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Sebastian Schindler, HS Lektürekurs – Alexis de Tocqueville, Gruppe 2
Arbeitspapier zur Sitzung am 11. Januar 2011
Tocqueville hält zwei Elemente für besonders wichtig, die Demokratie zu stärken: die
herausgehobene Stellung der Rechtsgelehrten und die Religiosität der Bevölkerung. Wie
begründet er dies?
Quelle:
Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika 1. Buch, II. Teil,
Kapitel 8, 302-312; 332-340 (Q1)
Warum die herausgehobene Stellung der Rechtsgelehrten die Demokratie stärkt:
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naturgemäß gegebene innere Ordnung und durch Studium geschärfte Neigungen und
Ansichten statten Rechtgelehrte mit Gabe aus, spontane und unüberlegte Neigungen
der Masse und damit der Volksregierung zurückzuhalten und einen Gegenpart dazu zu
bilden (Q1, S. 304f)
Einbindung der Rechtsgelehrten in Demokratie unbedingt notwendig, da diese im
Falle einer Nicht-Berücksichtigung ihrer „… natürlicherweise zukommende[n]
gehobene[n] Stellung (…) äußerst konservativ und gegen die Demokratie gerichtet
…“ agieren (Q1, S. 305)
Gefahr durch Rechtgelehrte besteht, wenn diese in der Ausübung ihrer Wissenschaft
nicht am demokratischen System beteiligt werden, dann werden sie sich gegen die
Demokratie richten und einen Umsturz Richtung Aristokratie anstreben
„Es besteht zwischen den Männern des Gesetztes und der ausübenden Gewalt immer
unvergleichlich mehr natürliche Verwandtschaft als zwischen ihnen und dem Volk …“
(Q1, S. 306)
Rechtgelehrte lieben nichts mehr als die Gewährleistung der Ordnung, die wiederum
die aristokratische Obrigkeit besser garantieren kann als eine demokratische (Q1, S.
306)
Rechtsgelehrte scheuen willkürliche Elemente, die Demokratie innhat
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ABER:
gleichzeitig bietet sich gerade die Einbindung der Rechtsgelehrten in die Demokratie
an, da diese „… die einzigen geschulten und erfahrenen Männer [sind], die das Volk
außerhalb seiner selbst wählen kann.“ (Q1, S. 306)
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Vorteil auf Seiten der Demokratie; sie hält begünstigte Stellung für
Rechtswissenschaftler bereit; Möglichkeit zur persönlichen Bereicherung
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„So lieben die Rechtskundigen die demokratische Regierung, ohne ihre Neigungen zu
teilen und ihre Schwächen nachzuahmen, ein zweifelhafter Grund, durch sie und über
sie mächtig zu sein“ (Q1, S. 307); doppelter Charakter der Rechtsgelehrten: Interessen
und Herkunft binden sie an Volk, Neigung und Gewohnheiten an Adel
in Demokratie kommt Rechtskundigen erhöhte Stellung zu, auch, weil ihm edle
Motive unterstellt werden und kein Misstrauen vorherrscht (Q1, S. 307)
„Der Stand der Rechtskundigen bildet die einzige aristokratische Gruppe, die sich
mühelos mit den natürlichen Kräften der Demokratie mischen und mit ihr glücklich
und dauerhaft zusammenarbeiten kann.“ (Q1, S. 307)
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Rechtsgelehrte bilden gleichzeitig Rückgrat der demokratischen Staatsform!
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Rechtsgelehrter in Vereinigten Staaten genießt besonders herausgehobenen Stellung in
Gesellschaft; Zufriedenheit unter den Rechtsgelehrten; Risiko zu antidemokratischen
Anschauungen und Verhalten seitens der Rechtskundigen nimmt ab (Q1, S. 308)
Rechtskunde einziger Gegengewicht zur Demokratie in Amerika (Q1, S. 308)
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System wird nur durch Gegengewicht in Waage, in Ruhe und Ordnung gehalten
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Rechtsgelehrsamkeit ist in der Lage „… die der Volksregierung innewohnenden
Mängel auszugleichen.“ (Q1, S. 308)
 Rechtskunde bremst und zügelst Leidenschaften und Erregungen des Volkes (Q1, S.
310)
 Rechtskunde setzt den demokratischen Trieben aristokratische Neigungen entgegen
 demokratischer Hang zum Neuen wird durch Konservativismus gedämpft etc.
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Rechtsgelehrte vermögen stets Mängel oder Gefahren der Demokratie auszugleichen,
sei es auch auf eine noch so konservative, Aristokratie-freundliche Art und Weise
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Schwächung des „juristischen Standes“ in demokratischer Gesellschaft bringt
Ordnung und Gleichgewicht der Demokratie ins Wanken
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starke Rechtsgelehrsamkeit gewährleistet starke Demokratie
Gerichtsbarkeit sorgt ebenfalls für ruhigen Ablauf der täglichen Geschäfte (Q1, S.
310)
nur Bewahrung (oder Stärkung) der richterlichen Unabhängigkeit in den USA stellt
Ordnung des demokratischen Staatswesens sicher (Q1, S. 310)
„… der Geist der Rechtskunde (…) durchdringt sozusagen die ganze Gesellschaft …“
(Q1, S. 311)
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Rechtskundigen geben Gesellschaft ihre eigene (an Grundgedanken der Rechtslehre
angelehnte) Form
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Grundstein für Staatsystem auf dem Grundstein der Rechtsstaatlichkeit (!?)
Warum die Religiosität der Bevölkerung die Demokratie stärkt:
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„Der größte Teil des englischen Amerika ist von Menschen bevölkert worden, die sich
(…) keiner religiösen Hoheit unterworfen hatten; sie brachten also in die Neue Welt
ein Christentum mit, das ich nicht besser beschreiben kann, als indem ich es
demokratisch und republikanisch nenne ...“ (Q1, S. 332f)
Grundstein der Beziehung Religion – Demokratie bereits harmonierend
„mitgebrachte Religiosität“ sorgt gleichfalls für starke Stellung von Sitten und
christlichen Werten, die für ein geordnetes demokratisches Zusammenleben min. nicht
unnütz sind
„Von Anfang an waren Politik und Religion einig …“ (Q1, S. 333)
Grundlage der Anerkennung politischer Gleichheit unter Gläubigen US-Bürgern =
Tatsache, dass in Amerika Priester aus politischem Leben entfernt sind (Q1, S. 334)
Einigkeit zwischen Katholizismus und Demokratie aus Gründen wie: finanzielle und
politische Bedürftigkeit der Katholiken in Amerika sowie numerische Unterzahl
gegenüber anderen Glaubensrichtungen (Q1, S. 334)
„Man kann daher nicht sagen, dass in den Vereinigten Staaten die Religion einen
Einfluß auf die Gesetze und auf die politischen Meinungen im einzelnen ausübt, sie
lenkt aber die Sitten und wirkt ordnend im Staate, indem sie die Familie ordnet.“ (Q1,
S. 337)
Klare Trennung zwischen Religion und Politik in Amerika garantiert Ordnung
innerhalb des Staates
Religion in USA als ordnendes und regelndes Element, ausgehend von Meso-Ebene
Familie
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direkte Korrelation von Ordnung im Staat und Stärke der Religion!!!
Religion beherrscht in Amerika Sitte der Frauen, die wiederum bestimmen über ihre
indem sie über die Sitte bestimmen (Q1, S. 337)
Band der Ehe als Garant für Ordnung und Frieden, die Gesellschaft der Versuchung
und Leidenschaften gegenübersteht; private Ordnung wird in gesellschaftliche
Ordnung übertragen
Stärkung der Religion führt zu Vertiefung gesellschaftlicher Ordnung und
Gesetzmäßigkeit (Q1, S. 337)
„Die Religion regelt in den Vereinigten Staaten nicht nur die Sitten, sie dehnt ihre
Herrschaft auch auf das geistige Leben aus.“ (Q1, S. 337)
„Die [der Religiosität entstammende] gewohnte Zurückhaltung trifft man wieder in
der politischen Gesellschaft, und sie begünstigt trefflich die Ruhe des Volkes wie auch
die Dauer der Einrichtungen, die es sich gegeben hat.“(Q1, S. 338)
Religiosität begünstigt aufgrund ihrer beinhalteten Eigenschaften die Ordnung der
Gesellschaft und des öffentlichen Lebens
Religion in Amerika als Art allgegenwärtiger Richter (Q1, S. 338)
„Erlaubt also das Gesetz dem amerikanischen Volk, alles zu tun, so hindert die
Religion es, alles auszudenken, und verbietet ihm, alles zu wagen.“ (Q1, S. 338)
Religion notwendig zur Erhaltung der republikanischen Einrichtungen! (Q1, S. 339)
untrennbare Verbindung zwischen Christentum und Freiheit in Amerika (Q1, S. 339)
Korrelation zwischen Religiosität und Freiheit der amerikanischen Bürger!
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