Einiges Wissenswertes über die Dichteabhängigkeit des Kompressionsmoduls – „Background“ der linearen Elastizitätstheorie In anisotropen Festkörpern gilt für die mechanische Spannung F(Kraft)/A(Fläche) F = m d2u/dt2 d /dx = F/V = m/V d2u/dt2 = d2u/dt2 (*) Hookesches Gesetz: = C .... Spannung ist proportional zur Dehnung und die Proportionalitätskonstante ist die elastische Konstante C. Eigentlich gilt das Hookesche Gesetz in Tensorform ij = Cijkl kl. Dazu noch später etwas mehr. mit dem Hookeschen Gesetz und der Dehnung = du/dx wird aus (*) nun d/dx (C du/dx) = C d2u/dx2 = d2u/dt2 mit dem Ansatz für ebene Wellen: u(x,t) = uoei(kx-t) bekommen wir die Gleichung: - 22 + Ck2 = 0 Wir wissen aber, dass für akustische Phononen gilt = v k wobei v die Schallgeschwindigkeit ist. Dann erhalten wir: -2v2k2 + Ck2=0 C = v2 Die nächsten beiden Abbildungen zeigen das Schwingungsmuster der optischen und akustischen Phononen eines zweiatomigen Kristalls, sowie die dazugehörigen Dispersionsrelationen für die optischen und akustischen Schwingungen. In anisotropen Festkörpern, d.h. zB in Kristallen sind die obigen Gleichungen tensoriell gemeint, d.h. das Hookesche Gesetz lautet dann: ij = Cijkl kl mit kl = ½(duk/dxl + dul/dxk) damit werden die elastodynamischen Gleichungen zu dij/dxj = Cijkl d2uk/dxjdxl = d2ui/dt2 und die Gleichungen für die Schallgeschwindigkeiten lauten: (- v2 ik + Cijklejel)uk = 0 Das sind die berühmten Kristoffelgleichungen, die die Schallausbreitung in anisotropen Medien beschreiben. In einem elastisch isotropen Material (z.B.Glas oder Aggregat von Kristallen die in zufälligen Orientierungen angeordnet sind) gibt es 2 elastische Konstanten C 1111 und C2323 Um die Rechnungen zu vereinfachen geht man oft zur sogenannten Voight-Notation über: 111 222 333 234 135 126 C1111=C11 beschreibt die Kompressionen und C2323 = C44 die Scherungen. Es gibt daher in isotropen Materialien 2 Körperwellen die sich mit 2 verschiedenen Schallgeschwindigkeiten ausbreiten. Das sind die bereits bekannten P-Wellen (Kompressionswellen) und Scherwellen S-Wellen. Im allgemeinen Fall hat die Kristoffelgleichung mehrere Lösungen, d.h. es würde für anisotrope Materialien mehrere longitudinale und transversale Schallgeschwindigkeiten geben. Genau genommen gibt es für jede Ausbreitungsrichtung eine longitudinale und 2 transversale Schallwellen. Im folgenden schauen wir uns kubische Symmetrie genauer an (die meisten wichtigen Mineralien im tiefen Erdinneren sind kubisch, wie z.B. Spinel, Granat, Perovskite, etc.). Oft werden die elastischen Konstanten mit den sogenannten Lame´-Koeffizienten , identifiziert: = C12 und = C44 und +2 = C11 Das folgende Diagramm zeigt den Verlauf der Scherelastischen Konstanten = C44 im Erdinneren: 300 (GPa) 250 200 150 100 50 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 Radius (km) Der Kompressionsmodul der definiert ist als: K:= - V dP/dV lautet im kubischen System K = (C11 + 2C12)/3 = (3+ 2)/3 Eine weitere interessante elastische Kenngröße ist das sogenannte PoissonVerhältnis: := -22/11 = -33/11 d.h. eine Verzerrung des Materials unter uniaxialem Druck 11 das ergibt: = /2() = (3K-2)/2(3K+) In manchen Fällen, speziell in der Erdkruste ist d.h. C12 = C44 ist die sogenannte Cauchy-Relation = 0.25 Die nächste Abbildung zeigt den Verlauf von im Erdinneren 0.50 0.45 0.40 0.35 0.30 0.25 0 1000 2000 3000 4000 Radius (km) 5000 6000 7000 Bemerkung: die Cauchy-Relation ist wie man in der Abbildung sieht im Bereich der Erdkruste erfüllt. Für einen inkompressiblen Stoff K= = 0.5 Dies gilt für den flüssigen Bereich des Kerns und für den Ozean (siehe Abbildung). ist eine wichtige Größe in der Geophysik, da man sie als Funktion der seismischen Geschwindigkeiten vP und vS ausdrücken kann: vP = (C11/)1/2 = (+ 2/)1/2 vP = vS 31/2 für = 0.25 vS = (C44/)1/2 = (/)1/2 Diese Verhalten wird tatsächlich in der Erdkruste gefunden. Bemerkung: Im Erdinneren hat man oft Aggregate von anisotropen Kristallen, die zufällig orientiert sind. Der Kompressionsmodul ist per Definition isotrop und daher ist der mittlere Kompressionsmodul eines Aggregates von anisotropen Kristallen gleich dem Kompressionsmodul der einzelnen Kristalle. Bei den Schermodulen ist das schwieriger und das Problem hat keine eindeutige Lösung. Alles was man weiß, ist das der mittlere Schermodul zwischen 2 Grenzen liegen muß, d.h. R < < V wobei das sogenannte Reuss-Mittel gegeben ist durch: R = 5/(2/c’ + 3/c) und das Voigt-Mittel durch: V = (2c’ + 3c)/5 mit c=C44 und c’=1/2(C11-C12) Eine weitere wichtige Kenngröße ist der sogenannte seismische Parameter Die sogenannte „Bulkgeschwindigkeit“ oder hydrodynamische Geschwindigkeit v, bei der es nur Volumsänderungen gibt ist gegeben durch: v In Flüssigkeiten gilt v = vP , da es in Flüssigkeiten ohnehin keine Scherungen gibt aber in Festkörpern gilt v < vP Schallgeschwindigkeit versus Dichte Wie wir oben gesehen haben, ist v = (K/)1/2 d.h. wenn K konstant wäre, müsste v mit zunehmender Dichte sinken. Tut es aber nicht, wie das nächste Bild zeigt, WARUM? Schallgeschwindigkeit (m/s) 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 3 Dichte (kg/m ) Nach etwa 250 Ultraschallmessungen bis 0.1 Gpa hat Birch 1961 gefunden, dass die Schallgeschwindigkeit von Materialien unter hohem Druck abhängt von der Dichte und der mittleren atomaren Masse <M> : Birch fand für den Erdmantel: vp = -1.87 + 3.05 und im allgemeinen gilt: vp =a(<M>) + b “Birch-Gesetz“ wobei a(<M>)~1/<M>1/2 die mittlere atomare Masse <M> = Summe der Atommassen in der Formeleinheit / Zahl der Atome in der Formeleinheit z.B. Mg2SiO4 (Olivin) <M> = (2x24.3+28.3+4x16)/7 = 20.13 g Die meisten dichtgepackten Manteloxide und Silikate haben <M>~20 g (z.B. MgSiO3 20.12, und MoO 20.15) Für den Erdmantel gilt <M>~20.1 g und für den Kern <M>~49.3 g. In den meisten Fällen bedeutet eine Zunahme in <M>, dass Mg Fe ersetzt. Eine kleine Plausibilitätsbetrachtung zeigt, warum a(<M>)~1/<M>1/2 Betrachten wir ein einfaches Federmodell eines Festkörpers: Dann sind die akustischen Schwingungen gegeben durch die Schwingungsfrequenz = (k/m)1/2 mit k = Federkonstante und m die Atommasse da = v q v = 1/q (k/m)1/2 damit kann man also die Wurzelabhängigkeit von der mittleren Masse gut verstehen. Die nächste Abbildung zeigt wie gut dieses Wurzelgesetz auch für die hydrodynamische Schallgeschwindigkeit v erfüllt ist. Die nächste Abbildung zeigt die Dichteabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit für Mineralien verschiedener Dichte. Auch dieses Gesetz ist experimentell sehr gut verifiziert. Im folgenden Abschnitt wollen wir uns mit den sogenannten Zustandsgleichungen beschäftigen, d.h. mit dem Zusammenhang zwischen P, V und T eines Materials.