Textprobe

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Er lief. Er mußte wissen. Er wußte. Die Hände in den Taschen um das letzte Gelb
geschlossen wie um ihre Hand. Wer war sie? Er lief. Der lange Saum des Mantels hinter
ihm machte die Erde glatt. Flach. Salz. Sein Gesicht wurde trocken, die Haut rau. Er
schnupperte. Salz. Er lief. Die Hügel wurden neue Hügel. Das Grün blieb Grün. Das Gelb
blieb verschwunden. Der Boden roh. Grau. Wie Pfeile in den Boden eingelassen. Der
richtige Weg. Er wußte. Er lief. Die Hügel wurden höher. Felsig. Grün wurde verästelt,
wurde Bäume. Hügel wurden Berge. Er wußte. Er lief. Er rastete nicht. Das Grün wurde
grauer, wurde Bäume, wurde Moos und Steine, wurde Höhen und Hänge. Er lief und lief.
Er atmete nicht. Er roch. Salz. Der richtige Weg. Die Berge. Die Gipfel. Die Stangen der
Fischer, die Netze zum Trocknen. Hoch oben weiß vom Salz gegerbt. So hoch nicht. Er
wußte. Er wußte. Er brachte es ihnen zurück. Das Meer. Er lief. Höher. Halden. Die
Bäume hörten auf. Es war ihr Wunsch, das Gelb in seiner Tasche. Ihre letzte Chance.
Salz. Der Hall von Schweigen. Zittern. Ehrfurcht. Aufwärts zum Meer. Er wußte. Nah am
Weiß. Der Hang, die Küste.
Der Geruch nach Salz nahm zu. Unwiderstehlich. Er taumelte noch ein paar Meter
weiter. Ein großer Findling ragte fast waagerecht in den Hang, eine Loge, die ihn einlud.
Er stolperte, fiel auf die Knie, setzte sich. Er nahm den Mantel ab, legte ihn unter sich,
streckte sich auf dem Felsen aus. Sein Blick tauchte in das Tal, senkte sich zum Segen.
Der Mantel mild und gelb. Die Halde war sein Mantel. Ringsum lagen sich die Berge in
den Armen.
Er schloß die Augen, rollte sich in sich zusammen. Die Stille donnerte als Lawine vom
Gipfel hinter ihm. Er konnte sie hören. Wärme füllte ihn langsam aus. Endgültig.
Endlich. Er wußte, er würde es sehen. Er wußte, er war da. Er war angekommen. Er
zögerte den Moment hinaus, wollte ihn nicht beginnen lassen. Er ließ die Wärme in sich
auf und ab züngeln, jede Küste umspülen. Er wollte warten, bis sie seine Augen erreicht
hatte. Die milde Brise spreizte ihre Finger und fuhr ihm durch die Haare.
Er streckte die Arme nach den Seiten aus, winkelte das linke Bein an. Er wollte sich
ergeben. Er wollte, daß es alle sehen konnten. Daß sie es sehen konnten. Er ergab sich
nicht ihnen. Er konnte sie mit den Zähnen knirschen hören. Die Wärme streichelte seine
Augäpfel. Licht, dachte er. Er konnte die Wunde in seiner Seite fühlen, sie pulsierte.
Gelb. Opfer für das Meer. Er griff in die Taschen des Mantels und zog die Blüten heraus.
Zart. Er strich über die müden gelben Staubgefäße, legte die Blüten neben sich auf den
Fels. Er öffnete die Augen. Er würde es sehen. Er wollte es sehen.
Wie der rückwärtslaufende Film einer abfließenden Wanne füllte sich das Tal mit
Wasser. Wasser glättete die Hügel tief unten. Wasser hielt den eitlen Kämmen einen
Spiegel vor. Wasser leckte an den Füßen der kichernden Berge. Wasser, eine
unglaubliche Menge von Wasser kletterte die Hänge hinauf, verwandelte die Geröllhalden
in Meeresboden. Glatt. Flach. Grau.
Die Fläche näherte sich schnell. Schon lag sein Felsenkreuz am Ufer. Er
lächelte. Er hatte das Gefühl, mit rasender Geschwindigkeit auf das Meer
zuzustürzen. Ein gutes Gefühl. Gipfel ringsum versuchten, den Kopf über
Wasser zu halten, schnappten nach Luft.
Wasser
berührte, bedeckte seine Hände. Seine Füße. Berührte
schüchtern
seinen Körper. Der Mantel breitete sich gelb über die
graue Fläche, kräuselte sich leicht. Seine Felsmatratze trieb einen
Moment als letzte Insel dahin. Trieb ab.
Blau. Grün. Rot. Die
dachte
er,
sind
Schatten eines schmalen
Dann
schlugen
die
zusammen.
leeren Räume. Die Räume mit den Fragen,
überflutet. Er lächelte. Weit entfernt sah er den
Piers. Er schloß die Augen.
GROSSEN GRAUEN WELLEN über ihm
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