordamerika wurde 1988 das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Kanada abgeschlossen, während im asiatisch-pazifischen Raum 1989 die Asian-Pacific Economic Cooperation (APEC) gegründet wurde 181. In Lateinamerika wurden alte Pläne zur Schaffung von Freihandelszonen revitalisiert und der Andenpakt zwischen Bolivien, Ekuador, Kolumbien, Peru und Venezuela gegründet. Ebenso unterzeichneten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay den Vertrag über die Errichtung eines gemeinsamen Marktes im südlichen Lateinamerika182. Die Wirtschaftsintegration in Europa wurde durch einen detaillierten Aktionsplan von 1985 für die Vollendung des europäischen Binnenmarktes 1992 vertieft. Die neunziger Jahre sind, während der ersten Hälfte, vergleichbar dynamisch wie die sechziger Jahre. Das internationale Handelsvolumen wuchs von 1990 bis 1995 um mehr als 50%, während das Weltsozialprodukt im selben Zeitraum nur um ca. 17 % zunahm183. Die verstärkte Internationalisierung wird, im Vergleich zu früheren Perioden, aber vor allem durch das extrem hohe Verhältnis von Welthandel und Weltproduktion deutlich (siehe Tab. 7). In der ersten Hälfte der neunziger Jahren kam es oftmals zu divergierenden Entwicklungen des absoluten Volumens und des Wertes des Welthandels. Die Wachstumsrate des Volumens begann das Jahrzehnt, bedingt durch die wenig dynamische Weltkonjunktur dieser Phase, mit geringeren Werten als in der vorangegangenen Dekade (von 7% 1989 auf 5% 1990) 184. Dieser relative Abschwung wurde von stark expansiven Wachstumsraten mit bis zu 10% im Jahr 1994 abgelöst, so daß über den gesamten Zeitraum 1990-95 ähnlich hohe Werte, wie in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre erreicht wurden. Durch die häufigen Wechselkursänderungen der Haupthandelswährung - dem US-Dollar reichten hier die Veränderungen von -0,5% 1993 bis zum Maximalwert von 180 Nach Berechnungen der UNCTAD stieg in ausgewählten Industrieländern der Anteil der mit nicht- tarifären Handelshemmnissen belegten Importe an den Gesamteinfuhren von 18,5% im Jahre 1981 auf 22,6% im Jahre 1987, wobei eine Fortsetzung dieser Tendenz angenommen wurde. Vgl. Herrmann (1991), S. 29. 181 Gründungsmitglieder waren neben den ASEAN-Staaten Australien, Neuseeland, Japan, Kanada sowie die USA. 182 Später MERCUSOR genannt. 183 Vgl. IMFb (1997), S. 116f sowie S. 147. 184 Vgl. WTO (1991), S. 5. 19,0% im Jahr 1995. Die sich in den achtziger Jahren angedeuteten Tendenzen zur regionalen Blockbildung haben sich in den neunziger Jahren noch ausgeweitet. Auslösende Gründe für diese handelspolitische Strategie sind ein verschärfter Wettbewerb und zunehmender Protektionismus 185. Das herausragende handelspolitische Ereignis in dieser Phase war die Ablösung des GATT durch die neue Welthandelsorganisation (WTO), beschlossen durch die Uruguay-Runde. Die drei Säulen dieses Abkommens sind das Multilateral Trade in Goods Agreement (MTA), das General Agreement on Trade in Services (GATS) und das Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS)186. Die Hauptakteure des Welthandels sind die Industrieländer. Ihr Anteil wuchs von 67% 1963 auf rund 70% im Jahre 1995. Lediglich die zweimaligen Anstiege der Ölpreise führten zu einer relativen Erhöhung des Anteils der Entwicklungsländer am Welthandel. 1995 hatte Westeuropa mit rund 43% den größten Anteil an den Weltexporten. Asien nahm mit 25% den zweiten Platz ein und konnte seit 1979 seinen Anteil um knapp 10% erhöhen. Die damit einhergehenden Impulse für Welthandelsentwicklungen wurden vor allem durch die vier kleinen Tiger187 ausgelöst. Nordamerikas Anteil an den Weltexporten verringerte sich im gleichen Zeitraum um rund 3%. Die osteuropäischen Transformationsländer mußten, ebenso wie die restlichen Entwicklungsländeregionen Einbußen hinnehmen. Den ausgeprägtesten Intraregionalhandel treibt Westeuropa mit knapp 70%. Daher spielen Asien und Nordamerika, allerdings mit einem aufwärts gerichteten Trend, keine dominante Bedeutung als Absatzgebiet für diese Region. Stark gestiegen ist auch der Intrahandel Asiens, mit der Folge daß die großen Güterströme der achtziger Jahre von Asien nach Nordamerika kräftig nachließen. In umgekehrter Richtung ist seit Ende der siebziger Jahre eine Steigerung zu verzeichnen 188. Die stärkste Abnahme des Intrahandels findet sich, verursacht durch den Wegfall des COMECON, bei den Transformationsländern. Während der intraregionale 185 Vgl. Brand (1992), S. 11f; zudem ist natürlich die handelsfördernde und damit auch wohlfahrtsfördernde Wirkung zu nennen. 186 Vgl. hierzu Herrmann (1995), S. 3ff. 187 Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur. 188 Da die transpazifischen Stöme höhere Wachstumsraten aufweisen als die transatlantischen, spricht man auch vom pazifischen Zeitalter. Vgl. zu den genauen Werten Anhang 1. Handel in Lateinamerika wieder zu alter Stärke zurückfand, stieg der Warenaustausch Süd- mit Nordamerika um ein Vielfaches an. 3.2.1.2 Warenstruktur des Welthandels Bei der Analyse von Außenhandelsströmen wird in den Statistiken zwischen dem Sachgüter- und Dienstleistungshandel unterschieden. Aufgrund der schwierigen Kontrollier- und Meßbarkeit der Dienstleistungen weisen einige amtliche Statistiken jedoch nur den Sachgüterhandel aus. Die Warenstruktur des Welthandels mit Sachgütern folgt einer Tendenz, die bereits aus den sechziger Jahren bekannt ist: Die vergleichsweise hohe Einkommenselastizität der Nachfrage nach Fertigprodukten, insbesondere nach den technologisch am höchsten entwickelten Gütern, sowie der Rückgang des spezifischen Verbrauchs von Rohstoffen läßt die Bedeutung der Agrargüter und Rohstoffe am Weltexport kontinuierlich zurückgehen. So hatten Nahrungs- und Genußmittel 1960 noch einen Anteil von fast 20% am Weltexport, 1970 war dieser Anteil bereits auf knapp 15%, 1980 auf 10% und 1995% auf 9% gesunken189. Bei den Rohstoffen (ohne Brennstoffe) ergibt sich eine ähnliche Entwicklung; bereits Mitte der siebziger Jahre lag der Anteil bei 7%, der sich in den achtziger Jahren kaum veränderte und bis 1995 nochmals auf 3% gesunken ist. Bei der Gütergruppe Brennstoffe waren ausgeprägte Schwankungen zu verzeichnen. Rohölschocks katapultierten den Welthandelsanteil der Brennstoffexporte auf die Rekordmarke von 24% im Jahre 1980 190. Durch die Rückbildung der Preise für Rohöl in den achtziger Jahren ging auch der Anteil an den Weltexporten auf 9,5% im Jahre 1988 bzw. 7,1% im Jahre 1995 zurück. Damit wird klar, daß die industriellen Erzeugnisse (Halb- und Fertigwaren) den dominierenden Teil am Welthandel stellen. Der Aufwärtstrend des Anteils schwankt, je nach Stand des Ölpreises, von 60% (1973), 55% (1980), 61,% (1985), 70% (1990) sowie 74% im Jahre 1995. Eine tiefere Aufgliederung der Industriegüter zeigt, daß hochwertige Produkte die Hauptursache dieser Entwicklung sind. An der Spitze dieser Entwicklung liegt beispielsweise die 189 Einflüsse üben hierbei Agrarpreise, die stark von natürlichen Faktoren (z.B. ungünstige Witterungsperioden) sowie protektionistische Politiken abhängen, vgl. Herrman (1991), S. 31 sowie WTO (1996), S. 121. Gütergruppe Maschinen und Fahrzeuge und speziell die Untergruppe Büromaschinen und Telekommunikationseinrichtungen. Diese Entwicklung ist u.a. Ausdruck der raschen weltweiten Ausbreitung und Anwendung dieser neuen Technologien in Unternehmen und Haushalten. 1970 war der Anteil an den Weltexporten mit 3% noch sehr niedrig; da er aber in den achtziger Jahren mit einem jahresdurchschnittlichen Anstieg von 14% und 1990-1995 mit 15% wuchs, stellt diese Kategorie 1995 12,2% der Exporte. Ähnliches gilt für Gruppen wie z.B. Fahrzeuge, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate 1990-1995 von 9% und einem Weltexportanteil von 9,3%. 3.2.1.3 Dienstleistungshandel Im Gegensatz zum Handel mit Waren oder Rohstoffen sind Dienstleistungen oftmals nicht transportabel, sondern werden an Ort und Stelle erbracht191. Im Allgemeinen wird unter internationalem Dienstleistungshandel „alle verbleibenden internationalen Transaktionen, nach Abzug des Warenhandels“192 verstanden. Damit sind mit dem Warenhandel verknüpfte Leistungen, wie z.B. Transport- und Kommunikationskosten oder Konstruktions-, Beratungs- und Montageleistungen gemeint. Daneben werden den Warenhandel ersetzende Leistungen (z.B. Leasing, Lizenzen oder Patente) und unabhängig vom Warenhandel erbrachte Leistungen (Auslandstourismus, Bank- und Versicherungsleistungen etc.) zum Dienstleistungshandel gerechnet193. Die Wachstumsraten des Handels mit Dienstleistungen übertreffen die des Warenhandels; zwischen 1979 und 1987 wuchs der Warenhandel um 150%, während der Handel mit Dienstleistungen um ca. 240% zunahm 194. In der Zeitspanne von 1985 bis 1995 expandierte der Dienstleistungshandel wiederum um 206%, so daß er 1995 einen Anteil von 19% an den gesamten Exporten der Weltwirtschaft ausmachte. Da jedoch eine exakte statistische Erfassung nur 190 Vgl. Herrmann (1991), S. 31. 191 Vgl. hierzu Punkt 3.1.4. 192 Koch (1992), S. 44. 193 Vgl. auch Deutsche Bundesbank (1990), S. 55. 194 Vgl. Koch (1992), S. 44. schwer möglich ist195, geht man von Schätzungen von bis zu 45% Anteil aus. Legt man für das Welthandelsvolumen ca. 5 Billionen US-$ zugrunde, so kann für 1995 von einem insgesamten Volumen incl. Dienstleistungshandels von ca. 7 Billionen US-$ ausgegangen werden. Das GATT nimmt an, daß je 30% des Dienstleistungshandel auf Transportleistungen und auf mit Auslandsreisen in Verbindung stehenden Leistungen beruhen. Weitere 40% entfallen auf sonstige Leistungen, wobei der Hauptanteil aus Einkünften aus Kapital und Zinsen bestehen dürfte196. Regional betrachtet ist Westeuropa mit einem Anteil von 49% am Gesamtaufkommen der größte Exporteur von Dienstleistungen, gefolgt von Asien (21%) und Nordamerika (19%). Afrika und Lateinamerika bleiben mit 2,2% und 3,8% weit hinter diesem ökonomischen Trend zurück. Als ursächlich für die starke Expansion wird ein weltwirtschaftlicher Strukturwandel gesehen. Durch die beschleunigte Tertiärisierung stieg der Anteil der Dienstleistungen und sank der Anteil des primären und sekundären Sektors am Weltsozialproduktes197. Die Folge der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung und des Abbaus der Handelshemmnisse für Dienstleitungen war ein Anstieg des internationale Austausch von Dienstleistungen198. Überdies besteht ein großer Teil der Wertschöpfung des sekundären Sektors aus Dienstleistungen (z.B. Planung, Administration oder Marketing), der jedoch oftmals einer exakten Zurechnung entbehrt. Aus o.g. oftmals enger Verknüpfung mit dem Warenhandel wächst der Anteil des Dienstleistungshandels automatisch mit dem Warenhandel. Der wohl gewichtigste Grund dürfte die sprunghaft gewachsene Bedeutung der internationalen Finanzdienstleistungen sein, welche als grenzüberschreitende Kapitalströme (im Ausland erworbene Zins- und Kapitaleinkünfte) sichtbar werden und sich in den Dienstleistungsbilanzen niederschlagen. Durch neue Techniken im Bereich der Telekommunikation sind Dienstleistungen zudem handelbarer geworden, vor allem solche mit hoher Informationsintensität 199. 195 Gründe hierfür sind u.a. unterschiedliche Berechnungsarten oder unzureichende Erfassung in verschiedenen Ländern, vgl. WTO (!996), S. 166. 196 Vgl. Koch (1992), S. 47. 197 Vgl. Grömling (1996), S. 33f. 198 Vgl. dazu auch Zweifel (1992), S. 329ff. 199 Vgl. United Nations (1996), S. 105. 3.2.1.4 Intra-industrieller-Handel Die These des intra-industriellen Handels200 geht von der empirischen Beobachtung aus, daß ein großer Teil der Warenströme zwischen Ländern mit hohen Pro-Kopf-Einkommen ein Austausch der Produkte zwischen den gleichen Sektoren ist. Die Außenhandelsspezialisierung findet dementsprechend zwischen den Subsektoren eines Wirtschaftszweiges statt. Ausschlaggebend dafür sind die Existenz eines differenzierten Angebots und einer differenzierten Nachfrage, Qualitätsunterschiede sowie Informationsasymmetrien201. Für die empirische Abgrenzung des intraindustriellen Handels hat sich ein weitgehender Konsens ausgebildet: wenn Güter innerhalb einer Gütergruppe, definiert durch die dreistellige Systematik des internationalen Warenverzeichnisses für den Außenhandel (SITC), in beiden Richtungen gehandelt werden, so liegt intraindustrieller Handel vor202. Der zur Messung am meisten verbreitete Index ist der nach Grubel / Lloyd 203, welcher bei genau gleichen Ex- und Importwerten von bestimmten Gütergruppen den Wert eins anzeigt (bei ungleichen Werten dementsprechend null). Der Handel zwischen Industrieländer ist zum Großteil intraindustriell, während Entwicklungsländer hauptsächlich interindustrieller Art am Welthandel partizipieren. Ein hoher intraindustrieller Anteil am Gesamtvolumen einer Volkswirtschaft, ausgelöst durch die jeweiligen komparativen Vorteile, kann mit einer starken Integration in die internationale Arbeitsteilung gleichgesetzt werden204. Der intraindustrielle Handel findet am ausgeprägtesten innerhalb der Europäischen Union statt, gefolgt von den USA und Japan205. Starke Steigerungsraten weisen die Schwellenländer Asiens oder Lateinamerikas auf, die sich in den letzten Jahren scheinbar erfolgreich in der Weltwirtschaft etabliert haben. 200 Zurückgehend auf Grubel und Lloyd (1975), vgl. Siebert (1994), S. 104f. 201 Vgl. Broll (1989), S. 308ff. 202 Vgl. Straube (1991), S. 18. 203 Vgl. dazu Broll (1989), S. 41f. 204 Vgl. hierzu Punkt 2.3.1 bzw. 2.5. 205 die Durchschnittswerte für 1991 liegen bei 0,91 (EU), 0,72 (USA) und 0,55 (J), vgl. Bonturi / Fukasaku (1993), S. 147. Der intraindustrielle EU-Außenhandel ist konstant über die meisten Gütergruppen verteilt und seit 1980 auf einem hohen Niveau 206. Bei Japan hingegen kam es erst seit 1980 zu einem starken Anstieg des intraindustriellen Handels, wobei sich eine Spezialiserung in vergleichsweise wenigen Produktgruppen findet, so z.B. bei Büromaschinen sowie Eisen und Stahl. Im Gegensatz dazu steht die interindustrielle Spezialiserung in Bereichen wie Fahrzeuge und Bekleidung. Ähnliche Entwicklungen finden sich in den USA 207. Allerdings beeinflussen unterschiedliche Globalisierungsstrategien den intraindustriellen Handel. So können z.B. in manchen Produktionsgüterindustrien - wie bei der Chemischen Industrie - einzelne Produktionsschritte relativ leicht international ausgelagert werden, was dann zu einem steigenden Anteil an Zwischenprodukten führt 208. Dieser wiederum führt zu einem wachsenden intraindustriellen Handel. 3.2.1.5 Intra-Unternehmenshandel Güter, die international gehandelt werden, jedoch gleichzeitig innerhalb einer multinationalen Unternehmung verbleiben, repräsentieren einen Großteil des Außenhandels von Industrieländern. Diese Handelsart, im Gegensatz zu Handel zwischen eigenständigen Unternehmen (Inter-Unternehmenshandel oder sog. arm’s length trade), wird Intra-Unternehmenshandel genannt209. Er beinhaltet, aus der Sicht eines bestimmten Landes, Exporte inländischer Unternehmen zu den Niederlassungen im Ausland sowie die Exporte der Niederlassungen ausländischer multinationaler Unternehmen im Inland. Über Intra-Unternehmenshandel existieren bis heute nur wenige empirische Untersuchungen. Der einfache Grund dafür ist, daß die meisten internationalen Handelsstatistiken nicht zwischen Intra- und Inter-Unternehmenshandel unterscheiden. Die verfügbaren wurden, nach einer Untersuchung von Bonturi / Fukasaku (1993) über USA und Japan, auf die gesamte Weltwirtschaft aufgerechnet. Demnach findet der Welthandel zu einem Drittel innerhalb multinationaler Unternehmenssystemen statt. Das Verhältnis von Intra- 206 Eine wirtschaftliche Integration begünstigt den intraindustriellen Handel, vgl. Broll / Gilroy (1989), S. 232. 207 Vgl. hierzu Nunnenkamp (1994), S. 95ff. 208 Vgl. als theoretische Fundierung Punkt 2.4.1.2. Unternehmenshandel zu Inter-Unternehmenshandel stieg von 1,6 1982 auf 1,9 im Jahre 1994210. Dies wiederum impliziert, daß ca. zwei Drittel der internationalen Transaktionen mit der internationalen Produktion von multinationalen Unternehmen in Verbindung stehen. Der Handel der USA mit Japan wird zu 71% innerhalb der großen multinationalen Unternehmen beider Länder abgewickelt211.Die Niederlassungen ausländischer Unternehmen in den USA waren 1991 für 23% der Gesamtexporte und 37% der Gesamtimporte verantwortlich212. Man nimmt an, daß mehr als 40% der Exporte von multinationalen Unternehmen für deren Zweigniederlassungen im Ausland bestimmt sind. Allerdings ist Intra-Unternehmenshandel in einigen Industrien vergleichsweise stärker ausgeprägt. Den größten Einfluß auf einen hohen IntraUnternehmenshandel haben die Forschungs- und Entwicklungsintensität, der Grad der Multinationalisierung und das Ausmaß der für den Verkauf notwendigen Serviceeinrichtungen der jeweiligen Industrien 213. Bei forschungsund entwicklungsintensiven Industrien z.B. ist es üblich, Transaktionen firmenspezifischer Vermögenswerte, wie Basisforschung intern zu tätigen. Die Koordination dieser Transaktionen kann leichter firmenintern, als über den Markt bewerkstelligt werden214. Im Gegensatz dazu scheint bei abnehmender Komplexität der Aktivitäten einer Unternehmung Intra-Unternehmenshandel weniger sinnvoll. So betrugen 1989 in den USA die Anteile des IntraUnternehmenshandels am Gesamtexport der Branche Maschinenbau 61%, die der Branche Ernährungserzeugnisse jedoch nur 16% 215. Generell besteht dieser Handel zum Großteil aus Zwischengütern216. Das Verhältnis von Zwischengüterimporten zu den Gesamtimporten beträgt ungefähr 50% in Deutschland und in den USA, in Japan sogar bis zu 70 Prozent 217. 209 Vgl. Bonturi / Fukasaku (1993), S. 146. Zur theoretischen Fundierung vgl. Punkt 2.5. 210 Der Intra-Unternehmenshandel beinhaltet hier zudem den gesamten Absatz der Auslandsniederlassungen, vgl. United Nations (1997), S. 39. 211 Vgl. OECD (1996), S. 30. 212 Vgl. Hufbauer et al. (1994), S. 42. 213 Vgl. Cantwell (1994), S. 313. 214 Vgl. hierzu Punkt 2.2. 215 Vgl. Nunnenkamp (1994), S. 108. 216 Daher läßt diese Handelsart eher eine Zunahme des Handelsvolumens vermuten, vgl. Punkt 2.4.1.2 oder 2.5, bzw. Koch (1997), S. 99. 3.2.2 Trends und Strukturwandel im deutschen Außenhandel In der Vergangenheit wurden Anteile in der Größenordnung von rund einem Drittel des deutschen Sozialprodukts durch die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen erwirtschaftet. Zudem kommen die entscheidenden Impulse zur Wiederbelebung der Konjunktur oftmals aus dem Export. Eine starke Position im internationalen Wettbewerb ist daher von entscheidender Bedeutung für das deutsche Wirtschaftswachstum. Aus diesem Grund wird hier ein Überblick über die Volumenentwicklung, der regionalen Struktur, sowie der branchenspezifischen Entwicklung geboten. Im Anschluß liegt die Fokussierung speziell auf der Entwicklung des Außenhandels mit den USA bzw. mit Japan. Den Abschluß bildet ein Vergleich der außenhandelsspezifischen Kennzeichen zur Weltmarktstellung der drei Länder. 3.2.2.1 Entwicklung des Außenhandelsvolumens Die deutschen Warenexporte stiegen mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich an. Im allgemeinen lassen sich fünf Phasen unterscheiden 218: 1) Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft (fünfziger Jahre); durch weltweit günstige Absatzchanchen und Wiederbelebung früherer Geschäftsbeziehungen stieg die Gesamtausfuhr um 20,4%. Der Anteil des Exports verdoppelte sich von 9,9% auf 19,9%, dadurch schnellte der Anteil am Weltexport von 3,6% auf 9,2% hoch. 2) Exportlastiges Wirtschaftswachstum (sechziger Jahre), durch den steil nach oben verlaufenden Wachstumspfad der Weltwirtschaft, Handelsliberalisierungen und Zollabbau in der Europäischen Gemeinschaft. Von einem hohen Niveau ausgehend stieg die Ausfuhr um jahresdurchschnittlich 10,5% sowie deren Anteil am Bruttosozialprodukt auf ca. 23%. Konsolidierung als eine der führenden Welthandelsnationen mit einem Anteil 1971 am Welthandel von 11,5%. 3) Schrumpfende Welthandelsanteile (siebziger Jahre); durch Wandlungen in der internationalen Arbeitsteilung, anhaltenden Wachtumsschwächen und verstärktem Handelsprotektionismus der Haupthandelspartner, sowie dem 217 Vgl. Hufbauer et al. (1994), S. 42. 218 Vgl. zu Phasen 1-4: Donges (1992), S. 6ff., zu Phase 5: Hummel (1996), S. 83ff. Ausbruch internationaler Verschuldungskrisen in der Dritten Welt und in Mittel- und Osteuropa. Der deutsche Export nahm in dieser Zeit in laufenden Preisen zwar stark zu (jahresdurchschnittlich 10%), doch real war der Anstieg mit knapp 5% je Jahr deutlich langsamer als in den Zeiträumen 1959-71 (9,3%) und 1950-58 (15,3%). Überdies mußte ein Rückgang des Welthandelsanteil auf 10% (1983) hingenommen werden. 4) Reanimierung der Exporte durch konjunkturellen Aufschwung der Industrieländer (achtziger Jahre); wie in den Phasen zuvor expandierte der deutsche Außenhandel wieder etwas kräftiger als der Welthandel, real um 5,4 Prozentpunkte. Trotz der erfolgten Aufwertung der D- Mark gegenüber des US-Dollars stieg der Weltmarktanteil auf nahezu 12% im Jahre 1990. 5) Die Wiedervereinigung führte zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz. Die deutsche Vereinigung hatte erhöhte Importe und/oder geringere Ausfuhren zur Folge. 1991 wurde mit 21,9 Mio. der niedrigste Saldo der Handelsbilanz seit 1980 gemessen. Infolge der Einbrüche in der Ausfuhr erhöhten sich die deutschen Exporte mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von nur 2,6%219, während die Einfuhren von 1989 bis 1992 mit 25% kräftig zugelegt haben. Die Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes, die Beitritte ehemaliger EFTA-Staaten sowie die Europaverträge mit den Visegrad-Staaten waren die handelspolitisch relevantesten Neuerungen für die Bundesrepublik Deutschland. 3.2.2.2 Die Entwicklung nach Regionen Die Europäische Gemeinschaft ist zum wichtigsten Absatzmarkt für deutsche Erzeugnisse geworden und hatte 1995 einen Anteil von 58% der Exporte und 56% der Importe. Innerhalb der EU war 1995 Frankreich mit 12% der Gesamtausfuhren der wichtigste Handelspartner, gefolgt von Großbritannien (8%) und den Niederlanden (7%). Die übrigen westlichen Industrieländer haben in den achtziger Jahren an Bedeutung verloren. Lag z.B. der Anteil der USA an den deutschen Exporten 1985 noch bei 10%, so fiel er bis 1995 auf 7%. Hier spielt sicherlich der konjunkturelle Abschwung in den USA 1988 bis 1991 sowie 219 Dies allerdings mit großen Unterschieden: 1992-93 kam es zu einem negativen Wachstum von 5,8%, während sich im darauffolgenden Jahr 1993-94 die Ausfuhren wieder um 9,9% erhöhten. die Aufwertung der D-Mark gegenüber dem Dollar 1989 und 1990 eine Rolle 220. Demgegenüber erhielt der Export in den asiatisch-pazifischen Raum Impulse, nachdem die deutschen Unternehmer aus der dortigen Wachstumsdynamik anfangs wenig Nutzen ziehen konnten221 Während die Gesamtausfuhren von 1980 bis 1989 um 80% zugenommen haben, konnten die Exporte nach Hongkong, Südkorea und Taiwan um durchschnittlich 230%, nach Japan um 272% und nach Südkorea sogar um 320% gesteigert werden222. Damit bildet diese Region mit 11% (1995) der Exporte einen wichtigen Handelspartner für die exportlastige deutsche Wirtschaft. Die größten asiatischen Importeure deutscher Produkte waren Japan (2,5% an den Gesamtausfuhren 1995), Südkorea (1,2%) und China (1,4%). Die OPEC-Staaten (vor allem SaudiArabien) erschienen infolge der Ölpreisteigerungen in den siebziger Jahren als Hoffnungsmarkt; da jedoch, im Gefolge des Ölpreisverfalls, Deviseneinnahmen für diese Länder geringer wurden und überdies Konkurrenten aus den Schwellenländern in den Markt drängten, pendelte sich der Anteil an der deutschen Ausfuhr auf 2,2% 1995 ein. Ebenso zeigt sich Lateinamerika seit den achtziger Jahren als wenig dynamisch in Bezug auf Importsteigerungen deutscher Ausfuhren. Der Anteil betrug 1985 2,1%, sank Anfang der neunziger Jahre auf 1,7% und stieg bis 1995 wieder auf 2,4%. Durch die Öffnung Osteuropas kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Reformländer an den Ausfuhren Deutschlands. In den siebziger Jahren importierten diese sog. Reformländer noch um die 7%, in den achtziger schwankte der Wert und fand 1987 mit 3% seinen Tiefstand223. Nach dem Mauerfall stieg der Anteil von 3,6% (1990) auf 5,6% (1992) und erreichte 1994 mit 7,7% einen Höchststand; 1995 fiel der Wert wieder auf 7%. Allerdings ist der Anstieg zu Beginn der neunziger Jahren “zu einem erheblichen Teil Reflex der Gebietsänderung nach der deutschen Einigung und insofern nicht ökonomisch begründet“ 224. Die mittelund osteuropäischen Länder waren, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum RGW, die wichtigsten Absatzmärkte für ostdeutsche Produkte 225, daher erhöhte sich 220 Vgl. Krakowski, et al. (1993), S. 13. 221 Donges (1992), S. 9. 222 Vgl. Ruppert (1992), S. 22. 223 Zahlen nur für Westdeutschland. 224 Krakowski et al. (1993), S. 14. 225 So waren 1994 noch immer knapp die Hälfte der ostdeutschen Ausfuhren für diesen Raum bestimmt, vgl. Münstermann (1995), S. 87. allein schon durch die Einbeziehung Ostdeutschlands der Anteil dieser Länder am (gesamt-) deutschen Export. Die Verschiebung der Gewichte der einzelnen Regionen ergibt sich - neben den genannten Vereinigungseffekten - weitgehend aus der unterschiedlichen konjunkturellen Situation und dem unterschiedlichen Wachstumstrend der Regionen, die sich beide in der Entwicklung der Importe der verschiedenen Regionen niederschlagen. 3.2.2.3 Die Entwicklung der Warenstruktur Für Deutschland, als eine fortgeschrittene Volkswirtschaft, ist es typisch einen hohen Teil Industrieerzeugnisse sowie geringe Teile Rohstoffe und/oder landwirtschaftliche Erzeugnisse zu exportieren226. Im Vergleich zu anderen Industrieländern zeigt die deutsche Exportwarenstruktur eine außergewöhnliche Stabilität über die Jahre. Das deutsche Exportwarensortiment umfaßt ca. 150 Produktgruppen, und schon 1976 exportierte Deutschland über 90% industrielle Erzeugnisse und hier vor allem industrielle Fertigwaren der Investitionsgüterindustrie. Dieser Exportsektor konnte seinen Anteil an den nominalen - Exporten kontinuierlich ausweiten und erreichte 1995 einen Anteil von 56% an den Gesamtausfuhren. Hierunter fallen vor allen Dingen der Straßenfahrzeugbau (1995 17%), der Maschinenbau (15%) und die Elektrotechnischen Erzeugnisse (13%). Zusammen mit den Chemischen Erzeugnissen (Sektor Grundstoff- und Produktionsgüter, 1995 23,4% der Ausfuhren) bilden diese Sektoren die sogenannten big four227, die fast 60% des deutschen Exportes bestreiten. Der Sektor Chemische Erzeugnisse blieb seit den siebziger Jahren anteilsmäßig gleich, Elektrotechnische Erzeugnisse und Straßenfahrzeugbau konnten um jeweils ca. drei Prozentpunkte dazugewinnen. Einen um ca. 3% geringeren Beitrag steuert der Sektor Maschinenbau zur Gesamtausfuhr bei. Die Bereiche Maschinenbau und Straßenfahrzeugbau sind mittlerweilen so exportlastig, daß sie mehr als 50% des Umsatzes im Ausland erwirtschaften. Zugenommen hat, 1995 auf 4,3%, auch der Anteil der Ernährungsgüter, für die sich der vor Drittländerkonkurrenz stark geschützte 226 Vgl. Punkt 2.3.1. 227 Vgl. Koch (1992), S. 19. gemeinsame Markt der EG/EU als sehr aufnahmefähig erwies 228. Auf ca. 1% sind dagegen die Ausfuhren des Sektors Land- und Forstwirtschaft geschrumpft. Stark abgenommen hat auch der Export von bergbaulichen Erzeugnissen, von 2,3% 1980 auf 0,4% 1995. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre haben die nominalen Ausfuhren an Grundstoffen und Produktionsgütern an Bedeutung eingebüßt; da hier die häufig eingeführten Rohstoffe einen großen Teil des Endproduktes ausmachen, profitieren sie auch stärker als andere Sektoren von Preissenkungen bei den Rohstoffeinfuhren. Insbesondere bei Aufwertungen schlägt sich dies in, verglichen mit anderen Sektoren, geringeren Preishebungen oder -senkungen nieder. Real ist ihr Anteil am deutschen Außenhandel gleichgeblieben 229. Ganz allgemein war ein wichtiger Garant für den Erfolg der deutschen Exportindustrie, daß sie die hohe Importnachfrage anderer Länder, die sich aufgrund des lange Zeit expandierenden Wachstums der Weltwirtschaft ergab, stets befriedigen konnte. Ökonometrische Studien belegen 230, daß das deutsche Exportvolumen in erster Linie von der konjunkturellen Entwicklung in den großen Industrieländern abhängt. Damit ist “die deutsche Exportwirtschaft ein funktionierendes Bindeglied zwischen dem internationalen Konjunkturzug und der binnenwirtschaftlichen Entwicklung“231; andere Faktoren, wie z.B. der reale Außenwert der D-Mark, haben dagegen weniger Einfluß. Die im Vergleich zu anderen Staaten relativ hohe Abhängigkeit der deutschen Exporte von der Konjunktur in den Industrieländern läßt sich vor allem auf die Güterstruktur zurückführen: die deutsche Exportwirtschaft ist auf Investitionsgüter spezialisiert, deren Nachfrage sehr konjunkturreagibel ist. 3.2.2.4 Entwicklung und Struktur des Deutsch-Japanischen Außenhandels Die deutsch-japanische Arbeitsteilung hat sich im längerfristigen Trend stark intensiviert. Von 1976 bis 1995 stieg die deutsche Warenausfuhr um ca. 570% mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 24% an. Im gleichen Zeitraum 228 Vgl. Donges (1992), S. 9. 229 Vgl. Krakowski et al. (1993), S. 16. 230 Z.B. Krakowski et al. (1993) oder Lapp et al. (1995). Die Berechnungen im empirischen Teil kommen jedoch bei den betrachteten Sektoren zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen, vgl. z.B. Punkt 4.3.1. 231 Maurer (1994), S. 308. wuchsen die Gesamtausfuhren Deutschlands nur um 192%. Bei den deutschen Bezügen aus Japan war die Zuwachsrate in diesem Zeitraum mit 550% absolut und 22,9 im Jahresdurschnitt, ebenso um ein Vielfaches höher als die der Gesamteinfuhren Deutschlands (198%). Dieser rapide Trend hatte allerdings eine sehr niedrige Ausgangsbasis. 1976 entfielen auf die Ausfuhr nach Japan gerade 1,1% des deutschen Außenhandelsvolumen, bis 1995 stieg dieser Anteil auf ca. 4%. Damit hat der Außenhandel mit Japan (150 Mio. Einwohner) dasselbe Gewicht, wie dasjenige mit Österreich (8 Mio.)232. Da die Importe im Zeitverlauf weniger rasch expandierten als die Exporte, hat sich das deutsche Handelsbilanzdefizit mit Japan beträchtlich verringert; es machte 1980 noch 45% des Außenhandelsumsatzes aus, 1995 sank es bis auf 30% 233. Die Dynamik des betrachteten Zeitraum läßt sich in vier Teilperioden unterteilen. Von 1976-1980 expandierten die Einfuhren von Japan mit jahresdurchschnittlich 18% doppelt so schnell wie die deutschen Ausfuhren nach Japan. Von 1980-1985 wuchsen die bilateralen Ein- und Ausfuhren mit jeweils 15% im Jahresdurchschnitt gleich an. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre verringerte sich das deutsche Handelsdefizit, da Deutschland mit 17% gegenüber Japan mit ca. 10% die größere Exportdynamik aufwies. In der darauffolgenden Fünf-Jahresperiode von 1990-1995 sank die bilaterale Exportdynamik stark, so daß sich die Bezüge und Lieferungen nur noch um jahresdurchschnittlich 1,5% erhöhten. Die Intensivierung der Handelsbeziehungen hat also nicht in den neunziger Jahren, sondern in den Perioden davor stattgefunden. 1995 belegte Japan den zehnten Platz (2,4%) unter den wichtigsten Empfängerländer für deutsche Exporte, sowie den siebten Platz als Lieferant für deutsche Importe (5,2%). Umgekehrt war Deutschland für Ex- und Importe der siebtwichtigste Handelspartner (4,6% bzw. 4,1%)234 für Japan. Abb. 9 zeigt, wie in den neunziger Jahren der Außenhandel Deutschlands auf die 40-prozentige Abwertung der D-Mark gegenüber dem Yen reagiert hat235. Die deutschen Importe gingen mit entsprechender zeitlicher Verzögerung (das sog. Überschießen der Wechselkurse) ab 1991 zurück und die Exporte nahmen seit 1992 zu. 232 Vgl. Beyfuß (1996), S. 58. 233 Vgl. Beyfuß (1996), S. 58. 234 Vgl. IMFa (1997): S. 216f. 235 Vgl. Beyfuß (1996), S. 59 Abb. 9: Deutscher Außenhandel mit Japan und Wechselkursentwicklung (1990=100) 150 140 Yen/DM - Wechselkurs 130 Import 120 110 100 90 Export 80 1990 1991 1992 1993 1994 1995 Quelle: Beyfuß (1997), eigene Berechnungen Tab. 8 belegt, daß die Warenstruktur des Außenhandels mit Japan sehr stark auf industrielle Erzeugnisse festgelegt ist, wobei eine besondere Spezialisierung auf den Investitionsgütersektor auszumachen ist. Die deutschen Exporte nach Japan bestehen zu 63% aus den fünf, in der Tab. angegebenen, Bereichen der Investitionsgüterindustrie; zusammen mit den Chemischen Erzeugnissen werden rund 85% mit nur sechs Gütergruppen bestritten. Bei den japanischen Exporten ist die Konzentration noch ausgeprägter; mit nur fünf Gütergruppen (allesamt aus der Investitionsgüterindustrie) wird hier fast vier Fünftel des Gesamtexportes bestritten. Allerdings ist dieses Spezialisierungsmuster für den japanischen Außenhandel typisch; drei Viertel der japanischen Ausfuhren sind Maschinen, Fahrzeuge sowie elektronische und Elektrotechnische Erzeugnisse 236. Innerhalb der deutschen Exporte machen die fünf betrachteten Sektoren nur 49% aus, auf der Importseite sogar nur 34%. Trotzdem ähneln sich die Einund Ausfuhren so stark, daß von einem ausgeprägten intra-industriellen Handel gesprochen werden kann. Tab. 8: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit Japan 1995 236 Vgl. Beyfuß /Lichtblau (1995), S. 27. Industrieprodukte darunter: Chemische Erzeugnisse Elektrotechnische Erzeugnisse Straßenfahrzeuge Büromaschinen Maschinenbau Feinmechanik, Optik Export* 97,1 Import* 99,2 21,5 8,6 37,2 1,3 11,4 4,1 7,6 30,1 22,5 13,1 8,8 8,2 *: Prozentangaben Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. 3.2.2.5 Entwicklung und Struktur des Deutsch-US-amerikanischenn Außenhandels Im Beobachtungszeitraum 1976-1995 stiegen die deutschen Exporte in die USA um 200% mit einer durchschnittlichen Rate von 8% im Jahr. Dies entspricht auch ungefähr dem globalen Trend der deutschen Ausfuhren. Die Einfuhren stiegen im gleichen Zeitraum nur um 158% an, dabei jahresdurchschnittlich um 6,5%. In Folge der Politik der Gründerjahre der Bundesrepublik (z.B. Westbindung oder Marshall-Plan) waren die USA sehr früh ein wichtiger Handelspartner. Bereits 1976 hatten die USA einen Anteil von 6%. an den deutschen Ausfuhren237. Lieferungen aus den USA machten sogar 8% der deutschen Importe aus. Der Höchststand wurde Anfang der siebziger Jahre mit rund 10% erreicht. Als Absatzmarkt für deutsche Produkte, sowie als Lieferant, positionierten sich die USA 1995 an vierter Stelle (7,5% bzw. 7,1%). Für US-amerikanische Ausfuhren rangierte Deutschland an sechster Stelle (3,8%). Überdies war Deutschland der viertwichtigste Lieferant für die USA (5%)238. Im gesamten Beobachtungszeitraum war das Handelsbilanzsaldo meist positiv, der höchste Überschuß wurde 1986 mit ca. 28 Mill. US-$ erreicht. Die Vereinigten Staaten verfügen über eine außergewöhnlich differenzierte Warenstruktur und sind überdies, im Gegensatz zur Bundesrepublik, Rohstoffexporteure239. So bestehen die deutschen Importe amerikanischer Herkunft auch nur zu 89,6% aus Industrieerzeugnissen. Trotz des mittlerweilen relativ 237 Dies in Anbetracht der relativen großen Entfernung. 238 Vgl. hierzu IMFa (1997), S. 444f. 239 Vgl. Statistisches Bundesamt (1995), S. 97. abgeschotteten Binnenmarkts, sind knapp 5% der amerikanischen Einfuhren Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft (dies entspricht 6,3% der deutschen Gesamtimporte dieser Produktgruppe). Der von 21% im Jahre 1976 gesunkene Anteil entspricht der allgemeinen Verschiebung der Warenstruktur der amerikanischen Ausfuhren in Richtung auf ein Profil, das dem der westeuropäischen, von der intraindustriellen Arbeitsteilung geprägten, Industrieländer entspricht240. Auch Importe der Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie nehmen mit 19,3% (hier vor allem die Chemische Industrie; knapp 12%) einen verhältnismäßig großen Platz ein. Dominant ist allerdings der Bereich der Investitionsgüter (64%) und hier vor allem die Elektrotechnischen Erzeugnisse mit 21,2%. Der Fahrzeugimport aus den USA ist mit 4,7% recht niedrig und deutet auf die Bedienung des deutschen Marktes durch Produktionskapazitäten vor Ort hin. Traditionell hoch ist auch der zehnprozentige Anteil der Importe der Branche Luft- und Raumfahrzeuge. Er ist allerdings sehr von Großaufträgen abhängig, da er z.B. 1980 bei 0,0% und 1992, als gewichtigster Einzelposten der Handelsbilanz, bei 17% lag. Ähnlich wie bei den Vereinigten Staaten lag der Anteil des Grundstoff- und Produktionsgütergewerbes an den deutschen Exporten nach den USA 1995 bei 20% (Chemische Industrie 12,8%). Noch dominierender ist hier jedoch der Investitionsgütersektor mit 71%, mit den größten Posten Straßenfahrzeuge 23,5%, Maschinenbau 21,3% und Elektrotechnische Erzeugnisse 12,8% (vgl. Tab. 9). Tab. 9: Warenstruktur des deutschen Außenhandels mit den USA 1995 240 Vgl. Beyfuß (1994), S. 49. Land- und Forstwirtschaft Industrieerzeugnisse darunter: Chemische Industrie Maschinenbau Elektrotechnik Straßenfahrzeuge Feinmechanik, Optik Büromaschinen Luft- und Raumfahrzeuge Import* 4,6 89,6 Export* 0,3 97,1 11,8 8,3 21,2 4,7 3,4 14,8 9,9 12,8 21,3 12,8 23,6 2,7 2,8 4,5 * Prozentangaben Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. Am Beispiel der Produktgruppe Büromaschinen wird die fehlende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im High-Tech-Bereich deutlich; den importierten Maschinen im Wert von 6,7 Mill. DM (14,8% des Importes) stehen exportierte im Wert von 1,5 Mill. DM (2,8% der Ausfuhren) gegenüber. Deutlich eingebüßt haben die Straßenfahrzeuge made in Germany; sie erreichten 1976 noch 35% der Ausfuhren und 1986, zur Zeit des höchsten Handelsbilanzüberschusses, sogar 40%. 3.2.2.6 Vergleich der Weltmarktposition, Exportintensität und Exportspezialisierung Deutschlands, der USA und Japans Deutschland, die USA und Japan sind die drei führenden Welthandelsnationen. Abb. 11 belegt, daß Japans Anteil an den Weltexporten seit den siebziger Jahren (1970 6,5%), und besonders in den frühen achtziger Jahren, kräftig angestiegen ist (1985 9,5%). Die Aufwertung des Yen gegenüber dem USDollar veranlaßte japanische Unternehmer statt der Exportstrategie, mehr auf Internationalisierung durch Direktinvestitionen zu setzen; dementsprechend kam es 1985 zu Verlusten an Weltmarktanteilen (1990 8,5%), die bis 1995 (8,9%) nur leicht wieder erhöht werden konnten. Die USA verlor seit 1970 (14,3%) kontinuierlich ihre dominante Stellung im Welthandel, konnte jedoch die Spitzenposition bis 1995 (11,5%) halten. Die deutschen Anteile sanken ebenfalls von 1970 (11,5%) bis 1985 auf 9,5%. Mit 12,1% Anteil an den Weltexporten war Deutschland 1990 die weltweit führende Exportnation. Wiedervereinigungsbedingt und durch rezessive Strömungen Hauptabnahmeländern sank der Anteil bis 1995 wieder auf 10,5%. Abb. 10: Anteile am Weltexport in den 16 14 USA 12 Deutschland* 10 8 Japan 6 4 1970 1975 1980 1985 1990 1995 Quelle: IMFb, eigene Berechnungen. * bis 1990 nur Westdeutschland Verzerrende Wechselkurseffekte, wie im Falle der Weltexportanteile 241, werden ausgeschaltet, wenn man die Exportintensität anhand der Exportquote (Anteile der Exporte am Bruttoinlandsprodukt, vgl. Abb. 11) mißt. Abb. 11: Exportquoten Deutschlands, der USA und Japans. 35 30 25 Deutschland* 20 15 Japan 10 5 USA 0 1970 1975 * bis 1990 nur Westdeutschland 1980 1985 1990 1995 Quelle: IMFb, eigene Berechnungen. Es zeigt sich die überragende Bedeutung der deutschen Exportwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt. Die Exportquote stieg von 1970 19% auf den Spitzenwerte von 32,6% im Jahre 1985, seitdem sinkt sie. Ein ähnliches Profil, nur auf einem wesentlich niedrigeren Niveau, zeigt Japan. Hier werden Spitzenwerte von 15,8% erreicht. Die USA weist die niedrigste Exportquote der drei Länder auf. Bis 1980 stieg sie auf 10%, sank in der nächsten Periode auf 7,2% (1985) und übertraf, durch die anschließende Steigung, mit 1995 11,1%, die Exportquote Japans (9,4%). Die großen Unterschiede in den Niveaus der Exportquoten jedoch typisch für die Größe der jeweiligen Binnenmärkte. Die betrachteten Länder sind in hohem Maße in die internationale Arbeitsteilung eingebunden. Eine starke Position im internationalen Wettbewerb ist daher von entscheidender Bedeutung für das nationale Wirtschaftswachstum. Die Einbindung hat für die nationalen Export- und Importstrukturen zur Folge, daß sich auf Branchenebenen Import- und Exportgüter stark ähneln, auf Produktebene dagegen deutlich unterschiedlich sind. Die Arbeitsteilung der Volkswirtschaften bedingt nämlich eine Spezialisierung in der Produktion von bestimmten Produktgruppen und den Import anderer Güter242. Bei den betrachteten Länder finden sich jedoch unterschiedliche Spezialisierungsstrategien. Zum Vergleich der Produktspezialiserung verschiedener Produktionsstandorte biete es sich an, den Anteil einer Gütergruppe an den Gesamtexporten des jeweiligen Standortes in Bezug zu setzen zum Anteil dieser Gütergruppe an den Gesamtexporten aller Standorte. Die daraus resultierende Kennziffer für die Spezialisierung des Außenhandels wird relativer Weltmarktanteil (RWA-Wert) genannt243. Tab. 10 Außenhandelsspezialisierungen1 Deutschlands, der USA und Japan 1993 241 Vgl. Beyfuß (1997), S. 8. 242 Vgl. Hummel (1996), S. 102. 243 Die jeweiligen Werte sind auf 100 normiert. Werte über 100 signalisieren eine für die jeweilige Warengruppe überdurchschnittliche Marktstellung, Werte unter 100 eine relativ schwache; zur mathematischen Formel, vgl. Maurer (1994), S. 310. Japan USA Deutschland 1 2 3 Hochtechnologie 144 151 82 2 Mitteltechnologie 114 99 119 3 Niedrigtechnologie 46 74 85 4 Bezogen auf die Exporte der OECD-Länder Computer und Büromaschinen, Luftfahrzeugbau, Unterhaltungselektronik, Pharamzeutische Industrie Elektrotechnik, Fahrzeugbau, Chemische Industrie, Feinmechanik und Optik etc. 4 Eisen und Stahl, Metallverarbeitung, Textilindustrie, Ernährungsgewerbe etc. Quelle: Beyfuß / Lichtblau (1995). Wie Tab. 10 zeigt, weisen alle Länder eine relativ niedrige Spezialisierung in der Niedrigtechnolgie auf, die erwartungsgemäß nicht in diesen Hochlohnländern zu finden sind. Außerdem wird deutlich, daß bei der deutschen (vergleichsweise mittelständisch geprägten) Exportindustrie eine klare Spezialisierung auf den Bereich der Mitteltechnologie besteht, während die Werte für Hochtechnologie relativ gering sind. Mit diesem Spezialisierungsmuster unterscheidet sich Deutschland erkennbar von den beiden anderen Ländern. Japan besitzt von allen Ländern die insgesamt eindeutigste Spezialisierung auf technolgieintensive Güter. Verhältnismäßig hohe Werte in der Hochtechnologie und Mitteltechnologie, sowie sehr niedrige Werte für die Niedrigtechnologiespezialisierung unterstreichen diesen auf Komplementarität ausgerichteten (ricardianischen) Handel244. Die USA dagegen weisen ein relativ ausgeglichenes Spezialisierungsmuster auf, sind führend in der Hochtechnologie, haben keine geringen Anteile bei der Mitteltechnologie und sind, im Vergleich zu Japan, scheinbar auch im Niedrigtechnologiebereich konkurrenzfähig. Diese günstige Position der USA wurde u.a. möglich durch große Produktivitätssteigerungen (1985-93 um 27%), sowie durch Senkung der Arbeitskosten (1985-93 um 23%)245. Im allgemeinen besteht ein Zusammenhang zwischen der Technolgieintensität einer Branche und der Wachstumsintensität ihres Marktes. So werden dem Hochtechnologiesektor die höchsten Wachstumschancen eingeräumt. Im Gegensatz zu Japan und den USA ist Deutschland allerdings auf den Mitteltechnolgiesektor spezialisiert. In der Patent- und der F&E-Intensität nimmt Deutschland jedoch einen Spitzenplatz ein. Dies bedeutet, daß die deutschen 244 Vgl. Beyfuß (1995), S. 34. 245 Vgl. Beyfuß (1994), S. 52. Unternehmen ihre gute Weltmarktposition vor allem deshalb halten konnten, weil sie sich im Bereich der Mitteltechnologie auf die Herstellung technologisch hochwertiger Produkte spezialisiert haben. Es also nicht unbedingt eine Spezialisierung auf den Hochtechnologiebereich notwendig um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können 246. 4. Empirische Untersuchung der deutschen Direktinvestitionen und Exporte am Beispiel der Länder USA und Japan Nach der theoretischen und deskriptiven Behandlung des Themas in den zwei vorangegangenen Kapiteln, erfolgt nun die empirische Analyse der Beziehungen von Direktinvestitionen und Außenhandel. Der eigentlichen Regressionsanalyse ist eine Überblick über bisherige Untersuchungen vorangestellt, um damit die verschiedenen möglichen Herangehensweisen an das Thema zu demonstrieren. Den Abschluß bildet eine kommentierende Zusammenfassung der erzielten Ergebnisse. 4.1 Bisherige empirische Untersuchungen Bisherige empirische Untersuchungen Direktinvestitionen und Außenhandel sind unterschiedlich operationalisiert247. Gänzlich wird oftmals nur eine Gegenüberstellung der über das Verhältnis von in der Literatur teilweise sehr ohne ökonometrische Methoden prozentualen Veränderungen der 246 Vgl. Maurer (1994), S. 319. 247 Für weitere Übersichten vgl. OECD (1995), S. 140ff., oder Dunning (1994), S. 395ff. Direktinvestitionsbestände und der Exportquoten für verschiedene Branchen 248 durchgeführt. Bei frühen ökonometrischen Untersuchungen wird mittels einfacher Korrelationsrechnungen versucht, die Beziehung zu analysieren. In Baumann et al. (1997) wurden für verschiedene Jahre Rangkorrelationskoffezizienten zu den Direktinvestitionsbeständen und den Exportdaten berechnet. Für 22 Branchen ergab sich ohne regionale Gliederung jeweils ein signifikant positiver Zusammenhang. Noch 1993 wird in Broll vorgeschlagen, daß mittels einer einfachen Reggressionsgleichung: Exi(t) = + DIi(t) überprüft werden könnte, ob die Beziehung zwischen den Direktinvestitionen Di(t) (der Region i zum Zeitpunkt t) und den Exporten Exi(t) substitional oder komplementär sei249. Bei einem signifikant positiven Vorzeichen des Steigungskoeffizienten, liegt demnach eine komplementäre Beziehung vor. Ökonometrisch anspruchsvoller wurde in Blomström et al. (1988) agiert250. Es wurden für jeden einzeln vorhandene Industriezweig Querschnittsanalysen angestellt, um so die Auswirkungen die Auslandsproduktion auf die Exporte hat, zu untersuchen. Als Variablen fungierten u.a. die Exporte, das reale Bruttoinalndsprodukt pro Kopf sowie die Nettoumsätze der Zweigniederlassungen. Es ergaben sich bei den Schätzgleichungen für schwedische Unternehmen mehrheitlich komplementäre Beziehungen und für US-amerikanische Unternehmen mehrheitlich neutrale oder komplementäre Beziehungen zwischen Auslandsproduktion und Exporten. Pfaffermayr (1996a und b) untersucht in seinen Veröffentlichungen, welche Kausalitätsbeziehungen zwischen Direktinvestitionen und Exporten bestehen und ob die Evidenz der verwendeten Daten mit der Komplementaritätshypothese vereinbar ist. Es werden langfristige Kointegrationsbeziehungen, Feedback-Wirkungen sowie langfristige Multiplikatoren bzw. Impulse-Response Wirkungen exogener Schocks mit ökonmetrischen Mitteln herausgearbeitet. Anhand eines diversifizierten Faktorausstattungstheorem von Heckscher-Ohlin und dem Rybczynski-Effekts, untersucht er die unterschiedlichen Faktorintensitäten der Direktinvestitionen und Exporte251. Er kommt zu dem Ergebnis, daß kein 248 Vgl. Beyfuß / Kitterer (1990), S.21 bzw. Klodt /Maurer (1996), S. 15. 249 Vgl. Broll (1993), S. 55. 250 Vgl. Blomström et al. (1988). 251 Vgl. Pfaffermayr (1996b), S. 502f. Substitutionsverhältnis vorliegt, sondern daß durch zunehmende Auslandsinvestitionen „zusätzlich Exporte in geringem quantitativen Ausmaß induziert werden“252. Methodisch anspruchsvoll ist auch die Untersuchung in Wagner (1991) einzuordnen. In einer Zeitreihen-Querschnittsanalyse wurden neben den Interdependenzen zwischen Außenhandel und Direktinvestitionen auch zusätzlich der Protektionsgrad der einzelnen Wirtschaftszweige berücksichtigt. In diesem simultanen Drei-Gleichungssystem dienten als endogene Variable alternativ die Exportquote, der RCA-Wert, die Anzahl der Firmen eines Industriezweiges mit Direktinvestitionen und der Protektionsgrad einer Volkwirtschaft. Als exogene Variablen gingen die Sachkapitalintensität, der Modernisierungsgrad des Sachkapitals, der Facharbeiteranteil, der Beschäftigtenanteil in der Forschung und Entwicklung, der Innovatorenanteil, der Konzentrationsgrad, das Wachstum der Beschäftigung und die Konsumquote in die Analyse ein. Die präsentierten Ergebnisse legen nahe, daß bei diesem Untersuchungsaufbau von einem simultan positiven Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen und Exporten auszugehen ist. Ähnlich hohen methodischen Aufwand betreibt Jungmittag (1996). Im Rahmen seiner Analyse wurde eine mehrstufige Modellierungsstrategie angewendet, die es ermöglichen soll, die Nichtstationarität von Zeitreihen im mutlivariaten Kontext zu berücksichtigen, statistisch adäquate Modelle zu formulieren und strukturelle Modelle zu identifizieren. Die Grundlage hierzu bilden sieben Zeitreihen, die aus den Variablen der Direktinvestitionsneuanlagen, der Direktinvestitionsliquidationen, der Exporte, des Bruttosozialproduktes, dem Devisenkurs, der Differenz im langfristigen Zinssatz und dem Index der Lohnstückkostendifferenz bestehen. Als Quintessenz existieren bei der Untersuchung Jungmittags langfristig komplementäre Beziehungen zwischen den deutschen Direktinvestitionen und Exporten nur beim Empfängerland USA. Beim Empfängerland Italien konnten keine eindeutigen Beziehungen festgestellt werden, während sie bei Frankreich langfristig substitutionaler Natur sind253. 252 Vgl. Pfaffermayr (1996a), S. 200. 253 Vgl. Jungmittag (1996), S. 275ff. 4.2 Multiple Regressionsanalyse Statistische Methoden zur Beschreibung von Beziehungen zwischen Variablen stellen einen wichtigen Komplex der deskriptiven Statistik dar. Die Bedeutung dieses Methodenkomplexes ist deshalb so groß, weil Beziehungen, Abhängigkeiten oder Zusammenhänge zwischen Erscheinungen der realen Welt per se Hauptansatzpunkte der empirischen Erklärung dieser Erscheinungen sind254. Eine Art von Beziehung, die zwischen zwei quantitativen Variablen x und y besteht, kann auf ihren Zusammenhang (Gleichläufigkeit oder Gegenläufigkeit) untersucht werden. Faßt man eine von beiden Variablen als abhängige (zu erklärende), die andere als unabhängige (erklärende) auf, so definiert man den zu prüfenden Zusammenhang als Abhängigkeit der zu erklärenden Variable von der erklärenden. Die quantitativen Charakteristika der korrespondierenden Variationen, der Kovariationen, beider Variablen zu beschreiben ist Aufgabe der Reggressionsanalyse 255. Im Gegensatz zum einfachen linearen deskriptiven Regressionsmodell, werden bei multiplen Regressionsmodellen Variablen nicht nur durch eine andere Variable, sondern durch beliebig viele erklärt256. In der vorliegenden Untersuchung wurde zur Berechnung der Ergebnisse das Statistikprogramm SPSS 7.5 für Windows 95 verwendet. Bei den ersten Durchläufen für alle acht Gleichungen wurde die Methode Einschluß gewählt, da dies die voreingestellte und gängigste Art ist zur Verwendung der unabhängigen Variablen in der Regressionsschätzung. Hier werden alle Variablen des Blocks in einem Schritt in der Reihenfolge abnehmender Toleranz257 in die Gleichung aufgenommen. Bei den Ergebnisse stellte sich heraus, daß die Variablen in der Modellzusammenfassung durchwegs akzeptable Autokorrelationswerte aufwiesen. Autokorrelation tritt auf, wenn die Residuen in der Grundgesamtheit nicht voneinander unabhängig sind. Vor allem bei Zeitreihen ist die Abweichung von der Regressionsgeraden teilweise nicht mehr zufällig, und führt in der Folge, bei der Ermittlung des 254 Vgl. Neubauer (1994), S. 223. 255 Vgl. Neubauer (1994), S. 227. 256 Vgl. Heil (1991), S. 87. 257 Toleranz = 1 - R2i, dabei ist Ri der multiple Korrelationskoeffizient, vgl. Brosius (1995), S. 495. Standardfehlers, zu erheblichen Verzerrungen258. Diese Abwesenheit von Autokorrelation wurde allerdings erkauft durch ein im allgemeinen niedriges Signifikanzniveau, welches den Zusammenhang der Regressoren (erkärenden Variablen) mit dem Regressanden (zu erklärende Variable) nicht zu erklären vermochte. Aus diesem Grund wurde in einer nächsten Runde das Verfahren ‘Rückwärts’, bei dem die Variablen schrittweise darauf geprüft werden, ob sie in der Gleichung verbleiben sollen, angewendet. Die in den Gleichungen verbliebenen Ergebnisse waren in diesem Fall erfreulich signifikant, jedoch mit einem zu niedrigen Durbin-Watson-Koeffizienten259. Mittels dieses Procederes wurde für jede Gleichung das optimale Verfahren ausgewählt. Bei allzu differierenden Ergebnissen der einzelnen Verfahren wird dies erwähnt und begründet. Der oben dargelegte Zielkonflikt (z.B. hohes Signifikanzniveau versus hohe Autokorrelation) wurde nach Ermessen des Verfassers entschieden. 4.2.1 Theoretischer Bezug der Variablen- und der Modellauswahl Um die theoretischen Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und Exporten ökonometrisch zu untersuchen, werden in der Literatur im allgemeinen unterschiedliche Regressionsgleichungen verwendet. Eine Herangehensweise versucht das Helpman / Krugman Modell empirisch zu überprüfen und analysiert auf diesem Wege die Feedback-Wirkungen des vermehrten (Intra-Unternehmens-)Handels der multinationalen Unternehmen in humankapitalintensiven Sektoren auf Exporte und Direktinvestitionen. Die andere Gruppe von Modellen hat als theoretische Basis die IndustrialOrganization-Ansätze im Sinne Hymers260. Hier treten Determinanten von Direktinvestitionen und Exporten, die durch Variablen wie Marktgröße, Konzentration, Produktdifferenzierung, economies of scale oder Transportkosten erfaßt werden, in den Vordergrund. Das in dieser Untersuchung angewandte Regressionsmodell analysiert die Wirkung von makroökonomischen Größen auf die Exporte. Es sollen damit 258 Zur Messung der Autokorrelation wird i.A. der Durbin-Watson-Test verwendet, vgl. Backhaus (1987), S. 37. 259 Akzeptable Werte bewegen sich zwischen 1,5 und 2,5, vgl. Brosius (1995), S. 489. 260 Vgl. Pfaffermayr (1996b), S. 506. gemeinsame Determinanten von Exporten und Direktinvestitionen aufgezeigt werden um damit Aufschluß über die Substitutionsbzw. Komplementaritätsbeziehung zu gewinnen. Desweiteren soll versucht werden weitere Kausalitätsbeziehungen zwischen den beiden alternativen Marktbearbeitungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Regressionsanalyse wird, im Sinne einer Zeitreihenbetrachtung, für die Zeit von 1980 bis 1995 durchgeführt. Für diesen Zeitraum werden die Berechnungen allerdings als eine Analyse des Querschnitts der wichtigsten deutschen Industriesektoren verstanden und durchgeführt. Es soll damit u. a. geprüft werden, inwiefern sich die einzelnen deutschen Wirtschaftssektoren unterscheiden hinsichtlich der Methode der Marktbearbeitung und der Reagibilität auf die verwendeten makroökonomischen Größen. Trotz der starken Zunahme des Dienstleistungshandels und der -direktinvestitionen261 können diese nicht in das Modell aufgenommen werden, da eine nur ungenügende Datengrundlage vorhanden ist. Ebenso kann die Substitutionsund Komplementaritätshypothese, aufgrund der nur bedingten Handelbarkeit und der daraus oftmals folgenden ausschließlichen Erbringung vor Ort, nur schwerlich angewendet werden. Das in dieser Studie verwendete Modell lehnt sich an ein von Hufbauer et al. (1994) verwendetes Gravitationsmodell an. In solch einem Modell wird zwischen Push-, Pull-, Stimmulations- und Friktionsfaktoren unterschieden. Abweichend zu Hufbauer et al. (1994) wird in dem in dieser Untersuchung verwendeten Modell Push- und Pullfaktoren von logarithmisierten Größen ausgegangen. Unter Push-Faktoren versteht man solche, die Investitionsströme ins Ausland induzieren und dadurch möglicherweise die Exporte beeinflussen. Darunter fallen im Rahmen dieses Modells die relativen Lohnstückkosten in den betrachteten Ländern im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland. Lohnkostendifferenzen haben unter der Voraussetzung gleicher Arbeitsproduktivitäten in Herkunfts- und Zielland differierende Rentabilitäten zur Folge und können somit Kapitalströme in Ländern mit relativ niedrigeren Löhnen auslösen262. Im Hinblick auf die Lohnkostenentwicklung muß auch in Betracht gezogen werden, daß Lohnsteigerungen an einem Standort auch zu einem Kapitalzustrom führen können, weil die in dem betroffenen Land tätigen 261 Vgl. Punkt 3.1.4 bzw. 3.2.2.3. Auslandsfirmen darauf mit der Substitution von Arbeit durch Kapital reagieren 263 Dies entspricht den lohnkostenorientierten und handelschaffenden Direktinvestitionen von Kojima; für das Empfängerland selbst bedeutet dies einen L-Vorteil im Sinne des OLI-Paradigmas von Dunning. Diese Variable läßt sich allerdings ebenso in die Faktorausstattungstheorien (d.h. der Faktor Arbeit ist reichlich vorhanden und daher relativ billig) integrieren. Unter Pull-Faktoren versteht man spezifische Eigenschaften eines Standortes, die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland auslösen können. Dies entspricht den LVorteilen, welche die Unternehmen dazu bewegen, die Produktion ins Ausland zu verlagern statt aus dem gewohnten Produktionsstandort zu exportieren. In dieser Untersuchung wird desweiteren die Relevanz des Bruttoinlandsproduktes264 des Gastlandes analysiert. Gerade in Bezug auf absatzorientierte Direktinvestitionen liegt der Zusammenhang zwischen Kapitaltransfers und Marktgröße auf der Hand; ebenso für die Exporte gilt, je aufnahmefähiger der Markt des Ziellandes, desto größer ist das Interesse der Unternehmen sich in einer bestimmten Internationalisierungsart dort zu engagieren. Die USA kann als klassischer Fall für die Notwendigkeit einer Marktpräsenz265 gelten und damit auch für die mögliche Substitution der Exporte durch Produktion vor Ort. Bis auf die Tatsache, daß im Modell von Helpman / Krugman das Außenhandelsvolumen mit zunehmender Ländergröße (ausgedrückt in Bruttosozialproduktseinheiten) zunimmt, fehlt hier eine eindeutige theoretische Fundierung266. Einen weiteren Pull-Faktor stellt das verwendete Bruttoinlandsprodukt pro Kopf dar. Es soll in der Gleichung die Kaufkraft eines Landes repräsentieren und damit ebenso absatzorientierte Direktinvestitionen attrahieren. Stimulanzfaktoren begünstigen den Austausch von Direktinvestitionen zwischen spezifischen Länderpaaren. In diesem Kontext wird untersucht, inwieweit die Exporte in die einzelnen Untersuchungsländer ihre Entsprechnung im Austausch von Direktinvestitionen finden. Der Index openess to trade stellt den Indikator dar, der die protektionsitischen Tendenzen einer Volkswirtschaft 262 Vgl. zur aktuellen Situation Schröder ( 1995) bzw. Link (1995). 263 Vgl. Köddermann (1996), S. 119. 264 In laufenden Preisen; dies gilt dementsprechend für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. 265 Auch wegen zunehmenden Handelsprotektionismus, local-content-Bestimmungen oder der Präsenz vor Ort. 266 Vgl. Köddermann (1996), S. 120. aufzeigt, die potentielle Exporteure dazu veranlassen könnten Direktinvestitionen vorzunehmen. Zölle oder allgemein staatliche Interventionen sind in der Theorie weit verbreitet als Erklärungsfaktor für die Substitutionshypothese des Zusammenhangs zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel. So begünstigen staatliche Interventionen die Auslandsproduktion im Anatz von Corden ebenso wie in den neoklassischen Modellen. In den internalisierungsbedingten Ansätzen stehen sie für Marktunvollkommenheiten, in der Motivforschung finden sie ihre Entsprechung in den defensiven Beweggründen267. Die Wechselkursentwicklung zwischen dem Herkunfts- und Zielland von Direktinvestitionen ist möglicherweise ein weiterer Einflußfaktor des untersuchten Zusammenhangs. Eine Abwertung der Währung des Empfängerlandes verbilligt aus der Perspektive der Investoren aus den Hartwährungsländern Errichtungsinvestitionen bzw. den Erwerb von Beteiligungen. Andererseits würden bei einer Abwertung des Herkunftslandes die Exporte desselben konkurrenzfähiger auf dem Weltmarkt268. Aus diesem Grund wurde die deutsche Wechselkursentwicklung mit den USA und Japan während des untersuchten Zeitraums als Regressor aufgenommen. Die o.g. Querschnittsanalyse bezieht dabei die Branchen der deutschen Wirtschaft mit ein, die sowohl die höchste Exportintensität als auch den größten Bestand an Direktinvestitionen aufweisen 269. Somit sind die aufgeführten Branchen prädestinierte Untersuchungsobjekte, da sie sich bei beiden Arten der Internationalisierung in einem relativ fortgeschrittenen Stadium befinden. Zudem können die Sektoren Fahrzeugbau und Elektrotechnik als technologieintensive und humankapitalintensive Sektoren 270, die Chemische Industrie andererseits als kapitalintensiver Sektor, gelten. Die Erzeugnisse des Maschinenbaus sind mehr im Mitteltechnologiebereich angesiedelt 271 und sind durch eine relative Konjunkturreagibilität charakterisiert. Aus o.g. ergibt sich folgendes Regressionsmodell: EXPij = C + DIij + AW j + BIPj + BIP/Kj + rLSKj-D + OPENj EXPij: Exporte des Sektors i in das Zielland j. 267 Vgl. Punkt 2.3.3. 268 Vgl. zu ausführlichen Erklärungen Punkt 2.4.2. 269 Vgl. Klodt / Maurer (1996), S. 16. 270 Vgl. Nunnenkamp (1994), S. 44. 271 Vgl. Punkt 3.2.2.6. DIij: Direktinvestitionen des Sektors i in das Zielland j. AW j: Außenwert der DM gegenüber der Währung des Landes j. BIPj: Bruttoinlandsprodukt des Landes j in laufenden Preisen. BIP/Kj: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf des Landes j in laufenden Preisen. rLSKj-D: Differenz der relativen Lohnstückkosten des Landes j zur Bundesrepublik OPENj: Indikator für den Protektionsgrad des Landes j.. C: Regressionskonstante; , , , , , : Regressionskoeffizienten. Als Beispielsempfängerregionen für deutsche Exporte und Direktinvestitionen wurden die USA und Japan gewählt; dies geschah aus der Überlegung heraus, daß es sich hierbei um die drei weltgrößten Volkswirtschaften sowie Exportnationen handelt. Überdies sind alle drei in hohem Maße in den Prozeß der internationalen Arbeitsteilung eingebunden, besitzen für diese Untersuchung interessante Wirtschaftstrukturen272 und sind oftmals in den gleichen Marktsegmenten Konkurrenten auf dem Weltmarkt. 4.2.2 Variablenspezifikation Jede ökonometrische Untersuchung ist auf Daten angewiesen, wobei Datenschutzbestimmungen, monopolistisches Verhalten von Datenbesitzern und Budgetrestriktionen des Untersuchenden jegliches Nachdenken über den idealerweise zu verwendenden Datensatz273 schnell zu wenig sinnvollen Spekulationen werden lassen. Durch das begrenzte Zeit- und Geldbudget des Verfassers, war nur begrenzt möglich, Datenmaterial in einem außergewöhnlich umfassenden Umfang274 als Grundlage für die ökonometrische Untersuchung zu verwenden. Nichtsdestotrotz wurde versucht, die, ausgehend von der im ersten Teil aufgeführten Theorie, herausgearbeiteten Variablen eindeutig durch Zahlenmaterial zu erklären. Um angemessene, sowie in ihrer Dimension vergleichbare, Daten zu verwenden, wurden alle vorhandenen Werte logarithmisiert. Dies ist besonders bei Zeitreihenbetrachtungen von Vorteil, weil dadurch größere Ausreißerresiduen vermieden werden. 272 Interessant in dem Sinne, daß die Ergebnisse der Untersuchungsländer, aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland, in größerem Maße differieren. 273 „Tief disaggregierte Daten für einen langen Zeitraum, die alle theoretischen Konstrukte fehlerfrei messen“. 274 Zelgert (1993) war es z.B. möglich dies in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbank zu erreichen. Die abhängige Variable der Regressionsgleichnung, Exp ij, ist gegeben durch die Werte der Exporte zwischen 1980 und 1995. Grundlagen für diesen Vektor mit abhängigen Variablen sind die in Kapitel 3.2.3-3.2.6 durchgeführten Berechnungen. Die Daten entstammen aus der Fachserie 7, Reihe 7: Außenhandel nach Ländern und Gütergruppen der Produktionsstatistiken (Spezialhandel) des Statistischen Bundesamtes275. Auf die im internationalen Handel übliche SITC-Untergliederung wurde hier verzichtet, um eine Vergleichbarkeit zu den Industriesektoren der Direktinvestitionen zu gewährleisten. Bei den Direktinvestitionen handelt es sich um Bestandsveränderungen gegenüber der Vorperiode. Nur so konnte die, nach den vier betrachteten Sektoren disaggregierte, Form zustande kommen. In der Statistik der deutschen Bundesbank werden nämlich nur die Veränderungen der Bestände nach einzelnen Sektoren untergliedert276. Desweiteren wurden die Angaben zu den mittelbaren und unmittelbaren Direktinvestitionen der deutschen Investoren als Datengrundlagen verwendet277. Der reale Außenwert der DM gegenüber dem US-$ sowie dem Yen wurde der Devisenkursstatistik der Deutschen Bundesbank entnommen 278. Die Daten für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf entstammen aus den National Accounts der Statistiken des International Financial Statistics Yearbook des IMF279 und sind in laufenden Preisen angegeben. Zur besseren Vergleichbarkeit und um die, in diese Zeit fallenden, ausgeprägten Wechselkursänderungen zu berücksichtigen wurden sie jeweils in DM umgerechnet280. Die Lohnentwicklung kann nicht losgelöst von der Arbeitsproduktivität betrachtet werden. Daher wird in die Regressionsgleichnung die relative Entwicklung der Lohnstückkosten integriert. Diese sind im gesamtwirtschaftlichen Kontext definiert als Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer 275 Vgl. Statistisches Bundesamt (lfd. Jahrgänge). 276 Vgl. Deutsche Bundesbank (versch. Jg.). 277 Unmittelbare Direktinvestitionen sind direkte Kapitalbeziehungen, mittelbare Direktinvestitionen werden über abhängige Holdinggesellschaften gehalten, vgl. Krägenau (1996), S.86. 278 Vgl. Deutsche Bundesbank (1996), S. 6. 279 Vgl. IMFb (1997). 280 Wobei, um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, auf mögliche ökonometrisch-statistische Umrechnungsmethoden verzichtet wurde. bezogen auf das Bruttoinalndsprodukt in konstanten Preisen je Erwerbstätigen281. Der Indikator openess to trade wurde errechnet als das Verhältnis von Ex- und Importen gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt 282. Die Werte für Ex- und Importe der USA und Japan wurden aus den International Direction of Trade Statistics Yearbooks entnommen283. 4.3 Interpretation der Ergebnisse Im folgenden werden die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse für die einzelnen Sektoren und Länder vorgestellt und interpretiert. Dabei werden die realen Bezüge der im ersten Teil der Arbeit vorgestellten theoretischen Determinanten der Zusammenhänge von Direktinvestitionen und Außenhandel, im Besonderen berücksichtigt. 4.3.1 Ergebnisse für den Chemiesektor Die Chemische Industrie zählt zu den Pionieren der Internationalisierung der deutschen Wirtschaft, da sie sowohl an den ressourcenorientierten Direktinvestitionen der frühen Jahre, als auch an den M&As der neunziger Jahre stark beteiligt waren284. Beide Direktinvestitionsarten sind typisch für die Chemieindustrie; zum einen benötigen die Produzenten einen hohen Anteil Rohstoffe für die Produktion, und zum anderen, bedingt durch hohe F&EAusgaben, partizipieren die Unternehmen gerne an bereits vorhandenen Kapazitäten, um so z.B. Synergieeffekte oder Kostensenkungen zu erreichen. Die Chemische Industrie stellt bei den deutsch-US-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen den größten Posten der Exporte, sowie den Löwenanteil der Direktinvestitionsbestände285. Knapp ein Drittel der Direktinvestitionsbestände 281 Die Daten entstammen Köddermann (1996), S. 82. 282 Angelehnt an die Untersuchung von Hufbauer et al. (1994), S. 57. 283 Vgl. IMFa. (versch. Jg.). 284 Vgl. Punkt 3.1.4. 285 Vgl. Punkt 3.1.5.2 bzw. 3.2.2.5. der deutschen Chemischen Industrie waren 1995 in den USA angelegt. Interessant ist auch die Tatsache, daß mittlerweilen die Direktinvestitionsströme fast eine Fünftel des Exportwertes betragen und damit eine Vielfaches über dem Wert von vor zehn Jahren liegen. Für die deutschen Ausfuhren der Chemischen Industrie waren die USA mit anteilsmäßig 7% ein wichtiger Handelspartner. Leider sind die Ergebnisse für die Chemische Industrie die statistisch unsichersten unter den vier, nach USA exportierenden Sektoren. Bei keiner der verwendeten Methoden286 wurde das vorgeschriebene Signifikanzniveau von 95% erreicht. Ebenso kann das multiple Bestimmtheitsmaß R 2 mit 0,36 die aufgestellte Gleichung kaum erklären. Allein der Durbin-Watson-Koeffizient (DW) erreicht mit 2,57 vernünftige Werte. Tab. 11: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach den USA 2 R 0,36 DI AW BIP BIP-K. rLSK Openess DW 2,57 3,06 4,20 -6,71 5,03 0,38 2,56 1 Korrelation DI-EX 0,39 *statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson Aus diesem Grund kann hier nur, und dies auch nur unter dem Vorbehalt der relativen statistischen Unsicherheit, mit Hilfe der Pearsonschen Korrelationskoeffizienten287 argumentiert werden (Vgl. zu den Werten Anhang 2). Weder die Exporte (0,51) noch die Direktinvestitionen288 (0,04) dieses, ohnehin typischerweise Arbeit durch Kapital ersetzenden, Sektors korrelieren 286 Vgl. Punkt 4.2.1. 287 Diese Vorgehensweise folgt dem Beispiel der Untersuchung von Nunnenkamp (1994) und wird im weiteren immer bei nicht genügender Signifikanz der Variablen verwendet. 288 Wobei die Direktinvestitionen hier idealtypischerweise eine negatives Vorzeichen aufweisen müßten. Bei dem Wert handelt sich annahmegemäß um die Differenz der Kosten für Löhne im Verhältnis zur Produktivität des Empfängerlandes und der Bundesrepublik. D.h., wenn die Differenz kleiner wird (die Werte für Deutschland lagen im Beobachtungszeitraum meist unter den von den USA und Japan), steigen im Inland die Kosten für Arbeit, was wiederum lohnkostenorientierte Direktinvestitionen induzieren könnte. Vgl. z.B. Punkt 2.3.1. stark mit der Differenz der relativen Lohnstückkosten. Daraus läßt sich keine lohnkostenorientierte Substitution der Exporte durch Direktinvestitionen schließen. Diese komplementäre Beziehung verdeutlicht auch die, wenngleich mit 0,39 relativ niedrige, positive Korrelation zwischen Exporten und Direktinvestitionen. Überraschenderweise reagieren die Exporte nur schwach auf den Außenwert der DM (-0,41), zudem weist er das ökonomisch falsche Vorzeichen auf289. Gerade in der Chemischen Industrie ist der Wechselkurs der Haupthandelswährung US-$ durch den großen Anteil an Rohstoffen von nicht geringer Bedeutung. Während der untersuchten Periode kam es zu häufigen und starken Wechselkursschwankungen. Da trotz dem langfristigen Trend der Wechselkursverbesserung aus deutscher Sicht die Exporte zunahmen, mag das negative Vorzeichen statistisch legitim sein, ökonomisch sinnvoll ist es nicht290. Betrachtet man hingegen die Korrelation des Außenwerts mit den Direktinvestitionen, läßt sich anhand des hohen negativen Koeffizienten (-0,70) eine Direktinvestitions- anstelle der Exporttätigkeit bei hohem Außenwert der DM vermuten291. Ebenso gering ist die Reagibilität der Exporte auf den Indikator openess (0,06); dies könnte ein Indikator für die ‘Unsensibilität’ 292 dieser Güterart sein, die hauptsächlich aus Vor- und Zwischenprodukten besteht und zudem größtenteils unternehmensintern gehandelt wird. Andererseits könnte der geringe Wert auch auf die Abwesenheit von defensiven Motiven für Direktinvestitionen hinweisen und eine mehr offensive Motivation der Unternehmen belegen293. Japan war 1995 Absatzmarkt für 4% der gesamten deutschen Exporte und wies einen anteilsmäßigen Bestand von 5% der Chemie-Direktinvestitionen auf. 289 Eine Verschlechterung des Wechselkurses aus deutscher Sicht würde die deutschen Güter in den USA wettbewerbsfähiger machen, da man mehr deutsche Währung für weniger US-$ bekommen würde. 290 Das Vorzeichen wäre nachvollziehbar, wenn bei einem Sinken des Außenwertes sich die Exporte verringern, weil sie in einem substitutiven Verhältnis zu den Direktinvestitionen stehen, vgl. dazu die Ausführungen zum Maschinenbausektor nach den USA. 291 Vgl. Punkt 2.4.2. 292 Ströme sensibler Güter (z.B. Stahlerzeugnisse) unterliegen oftmals hohen protektionistischen Auflagen. Da jedoch dieser Indikator gesamtwirtschaftlich errechnet wurde, und somit für alle Gütergruppen steht, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen 293 Vgl. Punkt 2.3.3. Die Berechnungen wurden hier mit dem Verfahren ‘Schrittweise’ 294 durchgeführt. Wie sich zeigte, ist der Erklärungsgehalt des berechneten Modells mit dem Bestimmtheitsmaß von 0,98 sehr hoch, allenfalls der DurbinWatson-Koeffizient trübt dieses Bild durch den etwas zu niedrigen Wert von 0,97. In die signifikante Gleichung wurden folgende Variablen aufgenommen: EXP = 5,79 + 0,63BIP-K + 0,31DI Ein sehr hoher positiver Korrelationskoeffizient (0,99) sowie der signifikante positive Regressionskoeffizient weisen auf einen komplementären Zusammenhang der deutschen Exporte und Direktinvestitionen des Chemiesektors hin. Ein signifikanter Zusammenhang besteht auch zwischen dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und den Exporten. Desweiteren korrelieren die Direktinvestitionen (-0,91) erwartungsgemäß stark mit dem Openess to trade Indikator des relativ abgeschotteten Marktes Japan und könnten somit als durch Marktunvollkommenheiten induzierte Kapitaltransfers gedeutet werden. Tab. 12: Ergebnisse der Berechnungen für den Chemiesektor nach Japan 2 R 0.98 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 0,97 0,31* -0,59 0,28 0,63* 0,39 0,27 1 Korrelation DI-EX 0,99 * statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson 4.3.2 Ergebnisse für den Elektrotechniksektor Die Elektrotechnische Industrie steht, und hier vor allem die Unterhaltungselektronik, für Massengüter mit harter Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Ebenso wie in der Chemischen Industrie, ist durch modulare Produktionstechnik die Auslagerung von Produktionsschritten relativ leicht möglich, was zu verstärkter Standortspaltung auf der Suche nach maximaler 294 Es wird bei jedem Schritt auf Ausschluß (Signifikanzniveau 10%) und Aufnahme (5%) geprüft; der Prüfprozeß wird solange fortgesetzt, bis für keine Variable mehr die Notwendigkeit des Ausschließens Produktivität führt. Der zunehmende Wettbewerb auf den Weltmärkten führte bei diesem Sektor zu zunehmenden protektionistischen Maßnahmen und als Folge zur Standortverlagerung in die geschützten Märkte. Zudem muß dieser stark exportabhängige Sektor zu Unterstützung der Exporte marktnahe Direktinvestitionen vornehmen. Unterschiedliche technische Normen, Bekanntheitsförderung und local content Auflagen machen dies notwendig. 1995 wurden 7% der Gesamtexporte in die USA verschickt, und waren zudem für 22% der Direktinvestitionsbestände dieses Sektors Zielland. Bei den Berechnungen der Regressionsgleichung zur Elektrotechnischen Industrie wurde das Rückwärtsverfahren eingesetzt. In die relevante Gleichung (vgl. Anhang 3) wurden drei Variablen aufgenommen, die mit einem extrem hohen Bestimmtheitsmaß von R2 = 0,98 erklärt werden. Aufgenommen wurden die Variablen Direktinvestitionen, der Außenwert der DM sowie das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Der relativ geringe Wert des DurbinWatson-Koeffizienten kommt durch die Umrechnung des US-amerikanischen Bruttoinlandprodukts in DM zustande. Die hochsignifikante Gleichung lautet somit: EXP = -2,36 + 0,25 DI + 1,54BIP-K -1,16AW Tab. 13: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach den USA 2 R 0,98 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 1,27 0,25* -1,16* -0,93 1,54* 0,70 0,26 Korrelation DI-EX 0,92 1 * statistisch sigifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder 1weniger Korrelation nach Pearson Der hohe Korrelationskoeffizient zwischen Exporten und Direktinvestitionen, sowie der hochsignifikante Wert der Direktinvestitionen der und für keine mehr die Möglichkeit der Aufnahme besteht. Regressionsgleichung weisen auf einen eindeutig komplementären Zusammenhang dieser Größen hin. Genauer bedeutet dies, daß bei einer Zunahme der Direktinvestitionen um eine Einheit (in diesem Fall sind die Direktinvestitionen in Mio. DM gemessen) die Exporte um 25% steigen (Exporte sind in 1000 gemessen). Dasselbe Prinzip gilt für die Variable BIP-K. Für den negativen Regressionskoeffizient des Außenwerts der DM gilt dasselbe wie schon für die Ausführungen bei der Chemischen Industrie 295. Die Korrelationen der Direktinvestitionen lassen eine absatzorientierte und womöglich exportunterstüzende Motivation erkennen. Sie korrelieren am stärksten mit den Exporten (0,92), es folgen das BIP (0,88) und das BIP-K (0,82). Die nur schwachen Wirkungen des openess-Indikators (-0,12), der realen Lohnstückkosten (0,07) und des Wechselkurs (-0,25) deuten nicht auf Kapitalwanderungen aufgrund unterschiedlicher Faktorausstattungen hin296. Für Japan waren 1995 2% der Gesamtexporte der Elektrotechnischen Industrie bestimmt. Ebenso 2% war der Anteil Japans am Gesamtaufkommens der Direktinvestitionsbestände dieses Wirtschaftszweiges. Bei dem Modell für den Sektor Elektrotechnik wurde das Rückwärtsverfahren eingesetzt. Tab. 14: Ergebnisse der Berechnungen für den Elektrotechniksektor nach Japan 2 R 0,98 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 1,16 -0,36* 3,43* 3,32* -0,45 -0,10 1 Korrealtion DI-EX 0,95 * statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson Das Bestimmtheitsmaß erreicht bei diesem Modell einen mit 0,98 hohen Erklärungsbeitrag. Der Durbin-Watson-Koeffizient aus Tab. 12 deutet allerdings 295 Vgl. dazu auch Punkt 3.2.2.4. 296 Vgl. Punkt 2.3.1 bzw. 2.3.2. auf ein nicht zu unterschätzendes Maß an Multikollinearität hin. Im letzen Schritt des Verfahrens wurde folgende Gleichung modelliert: EXP = -4,04 + 3,32BIP + 3,43AW - 0,36DI Der hohe Wert für die Variablen BIP könnte seine Ursache in dem ebenfalls hohen Wert des Durbin-Watson-Koeffizienten haben297. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, daß die unter großen Wettbewerbsdruck stehenden deutschen Produkte dieses Sektors erst ab einem bestimmten Einkommensniveau in Japan nachgefragt werden. Eine starke Abhängigkeit dieses Sektors vom Wechselkurs verdeutlicht der Wert der Variablen AW. Das negative Vorzeichen des Regressionskoeffizienten der Direktinvestitionen steht in diesem Fall im Gegensatz zum positiven Korrelationskoeffizienten (0,95). Da jedoch der Regressionskoeffizient als eine kausale Ursache der abhängigen Variablen zu sehen ist, und zudem statistisch gesichert ist, soll hier von einem substitutiven Zusammenhang von Direktinvestitionen und Außenhandel ausgegangen werden. Es ist möglich, daß es durch das geringe Ausmaß der wirtschaftlichen Beziehungen zu Japan zu Verzerrungen in den Berechnungen kommt. 4.3.3 Ergebnisse für den Straßenfahrzeugbausektor Die Automobilindustrie gehört zu den Gründern des FordistischenTayloristischen Produktionsregimes298. Fortlaufende Einführungen neuer Produktionsmethoden (z.B. lean production) oder Organisationsmethoden (lean management oder just in time) führten in diesem Industriezweig relativ schnell zu post-fordistischen Produktionsmodellen und damit auch zur grenzüberschreitenden Verlagerung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Dieser Prozeß wurde verursacht von ökonomischen Faktoren wie die Erwirtschaftung von economies of scale oder der Notwendigkeit der Produktion vor Ort um die Effektivität des Marketing zu verbessern oder Währungsrisiken auszuschalten. Durch o.g. lean production wurde die Produktion von Gütern und Dienstleistungen ausgelagert (vertikale Deintegration), was wiederum die Zulieferindustrie zu Auslandsinvestitionen veranlaßte, um die just in time 297 Das BIP wurde mit Hilfe des Wechselkurses in DM umgerechnet. 298 Vgl. OECD (1996), S. 158. Produktion gewährleisten zu können299. Desweiteren gelten die gleichen exportunterstüzenden Ursachen für Direktinvestitionen wie für den Elektrotechniksektor300. Die Automobilindustrie ist demnach gekennzeichnet durch eine starke Direktinvestitionstätigkeit, eine große Neigung zu strategischen Allianzen sowie durch hohe Anteilen an Intra-Unternehmens- und intraindustriellen-Handel. In den USA waren 1995 ca. 8% der gesamten Auslandsbestände an Direktinvestitionen dieses Wirtschaftszweiges angelegt. Außerdem waren die USA für rund 10% der Gesamtexporte Absatzmarkt. Wie schon in den Gleichungen zuvor wurde hier auch das Rückwärtsverfahren eingesetzt, um verläßliche Ergebnisse zu erhalten. Es zeigte sich, daß nach der Ausschließung aller nicht signifikanten Variablen, nur die Direktinvestitionen als erklärender Reggressor übrigblieb. Aus Tab. 13 ist zu entnehmen, daß das multiple Bestimmtheitsmaß mit 0,72 nicht das Niveau der Ergebnisse des Elektrotechniksektors erreicht, aber immer noch ausreichend hoch ist. Auch der Durbin-Watson-Koeffizient ist mit 1,66 über der notwendigen Grenze des Nichtvorhandenseins von Multikollinearität. Hier lautet die Gleichung: EXP = 11,77 + 0,57DI Tab. 15: Ergebnisse für die Berechnungen des Straßenfahrzeugbausektor nach den USA 2 R 0,72 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 1,66 0,57* -0,22 -2,58 0,18 -0,12 0,35 1 Korrelation DI-EX 0,85 * statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson 299 Vgl. Gaebe (1993), S. 494f. 300 Vgl. Punkt 4.3.2. Der Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel ist hier wiederum stark komplementär. Der handelsschaffende Effekt der Auslandsinvestitionen ist, durch den errechneten Regressionskoeffizient von 0,57, sogar extrem hoch, wodurch auch der große Anteil des IntraUnternehmenshandels deutlich wird. Gerade im Automobilsektor ist der Service- und Vertriebsbereich sehr wichtig, so daß sich die Mehrheit der Direktinvestitionen in diesem Bereich vermuten läßt. Der Pearsonsche Korrelationskoeffizient zwischen den Kfz-Direktinvestitionen und dem Indikator openess ist mit -0,69 der höchste bisher erreichte. Dies könnte die Umgehung der hohen local content Auflagen für den Import von Kraftfahrzeugen der USamerikanischen Regierung durch Direktinvestitionen andeuten. Sowohl die Exporte, als auch die Direktinvestitionen reagieren positiv auf Wechselkursänderungen. Bei den Direktinvestitionen deutet dies darauf hin, daß die Möglichkeit des Markteintritts durch die Vornahme von einer Direktinvestition bei einem hohen Wechselkurs besonders beliebt bei deutschen Unternehmen dieses Sektors.301 ist. Diese Methode stellt somit eine Möglichkeit dar, die verminderte Wettbewerbsfähigkeit der Exporte auszugleichen. Unterschiedliche reale Lohnstückkosten sind scheinbar auch in der Kfz-Industrie nicht die ausschlaggebenden Motive für Auslandsinvestitionen, da wiederum der Korrelationskoeffizient der Direktinvestitionen das falsche Vorzeichen aufweist. Der Absatzmarkt Japan nahm 1995 5,5% der deutschen Kraftfahrzeuge auf und war Empfängerland für 1,6% aller Direktinvestitionen dieses Wirtschaftszweiges. Mit Hilfe des Rückwärtsverfahrens wurden folgende Regressoren ermittelt: EXP = -6.30 + 3,78AW + 3,57BIP Tab. 16: Ergebnisse der Berechnungen für den Straßenfahrzeugbausektor nach Japan 301 Damit zu vergleichen sind die japanischen Direktinvestitionen in den USA nach der Aufwertung des Yen in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre. 2 R 0,94 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 0,71 3,78* 3,57* -0,82 1 Korrelation DI-EX 0,81 * statitisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson Ein hohes Maß an Multikollinearität in dieser Gleichung zeigt der DurbinWatson-Koeffizient mit einem Wert von 0,71302. Die vorherrschende Bedienung des japanischen Marktes durch Exporte (Direktinvestitionsbestände bei 1,6%) scheint , wie alle anderen Sektoren beweisen, sehr wechselkursreagibel. Der hohe Wert für die Variable BIP verwundert etwas, da der deutsche Pkw-Export nach Japan überwiegend aus dem höherwertigen Produktionsspektrum stammt und deshalb weniger konjunktursensibel sein müßte 303. Dem Korrelationskoeffizienten der Direktinvestitionen und Exporte zufolge besteht eher ein komplementärer als ein substituiver Zusammenhang zwischen diesen Größen. 4.3.4 Ergebnisse für den Maschinenbausektor Der Maschinenbau ist eine der wichtigsten Säulen der deutschen Industrie- und Exportwirtschaft304. Zusammen mit den Büromaschinen wird ca. die Hälfte der inländischen Gesamtproduktion exportiert305. Dies führt dazu, daß Deutschland in vielen Zweigen des Maschinenbaus Weltmarktführer ist und stark vom Export abhängig ist. Exporterfolge sind häufig nur durch die Vornahme von Direktinvestitionen realisierbar, weil z.B. unterschiedliche Normen die Produktion vor Ort notwendig machen. Ein weiteres Merkmal ist die geringe Fertigungstiefe, d.h. es werden nur wenige Vorprodukte von Zulieferern 302 Es gilt wieder, das BIP wurde mit dem Wechselkurs umgerechnet. 303 Vgl. Beyfuß (1996), S. 64. 304 Vgl. Bertram (1993), S. 486ff. 305 Im einzelne werden beispielsweise über 90% der Textilmaschinen, über 80% der Holzbearbeitungsmaschinen ins Ausland verkauft, vgl. Koch (1997), S. 33. zugekauft. Dementsprechend Unternehmenshandel. existiert ein nur geringer Intra- In den USA wurden 1995 rund ein Viertel des Gesamtaufkommens der Direktinvestitionen dieses Wirtschaftszweiges getätigt. Ebenso bestanden die deutschen Ausfuhren 1995 zu einem Viertel aus Erzeugnissen des Maschinenbaus. Tab. 17: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach den USA 2 R 0,95 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 1,63 -0,78* -2,85* 3,42* -0,23* -0,32 1 Korrelation DI-EX 0,92 * signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson Die Ergebnisse des Maschinenbausektors306 sind widersprüchlich, besonders in Bezug auf die hier interessierenden Größen Exporte und Direktinvestitionen. Der Pearsonsche Korrelationskoeffizient ist mit einer hohen einseitigen Signifikanz307 positiv, wohingegen die in die Gleichung aufgenommene Variable DI ein negatives Vorzeichen aufweist. Da jedoch der Korrelationskoeffizient, im Gegensatz zum Regressionskoeffizienten, keine Aussage darüber zuläßt, welche Variable als verursachend für eine andere Variable anzusehen ist 308, soll er in diesem Fall außer Acht gelassen werden. Das die Gleichung erklärende Bestimmtheitsmaß ist mit 0,95 sehr hoch und trägt, wie der akzeptable Durbin-Watson-Koeffizient, zur statistischen Sicherung der Gleichung bei. Nach Eliminierung aller nicht signifikanten Variablen lautet die Gleichung somit: EXP = -11,69 + 3,42BIP-K - 0,23rLSK - 2,85AW - 0,78DI 306 Wiederum berechnet im Rückwärtsverfahren. 307 Zur Erklärung vgl. Brosius (1995), S. 468. Das einzig positive Vorzeichen der Regressionskoeffizienten besitzt die Variable BIP-K. O.g. Konjunkturreagibilität des Maschinenbaus könnte ursächlich für diese starke Beeinflussung der Exporte durch das Bruttoinlandsprodukt sein. Die zum ersten Mal in die Gleichung aufgenommene Variable Differenz der relativen Lohnstückkosten hat ein negatives Vorzeichen, was einen Rückgang der Exporte bei sinkenden Differenzen zwischen den Werten für Deutschland und den USA nach sich zieht. Demnach steht dieser Industriesektor besonders unter Kostendruck im internationalen Wettbewerb. Den Berechnungen zufolge scheint ein sinkender Außenwert (Verbesserung des Wechselkurses aus deutscher Sicht) der DM in den USA die Exporte des Maschinenbausektors dorthin zu steigern. Dies wird hier ökonomisch sinnvoll, da die Direktinvestitionen ebenso ein negatives Vorzeichen aufweisen. Steigt demnach der Außenwert der DM wird es für die Investoren vernünftig, die verringerte Wettbewerbsfähigkeit der Exporte durch den Transfer von aufgewertetem Kapital auszugleichen, um so den Markt mit der Produktion vor Ort zu versorgen. Die errechnete substitutive Beziehung verwundert, da in der Literatur davon ausgegangen wird, daß ca. ein Drittel der Direktinvestitionen in Vertriebseinrichtunge vorgenommen wird und diese im allgmeinen komplementär zu den Exporten in Beziehung stehen, da sie exportunterstüzend wirken309. Die vorgenommenen Standortverlagerungen oder -spaltungen könnten, zumindest den Berechnungen zufolge, bei steigenden deutschen relativen Lohnstückkosten und/oder bei sinkenden US-$ eintreten. Wie bei den anderen Sektoren zuvor war auch die außenwirtschaftliche Bedeutung Japans für den deutschen Maschinenbau gering. 1995 waren 1,9% der Ausfuhren sowie 2,0% der Direktinvestitionsbestände dieses Sektors für Japan bestimmt. Tab. 18: Ergebnisse der Berechnungen für den Maschinenbausektor nach Japan 308 Vgl. Backhaus (1987), S. 228. 309 Vgl. Punkt 3.1.5.2. R2 0;85 DI AW BIP BIP-K rLSK Openess DW 0,58 0,53* 0,69 0,96* 0,76 0,65 -0,20 1 Korrelation DI-EX 0,88 * statistisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% oder weniger 1 Korrelation nach Pearson Unter Verwendung des Vorwärtsverfahrens (s. Anhang 2) wurde folgende Gleichung ermittelt: EXP = 6,01 + 0,96BIP + 0,53DI Wieder zeigt sich die schon beobachtete, starke Konjunktursensibilität der deutschen Exporte nach Japan. Sowohl der Korrelationskoeffizient, als auch der Reggressionskoeffiziente sind hier signifikant positiv und belegen damit eine komplementäres Verhältnis beider Größen. Für die Exporte und Direktinvestitionen Deutschlands in die USA läßt sich zusammenfassend feststellen: bis auf die der Chemieindustrie, wurde jede Gleichung durch relativ hohe Bestimmtheitsmaße bestätigt. Die Sektoren Elektrotechnik und Straßenfahrzeugbau weisen einen komplementären Zusammenhang, während beim Chemiesektor kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden konnte. Beim Sektor Maschinenbau zeigte sich der insgesamt stärkste substitutive Zusammenhang, welcher noch durch eine negative Beeinflussung der Exporte durch die relativen Lohnstückkosten untermauert wurde. Die Variable Außenwert der DM wies, falls in die Gleichung aufgenommen, stets einen negativen Regressionskoeffizienten auf, der zwar statistisch gesichert war, ökonomisch jedoch nicht sinnvoll ist. Relative Lohnstückkosten standen, außer beim Maschinenbausektor, in keinem statistischen Verhältnis zu den Exporten. Die Exporte der Sektoren Elektrotechnik und Maschinenbau wiesen zudem eine starke Konjunkturreagibilität auf. Der Einfluß von protektionistischen Tendenzen ließ sich in keinem Sektor nachweisen. Viele Unstimmigkeiten bei den Ergebnissen, ließen jedoch vermuten, daß die langfristigen Beziehungen von Direktinvestitionen und Außenhandel in dem betrachteten Zeitraum durch das Zusammenwirken von mehr als den verwendeten Variablen kreiert werden. Die Ergebnisse für Japan wurden ebenso durch durchgehend hohe Bestimmtheitsmaße erklärt. Im Gegensatz kam es hier jedoch desöfteren zu hohen umrechnungsbedingten Maßen an Multikollinearität. Die Resultate der Berechnungen wiesen im Vergleich zu den USA eine allgemein stärkere Einflußnahme der Inlandskonjunktur auf die deutschen Exporte auf. Bei den Wirtschaftszweigen Elektrotechnik und Straßenfahrzeugbau zeigte zudem der Außenwert der DM eine starke Wirkung, die wiederum insgesamt über den USamerikanischen Werten lag. Der Elektrotechnische Sektor ließ als einziger untersuchter substitutive Tendenzen zwischen Direktinvestitionen und Exporten erkennen. Die Vornahme von Direktinvestitionen hatte beim Chemie- sowie beim Maschinenbausektor jeweils komplementäre Exportsteigerungen zur Folge. Kein statistischer Zusammenhang dieser Größen konnte beim Sektor Straßenfahrzeugbau festgestellt werden. 5. Zusammenfassung Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Entwicklung und die Beziehung der bundesdeutschen Direktinvestitionen und Exporte anhand der Beispielsländer USA und Japan herauszustellen. Die Herangehensweise orientierte sich an Beispielen aus der fachwissenschaftlichen Literatur, demnach wurde die Arbeit in drei Teile aufgeteilt. In Kapitel zwei wurde nach den notwendigen Begriffsbestimmungen ein Überblick über Ansätze gegeben, die zum einen das Zustandekommen von Direktinvestitionen und Exporten erklären und zum anderen den Zusammenhang zwischen diesen Auslandsaktivitäten erläutern. Die erste Gruppe bildeten die Ansätze, die auf firmenspezifischen und internailsierungsbedingten Vorteilen beruhen. Folgt man deren Aussagen, so besteht zwischen Direktinvestitionen eine substitutionale Beziehung. Nur bei der Einführung von differenzierten Produkten oder mehrstufigen Produktionsprozessen können komplementäre Zusammenhänge generiert werden. Die darauffolgende Gruppe von Erklärungsansätzen versucht, durch modifizierte Außenhandelstheorien Direktinvestitionen zu erklären. Es wird in diesen Ansätzen zwar das für Direktinvestitionen ausschlaggebende Kontrollmotiv nicht berücksichtigt, gleichwohl können sie wichtige Aspekte für eine umfassende Theorie beisteuern. In den frühen Modellen von Smith bzw. Ricardo sind durch relativ restriktive Annahmen Faktorbewegungen gänzlich ausgeschlossen. Durch die Aufhebung einzelner Annahmen im Modell von Mundell werden Anlässe für Außenhandel und Faktorwanderungen geschaffen. Dabei zeigt sich wiederum eine substitutionale Beziehung zwischen Außenhandel und Faktorbewegungen. In Corden wird durch etwas realistischere Annahmen ein erweitertes Heckscher-Ohlin-Modell kreiert, das die unmittelbare Berücksichtigung von Direktinvestitionen erlaubt 310. Da das Modell jedoch in einer Heckscher-Ohlin-Welt verbleibt, kann es nur substitutionale Beziehungen erklären. Ebenso bei Kojima wird ein Mundellbzw. Heckscher-Ohlin-Rahmen eingehalten. Hier wird jedoch gezeigt, daß auch eine komplementäre Beziehung beider untersuchter Größen existiert. Je nachdem, ob sie in dem Wirtschaftszweig getätigt werden, bei dem das Investorland einen komparativen Nachteil hat, oder ob sie dort erfolgen, wo das Empfängerland einen komparativen Nachteil hat, sind Direktinvestitionen handelsschaffend oder -zerstörend. Die Bedeutung von Motiven, aus denen heraus Direktinvestitionen getätigt werden, für die Erklärung des Verhältnisses von Direktinvestitionen und Exporten ist nach Kojima von vielen anderen Autoren herausgestellt worden. Dabei zeigte sich, daß die offensive Beweggründe Exporte nach sich ziehen, während defensive eher handelsvermindernd wirken. In den bis dahin aufgeführten Ansätzen wurden zwar gewisse Erklärungsansätze geleistet, jedoch keine umfassende Erklärung der Zusammenhänge zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel erbracht. Mittels der ersten Gruppe konnte die Ursache der Tätigung einer Direktinvestition an sich erklärt werden, während die außenhandelstheoretischen Ansätze vor allem zur Beantwortung der Standortfrage von multinationalen Unternehmen geeignet waren. Dunning formuliert deshalb die partiellen Erklärungsansätze aus der IndustrialOrganization- und der Außenhandels- bzw. Standorttheorie zu seinem 310 So wird ein Faktor Humankapital eingeführt und es werden jeweis isoliert die Auswirkungen anderer eklektischen Ansatz um. Als Hauptaussage sind dann firmenspezifische und internalisierungsbedingte Vorteile notwendige Bedingungen dafür, daß ein Unternehmen Direktinvestitionen im Ausland tätigt. Fehlen die standortspezifischen Vorteile, so sind Exporte vorzuziehen. Liegen nur firmenspezifische Vorteile vor, ist die drite Alternative, die Lizenzvergabe im Ausalnd, naheliegend. Mithin können mittels des ekletischen Ansatzes nur substitutive Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Exporten erklärt werden, da die Auslandsproduktion und Exporte zwei Alternativen zur Versorgung eines ausländischen Marktes mit einem Produkt darstellen. Stellt ein Unternehmen allerdings mehrere Produkte her oder findet die Produktion in meheren Stufen statt, können auch komplementäre Beziehungen erklärt werden. Erweiterungen des eklektischen Ansatzes wurden durch Einbeziehung der Wechselkurse erreicht. Allerdings werden sowohl die Auswirkungen der Wechselkursentwicklung auf die Vornahme von Direktinvestitionen, als auch die Beeinflussung der Wechselkursentwicklung durch die Existenz multinationaler Unternehmen als ambivalent betrachtet. Die zentralen Elemente aller aufgeführten Erklärungsansätze können auch in allgemeinen Gleichgewichtsmodellen berücksichtigt werden. Dies geschah in dieser Arbeit im Modell von Helpman / Krugman. Produktdifferenzierung und steigende Skalenerträge sind die zwei wesentlichen Prämissen dieses Modells. Die Außenhandelsstruktur hängt zum einen von der relativen Größe eines Landes und zum anderen von den Unterschieden in den relativen Faktorausstattungen ab. Existieren keine multinationalen Unternehmen, weil die relativen Faktorausstattungen ein bestimmtes Niveau nicht überschritten haben, so führt eine Zunahmen der Unterschiede in den relativen Faktorausstattungen und umgekehrt eine Abnahme der Unterschiede in den relativen Ländergrößen zu einem Anstieg des Außenhandelsvolumens. Übersteigen die relativen Faktorausstattungsunterschiede einen bestimmten Schwellenwert, so kommt es aufgrund der Existenz von multinationalen Unternehmen zu einem Faktorpreisausgleich. Das Handelsvolumen enthält dann nicht nur den eigentlichen Güteraustausch, sondern auch den Intra-Unternhemenshandel, d.h. den Transfer von fimrenspezifischen Vermögen an die Zweigniederlassungen. Wird die relative Ländergröße als gegeben betrachtet, Einflußfaktoren untersucht, vgl. Punkt 2.3.2. so steigt das Handelsvolumen mit der Anzahl der Varianten des differenzierten Produktes, die in dem relativ reichlich mit Kapital ausgestatteten Land produziert wird. Wird umgekehrt die Anzahl der Varianten als gegeben betrachtet, so wächst das Handelsvolumen mit der relativen Größe des kapitalreichen Landes. Ferner erhöht bei konstanter Ländergröße eine Zunahme der relativen Faktorausstattungsunterschiede die Anzahl der multinationalen Unternehmen. Damit vergrößert sich wiederum der Anteil des Intra-Unternehmenshandel am gesamten Außenhandelsvolumens. Im wesentlichen diagnostiziert das Modell von Helpman / Krugman komplementäre Beziehungen zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel. Im dritten Kapitel wurde die real existierende Entwicklung der Direktinvestitionen und Exporten dargelegt. Dabei zeigte sich auf globaler Ebene, daß seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ein zunehmendes Interesse seitens der Unternehemen besteht, die ausländischen Märkte mittels Direktinvestitionen zu bearbeiten. Dementsprechend stiegen die Zuwachsraten der Direktinvestitionen stärker als die der Exporte und der Produktion. Haupakteure dieses Prozesses sind die Industrieländer, wobei eine Verlagerung der Tätigkeiten vom primären über den sekundären hin zum tertiären Sektor festzustellen ist. Ebenso treten Mergers & Aquisitions heutzutage häufiger auf als Neuerrichtungen von Produktionskapazitäten. Auch der Wechsel auf die Ebene der Bundesrepublik Deutschland bestätigt diesen Trend. Wichtigste Empfängerländer der deutschen Direktinvestitionen sind die Länder der EU und die USA, während Japan diesbezüglich unbedeutend bleibt. Das Saldo der deutschen Direktinvestitionen bleibt trotz der in jüngster Zeit steigenden Zuwachsraten von einfließenden Direktinvestitionen, negativ. Ein Vergleich der Direktinvestitionstätigkeiten zeigt im folgenden, daß Deutschland lange Zeit stärker exportorientiert war als die USA und Japan.Erst gegen Ende der achtziger Jahre konnte dieser Internationalisierungrückstand aufholt werden. Die Vorgehensweise zur Beschreibung der Entwicklung der Direktinvestitionen wurde auch für die Außenhandelsentwicklung verwendet. Die Entwicklung des Welthandels zeigt sich dabei vergleichsweise weniger dynamisch als die Direktinvestitions-entwicklung, jedoch trägt auch sie zur zunehmenden internationalen Verflechtung der Wirtschaft bei. Es kam zu Veränderungen der traditionellen Handeslstrukturen und Handelsgüter; der Handel mit Dienstleistungen, intraindustrieller oder Intra-Unternehmenshandel sind hier zu nennen. Ähnlich verhielt es sich auch mit der Entwicklung des deutschen Außenhandels. Wie bei den Direktinvestitionen waren die EU und die USA wichtigste Handelspartner. Die Güterstruktur veränderte sich in Richtung höherwertigerer bzw. technologie- und humankapitalintensiverer Produkte. Der Vergleich mit den Weltexportanteilen und den Exportquoten der USA und Japan machte schließlich die große Bedeutung des Außenhandels für die deutsche Wirtschaft noch einmal deutlich. Zudem stellte sich heraus, daß die deutsche Exportwirtschaft im Gegensatz zu den USA und Japan stärker auf den Mitteltechnologiebereich spezialisiert ist. Im Kapitel vier erfolgte dann die empirische Analyse der Zusammenhänge zwischen bundesdeutschen Exporten und Direktinvestitionen anhand der Beispielsempfängerländern USA und Japan. Ein kurzer Überblick über bereits durchgeführte emprische Untersuchungen zu diesem Thema machte ersichtlich, daß unterschiedlicher methodischer Aufwand betrieben wurde und unterschiedliche Herangehensweisen an dieses Theam bestehen. In der in dieser Arbeit modellierten Gleichung wurde von einem Gravitationsmodell ausgegangen, welches die Einflüsse verschiedener makroökonomischer Größen auf die Exporte berücksichtigt. Verwendete Variablen waren Direktinvestitionsbestandsänderungen, der Außenwert der DM, das Bruttoinlandsprodukt und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf des Empfängerlandes, die Differenz der relativen Lohnstückkosten des Empfängerlandes zu Deutschland, sowie der Indikator openeness to trade. Bezüglich der Ergebnisse der Einflüsse der genannten Größen stellten sich folgende Ergebnisse heraus: Exporte und Direktinvestitionen des Chemiesektor in die USA sowie des Straßenfahrzeubausektors nach Japan, wiesen keinen statitischen Zusammenhang auf. Beim Empfängerland Japan konnten bei den Sektoren Chemie und Maschinenbau komplementäre Beziehungen der beiden Größen festgestellt werden. Die in Japan getätigten Direktinvestitionen des Elektrotechniksektors ließen jedoch die Exporte sinken. In den USA angelegtes Unternehmenvermögen zeigte sich komplementär zu den Exporten des Elektrotechnik- und des Straßenfahrzeugbaus, während die gegenteilige Entwicklung beim Maschinenbausektor deutlich wurde. Relative Lohnstückkosten standen, außer beim Maschinenbausektor in den USA, in keinem statistischen Verhältnis zu den Exporten. Der Einfluß von protektionistischen Tendenzen ließ sich in keinem Sektor statistisch signifikant nachweisen. Die Resultate der Berechnungen wiesen für Japan im Vergleich zu den USA eine allgemein stärkere Einflußnahme der Inlandskonjunktur auf die deutschen Exporte auf. Zudem zeigte der Außenwert der DM in Japan eine stärkere Wirkung als der vergleichbare US-amerikanische Wert. Viele Unstimmigkeiten bei den Ergebnissen, ließen jedoch vermuten, daß die langfristigen Beziehungen von Direktinvestitionen und Außenhandel in dem betrachteten Zeitraum durch das Zusammenwirken von mehr als den verwendeten Variablen kreiert wurden. Schließlich muß noch festgestellt werden, daß das gestellte Thema einige Schwierigkeiten bei der endgültigen Operationalisierung mit sich brachte. Im gestellten Kontext finden sich in der wirtschaftwissenschaftlichen Literatur entweder die rein auf theoretischen Ursachenkomplexen beruhende 311, oder die ökonometrisch-theoretische Abhandlung der Zusammenhänge 312 zwischen Direktinvestitionen und Außenhandel. Andererseits existieren Untersuchungen, die zwar einen deskriptiven Teil beinhalten, empirisch jedoch sich als ungenügend ausgearbeitet erweisen. Die vorgelegte Arbeit wird in diesem Zusammhang als vernüftiger Mittelweg verstanden. Ebenso die als räumlichen Bezug herangeführten Beispiele waren nach Meinung des Verfassers etwas unglücklich gewählt. Die ursprünglich gestellte Aufgabe, Entwicklung und Zusammenhang der Direktinvestitionen und des Außenhandels aller drei Länder darzustellen, würde den Rahmen einer Diplomarbeit bei weitem sprengen. Daher mußte der Stoff soweit eingegrenzt werden, daß nur die deutschen außenwirtschaftlichen Beziehungen zu den USA und Japan untersucht werden konnten. Selbst bei dieser Vorgehensweise war es nicht möglich, weiterführende stoffliche Verknüpfungen aufzubauen. Denbar wären hier z.B. Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt (job export) oder die, aus dem Zusammenhang der untersuchten Größen folgenden, wirtschaftspolitische Notwendigkeiten gewesen. Ein Themenrahmen wäre daher für wünschenswert gewesen. 311 Vgl. z.B. Markusen (1983). klar definierter die Bearbeitung und abgegrenzter dieser Diplomarbeit 6. Literatur Backhaus, K. (1987): Multivariate Analysemethoden: eine anwendungsorientierte Einführung, Berlin. Baumann, H. et al. (1977): Außenhandel, Direktinvestitionen und Industriestruktur der deutschen Wirtschaft - Eine Untersuchung ihrer Entwicklung unter Berücksichtigung der Wechselkursänderungen, Berlin. Bellack, C. 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Anhang Anhang 1 Welthandelsverflechtung nach Regionen Anteile in % der jeweiligen Gesamtausfuhren der exportierenden Regionen Importierende Region Jahr West- darunter: Transforma- europa EG/EU (15) tionsländer Nord- Latein- amerika amerika Asien Mittlerer Alle (incl. Aus/NZ) Osten Regionen 1979 67,8 55,3 1989 71,3 59,1 4,4 6,4 3,1 3,1 8,7 1,8 6,7 5,2 5,1 100,0 3,6 7,4 3,0 1995 68,9 62,9 4,4 7,4 100,0 2,4 2,8 9,6 2,7 1979 69,1 56,9 4,0 100,0 6,6 3,3 6,4 3,9* 5,3 1989 73,1 61,0 100,0 3,1 8,9 1,9 3,2 5,8* 3,0 1995 69,0 100,0 62,9 4,4 7,3 2,5 2,9 9,6 2,6 1979 100,0 28,1 19,7 51,5 1,3 3,4 2,6 5,8 3,5 100,0 1989 24,8 20,0 53,1 1,2 3,9 1,8 9,3 1,7 100,0 1995 57,3 49,8 18,9 4,8 2,2 1,4 12,8 2,2 100,0 1979 26,1 22,7 2,4 29,4 13,6 3,2 20,2 4,6 100,0 1989 22,9 19,7 1,2 34,4 10,6 1,9 25,8 2,6 100,0 1995 19,0 17,5 0,8 36,0 12,9 1,4 27,2 2,4 100,0 1979 23,5 21,2 6,3 38,4 20,8 2,3 6,0 1,8 100,0 1989 21,8 19,2 6,4 45,3 12,8 1,5 10,4 1,6 100,0 1995 17,6 16,6 0,8 48,0 20,8 1,4 9,9 1,1 100,0 1979 45,5 37,2 2,5 27,3 4,2 4,4 4,7 1,0 100,0 1989 49,7 38,0 3,7 13,6 1,6 7,1 9,5 3,2 100,0 1995 54,6 51,2 1,4 14,2 1,7 10,0 13,5 1,6 100,0 1979 17,2 12,9* 3,3 22,4 3,6 3,7 41,0 7,0 100,0 1989 18,3 14,1* 2,1 29,5 1,8 2,0 42,2 3,2 100,0 1995 16,4 15,4 1,0 23,8 2,2 1,4 50,9 2,4 100,0 1979 39,8 35,9 1,8 11,9 5,3 1,7 32,1 5,2 100,0 1989 24,2 19,4 2,6 12,5 8,2 3,2 38,6 7,7 100,0 1995 22,9 20,2 1,0 11,7 2,1 3,2 47,6 8,0 100,0 1979 44,3 36,9 7,4 15,3 6,0 4,5 15,7 4,8 100,0 1989 43,8 36,6 6,3 18,9 4,0 2,8 19,7 3,0 100,0 1995 42,7 39,0 3,1 18,4 4,8 2,3 24,7 2,6 100,0 a Afrika Exportierende Region Westeuropa darunter: EG/EU (15) a Transformationsländer Nordamerika Lateinamerika Afrika Asien (incl. Aus/NZ) Mittlerer Osten Alle Regionen * ohne Volksrepublik China a Daten von 1990-95 sind beeinflußt von Veränderungen bezüglich der 1992 beginnenden Transformation Quelle: GATT, WTO, eigene Berechnungen. 8. Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, daß ich die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. München, den 30.03.1998