1 Das Fundament - Kooperation mit der Evolution

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Koop. m. d. Evo. 19.10.98
1 Das Fundament
Kooperation mit der Evolution
von Hans Sauer
Evolution ist ein Begriff, dessen Definition an Tiefe und Umfang ständig zunimmt. Denn er beschreibt
nicht nur die Geschichte des Kosmos, der Erde und des Lebens als einen verwobenen Prozeß.
Evolution, so lehrt uns die moderne Kosmologie, ist zudem ein offener Prozeß, in dem sich die Natur
auf intelligente und kreative Weise ständig neu erschafft und differenziert. Dem Menschen als einem
vorläufigen Endprodukt einer Evolution, die für seine Entwicklung vor ca. 10 Millionen Jahren begann,
kommt eine besondere Aufgabe zu, die es zu entdecken gilt.
Der Begriff der Evolution hat Einzug gehalten in die Grundlagenforschung aller Disziplinen: in Physik,
Chemie, Geologie, Geschichte, Soziologie und Politik. So steht Evolution - im Gegensatz zur gewaltsamen Revolution - für die friedliche Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.
Jenseits von wissenschaftlichen Definitionen berührt die Evolution Bereiche der Transzendenz, das
Göttliche, für uns nicht erfaßbare. Zwar trägt der kreative Mensch zur Evolution bei, doch jede neue
Erfindung öffnet Unbekanntes. Jedes neue Wissen eröffnet neue Universen des Nicht-Wissens und
kann den Lauf der Evolution fördernd oder zerstörend beeinflussen, Lebensqualität verbessern oder
verschlechtern.
Glaubt man den Futurologen und Statistikern, dann ignoriert die Menschheit die Warnung des alten
Griechen: Machen wir so weiter wie bisher, dann vernichten wir uns selbst und große Teile der
bisherigen Evolution. Nutzen wir jedoch unser evolutionäres Potential namens Vernunft und suchen
mit Hilfe einer Ethik, die sich an der Evolution orientiert, nach Wahrheiten, dann verändert sich unser
Bild der Wirklichkeit. Erkennen wir die faszinierende reale Welt jenseits unserer Glaubenssätze, dann
können wir die Fähigkeit entdecken, in Kooperation mit der Evolution zu handeln, ein neues
Verantwortungsgefühl zu entwickeln und gemeinsam mit unserem Lebensraum gesunden.
Meiner Erfahrung nach kann eine derartige Kooperation mit der der Evolution funktionieren, wenn man
folgende Gesetze kennt und Spielregeln berücksichtigt:
• Die ethische Qualität von Gedanken prägt deren Ergebnis, indem z. B. evolutionswidrige, egoistische
Motive zu Fehlleistungen und evolutionsorientierte, z.B. solche des ehrlichen Helfenwollens, zum
Erfolg führen.
• Es gibt fruchtbare Wechselwirkungen zwischen wahrhaft Gedachtem und der Weisheit der Natur,
nicht aber mit Unwahrhaftem.
• Intuitives, künstlerisches, praktisches, religiöses, urteilendes und wissenschaftliches Denken bilden
eine innere Einheit. Ist z. B. ein Teilbereich, wie das religiöse Denken unwahrhaft, dann sind alle
Wechselwirkungen im Denksystem korrumpiert.
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• Der nach Wahrheit Suchende erhält oft überraschend nützliche Informationen, deren tieferer Sinn oft
erst später erkannt wird.
• In einem von natürlicher Ethik und Kooperation geprägten Leben stellt sich immaterielle und oft auch
materielle Lebensqualität ein.
Allmählich entwickelte sich in mir ein Gespür, wie mit der geheimnisvollen Intelligenz der Natur als der
schöpferischen Kraft der Evolution gearbeitet werden kann. Die zentrale Grunderkenntnis hat sich im
Kernsatz meiner Stiftung manifestiert:
Das entscheidende Kriterium des Denkens ist die Wahrhaftigkeit:
Die Ethik, die einem Gedanken im Augenblick seines Entstehens zugrunde liegt,
prägt die Qualität und Wirkung des Erdachten.
Oder aus anderer Perspektive:
Die evolutive Fruchtbarkeit einer Erkenntnis hängt von der inneren Haltung
während ihres Entstehungsprozesses ab.
Das Buch selbst entstand in jener bewußten 'Kooperation mit der Evolution', die sein Thema und
Grundanliegen ist. Am Anfang standen eine Ahnung und ein Ziel und die feste Absicht, der Schöpfung
zu dienen. Überholte Denkweisen und Überzeugungen mußten überprüft und verworfen werden, neue
Sichtweisen immer am Maßstab der Wahrhaftigkeit gemessen werden
Das Gefühl einer intelligenten Kraft, die ein jedes Leben prägt, hat mich durch mein ganzes Leben
begleitet. Wie aus meinem biographischen Beitrag im zweiten Kapitel ersichtlich, haben immer wieder
scheinbare Fehler, zufällige Begegnungen und nebensächliche Informationen mein Leben bereichert
und meinen beruflichen Erfolg ermöglicht
Der unternehmerische Erfolg machte es möglich, nach dem Verkauf meines Unternehmens die HansSauer-Stiftung für evolutionsorientiertes Erkennen und Handeln zu gründen, deren Aufgabe es sein
soll die Erfahrungen und Möglichkeiten einer "Kooperation mit der Evolution" zu erforschen, und
möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und Erfindern zu helfen.
Ein Teil dieser zunächst utopisch anmutende Vorstellung war das Motiv, andere desolate Bereiche
(wie z. B. unser Erfindungswesen, die Rahmenbedingungen unserer Volkswirtschaft oder gar die
schwer erkrankte Biosphäre) in analoger Weise zu beeinflussen, wie das beim erwähnten desolaten
Industriezweig geschah, der durch eine enorme Effizienzsteigerung wieder quicklebendig wurde.
Meiner Erfahrung nach, basieren Fehlentwicklungen, gleich ob es sich dabei um die Entstehung von
Arbeitslosigkeit, Auswucherungen der Bürokratie, Indoktrinationen von Unwahrheiten auf dem
Bildungswege und in Medien, Kriege oder Vertreibung etc. handelt, letztendlich auf unwahrhaften
Wert - und Weltvorstellungen (auch ethischer Natur). Politische, wirtschaftliche und kulturelle
Handlungen würden anders aussehen, wenn sie auf einer Ethik basieren, die sich am Respekt vor der
sich weiter entfaltenden Evolution von Mensch und Mitwelt orientiert.
Der Widerspruch zwischen Einsicht und Handeln, zwischen schier unbegrenzter menschlicher
Kreativität einerseits und mangelndem Problembewußtsein andererseits ist auch das Problem dieses
Buches: Wie kann in einer Welt, in der
• natürliche religiöse Erkenntnisse für Machtzwecke mißbraucht werden
• den Menschen unwahrhafte ideologische, klerikale und kommerzielle Wertvorstellungen über die
Schulbildung und Massenmedien indoktriniert werden
• in Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik evolutionswidrige Gesetze und
Verordnungen bestehen
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• politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger nicht von ihrem ethischen Gewissen, sondern von
Lobbyisten gesteuert werden
wie kann in einer solchen Welt eine evolutionsorientierte Ethik und Wahrhaftigkeit als Voraussetzung
einer vernünftigen Kooperation mit der Evolution gedeihen?
Gewiß nicht, wenn man sich mit den entsprechenden Zuständen einfach nur abfindet!
Wer sich aber mit der faszinierenden realen Welt intensiv beschäftigt, entwickelt dabei ein Bewußtsein
tiefgreifender Abneigung gegen alles Unwahrhafte und damit eine Immunität gegen derartige
Indoktrinationen, so daß sich die erforderlichen Fähigkeiten, im Sinne des vorgeschlagenen Leitsatzes
mit der Evolution zu kooperieren, erfahrungsgemäß schnell reaktivieren. Hier liegt jedoch eine Gefahr
für die Vermittlung der Botschaften dieses Buches. Bei dem üblich gewordenen Diagonallesen kann
es zu einer intensiven Besinnung auf unsere Rolle in dieser Welt kaum kommen. Und eine
kooperative Lebensweise läßt sich nicht anlesen, sondern ist ein lebenslanger Lernprozeß, der tief in
die psychologischen Strukturen eines jeden hereinreicht.
Die Verelendung von Mensch und Natur
„Der Götter Mühlen mahlen langsam, aber fein” dürfte vermutlich bereits Jesus erfahren haben, als er
gegen die Auswüchse der ersten transzendent-monotheistischen Religion durch Moses (1298–1228 v.
Chr.), nämlich die unheilvolle Absonderung der Gottheit von der Natur, vergeblich zu Felde zog. Denn
es waren die Pharisäer, die Hüter des jüdischen Glaubens, denen die Wahrhaftigkeits-Botschaften
Jesu nicht genehm waren, so daß es zu dessen Kreuzigung kam.
Aus dem Judentum entstanden das Christentum, ebenfalls mit Wertvorstellungen und
Machtansprüchen, die sich weniger an gottgewollter Ethik, als an unwahrhaftem menschlichen
Egoismus orientierte. Gleichzeitig entstand im institutionalisierten Christentum mit der 'göttlichen
Auserwähltheit' bzw. der sogenannten 'Gemeinschaft von Heiligen' einer einzigen Religion die
ideologische Grundlage für Überheblichkeit gegenüber anderen Gemeinschaften. Die Folge davon
waren die Ausrottung statt Weiterentwicklung der Naturreligionen und letztendlich unser heutiges
Manko an Weisheit, Intuition und Kreativität. Die gegenseitigen Anfeindungen der Religionen zogen
böse Folgen für die Entwicklung der Menschheit nach sich.
Der Bibelspruch:
„Seid fruchtbar und mehret Euch. Erfüllt die Erde und macht sie Euch untertan!
... und herrschet über alles Getier, das sich auf Erden regt” (1 Mose 1,28):
war zur damaligen Zeit gewiß nicht bösartig gemeint, erweist sich durch das Festhalten an starren
Dogmen bis in die Gegenwart aber als herrschaftlicher Ungeist. Dem indoktrinierten transzendentmonotheistischen Weltbild stand zwar das über Jahrtausende gewachsene naturorientierte kulturelle
Wissen um Gesunderhaltung, Geburtenregelung sowie um die sozialen Strukturen, welche
überwiegend die "Weisen Frauen" pflegten, entgegen. Doch diese wurden von der Inquisition zu
Hexen erklärt und ausgerottet. Schätzungsweise mehrere Hunderttausend „nahmen ein seit
Jahrtausenden erworbenes Volkswissen und Heilwesen mit sich ins Feuer”, heißt es in Gunnar
Heinsohns Buch „Die Vernichtung der Weisen Frauen”. i
Damit setzte sich auch in unserm Kulturbereich durch:
• die Entheiligung der Natur und der Tierwelt,
• die Einengung menschlichen Geistes durch starre Dogmen,
• die Entwurzelung von natürlichen Uranlagen wie Intuition und Kreativität.
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Verbunden ist damit eine Entwicklung des Menschen, die sich vor allem durch eine Abspaltung vom
natürlichen Lebensraum als Mitwelt und eine innere Verlorenheit vieler Menschen ausdrückt. Die
Auswirkungen dieser Entwicklung sind unter anderem:
• die Zerstörung unseres Lebensraums,
• der Verlust an Lebensqualität
• Kriege für den "Frieden" und gegen "Andersdenkende"
Die über Jahrhunderte diktatorisch durchgesetzte verfälschte Wahrheit wirkt heute noch in nahezu
allen Bereichen des öffentlichen Lebens, in unserem Bildungssystem ebenso wie in Gesetzestexten
fort. Was einst als „Gemeinschaft der Heiligen” antrat, erwies sich bald als eine Einrichtung zur
Förderung von unwahrhaftem Denken und Heuchelei. Diese mangelhafte Wahrhaftigkeit wirkt bis
heute mit weltgeschichtlichen Folgen in den wirtschaftlichen und kulturellen Alltag hinein:
• Naturwidrige Dogmen engen die freien Geisteswissenschaften ein.
• Die industrielle Revolution gipfelte in einseitiger Gewinnmaximierung zugunsten weniger - bei
gleichzeitiger sozialer Verelendung vieler Menschen.
• Wir leben über unsere Verhältnisse auf Kosten unserer Nachkommen.
• Mit zunehmender Bürokratie sinken Lebensqualität und Wertschöpfung.
• Das Streben nach Herrschaft und Macht führt zu Wettrüsten und Kriegen.
• Die Bevölkerungsexplosion nach Abb. 3 sowie die Steigerung des Bruttosozialprodukts (BSP), als
alleinigen Maßstabes Abb. 4, belasten die Umwelt, verursachen Raubbau der Ressourcen, mindern
die Lebensqualität und führen zur Verelendung.
Abb. 3:
Weltbevölkerungsentwicklung
a) bei weiterem Anheizen
b) bei vernünftigem Verhalten
Quelle bis 1990:
Population Reference
Bureau Inc. USA
Abb. 4:
Bruttosozialprodukt und Lebensqualität
nach Davis, J. S. und Fornallaz, P
Universitas, Stuttgart, 1990.
Das fundamentalste Problem angesichts der Situation ist das weitgehend fehlende Bewußtsein selbst
hochgebildeter Menschen über die Möglichkeit einer Kooperation mit der Evolution durch eine auf
natürlicher ethischer Grundeinstellung basierende Denk- und Handlungsweise. Diesem Sinn, der
vermutlich mit der Ausrottung der Naturreligionen verloren ging, kommt höchste Bedeutung zu, er
kann zu unserem Schicksal werden. Wenn wir nicht begreifen, daß die Unmengen angelernten
Wissens ohne einen entsprechenden evolutionsorientiertem Ethos eine Art geistiger Monokultur
bleiben, höhere Kreativität verhindern und sogar zur Gefahr werden können, dann werden wir
weiterhin mehr Verelendung erzeugen, als jemals durch die Anstrengungen von Symptombehandlungen geheilt werden kann.
Die Welt, in der wir leben
Unser Weltbild und unsere Überzeugung von unserer Stellung als Menschen in diesem Universum
beruhen einerseits auf einem seit bald 2000 Jahren fest institutionalisierten klerikalen Machtapparat,
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der in all der Zeit kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, sein Monopol an Wissen, Wissenschaft,
Moral und Mythologie zur Erhaltung und zum Ausbau der eigenen Macht zu mißbrauchen.
Andererseits beruht unsere Weltsicht auf dem blanken wissenschaftlichen Rationalismus, der sich zur
Religion der Neuzeit entwickelt hat. Der religiös begründete Anspruch, die Welt zu beherrschen und
der daraus entstehende Anthropozentrismus, den Mensch als die "Krone der Schöpfung" zu sehen
führt in Verbindung mit der wissenschaftlichen Rationalität dazu, daß der heutige Mensch davon
überzeugt ist, mit aller Weisheit gesegnet zu sein und die Welt und den Kosmos verstanden zu haben.
Alles, was nicht deckungsgleich in das traditionelle religiöse Weltbild oder die neue Religion des Rationalismus hereinpaßt, wird als unwissenschaftlich und unwahr abgelehnt. Die Gefühle, Ahnungen,
Visionen, Träume und Intuitionen des Menschen spielen in diesem modernen Weltbild keine
ernstzunehmende Rolle.
Doch die Welt und der Kosmos sind viel gewaltiger, vielfältiger und differenzierter, als die klerikalen
und rationalistischen Irrlehren es uns vermitteln wollen. Wir nehmen nur einen Bruchteil der
Wirklichkeit wahr, die uns umgibt und in die wir eingebettet sind.
Der Mensch, der auf einer neuen Ebene mit der Evolution kooperieren will, muß sich also zunächst in
den Größendimensionen des Kosmos neu verankern und begreifen, das wir zwar zwischen
Mikrokosmos und Makrokosmos in nur einen minimalen Bereich des Mesokosmos wahrnehmen,
unsere Lebenswelt jedoch jenseits unserer Wahrnehmung unendliche Tiefen im Kleinen und Höhen
im Großen hat.
Zu einem neuen Verständnis unserer Stellung in der Welt gehört neben dieser horizontalen
Einordnung in die Größendimensionen des Kosmos auch eine vertikale Einordnung in die zeitliche
Evolution unserer Lebenswelt, dem Mesokosmos. Sie ist auf der folgenden Seite dargestellt.
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Abb. 6: Evolution im Mesokosmos
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Abb. 6 stellt das Erdendasein seit 4,6 Mrd. Jahren logarithmisch dar.
Die geologisch, chemische und biologische Evolution der Erde hat sich über eine Zeitspanne von
wahrscheinlich 4,6 Milliarden Jahren ereignet. Zwei Drittel dieser Zeit war unser Heimatplanet
unbewohnbar. Es dauerte etwa 500 Millionen Jahre, bis der Feuerball zu verkrusten begann und
weitere ca. zwei Milliarden Jahre, bis sich Leben bilden konnte. Millionen von Jahren war er nur von
Mikroorganismen, Bakterien und Pflanzen bewohnt. Die Evolution des Mesokosmos umfasst also
Zeiträume, die weit jenseits unserer Vorstellungskraft liegen. Abbildung 6 versucht in einer
logarithmischen Darstellung der Zeit diesen Prozeß unserer Vorstellung anzunähern. Der linke Bildteil
zeigt die lange Zeitspanne der Urwelt zwischen kosmischer Geburt des Planeten und dem ersten
Auftauchen der Säugetiere. Der große Mittelteil des Bildes zeigt die für unser heutiges Verständnis
relevante Evolution des Lebens und Bewußtseins und den Prozeß der Naturzerstörung in jüngster
Vergangenheit. Der rechte Teil der Darstellung zeichnet ein positives Bild einer Zukunft, die sich an
einem kooperativen und nachhaltigen Umgang mit der Evolution im Mesokosmos orientiert. Stellen wir
uns zudem die gesamte planetare Evolution von 4,6 Milliarden Jahren so vor, als ließe sie sich auf die
überschaubare Zeitspanne eines einzigen Tages verdichten, dann stellt die Graphik im Mittelteil die
letzte Stunde der planetaren Evolution dar.
In diesem Maßstab hätten uns die Saurier vor 30 Minuten ihren Lebensraum überlassen und der seit
80.000 Jahren existierende entwickelte Mensch der Gegenwart wäre vor einer Sekunde erschienen.
Seit dem 30jährigen Krieg - also in den letzten 8 Millisekunden - ist die Weltbevölkerung von einer
Milliarde Menschen auf 5,3 Milliarden explodiert. Die massive Umweltzerstörung ist in diesem
Maßstab erst in der letzten Millisekunde dieses planetaren Tages aufgetreten, während ähnlich rasch
andere Lebensformen - zum Teil wegen unseres Fehlverhaltens - ausstarben. Diese Entwicklung
macht deutlich, daß eine Störung der Harmonie sowohl innerhalb unserer Biosphäre als auch
zwischen Biosphäre und dem Mikro- sowie Makro- Kosmos (Abb. 5 u. 8) durch nichts, aber auch gar
nichts zu rechtfertigen ist. Denn bei näherer Betrachtung erweisen sich Mikro-, Meso- und
Makrokosmos als ein riesiger Organismus mit vielen bekannten und wahrscheinlich noch mehr
unbekannten Wechselwirkungen.
Der Blick in die Zukunft, jenseits des Jahres 2000, zeigt eine Welt
in Harmonie mit der Natur, die mit evolutions-orientiertem Denken
und Handeln erreichbar wäre. Unseren Einfluß darauf interpretiert
der Astrophysiker Hans-Peter Dürr so:
„Die Schöpfung ist nicht abgeschlossen. Jeden Augenblick wird
die Zukunft selbst wieder geformt. Und mir als Beteiligtem
kommt die Möglichkeit zu, auch hier einzugreifen, die Zukunft
auf eine gewisse Weise neu zu formen.”
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Abb. 8: Die Erde, deren Relation und Position im Universum
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Die Erde im Universum
Eine relativ reale Vorstellung vom Makrokosmos sowie von der Position der Erde im Universum bietet
Abb. 8. Wenn man bedenkt, daß das im Sommer 1990 entdeckte Licht des Quasars UM 657 (unten
links) schon 7,5 Mrd. Jahre unterwegs war, als unser Sonnensystem entstand, und daß dieser Quasar
längst nicht mehr existieren dürfte, zumal damals sein Licht 200 mal heller war als das der insgesamt
ca. 150 Mrd. Sonnen der Milchstraße, so erweist sich die Realität vom ewigen Werden und Sterben in
derartigen Dimensionen als ebenso unvorstellbar wie das Geschehen innerhalb der Atomkerne im
Bereich von 10-12 bis 10-35 m. Aber es ist viel besser, zu wissen, daß der Mensch sowohl in der Welt
der kleinsten als auch der größten Dimensionen an den Grenzen seines Vorstellungsvermögens steht,
als indoktrinierte Unwahrheiten für wahrscheinlich zu halten Error! Bookmark not defined.. Denn es ist
bedrückend, darüber nachzudenken, wieviel Lebensqualität die Menschheit durch Indoktrination von
unwahrhaften Wert- und Weltvorstellungen nicht verwirklichen konnte. Andererseits ist es ermunternd,
durch das Bewußtwerden dieser faszinierenden realen Welt mit ihren unendlichen geistigen
Ressourcen, die dafür erforderliche Verantwortung in Demut vor der unermeßlichen Weisheit der
Natur reaktivieren zu können. Damit wären nämlich die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung
in Kooperation mit der Evolution gegeben.
Der Weg in eine lebenswerte Zukunft basiert auf einer natürlichen Haltung dem Leben gegenüber und
einer evolutiven Fruchtbarkeit, die sich - auch aus einem entsprechend wirkenden Bildungssystem
derart entwickelt, daß evolutionsorientiertes Erkennen und verantwortungsbewußtes Handeln
vorausgesetzt werden können. Die Welt, die daraus entstehen könnte, hat eine unbegrenzte Vielfalt
und liegt noch weitgehend im Dunkeln. Sicher dürfte im Umgang mit der natürlichen Evolution jedoch
folgendes sein:
• Reglementierungen sind auf gesellschaftlich notwendige Abläufe begrenzt.
• Höheres Bewußtsein, bessere Gesundheit sowie wahrhaftere Wert- und Weltvorstellungen erhöhen
die individuelle und kollektive Kreativität sowie die Effizienz betriebs- und volkswirtschaftlicher
Wertschöpfung.
• Dabei entstehen gegenseitige Wertschätzung, Harmonie im Mesokosmos und begehrte Produkte
von hoher Qualität.
• Mit der Einführung neuer Wissensgebiete in Universitäten über die systemischen Zusammenhänge
des Lebens und besonders auch das, was hier als 'Kooperation mit der Evolution' zum Ausdruck
kommt, wird hier die Grundlage für neue Arbeitsbereiche geschaffen, die nachhaltig und sinnvoll
sind.
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Heinsohn, G.: Die Vernichtung der Weisen Frauen, Herbstein März Verlag, 1985.
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