(WORD-Dokument) - katholische Kirche Boehl

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Pilgerreise
nach
Santiago de Compostela
vom 28.04. bis 18.05.2006
Hannelore + Franz
Eine ganz persönliche Reisebeschreibung
Gesamte Strecke 926 km
Ein Grundkurs in pfälzischer Hochsprache ist nicht unbedingt vonnöten – kann aber
hilfreich sein!
Die wechselnde Gegenwarts- und Vergangenheitsform ist bewusst gewählt.
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Einleitung: im März 2006
Drei Wallfahrten in die größten Wallfahrtsorte der Christenheit hatten Hannelore und ich uns
vorgenommen: Rom, Jerusalem, Santiago de Compostela. Die beiden erstgenannten Orte war es uns
vergönnt zu besuchen. Und wir kamen jeweils mit überwältigenden Einsdrücken zurück.
So ging ich schon lange mit dem Camino nach Santiago de Compostela schwanger. Dieser Platitude
„Der Weg ist das Ziel“, die sich in unserem Sprachgebrauch festgesetzt hat, habe ich nie
angehangen. Es gab ein Ziel – das hieß Santiago – und da wollte ich hin. Und ich hatte das Gefühl
diesen Wunsch 2006 verwirklichen zu müssen, sonst würde ich es wahrscheinlich nie mehr in
Angriff nehmen. Antrieb war also nicht die große Sinnfindung nach dem eigenen Ich, oder gar nach
dem Sinn des Lebens im Allgemeinen und im Besonderen. Auch gab es keine philosophische oder
gar spiritistische Beweggründe, für die man seltsamerweise immer mehr Zitate von Nietzsche, oder
andere gottlosen Gesellen anführt. Für eine Pilgerreise, egal zu welchem Ziel, bietet der Glaube des
Christenmenschen und unzählige Bibelzitate Begründungen genug. Dazu braucht man schon gar
nicht das Gefasel dieses Kaspers aus dem Fernsehen, über seine angebliche Pilgerreise.
Ob zu Fuß, ob mit dem Rad – ob von zu Hause aus – ob irgendwo beginnend – das war für mich
immer die noch ungeklärte Frage. Als im August 2005 Hannelore beim bügeln mich vorwurfsvoll
fragte, warum ich die Reise alleine unternehmen wolle, war dies das erste Mal, dass sie erklärte, mit
mir zusammen reisen zu wollen. Damit waren zwei wesentliche Punkte der Planung geklärt. Da zwar
die Firma mit den vier großen Buchstaben, bei der ich noch arbeitsrechtlich in Diensten stehe,
pünktlich Gehalt zahlt, meine liebe Hannelore aber den wesentlichen Teil unseres Lebensunterhaltes
bestreitet, ist ihre Zeit begrenzt. Damit war der Zeitrahmen vorgegeben und auch, dass wir mit dem
Rad fahren würden. Denn wir hatten ein Ziel und da wollten wir hin. Als Startpunkt wählten wir
Pamplona. Die Pyrenäen wollten wir uns schenken. Die Grobplanung war eigentlich auch nicht so
zeitaufwendig. Ich hatte zu meinem 60. Geburtstag Literatur bekommen, ca. einen halben Meter.
Bücher, zum Teil von kompletten Spinnern verfasst ( ist nicht nur meine Meinung) die entweder nie
einen Schritt auf dem Camino gegangen sein können, oder wenn, dann entweder unter Drogen oder
die ganze Zeit im Suff. Es gibt auch anderes, z.t. wunderschöne Bildbänder die nur die
Sehenswürdigkeiten beschreiben oder und über die Faszination und die Geschichte des Camino
berichten. Kurz – Literatur die für eine konkrete Planung wie ich sie betrieb nicht zu verwenden ist.
Da wird ein Geld mit dem Geschreibsel verdient, unglaublich. „Des zieht der die Schuh aus“ wie
mer inn de Palz segt!
Fast erinnert dies an das Mittelalter – auch da wurde so manch Santiago- Begeisterter von
betrügerischen Wirten schamlos geneppt oder gar von Wegelagerern um Hab und Gut, sogar von
leichten Mädchen manchmal um ihr Seelenheil, gebracht. So manch Einer verlor sogar sein Leben.
Gut, das passiert heut bei der Lektüre, die so mancher Geist verfasst hat, nicht mehr. Deshalb trage
ich mich auch mit dem Gedanken unsere Erlebnisse zu veröffentlichen. „ Awwer zum Geldverdiene
war ich schun immer zu bleed“!
Wobei meine Reisebeschreibung ja auch nicht als Planungsunterlage gedacht ist.
Ich habe nur zwei Bücher zur konkreten Planung herangezogen. Von Stöppel, einen von 2 jungen
Damen verfassten Radreisebericht und den von Bikeline spiralgebundenen Radführer über den
Jakobsweg. Beide waren für unsere Reise bedingt tauglich, da sehr veraltet und manchmal sehr
ungenau. Diese werden aber immer noch im Buchhandel verkauft. Ja und dann gibt es da noch das
Internet! Oh weh, oh weh – Informationen – Informationen – das Meiste gänzlich unbrauchbar!
Soviel Zeug, dass es völlig unübersichtlich ist. Und dann die Berichte! Wenn ich andauernd das
Gleiche lese, dass wenn es ansteigt – aufwärts geht und wenn die Strecke fäll – es abwärts geht! Dass
man aufwärts mehr treten muss, als abwärts ist natürlich eine ganz wichtige Aussage – eine neue
umwerfende Erkenntnis für Radfahrer! Und was soll ich damit anfangen: “Es steigt lange kräftig
an“! Ist unheimlich aussagekräftig! Was ist bitte lange und was kräftig? Also, vun reladiv un genau
henn die noch nix gehert! Und jeder Hansel will mir sagen was ich mitnehmen muss. Jetzt mache
ich seit viele Jahren mehrtägige Radtouren – auch zusammen mit Hannelore – wir wissen, dass wir
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keinen Föhn und keine Kosmetikausrüstung brauchen und was wir sonst mitnehmen müssen und was
nicht. Ich konn der sage – do tummeln sich Geischder in dem Inderned! Des koscht en Haufe
Zeid un bringt absolut nix!
Also habe ich Mitte November 2005 beschlossen diese Medium nicht mehr zu kontaktieren.
Lobenswert möchte ich allerdings die Fränkische Jakobsgesellschaft in Würzburg erwähnen. Dort
haben wir uns die Pilgerpässe besorgt und wurden bei Anfragen per Mail kompetent und schnell
bedient. So war die Planung für die eigentliche Pilgerfahrt ziemlich problemlos. Aber wie nach
Pamplona kommen und wieder nach Hause zurück? Das eigene Auto wollten wir nicht benutzen.
Komischerweise war die Planung der Rückreise ganz einfach. Ryanair fliegt vom Hahn nach und von
Santiago. Den Flug für 7,95 € pP, mit Gebühren für 2 Personen zusammen für 49,95 € und die
Mitnahme von 2 Fahrrädern für 50 € also zum Gesamtpreis von 99,95 € haben wir schon im Januar
2006 gebucht.
Die Hinreise gestaltete sich schwieriger. Mit der Bahn – die Planung empfehle ich wärmstens –
überhaupt wenn man Fahrräder mitnehmen will. Fliegen zu einem einigermaßen vernünftigen Preis aussichtslos. Also, - was tun? Von Ludwigshafen fährt eine Buslinie, Eurolines, nach Irun, die
Grenzstadt zwischen Frankreich und Spanien, ca. 90 km nördlich von Pamplona am Atlantik
gelegen. Eigentlich nimmt diese Buslinie auch keine Räder mit. Werden diese allerdings verpackt, ist
es möglich transportiert zu werden.. Da wir keine besseren Transportmöglichkeiten ausfindig
machen konnten, beschlossen wir die Anreise mit dem Bus und buchten Anfang März 2006 die
Hinreise.
Wir besorgten und im Fahrradhandel Packkartons um unsere Räder und die „sieben Sachen“ zu
verstauen.
Wir wären gerne von Irun nach Pamplona mit dem Bus gefahren um die N 121 A zu meiden und
bequemer zu reisen und die Überquerung der Pyrenäen zu vermeiden. Trotz der Mithilfe unserer
spanischen Freunde konnten wir nur in Erfahrung bringen, dass der Busbahnhof in Irun 3 km von
unserem Ankunftsplatz, Cafeteria Gasolinea, eine große Raststätte nahe der Autobahnabfahrt,
entfernt ist. Das heißt, mit unseren großen Kartons nicht zu erreichen. Ob wir eine
Transportmöglichkeit an der Tankstelle ausfindig machen würden wussten wir nicht. Wir stellten uns
also darauf ein, den Weg nach Pamplona mit den Rädern zurücklegen zu müssen.
28.04.2006 Böhl-Iggelheim
------- Irun
Heute ist ein ganz wichtiger Tag. Unser erster Enkel, ein kleiner Jakob, wird 3 Jahre alt. Wir haben
in Speyer gefeiert. Unser Schwager Franz brachte uns dann gegen 13:30 Uhr nach Ludwigshafen
zum Busbahnhof. Unsere Befürchtungen bezüglich der Mitnahme unserer großen Kartons war Gott
sei Dank unbegründet. Der Bus kam, der Fahrer stieg aus, ich deutete auf die Karton. “Ah Velo“ --„Si Velo“—Die Klappe ging auf – unsere Kartons waren im Bus und wir 8 Minuten nach halb drei
auch. Die Fahrt verlief problemlos über Saarbrücken, Metz, Reims, durch die Champage nach Paris,
über Orleans, Portier, Bayonne in Richtung San Sebastian und weiter nach Irun. Hannelore und ich
hatten bereiz beschlossen, die Strecke nach Pamplona mit dem Rad zurückzulegen.
29.04.2006 Irun ----- Pamplona
92 km
Um 6:20 Uhr erreichten wir die Tankstelle in Irun- Behobia. Da es noch dunkle Nacht war tranken
wir erst mal Kaffe. Danach schraubten wir unsere Räder zusammen und verluden unser Gepäck.
Nach noch einem Kaffe starteten wir um 8:45 Uhr Richtung Pamplona. Nach 7 km fahren wir in die
Region Navarra ein, in ein Naturschutzgebiet. Die ersten 50 km sind fast flach. Dass es insgesamt
ansteigt ist nicht zu bemerken. Bei Bera/ Vera passieren wir einen kleinen Tunnel ohne Probleme.
Als wir 10 Minuten nach 10 Uhr hinter Berrizaun eine Trinkpause einlegen, liegen schon 20 km
hinter uns. Hier sehen wir die ersten blühenden Rosen und die Pfirsiche tragen die ersten kleinen
Fruchtansätze. 4 km vor Sunbilla durchfahren wir das 400 m lange Tunnel mit strammem Tritt.
Danach müssen wir die ausgebaute neue N 121, diese ist für Fahrräder gesperrt, verlassen und die
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alte Straße nehmen. Der Umweg über die alte Straße ist zwar steiler und länger, bringt aber den
Vorteil, dass wir die Straße für uns alleine haben. In Oieregi ist an einer Bar eine Hochzeittafel
aufgebaut. Wie immer, wenn wir auf Radtour sind, wird geheiratet und wie immer werden wir nicht
hereingebeten – was wir im übrigen immer wieder zu tiefst bedauern. Für eine kurze Strecke führt es
uns wieder auf die N 121. Dann können wir auf der alten N 1210 weiterfahren. Nicht nur fahren, wir
mussten auch mal schieben, was wir als nicht unangenehm empfanden. Außer dem Klang von
Vogelstimmen herrschte eine paradiesische Ruhe. Ein Berg ist zwischen Irun und Pamplona, da
mussten wir drüber. Unterhalb des Passes konnten wir uns in der Bar „Venta de San Blas“ bei
einem schmackhaften Kaffee ausruhen. Im Kamin prasselte ein wärmendes Feuer, denn es war kühl.
Der Wirt bedeutete uns in Zeichensprache, dass es nur noch 1 km bis zur Passhöhe sei und es dann
bis Pamplona nur noch abwärts gehe. Es war kurz nach 14:30 Uhr. Bei Arraitz bogen wir rechts auf
die NA 4230 ab. Hier ist Pferdeland. Wir passieren viele Koppel. Über Latasa und Ciaurriz kamen
wir nach Ostiz. Hier gelangen wir wieder auf die N 121, auf der wir auf einem 2 m breiten
Seitenstreifen mit Rückenwind flott abwärts rollen. 10 Minuten nach 17 Uhr passieren wir die
Stadtgrenze von Pamplona bei Sonnenschein nach 90 km. Die Kathedrale grüßt von rechts zu uns
herüber. Wir entledigen uns wieder unserer Jacken. Die erste Etappe zeigte uns schon das
Kleiderproblem, das uns bis zur Rückreise begleiten sollte – Jacken an – Jacken aus –usw. – usw.
Die Fahrt zum Refugio durch die Stadt war ohne Probleme. Wir trafen dort nach 92 km ein.
Zusammen mit einem netten jungen Ehepaar aus Holland, das sich auch im Pefugio einquartierte.
Als wir die nahegelegene Kathedrale besuchten fand wieder eine Hochzeit statt, zu der wir wieder
nicht gebeten wurden! Nach einem Stadtrundgang fanden wir auch das Lokal,“ La Vina“ das uns
von der liebenswürdigen Dame in der Herberge empfohlen worden war. Wir ließen uns dass Menü
de Peregrino für 8 € schmecken und verbrachten mit den netten Holländern, Ine und Jan einen
gemütlichen Abend. Nach den 92 km- und den ca. 850 m Passhöhe waren wir schon recht gut
eingerollt. Die Pyrenäen konnten wir also doch nicht ganz vermeiden. Aber wir fühlten uns stark.
30.04.2006 Pamplona ----- Estella
56 km
Heut beginnt also die eigentliche Pilgerfahrt. Wobei zu sagen ist, dass Irun auch auf der nördlichen
Route des Jakobsweges liegt, also wir da schon auf dem Jakobsweg waren.
Morgens, kurz nach 5:00 Uhr richteten die ersten Pilger ihre Rucksäcke und machten sich
schon auf den Weg.
Wir verließen die Herberge kurz vor 8:00 Uhr. Es war noch sehr frisch. In einer Bar um die
Ecke tranken wir Kaffee. Nachdem wir uns von Jan und Ine verabschiedet hatten machten
Hannelore und ich noch eine kleine Rundfahrt um die Kathedrale und durch die Altstadt mit
ihren engen Gassen. Es erscheint unfassbar, dass hier die Stiere bei der alljährlich
stattfindenden Sanfermines, der Stierkampf-Fiesta, durchgetrieben werden.
Die Ausfahrt aus Pamplona ist problemlos. Gleich nach der Stadtgrenze sind die Windräder am
Alto de Perdon zu sehen. Wir wollen eigentlich auf der N 111 bleiben, ließen uns dann durch
die großen Hinweisschilder die auf den Camino deuteten verführen und folgten diesen.
Dadurch mussten wir nach Cizur Menor steigen. Hier war an einer Kreuzung guter Rat
Teuer. Kein Schild und kein Hinweis sind vorhanden. Die erste Entscheidung war richtig, grade aus
abwärts.
Auch die an der nächsten Abzweigung nach rechts Aber dann war plötzlich die Straße zu Ende -- und
wir mit unserem Latein. Es dauerte einige Zeit, bis wir einer zufällig vorbekommenden netten Dame
begreiflich machen konnten, dass wir nicht auf den etwa 100 unter uns verlaufenden Camino
wollten, sondern die N 111 anstrebten. Wir fuhren dann in die vermeintlich richtige Richtung uns an
den Windrädern des Alto de Perdon orientierend. Wir sahen dann eine Straße- die Autobahn. Erst
als wir uns ihr ganz genähert hatten erkannten wir, das parallel zu der neu gebauten Autobahn die
Nationalstraße verläuft – neu asphaltiert und menschenleer. Aller Verkehr verläuft auf der Autobahn.
Uns war es recht. Bald begann die Straße zu steigen. Die frische Brise kam zum Glück von hinten
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und half uns beim Aufstieg zum Pass. Nach 16,7 km um 11:10 Uhr erreichten wir die Passhöhe des
Perdon auf 673 m. Bis hierher überholten uns nur zwei Radfahrer, einer mit einer Beinprothese. Es
war so windig, dass Hannelore kaum die Räder halten konnte, als ich fotografierte. Flott ging es dann
abwärts. Wir durchfliegen Legarda, Polizisten grüßen freundlich. Weiter geht es durch eine
traumhaft schöne Gegend bei herrlichstem Sonnenschein mit Rückenwind. Die Seele ging uns auf.
Wir biegen nach Obanos ab, passieren den dortigen Winzerverein und erreichen nach 29 km die
Ermita de Nuestra Senora de Eunate. Die achteckige romanische Kirche mit ihrem umlaufenden
Kreuzgang ist ein Juwel am Jakobsweg. Für uns gehörte der Besuch zu den Höhepunkten der Reise.
Natürlich – EU bezahlt und baut Parkplatz. Wir rasten im Schatten der Kirche und kommen mit
einem jungen Mann aus Brasilien, dessen Eltern aus Deutschland stammen, ins Gespräch. Nur um
den Camino zu gehen ist er hergekommen ist. Neben dem Gotteshaus gibt es eine Herberge. Wir
bekommen nicht nur einen Stempel in unseren Pilgerpass, eine nette Herbergswirtin spendiert einen
kühlen Jogurtdrink und ein Schokoladendessert. Um 13:00 Uhr brechen wir wieder auf und treffen
wieder unsere zwei netten Holländer die gerade ankommen. Nach 34 km um 13:20 Uhr stehen wir
vor der Iglesia del Cruzifijo in Puente de la Reina. Parallel zur berühmten Pilgerbrücke, eben der
Puente la Reina, verlassen wir um 14:00 Uhr die Stadt in Richtung Estella. In Puente de la Reina
vereinigen sich die verschiedensten Pilgerwege aus Frankreich Ab hier gibt es einen gemeinsamen
Weg nach Santiago, den Camino frances, den Französischen Weg, auch Camino real, den
Königsweg genannt.
Bis Maneru gibt es für uns auch einige Meter zum Schieben. Nach 42 km erreichen wir Cirauqui.
Hier machten wir in einer Bar eine Rast. Um 15.30 Uhr brechen wir wieder auf. Wellig ging es durch
Weinberge, an über mannshohen Rapsfeldern vorbei weiter. Unterhalb von Lorca in einem
Steilstück überholt uns ein Mercedes Sprinter mit getönten Scheiben. Auf der Höhe steigt ein einer
aus, gekleidet in Euskatell- Kleidung, wie der letzte Profi und lädt sein Rad aus. Von da an ging es
nämlich bergab!
Estella erreichen wir gegen 16:30 Uhr und finden sofort eine Herberge. Für 5,5 € mit einem kleinen
Frühstück, bekommen wir Unterkunft im alten Teil der Herberge.. Wir verstauen unser Gepäck und
gegen 18:00 Uhr unternehmen wir einen Stadtrundgang. Leider ist die Kathedrale San Pedro de
Rua geschlossen. Viele Sehenswürdigkeiten sind in dieser alten Pilgerstadt zu besichtigen. In einer
Bar gönnen wir uns ein wenig Bier und bestellen Plätze zum Essen um 19:00 Uhr. 8,5 € war ein
angemessener Preis für das Pilgermenü. Um 21 Uhr beginnt hier in der Stadt das eigentliche Leben..
Wir aber liegen um 21:45 Uhr in unseren Etagebetten.
01.05.2006 Estella -----Logrono
52 km
Kurz nach 6 Uhr wuselte es in der Herberge. Die ersten Pilger packten die Rucksäcke. Taschen- und
Stirnlampen flackerten durch den Raum. Wie in Jugendherbergen vor 40 Jahren bei uns, ging es
beim Frühstück zu. Es herrschte eine freundschaftliche, gelöste, fröhliche Stimmung. So haben wir
das in allen Herbergen erlebt. Mürrische oder unfreundliche Menschen sind uns nie begegnet, ob es
sich um Pilger oder Einheimische handelte. Um 5 Minuten nach halb acht sitzen wir auf den Rädern.
Es ist frisch aber sonnig. Nach 2,5 km liegt das imposante Kloster in Irache im hellen Sonnenlicht
vor uns. Obwohl als nationales Monument ausgewiesen, ist die Kirche geschlossen. Auch den
erhofften kostenlosen Pilgertrunk, von dem in allen Beschreibungen die Rede ist, gab es nicht. Die
Rotweinquelle war ebenfalls nicht geöffnet, wenn nicht gar versiegt Die wunderbaren Ausblicke in
die Landschaft über grüne Weinberge hinweg entschädigten nur bedingt für den entgangenen
Weingenuss. Es war dennoch traumhaft. Wir erreichen wieder die N 111 und rollen an Villamayor
vorbei. Das Castilio de Monjardin grüßt von der Anhöhe. Nach 10 km um 9 Uhr erreichen wir
Urbiola. Wir beschließen auf der N 111 zu bleiben, da diese gut befahrbar und sehr verkehrsarm.
Also, -- warum durch die Pampa, da die N 111 hier dem Camino folgt. Rechts von uns liegt schon
die Trasse der neu gebauten Autobahn. Wenn diese in Kürze eröffnet ist, wird auch hier die
Nationalstraße ein bestens ausgebauter Radweg sein. Manches ist uns schon nicht ganz einsichtig –
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drei Straßen verlaufen hier nebeneinander. Also, rechts von uns liegt durch einen Zaun getrennt die
Trasse der neuen Autobahn, direkt neben uns das Schotterbett einer neu zu bauenden Straße und wir
fahren auf der alten N 111 die bestens präpariert ist. Wahrscheinlich zahlt die EU. Man muss aber
auch nicht Alles verstehen wollen!
Die Kirche in Luquin ist leider geschlossen. Weinberge und Grüne Felder begleiten uns auf unserer
Fahrt. Einer 3 km langen rasanter Abfahrt folgt ein moderater Anstieg von 1 km. Nach 22 km um
9:50 Uhr, was sind wir heute wieder gut!, stehen wir vor der mächtigen Kirche Santa Maria in Los
Arcos. Leider – Wie so oft – geschlossen. In einem Supermarkt, ich schätze die Verkaufsfläche auf
ca. 25 m2, gab es ein überwältigendes Warenangebot und wir konnten unsere Vorräte ergänzen und
eine schöne Brotzeit einkaufen. Leider haben wir nichts von dem liebenswerten Redeschwall
verstanden, den die nette Verkäuferin über uns ausschüttete. Wir deuteten es als allerbeste Wünsche.
Das nahe Hospital hatte noch geschlossen. Der Stempel lag aber auf dem Tisch vor dem Eingang und
wir picknickten ausgiebig.
Um 10. 30 setzten wir unsere Fahrt fort. Und immer wieder geraten wir ins Schwärmen über die
liebliche Landschaft, den herrlichen Sonnenschein, die gute Strecke -- unbeschreiblich schön. Im
Vorfeld befürchtete Probleme bezüglich Wetter und Verkehr waren bis jetzt gänzlich unbegründet.
Nach 29 km erreichen wir Torres del Rio. Gleich am Ortseingang steht ein Kleinod des Jakobsweg,
die achteckige romanische Kirche Santo Sepulcro die mit dem Templerorden in Verbindung
gebracht wird. Dieses herrliche Gotteshaus durften wir besichtigen. Danach schmeckte uns der Kaffe
ausgezeichnet in einer gegenüberliegenden Bar.
Große Aufregung – Schlüssel zum Radschloss nicht mehr da. Gott sei Dank fand er sich in der Bar
dann wieder und wir konnten um 11:50 Uhr wieder starten. Und nochmals Aufregung. Hannelore
dreht ihr Rad, will aufsteigen, gerät in ein Schlagloch – und bums –sie liegt auf der Straße. Hier hat
die EU noch nicht die Erneuerung des Belages bezahlt. Zum Glück war nichts passiert. Alles, auch
die Hose war heil geblieben. Viel wilder Thymian wuchs auf der Strecke nach Viana, das wir nach
41,5 km um 13:10 Uhr erreichten. Gebrüll und Gekreische hallte uns entgegen. Die Stadt war mit
Fahnen der UCT, der kommunistischen Gewerkschaft, überschwemmt und der Lärm kam vom
Marktplatz, auf dem eine Kundgebung zum 1. Mai stattfand. Menschenmassen wälzten sich durch
die Stadt. Wir sahen zu, dass wir in der in der Burg untergebrachten neuen Herberge einen Stempel
bekamen und nahmen schleunigst reisaus. Schnurgerade verlief die weitere Fahrt. Problemlos bis 4
km vor Logrono. Hier fahren wir aus der Region Navarra in die Region La Rioja ein. Ein rot
asphaltierter Radweg führt direkt in die Stadt. 2 km davor stand eine freundliche alte Frau und
verteilt Stempel. Wir erreichten Logrono, die Hauptstadt der Rioja. Auf der Brücke über den Ebro
waren wir etwas ratlos. Bevor wir aber noch groß überlegen konnten, kam ein nettes Ehepaar, das
unser Ziel erahnte und mit uns bis zur Herberge ging. Die berühmte spanische Hilfsbereitschaft
erlebten wir hier. Die Räder konnten wir im Eingangsbereich der Herberge abstellen. Die Herberge
ist von der Anlage her sehr schön, auch wenn die Etagenbetten sehr eng stehen und ca. 20 Betten in
einem Raum stehen. Aber es gibt sehr gute Duschen und Toiletten. Waschmaschinen sind vorhanden
und der Übernachtungspreis beträgt 3 € pro Person. Hannelore waren allerdings die 52 km der
heutigen Etappe zu wenig so ist das manchmal. Dafür hatten wir Zeit für die Stadt. Um 15:20 Uhr
waren wir geduscht und machten uns auf zu einem Stadtbummel. Über dem Portal der Kirche
Santiago el Real thront eine Plastik des Hl. Jakob als Maurentöter. Sehenswert soll auch die
Bischofskirche Santa Maria la Redonda sein. Auch diese ist geschlossen. Die Stadt macht auf
keinen freundlichen Anblick. Viele verfallene Gebäude, selbst um den Hauptplatz, vermitteln einen
Vorwendezeiten Eindruck mancher DDR- Städte.
Wir haben gastronomisch das erste Abenteuer des Camino erlebt. Auf Hannelores Empfehlung
kehrten wir im wahrscheinlich 17- Sterne Restaurant ESCALERILLAS ein. Wie sich dann
herausstellte – ein Schuppen, was die Einrichtung anbetrifft. Also, dass wir was zu essen wünschten
verstand der Senor. Was er uns alles offerierte – wir nicht. Der Wein kam schnell und dann brachte
er uns etwas Undefinierbares. Wir konnten nicht erkennen was da auf der Platte lag die er uns zeigte.
Entsetzt lehnten wir ab. So unmissverständlich, dass der Herr das verstand, auch dass wir nur Salat
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und Brot und Rotwein möchten. Dies erhielten wir dann auch und der Salat war wirklich lecker. Wir
merkten schon, dass der Senor unsere Ablehnung seines Angebotes nicht fassen konnte. Ein seriös
aussehendes Paar hatte uns noch bedeutet, dass die ein Lokal mit Spezialitäten sei. Sie lachten auch
schon, als uns der Wirt am Anfang alles anpries und wir nichts verstanden. Der Preis von 8,4 €, den
wir dann entrichten mussten, war in jedem Fall angemessen. Die Auflösung der uns angebotenen
Speise erfolgte am nächsten Tag. Wir bummelten noch am Ebro entlang und als wir an der
Kathedrale vorbeikamen war diese geöffnet und es wurde eine Hl. Messe gelesen. In einer halben
Stunde hatte der Priester die Messe und eine Marienandacht abgehalten. Hannelore meinte:“ So
schnell wie die reden, so schnell wird auch die Messe gelesen.“! Es war die zweitkürzeste Messe auf
der Pilgerfahrt.
Danach schmeckte das Bier auf einem sonnenüberfluteten Platz in mitten vieler Menschen umso
besser. Zu einer guten Pilgerreise gehören halt drei Dinge. Eine gute Andacht, gutes Wetter und
ein gutes Bier! Die telefonische Info aus der Saarzone ergab großelternmäßig nichts Neues. Das
Hospital schließt um 21 Uhr. Wir lagen da schon längst in unseren Betten.
02.05.2006 Logrono ----- Santo Domingo de la Calzada
59 km
Das nächtliche Schnarchkonzert hätte Hannelore heute Nacht fast ihre gute Erziehung vergessen
lassen und sogar Körperverletzung wollte Sie begehen. Um 7:30 Uhr sind wir abfahrbereit. Über
Radwege und Bürgersteige führt es problemlos bis zur Stadtgrenze. Mehrere Varianten sind von da
an möglich. Wir wählen die Diretissima und bleiben auf der Ausfallstraße den Schildern Richtung
Burgos N 120 folgend. So gelangen wir auf die vierspurige Ausfallstraße. N 232. Der Standstreifen
ist ca. 2,5 breit, so dass wir problemlos fahren konnten. Das Wetter war allerdings unfreundlich, sehr
diesig und schwül. Die Hinweisschilder auf die A 12 zeigen zur neuen Autobahn. 400 m vor einer
Ausfahrt fahren wir in eine Tankstelle. Der Tankwart, wie alle Spanier unheimlich nett, empfängt
mich mit einem Wortschwall von dem ich natürlich Alles bestens verstehe. Zumindest konnte mir an
Hand meiner Karte klarmachen, dass wir an der Ausfahrt recht abfahren müssen um zur Straße nach
Navarrete zu kommen. Wir stehen dann im Scheitelpunkt der Abfahrt und sehen die A 12 und einen
Hinweis nach Burgos. Jetzt dürfen neue Autobahnen auch in Spanien nicht mit dem Rad befahren
werden, das war uns klar. Also, halt! Ich packte mein kleines Fernglas aus und konnte feststellen,
dass vor der Einfahrt zur Autobahn noch ein Abzweig zu einer Straße die Weiß/ schwarz beschildert
war. Und siehe da, es war wirklich die N 120, die wir um 8:45 Uhr nach 11km erreichten. Die
Region La Rioja, das Weinland, zeigt sich hier schon ganz deutlich. Weinberge begleiten uns bis
Navarrete. Der Weinbau wird hier anders als bei uns in der Pfalz betrieben. Die Weinstöcke sind
hier nur ca. 70 cm hoch und werden nicht wie bei uns hochgezogen. Der Schlag der Kirchenglocken
begrüßt uns um 9 Uhr an der Kirche in Navarrete. Und die Kirche ist tatsächlich geöffnet. Der
dunkle Innenraum wird gerade renoviert. Die beiden Radfahrer aus Wien, welche so Probleme mit
dem Flugtransport ihrer Räder hatten, wie sie uns in Pamplona berichteten, haben diese wohl wieder
flott bekommen. Wir treffen sie bei der Ausfahrt aus Navarrete . Die groß angekündigte Bodega des
Winzervereins hatte leider nicht geöffnet. Die N 120 ist in diesem Abschnitt stärker befahren. Nach
einer 4 km langen Abfahrt durchfliegen wir Huercanos nach 26 km. Die dortige Weinkellerei ist
dem Hl. Petrus geweiht. Das Wetter bessert sich. Die Sonne wärmt unseren Rücken. In Najera
stehen überall Stühle, überdimensional große. Hier ist ein Künstler beheimatet, dessen
Hauptaugenmerk auf der Herstellung dieser Kunstwerke spezialisiert ist. Wir überfahren den Rio
Najerilla und fragen uns zum Kloster Santa Maria la Real durch. Aber auch dieses mächtige
Gebäude, das als letzte Ruhestätte mehrerer Könige und Infanten von Navarra, Kastilien und Leon
dient, ist leider geschlossen. In der Kirche zum Hl. Kreuz findet eine Statue des Hl. Joseph und eine
Pieta unsere Beachtung. Wir durchfahren die enge Fußgängerzone. Unsere Fragen nach dem
Tourismusbüro lösen nur unheimliches Erstaunen und Kopfschütteln hervor, obwohl überall Schilder
darauf hinweisen, aber immer in die Irre führen,, in welcher Richtung wir diese Einrichtung auch
suchen. Wir setzten uns dann in der Sonne zum Kaffee nieder. Dabei kommen wir mit 4 Radpilgern
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aus Holland ins Gespräch, die so in der Art wie wir die Reise nach Santiago unternehmen. Ihre
Strecke war anders als die unsere. Sehr detailliert von der Holländischen Jakobsgesellschaft
vorgegeben.
Ab Hormilla verlassen wir die N 120, die hier doch sehr unangenehm viel Verkehr aufweist und
biegen nach Azofra ab. Hier grüßt eine gewaltige Kirche zu uns herüber. In der Nähe gibt es eine
gefasste Wallfahrtsquelle an der wir unsere Trinkflaschen füllen.. Im Hof der ca. 150 m entfernten
Herberge halten wir unsere Mittagsrast. Wir wollten uns noch einen Stempel abholen. Für 14 Uhr
war die Öffnung der Herberge angeschrieben. Aber da wohl in Spanien die Uhren auch noch anders
gehen und um 14:45 Uhr immer noch keine Öffnung erfolgt war, fuhren wir halt ohne
Stempelabdruck im Pilgerpass weiter. Diese unnötige Verzögerung war etwas misslich. Die
Franzosen würden sagen, merde!
Nach 46 km erreichen wir Canas. Auch hier ist die mächtige Zisterzienserabtei geschlossen, so dass
wir nur eine kurze Trinkpause einlegten und in einer Bar unsere Wasservorräte ergänzten. Die
Strecke wurde wellig. Wir mussten auch mal schieben, aber wir waren alleine mit uns und der Natur
Diese Eindrücke von Ruhe, Natur waren faszinierend. So durchfahren wir Manzanares de Rioja
und kommen nach Ciruena. Der Ort besteht nur aus ein par Häusern, liegt in der Pampa. Umso
erstaunter waren wir als wir am Ortsende ein Hinweisschild auf eine Golfanlage sahen und eine
Wohnanlage mit bestimmt 150 Wohneinheiten im Entstehen ist. Flott ging es dann nach Santo
Domingo de la Calzada das wir um 15:25 Uhr erreichen. Die erste Herberge war voll belegt, aber
150 m weiter gibt es die Nächste. Nach 59 km traten wir dort ein und vernahmen mit Freude
deutsche Laute. Ein Paar aus Freising betreute die Herberge, die nur eine Spende für die
Übernachtung erbittet. Sie wird von einer Laienbruderschaft des Hl. Jakob unterhalten. Es ist eine
der ältesten noch bestehenden Herbergen am Jakobsweg und stammt aus den Anfangsjahren des12.
Jahrhunderts. Und noch eine Besonderheit gab es in dieser Herberge. Hier ist der Hühnerhof in dem
die Ersatzhühner für die Kathedrale del Salvador leben. Die Kirche war dann natürlich unser
nächstes Ziel um die Hühner im Stall in der Kirche zu bewundern. Und tatsächlich krähte auch der
Hahn bei unserm Besuch, was nach alter Überlieferung noch mehr Glück und Segen bedeuten soll.
Das Hühnerwunder, von dem hier in Santo Domingo berichtet wird, findet man auch an anderen
Orten nichtspanischer Jakobswege.
Wir waren heute, besonders Hannelore, ziemlich geschafft. Nicht wegen der Schwere der Strecke,
die war moderat. Aber wir haben den Fehler gemacht, der auch manchmal Radprofis passiert – wir
haben zu wenig gegessen, aber vor allem viel zu wenig getrunken. Dieser Fehler ist uns nicht mehr
passiert. Bei jedem Halt wurde der Griff zu Trinkflasche zur Gewohnheit.
Beim Rundgang durch die Stadt ging uns dann ein Licht auf. Das was wir gestern entsetzt als Speise
abgelehnt hatten lag hier in allen Größen in den Metzgereien – Spanferkel! Dies ist eine Spezialität
der Region und wird auch in allen Metzgereien verkauft. Hannelore fiel dann auch wieder ein, dass
sie dies schon gelesen hatte. Da das Tier, das uns Tags zu vor präsentiert wurde, aber so klein war,
konnten wir das nicht als Spanferkel identifizieren. Es wird auch zerkleinert als eine Art Wellfleisch
zubereitet. Wir haben ob unserer Unwissenheit und was sich daraus ergab schon viel und herzlich
gelacht und die Geschichte bei all unseren Berichten über die Pilgerreise erzählt.
Santo Domingo de la Calzada, die Stadt des Hühnerwunders machte auf uns einen sehr gepflegten
und schicken Eindruck. Im Restaurante Rio gönnten wir heute das Pilgermenü für 10 €. Eine
längere Gesprächrunde mit dem deutschen Paar das die Herberge betreute beendete diesen Tag.
03.05.2006 Santo Domoingo de la Calzada ------ San Juan de Ortega
63 km
Um 6:45 Uhr schälten wir uns aus unseren Schlafsäcken. Die Göckel veranstalteten ihr
morgendliches Konzert. Für uns die wir auf dem Land und in der Nähe von Hühnerhöfen wohnen,
gewohnte, ja heimatliche Klänge. Um 7:15 Uhr, so früh wie noch nie, machen wir noch zwei Fotos
und sitzen dann bei kühlen Temperaturen im Sattel. Der Rio Oja, den wir überqueren ist nur ein
Rinnsal. Es ist so frisch, dass wir Handschuhe an ziehen. 10 Minuten nach Acht frühstücken wir in
Heramelluri. Wir fahren durch Leiva, die Kirche in Tormantos ist geschlossen. Auf der LR 200,
8
nach 17 km, kurz hinter Tormantos, verlassen wir die Rioja und fahren in die Region Burgos ein. 4
km vor Belorado grüßen uns rechterhand schneebedeckte Gipfel aus der Ferne. Auf einer
Luxusasphaltierung erreichen wir Belorado und stehen nach 29 km kurz nach 10 Uhr auf der Plaza
Major. Der Platz ist umrahmt von Platanen, die Stadt macht aber einen heruntergekommenen
Eindruck. Der hier angesiedelte Schlecker-Markt hat geöffnet und ermöglicht uns den Getränkekauf.
Und gerade kommen unsere netten Holländer an. Die Kirche Santa Maria ist verschlossen genau
wie die Herberge daneben, die eine der urigsten auf dem Jakobsweg sein soll. Wir konnten nur die
Fassade ablichten, aber keinen Stempel erhalten. Über den Rio Tiron gelangen wir nach Tosantos.
Wir sind im Paradies. Es war wieder so ein Streckenabschnitt, wo wir die Seele baumeln lassen
konnten, nichts miteinander redeten, einfach genossen, - die Landschaft und dass wir zusammen
waren. Es stieg zwar an, aber langsam schafften wir es. Orchideen in vielen Varianten säumten den
Weg. Wir bewegen uns auf einer Höhe von ca. 1000 m. Villalomez das wir um 21 Uhr nach 41 km
flott durchfahren, liegt auf 880 m. Wir sehen die N 120, die den Weg über die Oca- Berge nimmt.
Langsam quälen sich die LKW zur Höhe. Da sind wir mit der Nebenstrecke, die zwar länger ist,
doch besser dran. Zudem sind wir ganz alleine. Bis --Schock -- Hannelore ist abgängig! Ich
befürchtete schon sie würde dem Rainer nacheifern. Aber sofort an der nächsten Biegung wieder
eingefangen. Nach 3,5 km biegen wir in Villalmondar in eine Platanenallee ein, mit bestem Belag.
Hannelore ist heute übermotiviert. Sie will gar nicht anhalten zum Picknick. Nach 51 km wollen wir
endlich in Cerraton de Juarros rasten. Ein Platz vor der Kirche, wie für uns gemacht. Wir waren
kaum abgestiegen da kam schon einer dieser spanischen herrenlosen Köter angetrottelt. Also, den
wollten wir beim Essen doch nicht um uns haben. Deshalb fuhren wir weiter. In Villaescusa la
Sombria noch ein schönerer Platz – Brunnen mit 4 Bänken. Wir waren gerade abgestiegen – 4 von
diesen Kläffern umringten uns. Also stiegen wir wieder auf und fuhren 3 km weiter. Im freien Feld
rasteten wir dann in der Hoffnung, die Köter besitzen kein Handy um alle Artgenossen zu
informieren uns Gesellschaft zu leisten. Wir waren 63 km gefahren und die Uhr zeigte 20 Minuten
nach 14 Uhr. Wir sind in San Juan de Ortega. Hannelore verweigerte die Weiterfahrt. Also erbaten
wir bei den beiden ältern Damen Unterkunft. Nachdem diese uns eingehend gemustert hatten, gefragt
ob wir auch wirklich Deutsche seien, waren wir wohl für herbergstauglich erachtet und bekamen
unsere Betten. San Juan de Ortega war früher ein Kloster, das von jenem Juan de Ortega, einem
Schüler des Hl. Domingo de la Calzada, zu Beginn des 12. Jahrhundert gegründet wurde. Der
1000 m hoch gelegene Ort besteht nur noch aus 3 Häusern die einsam in freier Natur liegen. Dazu
die imposante, frisch renovierte Klosterkirche San Juan de Ortega mit der angrenzenden Kapelle
Nicolas de Bari. Die Kirche birgt das Mausoleum des Heiligen. Die Herberge ist in einem noch
erhaltenen Teil des Konvent neben dem sich in Renovierung befindlichen Kreuzgang untergebracht.
Sie ist einfach, aber sehr sauber und es gibt mehre Säle mit vielen weit auseinanderstehenden
Etagenbetten.. Um 19 Uhr wurde von dem alten Pater, der noch im Konvent wohnt, eine Hl. Messe
zelebriert -- ein Höhepunkt der Reise! Das Messgewand ließ er mal gleich an einem Stuhl am Altar
hängen und zelebrierte nur in Albe und Stola. Und in einer viertel Stunde, wirklich in 15 Minuten,
war die ganze Messe vorüber, ohne dass er einen Teil von ihr weggelassen hätte. Ein Phänomen für
uns, das wohl auch nur in dieser Sprache möglich ist. Es war die schnellste Messe unseres Lebens.
Nach der Messe gab es für die Besucher die legendäre Brotsuppe. Es ist schon Tradition, dass der
alte Pater nach seiner „Blitzmesse“ im Speisesaal eine Brotsuppe ausschenkt. Diese wird sicher von
den beiden alten Damen, die sich als seine Schwestern herausstellten, zubereitet. Wir ließen es uns
halt schmecken. Danach gingen wir noch in die kleine Bar, die sich im Gebäude der Herberge
befindet. Mit einem jungen Paar saßen wir am Tisch bei Oliven und Rotwein. Er ist aus Holland, sie
aus Seattle in den USA. Sie haben sich 2005 auf den Camino kennen gelernt und gehen dieses Jahr
den Weg wieder gemeinsam -- der Liebe wegen.
Die Begegnungen an diesem Ort gehören zu den beeindruckendsten auf der ganzen Pilgerreise. Wir
trafen hier eine Künstlerin, Malerin und Bildhauerin, die schon seit dem 15. März alleine aus der
Nähe von Cannes unterwegs ist. Eine geplante Ausstellung in China hat sich verzögert und so hatte
sie die Zeit für die schon lange geplante Reise.
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Ebenfalls erinnern wir uns gerne an das Gespräch mir der Dame aus Willhelmshafen. Wie mit Ine
und Jan, den anderen 4 lieben Menschen aus Holland besteht, immer noch ein loser Kontakt per EMail.
04.05.2006 San Juan de Ortega-----Rabe de la Calzadas
43 km
Von einer der netten Damen erhielten wir heute Kaffee in ihre Küche. Und dann verabschiedeten wir
uns noch von der Budistischen Nonne. Diese war uns gestern nicht so richtig aufgefallen, denn es
gibt Pilger die mit allem Möglichen bekleidet sind. Aber heute morgen fiel uns die Frau auf. Auch
deshalb, weil ihr ganzes Gepäck aus Wanderstock, Hüfttuch mit ein paar Habseligkeiten und einer
Trinkflasche bestand. Sie lebt auf ihrer Reise nur von Almosen.
Das Wetter meinte es nicht besonders gut mit uns. Es ist sehr trübe, es regnet zwar nicht und wir
hoffen wie jeden Tag auf Besserung. Heute morgen sehen wir auch das erste Mal, dass sich Pilger
mit Taxis abholen lassen um Strecken zu überbrücken.
In Santovenia de Oca empfängt uns eine kläffende Hundemeute – harmlos zwar, ---aber die Köter
ob groß ob klein stammen alle vom Wolf ab!
In Villanorico biegen wir rechts auf die N 120 ein. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Hier sei mal
den spanischen LKW- Fahrern ein großes Kompliment gemacht. Sie fuhren immer mit weitem
Abstand an uns vorbei, oder blieben manchmal hinter uns. In gefährliche Situationen haben sie uns
nie gebracht. Das war mit PKW- Fahrern in den Großstädten schon mal anders. Denen sagten rote
und grüne Ampeln an Zebrastreifen recht wenig. Und gerade in Logrono – wo sonst—wäre
Hannelore fast zwei mal überfahren worden. Nur ihre vorausschauende Umsicht hat sie vor dem
Schlimmsten bewahrt. Die N 120 ist auch mit einem ca. 1,5 m breiten Seitenstreifen gesäumt, so dass
das Fahren darauf gefahrlos ist. Ab Ibeas de Juarros verläuft der Camino neben der Straße. Wir
machen einige Fotos und schieben unserer Räder auf dem Camino. Dieser ist hier eine Sportstrecke.
Viele Jogger und Soldaten beim Frühsport sind in größeren Gruppen unterwegs. Wir bleiben auf der
N 120 ab Acuartelamento, nehmen nicht die, mit vielen Steigungen eingezeichnete, vorgeschlagene
Route. Wir unterfahren die A 1 und passieren nach 20 km die Ortstafel von Burgos, dem politischen
und wirtschaftlichem Zentrum von Kastilien- Leon, um 9:15 Uhr. Ein rot asphaltierter Radweg führt
in die Stadt. An der Beschilderung wurde allerdings gespart. Wir finden aber den richtigen Weg auf
dem Bürgersteig dessen Übergänge an den jeweiligen Straßeneinmündungen sehr
radfahrerfreundlich ausgeführt sind. Um 10 Uhr stehen wir vor dem weltbekannten Standbild des El
Sid, dem Nationalhelden Spaniens, dem heldenhaften Kämpfer und Vertreiber der Mauren, zu dem
ihm die Legende gemacht hat.
Die Brücke über den Rio Arlanzon ist gesäumt von Skulpturen seiner Freunde und Mitstreiter. Das
Stadttor Arco de Santa Maria wird gerade renoviert. Und dann stehen wir vor der gewaltigen
Kathedrale Santa Maria. Das Äußere und Innere dieser drittgrößten Kathedrale Spaniens ist in
einigen Sätzen nicht zu beschreiben – das muss man einfach gesehen haben.
Vor einem Kaffe in einem Cafe treffen wir unser 4 netten Holländer wieder, was immer eine freudige
Begrüßung nach sich zieht. Und wie vermutet lag der Kaffeepreis um gut einem Euro jenseits des
üblichen Preises. Aber immer noch nicht mit dem von Rom oder Venedig oder Mailand vergleichbar.
Auch der Radler aus England, der in der gleichen Herberge wie wir genächtigt hatte, sitzt in der
Nähe von uns. San Nikolas, und die Kirche San Esteban liegen gleich an und hinter der Kathedrale
und sind einen Besuch wert. Beim Gang durch die Fußgängerzone treffen wir auf Herbergsgäste die
sich heute mit dem Taxi nach Burgos bringen ließen. Wir überqueren den Rio auf der Puente de
Santa Maria und treffen auf einen geteilten Radweg, der uns stadtauswärts führt. Wir finden die, im
Park gelegene Herberge, die aus mehreren kleinen Holzhäusern besteht, erhalten unseren Stempel
und fahren weiter zum Kloster Monasterio de las Huelgas. Als wir ankommen ist es 13 Uhr. Es
wird gerade geschlossen. Wir hätten auch nur das Museum besuchen können. Das Kloster wird zur
Zeit renoviert. Der vorgeschlagene Weg aus Burgos war nicht beschildert, die Beschreibung sehr
diffus bis einfach falsch, so dass wir auf der N 120 weiterfuhren, die allerdings hier hinter Burgos
doch mehr Verkehrsaufkommen hatte. Touristisch gesehen befahren wir den Camino. Hat nichts mit
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dem eigentlichen Pilgerweg zu tun. Das bezieht sich nur auf die riesigen Schilder der EU die neben
der N 120 stehen und diese als Camino für Autofahrer ausweisen. Die Straße führt durch ein
Industriegebiet. Es ist die schlimmste Strecke auf der bisherigen Fahrt auch deshalb, weil um
Villabilla de Burgos der Seitenstreifen aus einem nicht zu befahrenden Schotterbelag besteht und
wir deshalb auf der Straße radeln müssen.
Nach 37 km begann es zu regnen. Ja es begann. Bis wir unsere Regenjacken angezogen, unsere
Regenhauben über das Gepäck gezogen hatten und 200 m gefahren waren, hörte der Regen wieder
auf. Da es aber trübe blieb und unangenehm windig wurde beschlossen wir in Tardajos zu
übernachten. Nach 2 km kamen wir da an und fanden auch gleich die Herberge. Wir waren 40 km
gefahren. Die Herberge ist klein und öffnet erst um 15 Uhr. Also lassen wir uns an Tisch und Bank
nieder und stärken uns an unseren Vorräten. Der Himmel wird wieder blau – das Wetter bessert sich
und auch unsere Laune. Aber dann kam die Enttäuschung. Als um 15 Uhr der Hospitaleros kam
bedeutete er uns freundlich aber unmissverständlich, dass er keine Radpilger aufnimmt. Alles Bitten
und gute Worte halfen nicht. Sein steinernes Herz war nicht zu erweichen. Nur einen Stempel
konnten wir bekommen. So packten wir unsere Sachen und fuhren weiter nach. Rabe de la
Calzadas. Der Ort ist nur 3 km entfernt und da sollte es auch eine Herberge geben. Der Ort liegt
zwar abseits der Straße, aber das war ja kein Problem. Wir fanden auch die Herberge in dem kleinen
Ort in dem es weder Geschäft noch Bar noch Restaurant gibt.
Die Herberge ist sehr klein aber fein. Es gibt zwar nur ein Bad und eine Toilette. Es gab aber
keinerlei Probleme mit der Reinigung. Der Jakobsweg macht geduldig und bescheiden. Hier erfährt
man wieder wie wenig der Mensch eigentlich braucht. Zu Hause steht man wieder fassungslos und
unentschlossen, welche Kleidung man wählen sollte, vor dem überquellendem Kleiderschrank.
Dafür war ein Wohnzimmer mit Polstermöbel und einem Aquarium vorhanden.. Wir zahlten für
Unterkunft 6 €, für Abendessen 5 € und 1,5 € für das Unterstellen der Räder. Der Preis war allemal
gerechtfertigt. Um 18 Uhr öffneten sich die Schleusen des Himmels und es goss sintflutartig.
Das Abendessen musste in zwei Schichten eingenommen werden. Es bestand aus Salat, Spaghetti,
Fleißschoße, Brot, Apfel oder Jogurt Wasser und Wein, soviel man wollte. Es ging recht familiär zu
und die räumliche Enge förderte natürlich die Kommunikation. Es war ein bunt gemischtes Völkchen
aus Spaniern, Österreichern, Brasilianern, Franzosen – wir waren international.
Um 21 überfiel mich siedendheiß die Frage nach meiner Regenjacke. Die hatte ich nicht mehr, das
wusste ich plötzlich. Aber wo war diese? Ich hatte sie in Tardajos bei der Rast als Sitzkissen
verwendet und musste sie dort bei unserer Abfahrt vergessen haben. Ein italienischer Biker bedeutete
mir auch, dass er sie dort hätte liegen sehen. Ich unverzüglich mein Rad geschnappt und im Eiltempo
die 3 km zurück zur Herberge. Und tatsächlich die Jacke lag auf dem Tisch im Eingangsbereich. Ich
schnaufte da schon kräftig durch vor Erleichterung. Denn diese Jacke ist ein Geschenk von der
Hannelore und deshalb für mich besonders wertvoll.
05.05.2006 Rabe de la Calzadas-----Castrogeriz
43 km
Um 8 Uhr sind wir abfahrtbereit. Der Himmel ist bedeckt. In der Nacht hatte es stark geregnet. Das
sollte uns noch mehr als zum Nachteil gereichen. Wir hätten ja die 3 km zu N 120, von der wir
abgebogen waren, zurückfahren können um auf die Nationalstraße zu kommen. Aber aus unseren
Unterlagen ging nicht hervor, dass Rabe de la Calzada am Ende der Welt liegt aus der keine Straße
führt. Auf unseren Unterlagen ging es auch nach dem Ort weiter. Das tat es auch, aber auf keiner
Straße. Wir versuchten einige Wege, alles Feldwege, trafen aber immer wieder auf den
Ausgangspunkt, so dass wir dachten: „Na ja – nach ein paar Meter Feldweg kommen wir schon
wieder auf die Straße“!. Das kamen wir auch --- nach 7 km!!!! Der Feldweg auf dem wir landeten
entpuppte sich als der Camino. Er besteht hier aus einer 2 bis 3 m breiten lehmigen Schotterstrecke
mit einer starken Steigung auf 981 m und einem, meiner Einschätzung nach bestimmt 12 %-igem
Gefälle. An Fahren war sowieso nicht zu denken. Das Schieben war schon eine einzige Qual. Der
nasse Lehm setzte sich zwischen Räder und Schutzbleche und blockierten die Räder die sich nicht
mehr drehten. Andauernd musste ich den Schmutz entfernen, dass überhaupt ein Vorwärtskommen
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möglich war. Hannelore verlor zwischenzeitlich ihre rote Jacke. Da wir wesentlich langsamer als die
Fußpilger waren, brachte sie ihr ein holländischer Fußpilger zurück. Japsend und schnaufend
erreichten wir Honilos del Camino. Hier trafen wir wieder auf eine kleine Nebenstraße die uns über
Isar unter der A 231 hindurch, nach Villanueva de Argano führt. Die Landwirte müssen hier
wirklich mit dem Boden kämpfen um ihm eine Ernte abzuringen. Die Felder sind steinig. Sie reichen
aber in einem satten Grün bis zum Horizont. Sie sind immer wieder durch Steinwälle und
Umzäunungen aus Quadersteinen vor der Erosion geschützt. Nach den Anstrengungen tat der Kaffee
in Villanueva sehr sehr gut. Ab hier konnten wir wieder auf der N 120 fahren, die auf den nächsten 5
km ansteigt. Die Verkehrsdichte besteht aus einem LKW und einem PKW. Hannelore hatte mit der
Steigung keinerlei Probleme. Dies ist kein Negativurteil, verharmlost keineswegs die Steigungen.
Man soll sich in der Hannelore nicht täuschen was Sie mit dem Rad zu leisten vermag -- überhaupt
wenn sie es will.
Heute ist auch wieder ein Tag des Kleiderwechsels. Es steigt bis Yudego und geht flott abwärts bis
Villandiego. So weit das Auge reicht zieht sich die Straße schnurgerade durch die Landschaft. Auch
hier sind die Felder angelegt mit Steinumwallungen. Überall herrscht ein sattes Grün, wir empfinden
keine Langeweile und Trostlosigkeit. 11:15 Uhr nach 29 km biegen wir an einem Steinkreuz nach
rechts in Richtung Hontanas ab. Gleich dahinter steht ein Schild mit der Kilometerangabe nach
Santiago de Compostela. 514 km sind es noch bis zu unserem großen Ziel. Um 11:45 Uhr sitzen wir
in Hontanas und halten unsere Mittagsrast in der Herberge. El Puntito. Wir erhalten hier einen der
schönsten Stempel in unserem Pilgerpass. 5 € werden hier in dieser wunderschönen Herberge für die
Übernachtung verlangt. Bei näherer Betrachtung meiner Schuhe stelle ich fest, dass sich die Sohle
löst und hoffe, dass sie noch bis Santiago durchhalten. Am Kap Finisterre sollen sie sowieso im
Meer versenkt werden. Hier trafen wir auch Pilger, die gestern mit uns in der selben Herberge
übernachtet hatten, der nette Brasilianer, der Bayer aus Marktl, die zwei Leute aus Salzburg und das
Ehepaar aus Frankreich. Den berühmten Pilgerbrunnen in Hontanas hinter der Kirche lichteten wir
natürlich auch ab. Ab Hontanas befahren wir eine Allee. Nach 40 km um 13:30 Uhr führt die Straße
durch die gewaltigen Ruinen der ehemaligen Klosteranlage San Anton. Danach sehen wir schon die
Reste eines Kastell auf einem stumpfen Bergkegel thronen. Darunter liegt unser Tagesziel
Castrogeriz. Die Einfahrt in den Ort ist etwas seltsam, führt über ein geschlossenes Kloster, aber
nach 43 km um 14 Uhr betreten wir die erste Herberge. Ein altes großes spanisches Herrschaftshaus
wird von einem freundlichen jungen Mann als Privatherberge geführt. Er renoviert fleißig. Wir
entrichten 6 € und werden dann mit den Worten empfangen: „Dies ist mein Haus. Heute Nacht ist es
auch dein Haus. Wenn du etwas brauchst sagst du es mir und du wirst es bekommen“! Wir machen
einen Rundgang durch den Ort. Die aus einer Bar kommenden Gäste lobten das gute Essen. Da wir
Durst hatten, löschten wir diesen und bestellten Plätze im Restaurant für 19 Uhr. Die Bar ist recht
urig eingerichtet. Geldscheine dekorieren die Wand und vor Vampiren schützen uns viele
Knoblauchbänder.
Ja und hier erlebten wir den ersten und Gott sei Dank letzten „Geist“ auf dem Jakobsweg. Gut –
schon in frühen Reiseberichten über den Jakobsweg wird von seltsamen Gestalten, Wegelagerern
und Leute welche die Gutmütigkeit der Pilger ausnutzten, Schmarotzer eben, berichtet. Und so einer
war diese hagere Gestalt. Er fiel mir ob seines nicht vorhandenen Gepäcks, er hatte nur so einen
blauen Sack (so wie en die Aniliner hen!) Des is fer die Pälzer) seiner Zottelmähne, seinem langen
schwarzen Mantel, eben wegen seines ganzen ungepflegten Äußeren, auf dem Weg auf. Wir hatten
diese traurige Gestalt kurz vor Castrogeriz überholt. Und in der Herberge hatte er vergebens um
Aufnahme gebeten. Der junge Mann wies ihn ziemlich rüde ab. Der Geist flickte erst mal seine
Schuhe am Tisch wo er Gäste aufdringlich belästigte und dazu nötigte ihm etwas zum Trinken zu
spendieren. Dann lief er durch das Lokal und versuchte die Leute anzubetteln. Einige konnten
seinem unverschämten Drängen nicht wiederstehen. Vom Wirt wurde er zwar mehrmals vor die Tür
gesetzt, aber er kam immer wieder. Und das Härteste war – der wollte kein Bier – nein Kognak
verlangte er zu trinken. Mir hat er wohl angesehen, dass er da an den Falschen gelangen würde. Uns
belästigte er nicht. Endlich gelang es dem Wirt doch ihn des Lokals endgültig zu vertreiben.
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Um 15:30, als wir vom Bier kommen, herrscht strahlender Sonnenschein. Hannelores Unkenrufe, es
würde regnen, da die Schwalben tief fliegen würden, bewahrheitet sich dann doch nicht. Die
Stiftskirche Virgen de Maria wird renoviert und ist daher geschlossen. Es gibt hier eine Herberge
die von einem Original am Jakobsweg betreut wird. Als wir um einen Stempel baten und ich
Zeitungsausschnitte in deutscher Sprache entdeckte erinnerte ich mich daran, von diesem Herrn
schon gehört und gelesen zu haben. Leider war er voll belegt, die Herberge natürlich, sonst hätten
wir unsere Bagage hierher gebracht.
Das Essen war dann so wie wir das erwartet haben--- einfach köstlich. Und wir kamen wieder mit
netten Leuten ins Gespräch. Und man erlebt immer tolle Sachen. Auf die Frage, wo wir herkommen,
antworteten wir einem Allgäuer aus Obersdorf: „in der Nähe von Speyer“. „Woher genau“? wollte er
wissen. „Das werden sie nicht kennen – ein kleinerer Ort, 12 000 Einwohner, Böhl-Iggelheim.
„Woher genau aus Böhl oder aus Iggelheim“? ließ er nicht locker. “Aus Iggelheim“! „Kennen sie in
Böhl den Herrn X“? frug er wieder. „Natürlich kennen wir den“ gab Hannelore zurück. „Dann
richten sie dem Herrn X viele Grüße vom Wolfgang aus dem Allgäu aus. Und die kennen sich
wirklich.
06.05.2006 Castrogeriz-----Carrion de los Condes
50 km
In der Nacht hatte es stark geregnet. Um 7 Uhr beträgt die Sicht keine 100 m, solch Nebel herrscht.
Es ist auch kalt. Heute morgen wurden wir von den jungen Schwalben geweckt die erbärmlich nach
Futter schrieen. Im Gang hatte eine Schwalbenfamilie ihr Nest gebaut und die Alten flogen zur
Futtersuche direkt an meinem Bett vorbei durch das Fenster ins Freie. Um 8 Uhr starteten wir. Und
wen treffen wir –richtig den schwarzgekleideten Schmarotzer. Da er trotz des nächtlichen Regens
trockene Kleider trug, muss er doch irgendwo Aufnahme gefunden haben.
Wir fahren durch eine bizarre Nebellandschaft. Auf den ersten 10 km begegneten uns nur zwei Autos
und ein Bus. Das Grau des Nebels verzieht sich langsam. Wir sind ganz allein in einer himmlischen
Landschaft.
Einige Meter abseits der Straße liegt die alte Eremitage San Nicolas de Real Camino. Diese diente
früher als Kirche eines Zisterzienserhospiz aus dem 12.Jahrhundert. Die Vereinigung Confraternita
die San Jacopo di Compostella bemühte sich erfolgreich um den Wiederaufbau. Der Wiederaufbau
ist mehr als gelungen. Sie steht heute wieder den Pilgern als Herberge zur Verfügung. Ein netter alter
Pater reichte uns Kaffee. Der ehemalige Kircheninnenraum ist deutlich zu erkennen. Es hängt auch
ein Bild von Papst Johannes Paul II, mit dem Umhang dieser Jakobsbruderschaft bekleidet, an der
Wand.
Wir überqueren auf der alten Steinbrücke von Itero den Rio Pisuerga. Dieser bildet die Grenze der
Provinzen Burgos und Palencia. Links von uns verläuft ein steinernes Viadukt. Es dient zur
Wasserführung für die Bewässerung der Weinberge. Weinbau – für einen Pfälzer ein herrlicher
Anblick. Als alter Radiometriker fragt man sich was die Flügelräder auf den alten Kilometersteinen
soll. Alle Straßenschilder sind natürlich neu. EU bezahlt alles. Nach 15,8 km überfahren wir den
Canal del Pisuerga, sind nach weiteren 4 km in Boadilla del Camino, wo wir um 10 Uhr – genau –
uns zum Kaffee niederlassen. Du gehst durch das Tor der Herberge, das sieht aus als betritt man
einen Schuppen --- und stehst im Paradies. Eine wunderschöne Herberge mit einem gepflegten
Garten empfängt uns. Blumen, Pflanzen, Skulpturen bereichern den Innenhof. Wir erhalten unseren
Stempel und den größten Kaffee auf der ganzen Reise. Hier würden wir auch übernachten. Nach 23
km erhöht sich das Verkehrsaufkommen um einen PKW und einen Kleinlaster und wird vor
Fromista nochmals um 2 Autos gesteigert. Nach 29 km Stehen wir um 20 Minuten vor 11 Uhr vor
der Kirche San Martin einem Meisterwerk romanischer Baukunst. Für den Betrag von 70 € Cent
konnten wir dieses großartige Bauwerk bewundern. Der ganze Ort macht einen freundlichen und
gepflegten Eindruck.
Der neben der Straße verlaufende Camino wäre von uns zu befahren. Er ist aber nur ca. 1,5 m breit
und wir bleiben mit Rücksicht auf die Fußpilger auf der Straße. Immer wieder ertönt der Pilgergruß
„Bon Camino“. In Revenga de Campos grüßt uns ein eiserner Pilger neben der Straße. Wir rollen
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problemlos dahin und erreichen nach 44 km Villalcazar de Sirga. Die Kirche Santa Maria la
Blanca hatte geöffnet was uns besonders freute. Wir mussten auch hier Eintrittsgeld bezahlen, der
aber mit Pilgerrabatt den gewaltigen Betrag von 20 € Cent betrug, was natürlich die Reisekasse über
Gebühr beanspruchte. Aber die sitzende Steinstatue der Weißen Jungfrau im Inneren ist neben der
monumentalen Fassade mehr als sehenswert. Wir rasteten im Schatten der Kirche und brachen um 13
Uhr wieder auf. Vorher lichteten wir uns aber noch mit dem rastenden Bronzepilger ab, der
einladend an seinem Tisch sitzt, ab.
Die 6 km nach Carrion de los Condes waren schnell geschafft und nach 50 km sind wir an der
ansprechenden Herberge um 14 Uhr. 5€ Übernachtungsgebühr für diese Herberge ist lächerlich
gering. Als wir die Herberge verlassen -- wen treffen wir da – unsere netten 4 Holländer. Wir kaufen
heute im Supermark fürs Abendessen ein. Da die Digitalkamera mehr Strom verbraucht als ich
dachte, kaufte ich noch ein Ladegerät mit 4 Akkus. Ich hoffe, dadurch den wirtschaftlichen
Aufschwung der Region entscheidend verbessert zu haben. Um 19:30 Uhr läutet es zur Hl Messe.
Nach der Messe bat der Pfarrer die Pilger in die Sakristei und spendete dort in einer kleinen sehr
beeindruckenden Zeremonie in spanischer, französischer, deutscher, portugiesischer und
holländischer Sprache den Pilgersegen. Dann tränkte er einen Wattebausch mit Flüssigkeit, tauchte
ihn ins Weihwasser und verbrannte diesen. Das bedeutete, dass das Feuer ( das Feuer des Hl.
Geistes) uns reinigen möge und unsere Herzen bereit für Christus werden mögen. Dann erteilte er
den Segen und jeder Anwesende wurde mit Weihwasser besprengt.
Danach gönnten wir uns noch einen Gute Nacht Trunk.
07.05.2006 Carrion de los Condes -----El Burgo Ranero
64 km
Unser Frühstück bestand heute nur aus etwas Brot, Kaffee und Obst. Wie jeden Tag war es recht
kühl, als wir um 7: 30 Uhr unsere Räder beladen. Der Pfarrer von gestern Abend kümmert sich auch
um die Herberge und spendet uns zum Abschied noch seinen Segen. Er weist uns darauf hin, dass es
17 km weit kein Wasser gäbe und wir unsere Trinkvorräte überprüfen sollten. Wir folgen den in den
Straßenbelag eingelassenen Muscheln, die uns aus der Stadt führen. Vor der Brücke über den Rio
Carrion haben wir wieder eine Begegnung wie sie wohl nur der Camino bietet. Als wir gestern
abend zur Herberge kamen saß ein junger Mann davor, der mit Werkzeug und Metall hantierte. Jetzt
sehen wir diesen jungen Mann wieder. Er hatte einen Käfig gebastelt und darin saß ein ganz junger
Hase, der verletzt war. Er werde das Häschen mitnehmen und gesund pflegen bedeutete uns der
junge Mann.
Die N 120 ist fast menschenleer. Bretteben rollen wir mit gutem Tempo dahin. Um uns herum nur
Natur. Grüne Wiesen in den verschiedensten Schattierungen lassen uns die Gegend keinesfalls
langweilig erscheinen. Gut, im August, bei vielleicht 35 oC, wenn alle verdorrt ist empfindet man das
ganz anders. Der Verkehr nimmt unheimlich zu. Nach 11,5 km bekamen wir doch tatsächlich schon
4 Autos zu Gesicht. Die N 120 verläuft ab Calzadilla de la Cueza wieder parallel zum Camino. Wir
bleiben auf der Nationalstraße und überqueren den Rio Cuexa, der im Moment nur ein Sumpfgebiet
darstellt. In Quintilla de la Cueza blühen die Rosen. Bei der Weiterfahrt begegnen uns in den Berg
gebaute Häuser. Und wieder überholt uns ein Auto nach 23 km. Um 9:30 Uhr nach 15,5 km
erreichen wir Ledigos und trinken in der dortigen Herberge Kaffee und lassen stempeln. Die Kirche
ist leider verschlossen. Davor steht eine Bank, die zu einer kurzen Rast einlädt. Auf der
majestätischen Brücke über den Itero überqueren wir nach 39km die Grenze welche die Provinz
Palencia von der Provinz Leon teilt. Kurz darauf stehen wir um 11:20 Uhr vor der Herberge in
Sahagun um 11:20 Uhr nach 44 km. Ein mächtiges Gebäude, eine ehemalige Kirche. Doch wir
stehen vor verschlossenen Türen. Die Pfeile zum Eingang führen uns um das Gebäude herum, wir
drehen uns im Kreis, kommen immer wieder zum selben verschlossenen Eingang. Wir fuhren doch
etwas frustrieret weiter. Wir hatten mal Sahagun als Zielort ins Auge gefasst. Aber die
verschlossene Herberge und auch den Eindruck den die Ruinen der alten Kirchen und des Klosters
auf uns machten lies uns gerne weiterfahren. Wir überfahren den Rio Cea. und kommen zu dem
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sagenumwobenen Pappelwäldchen das zu Zeiten Karls des Großen aus den in den Boden gerammten
Speeren seiner Krieger entstanden sein soll.
Der uns schräg von vorne anpackende Wind wird immer unangenehmer. Und der drückt die
Geschwindigkeit des Pilgertrittes gewaltig nach unten. Neben dem eigentlichen Camino sind Bäume
gepflanzt, die wohl erst in einigen Jahren den Pilgern etwas Schatten spenden werden. Die Eremita
Virgen de Peral ist schön anzusehen – aber geschlossen. Wir sind 55 km bis dahin geradelt. Über
Bercianos del Real Camino, immer wieder fahren wir an Steinkreuzen vorbei, kommen wir nach 64
km um 20 Minuten vor 15 Uhr an der Herberge in El Burgo Ranero an. Ein Haus das aus Lehm
gebaut ist. Wir empfinden es als sehr anheimelnd.
Im gegenüberliegenden Restaurant wärmen wir uns mit Kaffee erst einmal auf und genießen dann
das kühle Bier. Heute haben wir den ganzen Tag gefroren, obwohl der Himmel blau war und die
Sonne schien. Dazu der ständige Gegenwind, ja so ist das halt. Wir genießen das Pilgermenü. Für 22
€ gab es drei Gänge, Wein, Wasser und 2 Espresso. Und dann eine freudige Überraschung. Wir
entdecken unsere 4 Freunde aus Holland im Lokal. Beim Gang durch den Ort. empfing uns an einem
Biotop ein vielstimmiges Froschkonzert. Der Meister Adebar fand einen reich gedeckten Tisch.
Die Kirche sieht von außen sehr unscheinbar aus. Da eine Maiandacht gebetet wurde, war geöffnet.
Der Innenraum ist frisch renoviert. Wunderschöne Statuen vom Jakob, dem Hl. Josef, ein Guter
Hirte, eine Hl. Familie, Statue der Mutter Gottes vom Berge Karmel – wir waren überwältigt. Diese
Kirche war für uns ein Höhepunkt der Reise trotz der herrlichen großen Kathedralen.
Heute entledigten wir uns auch der Kartenschreibpflicht. Aus der Saargebiet keine Neuigkeiten bez.
Großelternschaft.
Nach einem Schlummertrunk lagen wir um 21:30 Uhr in unseren Betten.
08.05.2006 El Burgo Ranero ----- Leon
39 km
Beim Start um 7:45 Uhr ist es sonnig, aber es bläst uns ein frischer Wind ins Gesicht. Wir haben uns
mit allem was wir hatten eingemummelt. Sogar die Helmkappen kamen das erste Mal zum Einsatz.
Es war saukalt! Camino und Straße verlaufen parallel. Es war gut zu fahren bis Religos. Wir holten
uns einen Stempel und sahen hier auch Erdhäuser. Immer mit eisigem Gegenwind erreichen wir
Mansilla. Die Herberge, an der wir nur einen Stempel erbeten wollten war geschlossen. Wir
beratschlagten was wir weiter tun wollten. Es war Zeit für unsere tägliche Kaffeepause. Plötzlich
hörten wir über uns vom Balkon eine Stimme, die uns in breitestem kölschem Dialekt nach unserm
Begehr fragte. „Wir hätten gerne einen Stempel“ war meine Antwort. „Die Deutsche wolle immer
einen Stempel, den brauche ich doch morgen noch“ bekamen wir zur Antwort. „Dann hätte ich gerne
den Abdruck dieses Stempels“ erwiderte ich. „Das läst sich machen, ich mache euch auf“ antwortete
der Bärtige, der so in meinem Alter, also knapp über die 60 war. Er öffnete uns, wir blickten in einen
herrlichen Innenhof. Eine Herberge die zum übernachten sehr geeignet scheint. Wir erhielten unseren
Stempel und kauften aus dem reichhaltigen Angebot zwei Anstecker, die uns immer an diese
Begegnung erinnern. Als wir nach einer kurzen Rundfahrt, nicht weit davon am Hauptplatz, eine Bar
betraten, stand der Hospitaleros am Tresen. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch über die
Pilger und den Tourismus am Camino. Ich lobte die schöne Herberge und meinte, dass wenn wir dies
gewusst hätten, gestern noch die Strecke bis zu ihm gefahren wären. „Gestern, antwortete er, hätten
wir kein Bett mehr bekommen, ich war ausgebucht“. „Aber von den 60 Personen waren höchstens
40 % echte Pilger“! Auf unsere erstaunte Nachfrage berichtete er, dass immer mehr folgendes um
sich greift. Die Herbergen werden nur noch als billige Übernachtungsmöglichkeiten für reine
Touristen betrachtet. Besonders in Frankreich werben mittlerweile viele Busunternehmen damit.
Diese Reiseunternehmen verteilen Pilgerpässe und setzen die Leute kurz vor der Stadt ab und
erklären noch den Weg zur Herberge. Und er meinte, dass diese Art der Touristen zuerst die
Herberge besichtigen wollen, für die 4 € noch nach Einzelzimmer und Frühstück fragen. „Zu all dem
halten die mich wirklich für so dumm, dass ich nicht einen echten Pilger von ihnen unterscheiden
kann“ meinte er noch. Und dann wollen sie mir auch noch den Camino und dessen Sinn erklären“. Er
meinte, dass diese Art zu reisen immer mehr um dich greift und dadurch sich Vieles zum Negativen
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verädern wird. „Es herrscht auch immer dann eine eigenartige Atmosphäre in der Herberge“ meinte
er noch.
So extrem haben wir das Gott sei Dank nicht erlebt.
Nur zur Klarstellung. Es ist nichts gegen die Menschen gesagt, die auf eine andere Art und Weise
wie wir zum Hl. Jakob pilgern. Viele, z.B. alte Menschen, reisen mit Reisegesellschaften, auch von
Pfarrgemeinden oder Diözesanreisebüros, auch von anderen Busunternehmen organisiert, nach
Santiago de Compostela. Da ist auch nichts dagegen zu sagen. Schon immer pilgern und wallfahren
Menschen unterschiedlich zu Wallfahrtsorten. Die henn aber meischten e paar € im Sack und
schloofen in Hotels un net in dene primitive Herberge So wie des der Kaschber aus dem
Fernsehen gemacht hot!!
Nach der Kaffeepause geht es dann auf der N 601 weiter. Der Camino läuft weiter parallel dazu. Er
wäre hier auch mit dem Rad befahrbar, da hatten wir schon schlimmere Beläge unter unseren Reifen.
Aber schon wegen der Fußpilger haben wir das gelassen. Die Nationalstraße war zudem sehr
verkehrsarm. Nach 6 km in Puente Villarente stieg es kontinuierlich an. Wir konnten dies leicht
fahren. So erreichten wir problemlos Leon nach 39 km um 12 Uhr. Allerdings quälte uns der kalte
Gegenwind. Die Albergue im Kloster bei den Benediktinerinnen war auch leicht zu finden. Hier
gibt es Riesenschlafsäle mit ca. 60 Etagenbetten. Wir haben bewusst diese Minietappe gewählt da
wir uns Leon genauer ansehen wollten. Wir taten das dann auch ausgiebig. Die Kathedrale Santa
Maria de la Regla öffnet um 16 Uhr. Auf uns wirkte sie von außen imposanter als von innen, wo es
sehr dunkel ist. Dieses Gotteshaus besitzt wunderbare bunte Fenster und ebensolche Rosetten, von
lichtdurchflutet, wie man liest! Na ja, hell und dunkel sind halt auch relative Begriffe. Auch außen
hat der Zahn der Zeit schon heftigst genagt. Die wunderschönen Bilder der Fassade, der Eingänge
mit den gewaltigen Tympanon ´s die man aus Büchern im Kopf hat, sind so in natura nicht zu
bestätigen. Renovierungsarbeiten sind in vollem Gange. Insgesamt waren wir schon beeindruckt. Die
Plaza Mayor mit dem Rathaus ging überhaupt nicht an uns. Hannelore meinte auch beim Rundgang
durch Straßen mit vielen vergammelten und verfallenen Häusern, dass manche Städte in der alten
DDR ebenso ausgesehen haben. Charme strahlte Leon auf uns nicht aus. Wir würden nicht mehr hier
übernachten. Das Bier auf dem Platz vor der Kathedrale genossen wir allerdings in herrlicher
Abendsonne. Um 18:35 Uhr kommen über den Platz 3 Fußpilger aus Potsdamm, die gestern Naht mit
und im gleichen Raum geschlafen, haben auf uns zugeschlendert. Wir haben ja heute eine
Minietappe hinter uns, aber diese --- zu Fuß die Strecke – das nötigt schon Respekt ab. Und das
waren Leute auch jenseits der 60. User Respekt vor den Fußpilgern wächst von Tag zu Tag. Im
Sonnenlicht umfliegen zwei Störche die Kathedrale. Als wir zurück in der Herberge waren trafen wir
auf die netten Holländer. Freudig begrüßten wir uns herzlich. Um 21:30 Uhr führt uns eine
Schwester in die Kirche des Klosters, wo wir zusammen das Nachtgebet der Nonnen die Complet
beteten.
09.05.2006 Leon -----Astorga
64 km
Gegen 8 Uhr starteten wir. Bei den Schwestern gab es heute ein Frühstück. Und das Alles war für
eine Spende zu haben. Es wurde kein fester Übernachtungsbetrag erhoben. Nach 1,8 km erreichen
wir das ehemalige Kloster San Marcos, heute ein Luxusparador. Der Weg aus Leon ist etwas
verwirrend zumal die Beschreibung im Buch nicht ganz mit der Realität übereinstimmt. „An der
Bahnlinie vorbei“ kann doch wohl anders gedeutet werden, als dass die Bahnlinie zu überqueren ist.
Auch die Längenangaben - na ja, -- na ja – wer da wohl selbst gefahren ist, oder einfach den Mist
aus anderen Schriften abgeschrieben hat? Eine Sache die wir in vielen Radwanderführern immer
wieder feststellen. Da steht dann bei manchen Stellen immer wieder der selbe Unsinn geschrieben –
einfach, weil abgeschrieben! Ein freundlicher Besitzer eines Süßwarenladens bemerkte unser
Problem und fertigte uns eine Skizze auf einen Handzettel.
In Antimio de Arriba sehen wir das erste mal in den Berg gebaute Wohnungen und Vorratsräume.
Es ist kühl uns windstill, angenehm zu fahren. Die Strecke ist problemlos. Villar de Mazarife
erreichen wir nach 26 km um 20 Minuten nach 10 Uhr. Hier gibt es in der Herberge Stempel und
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Kaffee. Wir freuten uns, dass unser gewählter Weg ganz durch die Natur führte und wir fern ab
jeglichen Verkehr waren. Das Dach der Kirche trägt 4 bewohnte Storchennester. Im Supermarkt (
höchstens 24 m2)konnten wir nur Bonbons erstehen. Der Brotkauf wurde uns von der älteren Dame
verwehrt. Es dauerte einige Zeit, bis wir begriffen, dass das Brot von gestern sei und sie uns dieses
nicht verkaufen würde. Wir sollten frisches Brot in einer nahen Bäckerei kaufen. Ich fand dann auch
diese Bäckerei. Ein Lädchen 3x3m. So Etwas gibt es bei uns gar nicht mehr. Nur Brot und ein paar
süße Stückchen gab es da. Nach mehrmaligem klingeln erschien eine sehr alte Frau, unschwer als
Schwester der Ladenbesitzerin zu erkennen. Und so bekam ich frisches Brot. Und dazu noch alle
guten Wünsche. Außer Santiago habe ich in diesem freundlichen Wortschwall zwar kein Wort
verstanden, aber dass es gut Wünsche waren, dessen bin ich mir sicher. Wieder so eine Begebenheit
die erwähnenswert erscheint.
Auch hier wird eine neue Straße gebaut. Ein ganzes Waldstück wir gerade gerodet. Ich glaube, dass
dies bei uns für die Grünen Fortschrittverhinderer willkommener Protestanlass für mehre Wochen
und Monate wäre. Unser Pilgertritt, der normalerweise in Steigungen eine Geschwindigkeit von 8
km/h und im Flachen von 18 km/h zulässt ergibt hier eine Geschwindigkeit von 24 km/h. Dann kam
wieder mal die Stunde de Entscheidung. An einer Kreuzung ging es rechts und links asphaltiert
weiter. Geradeaus führte ein Schotterweg. Kein Hinweisschild und auch aus dem Buch war nichts zu
entnehmen. Immer dann wenn es notwendig wäre – Fehlanzeige. Wir fuhren nach rechts, wir fuhren
nach links und merkten dass beide Richtungen die falschen waren. Wir fuhren also doch geradeaus.
Und dies war wieder der eigentliche Camino, was uns später ein Schild auch bestätigte. Villavente
war nur so zu erreichen. Gut, wir sind schon schlechtere Wegstrecken gefahren und der Optimismus
von Hannelore war schon immer unübertrefflich.
„Es könnte ja noch schlimmer sein. Haben wir doch schon erlebt. Es ist doch wenigsten trocken“ war
ihr Kommentar. „Weist du noch in .....“ Ja ja ich wusste noch, also ergab ich mich klaglos in mein,
unser Schicksal!
So kamen wir halt wieder zu 6 km echter Caminostrecke. In Villavente ist die Streckenführung auch
etwas komisch. Es geht durch den Ort, mündet, nach längerem Suchen, auch auf einem Feldweg um
dann auf die N 621 zu stoßen. Etwas Pfadfindergeschick ist immer notwendig Wir biegen bei
Hospital de Orbigo ab um die berühmte, sagenumwobene Brücke zu besichtigen. Eine frisch
renovierte mächtige Brücke um die sich einige Legenden weben kommt ins Blickfeld. Der Abstecher
lohnt sich auf alle Fälle. Wir überschreiten den Rio Orbigo auf dieser Brücke, finden eine Herberge
um unsere Stempelsammlung zu bereichern. Das mit den Stempeln wird zur verzeihlichen Sucht. Die
alte Sammelleidenschaft tritt zu Tage. Aber mit viel Freude betrachten wir heute unsere
geschmückten Pilgerpässe und sind froh, so viele Stempel gesammelt zu haben. Und es hat ja auch in
manchen Herbergen zu vielen Begegnungen und Gesprächen geführt. Und von Informationen wird
man in der Regel nicht dümmer. Hannelore ergänzt noch unseren Reiseproviant. Wieder diesseits der
Brücke treffen wir ein älteres Ehepaar aus Köln, das in umgekehrter Richtung auf dem Jakobsweg
unterwegs ist. Sie sind im Jahre 2000 den Weg nach Santiago gegangen und pilgern jetzt von
Santiago nach Pamplona zurück. Wir sehen auch 4 Radfahrer von denen jeder sein Gepäck in einem
kleinen Anhänger hinter sich herzieht. Wir fahren auf der N 120 weiter. Die Berge hatten wir immer
im Blick.
So erreichen wir Astorga um 12:45 Uhr nach 64 km. Wie schon so oft – Lob der Hannelore die
wieder zielstrebig die Herberge fand. „Franz -- Herbergen sind immer in der Nähe der Kathedrale
oder Kirche. Wann begreifst du das endlich“? wurde ich belehrt! Ich habe wie immer darauf
geschwiegen. Sie hatte ja recht. Auch in dieser Alberge tat ein junger Mann aus Norddeutschland
Dienst. Eine Luxusherberge, viele Duschen, eine großzügige Toilettenanlage, ein separater
Waschraum, Einzelbetten – optimal --- selbst für den verwöhnten Pilger. Beim Rundgang durch die
Stadt entdeckten wir das erste Thermometer seit unserer Ankunft in Spanien überhaupt. Es zeigte um
17 Uhr 19 oC. In Astorga soll der Besuch der Kathedrale Santa Maria und die dem Hl. Franziskus
geweihten Kirche zu empfehlen sein. Leider hatten beide Gotteshäuser geschlossen. Der Palacio
Gaudi ist heute ein Museum. Ausgrabungen einer alten Römerstraße sind in der Stadt freigelegt. Wir
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laufen in der Sonne, sind von der Stadt begeistert. Ein schicker Supermarkt lies uns in Kaufrausch
verfallen, wir kauften ein und picknicken in der Herberge. Da die Mähr ging, es würde noch eine Hl.
Messe in der Kathedrale gelesen, suchten wir diese noch einmal auf. Aber leider, die Kirche war
immer noch geschlossen. Es gab eine Messe in der danebenliegenden St. Martakirche. Eine halbe
Stunde dauerte diese. Das war ja direkt lang, gemessen an dem, was wir bisher erlebt hatten. Wir
schlenderten noch mal durch die Stadt. Eine Metzgerei bot allerlei Schinkenspezialitäten zum Kauf
an. Der Metzgermeister freute sich, als ich einige Aufnahmen von seinem Angebot machte.
Auffallend sind auch sie vielen Süßwarenläden. Hier wird eine Besonderheit, Vandecadas, ein süßes
Gebäck, feilgeboten. Aber uns stand der Sinn nicht nach Süßem. Den Genuss heben wir uns für das
nächste mal auf.
10.05.2006 Astorga------ Ponferrada
57 km
Heute morgen gab es Frühstück in der Herberge. Der Preis von 3 € für Kaffe, Brot, Wurst, Joghurt
war angemessen. 10 Minuten vor 8 Uhr satteln wir unsere Räder. Das Wetter sieht vielversprechend
aus. Es ist zwar kühl, aber wir spüren die Tendenz zur Sonne. Wir haben die Berge im Blick, die uns
wohl die nächsten Tage begleiten werden. Vor Santa Catalina de Somoza erkennt Hannelore mit
sicherem Blick den Abzweig nach rechts. Gott sei Dank, denn ich wäre in die Irre gefahren. Hier soll
erwähnt werden, dass dies nicht das erste und einzige Mal war, dass Hannelore sich als der bessere
Führer erwies und uns nicht vom rechten Weg abkommen ließ. Wer weis, ob ich alleine
wohlbehalten in Santiago angekommen wäre. War schon gut zu zweit zu sein.
Vor dem Ort hat ein älterer Mann einen Verkaufsstand mit Jakobssouvenir aufgebaut. Er selbst
schnitzte Kreuze. Da es hier die großen braunen Jakobsmuscheln gab, habe ich 2 Stück erstanden.
Wie fast immer, ist die Kirche die 1792 erbaut wurde geschlossen. Auf der Dorfstraße tummeln sich
Hühner, Ziegen und Enten, natürlich auch Hunde. Der Jakobsweg ist ein Paradies für freilaufende
Hunde jedweder Größe und Rasse. 5 Minuten vor 9: 30 Uhr, nach 13 km passieren wir El Ganso.
Wir fahren an vielen verfallenen und verlassenen Häusern vorbei. In flotter Fahrt überholen wir
einen Traktor der einen Hänger, übervoll mit Strohballen beladen, zieht. Auf diesem
Streckenabschnitt sind viele Rastplätze für die Peregrinos angelegt. Vor Rabanal del Camino wird
die Straße verbreitert. Riesige Baumaschinen schieben rechts und links ca. 2m breit den Hang ab.
Hannelore hat bestimmt Recht, wenn sie sagt, dass dies wegen des Tourismus ist, damit die Busse
besser zum Cruz de Ferro hochfahren können. Denn auch hier steht das Schild mit dem blauen
Sternenkranz der EU. 2 km vor Rabanal überholen wir 3 Reiter, die sich auf dem parallel zur Straße
verlaufenden Camino bewegen. Unser „Bon Camino“ wird freudig erwidert. Nach 21 km um 10:15
sitzen wir vor einer Herberge in Rabanal und machen unsere tägliche Kaffeepause. Während wir
diesen in der Sonne sitzend genießen, ziehen die drei Reiter freudig grüßend und winkend vorbei.
Die Kirche von Rabanal, Iglesia del Benedito Cristo de la Vera Cruz, war geöffnet. Im Hauptaltar
thront der Hl. Jakob.
Ab hier stieg es immer mehr an, aber wir konnten im kleinen Gang fahren. Nach 27 km erreichen wir
Froncebadon. Dieser Ort wird noch in allen Reiseführern und sonstiger Literatur als verlassener Ort
bezeichnet. So ganz verlassen haben wir ihn nicht vorgefunden. Am Orteingang steht schon ein
Hinweis auf eine Taverna. Ein junger Mann ist fleißig mit der Motorsäge zu Gange. Beim Aufstieg
wurden wir immer wieder von Taxis überholt und ein breiter Platz vor dem Ort ist auch schon
ebengeschoben. Uns wurde auch gesagt, dass schon Busse bis hierher fahren, so dass die Insassen die
letzten 2 km bis zum Eisenkreuz laufen können.
Nach 29 km erreichen wir um 20 Minuten nach 12 Uhr das Cruz de Ferro. Die letzen 2 km konnten
wir nicht fahren. Ein stahlblauer Himmel mit strahlendem Sonnenschein erwartete uns. Wir waren
überwältigt. Nicht nur das Wetter war außergewöhnlich. Es herrschte eine himmlische Ruhe. Außer
uns war nur noch ein älterer Fußpilger anwesend. Wir stiegen über den Steinhaufen hoch zum Kreuz
und sangen aus voller Kehle das Te Deum. Wie es der Jahrhunderte alte Brauch verlangt, hatten auch
wir Steine von zu Hause mitgebracht. Hannelore einen für ihre Wünsche und Sorgen, ich einen für
meine Wünsche und Sorgen und noch einen dritten für all die Wünsche und Sorgen unserer Freunde
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und Familienangehörige. Mit Bedacht legten wir unsere Steine zu den vielen hundert Anderen Ich
hatte eine Figur des Hl. Antonius dabei. Eine Figur die meinen Großvater ein Leben lang begleitet
und im Krieg sogar das Leben gerettet hat. Es waren ungemein beeidruckende Momente,
vergleichbar nur mit denen, die wir später in Santiago erleben durften. Neben dem Kreuz ist eine
große Blumenwiese mit steinernen Sitzgelegenheiten. Hannelore pflückte einen Blumenstrauß den
sie in ihre Lenkertasche trocknete und mit nach Hause nahm. Er steckt neben dem
Palmsonntagsstrauß am Kreuz in unserem Esszimmer. Wir hoffen nur, dass dieser paradiesische
Platz nicht zu einem Touristen -Parkplatz mit Hamburgerbude umfunktioniert wird. Die Gefahr
sehen wir durch aus. Es gelang uns auch von hier unsere Simone telephonisch zu erreichen.
Dass das Cruz de Ferro auf 1500 m steht und somit den höchsten Punkt der Reise darstellt soll
nicht unerwähnt bleiben.
Um 13:15 Uhr setzten wir unsere Fahrt fort. Wir fahren durch eine beeindruckende Bergwelt. Vor
Manjarin , einem verfallenen Dorf, steht das wohl einmaligste Refugio des ganzen Jakobsweges.
Ein Bauwerk aus Hütte, Zelt, Planen über Stangen gespannt, Bretterverschlägen. Die Architektur ist
nicht zu beschreiben. Natürlich haben wir auch einen Stempel bekommen. Alles was man sich
denken kann, ob Anstecker, Kreuze, Rosenkränze, Bilder, Statuen, Muscheln usw, usw, wird hier
noch angeboten – sehenswert! Manche Sprechen heute noch von einem Freiluftrefugio. Im Freien
wird man wohl nicht mehr nächtigen müssen, aber Wenig um sich herum und über sich nicht Allzu
viel wird es schon sein. Nach 10 km erreichen wir Acebo. Dies ist ein wunderschön gepflegter Ort.
In der ansehnlichen Herberge erhalten wir einen Stempel. Und wieder treffen wir die drei Reiter. Wir
begrüßen uns mit freudigem „Hallo“ und „Bon Camino“.
Abwärts geht´s. In flotter Fahrt erreichen wir Molinesea nach 50 km, durchfahren den Ort nach
einem Fotostopp. Hier beginnt ein leicht ansteigender Radweg, der uns zu unserm Zielort
Ponferrada führt. Die Herberge liegt leicht zu finden kurz nach der Stadteinfahrt auf der linken
Seite, fast nicht zu übersehen. Wir sahen nur nach rechts und fuhren zuerst in die Stadt. Das stellte
sich als Fehler heraus. Wir waren etwas ratlos, kehrten um – da hatte Hannelore die Herberge im
Blick. Ich wäre wohl noch mal vorbeigefahren. Wir kamen also nach 57 km 15:57 Uhr an der
Herberge an. Ein freundlicher Deutscher empfing uns. Die Herberge wird von der Deutschen
Jakobsgesellschaft in Aachen betreut, die 25 Refugios am Jakobsweg unterhält. Diese ist die, sie
Santiago am nächsten liegt. Sie hat kleine Zimmer mit jeweils zwei Stockbetten. Die Zimmer sind
alle nach Heiligen benannt. Wir schlafen beim San Pedro. Eine wunderschöne Kapelle gehört zum
Herbergskomplex. Dieser ist dem Hl. Nikollaus von der Flühe geweiht und wurde von der
großzügigen Sende eines Schweizers erbaut. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel, als wir uns
zum Stadtrundgang aufmachten. In Ponferrada steht die Hauptburg der Templer, ein
beeindruckendes Bauwerk das gerade, mit welchen Geldern? ,genau mit denen, renoviert wird. Die
Basilika Nuestra Senora de la Encina, ein bedeutender Marienwallfahrtsort, lohnt einen Besuch.
Die Stadt machte auf uns einen lebensfrohen Eindruck. Auch hier wird in der ganzen Stadt gewühlt
und gebaut. Hannelore ersteht in einem Sportgeschäft das schon lang gewünschte Halstuch. An
diesem Abend haben wir „gekocht“. Wir haben Wiener und andere, undefinierbare Würste gewärmt.
Brot, Melone, Oliver und Rotwein rundeten unser Essen ab. Es war ein netter Abend mit einem
Archäologenehepaar aus Konstanz. Wieder einer dieser unbeschreiblich beeindruckenden
Begegnungen am Jakobsweg.
11.05.2006 Ponferrada -----El Cebreiro
59 km
5 Minuten nach 8 Uhr sitzen wir im Sattel. Es ist angenehm kühl. Der Herbergswirt hatte uns
freundlich verabschiedet. Die Ausfahrt aus Ponferrada sieht auf der Karte ganz einfach aus. Wir
hatten etwas Probleme, da eine neue Straße gebaut ist und uns ein neuer Kreisverkehr verwirrte.
Aber wir fanden die Ausfahrt auf die alte Straße nach Cacabelos. Hinter dem Ort wird es wieder
warm. Weinberge liegen neben der Straße. Nach 6,5 km erreichen wir Villafranca del Bierzo um 10
Uhr. Gleich recht am Ortseingang liegt die mächtige romanische Kirche Iglesias Santiago. Davor
befindet sich die Herberge in der wir mit Kaffee bewirtet werden, der Becher zu 0,50 €. Die
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Aufnahmefähigkeit unserer Pilgerpässe für Stempel war erschöpft. Der Herbergswirt verlängerte
unsere Pässe indem er einen Neuen anklebte. Der Hospitaleros war ein Deutscher, der für die EU als
Inspektor für den Jakobsweg arbeitet und ehrenamtlich diese Herberge mitbetreut. Wir führten ein
längeres, sehr nettes Gespräch. Danach besichtigten wir die Kirche, die uns sehr beeindruckte.
In einer Werkstatt erstand ich noch Öl um die Ketten zu schmieren, zu einem wahnsinnig hohen
Preis. Hier waren bestimmt 200 % Touristenaufschlag dabei. Kurz hinter der Stadt – links verläuft
der Camino, durch eine Betonmauer von der Straße getrennt. Es kommt uns ein ganz langsam
fahrendes Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage entgegen. Als wir ganz nahe waren erkannten
wir erst den Grund. Vor dem Auto watschelte eine Entenmutter mir 6 Jungen, beschützt von dem
umsichtigen Autofahrer.
Es lief prächtig und nach 40 km erreichen wir Vega de Valcarce. Trotz bergiger Strecke mussten wir
nur ca. 200 m schieben. Wir halten an der Albergue do Brasil die von einem jungen Brasilianer
betrieben wird. Es hing die Fahne aus Brasilien über dem Kamin und eine Statue der schwarzen
Madonna aus Guardalupe stand dort. Wir ließen uns zu einer Portion „Spezialität“ überreden. Dies
war eine gute Entscheidung. Sehr schmackhaft und lecker, sagen wir mal ein brasilianischer
Hamburger. Mit zwei Kaffe haben wir ganze 6 € bezahlt. Die Herberge macht einen sehr guten
Eindruck. Wir aber wollten zum Cebreiro. Es lief weiterhin gut. Wir unterfahren die Autobahn und
sind mitten in der Bergwelt. Nach 53 km um 14:20 Uhr fahren wir in Galizien ein, kurz vor
Pedrafita do Cebreiro. Auch bis hierhin, auf diesen 15 km mussten wie vielleicht 2 km weit
schieben, da es stellenweise für uns doch zu steil ist. Dann beginnen, an der Pilgerstatue nach links
abbiegend, die letzten 5 km des Anstieges zum Cebreiro. Bis hierhin hatten wir es uns schlimmer
vorgestellt. Auf dieser letzten Strecke mussten wir die Hälfte der 5 km schieben. Aber wir waren
ganz zufrieden mit uns. Die Streckenlänge von 59 km und unsere Ankunftszeit zeigen, dass wir so
schlecht gar nicht waren. Wieder ein dickes Lob an die Hannelore! Wir waren nach 57,5 km auf der
Passhöhe, auf 1300 m.
Die Albergue, die wir nach 59 km um 15:35 Uhr erreichen, ist ein sehr schönes Haus, der Bauweise
des ganzen Dorfes angepasst. Große Schlafsäle mit Einzelbetten. Kurz nach unserer Ankunft
verfinsterte sich der Himmel und der Wind frischte auf. Hannelore und ich machen einen Rundgang
durch diesen gepflegten Ort. Hier merkt man den Einfluss des Tourismus. Es gibt einige Bars und
Restaurants. Besonders die Kirche Santa Maria la Real, in der im 14. Jahrhundert das berühmte
Blutwunder geschah, beeindruckt in ihrer Schlichtheit. Neben der Kirche liegt Don Elias Valina
Sampedro, ein Pionier und Förderer des Jakobsweges begraben. Wir genehmigten uns ein Bier und
gegen 19 Uhr das Menue de Peregrinos. Beim Essen trafen wir dann auch eine
Grundsatzentscheidung – nicht mehr wird gebummelt. So wie es läuft wird es laufen lassen. Santiago
wird so zügig erreicht wie es uns möglich ist. Die Zeit in Santiago werden wir bestimmt sinnvoll
nutzen.
Als wir zur Herberge zurücklaufen, müssen wir uns kräftig gegen den Wind stemmen, so hat dieser
aufgefrischt.
12.05.2006 El Cebreiro ----- Sarria
46 km
Um 7.30 Uhr starten wir von der Herberge. Es ist sehr kühl, doch die Sonne lacht vom Himmel. Fast
alle Pilger sind schon aufgebrochen. Wir frühstücken in einer Bar nahe bei der Herberge. Flott ging
es dann abwärts um uns bei Linares wieder zum Absteigen zu zwingen. Mannshohe
Heidekrautbüsche säumen die Straße. Wir meistern den Alto de San Roque mit seinen 1270 m,
Passhöhe. Hier oben steht die bekannte Figur des in die Ferne blickenden Pilgers. Heute ist der Tag
der Pässe. Nach 8,5 km um 8:45 Uhr wir erreichen wir die 1335 m hohe Passhöhe des Alto do Poio.
Mit kontrollierter Abfahrt genossen wir die sich uns bietende großartige Natur. Galizien zeigt sich
von seiner schönsten Seite. Wieder sind wir froh, uns von keinen Einwänden im Vorfeld unserer
Reise, die von Gefahren, übermäßigem Verkehr usw., usw. gewarnt hatten, irre machen ließen.
Sicher --- es war auch bis hier her manchmal schwer. Aber insgesamt einfach grandios!
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Nach einer Abfahrt von 14 km erreichen wir 20 Minuten vor 10 Uhr Triacastela. Wir lassen unsere
Pilgerpässe stempeln und da es Frühstückszeit ist gibt es den obligatorischen Cafe´ con leche grande,
heute gab es deren zwei. Dabei wärmten wir uns von der langen Abfahrt auf, da es zwar sonnig, aber
sehr kühl war. Als wir aus der Bar ins Freie treten stecken wir im Nebel. So schnell ändert sich das
Wetter. Im Supermercado ergänzten wir unsere Vorräte. Problemlos, obwohl im Nebel, erreichten
wir Samos nach 34 km um 11:15 Uhr. Wir besichtigen die mächtige Klosteranlage. Einer, der 14
Patres die noch im Konvent leben, führt uns engagiert durch das Kloster und die Kirche. Die
Besichtigung diese Klosters können wir nur empfehlen.
Ja und dann – noch in Samos – vor einer Figurengruppe mit Jakobspilger und Jakobspilgerin nebst
Brunnen – ratsch .- mein vorderer Bremszug war gerissen. Aber kein großes Problem, Ersatzteil war
dabei und nach 20 Minuten hatten wir gemeinsam den Schaden behoben. Sehr genau wurde unser
Tun von einem Hund beobachtet, der sich gleich zu uns gesellt hatte.
Sarria erreichen wir nach 59 km gegen 14. Uhr. Auch hier war die Herberge leicht zu finden. Wir
nahmen die erste. In Sarria gibt es mehrere. In unserer Herberge wird für die Übernachtung nur eine
Spende erbeten. Es ist die älteste am Ort und in Ordnung. Aber dafür war diese auch sehr spartanisch
eingerichtet Es gab weder Besteck noch Teller oder Gläser. Hatte dann wieder den Vorteil kein
Geschirr spülen zu müssen. Die anderen sind Private Herbergen, etwas komfortabler zum Preis von
6€.. Aber es gelang uns dennoch unser eingekauftes Abendessen zu verzehren. Gut – Wein aus dem
Jogurtbecher haben wir auch selten getrunken, aus der Flasche schon des Öfteren im Leben.
Wir finden auch das Kloster De la Magdalena. Ein netter Herr schloss uns die Tür auf, so dass wir
die Kirche und den Kreuzgang besichtigen konnten. Der Fußboden ist mit einem Mosaik aus bunten
Kieselsteinen gestaltet. Neben dem Kloster können wir den Friedhof besuchen, der entgegen allen
bisherigen, geöffnet war. Wir gönnen uns einen kühlen Trunk vor einer Bar in der Sonne und planen
den nächsten Tag. Die große, von außen sehr imposante Kirche war geschlossen. Daneben, in der
kleinen Eclesia de Santa Maria, konnten wir um 19 Uhr einer Hl. Messe beiwohnen. Ein
erwachsener Messdiener verschönerte mit seinem wunderbaren Gesang die Messfeier und
anschließend gab es noch einen Stempel in den Pilgerpass.
Hannelore und ich sprachen lange über die letzten Tage. Intensiv tauschen wir unsere Erfahrungen
aus. Beide empfanden wir es als gut die Etappen so gewählt zu haben, dass wir an einem Tag zum
Cruz de Ferro stiegen, den nächsten Tag den Cebreiro in Abgriff nahmen, auch dort übernachteten
und am nächsten Tag die zwei anderen Pässe meisterten. Wie auch nicht anders zu erwarten --kluge Planung!
13.05.2006 Sarria ----- Arzua
87 km
Wir sind früh am heutigen Morgen. In einer nahegelegenen kleinen Bar stärken wir uns mit Kaffe,
Brot, Butter und Marmelade für 2 €. Es beginnt steil im Ort. Dann aber am Friedhof geht es 200 m
steilst bergab und sofort nach rechts.. Dann steigt es 6 km wieder an. Wir fahren auf der N 535 die
sehr verkehrsarm ist. Es ist weiterhin wellig. Der Himmel ist bedeckt. Am Morgen herrscht nicht
besonders schönes Wetter. Nach 16 km um 9:15 Uhr durchlaufen wir Paradela. Ein zahnloser älterer
Herr mit Sack und Sichel schwingt diese, deutet voraus und wünscht Bon Camino. Hoch und runter,
so geht es weiter, bis wir 4 km vor Portomarin den Stausee erblicken in dem das alte Portomarin
versunken ist. Um 10 Uhr nach 25 km stehen wir an einer großen Treppe die in den Ort führt. Die
alte mächtige romanische Kirche San Nicolas, die als einziges Gebäude nicht in den Fluten versank
und Stein für Stein abgetragen und wiederaufgebaut wurde, grüßt über der Stadt. Wir suchen eine
Bar. Nach längerem Suchen haben wir Glück. Eine sehr alte Dame serviert uns Kaffee.
Das Streckenprofil bleibt sehr wellig. Öfter ist schieben angesagt. So erleben wir es in ganz
Galizien, ein stetiges auf und ab! Ich glaube da gibt es überhaupt keinen flachen Kilometer. Die
Straße ist auch umbenannt. Die alte Bezeichnung ist auf den alten Kilometersteinen übermalt aber
noch entzifferbar, 535. Es sind ganz neue Schilder (EU bezahlt) mit der Bezeichnung BU 633
aufgestellt. In Gonzar legen wir eine kurze Rast ein. Dann 2 km aufwärts. An einer großen
Kreuzung müssen wir links abbiegen um sofort wieder nach rechts abzufahren in eine kleine
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idyllische Nebenstraße. Hier hilft ein Schild mit einem stilisierten Radfahrer. Dieser ist aber nur an
dieser Stelle hilfreich. Sonst ist er zu ignorieren, denn er führt auf den Camino! In Ligonde wähnen
wir uns im Allgäu – Viehtrieb! Immer wieder sieht man hier am Weg kleine
Pilgerversorgungsstätten. Auch supermoderne Pensionen sind hier in die Gegend gebaut. Für den
Kaschber aus dem Fernsehen wären die aber noch zu primidiv. Sterne hän die keene!
Nach 50 km um 13:30 Uhr picknicken wir in Palas de Rei an der Prazza do Conzello. In der
Herberge an der Hauptstraße holen wir uns einen Stempel. Dann wird es etwas sehr abenteuerlich.
Wir fahren durch Orte, deren Namen auf keiner unserer Karten eingezeichnet sind. Und es gibt
Ortnamen in der Karte, Orte dieser Namen finden sich nicht in der Realität. Das ist wie in alten
Ostblockkarten. Gerade an wichtigen Einmündungen oder Kreuzungen fehlte dann die Orientierung.
Wir haben den Fehler gemacht einer Nebenstrecke aus dem blauen Buch zu folgen. Steil, steil, sehr
steil – schieben, schieben. Da macht es auch keine Freude sich in unberührter Natur zu bewegen.
Einmal haben wir dann auch noch die verkehrte Richtung gewählt. Siehe die Sache mit den
Ortsnamen! Dies merkten wir erst als wir ein Hinweisschild nach Melide entdeckten, das in die
Richtung zeigte aus der wir kamen. Also - wieder zurück und dann fanden wir den richtigen Weg.
Wir haben ganz schön gekeucht und gejapst. Also, das mit den Dorfnamen habe ich bis heute noch
nicht klären können. Viele Straßennamen sind umbenannt, das war zu erkennen. Aber dass ganz
Galizien auch die Ortsnamen geändert haben soll, erscheint mir doch mehr als verwunderlich. Was
da so in den Karten steht! Wir hätten doch besser die Nationalstraße genommen. Ich würde
Jedem davon abraten diese Schwachsinnsstrecke zu fahren! Denn das hat mit Nebenstrecke
nichts zu tun, wenn wir für 14 km gut 1,5 Stunden brauchen. Wir sind ja nicht gerade die letzten
Weicheier auf dem Rad. Ich bin schon Einiges in den Alpen gefahren – aber des do! Do verreckscht
im Schatte! So is halt manchmol pilgern!
Um 16:00 Uhr nach 70 km erreichen wir Melide vorbei an einem modernen Kreuz am Orteingang.
Ich hatte schon die Lage der Herberge erkundet, während Hannelore an einem Brunnen rastete, denn
ich hatte eigentlich für den Tag genug. Um so erstaunter war ich als Hannelore auf meine Frage
antwortete: “weiter!“ Also ging es weiter. Aber auf der Nationalstraße N 547. Diese Straße verläuft
auch ziemlich parallel zum eigentlichen Camino. Und es herrschte am Samstag so gut wie kein
Verkehr. Da war allerdings noch so eine verrückte Nebenstrecke mit jedweden eingezeichneten
Steigungen ausgewiesen. Warnung vor solch Schwachsinn!!!!! Nach 87 km erreichen wir Arzua um
17:45 Uhr. Diese Herberge nimmt normalerweise erst Radpilger ab 19 Uhr auf, es sei denn man ist
mit einem Matratzenlager im ehemaligen Pferdestall zufrieden. Dieser ist gut ausgebaut, sauber und
freundlich. Mit Wenigem zufrieden zu sein ist Zier des einfachen Menschen – wir waren damit
zufrieden.. Wir sattelten ab – begaben uns unverzüglich zum Stadtplatz und genossen zwei große
Bier (0,5 l) in der herrlichen Nachmittagssonne. Das war heute die schwerste Etappe. Nicht nur
wegen der Länge, sondern wegen der abenteuerlichen Streckenführung. Wir machten einen
Rundgang durch den Ort. Ab dem Friedensgebet erlebten wir noch die Hl. Messe in der Kirche mit.
Eine ohne Füße dastehende Figur des Hl. Jakob als Matomoros ist hier vorhanden. Über dem
Hochaltar ist der Heilige als Pilger und als Maurentöter abgebildet. Um 19:25 Uhr herrschen noch 25
Grad. Ab dem Nachmittag war das Wetter sehr schön und sonnig. Wir gingen essen. Für 17 € - für
uns Beide - Galizische Suppe aus der Terrine mit vielen Muscheln darin, Rinderbraten mit Pommes,
Tiramisu, ein Bier und eine Flasche Rotwein. Bei einem Bier auf dem Dorfplatz riefen wir die
Speyerer und die Saarländer an.
14.05.2006 Arzua ----- Santiago de Compostela
40 km
Die Nacht im Pferdestall haben wir gut verbracht. Es war ruhig und friedvoll. Wir frühstücken in
einer kleinen Bar. Hier lärmt schon der Fernseher und überträgt ein Motorradrennen. Wellig läuft es
dann auf der neu asphaltierten ( der EU sei Dank) N 547 ganz gut dahin. Wie überall in Galizien, es
geht nur rauf und runter. Heut am Sonntag morgen herrscht sehr wenig Verkehr. Die Spanier
schlafen um diese Zeit noch. Die Fahrt führt durch Wiesen, Tannen- und Eichenwäldern, durch
kleine Ortschaften wie Pregontono, Calzada, Cerceda mit zum Teil sehr maroder Bausubstanz. Der
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Camino quert immer wieder die Straße. Am Kreisverkehr in Figueroa weist ein Hinweisschild nach
links für Fußpilger und Radfahrer. Entgegen den älteren Karten muss man diesem Weg folgen. Die
Verkehresführung ist geändert und lässt nichts anderes zu. Auch hier ist das Fahren mit dem Rad auf
der neuen Autobahn nicht erlaubt! Wir waren zuerst etwas planlos, da auf unserer Straße auch
Autoverkehr herrscht. Es ist kein ausgesprochener Radweg! Es ist aber der richtige Weg. Er
führt vor Lavacolla am Flughafen vorbei und am Flughafenkreisel direkt nach Santiago. Ohne
Probleme, immer wellig, aber alles Steigungen die wir problemlos fahren konnten, gelangen wir über
San Marcos zur Abzweigung zum Monte do Gozo. Wir meiden dieses riesige Europäische
Pilgerzentrum bleiben auf der Nationalstraße und passieren die Ortstafel von Santiago de
Compostela um 11:07 Uhr nach 36,5 km. Unsere Route auf der Nationalstraße, die in weiten Teilen
dem Camino folgt, erwies sich als gute Wahl. Besser als uns irgendwie durch die Pampa zu quälen
wie am Vortag. Da gibt es auch so diverse Vorschläge
Wir folgen der sehr guten Beschilderung des Camino in der Stadt, immer gerade aus, und stehen um
11:35 Uhr nach 40 km, auf der Praza do Obradoiro, vor der gewaltigen Kathedrale.
Wir hatten das Ziel unserer Pilgerreise erreicht. Tief bewegt erlebten wir diesen einzigartigen
Augenblick. Unsere lange Reise war zu Ende. Gefühle überkamen uns, die wir bestimmt nie
mehr vergessen werden. ALLES HATTE SICH GELOHNT!
Unser erster Weg führte uns natürlich ins nahe gelegene Pilgerbüro. Hier erhielten wir unsere
Pilgerurkunden, die wir Stolz in Empfang nahmen. Für uns war es ein besonderer Augenblick.
Beinahe hätte ich unsere Pilgerurkunden noch zurückgelassen. Ich merkte es, als wir wieder auf der
Straße standen. Blitzschnell rannte ich wieder ins Büro zurück und holte den Köcher mit den für uns
so wertvollen Dokumenten.
Danach reichte die Zeit um noch pünktlich zur Pilgermesse zu kommen. Das berühmte
Weihrauchfass, das Botafumeiro wurde geschwenkt. Wir gingen zum Hochaltar, umarmten die Büste
des Hl. Jakob und stiegen zur Gruft hinab, wo die Gebeine der Heiligen in einem silbernen
Sarkophag ruhen. Auch legten wir an der Portico de la Gloria die Hand für ein kurzes Gebet in die
Vertiefung in der Wurzel Jesse und berührten auf der Rückseite mit der Stirn den Kopf der Figur des
Hl. Matthäus, der auch „Kopfstoßheiliger“ genannt wird.
Danach suchten wir die Herberge im Seminario Menor. Diese liegt 10 Minuten von der Kathedrale
entfernt und ist leicht zu finden. Allerdings die letzten 100 m mit einer Steigung, die uns fast die
Räder nicht hochwuchten lies. Als wir dort ankommen ist es 10 Minuten vor 14 Uhr. All unser
klingeln führte zu keinem Einlass. Zwei junge Pilgerinnen bedeuteten uns, dass das Seminario erst
um 16:00 Uhr öffnen würde. Da wir Hunger und Durst verspürten, suchten und fanden wir eine
kleine Bar in unmittelbarer Nähe zur Herberge. Bier und vor allem der Hamburger speziale
mundeten unbeschreiblich gut. Hannelote und ich zogen ein erstes – überaus positives Resümee
unserer Pilgerreise. Über 900 km, kein Unfall, keine Krankheit, keine größre Panne, überwiegend
gutes Wetter – der liebe Gott meinte es gut mit uns! Kurz nach 16:00 Uhr erhielten wir Einlass ins
Seminario. Es handelt sich um ein Internat dem auch ein Priesterseminar angeschlossen war und 500
Internatsschüler beherbergte. Da heute nur noch 90 Schüler hier wohnen ist natürlich reichlich Platz
vorhanden. Es sind große Schlafsäle mit ca. 50 Betten, aber Einzelbetten die in großem Abstand,
teilweise vor einem Schrank stehen. Die Räumlichkeiten werden von einem sehr netten Paar betreut,
dass mehrere Sprachen spricht. Und das Beste war – wir konnten im Gegensatz zu den meisten
Herbergen nicht nur eine Nacht, sondern die nächsten 4 Nächte buchen. Das war auch deshalb
angenehm, weil wir erst um 10:00 Uhr am Morgen das Seminario verlassen mussten und das Haus
bis 24 Uhr geöffnet war. Und dass wir nur 5€ pro Person und Nacht zahlen mussten war uns
natürlich auch nicht gerade unangenehm. Und wir hatten Betten mit Blick über die Stadt und auf die
Kathedrale.
14.05 --- 17.05.2006 Santiago de Compostela und Kap Finisterre
In den nächsten Tagen erkundeten wir Santiago ausgiebigst. Wir lernten diese Stadt kennen und
lieben. Immer wieder besuchten wir die großartige Kathedrale zu Pilgermessen, zu anderen
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Gelegenheiten. Oft stiegen wir zum Hl. Jakob zum Altar hinauf und in die Krypta hinab. Die
zahlreichen Kapellen luden zu Gebet, stillem Verweilen und Einkehr ein. In einer dieser Kapelle
steht ein Ölberg mit einer Christusfigur in deren Hände fromme Beter Zettel mit Bitten stecken.
Auch Hannelore kam diesem Brauch nach. Noch zwei Mal konnten wir das Schwenken des
Botafumeiro erleben. Trotz dieser, auch touristischen Attraktionen, war das intensivste Erlebnis die
Mitfeier einer stillen Messe am letzten Abend.
Auf die Beschreibung aller Kirchen, Klöster und anderer Sehenswürdigkeiten der Stadt will ich
bewusst verzichten. Das steht in einschlägiger Reiseliteratur alles ausführlich beschrieben.
Wir haben uns alles ausführlich angesehen. Und wir verliebten uns immer mehr in diese großartige
Stadt. Allerdings will ich auf das kleine aber feine Pilgermuseum besonders hinweisen. Wir meinen
– für einen Pilger ein Muss! Allein die zahlreichen dort zu besichtigenden alten Jakobsfiguren lohnen
den Besuch.
Immer wieder sehen wir die ankommenden Pilger am und im Gotteshaus. Pilger aller Schattierungen
von Alter oder Hautfarbe. Ein junger Mann führt einen Blinden an einem kleinen Stock. Und wir
treffen auch wieder zwei unserer netten Holländer.
Bei unseren zahlreichen Rundgängen erstanden wir auch eine Figur des Hl. Jakob, die unser
Wohnzimmer ziert. Immer wieder fanden wir kleine Bars und Restaurants in denen wir uns preiswert
stärken konnten.
Wir machen die Bekanntschaft eines Ehepaares, das lange in der Schweiz in der Gastronomie tätig
war und jetzt in Santiago eine kleine Bar betreibt. Der nette Besitzer zeigte mir den Weg zu seinem
Frisör. Und nachdem ich diesen nicht fand, brachte er mich selbst zu dessen Salon. Und um 17:50
Uhr am 16.05.2006 hatte Hannelore einen neuen Mann, ohne Bart mit kurzen Haaren.
Am Dienstag den 16.05.2006 fuhren wir mit dem Bus vom zu Fuß leicht zu erreichenden
Busbahnhof zum Kap Finisterre. Die Fahrt war ob der landschaftlichen Schönheiten sehr
beeindruckend. Als wir aber ankamen war es diesig, es war sehr windig und es regnete. Es war
wirklich das Ende der Welt! Die 3 km zum Leuchtturm schenkten wir uns dann, da uns ein
zurückkommender Bayer berichtete man würde die Hand vor den Augen nicht sehen. So gingen wir
nur durch den Hafen zu einem vorgelagerten Feuer. Hier versenkte ich meine Schuhe im Meer. Es
war 12:30 Uhr. Danach stärken wir uns mit einem Bier und nehmen den nächsten Bus nach Santiago
zurück. Auch auf der Rückfahrt lauschten wir fasziniert dem Palaver zwischen Busfahrer und
Fahrgästen. Es existiert ein beeidruckendes Tondokument. Um 15:30 Uhr erreichten wir wieder
Santiago das in herrlichem Sonnenschein lag. 20,65 € pro Person kostete der Ausflug.
18.05.2006 Santiago de Compostela ----- Flughafen
12 km
Wir brechen um 8:50 Uhr auf. Das Abschiedsbild vor der mächtigen Palme war gemacht. Wir rollten
gemütlich aus der Stadt, die wir vor vier Tagen mit soviel Freude und Emotionen betreten hatten.
Kurz vor 12:00 Uhr waren wir am Flughafen. Wir mussten an unseren Rädern dann doch mehr für
den Flug vorbereiten als uns im Vorfeld zugesichert wurde. In diesem Zusammenhang kann ich
Ryanair nicht das beste Zeugnis ausstellen. Ich musste halt das Vorderrad ausbauen, die Pedale
demontieren, den Lenker querstellen und Luft aus den Rädern lassen – schlussendlich kein Problem
weil ich den gemachten Aussagen nicht getraut und mich darauf eingestellt hatte.
Die Maschine startete pünktlich gegen 16:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Auch der Flug hatte
Rückenwind, so dass wir schon um 17:58 Uhr sicher landeten. Thomas und Jakob holten uns am
Flughafen ab und um 20:30 Uhr waren wir mit all unseren großartigen Eindrücke unserer Pilgerreise
wieder zu Hause.
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Fazit: Im August 2006
„Wer in die Fremde will wandern,
Der muss mit der Liebsten gehen,“
So beginnt das Gedicht „Heimweh“ von Joseph Eichendorff. Und dass wir uns daran gehalten haben,
und die Pilgerreise zusammen unternommen haben, war der Hauptpunkt, der die Sache für
Hannelore und mich zu so einem gewaltigen Erlebnis werden lies.
An diese Stelle möchte ich meinem Freund Dietrich danken, den ich erst einmal in Speyer gesehen
habe, aber mittlerweile als Freund bezeichne.
Die Pilgerreise war mit Sicherheit das „Gewaltigste“, das wir bisher unternommen hatten. Zum
Einen waren wir noch nie so viele Tage hintereinander auf dem Fahrrad gesessen, zum Anderen war
es auch das spirituell ( ich weis, klingt etwas hochtrabend!)größte Erlebnis unseres Lebens.
Die Begegnung mit den Menschen – das war das eigentliche Erlebnis und machte den
unbeschreiblichen Reiz dieser Reise aus. Eine Reise die wir bewusst als Pilgerreise angelegt hatten.
Der sportliche, radfahrerische Aspekt spielte keine Rolle, obwohl wir manchmal an unsere Grenzen
gehen mussten! Wir übernachteten daher auch nur in den Pilgerherbergen die im Abstand von
einigen Kilometern recht zahlreich vorhanden sind. Hier trafen wir Pilger aus allen fünf Erteilen, aus
unzähligen Ländern, mit den unterschiedlichsten Hautfarben und Sprachen, ja auch mit den
unterschiedlichsten Religionen – nicht nur christlicher Glaubensrichtungen.. Alle mit dem gleichen
Ziel, aber mit den unterschiedlichten Motivationen und Varianten der Pilgerfahrt. Mit all diesen
Menschen in Kontakt zu kommen, sich zu unterhalten, um Teil gemeinsam zu essen oder auch zu
beten – das macht für uns die unbeschreibliche Faszination des Camino aus. Und dass diese
Erlebnisse so gewaltig sind, dass Menschen immer wieder auf den Camino zurückkehren – das
können wir jetzt auch verstehen! Alle diese Menschen wollen nach Santiago, wollen zum Grab des
Hl. Jakob! Dabei ist der genaue geographische Ort des Grabes unbedeutend. Es ist der Glaube, der
hier entscheidend ist. Das gleiche Gefühl habe ich in Israel empfunden. Nicht das WO, das DASS ist
entscheidend.
Diese Erfahrung kann keine Lektüre vermitteln.. (siehe Einleitung) Un jetzt gibt es ach noch des
Buch vun dem Kasper aus dem Fersehen –Beststeller- alle Buchläde sin voll! 19 Euro 80 geben
die Leid fer so en angebliche Pilgerbericht aus! Unglaublich fer so was, was der
zusaqmmegefaselt hot! Ich weis des deshalb, net weil ich so verrickt wär mir des Buch zu kaufe
und dem wie ich men, Blender un Dummschwätzer ach noch Geld in de Rache zu schmeiße. Es
gibt jo in dene moderne Buchhandlunge Leseecke wo mer ungestört koschdelos lese kann. In
Luxushotels un Paradors gewohnt un owens geschlemmt! Un so ener will was übers pilgern uf em
Camino erzähle! Macht sich in manche Passage luschdig über die Herberge und die Pilger! Dem
glab ich ach net, dass der a nur 50 km geloffe ist! Eigentlich en Schlag ins Gesicht vun jedem
echte Pilger, der trotz geschunnener Füß un krumme Rücke am nechte Tag seun Rucksack um
halwer sechs in de Früh schultert und weitertdappt.
Als Beispiel soll ein Ehepaar dienen, beide kurz vor ihrem 70 –igsten Geburtstag, die schon 90
Tage unterwegs waren und schon 1200 km zurückgelegt hatten!
Do war der Knabe noch im weiche Bettche von seim 4-Sternehaus gelege un hot wahrscheinlich
uff sei Taxi gewart des en zu seim nechschte Parador bringt. Aber was solls – eigentlich is do jedes
Wort zu viel! Aber- der verarscht die Leid, faselt vun Visione unn Wiedergeburt – un macht viel
viel Kohle dabei! Des is im meune Age schändlich un verwerflich. Aber vielleicht deisch ich mich
jo a. Un wen interresiert schun meu Meinung!
Diese Passage ist am Ende ins Deutsche übersetzt !!!!!
Und der Wunsch, auf den Camino zurückzukehren wuchs bei uns von Tag zu Tag. Wobei der
Wunsch da ist wirklich zu pilgern, das heißt, zu Fuß zu gehen. Wenngleich ich die Strapazen
ungleich schwerer einschätze als mit dem Rad. Dazu kommt, dass wir wissen was wir mit dem Rad
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zu leisten im Stande sind. Viele Tage, mit vielen Kilometern am Tag mit ca. 9 kg Gepäck auf dem
Rücken – da kann ich mich und Hannelore überhaupt nicht einschätzen, was wir da leisten können.
Über viele Tage, an denen der Camino parallel zu Straße führt, ist unser Respekt vor den Fußpilgern
von Tag zu Tag gewachsen. Und wenn ich daran denke, welche Füße ich in den Herbergen gesehen
habe!!!! Ich hätte nicht geglaubt, dass man damit noch einen Kilometer gehen könnte. Und am
nächsten Morgen haben diese Pilger ihren Rucksack in aller Frühe geschultert und sind
weitermarschiert- weiter ihrem Ziel Santiago entgegen.
Wir waren gut vorbereitet, sowohl was die Planung als auch die Ausrüstung betrifft. Die beiden, in
der Einleitung erwähnten Bücher, nach denen wir unsere eigene Route konzipierten, erwiesen sich
als bedingt brauchbar. Bedingt brauchbar deshalb, weil sich im Laufe der Zeit immer wieder was an
den Strecken ändert. Da wird was Neues gebaut, wird die Straße verlegt, auch umbenannt und und
und. Es ist ja unglaublich was in Spanien eine rege Bautätigkeit herrscht, ob Straßen- oder Häuserbau
Und überall stehen die großen Hinweistafeln, dass die EU, sprich also wir, dies Alles finanzieren.
Bei uns in Deutschland verrotten die Straßen und Autobahnen. Aber auch das verstehe wer will. Das
Gleiche habe ich 2005 in Österreich auch erlebt, auch da passiert der Fortschritt. Das sagt natürlich
auch etwas über die Fähigkeit, oder besser Unfähigkeit unserer Politikerklasse im Gegensatz zu der
anderer Länder aus. Daraus ergab sich allerdings ein für unsere Reise sehr, sehr positiver Aspekt.
Alles was wir über das viele Fahren auf Nationalstraßen im Vorfeld gehört und gelesen hatten, und
was wir befürchtet hatten, trat nicht ein. Durch den rasanten Autobahnbau, speziell hinter Pamplona,
hatten wir viele Bundes- oder Nationalstraßen für uns ganz alleine. Es waren für uns über viele
Kilometer weit, gut asphaltierte „Radwege“. Daher war die von uns befahrene Stecke für uns gut zu
bewältigen. Zumal die Straßen im Gegensatz zu Deutschland überwiegend mit einem breiten
Seitenstreifen versehen sind und die spanischen Lastwagenfahrer nach unseren Erfahrungen als
Kavaliere zu bezeichnen sind. Die Länge der Tagesabschnitte legten wir von Tag zu Tag fest. Je
nach Lust und Laune, oder Sehenswürdigkeiten, variierten wir auch.
Unsere Räder waren sehr gut geeignet. Mit so einem „Fertzbeitelsrad“ wie es sie heute gibt, hätten
wir, gerade auch was den Transport in Bus und Flugzeug angeht, erheblich mehr Probleme gehabt.
Unser Ersatzmaterial war ausreichend. Die Erfahrung, in vielen Radtouren gesammelt, zahlt sich halt
doch aus.
Dasselbe gilt für alles Andere. Wir hatten gerade das dabei, das wir auch benötigten, keine unnötigen
Klamotten oder sonstige Ausrüstungsgegenstände. Das Gesamtgewicht betrug ca. 19 kg, verteilt auf
unsere Beider Räder.
Allerdings werde ich bei einer nächsten Reise ein große Camera mitnehmen! Dieses mal hatte ich
eine kleine Digitalkamera dabei und ca. 1300 Aufnahmen gemacht.
Und dann ein ganz wichtiger Aspekt der die Reise so sehr positiv beeinflusste – das Wetter! Wir
konnten, und hatten auch nicht damit gerechnet, die ganzen Tage auf dem Rad sitzen zu können ohne
nass zu werden. Es war zwar zum Teil noch bitterkalt, manchmal auch sehr trübe. Bei dieser
Jahreszeit auch nicht verwunderlich. Aber besser so, als im Sommer bei brütender Hitze gnadenlos
der brennenden Sonne ausgeliefert zu sein.. Wir denken aber, dass die Reisezeit gut gewählt war. Die
Natur war im Aufbruch. Überall grünte und blühte es. Dadurch erlebten wir auch die Meseta nicht
als ausgetrocknete dürre und braune Gegend, sondern als Landschaft mit den unterschiedlichsten
Grünfärbungen. Und es waren noch nicht die großen Pilgerströme unterwegs. So gab es in den
Herbergen, mit einer Ausnahme, keine Probleme. Und in Santiago konnten wir 4 Tage im Seminario
bleiben.
Es war nicht nur die Jahreszeit, es war überhaupt die Zeit für unsere Pilgerreise!!!!.
Es wird sich in den nächsten Jahren unserer Einschätzung nach Einiges ändern. Seit der Camino
1987 vom Europarat in das 1. Europäische Kulturerbe aufgenommen, und von der Unesco 1993 als
geistiges Weltkulturerbe eingestuft ist, pumpt die EU Unsummen in den Ausbau. Nicht etwa in den
Pilgerweg – nein – in den Ausbau der Straßen um die Regionen um den Camino touristisch zu
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erschließen. Es geht nicht um den Pilgerweg, um dessen Geschichte und Hintergrund. Es geht um die
Autotouristen, um Einzel- und Gruppenreisende. Der eigentliche Pilger verkommt zur Staffage!
Diese, schon heute für die Pilger negativ erkennbaren Folgen wurden uns mehrmals in den
Herbergen berichtet.
Bedauert haben wir es, dass die meisten Kirchen in den kleineren Ortschaften geschlossen hatten.
Denn dort wo wir eintreten konnten, meist romanische Kirchen, erschlossen sich uns keine großen
Kunstschätze. Aber in den z.T. wunderschönen, einfachen Statuen und Bildern kam die ganze über
Jahrhunderte gelebte Frömmigkeit zum Ausdruck. Dies beeindruckte uns mehr, als die zugegeben,
überwältigenden großen Kathedralen und Paläste.
Dankbar sind wir natürlich besonders dafür, dass wir die Reise ohne Unfall und Krankheit
überstanden haben. Auch blieben wir von Pannen verschont. Der gerissene Bremszug auf ebener
Straße war nicht der Rede wert!
Insgesamt sind wir ein wenig stolz auf uns!
Wenn uns der liebe Gott unsere Gesundheit erhält werden Hannelore und ich auf den Camino
zurückkehren – geplant ist 2008!
In diesem Sinn: Gott befohlen und Bon Camino!
Franz Gabath
Übersetzung:
Und jetzt gibt es auch noch das Buch von dem Kasper aus dem Fernsehen –Beststeller- alle
Buchläden sind voll! 19 Euro 80 geben die Leute für so einen angeblichen Pilgerbericht aus!
Unglaublich für so was, was der zusammengefaselt hat! Ich weis das deshalb, nicht weil ich so
verrückt wäre mir dieses Buch zu kaufen und dem wie ich meine, Blender und
Dummschwätzer auch noch Geld in den Rachen zu schmeißen. Es gibt ja in den modernen
Buchhandlungen Leseecken, wo man ungestört kostenlos lesen kann. In Luxushotels und
Paradors gewohnt und abends geschlemmt! Und so einer will was übers pilgern auf dem
Camino erzählen! Macht sich in manchen Passagen lustig über die Herbergen und die Pilger!
Dem glaube ich auch nicht, dass der auch nur 50 km gelaufen ist! Eigentlich ein Schlag ins
Gesicht von jedem echtem Pilger, der trotz geschundener Füße und krummem Rücken am
nächsten Tag seinen Rucksack um halb sechs in de Frühe schultert und weiterläuft.
Als Beispiel soll ein Ehepaar dienen, beide kurz vor ihrem 70 –igsten Geburtstag, die schon 90
Tage unterwegs waren und schon 1200 km zurückgelegt hatten!
Da war der Knabe noch im weichen Bett von seinem 4-Strnehaus gelegen und hat
wahrscheinlich auf sein Taxi gewartet das ihn zu seinem nächsten Parador bringt. Aber was
soll’s – eigentlich ist da jedes Wort zu viel! Aber- der verarscht die Leute, faselt von Visionen
und Wiedergeburt – und macht viel viel Kohle dabei! Das ist im meinen Augen schändlich und
verwerflich. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch. Und wen interresiert schon meine
Meinung!
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