Stefanie Müller MN: 513042 Prof. Dr. Eberlei Mentoring gelesen am 22.4.2008 Christine Rehklau, Ronald Lutz (Hrsg.) 2007: Sozialarbeit des Südens, Band 2 Soziale Arbeit in Südafrika Thema: Soziale Arbeit in Südafrika Fragestellung: Inwiefern wird die schwarze Bevölkerung in der sozialen Arbeit vernachlässigt? Im Jahre 1814 wurde das erste Waisenhaus durch die Niederländisch Reformierte Kirche gegründet. Die Schwerpunkte im Bereich der Fürsorge zu dieser Zeit waren Kinder, Unterstützung von Körperbehinderten und Armen. In diesen Feldern galt: “…in all instances, the emphasis was upon white people“(McKendrick 1990, 9). Die Bedürfnisse der Weißen standen im Mittelpunkt, (…). Zu belegen ist dies unter anderem mit dem Fakt, dass von 17 Kinderheimen, die in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gebaut wurden, nur eines auch für nicht Weiße zugänglich war. (S. 205) Wie man ja hier schon herausnehmen kann, hat es bereits im Jahre 1814 mit der eindeutigen Trennung zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung begonnen. An diesem Beispiel ist meiner Meinung nach gut zuerkennen, wer im Mittelpunkt steht und wer nicht. Für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar, da die Weißen ihre „Macht“ ausnutzten und diese sichtbar demonstrierten. Zu diesem Zeitpunkt war der Großteil der Sozialarbeit, eine Arbeit von Weißen für Weiße. Die Politik der Rassendiskriminierung war gerade auch für die Sozialpolitik prägend gewesen. (…) Es existiert eine moderne Industriegesellschaft, aber weite Teile des Landes zeigten einen „Dritte-Welt-Standard“. (S. 208) Der Satzteil „eine Arbeit von Weißen für Weiße“ klingt für mich total abwertend. Welcher Teil der Sozialarbeit galt überhaupt den Schwarzen? Anscheinend ja nicht viel, weil daraus schließend die Schwarzen in das „Dritte-Welt-Standard“ verfielen, trotz des vorhandenen, hohen und sehr wohlhabenden Standards der Industriegesellschaft innerhalb Südafrikas. Das Wesen der sozialen Entwicklung ist nach Brown (zit. n. Noyoo 2000, 454) gezeichnet von den drei Themen sozialer Gerechtigkeit, das sind: Fairness, Empowerment und Demokratisierung. (S. 211-212) Brown deutet auf die richtige Richtung bzw. Einstellung, in denen die Veränderungen laufen sollten, doch leider sind diese Punkte bis heute (letzter Stand 2007) nur geringfügig umgesetzt worden… Die Armut stelle eine der größten Herausforderungen für die Sozialarbeit in Südafrika dar (Drower 2002, 10). Im Jahr 2002 lebten 10,5% der Bevölkerung von weniger als US$1 am Tag und damit in extremer Armut. Die Armutsrate insgesamt betrug im selben Jahr 48,5%, dass heißt, nahezu die Hälfte der Bevölkerung lebte unter der Armutsgrenze (Dept. of Social Development 2003, 5). Südafrika ist ein Land mit der nahezu größten Ungleichheit beim Einkommen weltweit. (S. 212) Auch hier braucht man sich nicht mehr die Frage zu stellen, welche Menschen unter dieser genannten Armut fallen. Die Ergebnisse sind „beängstigend“. Und es ist (fast) nicht mehr menschlich, unter welchen Umständen die armen Menschen leben müssen am Tag, währenddessen die „wohler habenden Weißen“ auf der „Sonnenseite“ des Landes leben. Jetzt beginnen Sozialarbeiter im Zuge der tiefgreifenden Veränderungen die Zusammenhänge zwischen sozialer Gerechtigkeit und sozialer Entwicklung, zwischen Demokratie und Partizipation, Empowerment und Capacity-Building und zwischen Gleichheit, Menschenrechten und der Zuteilung von knappen Ressourcen zu entdecken. (S.214) Zwar haben die Sozialarbeiter, als auch die Gesellschaft es eingesehen, eine gewisse Gleichheit zwischen weißen und schwarzen Bewohnern zu finden und auch anzustreben, dennoch haben sie sich zu viele Ziele zugleich vorgenommen. Die Ideen waren richtig, aber wirklich alle von diesen konnten auch nicht umgesetzt werden…Anstatt sich vieles auf einmal vorzunehmen, wäre es wohl besser in nacheinander folgenden Schritten zu handeln. Die Unterhaltsbeihilfe dagegen war für alle Mütter gedacht, deren Einkommen für die Kindererziehung nicht ausreicht. Jedoch war vielen Menschen gar nicht bekannt, dass diese Form der Unterstützung existiert. (Lund 1993, 12f.) (S.217) Das ist für mich überhaupt nicht zu verstehen. Da bietet das Land schon eine Unterstützung für alle an, und dann weiß die Gesellschaft nicht einmal von der. Das ist ein fataler Fehler des Staats, sie sollte wenigstens dafür sorgen, dass alle auch von dem bescheid wissen, was ihnen angeboten bzw. zur Verfügung steht. Wie bereits erwähnt, hat erst der Bericht „The Poor White Problem“ aus dem Jahre 1932 zu der dann auch staatlich geforderten Einrichtung von Studienkursen für Sozialarbeit am südafrikanischen Universitäten geführt. Die Bemühungen des Staates gründeten sich alleinig auf die Sorge um die verarmte weiße Bevölkerung. Die Entwicklung der Sozialarbeit war somit kein gesamtgesellschaftlicher Prozess. (S.222) An sich war der Schritt zur Sozialarbeit total egoistisch. Das Land hat nur an die Weißen gedacht, denen es zu dem Zeitpunkt schlecht ging. Und nicht evtl. den Schritt in Angriff genommen, um den hauptsächlich schlecht ergehenden Schwarzen bzw. beiden Gruppen zu helfen. Dass heißt, der Fokus der Ausbildung lag auch hier weiterhin auf der Lösung sozialer Probleme der weißen Bevölkerungsminderheit (…). (S.223) Als Folge dieser Aufteilung der Universitäten nach der Hautfarbe der Studierenden gab es zwölf „Historically White Universities“ (HWUs) an denen englisch- und afrikaanssprachige Weiße studierten und neun „Historically Black Universities“ (HBUs), die für die schwarzen Bevölkerungsgruppen (…) vorgesehen waren. (S.223) Hier ist die Trennung der weißen/schwarzen Studierenden an sich nicht nötig, an beiden Universitäten wird auf dasselbe Ziel hingearbeitet – das Wohl der weißen Bevölkerung. Deshalb denke ich, ist die Aufteilung nur wieder ein „Zeichen“ dafür, wer bzw. welche Gruppe wo hin gehört. Diese Blindheit gegenüber den Bedürfnissen der schwarzen Mehrheit wurde durch die Ausbildung der Sozialarbeiter auch noch verstärkt. (S.225) Die Profession hat noch einen langen Weg vor sich, um den Bedürfnissen Südafrikas gerecht zu werden. (S.227) Ich denke, diese beiden Sätze sagen genau das aus, worin das Problem der Sozialarbeit steckt und was noch immer bevor steht. Die Sozialarbeit muss noch so einiges umsetzen, um ein gewisses Maß an Gleichberechtigung und Verhinderung von Rassismus herzustellen.