Fasten Buch; Kuren für Körper und Seele, Ursel Bühring Ulmer Verlag Bestell Nr. ISBN 978-3-8001-7672-4 Wurde früher meist eine Fastenzeit, nämlich die 40 Tage vor Ostern eingehalten (die Adventszeit fällt schon lange aus, war aber auch eine der zwei christlichen Fastenzeiten), verzichten heute noch ein paar wenige Menschen vor Ostern wenigstens auf Alkohol, Internet, Schokolade, oder ähnliches. Fasten ist in der heutigen überladenen Welt schwieriger denn je. Sind die Verführungen doch omnipräsent und es braucht einen grossen Willen dazu! Wir sind nicht mehr gewohnt zu widerstehen! Und doch wäre es gerade in der heutigen Zeit dringend nötig, unserem Darm ab und zu eine Pause von all den chemischen Ernährungszusätzen, dem vielen, vielen Zucker, Alkohol etc. zu gönnen. Doch können wir so eine Fastenkur überhaupt noch in Eigenregie verantworten? Das scheint mir eine wichtige Frage zu sein. Ich empfehle für FastenanfängerInnen auf jeden Fall ein begleitetes Fasten durchzuführen. Oft nehmen sich Menschen vor, einen Tag in der Woche auf feste Nahrung zu verzichten und scheitern meist kläglich am übergrossen Kohldampf. Es ist viel einfacher eine längere Zeit ohne feste Nahrung auszukommen, weil der ganze Stoffwechsel die Möglichkeit hat, in einen anderen Modus zu stellen und spannenderweise verschwindet das Hungergefühl nach 2-3 Tagen vollständig und man hat oft plötzlich Energie für zwei. Fastenkuren gibt es fast wie Sand am Meer und jedes Jahr wird die ultimativ beste in der Regenbogenpresse vorgestellt und alle machen jung, erfolgreich und natürlich schlank! Nur führen die meisten zum so ungeliebten JoJo Effekt. Schnell abgenommen und noch schneller und mehr zugenommen und irgendwann, lässt man es dann ganz sein, und findet sich mit seiner Körperfülle ab. Wissenschaftlich bewährte Fastenkuren Allen vorab sei die F. X. Mayr Kur erwähnt, auch bekannt als „MilchSemmel-Diät“. Nach F.X.Mayr * 1875 ist der Darm die Wurzel von Gesundheit und Krankheit. Und gesunde Ernährung ist der Schlüssel dazu. Doch gesunde Nahrung ist nicht zwingend gesunde Verdauung. Es kommt auch noch drauf an, wie wir uns ernähren. Noch ein früherer Zeitgenosse hat den Satz geprägt: Der Mensch lebt nicht von dem, was er isst, sondern von dem, was er verdaut. Denn es geht nicht nur um die richtigen Lebensmittel, sondern um das richtige Essverhalten. Falsches Essverhalten führt zu allerlei Störungen der Darmmotorik bis zur Stagnation oder umgekehrt. Die Folgen sind Gärungs- und Fäulnisprozesse, die zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Darmes führen können, aber auch zur Entstehung krankmachender Stoffwechselprodukte, die im schlimmsten Fall zur Selbstvergiftung führen. Meist leiden die Menschen unter grosser Darmträgheit, es kann zu Entzündungsprozessen , oder einer Störung der Darmbarriere kommen. Dies bedeutet, dass Stoffe unkontrolliert aufgenommen werden, was wiederum zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen kann. 5 typische Ernährungsfehler: 1. zu schnell 2. zu viel 3. zu oft 4. zu spät abends 5. zu schwer verdaulich Wir essen so schnell, dass wir gar nicht mehr merken, wann wir satt sind, denn es dauert eine ganze Zeit, bis das Sättigungsgefühl eintritt. Meist versuchen wir es mit Masse zu befriedigen. Was man dann bald auf den Hüften sehen kann. Wir essen zu oft und dass wirkt sich aus, wie wenn wir eine Waschmaschine dauernd während des Waschprozesses wieder nach füllen würden. Dies käme uns zwar nie in den Sinn, da es die Technik nicht gouttieren würde. Der eigene Körper scheint uns wohl toleranter zu sein. Wir essen zu spät. Nach der Meridianuhr hat der Dickdarm seine höchste Aktivität von 05-07, seine schwächste Zeit von 17-19 Uhr, der Magen die aktivste Zeit von 07-09 Uhr, die schwächste von 1921 Uhr. Was wir also nach sieben abends essen, liegt uns schwer auf und lässt uns oft zwischen 01-und 03 Uhr nachts erwachen. Dies ist die aktivste Zeit der Leber, die sich mit einer schwerwiegenden Entgiftung bemerkbar macht. Mache Menschen klagen über eine schwere Verdauung, obwohl sie doch nur gesunde Vollkornkost zu sich nehmen würden. Wahrscheinlich ist unser Verdauungstrakt heute schon so geschwächt durch all die Chemikalien, die die Natur in einem Körper nicht vorgesehen hat, dass auch vermeintlich gesunde Nahrung nicht mehr gut verdaut wird. Nach F. X. May müssen wir dringend die Pflege des halbvollen Bauches erlernen und das mit folgenden Regeln: Essen in Ruhe und Konzentration auf das Essen (kein Radio, Fernsehen, lesen reden) Gründliches Kauen und Einspeicheln der Speisen (jeden Bissen optimalerweise 30x kauen) Sättigungsreflex wahrnehmen (Pflege des halbvollen Bauches) Regelmässiger Essrythmus ohne Zwischenmahlzeiten Während dem Essen nicht trinken (halbzerkleinertes runterspülen) Auf Verträglichkeit achten (Bekömmlichkeit vor Natürlichkeit) Die letzte Mahlzeit vor 7 Uhr abends (der Magen geht mit den Hühnern schlafen) Die eigentliche Milch-Semmel-Diät, eine Reduktionsdiät, ist primär ein Kau- und Esstraining., bei dem in der Regel zweimal täglich ein in Scheiben geschnittenes, altbackenes Brötchen mit etwas Milch gegessen wird. Wobei jeder Bissen 50x gekaut werden muss und anschliessend mit einem Teelöffel Milch vermischt geschluckt wird. Am Abend wird nur noch Tee, oder Gemüsebrühe getrunken. Der Morgen beginnt mit 250ml lauwarmem Wasser und einem gestrichenen Teelöffel Bittersalz um den Darm zu durchspülen und die Peristaltik anzuregen. Zur Spülung der Niere wird mindestens 3 l dünn gebrühter Kräutertee getrunken. Die F. X. Mayr Kur wird stationär durchgeführt. Das klassische Heilfasten nach Buchinger Das Buchinger Heilfasten basiert, ähnlich wie die Kneipplehre, auf verschiedenen Säulen. So war ihm neben der Ernährung, auch die Bewegung und der „innere“ Mensch wichtig. So befand er den Geist als besonders behandlungsbedürftig im Fasten, denn es ist nicht der Körper, sondern die Seele die hungert. Als überzeugter Christ war ihm die Spiritualität besonders wichtig. Auch hier handelt es sich nicht um eine Nulldiät, sondern um eine niederkalorische Trinkdiät, die durch Pflanzentherapie und Homöopathie unterstütz wird. Buchingerfastenkuren werden ebenfalls unter professioneller Anleitung durchgeführt. Hildegard Fasten Auch die heilige Hildegard empfahl den Körper regelmässig von seinen Gift- und Schlackenstoffen zu reinigen. Im Rahmen der Hildegard Ernährung kennt man drei Stufen von Fastenkuren: Mit Dinkel, Früchten und Gemüse fasten. Dies ist die einfachste Fastenform. Man isst vier bis sechs Wochen lang dreimal täglich Dinkel in irgendeiner Form, Obst und Gemüse. Es werden pflanzliche Fette gegessen, auf tierisches Eiweiss und Milch wird weitgehenst verzichtet. 1x pro Tag soll man sich körperlich betätigen. Ähnlich wie in der Mayr Kur nimmt man keine Zwischenmahlzeiten zu sich, isst regelmässig, langsam und auf das Essen konzentriert. Brotfasten Das Brotfasten ist eine Kombination von Hildegard Diät und Dinkel Reduktionskost in zweitägigem Wechsel. Wobei man an den Reduktionstagen ausschliesslich Dinkelbrot und Fencheltee zu sich nimmt. Auf diese Art kann man sich sehr lange ernähren. Hildegard-Fasten Dies ist die strengste Fastenform nach Hildegard. Ähnlich wie beim Heilfasten nach Buchinger wird nicht gegessen, sondern nur getrunken. Das Lieblingsgetreide der Hildegard spielt auch hier eine Rolle und wird in Form von Dinkelkaffee, oder Dinkelgriesssuppe eingesetzt. Ist man nicht Fasten erprobt, soll man diese Form nicht alleine durchführen. Zu Hause fasten Wer es sich zutraut, kann auch zu Hause fasten. Optimal ist eine Zeit, wo man sich genug Ruhe gönnen kann, nicht tausend Dinge erledigen muss. Zuviel Zeit kann aber auch zum Scheitern verhelfen. Am besten plant man die Fastenzeit, so dass man beschäftigt ist. Sei es eine Massage, ein Besuch im Sprudelbad, im Museum oder wo immer man schon lange einmal mit viel Musse hin wollte. Diese Vorbereitungszeit stimmt auch Körper und Seele gut auf diese besondere Zeit ein und die Umgebung, sei es Familie oder Freunde, wissen Bescheid, dass man nun nicht einfach zur Verfügung steht. Auch die Zukunft, wie man weitergehen will mit seiner Ernährung, soll vor dem Fasten geklärt sein. Und erleichtert den Wiedereinstieg in den Alltag erheblich. Der erste Fastentag beginnt mit einer Darmentleerung. Am einfachsten geht das mit einem Klistier, das man mit einem leichten Kamillentee zubereitet. Diesen Schritt darf man auf keinen Fall auslassen, denn er stimmt den Körper um auf einen anderen Stoffwechsel. Je schneller der Darm ganz leer ist, umso eher geht das Hungergefühl vorbei. Mindestens jeden zweiten Tag wird dieser Vorgang wiederholt. Wer gar nicht mit einem Klistier umgehen mag, darf auf Bittersalz ausweichen. Bitte keine Abführtees, denn diese lösen Krämpfe aus. Morgen trinkt man ein bis zwei Tassen Kräutertee. Am Anfang darf man mit wenig Honig süssen, damit der Blutzucker nicht ganz in den Keller fällt. Mittags gibt es eine grosse Tasse Gemüsebrühe, am besten eigens hergestellte mit wenig Salz, oder stark verdünnte Gemüsesäfte, heiss oder kalt. Abends gibt es noch mal Brühe oder verdünnten Frucht- oder Gemüsesaft. Während dem Tag wird immer reichlich Wasser oder kurz gezogener Kräutertee getrunken. Mindestens drei Liter sollten es sein. Auch hier gilt: Die Säfte, wie die Brühe werden mit Bewusstsein, langsam getrunken und noch besser etwas gekaut. Die ersten Tage empfiehlt es sich immer etwas Honig bei sich zu haben. Falls einem mal drümmlig wird, kann man einen Teelöffel voll schlecken. Das stabilisiert den Kreislauf wieder und man kann sich getrost weiter auf den Weg machen. Wer möchte, kann sich auch Frischpflanzensäfte machen oder kaufen und sehr verdünnt zu sich nehmen. Je frischer, umso besser. Dazu nimmt man das gewählte Kraut (sehr gut sind Brennnessel und Löwenzahn), wäscht es gut und gibt es tropfnass in den Mixer. Fein pürieren und durch ein Tuch seihen. Kleine Mengen machen, da sie schnell gären. Anfangen mit einem Esslöffel und steigern bis zu einem dl. Das gibt die nötige Kraft und Energie. So eine Trinkkur dauert zwischen 5 und 14 Tage, je nach Zeit und wie man sich fühlt. Wichtig ist das Fastenbrechen. Ja nicht gleich reinhauen! Das würde so ein entwöhnter Magen wahrscheinlich ziemlich übel nehmen. Am besten man beginnt mit einem gedünsteten Apfel am Mittag. Abends darf es dann noch ein Zwieback sein. Weiterhin nicht zwischendurch essen und wenn möglich gar nie mehr damit anfangen! Am nächsten Morgen einen geraffelten frischen Apfel, mit Zwieback und zum Zmittag eine leichte Suppe. Und wenn man seine Hausaufgaben gut gemacht hat, hängt jetzt schon ein neuer Ernährungsplan in der Küche. Kuren Wen die ganze Fasterei schreckt, oder sich nicht die Zeit nehmen will, wobei man sich immer Pfarrer Kneipp vor Augen haben soll: „Wer nicht täglich etwas für seine Gesundheit macht, muss irgendwann viel Zeit für seine Krankheit aufwenden“, der kann sich mit Monatskuren gesünder halten. Man teile seine Agenda in Monate auf, notiere sich jeden Monat ein Organ und widme sich dem. Wer mehr Musse hat, ausführlicher mit Wickel, Bäder, Tees etc. Wer eher zu der schnellen Sorte gehört, mit einem guten Fertigpräparat. Aber immmmmmmer mit der nötigen Aufmerksamkeit für das, was man gerade macht oder schluckt und viel Liebe für das bedachte Organ! Judith Degen, Greuterhof Islikon 11. 1. 2013