Ernährungsmärchen Wie gefährlich sind Fett oder Zucker wirklich? Marion Raschka Mythen und Geschichten faszinieren die Menschen seit jeher. Märchen zum Thema Ernährung allerdings können gefährlich werden. Da hilft nur Klartext: Was ist in welcher Menge wie gesund oder ungesund? Die dicksten Ernährungslügen. Butter ist als Brotaufstrich besser geeignet als viele meinen. Spinat gibt Kraft, Schokolade macht Pickel und von Zucker bekommt man Diabetes. Wer kennt nicht eine dieser Weisheiten, die seit Großmutters Zeiten durch die Köpfe schwirren und die vor allem Kindern gern eingebläut werden. Schade nur, dass die meisten Sprüche in Sachen Ernährung der wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Das liegt zum einen daran, dass aktuell so intensiv wie noch nie zur gesunden Lebensweise geforscht wird und dadurch praktisch täglich neue Erkenntnisse gewonnen werden. Zum anderen hat die "Überlieferung" die Aussagen nicht wahrer werden lassen, sondern vieles verfälscht. Ein paar der hartnäckigsten Ernährungsmärchen lohnt es, genauer unter die Lupe zu nehmen: 1. Fett macht krank Wahr ist: Sportliche dickere Menschen sind gesünder als untätige dünne. Auf ein gesundes Verhältnis zwischen tierischen und pflanzlichen Fetten kommt es an. Wer seinen Körper dauerhaft mit fettreduzierter Kost straft, enthält ihm wertvolle Fettsäuren und wichtige fettlösliche Vitamine vor. Beim Fett sollte man vor allem auf einen hohen Anteil an pflanzlichem Fett mit vielen ungesättigten Fettsäuren achten. Rapsöl, Distelöl, Leinöl und Sonnenblumenöl sind hier die öligen Spitzenreiter, vor allem Rapsöl beeinflusst den Cholesterinspiegel positiv. Wilde und fette Seefische liefern wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Nüsse, Samenkeimlinge und Rapsöl glänzen mit der Substanz Alpha-Linolsäure. 2. Zucker ist ungesund Ab und zu ein Stück Schokolade ist nicht verboten Auch bei Zucker gilt: Die Menge macht's! Denn es gibt weder gesunde noch ungesunde Lebensmittel, sondern nur eine gesunde Lebensweise, zu der auch Süßes dazu gehört. Zucker - zum Beispiel in Form von süßen Joghurts, Früchten und ab und zu einem Stück Schokolade - ist nicht verboten. Vor allem die zartbittere Versuchung aus Kakao schützt das Herz und hebt die Stimmung. Marzipan und Nugat werden aus Nuss und Mandelkern fabriziert und liefern große Mengen der Vitamine E und B6. 3. Fünf Mal am Tag Obst und Gemüse Ein gutes Pfund Pflanzenkost am Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Fünf Portionen Obst und Gemüse schützen vor HerzKreislauf-Erkrankungen und Diabetes und sind das beste Training für die Figur. Allerdings: Nur noch Rohkost macht vielen Menschen Verdauungsbeschwerden. Schonend gedünstetes Gemüse oder frisch gepresster Obstsaft können vom Körper besser verarbeitet werden. 4. Cholesterin ist gefährlich Cholesterin ist lebenswichtig, es schützt Zellmembrane und Nerven, wird für die Bildung von Hormonen gebraucht, unterstützt das Immunsystem, schützt die Haut und vieles mehr. Jeder Mensch hat seinen eigenen Cholesterinwert und den versucht der Körper, konstant zu halten. Bekommt er zu wenig Cholesterin durch die Nahrung, stellt er es selbst her. Die neuere Forschung sagt Nein zur Hysterie ums Cholesterin. Ab und zu ein wenig Butter aufs Brot oder ein Frühstücksei führt nicht automatisch zu Herzinfarkt und Arterienverkalkung. Und: Im Eidotter findet sich reichlich Lecithin, das den Cholesterinspiegel deutlich senkt. 5. Vegetarier nehmen schneller ab Ob man Fleisch isst oder nicht, ist der Figur ziemlich egal. Wie viele Kalorien wir zu uns nehmen, ist entscheidend. Auch Vegetarier essen kalorienreiche Lebensmittel wie Sahne, Nüsse oder pflanzliche Öle. 6. Besser viele, kleine Mahlzeiten Diätpäpste raten zu fünf bis sechs Mahlzeiten pro Tag. Aber wie soll man aus 1.200 bis 1.600 Kalorien sechs Portionen machen? Studien zeigen, dass Menschen, die fünf Mal pro Tag essen rund 250 Kalorien mehr aufnehmen als Übergewichtige mit einer Reduktionskost aus drei Mahlzeiten. Dazu kommt, dass dauerndes Essen für einen ständig hohen Insulinspiegel sorgt. Insulin ist ein Masthormon, das den Fettabbau hemmt. Mit drei größeren, ballaststoffreichen Mahlzeiten sinkt in der Regel das Gewicht. 7. Eiweiß macht satt Mehr Proteine (Eiweiß) auf dem Teller machen gesund und schlank, weil sie länger satt machen. Gute Eiweißlieferanten sind fettarme Milchprodukte wie Quark oder Harzer Käse, aber auch Fisch, Geflügel oder Hülsenfrüchte. Der größte Eiweißlieferant ist allerdings Fleisch, das besser ist als sein Ruf - vor allem, wenn es nicht scharf gegrillt oder gepökelt ist und mit viel Gemüse kombiniert gegessen wird. Ernährungsexperten raten zu Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren, die viel Grünfutter bekommen. 8. Vollkorn ist gesund Haferflocken oder ein Portion Müsli zum Frühstück helfen, sich ausgewogen zu ernähren. Auch Vollkornnudeln oder Roggenbrot sind gesund. Vollkornprodukte haben einen niedrigen glykämischen Index. Das heißt, nach ihrem Verzehr wird Insulin gleichmäßiger ausgeschüttet, man fühlt sich fit und die Fettverbrennung läuft konstant. Durch die enthaltenen Ballaststoffe bleibt man zudem länger satt. Allerdings: Frische Körner sind nicht gut zu verdauen und führen oft zu Beschwerden. 9. Drei Liter Wasser am Tag Mit 1,5 Litern Wasser am Tag sind normalerweise ausreichend Ernährungsexperten der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung" halten 2,5 Liter am Tag für ausreichend, davon wird ein Liter über die Nahrung aufgenommen. Trinkt man 1,5 Liter Wasser am Tag, liegt man im gesunden Schnitt. An heißen Tagen, bei sportlicher Betätigung, beim Abnehmen oder bei einem Schnupfen darf es ruhig ein bisschen mehr sein. Natriumarmes Mineralwasser ist zu bevorzugen, da es rein und natürlich ist. Ein Schuss Saft oder "dünne" Kräuter- und Früchtetees sorgen für Abwechslung. 10. Spinat ist reich an Eisen Ein Kommafehler bescherte Generationen von Kindern das verhasste Gemüse auf dem Teller. Der Eisengehalt von Spinat ist eher durchschnittlich, nichtsdestotrotz ist er reich an Mineralien und Vitaminen.