Keine Angst vor Antibiotika!

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A n t i b i o t i k a
ARGUS
Antibiotika:
Richtiger und Gewissenhafter Umgang Schützt!
Redaktion
Medizin & PR GmbH – Gesundheitskommunikation
Im Klapperhof 33 a
50670 Köln
Telefon: 0221/77543-0
Telefax: 0221/77543-21
E-Mail: [email protected]
Herausgeber
ARGUS – Gemeinnützige Stiftung für
den Erhalt und die Entwicklung von
Infektionstherapeutika (in Gründung)
Postfach 19 11 19
14001 Berlin
Website: www.argus-stiftung.de
Ansprechpartner:
Heike Hallenberg (Tel. 0221 / 77543-12)
Dr. Lisa Kempe (Tel. 0221 / 77543-17)
Birgit Dickoré
(Tel. 0221 / 77543-11)
Ansprechpartner:
Professor Dr. med. Hartmut Lode
Tel. 030/8002-2222
Basispressemappe Antibiotika
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Werfen Sie doch ein ARGUS-Auge auf diese Pressemappe!
ARGUS ist der vieläugige Riese aus der griechischen Mythologie. Ihm haben wir den
Begriff Argusauge zu verdanken, der die sorgfältige Beobachtung einer Person,
eines Gegenstands oder eines Sachverhalts zum Ausdruck bringt. Die sorgfältige
Beobachtung – und zwar des sinnvollen Einsatzes von Antibiotika – ist das Ziel der
Informationsinitiative ARGUS
Antibiotika: Richtiger und Gewissenhafter Umgang Schützt!
Die Informationsinitiative wurde auf Veranlassung einer neu gegründeten Stiftung ins
Leben gerufen:
ARGUS – Gemeinnützige Stiftung
für den Erhalt und die Entwicklung von Infektionstherapeutika
Auf den Folgeseiten haben wir alles Wissenswerte zu Antibiotika und über ihren
richtigen Einsatz zusammengestellt.
Um Ihnen die Lektüre zu erleichtern, wir auf den Seiten 6 – 9 alle wesentlichen
Inhalte dieser Pressemappe in einer Kurzform zusammengefasst. Detaillierte
Informationen zu den einzelnen Kapiteln finden Sie ab Seite 10.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und Argusaugen für diese ebenso
spannende wie wichtige Thematik.
Basispressemappe Antibiotika
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ARGUS – Die Wirksamkeit von Antibiotika bewahren
„Bis Ende 1999 werden alle Infektionskrankheiten besiegt sein.“
Nobelpreisträger Frank McFarlane 1962
Die Entdeckung des Penicillins und die erfolgreiche Behandlung von bakteriellen
Infektionen durch Antibiotika zählt zu den großen medizinischen Errungenschaften
des 20. Jahrhunderts. Dennoch: Mehr als vierzig Jahre nach der Prognose von Frank
McFarlane stellt sich die Wirklichkeit vollkommen anders dar: Seit den Siebziger
Jahren sind 30 neue Infektionserreger hinzugekommen. „Alte Infektionskrankheiten“
wie die Tuberkulose erleben derzeit eine Renaissance. Jährlich sterben etwa 20
Millionen Menschen weltweit an Infektionskrankheiten. In der Medizin stehen jedoch
nur wenige neue Antibiotika zur Verfügung. Deshalb muss es Ziel sein, die
Wirksamkeit der vorhandenen Antibiotika zu bewahren. Aus diesem Grund wurde
ARGUS ins Leben gerufen.
ARGUS ist eine Gemeinnützige Stiftung für den Erhalt und die Entwicklung von
Infektionstherapeutika. Der Vorstand besteht aus:

Professor Dr. med. Hartmut Lode

Professor Dr. med. Ralf Stahlmann

Professor Dr. med. D. Piorek
Die Zielsetzung der ARGUS-Stiftung wird von folgenden Einrichtungen unterstützt:

Bundesverband der Pneumologen

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie

Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

Robert Koch-Institut
Basispressemappe Antibiotika
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Unterstützt wird die Stiftung von der Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe.
Sowohl Ärzte als auch Patienten können einen Beitrag zum Erhalt der Wirksamkeit
von Antibiotika leisten. Unterstützung finden sie durch Informationsangebote, die von
ARGUS bereit gestellt werden.
Unter dem Motto „Antibiotika: Richtiger und Gewissenhafter Umgang Schützt“ ist
ARGUS auch gleichzeitig eine Informationsinitiative, die in Zusammenarbeit mit der
Pfizer Pharma GmbH verfolgt wird. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, durch
Aufklärungsmaßnahmen den richtigen Gebrauch von Antibiotika zu unterstützen und
somit die Wirksamkeit dieser Medikamente langfristig zu bewahren.
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ARGUS-Empfehlungen für Patienten
Das 1 x 1 der richtigen Antibiotika-Einnahme
Sie haben eine bakterielle Infektion. Deshalb hat Ihnen Ihr Arzt ein Antibiotikum
verschrieben. Es ist wichtig, dass Sie es mit der Einnahme genau nehmen –
denn Bakterien sind clever! Eine falsche oder zu kurze Einnahme ermöglicht
den Bakterien, sich gegen das Antibiotikum zu rüsten und widerstandsfähig zu
werden. Nur eine ausreichend lange und regelmäßige Einnahme besiegt die
Krankheitserreger. Deshalb:
Brechen Sie die Antibiotikum-Einnahme nicht vorzeitig ab – auch wenn Sie
sich wieder etwas besser fühlen.
Setzen Sie das Medikament zu früh ab, könnte dies zu einem Rückfall führen. Die
Folge: Sie fühlen sich schon bald wieder krank. Ihre Infektion ist dann aber
schwieriger zu behandeln.
Nehmen Sie Ihr Antibiotikum regelmäßig ein.
Eine sporadische, unregelmäßige Einnahme kann es den Bakterien ermöglichen,
sich anzupassen und zu vermehren.
Nehmen Sie kein anderes Antibiotikum, als jenes, was Sie von Ihrem Arzt
verschrieben bekommen haben.
Ihr Arzt hat Ihnen ein Antibiotikum verschrieben, das speziell gegen die
Krankheitserreger wirksam ist, unter denen Sie momentan leiden.
Bewahren Sie keine „Antibiotika-Reste“ für „das nächste Mal“ auf.
Nehmen Sie das Medikament genau wie von Ihrem Arzt verordnet und nehmen Sie
bei einer erneuten Infektion keine übriggebliebenen Antibiotika ein ohne Ihren Arzt zu
konsultieren. Beenden Sie Ihre Antibiotika-Einnahme nach den Anweisungen Ihres
Arztes.
Denn nur wenn Antibiotika richtig eingenommen werden, können
sie auch richtig wirken. Auch in Zukunft.
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Der Siegeszug der Antibiotika
Das erste Antibiotikum, das Penicillin, wurde 1928 von Alexander Fleming in London
entdeckt. Eine Schimmelpilzkolonie auf einer seiner Bakterienkulturen hatte in ihrem
Umkreis sämtliche Bakterien von der Sorte der Staphylokokken verschwinden
lassen. In den darauf folgenden Jahren extrahierten Fleming und andere
Wissenschaftler aus diesem Schimmelpilz, genannt Penicillium notatum, den
bakterienhemmenden Saft des Pilzes, das Penicillin. Anfang der 1940er Jahre ging
die Penicillinherstellung „in Serie“. Später folgten weitere moderne, auch synthetisch
gewonnene Antiinfektiva. Millionen von Menschenleben konnten seitdem dank dieser
„zufälligen“ Entdeckung gerettet werden.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 10
Antibiotika – Helfer bei Atemwegsinfektionen
Mit der Entdeckung der Antibiotika wurde ein wahrer Siegeszug gegen bakterielle
Erkrankungen eingeläutet. Der Begriff „Antibiotikum“, der sich aus dem Griechischen
ableitet, bedeutet ungefähr „gegen etwas Lebendes gerichtet“. Damit sind Bakterien
gemeint. Antibiotika wirken nicht gegen Viren! Mit Hilfe von Antibiotika können
bakterielle Infektionen geheilt werden. Damit Antibiotika richtig wirken können,
müssen sie regelmäßig, über den empfohlenen Zeitraum und in der empfohlenen
Dosierung eingenommen werden. Keinesfalls darf die Antibiotikaeinnahme einfach
abgebrochen werden, nur weil sich der Patient wieder besser fühlt.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 11
Lästige Plagegeister: Viren und Bakterien
Atemwegsinfektionen können sowohl durch Viren als auch Bakterien ausgelöst
werden. Zu den Infektionen, an denen vielfach Bakterien beteiligt sind, zählen
Stirnhöhlen- und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung
(Otitis
media),
(Bronchitis)
Mandelentzündung
und
(Tonsillitis),
Lungenentzündung
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Entzündung
(Pneumonie).
der
Bei
Bronchien
bakteriellen
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Atemwegsinfektionen werden vom Arzt in der Regel Antibiotika verordnet, um den
Krankheitsverlauf abzukürzen und um das Entstehen von Komplikationen zu
verhindern.
Zu den Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, zählen beispielsweise die
Virus-Grippe (Influenza) und die Erkältung. Antibiotika sind hier nicht wirksam.
Sind die natürlichen Abwehrkräfte durch eine virale Infektion, Stress oder
Unterkühlung geschwächt, können Bakterien in den Körper eindringen und zusätzlich
eine bakterielle Infektion auslösen.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 14
Überlebenskünstler Bakterien
Wenn ein Antibiotikum trotz hoher Konzentration und richtiger Einnahme nicht mehr
effektiv wirkt, ist es gegen den eingesetzten Erreger möglicherweise unempfindlich,
also resistent, geworden. Durch falsche oder überflüssige Einnahme können manche
Bakterien die Fähigkeit entwickeln, den antibiotischen Effekt aufzuheben. In solchen
Fällen können Ärzte noch auf moderne Antibiotika zurückgreifen. Das Spektrum an
neueren Antibiotika ist jedoch begrenzt und sollte auch im Hinblick auf die
Behandlungsmöglichkeiten und Gesundheit zukünftiger Generationen geschont
werden.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 16
Gemeinsam stärker: Arzt und Patient
Nicht nur Wahl und Wirksamkeit eines Antibiotikums machen eine erfolgreiche
Antibiotika-Therapie aus. Denn die beste ärztliche Therapie und Beratung ist zum
Scheitern verurteilt, wenn der Patient sich sträubt. Therapiedauer, rasche
Wirksamkeit, das Vertrauensverhältnis zum Arzt sowie der subjektiv empfundene
Informationsgrad des Patienten machen im Zusammenspiel die Zufriedenheit des
Patienten und den Erfolg einer Behandlung aus, so die Ergebnisse einer Studie in
vier europäischen Ländern (Perceptions of Antibiotic Compliance and Efficacy, kurz
Basispressemappe Antibiotika
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„PACE“). Von der kurzen Einnahmedauer eines Medikamentes schließt der Patient
auf eine rasche Genesung. Erhält er dazu noch ausführliche Erklärungen von seinem
Arzt, ist er bereit, das Medikament wie besprochen einzunehmen. Verstehen sich
Arzt und Patient als Team im Kampf gegen die Bakterien, so haben sie gemeinsam
eine größere Chance auf Erfolg.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 17
Verpulvert? Den Antibiotikaverbrauch in Grenzen halten
Im europäischen Vergleich (25 Länder) ist Deutschland beim Antibiotikaverbrauch im
unteren Drittel zu finden. Die höchsten Verbrauchszahlen finden sich in Frankreich,
Griechenland, Italien, Belgien und Luxemburg. Auch die deutschen Nachbarstaaten
Polen und Tschechien weisen einen hohen Verbrauch auf.
Nicht nur der Einsatz, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika
scheint Ländersache zu sein: Die PACE-Studie ergab, dass 75 Prozent der
deutschen Patienten es ablehnen, einen Teil der Tabletten aufzubewahren und
später nochmals zu verwenden. 53 Prozent der Deutschen lehnen dies sogar völlig
ab. Ganz anders dagegen zeigen sich Italiener und Spanier im Umgang mit dem
Bakterien-Killer: Etwa zwei Drittel stimmen dieser Vorgehensweise mehr oder
weniger zu, nur 13 Prozent (Italien) bzw. 16 Prozent (Spanien) lehnen es völlig ab,
Tabletten für die nächste Erkrankung aufzuheben und wieder zu verwenden. Für die
Wirksamkeit
von
Antibiotika
ist
dieses
Verhalten
fatal.
Eigenmächtige
Therapieabbrüche führen dazu, dass die Wirksamkeit dieser Medikamente gefährdet
wird. Die Therapietreue des Patienten, also die korrekte Einnahme von Antibiotika,
ist daher von äußerster Wichtigkeit, um die Entstehung von Resistenzen zu
vermeiden. Die PACE-Studie hat gezeigt, dass die Therapietreue deutlich höher ist,
wenn die Patienten ein Antibiotikum erhalten, das nur über drei Tage eingenommen
werden muss.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 19
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Keine Angst vor Antibiotika!
Infektionen machen auch vor Kindern nicht Halt. Bei häufig bakteriell bedingten
Infektionen der Atemwege wie Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis
und Lungenentzündung entscheidet sich der Kinderarzt in der Regel für die
Behandlung mit einem Antibiotikum, um den Krankheitsverlauf abzukürzen und um
das Entstehen von Komplikationen zu vermeiden.
Wichtig bei der Antibiotikabehandlung ist, dass die Eltern – und bei älteren Kindern
auch die Patienten selbst – mit der Therapie einverstanden sind und das
Antibiotikum entsprechend der Verordnung eingenommen wird. Häufig wird in der
Kinderarztpraxis das Vorurteil laut, dass Antibiotika das natürlich Immunsystem der
jungen Patienten schwächen. Das Gegenteil ist der Fall: Antibiotika unterstützen das
Immunsystem in der Abwehr von Infekten.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 21
Wichtige Fragen und richtige Antworten
Eigentlich ist es doch so einfach: Antibiotika nur, wenn es sich um eine bakteriell
verursachte Infektion handelt, und natürlich nur, wenn der Arzt sie verschrieben hat.
Wenn man dann noch den Anweisungen des Arzt oder Apothekers Folge leistet,
kann nichts schief gehen. Mit der Antibiotika-Einnahme sollte nicht nur wegen der
eigenen Gesundheit verantwortungsvoll umgegangen werden, sondern auch im
Hinblick auf die therapeutischen Möglichkeiten in der Zukunft. Die meist gestellten
Fragen von Seiten der Patienten haben wir deshalb im folgenden Kapitel gesammelt
und ausführlich beantwortet.
Lesen Sie mehr dazu ab Seite 23
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Der Siegeszug der Antibiotika
Sir Alexander Fleming: Wenn Penicillin, dann ausreichend!
Das erste Antibiotikum, das Penicillin, verdankt seine Entdeckung einem Zufall. Im
Jahr 1928, während Sir Alexander Fleming (1881 – 1955) an der Erforschung des
Influenza-Virus arbeitete, hatte sich zufällig Schimmel auf einer StaphylokokkenKultur abgesetzt und an diesen Stellen einen Bakterien-freien Kreis verursacht.
Damit hatte Fleming als Erster die zersetzende Kraft dieses Schimmelpilzes
gegenüber Mikroorganismen beobachtet. Dieser für den Menschen ungiftigen,
antibakteriellen Flüssigkeit, die der Pilz Penicillium notatum absondert, gab er den
Namen „Penicillin“. Penicillium notatum ist der gleiche Schimmelpilz, der auch auf
altem Brot zu finden ist. Sir Alexander Fleming, Ernst Boris Chain und Sir Howard
Walter Florey erhielten 1945 den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung von
Penicillin und seiner heilenden Wirkung bei diversen Infektionskrankheiten.
Schon in seiner Vorlesung zur Nobelpreis-Verleihung rief Fleming zu einem
verantwortungsvollen Umgang mit dem Medikament und warnte vor dem Problem
der Unterdosierung des Penicillins („If you use penicillin, use enough“ 1). Im Labor
hatten er und seine Forscher festgestellt, dass Bakterien eine zu geringe Dosierung
der antibakteriellen Substanz überleben und sich daran anpassen können, d.h.
resistent werden.
Anfang der 1940er Jahre ging die Penicillinherstellung „in Serie“. Später folgten
weitere moderne, auch synthetisch gewonnene Antiinfektiva. Millionen von
Menschenleben konnten seitdem dank dieser „zufälligen“ Entdeckung gerettet
werden.
Die Entdeckung des Bazillen-Killers hatte zur Folge, dass Ärzte nun bakteriell
verursachte Krankheiten wie Lungenentzündungen, Cholera, Tuberkulose, Syphilis
und Tetanus behandeln konnten. Diese häufig tödlich verlaufenden Infektionen
verloren plötzlich an Schrecken. Auch heute gelten Antibiotika noch als höchst
1
Fleming, Alexander. Penicillin. Nobel Lecture, December 11,1945.
http://nobelprize.org/medicine/laureates/1945/index.html
Basispressemappe Antibiotika
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wirksame Arzneimittel und sind bei der Behandlung von bakteriellen Infektionen nicht
aus der Arztpraxis wegzudenken. Seit 1978 wurden 63 neue antibiotische Wirkstoffe
oder Wirkstoffkombinationen entwickelt, derzeit stehen in Deutschland insgesamt 78
Antibiotika zur Verfügung.
Antibiotika: Helfer bei Atemwegsinfektionen
„Gegen etwas Lebendes gerichtet“
Mit der Entdeckung der Antibiotika wurde ein wahrer Siegeszug gegen bakterielle
Erkrankungen eingeläutet. Der Begriff „Antibiotikum“, der sich aus dem Griechischen
ableitet und 1945 von dem amerikanischen Nobelpreisträger Selman A. Waksman
geprägt wurde, bedeutet ungefähr „gegen etwas Lebendes gerichtet“. Damit sind
Bakterien gemeint. Mit Hilfe von Antibiotika können bakterielle Infektionen geheilt
bzw. der Gesundungsprozess gefördert werden. Außerdem unterstützen Antibiotika
das körpereigene Immunsystem in der Abwehr von Infekten. Antibiotika wirken
jedoch nicht gegen Viren! Viren sind im Gegensatz zu Bakterien keine Lebewesen.
Viren fehlt beispielsweise die Fähigkeit zur Fortpflanzung und sie verfügen über
keinen eigenen Stoffwechsel.
Die Bakterie: Freund oder Feind?
Bakterien sind kleinste Lebewesen, so genannte Mikroorganismen, die nicht größer
als 0,002 mm sind. Sie bestehen aus einer Zelle und entwickeln sich selbstständig
durch Zellteilung fort. Eine Bakterie teilt sich in zwei neue Zellen, die eine exakte
Kopie der genetischen Informationen der Mutterzelle beinhalten. Typische Formen
von Bakterien sind Stäbchen (Bazillen), Kugeln (Kokken) und Schrauben (Spirillen).
Bakterien existieren überall in unserer Umgebung, in der Luft, im Wasser, im Boden,
auf unserer Haut, in unserem Essen. Sie haben oftmals auch eine positive Wirkung,
wie zum Beispiel die Gas-produzierenden Bakterien, die die Löcher in den Schweizer
Käse „fressen“ oder die Bakterien in unserer Darmflora, die die Verdauung
unterstützen. Haben Bakterien eine negative Wirkung so spricht man von einer
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Infektion, verursacht durch eine Invasion und Multiplikation körperfremder,
pathogener, das heißt krankheitserregender Bakterien. Sie verbreiten sich von
Mensch zu Mensch sowie über Lebensmittel, infiziertes Wasser, Ungeziefer,
unsaubere Sanitäranlagen usw. Schaden verursachen diese Bakterien durch ihre
giftig wirkenden Stoffwechselprodukte sowie durch die Antwort des Körpers auf die
Erreger in Form einer Entzündung. Die Krankheit, die sie auslösen, kann sich lokal
beschränken, wie zum Beispiel bei Zahnkaries, aber auch den ganzen Körper in
Mitleidenschaft ziehen. Das Cholera-Toxin beispielsweise stört den Wasser- und
Elektrolythaushalt des Menschen und führt schließlich zum Tod durch Dehydration,
also Austrocknen.
Das Waffenarsenal: Arten von Antibiotika
Unterteilt werden Antibiotika nach ihrem Wirkmechanismus, also nach bakterizider
oder bakteriostatischer Wirkung. Ein Antibiotikum mit einer bakteriziden Wirkung
greift Bakterien selektiv an und tötet sie ab, z.B. indem der Aufbau der Zellwände
gestört wird. Die Antibiotika-Familien Penicillin, Cephalosporine und Glykopeptide
gehören zu dieser Gruppe. Ist das Immunsystem eines Patienten schon sehr
geschwächt, bekommt er meist ein bakterizid wirksames Antibiotikum.
Antibiotika mit einer bakteriostatischen Wirkung hingegen verhindern, dass die
Mikroorganismen weiter wachsen und sich vermehren. Sie können beispielsweise
die Proteinproduktion verhindern und stoppen damit entweder das Wachstum von
Teilen
der Zellen oder kompletter Zellen.
Zu
den
Antibiotikafamilien mit
bakteriostatischer Wirkung zählen Tetracycline, Sulfonamide, Aminoglykoside,
Makrolide, Azalide sowie die modernen Chinolone.
Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf das so genannte Wirkspektrum der
Antibiotika: Ein Schmalspektrumantibiotikum wirkt nur gegen einzelne, ganz
bestimmte Bakterien. Ein Breitspektrumantibiotikum entfaltet seine Wirkung gegen
viele verschiedene Erreger.
Die Empfindlichkeit von Bakterien auf die verschiedenen Antibiotika lässt sich in
einem Antibiogramm testen. Hierfür testen Mikrobiologen im Labor verschiedene
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Antibiotika mit Hilfe eines Nährbodens, auf den je nach Bakterienherd zum Beispiel
Atemwegssekret, Wundabstrich oder Stuhl aufgetragen wurde. Der größte
bakterienfreie Umkreis, der so genannte Hemmhof, weist auf das wirksamste
Antibiotikum hin. Ein Antibiogramm erleichtert vor allem bei komplizierten
Krankheitsfällen die gezielte Anwendung.
In der täglichen Praxis entscheidet der Arzt in der Regel aufgrund der Symptome des
Patienten und des zu erwartenden Erregerspektrums, ob und wenn ja, welches
Antibiotikum einzusetzen ist, um die Erkrankung möglichst wirksam zu behandeln.
Das zu erwartende Erregerspektrum spielt eine wichtige Rolle bei der Wahl des
Antibiotikums. So treten beispielsweise bei einem Kindergartenkind meist andere
Erreger auf als bei einem Schulkind. Bei einem jüngeren Erwachsenen wiederum
muss mit anderen Krankheitserregern gerechnet werden, als bei einem älteren
Pflegeheimbewohner. Aufgrund dieser Einschätzung wird der Arzt die Entscheidung
treffen, welches Antibiotikum am besten gegen den vermuteten Erreger wirkt.
Die Durchschlagkraft erhalten: Ganz oder gar nicht
Alle Antibiotika müssen am Ort der Infektion eine ausreichend hohe Konzentration
erreichen, um den verursachenden Erreger in seiner Vermehrung zu hemmen oder
ihn zu beseitigen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Patienten genau an die
Einnahmevorschriften des Arztes halten. Ein Antibiotikum muss in der verordneten
Menge und regelmäßig eingenommen werden. Außerdem muss es über den
gesamten empfohlenen Zeitraum eingenommen werden. Das sind je nach Art des
verordneten Antibiotikums 3, 5, 7 oder 10 Tage. Manche Patienten neigen dazu, das
Antibiotikum abzusetzen, wenn es ihnen nach zwei bis drei Tagen wieder besser
geht. Das kann fatale Folgen haben. Durch die falsche Antibiotika-Einnahme werden
nur die schwachen Plagegeister ausgerottet. Die überlebenden Bakterien hingegen
vermehren sich nach kurzer Zeit schon wieder und können einen Rückfall auslösen,
der dann schwer zu behandeln ist, weil das zuvor eingesetzte Antibiotikum nun
möglicherweise wirkungslos geworden ist. Ähnliche Konsequenzen sind zu
befürchten, wenn das Antibiotikum sehr unregelmäßig oder nicht in der empfohlenen
täglichen Dosierung eingenommen wird.
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Lästige Plagegeister: Viren und Bakterien
Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit
Atemwegsinfektionen können sowohl durch Viren als auch Bakterien ausgelöst
werden. Zu den Infektionen, an denen vielfach Bakterien beteiligt sind, zählen
Stirnhöhlen- und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung
(Otitis
media),
Mandelentzündung
(Tonsillitis),
Entzündung
der
Bronchien
(Bronchitis) und Lungenentzündung (Pneumonie). Anzeichen für eine bakterielle
Infektion sind neben Fieber (> 39° Celcius) vor allem eitrige Beläge, eitriger Auswurf
oder zähflüssiger, eitriger Schnupfen. Bei bakteriellen Atemwegsinfektionen werden
vom Arzt in der Regel Antibiotika verordnet, um den Krankheitsverlauf abzukürzen
und um das Entstehen von Komplikationen zu verhindern. Nicht behandelte
bakterielle Infektionen können beispielsweise zu Abszessen an den Mandeln oder
am Trommelfell führen oder rheumatisches Fieber auslösen.
Zu den Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, zählen beispielsweise die
Virus-Grippe (Influenza) und die Erkältung. Jeder Erwachsene ist zwei- bis dreimal
pro Jahr erkältet, Kinder sogar sechs- bis zwölfmal. Antibiotika können bei
virusbedingten Erkrankungen nichts ausrichten. Die meisten Erkältungskrankheiten
sind harmlos und mit bewährten Hausmitteln wie Wärme und Ruhe schnell wieder in
den Griff zu bekommen. Sind die Schleimhäute durch Viren angegriffen und so die
natürlichen Abwehrkräfte geschwächt, können Bakterien in den Körper eindringen
und zusätzlich eine bakterielle Infektion auslösen. Das gilt auch, wenn die
Abwehrkräfte aus anderen Gründen – wie Stress, Erschöpfung oder Unterkühlung –
geschwächt sind. Eine solche zusätzliche Infektion mit Bakterien wird als „bakterielle
Superinfektion“ bezeichnet.
Patienten mit Erkältung sollten einen Arzt aufsuchen, wenn die Krankheitssymptome
nach einer Woche nicht verschwinden oder die Beschwerden sogar schlimmer
werden. Weitere Gründe für einen Arztbesuch sind hohes Fieber, auftretende
Schmerzen an Kopf, Nacken oder Zähnen oder hartnäckiger Husten.
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Tipps für eine schnellere Gesundung
Unabhängig davon ob eine Infektion bakteriell ist und mit Antibiotika behandelt wird
oder viral ist. Hier sind einige Regeln zusammen gestellt, die den Genesungsprozess
unterstützen.
Wenn Sie krank sind ...
Gönnen Sie sich so viel Erholung wie möglich.
Mit viel Ruhe und Schlaf geben Sie Ihrem Körper die notwendige Kraft, die Infektion
zu bekämpfen.
Trinken Sie viel Flüssigkeit.
Trinken Sie mindestens 6-8 Gläser Flüssigkeit am Tag.
Essen Sie gut, wenn Sie hungrig sind.
Heiße Suppen und leichte, vitaminreiche Kost werden Ihrem Körper helfen, schnell
wieder auf die Beine zu kommen.
Bleiben Sie zu Hause.
Um zu vermeiden, dass Sie die Infektion verbreiten, bleiben Sie zu Hause, solange
es Ihnen Ihr Arzt rät.
Waschen Sie sich die Hände – so oft es geht.
Reinigen Sie stets gründlich Ihre Hände – vor allem nach dem Niesen, Husten, Nase
putzen und bevor Sie Nahrungsmittel anfassen.
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Überlebenskünstler Bakterien
Die richtige Einnahme ist entscheidend
Damit Antibiotika ihre Wirkung entfalten können, sollten sie regelmäßig und über den
empfohlenen Zeitraum in der verordneten Dosierung eingenommen werden.
Antibiotika können nur für eine bestimmte Zeitdauer im menschlichen Körper bleiben.
Wird die Konzentration des Antibiotikums im Körper zu gering, können sich Bakterien
an den Wirkstoff anpassen und sich trotz Behandlung vermehren.
Bricht ein Patient die Einnahme vor Ende der Behandlung ab, z.B. weil er sich schon
nach zwei Tagen wieder besser fühlt, werden nur die schwachen Plagegeister
ausgerottet. Die überlebenden Bakterien hingegen, vermehren sich nach kurzer Zeit
wieder und können einen Rückfall auslösen. Ein Rückfall ist meist schwer zu
behandeln, weil das zuvor eingesetzte Antibiotikum nun möglicherweise wirkungslos
geworden ist.
Auch das Auftreten von Durchfall, wie es gelegentlich bei der Einnahme von
Antibiotika vorkommen kann, darf keinesfalls dazu führen, dass das Antibiotikum
ohne Rücksprache mit dem Arzt einfach abgesetzt wird. Meist ist der Durchfall
harmlos und verschwindet nach wenigen Tagen wieder.
Manche Patienten nehmen sogar auf „gut Glück“ bei ihrer nächsten Erkrankung die
Reste eines Antibiotikums, oder gar die Überbleibsel eines Antibiotikums, das
beispielsweise einem Familienmitglied verschrieben wurde, ein. Auch das trägt dazu
bei, dass das Antibiotikum bei der nächsten schweren, bakteriellen Erkrankung nicht
mehr wirken kann.
Ärzte können in diesem Fall noch auf moderne Antibiotika zurückgreifen. Das
Spektrum an neueren Antibiotika ist jedoch begrenzt und sollte auch im Hinblick auf
die Behandlungsmöglichkeiten und Gesundheit zukünftiger Generationen geschont
werden.
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Gemeinsam stärker: Arzt und Patient
Länderübergreifend: Faktoren einer erfolgreichen Therapie
Die PACE-Studie (PACE = Perceptions of Antibiotic Compliance and Efficacy) hat es
gezeigt: Bei einer Antibiotikabehandlung machen die Therapiedauer, rasche
Wirksamkeit, das Vertrauensverhältnis zum Arzt sowie der subjektiv empfundene
Informationsgrad des Patienten die Zufriedenheit des Patienten und den Erfolg einer
Behandlung aus.
Die PACE-Studie2 wurde in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien bei
insgesamt über 3.000 Patienten, die aufgrund von leichten bis mittelschweren
Atemwegsinfektionen
zwei
Monate
zuvor
ein
Antibiotikum
erhalten
hatten,
durchgeführt. Zusätzlich zu den 600 Erwachsenen im Alter von 18 - 60 Jahren pro
teilnehmender Nation waren auch die Eltern bzw. Betreuer von jeweils 200 Kindern
zwischen 18 Monaten und 12 Jahren befragt worden. Im Interesse der persönlich
geführten Interviews standen vor allem die Erwartungen des Patienten und die
komplexen Interaktionen zwischen Arzt und Patient im Rahmen der AntibiotikaBehandlung, zum Beispiel die subjektive Wahrnehmung des Arztes und seiner
kommunikativ-informativen Kompetenz. Die Befragten äußerten sich zudem über ihre
Einschätzung
der
Medikamentenwirksamkeit,
der
Therapieeffizienz
und
ihr
Einnahmeverhalten.
Hauptsache schnell gesund?
Etwa über die Hälfte bis zwei Drittel der an einer Atemwegsinfektion erkrankten
Patienten erwarten, dass ihnen ihr Arzt ein Antibiotikum verschreibt. Bei Eltern
erkrankter Kinder ist dieser Anteil sogar noch etwas höher. Selbst eine banale
Erkältung möchte immer noch ein Drittel der Patienten schnell und effektiv mit einem
Antibiotikum loswerden. Zufrieden mit Medikament, Therapie und Arzt sind diese
ungeduldigen Patienten nur, wenn sie sich innerhalb von drei Tagen auf dem Weg
der Besserung befinden (81 Prozent) und innerhalb von sechs Tagen schon wieder
Müller, Ottmar, Stahlmann, Ralf „Patientenerwartungen und Compliance bei der antibiotischen
Therapie von Infektionen der oberen Atemwege“, Chemother J 2003; 12:13-20.
2
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topfit
sind
(74
Prozent).
Wirkt
ein
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Antibiotikum
bei
einer
bakteriellen
Atemwegsinfektion bereits innerhalb von drei Tagen, wird es schon allein aufgrund
dessen von den Patienten als gut und wirksam eingeschätzt und entsprechend
beständig eingenommen. Länger als drei Tage wollen die meisten Patienten jedoch
keine Pillen schlucken. Die Erwartung an ein Antibiotikum sind einfach auf den Punkt
zu bringen: In den Augen des Patienten ist das Antibiotikum wirksam, wenn alle
Symptome eindeutig (84 Prozent) oder wahrscheinlich (15 Prozent) innerhalb
kürzester Zeit beseitigt werden. Bei bakteriellen Atemwegsinfektionen stehen daher
Antibiotika mit besonders kurzen Einnahmedauer – z.B. über 3 Tage – in der Gunst
der befragten Patienten am höchsten.
Gemeinsam stärker
Ein wesentlicher Faktor für Patientenzufriedenheit und Therapieerfolg wurde in der
Vergangenheit unterschätzt: Je mehr ein Patient weiß und versteht, was in seinem
Körper vorgeht, desto höher ist seine Bereitschaft, die Anweisungen des Arztes zu
befolgen. Abgesehen von den rein sachlichen Informationen zu Dosis, Dauer, Zeit
bis zur Besserung, Nebenwirkungen usw. spielt auch die Zeit, die sich der Arzt für
das Gespräch mit seinem Patienten nimmt, eine große Rolle für das Ausmaß der
Zufriedenheit des Patienten. Unter den Patienten, die „vollständig zufrieden“ mit der
Behandlung ihres Arztes waren, gaben 79 Prozent eine Konsultationsdauer von
mehr als 10 Minuten an. Fühlt sich der Patient gut informiert und betreut, hält er sich
häufiger an die Anweisungen des Arztes als andere Patienten, die ihren
Informationsgrad und ihr Vertrauensverhältnis zum Arzt schlechter einschätzen.
Therapieversagen hat weitreichende Konsequenzen
Gerade im Hinblick auf die Entwicklung von Resistenzen aufgrund unregelmäßiger
oder falscher Einnahme, zu frühem Absetzen der Medikation und anderer Fehler
gewinnen diese subjektiven Erfolgsfaktoren an Bedeutung. So lautet die häufigste
Begründung der Patienten, die Medikamenten-Einnahme vorzeitig und eigenmächtig
abzubrechen, das subjektive Gefühl, dass sich die Symptome verbessern und
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verschwinden.3 Entscheidend für den Sieg über die bakterielle Infektion ist demnach
nicht nur die Auswahl des passenden Antibiotikums, sondern auch dessen
Einnahme- und Wirkdauer sowie die Zeit, die sich der Arzt für seinen Patienten
nimmt, um ihm zu erklären, wie er sich verhalten sollte und warum es wichtig ist,
dass er mitarbeitet.
Verpulvert? Den Antibiotikaverbrauch in Grenzen halten
Im europäischen Vergleich ist der Antibiotikaverbrauch in Deutschland zwar eher
gering, aber im Trend doch beunruhigend. Auch hierzulande werden immer mehr
Antibiotika mit einem breiten Wirkspektrum eingesetzt oder gar auf medizinische
„Reserven“ zurückgegriffen. Zuverlässige Zahlen zu Deutschland zeigen außerdem,
dass im ambulanten Bereich, sprich in den Arztpraxen, erhebliche regionale
Unterschiede
im
Verordnungsverhalten
vorliegen.
Innerhalb
Deutschlands
bekommen Pfälzer und Saarländer am häufigsten ein Rezept für Antibiotika,
während
die
Bundesländer
Sachsen
und
Brandenburg
die
wenigsten
Verschreibungen aufweisen, so die Ergebnisse eines Vergleichs der Regionen der
Kassenärztlichen Vereinigungen.
Grenzüberschreitendes Problem
Im Jahre 1999 wurden europaweit 8.500 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin
verbraucht – das entspricht immerhin dem Gewicht von circa 7.000 Autos der
Mittelklasse!4 Im europäischen Vergleich (25 Länder) ist Deutschland beim
Antibiotikaverbrauch im unteren Drittel zu finden.5 Die höchsten Verbrauchszahlen
finden sich in Frankreich, Griechenland, Italien, Belgien und Luxemburg. Auch die
Deutschland-Nachbarstaaten Polen und Tschechien weisen einen hohen Verbrauch
auf.
Vor
dem
Hintergrund
„grenzüberschreitender“,
wahrscheinlich
hoher
Branthwaite A, Pechere JC. Pan-European survey of patients’ attitudes to antibiotics and antibiotic
use. J Int Med Res 1996; 24:229-38.
4 Euro-Info 2002: Ernährung – Den Antibiotika geht es an den Kragen. Euro-Info Nr. 266, 2-6.
5 K. de With et al. Antibiotikaanwendung in Deutschland im europäischen Vergleich. Dtsch Med
Wochenschr 2004; 129:1987-1992.
3
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Resistenzraten und somit notwendig gewordener Reserve- bzw. Zweitbehandlungen
lassen sich auch die relativ hohen Verbrauchszahlen der Regionen Pfalz und
Saarland erklären, die zum „Vielverbraucher“ Frankreich benachbart sind.
Ländersache?
Nicht nur der Einsatz, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika
scheint Ländersache zu sein: Die PACE-Studie ergab, dass 75 Prozent der
deutschen Patienten es ablehnen, einen Teil der Tabletten aufzubewahren und
später nochmals zu verwenden. 53 Prozent der Deutschen lehnen dies sogar völlig
ab, in Frankreich waren es 45 Prozent. Ganz anders dagegen zeigen sich Italiener
und Spanier im Umgang mit dem Bakterien-Killer: Etwa zwei Drittel stimmen dieser
Vorgehensweise mehr oder weniger zu, nur 13 Prozent (Italien) bzw. 16 Prozent
(Spanien) lehnen es völlig ab, Tabletten für die nächste Erkrankung aufzuheben und
wieder
zu
verwenden.
verantwortungsbewusste
Die
hohe
Umgang
mit
Verordnungsrate
Antibiotika
sowie
lassen
der
vermuten,
wenig
dass
südeuropäische Patienten von höheren Resistenzraten betroffen sind und die Ärzte
dort häufiger zu den Reserven unter den modernen Antibiotika greifen müssen.
Die Therapietreue des Patienten, also die korrekte Einnahme von Antibiotika, ist
daher von äußerster Wichtigkeit, um die Entstehung von Resistenzen zu vermeiden.
Die PACE-Studie hat gezeigt, dass die Therapietreue deutlich höher ist, wenn die
Patienten ein Antibiotikum erhalten, das nur über drei Tage eingenommen werden
muss. Von den Patienten, die eine solche Behandlung bekamen, hielten sich
93 Prozent an das Therapieschema: 92 Prozent der Patienten führten die
Behandlung wie vom Arzt verschrieben zu Ende. Unter denjenigen Patienten, die mit
anderen Antibiotika (durchschnittliche Einnahmedauer sechs Tage) behandelt
worden waren, hielten sich nur 85 Prozent an das Therapieschema und nur
83 Prozent führten die Behandlung verschreibungsgemäß zu Ende.
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Keine Angst vor Antibiotika!
Kinder und bakterielle Atemwegserkrankungen
„Ich habe Halsschmerzen!“ – „Meine Ohren tun so weh!“ – Infektionen machen auch
vor Kindern nicht Halt. Gerade in der kalten Jahreszeit füllen kleine Patienten mit
Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis, Mittelohrentzündung oder
Erkältung die Wartezimmer der Kinderärzte. Bei bakteriell bedingten Infektionen der
Atemwege entscheidet sich der Kinderarzt in der Regel für die Behandlung mit einem
Antibiotikum, um den Krankheitsverlauf abzukürzen und um das Entstehen von
Komplikationen zu vermeiden.
Wichtig bei der Antibiotikabehandlung ist, dass die Eltern – und bei älteren Kindern
auch die jungen Patienten selbst – mit der Therapie einverstanden sind. Häufig wird
in der Kinderarztpraxis das Vorurteil laut, dass Antibiotika das natürliche
Immunsystem der jungen Patienten schwächen. Das Gegenteil ist der Fall:
Antibiotika unterstützen das Immunsystem in der Abwehr von Infekten.
Faktoren
wie
Dauer
und
Häufigkeit
der
Antibiotikaeinnahme,
mögliche
Nebenwirkungen, aber auch der Geschmack des Arzneimittels spielen bei der
Therapietreue eine große Rolle. Der Kinderarzt wird in der Regel versuchen, bei der
Antibiotikaverschreibung auf diese Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Ebenso wie
bei der Behandlung von Erwachsenen, ist es auch bei Kindern sehr wichtig, dass das
Antibiotikum regelmäßig über den empfohlenen Zeitraum und in der empfohlenen
Dosierung eingenommen wird.
Eine der häufigsten Infektionen im Kindesalter ist die akute Mittelohrentzündung
(Otitis media). Besonders in den ersten zwei Lebensjahren stellt diese Erkrankung
ein Problem dar, da sie in diesem Alter besonders häufig auftritt und auch oft
besonders komplikationsreich verläuft. Ohne eine Behandlung mit Antibiotika kann
die akute Otitis media chronisch werden oder immer wieder entstehen. Es können
sich Abszesse bilden oder sogar eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auftreten.
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Eine weitere häufige Erkrankung im Kindesalter ist die Mandelentzündung
(Tonsillitis). Einen Nachweis für diese Erkrankung kann durch einen StreptokokkenSchnelltest erbracht werden. Auch hier gilt es durch die Antibiotikatherapie
Komplikationen, wie beispielsweise das Entstehen von rheumatischem Fieber, zu
verhindern.
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Wichtige Fragen und richtige Antworten
Eigentlich einfach: Antibiotika wirken nur, wenn es sich um eine bakteriell
verursachte Infektion handelt, und sollten natürlich nur dann eingenommen werden,
wenn der Arzt sie verschrieben hat. Wenn man dann noch den Anweisungen des
Arzt oder Apothekers Folge leistet, kann nichts schief gehen. Mit der AntibiotikaEinnahme sollte nicht nur wegen der eigenen Gesundheit verantwortungsvoll
umgegangen
werden,
sondern
auch
im
Hinblick
auf
die
therapeutischen
Möglichkeiten in der Zukunft. Die meist gestellten Fragen von Seiten der Patienten
haben wir deshalb im folgenden Kapitel gesammelt und beantwortet.
Was muss ich bei der Einnahme eines Antibiotikums beachten?
Halten Sie sich bitte genau an die Anweisungen Ihres Arztes, vor allem in
Bezug auf Dosierung (wie viele Tabletten oder Kapseln täglich?) und
Einnahmedauer (wie viele Tage lang?).
Warum ist es so wichtig, dass ich eine Packung Antibiotika bis zum Ende einnehme,
auch wenn es mir schon wieder besser geht?
Um Bakterien auszurotten, wird eine bestimmte Wirkstoffmenge im Körper
benötigt. Wenn Sie die Antibiotika-Einnahme einfach abbrechen, überleben
Bakterien, die sich nach kurzer Zeit schon wieder vermehren und einen
Rückfall auslösen können. Ein Rückfall ist meist schwer zu behandeln, weil
das zuvor eingesetzte Antibiotikum möglicherweise wirkungslos geworden ist.
Sollten Sie aus einem Grund, beispielsweise weil ihr Arzt die Behandlung
umgestellt hat, Reste eines Antibiotikums übrig behalten haben, geben Sie
diese bitte in der Apotheke ab. Nehmen Sie die Antibiotikareste auf keinen Fall
bei der nächsten Erkrankung ein. Möglicherweise liegt dann keine bakterielle
Infektion vor und das Antibiotikum ist wirkungslos.
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Muss ich Antibiotika immer vor einer Mahlzeit einnehmen?
Bezüglich des besten Zeitpunktes zur Einnahme eines Antibiotikums, gibt es
erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Präparaten. Halten Sie
sich daher am besten an die Anweisungen Ihres Arztes oder der
Packungsbeilage. Viele Präparate sollen vor (eine Stunde) dem Essen
eingenommen werden. Andere sind besser verträglich, wenn Sie die Tabletten
während oder nach (zwei Stunden) einer Mahlzeit einnehmen.
Muss ich ein Antibiotikum immer ganz pünktlich einnehmen?
Antibiotika
sollten
nach
Möglichkeit
immer
zum
selben
Zeitpunkt
eingenommen werden, wenn auch nicht auf die Minute genau. Damit wird
gewährleistet, dass sich immer eine ausreichend hohe Menge Wirkstoff im
Körper befindet, um die Bakterien abzutöten bzw. deren Vermehrung zu
verhindern. Entscheiden Sie sich für einen markanten Zeitpunkt, den Sie
bestimmt nicht vergessen, z.B. morgens – ob vor oder nach den Mahlzeiten
hängt vom jeweiligen Antibiotikum ab.
Ich habe vergessen, mein Antibiotikum einzunehmen. Was mache ich jetzt?
Bei einer Verschiebung um wenige Stunden macht es noch Sinn, die
Einnahme nachzuholen. Danach machen Sie mit der Einnahme um den
ursprünglichen Zeitpunkt weiter. Wenn Sie jedoch völlig vergessen haben, Ihr
Antibiotikum pünktlich einzunehmen, dann nehmen Sie auf keinen Fall bei der
nächsten Einnahme die doppelte Menge.
Was mache ich, wenn ich mein Antibiotikum wie verschrieben einnehme, aber
trotzdem auch nach einigen Tagen noch keine Besserung verspüre?
Es gibt viele verschiedene Antibiotika, die unterschiedliche Zeit benötigen bis
sie wirken. Die meisten Antibiotika wirken jedoch innerhalb von drei Tagen.
Wenn Sie nach 3 bis 4 Tagen noch keine Besserung verspüren obwohl Sie die
Medikamente richtig eingenommen haben, gehen Sie auf jeden Fall wieder
zum Arzt und sagen Sie ihm, dass Sie sich trotz Antibiotikum noch nicht
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besser fühlen. Nehmen Sie die Medikamente aber bis zu Ihrem Arztbesuch
trotzdem weiter ein.
Ich
nehme
die
Pille.
Haben
Antibiotika
Einfluss auf
die
Sicherheit des
Verhütungsmittels?
Orale Antibiotika können die Wirksamkeit der Pille vermindern, indem sie die
Hormonaufnahme
beeinträchtigen
oder
sogar
verhindern.
Der
Verhütungsschutz ist somit nicht mehr 100prozentig gewährleistet. Wer eine
Schwangerschaft vermeiden will, muss unter Antibiotika mit nichthormonellen
Mitteln verhüten. Frauenärzte empfehlen vom Behandlungsbeginn bis zu
sieben Tage danach, sicherer sind 14 Tage, zusätzlich zu verhüten.
Ich bin schwanger. Kann ich trotzdem mit Antibiotika behandelt werden?
Gundsätzlich sind in der Schwangerschaft Penicilline, Cephalosporine und
Makrolide
vermeiden.
erlaubt.
Auf
Chinolone
jeden
Fall
oder
muss
Tetracycline
der
sollten
behandelnde
Schwangere
Arzt
von
der
Schwangerschaft wissen, um eine gründliche Nutzen-Risiko-Abschätzung
anzustellen und ein verträgliches Mittel auszuwählen.
Als ich kürzlich ein Antibiotikum einnahm, bekam ich etwas Durchfall. Muss ich das
Antibiotikum deswegen absetzen?
Unter einer Antibiotikabehandlung kann es gelegentlich zum Auftreten von
Durchfall kommen, der aber meist nach einigen Tagen wieder verschwindet.
Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollte dies nicht zum Abbruch der
Behandlung führen. Vorsicht ist geboten, wenn Sie mit der Pille verhüten, weil
bei
Durchfall
der
Empfängnisschutz
möglicherweise
nicht
mehr
hundertprozentig gewährleistet ist.
Stimmt es, dass die Einnahme von Antibiotika die natürliche Darmflora zerstört?
Antibiotika zerstören nur einen Teil der Darmflora. Ein gesunder Mensch baut
diese jedoch nach wenigen Tagen wieder auf.
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Ist es richtig, dass die Einnahme von Antibiotika das Immunsystem schädigt?
Das
Gegenteil
ist
der
Fall.
Antibiotika
unterstützen
das
natürliche
Immunsystem in der Abwehr von Infekten, insbesondere im Kindesalter.
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