Angst Pfr. Werner Geisselbrecht Lutherische Stadtkirche Wien-Innere Stadt www.stadtkirche.at Bildbetrachtung Bild: Edward Munch: Der Schrei/Geschrei Assoziationsrunden: Ich sehe ... Ich fühle ... Ich vermute ... Welches Gefühl hat die Person im Vordergrund? Wovor, vor welcher Situation könnte die Person Angst haben? Wie kann man sonst noch auf Angst reagieren? (Weglaufen, kämpfen, abwarten, ablenken, ...) Wie reagiere ich normalerweise auf Angst? Hitparade der Ängste JedeR zieht aus einem Zettelstapel eine „Angst“. Aufgabe: Nach der „Größe“ der Angst in einer Reihe aufstellen (Jugendliche in eurem Alter) (Dabei ergeben sich Diskussionen über die Bedeutung der verschiedenen Ängste im Leben.) Schluss: Ängste der Reihe nach vorlesen Mind-Map: Umgang mit Ängsten Die 3 größten Ängste (vgl. Hitparade!) als Mind-Map aufs Flipchart schreiben Frage: Wie kann/soll man mit diesen Ängsten sinnvoll umgehen? Input-Geschichte Text: Der Schritt zurück Lesen bis zur Unterbrechung ... Wie könnte es weitergehen? Wie soll er sich entscheiden? Was zeigt die Geschichte? Oft haben wir mehrere Ängste zugleich (springen/sich blamieren). Es gibt Ängste, die uns schützen und Ängste, die uns behindern. Auf manche Ängste sollten wir hören, gegen andere kämpfen. Es ist wichtig, gegen die richtigen Ängste zu kämpfen. Wer eine Angst überwunden hat, reift und wird stark. Offene Geschichten Kleingruppen sitzen im Kreis. In der Mitte liegt ein Stapel mit Kärtchen, auf denen kurze, offene Geschichten verschiedene „Gesichter der Angst“ zeigen. Aufgaben zu jeder Geschichte: Ist es eine schützende oder behindernde Angst? Wie soll die- oder derjenige reagieren? Statements zur Angst Statements werden zuerst in Murmelgruppen (jeweils zwei), dann gemeinsam diskutiert: Was ist das Gegenteil von Angst? (Mut, Hoffnung, Vertrauen, Geborgenheit, ...) Jede Angst will aufmerksam machen auf eine Gefährdung von „Leben“ im weitesten Sinn. Mutig ist nicht der, der seine Angst leugnet, sondern der, der sie (sich selbst zunächst, dann vielleicht auch anderen) einzugestehen wagt. Jesus hat zu seinen Jüngern einmal gesagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33b) Martin Luther hat erkannt: Der Glaube soll den Menschen nicht Angst machen (Mittelalter!), sondern sie durch ihre Ängste tragen. Gott will keine Angst, sondern Vertrauen. Glaube, Liebe und Hoffnung können uns helfen, wenn wir Angst haben. Weitere Ideen Sprüche gegen die Angst sammeln Vertrauensspiele Was hilft mir, Vertrauen zu fassen? Positive Aspekte der Angst Woran spüre ich meine Angst? Collage: Angst Plakat: Ich habe Angst vor ... Klagepsalm schreiben Etwas, das „für sich“ bleiben darf, einbauen Biblische Geschichten von der Angst: Stillung des Sturms (Gott an-/abwesend?) AT/NT: „Fürchte dich/fürchtet euch nicht!“ DER SCHRITT ZURÜCK Input-Geschichte zum Thema „Angst“ Er stand ganz am Rand. Unter ihm die gleißende Wasseroberfläche. Wie geschmolzenes Blei sah es aus. In seinen Schläfen hämmerte es. Er hatte Angst, nackte Angst. Hinter sich hörte er die Stimme seines Trainers: „Spring!“ Das Pochen nahm zu, gleich musste es seinen Kopf sprengen. Zwischen ihm und der Wassermasse gab es nur dieses kleine schwankende Brett, zehn Meter hoch. Leute starrten nach oben. Sie warteten. Ihre Gesichter waren feindlich. Trotzdem fühlte er sich ihnen verpflichtet. Er musste springen, damit sie ihre Sensation bekamen. Er fühlte, dass er es nicht schaffen würde. Er war noch nicht soweit. Aber er musste beweisen, dass er ein Mann war. Lieber tot sein, als sich vor diesen Gesichtern blamieren. Nur noch ein paar Sekunden atmen, dachte er, mehr verlange ich gar nicht. Er blickte nach unten. Warum lächelte niemand? Lauter gespannte weiße Köpfe mit harten Augen. Sie wissen, dass ich es nicht kann. Es wurde ihm schlagartig klar. Sie wissen, dass etwas passieren wird. Warum rief ihn niemand zurück? Aber wenn er jetzt nicht sprang und sich für ihre Gier opferte, war er dann nicht auch so feig wie sie? Ein Schritt nur, ein Schritt. Er war so einsam. Hätte ihn jetzt jemand gerufen, wäre noch alles gutgegangen, aber sie schwiegen. Seine Verachtung stieg ins Unermessliche. Er forschte in seinem Gewissen. Wenn er sprang, war irgendetwas damit erreicht? Tat er damit etwas Falsches? Etwas Richtiges? Er wusste, was er tun sollte, warum sträubte er sich dagegen? Aber war das Springen heldenhaft, hatte es einen Sinn? Ein Schritt nur! Sein Fuß schob sich langsam vor ... ... Sein Fuß schob sich langsam vor. Dann ging ein Ruck durch seine Gestalt. Er richtete sich auf und drehte sich um. Ganz bewusst. Seine Unsicherheit war von ihm gewichen, der Druck, der auf ihm lastete, verschwand. Langsam kletterte er die Leiter hinab und schritt durch die starre Gruppe. Zum ersten Mal in seinem Leben trug er den Kopf hoch. Kühl begegnete er den Blicken der anderen. Keiner sprach ein Wort oder lachte gar. Er fühlte sich so stark, als hätte er gerade die wichtigste Prüfung in seinem Leben bestanden. Er spürte so etwas wie Achtung vor sich selbst. Eines Tages würde er auch springen, das wusste er plötzlich. DER SCHRITT ZURÜCK Input-Geschichte zum Thema „Angst“ (kommentiert) Er stand ganz am Rand. Unter ihm die gleißende Wasseroberfläche. Wie geschmolzenes Blei sah es aus. In seinen Schläfen hämmerte es. Er hatte Angst, nackte Angst. Hinter sich hörte er die Stimme seines Trainers: „Spring!“ Das Pochen nahm zu, gleich musste es seinen Kopf sprengen. Zwischen ihm und der Wassermasse gab es nur dieses kleine schwankende Brett, zehn Meter hoch. Leute starrten nach oben. Sie warteten. Ihre Gesichter waren feindlich. Trotzdem fühlte er sich ihnen verpflichtet. Er musste springen, damit sie ihre Sensation bekamen. Er fühlte, dass er es nicht schaffen würde. Er war noch nicht soweit. Aber er musste beweisen, dass er ein Mann war. Lieber tot sein, als sich vor diesen Gesichtern blamieren. Nur noch ein paar Sekunden atmen, dachte er, mehr verlange ich gar nicht. Er blickte nach unten. Warum lächelte niemand? Lauter gespannte weiße Köpfe mit harten Augen. Sie wissen, dass ich es nicht kann. Es wurde ihm schlagartig klar. Sie wissen, dass etwas passieren wird. Warum rief ihn niemand zurück? Aber wenn er jetzt nicht sprang und sich für ihre Gier opferte, war er dann nicht auch so feig wie sie? Ein Schritt nur, ein Schritt. Er war so einsam. Hätte ihn jetzt jemand gerufen, wäre noch alles gutgegangen, aber sie schwiegen. Seine Verachtung stieg ins Unermessliche. Er forschte in seinem Gewissen. Wenn er sprang, war irgendetwas damit erreicht? Tat er damit etwas Falsches? Etwas Richtiges? Er wusste, was er tun sollte, warum sträubte er sich dagegen? Aber war das Springen heldenhaft, hatte es einen Sinn? Ein Schritt nur! Sein Fuß schob sich langsam vor ... ... Sein Fuß schob sich langsam vor. Dann ging ein Ruck durch seine Gestalt. Er richtete sich auf und drehte sich um. Ganz bewusst. Seine Unsicherheit war von ihm gewichen, der Druck, der auf ihm lastete, verschwand. Langsam kletterte er die Leiter hinab und schritt durch die starre Gruppe. Zum ersten Mal in seinem Leben trug er den Kopf hoch. Kühl begegnete er den Blicken der anderen. Keiner sprach ein Wort oder lachte gar. Er fühlte sich so stark, als hätte er gerade die wichtigste Prüfung in seinem Leben bestanden. Er spürte so etwas wie Achtung vor sich selbst. Eines Tages würde er auch springen, das wusste er plötzlich. Gestaltungsvorschlag: Lesen bis zur Unterbrechung – vor dem Weiterlesen erst besprechen: Wie könnte es weitergehen? Wie soll er sich entscheiden? Was zeigt die Geschichte? Oft haben wir mehrere Ängste zugleich (springen/sich blamieren). Es gibt Ängste, die uns schützen und Ängste, die uns behindern. Auf manche Ängste sollten wir hören, gegen andere kämpfen. Es ist wichtig, gegen die richtigen Ängste zu kämpfen. Wer eine Angst überwunden hat, reift und wird stark. Angst vor dem Leben Angst vor Gewalt und Krieg Angst vor Einsamkeit und dem Alleinsein Angst, verlassen zu werden Angst vor dem Tod Angst, ausgelacht zu werden Angst vor zu nahem körperlichen Kontakt Angst vor Prüfungen Angst vor den Eltern Angst vor Familienstreit Angst, einem anderen meine Zuneigung zu zeigen Angst, aus mir herauszugehen Angst, von zu Hause wegzuziehen Angst vor Strafe Angst, jemanden zu verlieren, den ich gern habe Angst vor der Zukunft Angst vor Lehrern Angst vor Hunden, Katzen oder Spinnen Angst vor dem zu nahen Kontakt mit Menschen Angst vor der Zerstörung der Umwelt Angst vor Krankheit Angst, dass meine Freundin bzw. mein Freund mich verlässt Angst, unglücklich zu sein Angst, schwanger zu werden bzw. Vater zu werden Angst vor dem Erwachsenwerden Angst, von Drogen abhängig zu werden Angst vor geschlossenen Räumen Angst vor Menschenmassen Angst, nicht ernstgenommen zu werden Angst, meine Gefühle zu zeigen Angst, anderen weh zu tun Angst, nicht geliebt zu werden Angst, keinen Job zu bekommen Angst, im Alter hilflos zu werden Angst, von anderen ausgenützt zu werden Angst vor Schmerzen Angst zu versagen Angst vor bösen Mächten Was ist das Gegenteil von Angst? Jede Angst will aufmerksam machen auf eine Gefährdung von „Leben“ im weitesten Sinn. Mutig ist nicht der, der seine Angst leugnet, sondern der, der sie (sich selbst zunächst, dann vielleicht auch anderen) einzugestehen wagt. Jesus hat zu seinen Jüngern einmal gesagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33b) Martin Luther hat erkannt: Der Glaube soll den Menschen nicht Angst machen (Mittelalter!), sondern sie durch ihre Ängste tragen. Gott will keine Angst, sondern Vertrauen. Glaube, Liebe und Hoffnung können uns helfen, wenn wir Angst haben. Thomas ist verliebt in Gabi. Er weiß aber nicht, ob sie auch etwas für ihn empfindet und hat Angst, sie zu fragen. Michael hat Angst, vor der Schule auf Mark zu treffen, der immer Streit sucht und stärker ist. Anna ist unsportlich. Sie hat Angst, beim Turnen wieder ausgelacht zu werden. Claudia spürt plötzlich ein starkes Stechen im Herzbereich. Sie hat Angst, dass es etwas Gefährliches sein könnte. Viktoria steht auf dem 5-Meter-Brett. Ihre Freundinnen feuern sie an, endlich zu springen. Sie hat aber Angst davor. Einige aus der Klasse lästern über Schwule. Florian ärgert das. Er hat aber Angst, selbst ausgelacht zu werden, wenn er sich das anmerken lässt. Kathrins Mutter hat eine gefährliche Operation. Kathrin hat Angst, sie könnte dabei sterben. Lukas hat mit dem Fußball ein Fenster eingeschlagen. Er möchte sich am liebsten davonschleichen, weil er Angst hat, es zuzugeben. Elke will in eine Clique aufgenommen werden und soll als „Aufnahmeprüfung“ beim Saturn eine CD stehlen. Sie hat aber Angst davor, erwischt zu werden. Felix will Kondome kaufen. Er hat aber Angst, bei der Kassa schief angeschaut zu werden. Manuels hat ein schlechtes Zeugnis. Er hat Angst, es seinem Vater zu zeigen, der unberechenbar wird, wenn er zornig ist. Lisas Freund will mit ihr schlafen. Sie will eigentlich nicht, hat aber Angst, ihren Freund zu verlieren, wenn sie ihn zurückweist.