Seite 1 von 40 Der Mensch im Alter - Aspekte der Geriatrie von Harald Krebs Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung 2. Ursachen des Alterns 3. Alter und Krankheit 4. Krankheitsbilder im Alter 4. 1 Abwehrschwäche im Alter 4. 2 Der grippale Infekt 4. 2. 1 Pneumonieprophylaxe 4. 2. 2 Kontrakturprophylaxe 4. 2. 3 Dekubitusprophylaxe 4. 2. 4 Thromboseprophylaxe 4. 2. 5 Mundpflege 4. 3 Herpes-Zoster - Gürtelrose 4. 4 Altersdepression 4. 5 Pruritus senilis - Altersjuckreiz 4. 6 Katarakt - Grauer Star 4. 7 Infektionen der Harnwege 4. 8 Allgemeine Regeneration 4. 9 Die Altersveränderungen der Blutgefäße 4. 10 Altershockdruck 4. 11 Stoffwechselkrankheit Gicht im Alter 5. Die Betreuung des Sterbenden 6. Literatur 1. Einleitung Seitdem die Menschen die Erde bevölkern, lieben sie das Leben und grollen dem Altsein. Es sind nur wenige, die ohne Hadern Abschied von den Freuden der Jugend nehmen und den dritten Lebensabschnitt mit Sinn und Erfülltheit leben. Nicht nur Goethe hat mit den Worten von Faust "Gib meine Jugend mir zurück" dem Hoffen der Menschheit nach ewiger Jugend Ausdruck verliehen. Schon immer war die Menschheit von dem Gedanken nach wiederkehrender Jugend und Verjüngung besessen. Jedoch alles Lebende altert - und stirbt. Ein unerbittliches Naturgesetz, dem keiner zu entrinnen vermag. Und dennoch hat der Mensch niemals die Hoffnung und das Bestreben aufgegeben, durch das, was Natur Seite 2 von 40 und phantasiereicher Geist bieten und ersinnen kann, dieser unvermeidlichen Bestimmung zu entkommen. Altern ist keine Krankheit, wie man einst gesagt hat, es kann aber zu mancherlei Krankheiten und Gebrechen führen. Altern ist ein langsamer Prozeß der Veränderung und der Wandlung innerhalb eines lebensgeschichtlichen Ablaufs. Altern bedeutet aber auch, daß früher oder später im Leben ein Zeitpunkt eintritt, wo all die vielen Regulationsmechanismen der körperlichen Funktionen nicht mehr in optimaler Harmonie ineinandergreifen und somit zu einer Störung der Homöostase führen. Wenn Altern beginnt, setzt eine Veränderung der Adaptionsfähigkeit des Organismus ein, d.h. daß Anpassungsmechanismen erlöschen oder funktionsgemindert sind, daß aber gleichzeitig neue Adaptionsmechanismen ausgebildet werden oder eine neue Qualität erhalten. 2. Ursache des Alterns Es gibt zahlreiche Vorstellungen über die Ursachen des Alterns. Teils sind sie begründet durch Tierversuche, teils haben sie auch mehr spekulativen Charakter. Jedoch steht fest, im Körper altert durchaus nicht alles gleichermaßen. So gibt es Organgewebe, die durch ständige Erneuerungsprozesse gewissermaßen nicht altern. Ein Beispiel dafür sind die Epithelien des Darmkanals, die täglich in Millionenzahl neu gebildet werden. Und das ist gut so, denn was wird diesem Organ über den gesamten Lebensbereich an Mißhandlungen alles zugemutet: 1. Schädigung der Darmflora durch ballaststoffarme Ernährungsweisen und denaturierte Nahrungsmittel. 2. Schädigung der Darmflora durch Umweltgifte, z.B. Cadmium, Blei, Quecksilber. 3. Schädigung der Darmflora durch Arzneimittel wie z.B. Abführmittel, Antibiotika, Immunsuppressiva, Kortikosteroide. Demgegenüber gibt es Zellen, die keinem Regenerationsprozeß unterliegen wie z.B. die Ganglienzellen des Zentralnervensystems. Sie haben keine Mitose, keine Zellteilung, und ihre Zahl nimmt im Alter stark ab - ein Vorgang, der bestimmte Alterungsvorgänge erklärt. Dazu folgende Erläuterung: Der Zellkern enthält Kernplasma, das Kernkörperchen (Nucleolus) und Chromatin, welches aus DNA, Histonen (basische Proteine) und nicht-basischen Proteinen besteht. Bei der DNA handelt es sich um das Makromolekül, das die genetische Information enthält, die durch die Reihenfolge der Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin codiert ist. Vor jeder Zellteilung wird zunächst die DNA repliziert. Bei der nachfolgenden Zellteilung erhält jede Zelle die gleiche DNA-Sequenz, so daß beide Zellen dieselbe genetische Disposition aufweisen. Der gleiche Vorgang wiederholt sich bei vermehrungsfähigen Zellen beliebig oft. So entstehen immer neue Zellen, während alte absterben. Verliert nun eine Zelle im Laufe ihrer Spezialisierung ihre Teilungsfähigkeit, so ist ihre DNA zeitlebens schädlichen Einflüssen ausgesetzt, und es kann letztlich zu Veränderungen kommen, die eine falsche Codierung beinhalten. Seite 3 von 40 Das bedeutet, daß falsche Proteine gebildet werden, die sogar ein Absterben der jeweiligen Zelle verursachen können. Ganglienzellen gehören zu den teilungsunfähigen Zellen. Hier könnte die Bildung falscher Proteine aufgrund von Fehlcodierungen durch die veränderte DNA zu deren Absterben führen. Durch den Anteil großer Mengen von Ganglienzellen kann der Verlust an abgestorbenen Zellen zunächst noch kompensiert werden, jedoch wird die Anpassungsfähigkeit des Organismus zunehmend mangelhafter, bis letztendlich die ersten Hinweise als Folge des Zerfalls von Ganglienzellen deutlich werden und zwar in Form von: 1. Gedächtnisstörungen (speziell für kurzfristige Erinnerungen) 2. Verlängerung der Reaktionszeit (Reaktionsformen werden immer mehr schablonisiert) 3. Adaptionsschwierigkeiten (alle Abwehr- und Anpassungsvorgänge laufen träger ab) 4. Störungen der Sinnesorgane 5. Vegetative Dysfunktionen (ausgelöst durch Beeinträchtigung der endokrinen Regulationen, vor allen Dingen des hypophysär-adrenalen Systems) Neben den aufgezählten Details bewirken noch andere Faktoren den Alterungsprozeß. So führt die kontinuierliche Abnahme des Wassergehaltes im Organismus zu grundsätzlichen Veränderungen der Stoffwechselfunktionen. Während im Embryonalstadium der Wassergehalt etwa 85 bis 90 %, bei der Geburt etwa 80 % beträgt, sinkt er im Laufe des Lebens auf 65 % und im sehr hohen Alter auf 46 % ab. Infolgedessen nimmt die Verschlackung des Mesenchyms im fortschreitenden Alter zu, die Entgiftungsleistung wird geringer und die Abwehr geschwächt. Das bedeutet, daß immer längere Perioden erforderlich sind, um die Abwehrkräfte bis zur Überwindung einer Infektion zu steigern. Bei allen theoretischen Vermutungen und Vorstellungen über den Alterungsprozeß wissen wir dennoch wenig darüber, welche Ursachen konkret für den Alterungsvorgang verantwortlich sind. Bis heute sind die Gründe für eine unterschiedliche Lebensdauer keinesfalls voll aufgeklärt. Es gelten bis heute lediglich die oben erwähnten Fakten als gesichert, nämlich daß Erbmasse und Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle beim Alterungsprozeß spielen. Mit welcher Lebensphase beginnt nun das Alter? Der Übergang von einem Lebensabschnitt in den anderen erfolgt langsam und allmählich, ohne feste Bindung an ein bestimmtes kalendarisches Alter. Bei Beobachtungen und genauer Betrachtung des alternden Menschen kann man immer wieder feststellen, daß bei jedem der Alterungsprozeß anders verläuft. Einerseits gibt es Menschen, die verhältnismäßig früh altern, andererseits solche, die ausgesprochen langsam altern. Der Geriater Bürger faßte diese Erkenntnis in folgendem Schlagwort zusammen: "Es gibt greise Jünglinge und jugendliche Greise". Die Menschen werden heute älter. Mehr als 8 Millionen waren 1970 in der Bundesrepublik älter als 65 Jahre. 1980 waren bereits 14,5 aller Einwohner der Bundesrepublik über 65 Jahre alt, und in einigen Jahren werden es 18 bis 20 % sein. Die von Jahr zu Jahr steigende Zahl älterer Menschen ist eine Folge des Zusammenwirkens verschiedener Komponenten wie z.B. der Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen, Seite 4 von 40 insbesondere der medizinischen Versorgung und der Ernährung, der hygienischen und sozialen Gegebenheiten. Nach der Jahrhundertwende ist auf Grund des Geburtenrückganges damit zu rechnen, daß der Bevölkerungsanteil der älteren Menschen über 65 Jahre weiterhin ansteigen wird. Menschen, die dann aus dem Arbeitsprozeß ausgeschieden sind und eine neue Rolle annehmen müssen: Alte Menschen. Häufig an den Rand der Gesellschaft gedrängt, bleiben sie unter ihresgleichen, leben oft allein. Ein Drittel in wirtschaftlicher Enge, eine Vielzahl in unwirtlichen Wohnungsumgebungen, manche in fragwürdigen Heimunterkünften. Sie müssen fertig werden mit dem Verlust lebenslanger Gewohnheiten, einer unbegriffenen Altersrolle, körperlicher Anfälligkeit und Isolation. Es ist schon ein Widerspruch, wenn eine Gesellschaft wie die unsrige auf der einen Seite das ständige Anwachsen der älteren Bevölkerungsschichten ermöglicht und fördert und auf der anderen Seite Bedingungen schafft, die eine Anpassung und Integration des Älteren erschweren, ja teilweise unmöglich machen. Anders gesagt: Das gesellschaftliche Ansehen und die Achtung des Alters ist im gleichen Maße gesunken, wie die Lebenserwartungen und der Anteil alter Menschen in den zivilisierten Gesellschaften gestiegen sind. Ein Problem, das sich aus dieser Situation ergibt, ist die Frage der Berufsaufgabe. Die große Mehrheit aller Berufstätigen wird heute mit 60 bzw. 65 Jahren in den Ruhestand versetzt. Die Mehrzahl der Ruheständler ist durchaus noch rüstig und nicht wie früher gebrechlich, pflegebedürftig und verbraucht und könnte bzw. möchte noch weiter arbeiten. Im ländlichen Bereich haben viele ein Haus, einen Garten oder halten eine kleine Landwirtschaft. Sie sind beschäftigt und finden auch stets eine ihrem Gesundheitszustand angepaßte Betätigung. Anders in den Großstädten. An warmen Tagen sitzen die Ruheständler auf den Anlagebänken und wissen nicht, wie sie ihre Zeit verbringen sollen. Altenclubs, Seniorentreffs und ähnliches werden von vielen Älteren abgelehnt, weil sie nicht nur unterhalten, sondern beschäftigt sein wollen. Noch eklatanter ist die Situation bei Menschen, die in verantwortlicher Tätigkeit gewesen waren. Sie sind zum Teil so mit ihrem Beruf verwurzelt, daß sie einen regelrechten Pensionierungsschock erleiden und in depressive Zustände verfallen oder ein Organleiden davontragen können. Es ist widersinnig, für Erziehung und Ausbildung Milliarden auszugeben, um dann den Menschen mit 60 bzw. 65 Jahren in ein Vakuum zu entlassen. Denn viele ältere Menschen könnten zum Nutzen der Gesellschaft noch sinnvolle und wirkungsvolle Aufgaben erfüllen und zwar nicht nur in der politischen Landschaft. Hinzu kommt, daß sich bei manchen das soziale Umfeld gelichtet hat durch den Tod des Ehepartners oder von Freunden. Denn laut Statistik leben von den über 60jährigen Männern 12 % allein, von den Frauen 41 %. Es entstehen plötzlich neue Freiräume, und wer früher nicht gelernt hat, sie auszufüllen, spürt sehr bald innere Leere und Langeweile und flüchtet sich in die Krankheit. Auch alte Menschen, die von jeher, vielleicht durch ungünstige Lebensumstände bedingt, mit ihrer Situation nicht zufrieden waren, werden auch im Alter eher negativ gezeichnet sein. 3. Alter und Krankheit Seite 5 von 40 Unser Leben ist ein ständiger Anpassungsprozeß an unsere Umwelt. Kommt es zur Reduzierung dieser Anpassungsfähigkeit, ist es gleichzusetzen mit Krankheit, kommt es zum Verlust, bedeutet dies - Tod. Mit zunehmendem Alter vermindert sich die Adaptionsfähigkeit und führt somit zu einem Anstieg der Morbidität, die bei den über 65jährigen den Höchststand erreicht. Ein Charakteristikum der Alterskrankheiten besteht darin, daß sie vorwiegend multipel auftreten. Die Multimorbidität nimmt mit dem steigenden Lebensalter zu, so daß bei über 70jährigen Patienten vier bis acht verschiedene Erkrankungen gleichzeitig bestehen können. Dieses multiple Krankheitsgeschehen bei älteren Menschen rührt teilweise daher, daß sich oft degenerative, nichtletale Krankheiten anhäufen, so z.B. Katarakt, Osteoporose, Coxarthrose, Varicen. Mit zunehmendem Alter kommen weitere gefährliche degenerative Erkrankungen hinzu, z.B. Gefäßerkrankungen, psychische Veränderungen und Emphyseme. Die multiplen Krankheitsbilder erfordern nicht selten eine Mehrfachtherapie und bringen damit häufig Behandler und noch mehr den Patienten in therapeutische Bedrängnis. Denn die unterschiedlich wirkenden Medikamente können ihre Wirksamkeit gegenseitig aufheben, ebenso ihre Wirkung extrem steigern und durch Metabilisierungsprozesse zu Intoxikationen mit letalem Ausgang führen. Der Baseler Mediziner Professor Dr. Otto Gsell spricht von 9 alterstypischen Krankheiten: Arteriosklerose Arthrose Lungenemphysem Altersdiabetes Prostatahypertrophie Krebserkrankungen senile Demenz Altersveränderungen an den Sinnesorganen Die meisten der hier aufgeführten Erkrankungen gehören zu den sogenannten "ruhenden Leiden", die durch körperliche oder seelische Belastungen sehr schnell dekompensieren und lebensbedrohliche Formen annehmen können. Alte Menschen verschweigen sehr oft ihre Krankheit oder ihre Behinderung und gestehen nicht ein, daß die Sehkraft und das Gehör nachgelassen haben, daß beim Wasserlassen Schwierigkeiten auftreten oder zeitweise depressive Stimmungslagen den Tag bestimmen. Man kann verstehen, daß ältere Menschen mit fortschreitendem Alter eine pessimistische Einstellung gegenüber dem Leben und der Medizin einnehmen, wenn sie mit den Worten "was wollen Sie denn, Sie sind schließlich 70 Jahre alt" oder "Sie haben doch Ihr Leben gelebt" in der Sprechstunde abgefertigt werden. Mir persönlich sind die Worte eines Arztes noch sehr gut in Erinnerung, der sich mit der Formulierung "ich besuche jetzt meine Ladenhüter" zum Hausbesuch seiner alten, pflegebedürftigen Patienten auf den Weg machte. 4. Krankheitsbilder im Alter 4. 1 Abwehrschwäche im Alter Seite 6 von 40 Durch das Alter tritt eine veränderte Infektionsbereitschaft ein, d.h. die Möglichkeit an bestimmten bakteriellen oder virusbedingten Leiden zu erkranken, ist im fortgeschrittenen Lebensalter um ein Vielfaches größer. Die Ursache ist darin zu suchen, daß durch altersbedingte Veränderungen im retikulohistiozytären System die Bildung von Immunkörpern reduziert ist. Außerdem ist zu bedenken, daß im Alter bei vielen Menschen zahlreiche resistenzmindernde Faktoren vorliegen wie z.B. Stoffwechselkrankheiten (Diabetes mellitus), degenerative Leiden (Arteriosklerose) oder konsumierende Erkrankungen (Krebs), die zwangsläufig eine Resistenzabnahme bewirken. Auffallend ist auch die mangelhafte Fieber- und Leukozytenreaktion bei Infektionen und die Zunahme der Autoimmunkrankheiten. Diese zunehmende Reaktionsstarre im Organismus wurde durch die Wissenschaftler Pischinger und Kellner untersucht und mit dem Begriff "Mesenchymblockade" benannt. Sie haben beide nachgewiesen, daß das Bindegewebsorgan Mesenchym eine Vielfalt von Aufgaben zu erfüllen hat. Einer der wesentlichen Aufgaben des Mesenchyms besteht darin, durch den ständigen Austausch der Stoffe zwischen Blut und Parenchymzelle den osmotischen Druck, die günstigste Ionenmischung und das Säure-Basen-Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Nach Pischinger ist das Mesenchym Träger der undifferenzierten und unbewußten Lebensfunktion und Situation. Es ist der Träger der Ganzheitsfunktion im Organismus und stellt damit die Grundlage der allgemeinen und unspezifischen Abwehrregulation dar. Der ältere Mensch war im Laufe seines Lebens einer Vielzahl von exogenen Noxen ausgesetzt. Durch die Atemluft, über den Magen-Darm-Kanal und die Haut hat er ein Durcheinander an Giftstoffen aufgenommen. Das bedeutete für den Organismus täglich eine erhebliche Belastung, denn körperfremde Stoffe, seien sie chemischer Art, seien es Bakterien oder Viren, seien es Zellen, wurden durch den Abwehrmechanismus des Organismus vernichtet und zwar dergestalt, daß eigens dafür bestimmte, aus dem RES bzw. Bindegewebe gebildete Abwehrzellen den Fremdstoff einkreisten und unschädlich machten. Wie jede andere Zelle, so wird auch die RES-Zelle durch permanente Belastung, hinzukommende Mangelzustände und Giftstoffe strukturell und leistungsmäßig geschädigt. Die mesenchymalen Schutzstoffe können dann nicht mehr in ausreichender Menge und Qualität erzeugt werden. Auch die Phagocytoseaktivität gegenüber kranken Zellen und die Entgiftungspotenz der RES-Zellen werden geringer. Es kommt zwangsläufig zu einer Ansammlung von Zelltrümmern, Stoffwechselmetaboliten und Toxinen. Die unbewältigten Gifte können zwar zunächst in der Mesenchymzelle gespeichert werden. Wenn aber auf Dauer der Schlackenanfall größer ist als das Entgiftungsvermögen, so wird die Speicherkapazität schließlich erschöpft sein, und die Gifte können dann ungehindert in Blut und Gewebe übertreten, was zu einer pathologischen Lage des Gesamtstoffwechsels führt. Dadurch ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung chronischer Erkrankungen geschaffen. Es ist daher das oberste Gebot für den älteren Patienten, die vernachlässigten "Kanäle" des Körpers zu öffnen - um die Mesenchymentschlackung zu erreichen und dadurch eine Entlastung des überforderten Gesamtstoffwechsels herbeizuführen. Dies geschieht durch: 1. Entgiftung und Terrainsanierung Seite 7 von 40 2. Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte und damit Belebung der Immunstimulierung Nicht zuletzt ist bei der Behandlung älterer Menschen zu bedenken, daß die Rekonvaleszenzdauer nach dem 60. Lebensjahr fast doppelt so lange ist im Vergleich zu jüngeren Patienten. 4. 2 Der grippale Infekt Der Mensch ist in jedem Lebensalter für Grippeinfektionen empfänglich, nur mit dem Unterschied, daß Grippekomplikationen bei älteren Patienten wesentlich häufiger auftreten als z.B. bei jüngeren Kranken. Viele latente Altersleiden können durch grippale Infekte aufgrund akuter Resistenzschädigung manifest werden. Therapieempfehlungen Damit Komplikationen weitgehend verhindert werden können, gehört der Patient ins Bett, was für den Behandler bedeutet, daß er den Patienten unter Umständen zu Hause aufsuchen muß. Gerade zu Beginn eines grippalen Infektes hat sich die Eigenblutinjektion bewährt, weil wir durch die Applikation von Eigenblut einen sehr günstigen Stimulationseffekt auf das Immunsystem erreichen. Ein weiterer Vorzug besteht darin, durch die Verwendung von körpereigenem Material (Eigenblut) eine Gewähr für Gefahrlosigkeit und Verträglichkeit zu haben. Das Eigenblut wirkt stets adäquat, d.h. der augenblicklich vorliegenden Situation angepaßt und überfordert niemals das Scavengersystem, welches von der Natur dazu bestimmt ist, Überreaktionen des Organismus zu verhindern. Im Anfangsstadium verabfolgt man je nach Kräftelage und Alter des Patienten: 3,0 bis 5,0 ml Eigenblut i.m. Diese Injektion wird nach 24 Stunden wiederholt. Zu Beginn eines grippalen Infektes hat sich auch die Applikation von 2,0 ml Eigenblut plus 1 Ampulle eines der gängigen Grippemittel bewährt. Im fortgeschrittenen Stadium ist eine Mischinjektion ratsam mit: 0,5 ml Eigenblut plus Traumeel Engystol Gripp Heel Seite 8 von 40 oder 0,5 ml Eigenblut plus Echinacea oplx Eupatorium oplx Diese Mischinjektion wird bei Bedarf nach 24 und 48 Stunden noch einmal wiederholt. Medikamentöse Zusatztherapie: PHÖNIX Hydrargyrum II/027 A PHÖNIX Kalium nitricum 05 aa 50.0 M.D.S.: stdl. 30 - 50 Tropfen PHÖNX Lymphophön S. 4 x 30 Tropfen tgl. oder Eupatorium oplx Asclepias oplx Arnica oplx. aa 30.0 M.D.S.: stdl. 10 Tropfen oder morgens 1 EL voll in ein Glas Wasser geben und über den Tag verteilt trinken. Äußerliche Einreibungen von Brust und Rücken werden als sehr angenehm empfunden, so z.B mit PHÖNIX Vital-Öl usw. oder einer sehr wirksamen Mischung aus: Rp. (nach Dr. Widmaier) Thymi aetherol. 2,5 Eucalypti aetherol. 2,5 Pini pumilion. aetherol. 2,5 Camphorae olei ad 30,0 M.D.S.: 10 Tropfen zur Brusteinreibung Bei allen grippalen Infekten ist die Verabreichung von Species diaphoreticae sehr nützlich. Sie werden entweder als Einzeldroge, z.B. Lindenblütentee oder Holunderblütentee - 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß -, oder in bewährter Mischung verabfolgt: Flores Sambuci Flores Tiliae Flores Chamomillae aa ad 100,0 M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß Pflegerische Aspekte Durch gezielte Hinweise und Empfehlungen für die Angehörigen in bezug auf Pflege und Betreuung des Kranken kann der Genesungsprozeß unterstützt und die Gefahr von Seite 9 von 40 Komplikationen ausgeschaltet werden. Je nach Zustand des Patienten muß man sich darüber im klaren sein, daß die Ruhigstellung im Bett sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht fatale Folgen haben kann. So müssen prophylaktische Maßnahmen gegen Pneumonie, Gelenkversteifung, Muskelverhärtung, Thrombose oder Wundliegen die therapeutischen Durchführungen ergänzen. 4. 2. 1 Pneumonieprophylaxe Durch die Bettruhe werden die unteren Lungenpartien schlecht belüftet, weniger durchblutet und nur gering entfaltet. Durch die allgemeine schlechte Ventilation der Lungen ist eine Sekretstauung möglich und damit die Gefahr einer Pneumonie gegeben. Vorbeugungsmaßnahmen: A. Regelmäßige Durchlüftung des Krankenzimmers unter Vermeidung von Durchzug. B. Mindestens 2x täglich wird der Rücken mit Franzbranntwein eingerieben, dabei erfolgt ein leichtes Abklopfen oder Abklatschen des Rückens. Während dieser Maßnahmen wird der Patient zum tiefen Durchatmen aufgefordert. C. Zur Erzeugung einer örtlichen Hyperämie werden Brust und Rücken mit PHÖNIX Vital-Öl, Kneipp Erkältungsbalsam oder Palatol Salbe eingerieben. D. Das Inhalieren mit sekretlösenden Substanzen erleichtert dem Patienten das Abhusten. Da nicht immer ein Inhalationsgerät zur Verfügung steht, kann man sich auch mit einer Kaffeekanne behelfen. Hierbei gibt man in eine Kaffeekanne kochendes Wasser und setzt an Stelle des Deckels einen Trichter mit der Spitze nach oben auf die Kaffeekanne. Zur Inhalation bieten sich an: PHÖNIX Vital-Öl 15 Tropfen Wacholderöl 15 Tropfen oder Kneipp-Erkältungsbalsam E. Atemgymnastische Übungen 4. 2. 2 Kontrakturprophylaxe Unter Kontraktur eines Gelenkes versteht man eine fehlerhafte Stellung. Sie ist die Folge von Inaktivität der Gelenke, Bänder, Kapseln und Muskeln. Wird der Bewegungsapparat nur wenig bewegt oder trainiert, schrumpfen Bänder und Kapseln, die Muskeln verkürzen sich und atrophieren. Das Ziel der Kontrakturprophylaxe ist die Erhaltung der funktionell richtigen Gelenkstellung sowie des harmonischen Bewegungsablaufs. Von besonderer Bedeutung ist daher, daß beim älteren Patienten einer Schulterversteifung oder Fußgelenkversteifung vorgebeugt wird. Außerdem ist auf die Vermeidung eines Spitzfußes Seite 10 von 40 zu achten, der vorwiegend bei chronisch Kranken durch den Druck der Bettdecke auf die Fußzehen entstehen kann. Durch eine Kiste, die am Fußende des Bettes zur Fußstütze untergebracht wird, kann ein Spitzfuß vermieden werden. Wenn keine Kiste zur Hand ist, können auch Bücher oder eine umgedrehte Fußbank als Behelf dienen. Schulter- und Fußgelenke werden morgens und abends mit einem hyperämisierenden Einreibemittel eingerieben, um durch die verstärkte Durchblutung Ablagerungen in den Gelenken vorzubeugen und einer Gelenkversteifung entgegenzuwirken. Bewährt haben sich u.a. folgende Präparate: PHÖNIX Kalantol-A S. vor Gebrauch etwas erwärmen 2x tgl. Gelenkflächen einreiben PHÖNIX Kalantol-A entwickelt eine sehr intensive perkutane Tiefenwirkung und wirkt durch den hyperämisierenden Einfluß, ohne äußerliche Hautreizung, gleichzeitig antiphlogistisch. Ein weiterer günstiger Aspekt ist die pflegende und heilende Wirkung von PHÖNIX Kalantol-A auf die Haut (siehe auch Dekubitusprophylaxe). Sehr wirkungsvoll ist auch folgende Mischung: Pfefferminzöl Melissenöl Lavendelöl Eukalyptusöl Kiefernadelöl aa 10.0 M.D.S.: 2x tgl. Gelenkflächen einreiben Zunächst werden die Gelenkflächen mit Johanniskrautöl eingerieben, anschließend verwendet man die o.g. Ölmischung. Eine ähnliche Zusammensetzung aus ätherischen Ölen hat das PHÖNIX Vital-Öl, dem das Johanniskraut-Öl bereits zugegeben ist. Neben dem Einreiben müssen die Gelenke mindestens zweimal täglich, vorerst durch passive und sobald wie möglich durch aktive Bewegungsübungen, bewegt werden. 4. 2. 3 Dekubitusprophylaxe Von jeher ist die Verhütung von Druckwunden oder Wundliegen eines der Hauptanliegen guter Pflege. Gefährdet sind vorwiegend solche Patienten, die aufgrund chronischer Erkrankung ständig an das Bett gefesselt sind. Durch eine Störung im Hautstoffwechsel können örtliche Durchblutungsstörungen entstehen, so daß sich zunächst eine Rötung, späterhin eine kleine offene Stelle bildet, die sich sehr rasch vergrößern kann. Prädestiniert für Hautstoffwechselstörungen und damit dekubitusgefährdet sind bettlägerige Patienten mit: Seite 11 von 40 a. Kreislaufstörungen Arteriosklerose, Embolien, venöse Stauungen b. Neurologischen Störungen z.B. bei motorischen und sensiblen Ausfällen bei Apoplexie, Querschnittsläsionen, Tumor usw. Durch diese Erkrankungen kommt es zum Ausfall der willkürlichen und unwillkürlichen Entlastungsbewegungen. Weiterhin können Feuchtigkeit, Alkalität, Bakterien, durch Inkontinenz verursacht, und zusätzliche Druckstellen eine Dekubitusbildung beschleunigen. Durch eine schlechte Ernährungslage wie z.B. Eiweißmangel, Mangel an Vitamin C und A wird die schlechte Hautstoffwechsellage und damit die Druckschädigung der Haut begünstigt. Etwa 75 % der Dekubitalgeschwüre entwickeln sich in absteigender Reihenfolge am Kreuzbein, Fersen, Knöcheln und den Hüften. Prophylaktische Maßnahmen Entlastung der druckgefährdeten Stellen durch sachgerechte Lagerung: a. den Patienten möglichst oft aufstehen lassen, soweit dies möglich ist. b. im anderen Fall "intermittierende Lagerung" im 2-Stunden-Rhythmus durchführen, etwa nach dem Schema: Rückenlage - rechte Seitenlage - Rückenlage - linke Seitenlage usw. c. weich lagern auf Schaffell oder Anti-Dekubitusfell, Wasser- oder Schaumstoffkissen. Die ideale Entlastung stellt die Hohllagerung dar mit Hilfe von Luftring, Fersenring und anderen Lagerungskissen. Die Verbesserung der Hautdurchblutung kann durch verschiedene örtliche Maßnahmen bewerkstelligt werden: a. Kältereiz mit Eiswürfeln b. abwechselnde Wärme- und Kältebehandlung durch warmes und kaltes Föhnen c. durch Einreibungen mit hyperämisierenden, hautfreundlichen Präparaten wie z.B. PHÖNIX Kalantol-A, PHÖNIX Vital-Öl oder Silvapin Franzbranntwein, Silvapin Aktiv-Tonic usw. Alle prophylaktischen Maßnahmen sind nur dann von Nutzen, wenn eine gute Hautpflege betrieben wird. Hauptsächlich bei inkontinenten Patienten ist ein häufiges Abwaschen der gefährdeten Stellen mit lauwarmem Seifenwasser sehr wichtig. Anschließend wird die Haut gut abgetrocknet und mit einer guten Hautschutzcreme eingefettet. Dazu eignen sich alle Hautsalben, wie sie auch in der Säuglingspflege Anwendung finden, z.B. Penatencreme, Nivea-Kindercreme oder einfach Zinksalbe. Ist die Haut sehr trocken, werden fettende Salben eingesetzt, um die Haut geschmeidig zu machen wie z.B. PHÖNIX Kalophönsalbe oder folgende Rezeptur: Rp. Sol. acid. citric. 5 % 30.0 Glycerin 10.0 Seite 12 von 40 Ungt. Cordes ad 100.0 M.D.S: Hautsalbe bei sehr trockener Haut Patienten mit sehr trockener Haut sollen, wenn sie baden können, mindestens einmal wöchentlich ein sogenanntes "Kleopatrabad" nehmen. Hierzu gibt man in die Badewanne ¼ l Milch und 2 Eßlöffel PHÖNIX Vital-Öl, anschließend läßt man das Badewasser einlaufen und den Patienten ¼ Stunde im Wasser sitzen. Nach solch einem Bad darf die Haut nicht eingefettet werden. Bei vorliegenden Ernährungsstörungen ist auf eine eiweiß- und vitaminreiche Kost bei gleichzeitig ausreichender Flüssigkeitszufuhr zu achten. Dabei ist besonders hervorzuheben, daß vorwiegend ältere Menschen das Durstgefühl nicht mehr so dringend empfinden und daher sehr wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Geringe Flüssigkeitsaufnahme kann zu erheblichen Störungen im Wasser- und Mineralhaushalt des Organismus führen und damit eine Reihe von Störungen auslösen. Als häufigste Folge mangelnder Flüssigkeitszufuhr tritt eine verschlechterte Leistung der Ausscheidungsorgane auf wie: a. ungenügende Stuhlausscheidung, Darmträgheit oder breiige Gärungsstühle, Blähungen b. verringerte Harnausscheidung, Aufquellung und Wasseransammlung in den Geweben, Nierensteinbildung c. Austrocknung von Schleimhäuten (Mund, Rachen, Bronchien, Darm) d. Austrocknung der Haut, Nachlassen der Spannkraft, vorzeitig gealtertes Aussehen, Faltenbildung e. Krankheitsanfälligkeit durch Mesenchymverschlackung Neben den üblichen Säften und Heilwässern kann man dem Kranken in wechselnder Folge verschiedene Hausteemischungen zum Trinken anbieten: Folia Rubi fruticosi 40.0 Herba Fragariae vescae 40.0 Folia Farfarae 20.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen oder Folia Rubi fruticosi Herba Fragariae vescae Folia Ribis nigri aa 30.0 Herba Asperulae odoratae Herba Ericae aa 5.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen oder Folia Melissae Folia Myrtilli Seite 13 von 40 Fructus Cynosbati Flores Hibisci aa 20.0 Folia Menthae piperitae 10.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen oder Herba Anserinae 20.0 Folia Melissae 20.0 Fructus Foeniculi 20.0 Folia Rubi fruticosi 20.0 Herba Fragariae vescae 10.0 Folia Rubi idaei 10.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen Die Kräutertees können pur oder mit etwas Honig gesüßt getrunken werden. 4. 2. 4 Thromboseprophylaxe Gefährdet sind alle jene älteren Patienten, deren venöser Blutstrom infolge mangelhafter Herzaktionen, eingeschränkter Bewegungsmöglichkeiten oder aufgrund bestehender Varicen zu langsam ist. Die beste Thromboseprophylaxe besteht in der Erhaltung und möglichst schnellen Wiederherstellung der Beweglichkeit. Des weiteren ist auf eine entstauende Lagerung des Patienten zu achten. Dies geschieht dadurch, daß das Bettende durch Unterlegen eines Holzklotzes um etwa 15 cm erhöht wird. Wirkungsvoll ist ferner die Fuß-/Beinmassage. Sie wird von dem Kranken als sehr angenehm empfunden und wirkt gleichzeitig entstauend. Dabei werden mit einer Bürste die Beine herzwärts ausgestrichen. Bei einer vorliegenden Durchblutungsstörung oder Venenentzündung darf diese Massage jedoch nicht durchgeführt werden. Nach der Beinmassage erfolgt eine Einreibung der unteren Extremitäten mit: phöno Arnica comp. Salbe oder Arnica Kneipp Salbe Ausgezeichnet bewährt hat sich das Kieselstein-Treten (nach Dr.med. Marianne Kirsch): 1. Kieselsteine (etwa Kirschkern-Größe) werden in eine Fußbadeschüssel oder in einen Eimer gegeben. 2. Zugabe von lauwarmem Wasser zwischen 28 und 32 °C. Das Wasser darf nur bis an den Fußknöchel reichen. 3. Anschließend 3 Minuten auf- und abtreten. Seite 14 von 40 Durchführung: 1. - 6. Tag: 8 Uhr, 9 Uhr, 10 Uhr, 11 Uhr, 12 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr, 17 Uhr jeweils 3 Minuten. 7. - 14. 8 Uhr, 11 Uhr, 14 Uhr, 17 Uhr, 20 Uhr jeweils 3 Minuten. Tag: ab 15. 3 x tgl. 5 Minuten Tag: ab 4. 2 x tgl. 5 - 10 Minuten Woche: Nicht zu vergessen sind die Kompressionsverbände bzw. Stützstrümpfe, die bei schlechten venösen Strömungsverhältnissen der Venen Anwendung finden. 4. 2. 5 Mundpflege Ein wichtiger Aspekt bei der Betreuung älterer kranker Menschen zu Hause ist die Mundpflege und damit verbunden die Parotitisprophylaxe. Eine spezielle Mundpflege ist vor allen Dingen erforderlich bei: Patienten, die in erster Linie durch den Mund atmen, wodurch zwangsläufig die Schleimhäute austrocknen. Patienten, die nur sehr wenig trinken oder vorwiegend Breikost zu sich nehmen, wobei der Kauakt und damit auch der Speichelfluß entfällt. Dadurch ist die natürliche Reinigung der Mundschleimhaut durch den Speichel nicht mehr gewährleistet. Patienten, die auf Grund ihres Krankheitszustandes z.B. Apoplexie, Querschnittslähmungen, Tumorkachexie usw. nicht mehr in der Lage sind, eine normale Mundpflege zu betreiben. Patienten mit einer zerstörten Mundflora durch hohe Antibiotikagaben. Durchführung der Mundpflege Für den Kranken bedeutet die Mundpflege eine Erleichterung, vor allen Dingen können unangenehme Schleimhautveränderungen wie z.B. Stomatitis, Mundaphthen usw. verhindert werden. Als vorbeugende Maßnahmen werden zunächst Mundspülungen durchgeführt und anschließend die Kautätigkeit angeregt. Mundspülungen mit: PHÖNIX Kalantol-A S. 1 EL auf 1 Glas warmes Wasser Seite 15 von 40 oder Tinct. Myrrhae Tinct. Ratanhiae aa ad 20.0 M.D.S.: zum Spülen einige Tropfen in ein Glas warmes Wasser geben oder Spülungen mit Kamillen- oder Salbeitee Anregung der Kautätigkeit und dadurch Förderung des Speichelflusses durch Verabfolgung von: Zitronenscheiben, Zwieback, geschälten Apfelstücken oder Dörrfrüchten. Die Pflege des chronisch Kranken zu Hause erfordert sehr viel Zuwendung, Einsicht, Geduld und Zeit von seiten der Pflegenden. Für den alten Menschen wirkt sich diese häusliche Pflege und der ständige Kontakt mit seinen Angehörigen auf seinen ganzen Krankheitsverlauf sehr positiv aus, er ist dadurch viel eher in der Lage, seine derzeitige Situation zu meistern und innerer Leere entgegenzuwirken. 4. 3. Herpes zoster - Gürtelrose Herpesviren führen bei disponierten Menschen zu einer universellen Durchseuchung des Organismus, was dazu führt, daß das Herpesvirus das ganze Leben latent im Organismus verbleibt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Resistenzminderung zu, mit der Folge, daß eine Herpes zoster-Infektion auftreten kann. Die Eruption erscheint plötzlich. Oftmals gehen dem Krankheitsbild neuralgieartige Beschwerden im Innervationsgebiet des betreffenden Nervs mit leichter Temperaturerhöhung und Störungen des Allgemeinbefindens voraus. In der Folge erscheinen kleine hellrote Knötchen, die bereits nach wenigen Stunden in Bläschen übergehen. Die stecknadelkopfgroßen Bläschen sind von einem entzündlichen Hof umgeben. Der Bläscheninhalt verändert sich nach einigen Tagen, er wird trübe oder eitrig. Bei geschwächten Personen kann es zum Gangrän kommen. Die häufigste Lokalisation bei Herpes zoster ist die Interkostalregion. Schmerzen können, je nach Allgemeinzustand des Patienten, nur sehr gering vorhanden sein, sie können aber auch zur Qual werden. Nach Abklingen der akuten Erscheinungen können über Wochen und Monate weiterhin heftige Zosterneuralgien bestehen bleiben. Therapieempfehlungen Die Erkrankung kann hauptsächlich im Anfangsstadium durch sofort durchgeführte Eigenblutinjektionen in Kombination mit geeigneten Ampullenpräparaten aufgefangen bzw. in ihrem Verlauf erheblich gemildert werden. Vor allen Dingen erreichen wir durch die Seite 16 von 40 Eigenblutinjektionen eine Aktivierung des gestörten Immunsystems und die Reduzierung der Schmerzen. Eigenblutinjektionen am 1., 2., 3. und 5. Tag: 1. Tag Mischinjektion 1 Ampulle Traumeel 1 Ampulle Engystol 1 Ampulle Vafriolinum Injeel 1 Ampulle Vaccininum Injeel 2/3 dieser Mischung wird i.v. injiziert 1/3 dieser Mischung wird mit 2,0 ml Eigenblut vermischt i.m. injiziert Weitere Injektionen werden 2x wöchentlich verabreicht, bis der Abheilungsprozess auf der Haut abgeschlossen ist. Medikamentöse Zusatztherapie: Ranunculus Ho Cocculus Ho aa 30.0 M.D.S.: stdl. 10 Tropfen Hepeel Tbl. S. stdl. 1 Tbl. im Mund zergehen lassen Mezereum Ho S. 6x tgl. 20 Tropfen oder hochdosierte orale und rektale Enzymtherapie mit Wobe-Mugos Drg. bzw. in Wasser gelösten Tbl. äußerlich: Saxifraga D1 Tropfen S. mehrmals tgl. auf die schmerzenden Stellen auftragen Sobald die akuten Beschwerden abgeklungen sind, ist die Durchführung einer PHÖNIX Entgiftungstherapie angezeigt: 3 Tage Anregung der Leber-Galle-Funktion und Ausleitung über den Darm: PHÖNIX Phönohepan S. 3x tgl. 60 Tropfen n.d.E. anschließend 3 Tage lang Aktivierung der Nierenfunktion: Seite 17 von 40 PHÖNIX Solidago II/035 B S. 3x tgl. 60 Tropfen n.d.E. anschließend 3 Tage Steigerung der körpereigenen Abwehr und verstärkte Ausleitung über die Haut: PHÖNIX Antitox S. 3x tgl. 20 Tropfen n.d.E. Dieser Zyklus ist, je nach Ausgangslage der Erkrankung, bis zu einer Gesamtdauer von 6 bis 8 Wochen zu wiederholen. Tritt ein Herpes zoster bei sehr geschwächten älteren Patienten auf oder ist der Verdacht für ein malignes Geschehen sehr naheliegend, empfiehlt es sich, die Anti-Virus-Therapie nach Dr.med. Kastner durchzuführen (siehe "Praxis der Eigenbluttherapie" H. Krebs, Jungjohann Verlag, Neckarsulm). Pflegerische Aspekte 2. 1 Pneumonieprophylaxe 2. 2 Kontrakturprophylaxe 2. 3 Dekubitusprophylaxe 2. 4 Thromboseprophylaxe 2. 5 Mundpflege 4. 4 Altersdepression Die Flucht in die Depression ist wohl die häufigste psychische Erkrankung des alternden Menschen. Man findet sie vorwiegend bei Männern vor dem 60. Lebensjahr und zwar meistens bei Menschen, die von jeher still, zurückhaltend und verschlossen waren. Depressive Erscheinungen können akut, aber auch schleichend beginnen und bestehen zunächst aus Leistungsminderung, Verstimmungen und sehr schneller Erschöpfbarkeit. Bei genauer Betrachtung dieser Patienten findet man einen müden, gequälten Gesichtsausdruck, die Haut wirkt fahl und blass. Der Mund ist trocken und die Zunge ständig belegt. Durch unregelmäßige Nahrungsaufnahme kommt es zu einer verlangsamten Darmperistaltik und schließlich zu hartnäckiger Obstipation. Bei vielen Depressiven im mittleren und höheren Lebensalter werden auch Konzentrations- und Erinnerungsfähigkeit mehr oder weniger reduziert. Manche depressive Kranke geben Tagesschwankungen an, Symptome, die auch viele Gesunde kennen. So ist das Befinden in den Vormittagsstunden bis etwa zum Nachmittag besonders schlecht, um gegen Abend aufzuhellen. In vielen Fällen bestehen Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Manche Depressive neigen zum abendlichen Grübeln. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird dadurch häufig zum quälenden Grundproblem. Mit Zunahme der depressiven Zustände kommt es immer mehr zur Isolation, zur Selbstvernachlässigung und Abmagerung, schließlich zur ängstlichen Unruhe oder reaktiven Agressivität. Die Ängstlichkeit kann sich hochgradig steigern, sie finden keine Ruhe mehr und laufen, über viele Körperbeschwerden klagend, umher. Seite 18 von 40 Therapieempfehlungen Bei diesen Patienten stellt die kombinierte Eigenblutbehandlung mit Phytopharmaka eine milde Form der Umstimmung dar. Sowohl auf humoralem Wege als auch über das vegetative Nervensystem wird eine Beeinflussung der Reaktionslage im Organismus bewirkt und damit Heilungsprozesse in Gang gesetzt. 1. Woche 3x wöchentlich Mischinjektion i.m. 0,5 ml Eigenblut plus 1 Ampulle Hyperforat Gleichzeitig injizieren wir in die andere Gesäßseite folgende Mischinjektion: Mischinjektion i.m. 2 Ampullen Psychoneurotikum 1 Ampulle Excitans 1 Ampulle Eukalisan ab 2. Woche 2x wöchentlich Mischinjektion i.m. 1,0 ml Eigenblut plus 1 Ampulle Hyperforat auf die andere Gesäßhälfte: Mischinjektion i.m. 2 Ampullen Psychoneurotikum 1 Ampulle Excitans 1 Ampulle Eukalisan 3. Woche 1x wöchentlich Mischinjektion i.m. 1,0 ml Eigenblut plus 1 Ampulle Hyperforat auf die andere Gesäßhälfte: Mischinjektion i.m. 2 Ampullen Psychoneurotikum 1 Ampulle Excitans 1 Ampulle Eucalisan Infusionstherapie 2mal wöchentlich: 250 ml physiol. Kochsalzlösung O,9% Seite 19 von 40 plus 3 Ampullen neurotropan i.v. Merke: Langsame Tropfgeschwindigkeit zunächst 30 - 40 Tropfen/Min. zu Beginn der Infusion, später 40 - 60 Tropfen/ Min. Machen Sie den Patienten darauf aufmerksam, daß während der Infusion ein leichter Flush, ein leichtes Schwindelgefühl oder Speichelfluß auftreten kann. Klären Sie den Patienten darüber auf, daß es sich dabei um ganz natürliche Reaktionsweisen des Körpers handelt, die für die Wirkungsweise des Medikaments und die Ansprechbarkeit des Patienten auf neurotropan bedeutungsvoll sind. Lassen Sie den Patienten nach der Infusion noch 10 Minuten nachruhen, zunächst im Liegen und anschließend im Sitzen. Insgesamt werden 5 Infusionen über einen längeren Zeitraum verabreicht, d.h. anfangs zwei Infusionen, später eine Infusion wöchentlich. Die Infusionsserie sollte nach drei Monaten noch einmal wiederholt werden. Medikamentöse Zusatztherapie: Hyperforat Tropfen S. 3 Tage 3x 50 Tropfen v.d.E. ab 4. Tag 3x 30 Tropfen v.d.E. Bei zunehmender Gleichgültigkeit, Konzentrationsschwäche und Niedergeschlagenheit infolge von Kummer wird zusätzlich verabfolgt: Acidum phosphoricum D4 S. 3x tgl. 1 Tbl. im Mund zergehen lassen Bewährt hat sich auch folgende Mischung: Ignatia Komplex Nestmann Lilium Komplex Nestmann aa 50.0 M.D.S.: 3x tgl. 40 Tropfen n.d.E. oder Hypericum D4 Ignatia D5 Veratrum album D3 aa 10.0 M.D.S.: 4x 15 Tropfen tgl. Hinzu kommen die verschiedenen Teemischungen, die im Wechsel getrunken günstig auf den Genesungsprozeß einwirken. Herba Equiseti 30.0 Herba Urticae 30.0 Seite 20 von 40 Herba Hyperici 30.0 Herba Millefolii 30.0 M.f.spec. D.S. 2 Teelöffel auf 1/4 l Wasser als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 2x tgl. 1 Tasse oder Radix Valerianae Herba Hyperici aa 25.0 Strobuli Lupuli Flores Primulae Flores Lavandulae Rad. Gei urbani aa 10.0 M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 2x tgl. 1 Tasse oder Herba Hyperici 40.0 Radix Valerianae 20.0 Folia Melissae 20.0 Folia Rosmarini 20.0 M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 2x tgl. 1 Tasse Bei Menschen, die zu depressiven Veränderungen neigen, ist mindestens 2x jährlich die PHÖNIX Entgiftungstherapie durchzuführen: 3 Tage Anregung der Leber-Galle-Funktion und Ausleitung über den Darm: PHÖNIX Phönohepan S. 3x tgl. 60 Tropfen n.d.E. anschließend 3 Tage lang Aktivierung der Nierenfunktion: PHÖNIX Solidago II/035 B S. 3x tgl. 60 Tropfen n.d.E. anschließend 3 Tage Steigerung der körpereigenen Abwehr und verstärkte Ausleitung über die Haut: PHÖNIX Antitox S. 3x tgl. 20 Tropfen n.d.E. Dieser Zyklus ist, je nach Ausgangslage der Erkrankung, bis zu einer Gesamtdauer von 6 bis 8 Wochen zu wiederholen. Seite 21 von 40 An erster Stelle sollte jedoch das verstehende und teilnehmende Gespräch mit dem Patienten stehen. Die Behandlung der Altersdepression erfordert einerseits sehr viel Geduld und Verständnis von seiten des Behandlers, andererseits Einfühlungsgabe, Liebe und Zuneigung gegenüber dem alten Menschen von seiten der Angehörigen. 4. 5 Pruritus senilis - Altersjuckreiz Wahrscheinlich durch Rückbildungserscheinungen der Haut, aber oft ausgelöst durch Gefäß- und Stoffwechselleiden, kann sich ein generalisierter Juckreiz einstellen. In Frage kommen: Arteriosklerose Hypertonie Leber- und Galleerkrankungen Diabetes mellitus Lymphogranulomatose Tumoren Der quälende Juckreiz beginnt an umschriebenen Stellen und breitet sich im Laufe der Zeit auf den ganzen Organismus aus. Von Monat zu Monat nimmt der Juckreiz an Stärke und Heftigkeit zu, so daß der ältere Mensch nicht mehr zur Ruhe kommt. Der Zustand kann unter Umständen so quälend und unerträglich werden, daß die Betroffenen suizidgefährdet sind. Therapieempfehlungen Bei vielen älteren Patienten ist eine zu trockene und spröde Haut die Ursache des Juckreizes. Das läßt sich durch die Verordnung von entsprechenden Fettsalben und die Anweisung zu Bädern mit anschließender Hautpflege schnell abklären. Bäder Bäder oder Ganzwaschungen (wenn der Patient bettlägerig ist) werden von Patienten mit chronischem Juckreiz als sehr angenehm empfunden. Angezeigt sind Zusätze von Zinnkraut- oder Kamillenextrakt. Lindernd und wohltuend wirken Kleie-Bäder wie z.B. mit Silvapin-Weizenkleie-Extrakt oder Töpfer Kleie Hautbad. Juckreizmildernd wirken fernerhin Bäder mit entsprechenden Detergentien wie z.B. Ölbad Cordes F, Balneum Hermal F usw. Häufiges Baden kann trotz rückfettender Substanzen zur Hautaustrocknung führen. Aber schon die Zugabe von ¼ l Milch zusammen mit 2 Eßlöffeln PHÖNIX Vital-Öl auf ein Vollbad vermag davor zu schützen, daß die Haut austrocknet. Bäder oder Waschungen nur mit lauwarmem Wasser durchführen, da sonst der Juckreiz verstärkt wird. Hautpflege Seite 22 von 40 Besonders die alternde Haut benötigt viel Fett, daher ist an den Tagen, wo kein Ölbad genommen wird, das Einfetten der Haut ratsam. Geeignete Hautpflegemittel sind: PHÖNIX Kalophönsalbe oder Halicar Salbe DHU oder Linola-Fett-Emulsion Sollte die Haut keine reinen Fettsubstanzen vertragen, werden weiche Zinkpasten aufgetragen: Rp. Pasta Zinci mollis Lanolin Eucerin c. Aqua Desitin aa 50.0 M.D.S.: weiche Paste 2x tgl. auftragen Tritt nach diesen Behandlungen keine merkliche Besserung des Juckreizes ein, dann ist an das Vorliegen einer Stoffwechsel- oder Gefäßerkrankung zu denken und die primäre Ursache zunächst zu therapieren. In diesem Fall werden die nachfolgenden juckreizstillenden Maßnahmen therapiebegleitend durchgeführt: Eigenblutinjektion Eine konsequent durchgeführte Eigenbluttherapie, mit kleinen Dosen beginnend, kann eine wesentliche Erleichterung bringen. Hohe Dosen Eigenblut ergeben eher eine Verschlechterung des Zustandes. Bewährt haben sich folgende Verfahren: 3x wöchentlich i.m. 1. Injektion 0,5 ml Eigenblut i.m. 2. Injektion 1,0 ml Eigenblut i.m. 3. Injektion 1,5 ml Eigenblut i.m. 4. Injektion 2,0 ml Eigenblut i.m. 5. Injektion 2,0 ml Eigenblut i.m. ab 6. Injektion sehr langsame Steigerung bis 3,0 ml Eigenblut. Ab der 6. Injektion wird nur noch 1x wöchentlich appliziert. Eine weitere Variante der Eigenblutinjektion wäre folgendes Verfahren: tgl. ansteigende Eigenblutinjektionen intrakutan Seite 23 von 40 0,1; 0,2; 0,3; 0,4; 0,5 ml danach dreitägig ansteigend s.c. 0,6; 0,7; 0,8; 0,9; 1,0 ml danach alle fünf Tage ansteigend i.m. 1,0; 1,5; 2,0; 2,5; 3,0 ml Zusätze zur Eigenbluttherapie: Bei ausgeprägtem Pruritus wird durch Hinzufügung bestimmter Präparate die Wirkung verstärkt. Bewährt haben sich Acidum formicicum D6, Dolichos pruriens D4 oder Acirufan Ampullen. Medikamentöse Zusatztherapie: Durchführung der PHÖNIX Entgiftungstherapie über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen (s. S. 29-30) Außerdem: Cistus canadensis olpx S. 4x tgl. 15 Tropfen auf 1 EL Wasser Silicea oplx S. 3x tgl. 1 Tbl. n.d.E. im Mund zergehen lassen im tgl. Wechsel mit Bellis oplx Tbl. S. 3x tgl. 1 Tbl. n.d.E. im Mund zergehen lassen als Sedativum: Biral Drg. S. 3x tgl. 2 Drg. n.d.E. Äußerlich: Durchführung der oben erwähnten Ölbäder. Zur Juckreizmilderung können folgende Rezepturen an badefreien Tagen mehrmals tgl. aufgetragen werden: Rp. Calmitol 2.0 Seite 24 von 40 Milch Cordes ad 100.0 M.D.S.: gegen Juckreiz mehrmals tgl. einreiben oder Rp. Calmitol 3.0 Eucerin c.aqua ad 100.0 Bei vorwiegend trockener Haut: lokal: Stibium Phcp®Salbe mehrfach täglich dünn auftragen oder als Mischung: Stibium Phcp®Salbe 100.0 Penaten Creme 50.0 M.f.ungt. D.S.: mehrfach täglich dünn auftragen Weitere Maßnahmen: Patienten, die unter generalisiertem Juckreiz leiden, müssen auf eine geregelte Verdauung und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Zum Trinken bieten sich u.a. an: Herba Veronicae D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 4 Tassen tgl. trinken oder Herba Veronicae Herba Violae tricoloris aa 50.0 M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 3 Tassen tgl. trinken 4. 6 Katarakt - Grauer Star Durch degenerative Alterserscheinungen kann es u.a. zu einem fortschreitenden Schwinden der Transparenz in einer normal entwickelten Linse kommen. Dadurch tritt schrittweise eine Verminderung der Sehschärfe ein. Verschiedene weitere Ursachen wie z.B. Diabetes mellitus, Störungen im Leber-Galle-Stoffwechsel, Einwirkung von Schadstoffen usw. können diesen Vorgang beschleunigen. Therapieempfehlungen Seite 25 von 40 Bei beginnender Sehschwäche ist der Einsatz von Kalium bichromicum Phcp® zu empfehlen. Bewährt hat sich bei vielen Patienten die sogenannte Waterloh-Kur, benannt nach einem homöopathischen Arzt aus Bonn, die in einer alternierenden Verordnung von Calcium fluoratum, Magnesium fluoratum und Magnesium carbonicum besteht. Sie läuft in folgender Weise ab: 1. 2. 3. 4. 17 Tage lang morgens 1 Tbl. Calcium fluoratum D12 17 Tage lang morgens 1 Tbl. Calcium fluoratum D6 17 Tage lang morgens 1 Tbl. Magnesium fluoratum D12 4 Wochen lang morgens 5 Tropfen Magnesium carbonicum D6 Die Kur wird im Anschluß, je nach Erfolg, 4- bis 5mal wiederholt. Mucokehl D5 Augentropfen Sanum S. 2x tgl. jeweils 2 Tropfen in jedes Auge geben Zur Unterstützung der oralen Therapie werden 2mal wöchentlich Eigenblutinjektionen intramuskulär verabreicht, insgesamt 15 bis 20 Injektionen: Mischinjektion 2,0 ml Eigenblut plus 1 Ampulle Mucokehl D5 Diese bewährte Indikation sollte sowohl bei beginnendem als auch bei fortgeschrittenem grauen Star eingesetzt werden. Wenn auch eine spontane Heilung der Katarakt ausgeschlossen ist, so erreichen wir zumindest mit dieser Therapie, daß die Sehfähigkeit und damit die Sehleistung um ein Vielfaches gebessert wird. 4. 7 Infektionen der Harnwege Harnwegsinfektionen treten im Alter viel häufiger auf als in früheren Lebensstadien. Vorwiegend bei älteren Menschen, die durch ihre Erkrankung pflegebedürftig sind, findet man öfters eine behandlungsbedürftige Bakteriurie. In den meisten Fällen verläuft eine Bakteriurie ohne Symptome, kann aber vereinzelt auch von einer leichten Dysurie begleitet sein. Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und eine Reduzierung der allgemeinen Abwehrleistung begünstigen die Entstehung einer Bakteriurie. Aber auch erworbene Abflußstörungen, Steinleiden, gynäkologische oder Prostataerkrankungen oder auch Stoffwechselstörungen können den Entwicklungsprozess einer Zystitis erleichtern. Die Symptome einer Zystitis beim älteren Menschen sind nicht immer eindeutig. So können auf der einen Seite Schmerzen im Blasenbereich auftreten mit schmerzhaften Miktionen, Fieber und zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes, auf der anderen Seite gibt es kaum auffallende Symptome. Dadurch bleiben manche Harnwegsinfekte unerkannt und können letztendlich zu einer Pyelonephritis führen. Die Untersuchung des Urins sollte daher bei älteren Patienten regelmäßig durchgeführt werden und zwar durch: Seite 26 von 40 1. Stäbchentest (Compur 9 Test) 2. wenn erforderlich, durch Anlegen einer Urinkultur (Uricult) Bei pflegebedürftigen Patienten, die zu Hause besucht und betreut werden, kann bei bestehender Entzündung im Urogenitalbereich durch eine sogenannte Drei-Gläser-Probe der Ort der Entzündung in schneller und einfacher Weise ermittelt werden. Dabei muß der Patient seinen Morgenharn portionsweise in drei bereitgestellte Gläser entleeren. Auswertung: 1. Glas 2. Glas 3. Glas Ort der Entzündung trüb klar klar vordere od. hintere Harnröhre oder in beiden Teilen leicht trüb stärker trüb klar Blase klar od. schwache Trübung klar od. schwache Trübung getrübt Nieren oder Harnleiter trüb trüb trüb Blase und Nieren Therapieempfehlungen zur Behandlung der Harnwegsinfektionen: Bei bestehender Bakteriurie injiziert man dem Patienten Eigenblut mit einem Zusatz von Echinacea. Man beginnt mit kleinen Dosierungen: 1. Tag 0,3 ml Eigenblut + Infekt II Injektopas 3. Tag 0,5 ml Eigenblut + Infekt II Injektopas 5. Tag 1,0 ml Eigenblut + Infekt II Injektopas 7. Tag 2,0 ml Eigenblut + Infekt II Injektopas 9. Tag 3,0 ml Eigenblut + Infekt II Injektopas Bei Vorliegen starker Keimbesiedlung: 1. Tag Mischinjektion i.m. Lachesis D30 Pyrogenium D20 Seite 27 von 40 Formisocard Formisoton D12 Esberitox 2. Tag Mischinjektion s.c. Notakehl D5 Pefrakehl D6 Wiederholung 3. Tag Beginn der Eigenblutbehandlung siehe oben Medikamentöse Zusatztherapie: Canephron liquid. S. 3x tgl. 1 Teelöffel Ortitruw intern/extern Original Tinktur Truw aa 50.0 M.D.S.: 3x tgl. 30 Tropfen oder Echtrosept Tropfen S. 4x tgl. 30 Tropfen Nephrubin Drg. S. 3x tgl. 2 Drg. Bei starker Keimbesiedlung: Uva ursi oplx Acid. bez. oplx aa ad 100.0 M.D.S.: 3x tgl. 40 Tropfen Juniperus oplx M.D.S.: 3x tgl. 20 Tropfen Weitere Maßnahmen: Jede Therapie wird durch eine reichliche Flüssigkeitszufuhr begünstigt. Daher ist der Patient eindringlich darauf hinzuweisen, daß er während der Behandlungszeit auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten muß. Zur Unterstützung der Behandlungsmaßnahmen können verschiedene Teesorten verordnet werden wie z.B. Nephrubin Tee, Buccotean Tee usw., oder es werden Teemischungen verschrieben: Folia Betulae 40.0 Radix Taraxaci cum herb. 20.0 Seite 28 von 40 Herba Equiseti 40.0 M.f.spec. D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß, 10 Min. ziehen lassen, 3 Tassen tgl. trinken Außerdem können auch Einzeldrogen als Tee verordnet werden, z.B. Zinnkraut, Hauhechel, Bärentraubenblätter oder Goldrute. Auf die Blase werden 2-3mal täglich feuchtwarme Auflagen für die Dauer von 20 - 30 Minuten aufgelegt. Besteht der Verdacht auf Harngrieß oder entsteht der Eindruck, daß ausscheidungsfähige Schlacken nur unzureichend ausgeschieden werden, dann ist nachfolgende Rezeptur empfehlenswert: PHÖNIX Tartarus III/020 S. 3x tgl. 20 Tropfen mit etwas Flüssigkeit einnehmen PHÖNIX Solidago II/035 B S. 3x tgl. 20 Tropfen mit etwas Flüssigkeit einnehmen Durch verändertes Aussehen des Urins wird man schnell feststellen, daß eine wesentlich bessere Ausscheidung erfolgt. Als weitere empfehlenswerte Therapie bei Steinleiden hat sich LITHUREX bewährt. Natürlich immer unter der Voraussetzung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr. 4. 8 Allgemeine Regeneration Die Sehnsucht, ein hohes Alter in Gesundheit zu erreichen, war stets ein zentrales Problem der Menschheit. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, dieses Ziel zu verwirklichen. Doch bis heute ist es noch nicht geglückt, durch eine Spezialinjektion oder ein Spezialmedikament eine Verjüngung oder Lebensverlängerung zu erreichen. Was wir heute allerdings bewirken können, ist eine Prophylaxe des Alterns. Prophylaxe in diesem Fall kann aber nur so verstanden werden, daß man ein vorzeitiges und krankhaftes Altern zu verhindern sucht. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Menschen in früher Jugend schon das beherzigen, was Horaz vor 2000 Jahren aussprach und Hufeland vor über 180 Jahren empfahl: "Geistige und seelische Ausgeglichenheit, die Vermeidung aller plötzlichen Erregungen, die Unterlassung von Exzessen jeglicher Art, die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und das tägliche Leben mit einer gewissen Distanz zu betrachten." Eine Prophylaxe des Alterns bewirkt unter anderem auch die Eigenbluttherapie und hier insbesonders die Eigenblutbehandlung mit aktiviertem Eigenblut durch den HÄMOAKTIVATOR nach Dr.med. Höveler. Gerade dann, wenn die körpereigene Abwehr nachläßt und zunehmend Adaptions- oder Anpassungsminderungen zutage treten, ist dies eine Indikation zur Eigenblutbehandlung. So fordert Höveler von einem Geriatrikum: Seite 29 von 40 1. 2. 3. 4. Die Bioverfügbarkeit muß optimal sein Es darf zu keiner zusätzlichen Belastung des alternden Organismus führen Die Methode muß praktikabel sein Die Belastbarkeit durch externe Faktoren (die Streßtoleranz) muß vergrößert werden (Adaptogenität) All diese Voraussetzungen werden durch die aktivierte Eigenblutbehandlung erfüllt. Durch die geringe reinjizierte Blutmenge wird das Scavengersystem, welches von der Natur dazu bestimmt ist, eine Überreaktion des Organismus zu verhindern, niemals überfordert. Eine hyperergische Reaktion ist ausgeschlossen, da es sich um körpereigenes Material handelt. Zur Behandlung in der Geriatrie werden zunächst 3mal wöchentlich, späterhin 2mal wöchentlich Eigenblutinjektionen durchgeführt. Insgesamt sollten 12 Injektionen über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen verabfolgt werden. Den Erhalt des Erfolges gewährleisten wir damit, daß im Anschluß an die kurmäßige Behandlung vierwöchentlich eine Wiederholungsinjektion verabreicht wird. Je nach Ausgangslage können dem aktivierten Eigenblut unterschiedliche Zusätze beigegeben werden: bei Stoffwechselstörungen und Immunschwächen PHÖNIX JUV 110 Injektionslösung (pro Injektion 2 - 5 Ampullen) bei Durchblutungsstörungen Infusionstherapie 2mal wöchentlich: 250 ml physiol. Kochsalzlösung O,9% plus 3 Ampullen neurotropan i.v. Merke: Langsame Tropfgeschwindigkeit zunächst 30 40 Tropfen/Min. zu Beginn der Infusion, später 40 - 60 Tropfen/ Min. Machen Sie den Patienten darauf aufmerksam, daß während der Infusion ein leichter Flush, ein leichtes Schwindelgefühl oder Speichelfluß auftreten kann. Klären Sie den Patienten darüber auf, daß es sich dabei um ganz natürliche Reaktionsweisen des Körpers handelt, die für die Wirkungsweise des Medikaments und die Ansprechbarkeit des Patienten auf neurotropan bedeutungsvoll sind. Lassen Sie den Patienten nach der Infusion noch 10 Minuten nachruhen, zunächst im Liegen und anschließend im Sitzen. Insgesamt werden 5 Infusionen über einen längeren Zeitraum verabreicht, d.h. anfangs zwei Infusionen, später eine Infusion wöchentlich. Die Infusionsserie sollte nach drei Monaten noch einmal wiederholt werden. bei Herz- und Kreislaufbeschwerden Cefaktivon novum (pro Behandlung 3 - 5 Ampullen) Seite 30 von 40 Bewährt hat sich auch die Kombination von aktiviertem Eigenblut und Thymus-Extrakt, wobei neben dem Zoubek'schen THX auch das Thymowied zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zur Unterstützung der allgemeinen Revitalisierung bietet sich die von E. Rauch und Kruletz empfohlene Senioren-Fit-Tee-Mischung an: Rhiz. Hellebori nigri 15.0 Herba Urticae 20.0 Herba Equiseti 20.0 Herba Absinthii 5.0 Folia Melissae 20.0 Herba Meliloti 15.0 Flor. Caryophylli plv. 3.0 Flor. Calendulae 2.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 3 Minuten ziehen lassen Rauch und Kruletz empfehlen folgende Anwendungshinweise: im Alter von 50 bis 70 Jahren 2x tgl. 1 Tasse über 1 Monat, dann 1 Monat Pause usw. im Alter von 70 - 80 Jahren 1x tgl. 1 Tasse, später 3x wöchentlich 1 Tasse. Immer 1 Monat Pause dazwischenschalten. Verabfolgen wir zur gleichen Zeit die PHÖNIX Entgiftungstherapie, erreichen wir eine optimale Stoffwechselaktivierung mit dem Erfolg des allgemeinen Wohlbefindens. Gleichzeitig wirkt diese Behandlungsmethode einem altersbedingten bzw. frühzeitigen Abbau der körperlichen und geistigen Leistungskraft entgegen. Durchführung der PHÖNIX Entgiftungstherapie (s. S. 29-30). Erfahrungen haben gezeigt, daß jeder Patient über 60 Jahre zweimal jährlich diese Entgiftungstherapie durchführen sollte. Am besten dafür geeignet sind Frühjahr und Herbst. 4. 9 Die Altersveränderungen der Blutgefäße Die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit des Kreislaufsystems ist für die Lebenserwartung des alternden Menschen von ausschlaggebender Bedeutung. Das Gefäßsystem ist, wie andere Organe auch, ebenfalls Altersveränderungen unterworfen, die je nach Lebensart und Lebensweise bei dem einen früher und bei dem anderen später mehr oder minder verstärkt in Erscheinung treten. Dabei steht die Arteriosklerose und ihre Folgeerscheinungen im Vordergrund, die nach wie vor in der Todesursachenstatistik den ersten Platz einnehmen. Die Arteriosklerose ist gekennzeichnet durch Wandverhärtung, Elastizitätsverlust und Lumeneinschränkung der Gefäße. Durch die daraus resultierenden Gefäßveränderungen treten Anpassungsschwierigkeiten im Kreislaufsystem auf, so daß bei körperlicher Belastung deutliche Leistungseinschränkungen im Vergleich zu jüngeren Menschen zu verzeichnen sind. Seite 31 von 40 Arteriosklerose kann lokalisiert z.B. in Form einer Gehirn- oder Herzarteriosklerose auftreten und so zum plötzlichen Tod eines sonst noch intakten Organismus führen. Sie kann aber auch zu einer Sklerose der peripheren Gefäße führen und somit zu einer zwar nicht lebensbedrohlichen aber sehr störenden Gesundheitsbeeinträchtigung führen. Wesentlich ungünstiger wirkt sich dagegen die Sklerose der kleinsten Nierengefäße mit einer begleitenden Hypertonie auf den Organismus aus. Therapieempfehlungen Die Behandlung mit Eigenblut führt bei einer Mehrzahl von gefährdeten Patienten nicht nur zu einer subjektiven Neubelebung, sondern es tritt eine deutlich wahrnehmbare Besserung der Krankheitssymptome ein, unter der Voraussetzung, daß das Krankheitsbild noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Bei allen arteriosklerotischen Veränderungen hat sich die Kombination von Eigenblut und Actovegin Injektionen bewährt. Das nachfolgende Beispiel stellt die Basistherapie dar, die je nach Krankheitsbefund und Zustand des Patienten entsprechend variiert werden kann: 1. Tag 2. Tag 3. Tag 5. Tag Gingko-Präparat i.v. Gingko-Präparat i.v. Gingko-Präparat i.v. dann Entnahme von 2 ml Eigenblut plus Zugabe von Gingko-Präparat plus 2.0 ml Eigenblut intramuskulär wie 3. Tag usw., insgesamt ca. 12 - 15 Injektionen Neben der Kombination von Nativblut und Gingko-Präparat kann auch die Mischung mit aktiviertem Eigenblut erfolgen. Eine bewährte Alternative zu jeglicher Form von Infusionstherapie im Bereich Durchblutungsstörungen ist die neurotropan-Infusions-therapie. Infusionstherapie 2mal wöchentlich: 250 ml physiol. Kochsalzlösung O,9% plus 3 Ampullen neurotropan i.v. Merke: Langsame Tropfgeschwindigkeit zunächst 30 - 40 Tropfen/Min. zu Beginn der Infusion, später 40 - 60 Tropfen/ Min. Machen Sie den Patienten darauf aufmerksam, daß während der Infusion ein leichter Flush, ein leichtes Schwindelgefühl oder Speichelfluß auftreten kann. Klären Sie den Patienten darüber auf, daß es sich dabei um ganz natürliche Seite 32 von 40 Reaktionsweisen des Körpers handelt, die für die Wirkungsweise des Medikaments und die Ansprechbarkeit des Patienten auf neurotropan bedeutungsvoll sind. Lassen Sie den Patienten nach der Infusion noch 10 Minuten nachruhen, zunächst im Liegen und anschließend im Sitzen. Insgesamt werden 5 Infusionen über einen längeren Zeitraum verabreicht, d.h. anfangs zwei Infusionen, später eine Infusion wöchentlich. Die Infusionsserie sollte nach drei Monaten noch einmal wiederholt werden. Medikamentöse Zusatztherapie: Kollateral forte Drg. S. 3 Tage 3x 3 Drg. 1/2 Std. v.d.E. ab 4. Tag fortlaufend 3x 2 Drg. v.d.E. AE-Mulsin forte S. 1x 30 gtt. tgl. n.d.E. Bewährt haben sich auch Petadolex Injektionen, die 20 Tage in ansteigender Dosierung appliziert werden, wobei ebenfalls ein Teil der Injektionslösung i.v. und die andere Hälfte mit Eigenblut gemischt i.m. verabreicht werden können. In Kombination mit Petadolex Injektionen werden oral gleichzeitig Dyscornut Tropfen, zunächst in höherer Dosierung, später reduziert, verabreicht. Unter dem Gesichtspunkt, durch Intensivierung der Stoffwechselabläufe Heilreize auszulösen und dadurch Anstöße zur Eigenregeneration zu bewirken, führen wir als Begleittherapie die PHÖNIX Entgiftungstherapie durch (s. S. 29-30). 4. 10 Altershochdruck Bei vielen Menschen nimmt der Blutdruck mit dem Alter zu. Die Ursachen der physiologischen Altersveränderung ist in der zunehmenden Wandstarre des Gefäßsystems, insbesondere des Windkessels der Aorta zu suchen. Durch den Elastizitätsverlust der Aorta kann der systolische Druckanstieg nicht mehr aufgefangen werden. Die Folge ist das Ansteigen des systolischen Wertes. Neben der Arteriosklerose begünstigen weitere pathogene Faktoren wie z.B. Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, übermäßiger Nikotin- und Alkoholgenuß die Entwicklung einer Hypertonie. Von Bedeutung sind auch konstitutionelle Faktoren. Es gibt keine feste Regel, die besagt, welcher Blutdruck im Alter als "normal" bezeichnet werden kann. Allerdings kann eine Grenze gezogen werden, bei deren Überschreitung sich die Frage der Hypertonie stellt. Für den systolischen Druck liegt der Grenzwert zwischen 150 - 160 mm Hg, für den diastolischen Wert um 90 - 95 mm Hg. Es versteht sich von selbst, daß nur dann von einer Hypertonie gesprochen werden kann, wenn der Blutdruck zu verschiedenen Zeiten mehrmals gemessen wurde. Denn auch im Alter wirken Seite 33 von 40 sich Emotionen wie Angst, Aufregung, Streßsituationen, Ärger usw. sehr ungünstig auf den Blutdruck aus, so daß bei einer Blutdruckmessung durchaus höhere Werte gemessen werden können. Bevor daher die Diagnose "Hypertonie" gestellt werden kann, ist eine tägliche Blutdruckmessung notwendig. Dabei wird man erstaunlicherweise feststellen, daß bei manchen Patienten die zunächst hohen Werte nach einigen Tagen auf durchaus akzeptable Blutdruckwerte absinken. Weiterhin wird man konstatieren müssen, daß eine Hypertonie sehr viel seltener vorkommt, als es allgemein den Anschein hat. Besteht aber tatsächlich eine Hypertonie, so trifft die pathogene Wirkung vor allem das Herz durch ständige Überbelastung, sowie das Gehirn und die Nieren durch eine zunehmende Arteriosklerose. Bemerkenswert ist, daß ältere Menschen im Vergleich zu jungen Patienten weniger unter den Folgen einer Hypertonie zu leiden haben. So können ältere Patienten eine mäßige Hypertonie über Jahre aufweisen, ohne größeren Schaden davonzutragen. Andererseits können als Folge der Hypertonie sekundäre Erkrankungen der Gefäße wie z.B. apoplektischer Insult oder Myokardinfarkt auftreten, in Ausnahmefällen auch Nierenschäden. Auch wenn die Symptome einer Hypertonie nicht immer eindeutig wahrnehmbar sind, sollte in dieser Richtung untersucht werden. Insbesondere ist dann eine Behandlung aber erforderlich, wenn der Patient als Symptome Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrensausen angibt. Dabei muß die blutdrucksenkende Therapie möglichst schonend durchgeführt werden, denn ein plötzlicher Blutdruckabfall kann zu einer verminderten Durchblutung von Herz und Gehirn führen mit der Folge eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls. Bei der Behandlung der Hypertonie des älteren Menschen werden u.a. sehr großzügig Diuretika verschrieben, die gerade beim älteren Menschen zu erheblichen Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes führen. Außerdem können Harnverhaltungen, Gichtanfälle, Muskelkrämpfe, thrombo-embolische Komplikationen oder chronische Müdigkeit die Folgen sein. Ein Mittel par excellence zur Behandlung der Hypertonie, von Insidern wie ein Geheimnis gehütet, ist PHÖNIX Aurum III/012 B. Eine besonders gute Ansprechbarkeit des Präparates haben wir beim sogenannten "Aurum-Typ". Es ist der Pykniker mit dem vollblütigen, korpulenten Habitus, oftmals mit rotem Kopf und wechselnder Neigung von depressiven Verhaltensweisen zu vielgeschäftiger Betriebsamkeit. Aber auch andere Hypertoniker sind durch Gaben von PHÖNIX Aurum gut zu beeinflussen. Bewährt hat sich folgende Dosierung: bei einem systolischen Wert bis zu 200 mg Hg 1.- 3 Tag 4.- 6. Tag 3x tgl. 80 gtt. PHÖNIX Aurum III/012 B 3x tgl. 30 gtt. PHÖNIX Solidago II/035 B 3x tgl. 60 gtt. PHÖNIX Aurum III/012 B 3x tgl. 30 gtt. PHÖNIX Solidago II/035 B Seite 34 von 40 Jeden Tag mehrmals Blutdruckkontrolle. Sollte am 6. Tag der systolische Wert nur langsam abgesunken sein, wird die Dosierung von 3x 60 gtt. PHÖNIX Aurum III/012 B so lange beibehalten, bis ein deutlicher RR-Abfall registriert werden kann. Im Anschluß daran wird die Dosis von PHÖNIX Aurum auf 3x tgl. 40 gtt. und letztendlich mit einer Erhaltungsdosis von 3x tgl. 30 gtt. verordnet. PHÖNIX Solidago II/035 B sollte beibehalten werden, um die anfallenden Stoffwechselschlacken ausscheidungs- und harnfähig zu machen, um dadurch zu einer Stoffwechselentschlackung des Organismus beizutragen. Unterstützen kann man diese oral verordnete Therapie durch die Verabfolgung von aktivierten Eigenblutinjektionen. Hierbei werden wöchentlich zwei Injektionen intraglutäal appliziert, wobei je nach vorliegender Symptomatik entsprechende Injektionsampullen beigefügt werden können: Gingko-Präparat pro injectione Schwindel, Durchblutungsstörungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen Cor forte-injectopas bei bradykarden und extrasystolischen Rhythmusstörungen, Koronardurchblutungsstörungen mit pektanginösen Beschwerden, zur Kreislaufstütze, bei bestehendem Asthma- und Emphysemherz. Vergessen wir auch hier nicht die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Es gibt eine Reihe von Teerezepturen, die sich vornehmlich für den Hypertoniker eignen: Herb. Visci alb. 25.0 Herb. Violae tricoloris 15.0 Radix Liquiritiae 15.0 Folia Ribis nigri 10.0 Folia Crataegi cum Flor. 40.0 Folia Melissae 20.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 3x tgl. 1 Tasse Tee schluckweise trinken oder Herba Visci alb. 40.0 Folia Crataegi cum flor. 30.0 Folia Melissae 20.0 Folia Menthae pip. 20.0 M.f.spec. D.S. 1 TL auf 1 Tasse als Aufguß, 5 Minuten ziehen lassen, 3x tgl. 1 Tasse Tee schluckweise trinken 4. 11 Stoffwechselkrankheit Gicht im Alter Seite 35 von 40 Gicht ist in den letzten Jahren recht häufig zu finden und sie gehört auch zu den Stoffwechselkrankheiten, die im Alter nicht selten auftreten. Die Arthritis urica befällt vorzugsweise Männer zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, dagegen ist sie bei Frauen vor der Menopause selten zu finden, kann aber nach dem 60. Lebensjahr auch hier verstärkt in Erscheinung treten. Bei jeder schmerzhaften, entzündlichen, artikulären oder periartikulären Erscheinung, die urplötzlich, oftmals über Nacht auftritt, kann es sich um Gicht handeln. Diese Diagnose wird erhärtet, wenn aus der Anamnese eine familiäre Disposition ersichtlich wird oder bereits mehrfach Nierenkoliken bestanden haben. Die Ursachen der Gicht sind vielfältiger Natur, wobei die erhöhten Harnsäurekonzentrationen in erster Linie durch üppige und falsche Ernährungsweisen und Luxuskonsumption "angefuttert" werden. Zu nennen sind in erster Linie: Überernährung Adipositas Aufnahme purinreicher Nahrungsmittel (Innereien wie z.B. Bries, Leber, usw.) Alkoholabusus Daneben können auch Streßfaktoren, und zwar vorwiegend beim älteren Menschen, einen Gichtanfall auslösen. So ist u.a. bekannt, daß nach operativen Eingriffen oder nach einem Unfallgeschehen ein akuter Gichtanfall plötzlich auftritt. Der akute Gichtanfall beginnt meist in der Nacht mit intensiven, fast unerträglichen Schmerzen im befallenen Gelenk, meist im Grundgelenk der Großzehen. Ebenso kann aber auch das Fuß- oder Kniegelenk oder der Ellenbogen befallen werden. Dabei ist die Haut über dem befallenen, sehr schmerzhaften Gelenk rot und weist die typischen Zeichen der akuten Entzündung auf: Rubor, Calor, Dolor, Tumor Neben den örtlichen entzündlichen Erscheinungen kann begleitend Fieber auftreten. Eine Gichtattacke hält etwa 1 bis 2 Wochen an, dann folgt ein schmerzfreies Intervall, das kurz oder lang dauern kann, worauf später erneut ein akuter Gichtanfall auftritt, wobei weitere Gelenke befallen werden können. Dabei kann die Abweichung von einer angegebenen Diät einen neuen Gichtanfall provozieren. Wiederholte Gichtanfälle können an den Gelenkknorpeln zu Gichttophi, Deformierungen, Auftreibungen, die Eigröße erreichen können, und schließlich zu Versteifungen der Gelenke führen. Bei älteren Patienten muß auch immer die Möglichkeit einer sekundären Gicht in Betracht gezogen werden, nämlich dann, wenn es bei einer chronischen, myeloischen Leukämie oder Polyglobulie zu einem erhöhten Kernzerfall kommt. Therapieempfehlungen Seite 36 von 40 Im akuten Gichtanfall: 1. Tag Ruhigstellung des Gelenks und Stoßtherapie mit Colchicum-Präparaten für die ersten Stunden. Das befallene Gelenk wird mit PHÖNIX Kalophönsalbe eingerieben und vorsichtig in Watte gepackt. Als Injektion bietet sich an: Mischinjektion i.m. 1 Ampulle Traumeel 1 Ampulle Restructa Weitere Medikation: im stündlichen Wechsel werden oral verabfolgt: Belladonna D4 Aconitum D4 Apis D3 Durchführung von Schwitzkuren mit Verabreichung von Holunder- und Lindenblütentee. 2. Tag Mischinjektion i.m. 1 Ampulle Traumeel 1 Ampulle Restructa im zweistündlichen Wechsel werden oral verabfolgt: Belladonna D4 Aconitum D4 Apis D3 Durchführung von Schwitzkuren mit Verabreichung von Holunder- und Lindenblütentee. 3.-4. Tag Mischinjektion i.m. 1 Ampulle Traumeel 1 Ampulle Restructa PHÖNIX Arthrophön S. langsam ansteigende Dosierung, beginnen mit 3x 10 gtt. PHÖNIX Hydrargyrum II/027 A S. 2stdl. 30 gtt. PHÖNIX Solidago II/035 B S. 3x tgl. 30 gtt. Seite 37 von 40 Das befallene Gelenk kann jetzt, statt mit PHÖNIX Kalophönsalbe, auch mit PHÖNIX Kalantol-B vorsichtig mehrmals tgl. eingerieben werden. Nach eingetretener Besserung werden heiße Fußbäder - auf eine Fußschüssel werden 2 Handvoll Salz hinzugegeben - durchgeführt. Nach dem Fußbad wird das befallene Gelenk erneut mit PHÖNIX Kalantol-B eingerieben. In den nachfolgenden Tagen wird die Gabe von PHÖNIX Arthrophön auf 3x 20 bis auf 3x 30 gtt. tgl. gesteigert. PHÖNIX Hydrargyrum II/027 A wird reduziert und lediglich 3x 30 gtt. verabfolgt. PHÖNIX Solidago II/035 B wird in der angegebenen Weise beibehalten. Zwei Wochen nach dem akuten Gichtanfall beginnt man mit der Injektionskur von PHÖNIX Juv 110 Ampullen. dabei werden zunächst wöchentlich 3x 1 Ampulle s.c. appliziert, ab 2. Woche 3x 2 bzw. 3x 3 Ampullen. Die Injektionskur sollte 4 bis 6 Wochen lang durchgeführt werden. Unter Beibehaltung der oralen Medikation und mit Hilfe der Juv 110-Injektion kann die Anfallsbereitschaft erheblich eingeschränkt werden. Voraussetzung ist allerdings, daß der Patient seine Lebensgewohnheiten und seine Ernährungsweise der gegebenen Situation anpaßt und sich einer naturgemäßen Ernährung mit viel Frischkost und weitgehender Einschränkung der eiweißhaltigen Nahrungsmittel, besonders der tierischen, unterzieht. Ohne Beibehaltung einer vorgegebenen Diät und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr werden sich über kurz oder lang die Gichtanfälle wiederholen und somit zu einer irreparablen Veränderung der Gelenke führen. 5. Die Betreuung des Sterbenden Es gibt im menschlichen Leben eine todsichere Gegebenheit: Jedermann weiß, daß ihm der Tod sicher ist. Theologisch betrachtet ist der Tod nicht Abschluß des Lebens, sondern Durchgang oder Tor zur jenseitigen, eigentlichen Welt. Biologisch gesehen ist das Sterben die Folge von Alterungsprozessen, die bereits mit der Geburt einsetzen und durch unvorhergesehene Ereignisse wie Traumen oder Krankheiten beschleunigt werden können. Sterben bedeutet, das Leben beenden im Tod. Dabei ist zu bedenken, daß sich ein normaler Tod nicht in einem einzigen Augenblick vollzieht, sondern daß das Sterben einen Vorgang darstellt, der seine Zeit braucht. Dieser Prozeß kann sehr kurz, aber auch unendlich lange dauern. Ob der Mensch einen plötzlichen Tod erleidet (Sekundentod) oder über Monate und Jahre dahinsiecht, ist für den Tod bedeutungslos, denn das gesamte Todeserleben hat in wenigen Minuten ebenso Platz wie in vielen Stunden. Für den Sterbenden ist die Zeit bedeutungslos und unerlebbar geworden. Der Sterbende durchläuft eine Zeitspanne, eine Wegstrecke bis zu seinem endgültigen Tod, die durch verschiedene Phasen deutlich ausgeprägt sind. In ihrer Studie "Interview mit Sterbenden" hat die Ärztin Dr. Elisabeth Kübler-Ross von der Chicago Medicinal School im Laufe von über drei Jahren Gespräche mit Sterbenden geführt und dabei fünf Phasen des Prozesses beobachtet: 1. Phase: Nichtwahrhabenwollen und Isolierung Seite 38 von 40 2. 3. 4. 5. Phase: Zorn Phase: Verhandeln Phase: Depression Phase: Zustimmung 1. Phase: Nichtwahrhabenwollen Mit quälendem Nichtwahrhabenwollen reagieren besonders solche Menschen, die unvermittelt mit dem ausweglosen Verlauf ihrer Krankheit durch ein Gespräch mit Arzt oder Angehörigen konfrontiert werden. Insbesondere bei Menschen in jungem und mittlerem Alter ist diese Reaktion zu beobachten. Auch wenn der Patient die Ausweglosigkeit seiner Erkrankung erkannt hat, wird er sie zunächst leugnen oder versuchen, sie zu ignorieren. Dieses Verhalten trägt sicherlich dazu bei, mit einer quälenden, oft von Schmerzen beherrschten Situation fertig zu werden, die manch einer für lange Zeit erdulden muß. Das Nichtwahrhabenwollen schiebt sich wie ein Puffer zwischen den Patienten und seine Bestürzung über die Diagnose und führt bei Nichtbeachtung durch Angehörige zur erheblichen Belastung seiner Krankheit. Diese anfängliche Ablehnung darf aber keineswegs als grundsätzliche Weigerung angesehen werden. Sie drückt lediglich aus, daß der Kranke im Augenblick nicht bereit ist, seinen Zustand zu akzeptieren oder über seine Krankheit zu sprechen. Man muß ihm Zeit lassen. Wenn man den Kontakt nicht ganz einstellt, wird der Patient zu verstehen geben, wann er zum Gespräch fähig ist. Er wird dann erleichtert sein, wenn er mit einem anderen Menschen über sein bevorstehendes Ende sprechen kann, und es muß abgebrochen werden, sobald der Patient zu erkennen gibt, daß er die Tatsachen nicht mehr erträgt, denn der Mensch kann sich selten in jedem Augenblick und immer seines eigenen Todes bewußt werden. Jemand hat es einmal so formuliert: "Wir können nicht lange in die Sonne blicken, und wir können dem Tod nicht immer ins Auge sehen." Auch der Kranke, der sein Ende als Möglichkeit erkannt hat, muß sie ab und zu leugnen, um das Leben überhaupt fortsetzen zu können. 2. Phase: Zorn Auf die erste Reaktion folgen meistens Zorn, Groll, Wut, Erbitterung und Neid. Dahinter steht die sehr menschliche Frage: "Warum denn gerade ich, warum nicht der?" In dieser Phase sind die Patienten besonders schwierig. Der Zorn ergießt sich ohne Anlaß in alle Richtungen. Im Krankenhaus sind es die Ärzte und das Pflegepersonal, die nichts taugen, und zu Hause sind es die Familienangehörigen, die ihn, den Schwerkranken, vermeintlich völlig hilflos im Bett liegen lassen und zu wenig Beachtung schenken. Die unmittelbaren Angehörigen werden erst recht zum Ziel des Zorns, was sie machen und was sie anfassen ist falsch. Besuch von Freunden oder Verwandten wird ohne Begeisterung entgegengenommen, er wird zum Alptraum für alle Beteiligten, auf den die Angehörigen mit Tränen, Schuld- und Schamgefühl reagieren. Ein Gespräch mit dem Kranken in dieser Situation ist nur sehr schwer möglich, da er auf alles mit Groll und Unbehagen reagiert. Diese Phase ist die schwerste, die der Sterbende durchlebt. Findet er Verständnis in dieser Zeit und kann man ihm das Gefühl vermitteln, daß man sich um ihn sorgt und bemüht ist, alles Erdenkliche für ihn zu tun, wird er bald ruhiger werden. Für die Seite 39 von 40 Angehörigen ist es aber oftmals schwer, besonders wenn der Patient zu Hause gepflegt wird, diese notwendige Ruhe und Gelassenheit aufzubringen, denn eine schwere und langdauernde Pflege zehrt an den Kräften und führt letztendlich dazu, daß man verärgert auf den Groll des Kranken reagiert. Die zweite Phase geht oft unmerklich in die dritte, meist nur flüchtige Phase über. 3. Phase: Verhandeln "Gut, ich habe mich damit abgefunden, daß ich sterben muß - aber..." Der Kranke akzeptiert seinen Tod, versucht aber das Unvermeidliche gleichsam durch einen Handel hinauszuzögern, eine Lebensverlängerung zu erreichen oder einige Tage ohne Schmerzen und Beschwerden zu erleben, verspricht Wohlverhalten und setzt selbst eine Frist, nach der er nichts mehr erbitten will. Er verhält sich wie ein kleines Kind, wenn es sagt: "Wenn du mir die Puppe schenkst, werde ich immer artig sein." 4. Phase: Depression Diese Phase wird deutlich, wenn der Todkranke erkennt, daß seine Krankheit unaufhörlich fortschreitet, wenn neue Symptome auftreten, die Schmerzen immer stärker werden, der Kräfteverfall unübersehbar zunimmt. Der Kranke fühlt, daß sein Ende naht und er damit im Begriff steht, alles zu verlieren, d.h. endültig Abschied nehmen zu müssen von seinen Angehörigen, den Freunden und all den Dingen, die sein Leben bestimmt haben. Dieses Erkennen eines bevorstehenden schrecklichen Verlustes stürzt den Kranken in eine tiefe Depression. In dieser Situation braucht der Schwerkranke viel Verständnis, Mitgefühl und Anteilnahme und dies vor allem von seinen unmittelbaren Angehörigen. Zuviel Einmischung von gutgemeinten Krankenbesuchen wäre in dieser Phase unangebracht. Es ist der Zeitpunkt, wo der Ehemann, die Ehefrau oder die Kinder am Krankenbett sitzen sollten, um zuhören zu können, um einfach da zu sein, um das Gefühl der zwischenmenschlichen Wärme zu vermitteln. 5. Phase: Zustimmung Nach Dr. Kübler-Ross "ist dies jetzt ein schöner Zustand." Der Todkranke ist frei von Schmerzen, und fast scheint es so, auch frei von Gefühlen. Der Sterbende ist ruhig, der Kampf ist vorbei, die innere Vorbereitung für den letzten, langen Weg ist abgeschlossen. Schweigen kehrt in das Krankenzimmer, und es entsteht eine stille Kommunikation, die meist nur aus Gesten besteht zwischen Patient und Angehörigen. In dieser friedvollen Stille erfolgt der Übergang vom Leben in den Tod. Diese sich nacheinander ablösenden, zuweilen auch miteinander verschlungenen Phasen sind Ausdruck der psychischen Verarbeitung des bevorstehenden Todes. Seite 40 von 40 Ich möchte diesen Abschnitt abschließen mit den Worten von Dr.med. Paul Becker, der einst Schüler von Frau Dr. Kübler-Ross gewesen ist und sich seit Jahren mit den Fragen des Sterbens forschend und lehrend beschäftigt: "Wir haben im Umgang mit Sterbenden zwar schon viel gelernt - aber noch nicht alles und noch nicht genug. Wir spüren, daß die Sterbenden ernst zu nehmen sind; daß wir ihnen trotz unserer eigenen Nöte - Angst zu nehmen und Hoffnung zu geben vermögen; daß wir ihnen dadurch ihr Sterben in menschlicher Würde oft überhaupt erst ermöglichen." 6. Literatur Böger, Josef et al. Gerontologie und Geriatrie. Thieme Verlag, Stuttgart Buttlar, Johannes Der Menschheitstraum. Econ Verlag, Düsseldorf-Wien Füsgen, Ingo Pflege und Betreuung des chronisch kranken alten Menschen zu Hause. Thieme Verlag, Stuttgart Hodkinson, Malcolm Geriatrie im Abriß. Hippokrates-Verlag, Stuttgart Kübler-Ross Leben bis wir Abschied nehmen. Kreuz-Verlag, Stuttgart-Berlin Martin, E. et al. Ein kurzes Lehrbuch der Geriatrie. Hans Huber Verlag, BernStuttgart-Wien Österreich, Klaus Älterwerden ohne Angst. Ernst Klett Verlag, Stuttgart Das Altern - Fakten und Probleme Vortragssammlung Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen