Herrschaft des menschlichen Bewusstseins über den eigenen Leib

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Einführung
(1) Eigene Ideen zu Arbeit: Bevor wir inhaltlich eingestiegen sind, haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie
wir selbst Arbeit definieren und was wir damit verbinden – auch unter dem Aspekt, dass wir alle bei der
Telefonseelsorge sind bzw. waren.
1.
Arbeit ist verbunden mit dem Gefühl, dass man sie verrichten muss  Wir arbeiten, weil wir arbeiten müssen.
Arbeit ist hier auch gleichgesetzt mit Mühe, Stress..., außerdem hat die Arbeit von der Wertigkeit her Vorrang vor anderem („Erst die
Arbeit, dann das Vergnügen“). Wir müssen arbeiten, um unsere materielle Sicherheit zu erhalten. (Müssen-Gefühle auch bei TS!)
2.
Aber Arbeit kann auch mit Freude verbunden sein, insbesondere, wenn die Arbeit auf einer sinngebenden Ebene betrachtet wurde
(Telefonseelsorge als sinnvolle Aufgabe betrachten, sich über den Sinn und Zweck Gedanken machen, Möglichkeiten haben, den
Sinn auf einer Metaebene einordnen zu können  also z.B. nicht durch Prüfungsstress daran gehindert; Teilnahme an Supervision)
3.
Arbeit ist verbunden mit Identität und psychischem Wohlbefinden  ich definiere mich dadurch (wie stelle ich mich anderen vor...),
ich suche mir identitätsformende Arbeitsfelder, die konform laufen mit gesellschaftlich anerkannten Werten, also auch
Überschneidung mit Gesellschaft; Studenten und Zukunftsangst; Also: Arbeit gibt mir mehr als nur Brot. (Telefonseelsorge: Es fühlt
sich für mich gut an, eine ehrenamtliche Tätigkeit zu tun)
4.
Arbeit ist wechselseitig verbunden mit der Gesellschaft  wer arbeitet bekommt Anerkennung und Respekt – wer arbeitslos ist läuft
Gefahr, nicht mehr anerkannt zu werden. Werthaltung drücken sich mannigfaltig aus: Lohn, Medien, Religion, Eltern, Schule;
Außerdem spielen auch interkulturelle Unterschiede in den arbeitsbezogenen Wertvorstellungen eine Rolle (z.B. Neigung zur
Individualismus bzw. Kollektivismus; Siesta in südlichen Ländern); Arbeit formt die Gesellschaft und die Gesellschaft wirkt auf die
Arbeit. (Die Stemsler fühlen sich durch die Arbeit miteinander verbunden und dies wirkt sich auch auf die Arbeit aus)
Es zeigte sich, dass wir beim Versuch uns einem eigenen Arbeitsbegriff zu nähern, auf mehreren unterschiedlichen, aber untereinander
verbundenen Ebenen landeten. Und wir stellten uns auch die Frage, wo genau die Arbeit anfängt: Trauerarbeit, Freizeit...
1
(2) Der Arbeitsbegriff
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Weder Reduktion auf Ökonomie und Technik noch auf Psychologismus (Standpunkt im Hinblick auf das Verhältnis von Psychologie
und Logik: Gedanken sind nie wahr oder falsch, sondern immer nur auf Motivation zurückzuführen) werden der Realität gerecht.
Dies verlangt in Fall der ABO eine integrative Behandlung aller Wissenschaften, die sich mit dem Problem menschlicher Arbeit
beschäftigen (WiWi: Arbeit = Produktionsfaktor, Soziologie: Probleme der Organisation von Arbeit in der Gruppe und Gesellschaft,
Physiologie: Prozesse des Austauschs von Energie und Information während der Arbeit, Medizin: Überarbeitung, Technologie:
Verwendung technischer Hilfsmittel und Maschinen im Arbeitsprozess; System Mensch Maschine).
Ergonomie/Arbeitswissenschaft versucht durch Integration dieser einzelnen Disziplinen, dem Menschen eine adäquate Arbeitsumwelt
zu schaffen = erste Überwindung eines engen ökonomischen Standpunktes dar (aber wichtig: nicht auf die Analyse örtlich begrenzter
Mensch-Maschine-Systeme beschränken, sondern mit Arbeit verbundene NW (Arbeitslosigkeit infolge Rationalisierung) und mögliche
Rückwirkungen der durch Arbeit und techn. Systeme veränderten Umwelt (Computersprache) auf den Menschen mit einschließt

etymologische, biblische und geschichtliche Bezüge der Arbeit: (1) „Arbeiten, weil ich muss- Antworten“: Arbeiten ist schon
etymologisch mit Bedeutungen wie Mühsal, Bedrängnis und Not verwandt; „arm“, „Erbe“ und „Arbeit“ besitzen dieselbe Wurzel. (2)
Arbeit und Erbsünde: Im Paradies waren sie nicht gezwungen zu arbeiten; (3) teleologische Aufgabe der Arbeit: gottgegebener
Auftrag; Weber: Arbeit = Durchführung eines gegebenen Auftrags; (4) Geschichtlich: ponos (Arbeit = mühsame Tätigkeit), Hesiod
(Arbeit = gesellschaftliches Ansehen und privater Wohlstand; extrinsisch und leistungsorientiert), Sophokles (auch intrinsisch
motiviert: Erschaffen geistiger Welt, Sprache, Gedanken; Bedürfnis nach Wissenschaft und höheren Werten  Arbeit ist in einen
kulturellen Kontext gepackt), ontologisch-anthropologischer Aspekt der Arbeit: Tätige Auseinandersetzung Mensch – Umwelt
(Ontologie= das Sein der Dinge betreffend = Bewusstwerdung des Menschen; Wie beeinflusse ich als seiendes und mich
entwickelndes Wesen über die Arbeit meine Umwelt und wie beeinflusst mich andersherum die Umwelt über die Arbeit). Laut
Schmale fand dieser Aspekt zu wenig Eingang in die Arbeitswissenschaft.
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Arbeit als ökonomische und technologische Kategorie:
(1) Arbeit wird mit ökonomischem Ziel betrieben (Ökonomie ist eine Wissenschaft, die menschliches Verhalten untersucht als
Beziehung zwischen Zwecken (=irgendeine Form von Bedürfnisbefriedigung) und knappen Mitteln (u.a. dem Produktionsfaktor
Arbeit) mit alternativen Verwendungsmöglichkeiten
(2) technologischer Arbeitsbegriff umfasst neben dem ökonomischen Aspekt (Energetischer Imperativ: „Vergeude keine Energie,
verwerte sie!“) selten auch teleologische Leitlinien (zweckgerichtete, kulturelle Ziele), bei denen auch individuelle und
gesellschaftliche Bedingungen mitbeachtet werden.
2
Schmale: Die Verfolgung teleologischer Leitlinien, also zweckgerichteter, kultureller Ziele, die Befriedigung auch ideeller Bedürfnisse
und die notwendige Akzeptanz der Individualleistung durch die Gesellschaft, wären also Hinweise, die Arbeit des Menschen auch
außerhalb des Bereichs der Ökonomie zu verankern.
Aber: Im Bereich der Ergonomie und in REFA-Handbüchern wird auf diese Erweiterungen verzichtet (wg. schwerer
Operationalisierbarkeit). ►Diese sollten laut Schmale jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, da unter rein rationeller Betrachtung von
Arbeit nur einzelne Tätigkeiten (und nicht „das Tun“) und kurzfristige Erfolge gemeint sind.  kein Gesamtgesellschaftlicher Bezug
 Richtung der Entwicklung nicht mehr bestimmbar  krank durch Arbeit, Burn-Out, Umweltzerstörung
also: beschränkter Arbeitsbegriff ist zu kurzsichtig, da dekontextualisiert und orientierungslos!
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Versuch der Integration menschlicher Arbeit und technologischer Entwicklung: Rationalisierung: Produktion = geplante und
organisierte Kombination der Produktivkräfte (Werkstoff, Betriebsmittel und menschliche Arbeit)  Energetischer Imperativ: mit
diesen Kräften sparsam und rationell umgehen = Rationalisierung: Ersatz überkommener Arbeitsverfahren durch zweckmäßigere.
Taylor: Arbeitsteilung und Fließband als bestmögliche Kosten-Nutzen-Kalkulation. Denken = Störgröße, denn Denken ist
Probehandeln(Zeitverlust, ohne sichtbares Produkt)  aber Stimulation geht verloren  Monotonie  Überforderung durch
Unterforderung! Langfristig führt Unterforderung zu körperlicher und psychischer Desaktivierung auch außerhalb der Arbeit.
Also: Vorsicht bei Rationalisierung aber auch bei fehlender Rationalisierung; rationell (mit knappen Mitteln ökonomisch umgehen) und
rational (vernunftsmäßiger Umgang) nicht verwechseln!: Zur Beurteilung sind Kriterien notwendig ►sollte den physiologischen,
psychologischen und sozialen Bedingungen menschlichen Leistungsverhaltens angepasst sein. Der Arbeitsbegriff muss also um den
Aspekt erweitert werden, dass der Zweck der Arbeit auch darin besteht, die körperlichen, geistig-seelischen und sozialen Fähigkeiten
des Menschen zu entwickeln.
Nicht was technisch möglich ist oder ökonomisch günstig, sollte das wichtigste Kriterium bei der Planung von Produktionsprozessen
sein, sondern was menschlich sinnvoll ist. Daher normativer Arbeitsbegriff nötig.  Zum Annähern an die Sinnfrage Einbeziehung
kulturanthropologischer und ontologischer Fragen zusätzlich zu ökonomischen und technologischen Aspekten.  nicht wertfrei, da je
nach Betrachtungsweise unterschiedl. Implikationen für die Arbeit, denn schließlich geht es um das Erarbeiten konkreter Vorschläge.

Schmales normativer Arbeitsbegriff: Arbeit ist die auf der Basis eines dialektischen Prozesses der Vermittlung zwischen Mensch und
Natur (Subjekt und Gegenstand) vom Menschen bewusst intendierte Veränderung der Natur zum Zwecke der Schaffung optimaler
Lebensbedingungen unter Einsatz psycho-physischer Kräfte und unter Zuhilfenahme technologischer Energien und Mittel.

Arbeitsanalyse muss also neben ökonomischen und technisch energetischen Aspekten um ontologisch-anthropologische und
psychologische Aspekte erweitert werden! ►Arbeit humanisieren, dazu notwendig: ontologische Aspekte menschlicher Arbeit!
3
Arbeit als Medium der Bewusstwerdung: Freud zwischen Hegel und Habermas

Hegel stellt Arbeit und Ich-Bildung (Identitätsfindung) in einen engen Zusammenhang  Identität ist aus Erfahrung gewonnen (i.Ggs.
zu Kant) und zwar von Außen durch Bildungsprozesse in Form von Sprache und Arbeit. Hegel unterscheidet auch schon zwischen
Tätigkeit und Tun im übergeordneten Sinne: Und zwar ist Arbeit das Tun des Menschen als die Weise seines Seins in der Welt.
Durch die Arbeit wird der Mensch für sich erst, was er ist und macht die Welt zur seinigen.

Habermas interpretiert Hegel um: Identität resultiert aus dem dialektischen Zusammenhang von sprachlicher Symbolisierung &
Arbeit. Sprache und Arbeit besitzen ihm zufolge eine vergleichbar wichtige Bedeutung für die Ich-Bildung des Menschen: Wie
Sprache das Diktat der unmittelbaren Anschauung bricht und unsere Empfindungen zu symbolisieren und zu ordnen vermag, so
bricht Arbeit das Diktat der unmittelbaren Begierde und hält den Prozess der Treibbefriedigung gleichsam an. [Wie der Name das Bleibende
gegenüber dem verschwindenden Moment der Wahrnehmung ist, ist das Werkzeug das Allgemeine gegenüber den verschwindenden Momenten der Begierde und des
Genusses. Es ist das, worin das Arbeiten sein Bleiben hat und was sich in Traditionen fortpflanzt]

Bindeglied stellt Freud dar: Begriff der Sublimation (Triebenergie wird nicht direkt befriedigt, sondern auf Arbeit umgeleitet: Triebenergie
entsteht durch Interaktion mit der Außenwelt  stört Homöostase  Organismus versucht auszugleichen  Handlungsmotiv ist z.B. Nahrungssuche bei Hunger 
Rückführung lustvoll erlebt; ES strebt nach sofortiger Rückführung, aber wir haben gelernt nach dem Realitätsprinzip zu leben [Erfahrung, dass wir nicht immer nur
Lust haben können] und Bedürfnisse aufzuschieben. Triebenergie wird auf andere, gesellschaftl. wertvolle Ziele umgeleitet, z.B. zur Schaffung von Kultur, also Arbeit.)
Der Sublimationsprozess macht deutlich, dass menschliche Arbeit mit der Interaktion mit anderen Menschen verknüpft ist und man
durch Arbeit persönliche Anerkennung erlangt. Auf der Grundlage der Internalisierung gesellschaftlicher Werte führt die in der Arbeit
vom „Ich“ vermittelte Triebverschiebung zur Ich-Bildung (Ergebnis: mit psychischer Energie besetze Objektwelt = Persönlichkeit).
Arbeit ist notwendig zur Ich-Bildung. ( evtl. Einbringen von Delay of Gratification)
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Für den Bedürfnisaufschub sind Werkzeuge bedeutsam: Werkzeuge stellen eine Objektivierung/Vergegenständlichung der in der
Arbeit generalisierten Erfahrungen dar. Die Arbeit im Hier und Jetzt wird durch die Vergegenständlichung der Erfahrungen im
Werkzeug zu einem dauernden Kulturgut. Das Werkzeug wird zu etwas Ständigem, das jeder benutzen kann. In der Arbeit geschieht
etwas mit dem Menschen und zwar derart, dass ihr Resultat eine Vereinigung von Mensch und Gegenständlichkeit ist: Der Mensch
vergegenständlicht sich und der Gegenstand wird vermenschlicht (Ent2ung des triebseienden Ich = Sich-Zum-Gegenstand-Machen)
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Listiges Bewusstsein: Durch Werkzeuge kann man Natur für sich arbeiten lassen  Ökologische Gefahr: Störung des
Gesamthaushaltes der Natur. Gestört werden kann aber nicht nur die Umwelt, sondern auch der Mensch selbst, da beide eine
dialektische Einheit bilden: der Mensch lebt von der Natur, sie ist sein Leib Listiges Bewusstsein hat auch seinen Tribut: Verlust
von Instinkten. Aktuelle Belastungen in der modernen Industriegesellschaft: Monotonie, Unterforderung  Humanisierung der Arbeit
4
Arbeit als Grundbegriff gesellschaftlicher Praxis: Marx
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Der Arbeitsbegriff von Marx weist viele Parallelen zu Hegel auf: Ich-Konstitution, Bedürfnisaufschub, Werkzeug, Verdinglichung
Arbeit ist eine zwecksetzende, bewusste Tätigkeit, bei der der Mensch durch Arbeitsmittel die Umwelt verändert und sie seinen
Zwecken nutzbar macht, dabei aber auch sich selbst verändert ( Instinktverlust!)
Marx sieht Arbeit als typisch menschliche Aktivität. Zwar könnte man sagen, dass auch Tiere produzieren (Vögel bauen Nester,
Bienen Waben, Spinnen Netze) aber dies sind primär instinktgeleitete Handlungen, die deshalb nur mit geringer Variabilität ablaufen.
Menschliche Arbeit ist aber von einem zwecksetzenden Bewusstsein geregelt: Mensch kann Planen: „was den schlechtesten
Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut“
Statt wie das Tier sich der Umwelt anzupassen, hat sich der Mensch die Natur angepasst, indem er sie verändert! Der Mensch lebt
nicht von der vorgefundenen Natur, sondern er produziert seine Lebensmittel selbst, eignet sich die Natur durch arbeiten an. Das Tier
hat sein Dasein nicht als Aufgabe, der Mensch schon. Das menschliche Geschehen ist ein Geschehen-Machen, während das des
Tieres ein Geschehen-Lassen ist.
Deshalb bezeichnet Marx Arbeit als konstitutives Element menschlicher Bewusstwerdung und menschlicher Geschichte
3 Bedingungen der Bewusstwerdung des Menschen:
(1) Produktion materiellen Lebens (Essen, Trinken, Wohnung, Kleidung...) = notwendige, aber nicht hinreichende Bedürfnisse, um
Mensch zu sein. ( Maslows Bedürfnispyramide); Bedürfnisse sind dynamisch; Dynamik = Voraussetzung menschlicher Entw.
(2) Erzeugung neuer Bedürfnisse: Das befriedigte erste Bedürfnis selbst, die Aktion der Befriedigung und das schon erworbene
Instrument der Befriedigung führen zu neuen Bedürfnissen = erste geschichtliche Tat. (bei der Entstehung neuer Bedürfnisse
geht Marx wie schon Freud vom Konzept des Triebaufschubs aus)  Arbeit fördert die Entwicklung weiterer Bedürfnisse.
(3) gesellschaftliches Verhältnis: Arbeit ist stets auch gesellschaftliche Arbeit, denn sie wird innerhalb der Gesellschaft geleistet.
 Das Zusammenwirken mehrerer Individuen stellt selbst eine Produktivkraft dar und beeinflusst den gesellschaftlichen
Zustand; also: Geschichte der Menschheit ist stets im Zusammenhang mit Geschichte der Industrie zu sehen.
 Aber auch das, was in der jeweiligen Gesellschaft vorgegeben ist (Produkte, Werkzeuge, Know-How) bedingt die Arbeit.
 Menschen treten im Arbeitsprozess in gesellschaftliche Beziehungen zueinander, z.B. in Form von Arbeitsverträgen =
„Produktionsverhältnisse“.  bestimmen maßgeblich die jeweils konkreten geschichtlichen Ausformungen der Arbeit
Vorteil seines Arbeitsbegriffs: WW von ökonomischen (1) und ontologischen Aspekten (Bewusstwerdung des Menschen)
3 Hauptelemente d. Arbeit : (1) Tätigkeit des Menschen (zwecksetzend, bewusst zielgerichtet, allein wertschaffend  physische und
psychische Fhgk müssen vereint sein, sonst Gefährdung der pers. Integration), (2) Arbeitsgegenstand = Natur und (3) Arbeitsmittel
(durch deren Herstellung und Gebrauch formt der Mensch die gesellschaftliche Entwicklung bedingt wie wir leben, denken+ fühlen)
5
Unterscheidung von Arbeit und Spiel: Marcuse
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Er stützt sich im wesentlichen auf die Arbeiten von Hegel und Marx
Wie Hegel unterscheidet er zwischen der vereinzelten Tätigkeit und menschlichem Tun allgemein (im größeren gesellschaftlichen
Zusammenhang  liefert die Basis dafür, vereinzelte Tätigkeiten auf eine zielgerechte, teleologische Linie zu bringen  Planen!
Arbeit ist nach Marcuse 3-Einheit von Tun, Gegenständlichkeit und Aufgegebenheit: Er fordert uns damit auf, bei der Gestaltung
menschlicher Arbeitsprozesse darauf zu achten, dass die Arbeitstätigkeit in einem gesamtgesellschaftlichen Bezug (Tun) steht, einen
geschichtlichen Sinn und Zweck erfüllt (die Aufgegebenheit) und in der Auseinandersetzung mit dem Arbeitsgegenstand zur ICHBildung führt (Gegenständlichkeit).
Um das Charakteristische der Arbeit zu fassen meint Marcuse, Arbeit von Spiel abgrenzen zu müssen. Hauptunterschiede:
 Arbeit ist von wesentlicher Dauer: Arbeit erfüllt sich i.Ggs. zu Spiel nie einzeln oder in mehreren einzelnen Arbeitsvorgängen;
Kritik: Marcuse verwendet Arbeit als „Tun“ und Spiel als „Tätigkeit“, obwohl Spiel für das menschliche Dasein konstitutive
Bedeutung hat und so auch von wesentlicher Dauer ist (Arbeit hat spielerische Vorformen, Arbeitsgeräte haben Verzierungen)
[Einschub Vico: Phantasie geht der Arbeit voraus und befreit den Menschen von natürlichen Zwängen (s.a. Marx Biene – Baumeister)  trotz des Versuches
sich von Natur zu befreien bleibt Mensch immer ein Teil davon  Mensch erfährt Unheimlichkeit der Natur und Furcht vor sich selbst  Mensch humanisiert
Natur mit Hilfe von Arbeit und Gesellschaft  Furcht beschwört wieder Phantasie des Menschen  produziert neue von ursprünglichen losgelöste Bedürfnisse)
Zsf. Vico: Phantasie befähigt den Menschen zu Arbeit, da er sich von rigiden Bezügen zur Natur lösen kann  versucht sie zu verstehen und zu verändern.
Marcuse sagt auch, die Arbeit sei fürher als das Spiel (Spiel ist Ablassen von der Arbeit und dient zur Erholung davon)
Ständigkeit: Der Arbeitende erlangt durch sein Produkt „geschichtliche Objektivität“; hat also wie bei Hegel mit
Vergegenständlichung zu tun: der durch ihn geschaffene Gegenstand verschafft und erhält ihm einen Stand in seiner Welt.
Kritik: Auch im Spiel schaffen wir uns [symbolische, aus der Phantasie entsprungene] Gegenstände unserer Umwelt 
Verschaffen uns nicht auch diese symbolischen Gegenstände Ständigkeit?  Spiel = Vorform der Arbeit ≠ Gegenbegriff
 Lastcharakter: Arbeit steht unter dem „Gesetz der Sache“: die im Wesen des menschlichen Daseins selbst wurzelnde Negativität
(im Sinne von Unvermögen) Mensch kann sich nur im Durchgang durch die Entäußerung und Entfremdung selbst gewinnen
 Der Mensch bestimmt sich durch „das Andere“ (s.a. Lacan, wir haben als Metapher „Mensch als Fotonegativ“ verwendet)
Kritik: unglücklich gewählte Wortwahl (emotionale Färbung); gerade im Spiel gilt, dass wir uns durch das Andere definieren
(Kinder tun so, als seien sie erwachsen); im Spiel kann man die unendlichen Möglichkeiten von Eigenschaften im so tun als ob
durchspielen, um schließlich die eigene Identität zu finden.
Marcuse unterscheidet laut Schmale unbegründet zwischen Spiel und Arbeit, was dazu verleiten kann einen wichtigen Aspekt der
Arbeit zu übersehen: die phantasiegeleiteten, spielerischen und handlungsvorbereitenden Vorstellungen
Übertragung auf Telefonseelsorge???
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6
Herrschaft des menschlichen Bewusstseins über den eigenen Leib: Lukács
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Die Voraussetzung der menschlichen Arbeit = Verschiebung der Triebkraft, also der “Herrschaft des menschlichen Bewusstseins über
den Leib“(= Körper, unbewusste psychische Prozesse, automatisierte Gewohnheiten, instinktähnliche Affekte).
Durch Arbeit erlangt der Mensch die bewusste Beherrschung seiner selbst: Triebe können kontrolliert werden.
bewusstes Planen: Das Ziel ist früher im Bewusstsein als seine materielle Verwirklichung  jeder Schritt der Arbeit muss geplant und
überwacht werden, damit das konkret optimale erreicht werden kann.
Arbeit ist sowohl ein Mittel zur Erweiterung menschlicher Möglichkeiten (die zu Fertigkeiten werden) als auch der latenten
Möglichkeiten, die in den Dingen liegen, mit denen wir umgehen: Mensch erkennt die seienden Eigenschaften (Signifkanten) und
verwandelt sie in der Arbeit in Wirklichkeit. Bsp.: Stein kann zu Axt, Messer... werden; latent ≠ notwendig! Bsp.: Michelangelo
Gefahr im Erkennen der latenten Möglichkeiten: Möglichkeit impliziert Notwendigkeit der Entscheidung  nicht alle Eigenschaften in
den Dingen sind gleichermaßen dazu geeignet, dem Menschen bei der Bedürfnisbefriedigung zu dienen  oft schädlich
Ökologische Verantwortung für den Gesamtzustand der Natur; latente Möglichkeiten im Menschen können ungünstig für dessen
Entwicklung sein: Gentechnik, Klonen  Bewertungskriterien und normative Setzungen notwendig (Verantwortung der ABO)
Arbeit als tätige Daseinsbejahung: Karl Barth
1.
2.
3.
4.
5.
Sachlichkeit: die Welt ist vom Technischen bestimmt und in ihr sind Spielregeln nötig  Mensch setzt Zwecke zur Erhaltung,
Sicherung und Gestaltung des menschlichen Lebens und tut sein bestes, um sie zu erreichen (Sachlichkeit ≠ ökonomische
Reduktion; wir wollen etwas und müssen uns daher auf den Gegenstand einlassen; wissen, was man will & wollen, was man weiß)
Würde: Zwecken Sinn geben  bestimmt Arbeitsverlauf und Erfolg  Sinn aus christlicher Gemeinde
Humanität: Arbeit muss Interaktion fördern, um Arbeit genannt zu werden. (Bsp.: inhumane Arbeit: Computer; 40h/Woche)
Besinnlichkeit: alle Sinne ansprechen, nicht nur exekutiv arbeiten  sich als Subjekt erleben
Arbeit = Parergon: Zur Selbstverwirklichung bedarf es der Gnade Gottes, weil das ich nichts ist, das sich aus sich heraus
verwirklichen kann; zeigt Grenzen d. Arbeit für Menschen auf  nicht Wesen des Menschen wird verändert, sondern nur sein Verh.
Ansätze zu einer strukturalistischen Analyse menschlicher Arbeit: Maurice Godelier


menschl. Arbeit kann Ø nur aufs Ökonomische reduziert werden (ökonomischer Arbeitsbegriff nur 1 unter anderen); Bsp. Sänger
Notwendig ist seiner Meinung nach vielmehr eine Betrachtung der Verknüpfungen einzelner Ebenen im Gesamtgefüge
menschlicher Arbeit, somit also eine Änderung der Forschungsstrategie (gegen lineare, simplifizierende Kausalitäten)
7
Jaques Lacan: Hinführung zu seinem strukturalistisch psychoanalytischen Konzept

Lacans Theorie basiert auf den Erkenntnissen Freuds , dessen Grundaussagen er mit Hilfe des Vokabulars der strukturalistischen
Linguistik de Saussures reformuliert.

Arbeit: Nach Freud ist Arbeit die notwendige Tätigkeit, die über den Weg der Triebverschiebung zur Ich-Bildung führt: Das ICH
entsteht aus dem ES auf der Grundlage internalisierter (also vom Individuum übernommener und sich in der psychischen Instanz des
Über-Ich niederschlagender) gesellschaftlicher Normen und Forderungen und besitzt die Aufgabe zwischen den Bedürfnissen des ES
und dem Über-Ich unter Berücksichtigung der realen Situation, der Außenwelt (also dem Realitätsprinzip folgend) zu vermitteln. Arbeit
besteht in der Sublimation ursprünglicher Triebenergie in gesellschaftlich wertvolle Kulturleistung. Dabei ist das Ich als Träger der
individuellen Eigenschaften (hypokeimenon/ das Zugrundeliegende) selbst Produkt dieses sublimatorischen Prozesses.

Das Ich wird bei Freud vom Herrscher zu einer bloßen Funktion des psychischen Apparates degradiert (bewegt von Triebkräften;
wobei das ICH nur die Funktion eines Vermittlers zwischen dem Lustprinzip des ES und von außen oktroyiertem Realitätsprinzip hat)
[ degardiert = stellt einen Ggs. zu Descartes Prinzip „Ich denke also bin ich“ dar, zu einem sich selber präsenten Bewusstsein.]
Das Ich kämpft laut Freud auf zwei Fronten  Ich-Zerrissenheit
Analyse: Wo ES war, soll Ich werden  das ins Unbewusste verdrängte soll dem Bewussten wieder zugänglich gemacht werden.



Die Struktur und die Funktion des ICH ist auch bei Lacan von zentraler Bedeutung: Auch er geht von einem doppelten Ich aus: einem
körperlichen Ich / „je“ (das wahre Subjekt des Unbewussten; unmittelbare körperliche Erfahrung von Lust und Schmerz) und einem
reflektierten Ich / „moi“ (das selbstbewusste, selbstreflektierte Subjekt; darin sind gesellschaftliche Bezüge widergespiegelt)  Lacan
sagt radikal: „Das Ich ist der andere!“
„Dort, wo ich bin, denke ich nicht, und dort wo ich denke, bin ich nicht“ (Das Ich ist keine Einheit!)

Reflektiertes Ich: Reflektieren ist ein metaphorischer Ausdruck für Spiegeln. Dem Spiegel kommt daher die Rolle des Bildners der IchFunktion zu und stellt damit einen Identifikationsprozess dar, der im folgenden einzeln aufgeführt werden soll:
8
Jaques Lacan: Arbeit als Prozess der Ich-Konstitution
das „Reale“: Das Ich entwickelt sich erst nach einer bestimmten Reifung (6. Monat: zu diesem Zeitpunkt noch somatosensorisch
zerrissen) aus der bis dahin bestehenden symbiotischen Verbindung von Subjekt und Objekt, einem Zustand ohne genau erlebbare
Trennung von innen und außen (bei Freud „ES“)
 Das erste Ich-Gefühl, nämlich sich als Einzelwesen und Ganzes zu erkennen und zwischen Subjekt und Objekt zu trennen geschieht
im sogenannten Spiegelstadium: Erst im Angesicht des anderen entsteht im Analogieschluss die Vorstellung, dass „ich“ auch so bin
wie der andere.
 Dieses erste körperliche Ich-Erleben („Je“) ist also eigentlich das Erleben eines Objekts  Das Ich entsteht in dem Moment, wo es
sich im anderen spiegelt. Das Ich ist ein Bild im Spiegel des anderen = ein Imago = „imaginär“
 Das Erkennen der eigenen Ganzheit geht einher mit einem als glücklich empfundenen Allmachtsgefühl (= jubilatorischer Aufschrei);
bislang wurde Ohnmacht und Abhängigkeit erlebt. Aber die glücklich empfundene Autonomie währt nur kurze Zeit!
 Von nun an wird das „Je“ (bei Freud Ideal-Ich) mit Geboten und Verboten, mit der gesellschaftlichen Realität konfrontiert und davon
geformt = die „Symbolische Ordnung“ repräsentiert durch „den großen Anderen“. Es entsteht ein durch Internalisierung der
Symbolischen Ordnung selbstreflektiertes Ich („Moi“) [reflektiert gegen außen und von dort bestimmt]
 Folge der Internalisierung der Symbolischen Ordnung: je geht verloren, lebt aber als Sehnsucht nach der ursprünglichen Einheit
weiter (hier auch Verbindung zum „sujet barré“); moi reflektiert vormals imaginäre Empfindungen mit Hilfe von Sprache und verhilft
damit zu Bedeutungen
 Das Ich ist also doppelt und befindet sich im Spannungsfeld zwischen der „Symbolischen Ordnung“ und dem „Realen“  integrative
Funktion (hat auch doppelte Funktion Trennen und Zusammenhalten: siehe Barre nächste Seite)
 Die Prozesse sind im „Schema L“ verdeutlicht:
 wichtige Implikationen:

$
das Reale
1.
je
das Imaginäre
2.
3.
moi
Symbolische Ordnung
Andere
4.
Nachträglichkeit: Das „Moi“ ist ein Produkt und entsteht unter dem
Einfluss einer bestimmten „Symbolischen Ordnung“. Es ist nachträglich,
weil es aus der Reflexion von Empfindungen konstruiert ist.
Ich-Entwicklung ist aus dem Ich für sich heraus Ø möglich: Ich als
Träger der Eigenschaften = Produkt der Ich-Bildung (hypokeimenon)
Arbeit = Transformation des je in das moi (Empfindungen werden
reflektiert); Sprache = Mittel der Transformation
Selbstverwirklichung durch Arbeit nicht möglich!
9
Jaques Lacan: Arbeitsmittel des Psychischen: Verdichtung und Verschiebung
Lacan drückt das Spannungsverhältnis zwischen „dem Realen“ und „der Symbolischen Ordnung“ bzw. die Differenz zwischen dem
Wunsch nach Selbstverwirklichung und Sinn und der negativen Realität durch die Unterscheidung von Signifikat und Signifikant aus:
 Unterscheidung von Signifikat und Signifikant:
o Signifikant: das Bezeichnende, die Bezeichnungsformen
_S _
o Signifikat: das Bezeichnete, das Subjekt, das Eigentliche, das Gemeinte
s
 Signifikat existiert nur in seinen Signifikanten – nie an sich und schon gar nicht davor [deshalb steht es auch unter der Barre].
 Das Subjekt ist das Ergebnis eines Geflechts von Signifikanten = Geschichte/n individuellen Erfahrens;


dieses Geflecht entsteht durch die psychische Arbeit der „Verschiebung“ und „Verdichtung“  durch diese psychischen Arbeitsmittel
der Übertragung von Signifikanten nähern wir uns dem Signifikat
 Problem: Man kommt nicht direkt vom Signifikanten zum Signifikat, also vom Gesagten zum Gemeinten  gelingt nur durch
Übertragungsarbeit; seelische Arbeit ist wie die Sprache Übertragungsarbeit: Vergleiche zwischen verschiedenen Signifikantenketten:
1. Metonymie: Signifikantenketten durch Verschiebung (Wort für Wort); erzählen auf unterschiedlichen Ebenen eine Geschichte
(Erleben, Handeln, Fühlen, Wollen, Denken...)  horizontale Analyse
2. Metapher: im Vergleich zwischen metonymischen Signifikantenketten lässt sich ein Signifikant durch einen anderen ersetzen =
Verdichtung (der verdrängte Signifikant wird quasi auf die Stufe des Signifikats gedrängt = dem Eigentlichen dichter rankommen)
Durch diese Übertragungsarbeit (metonymische Verschiebung und metaphorische Verdichtung) entsteht Sinn, eine Ahnung vom
Signifikat. Aber: sehr kurzlebig  jeder Versuch, das Signifikat zu benennen, bringt es sofort wieder auf die Ebene des Signifikanten.
Aber: Immerhin bietet das Signifikat den Ermöglichungsgrund dafür, überhaupt etwas sagen zu können.

Barre: das Ich als imaginäre Funktion zwischen dem „Realen“ und der „Symbolischen Ordnung“  Übergang wird verwehrt, aber es
wird auch ein Zusammenhalten gewährleistet.

Sprache: Erst durch das Wort werden wir uns einer Vorstellung bewusst, aber das Eigentliche bleibt unbewusst, so dass bei jedem
Versuch uns dem Signifikat zu nähern, ein sehnsuchtsbeladener Rest übrig bleibt.  Bei jeder Erfüllung eines Bedürfnisses und bei
jedem sublimatorischen Akt der Arbeit bleibt ein Rest ursprünglichen Begehrens übrig.  wirkt motivierend und zielorientierend
(Hoffnung und Wunsch nach sinnvoller Arbeit und Selbstverwirklichung durch Arbeit)
Wenn das Begehren wegfällt, ist das das Schlimmste, was der Gesellschaft geschehen kann. Begehren = Motor des Lebens
10
Jaques Lacan: Anwendung auf die Analyse des Arbeitsprozesses





Auch Arbeitsverlauf ist eine solche metonymische Verkettung von Signifikanten auf allen möglichen unterschiedlichen Ebenen.
Um zu erfahren, was für einen bestimmten Menschen Arbeit bedeutet (d.h. welchen Sinn und Zweck sie für ihn hat), so müssen wir
diese verschiedenen mit Arbeit verbundenen Ebenen als metonymische Verschiebung von Signifikanten erfassen und dann im
Vergleich dieser Beschreibungen nach Auffälligkeiten, Brüchen und Verwerfungen suchen.
So erreicht man ein Annähern an die Arbeitsrealität, die erst ein Intervenieren in die Arbeitsprozesse berechtigen würde.
impliziert eine grundsätzliche Bescheidenheit in der Praxis wissenschaftlicher Beratung: Imaginäre Vorgänge werden in die
Symbolische Ordnung transferiert, um an ein Bild der Wirklichkeit heranzukommen. Aber ans Signifikat kommt man doch nicht heran.
Warum also das Ganze? Bestimmt unsere Handlungsrichtung
Folgerungen für die Arbeitspsychologie: ein normativer Arbeitsbegriff
1. Arbeit ist bewusste und bewusstseinschaffende Auseinandersetzung Mensch – Natur  Zweck: optimale Anpassung an Natur
2. dialektischer Prozess: Veränderung der Natur ändert auch den handelnden Menschen  doppelte ökologische Verantwortung
3. Einsatz von Kräften und Arbeitsmitteln unter ökonomischen Gesichtspunkten – Knappheit!
4. Menschliche Energien im Arbeitsprozess durch Verschiebung von Triebenergien
5. Arbeit findet in geschichtlich-gesellschaftlichem Rahmen statt (Stand der Industrie; gesellschaftliche Organisation)
 Ordnung dieser Erscheinungsebenen der Arbeit vom Allgemeinen zum Besonderen: (1) ontologisch [Tun: dialektische Beziehung;
Tätigkeit: Vergegenständlichung], (2) ökologisch [Tun: ökologisch; Tätigkeit: Ø Monotonie], (3) psychologisch [Tun: ges. Akzeptanz;
Tätigkeit: Sublimation), (4) ökonomisch [Tun: ges. ökonomischer Umgang mit Ressourcen; Tätigkeit: Sicherung mat. & geistige
Existenz], (5) technologisch [Tun: Entwicklung von Produktivkräften; Tätigkeit: Einsatz physischer & psych. Energien & Werkzeuge]
 Schmales Arbeitsbegriff: Arbeit ist die auf der Basis eines dialektischen Prozesses der Vermittlung zwischen Mensch und Natur
(Subjekt und Gegenstand) vom Menschen bewusst intendierte Veränderung der Natur zum Zwecke der Schaffung optimaler
Lebensbedingungen unter Einsatz psycho-physischer Kräfte und unter Zuhilfenahme technologischer Energien und Mittel.
 Fokus auf der Erweiterung um ontologisch-anthropologische Aspekten  doppelte integrative Aufgabe:
(1) deskriptiv-empirisch allgemeinpsychologische Erkenntnisse des Arbeitsverhaltens auf interdisziplinärer Ebene erhalten.
(2) Integration interdisziplinärer Befunde; weg von reduktionistischer Verallg. von Einzelbefunden (Aspekt ; Ausschnitt; Signifikant)
Strukturanalyse: an übereinanderliegende Gesteinsschichten im Querschnitt denken (Foucault)  Elemente der Ebenen,
Beziehungen untereinander, Bedingungen der Entstehung und Entwicklung als ganzes erkennen und verarbeiten.
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Rahmenkonzept der Bedingungsanalyse menschlichen Arbeit: Einflussfaktoren der Leistung


Leistung ist nach physikalischer Definition die in einer Zeiteinheit erbrachte Arbeit (Produktion/ Zeit)
Analyse der Leistungsbedingungen: Schema von Schmidtke 1969:
Leistung = Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Natur, indem der Mensch vergegenständlicht und die Natur
vermenschlicht wird  sachliche und menschliche Leistungsvoraussetzungen gehen in diese Auseinandersetzung ein,
 beide stehen in wechselseitiger dialektischer Beziehung zueinander (►dürfen nicht getrennt voneinander behandelt werden!)
 ihr Produkt, die Leistung, ist immer wieder die sachliche Voraussetzung für weitere Leistungen: geschichtlicher Charakter der
Arbeit: vorliegende sachliche Leistungsvoraussetzungen eigentlich immer schon Produkt vorangegangener Leistung! (≠ Natur im
eigentlichen Sinne, sondern bereits erarbeitete, vermenschlichte, gesellschaftlich verknüpfte sachl. Leistungsvoraussetzungen)
► Interventionen sollten nicht nur auf momentane Leistungsverbesserung abzielen, sondern langfristig konzipiert sein!
-
sachliche Leistungsbedingungen: (1) technische [Material, Instrumente], (2) organisatorisch [Produktionsverhältnisse, Ort, Zeit]
menschliche Leistungsbedingungen:
(1) Leistungsfähigkeit: ind. Leistungsfähigkeit = hypothetisches Maximalvolumen (hohe Situationsspezifitität: sowohl qualitativ als
auch quantitativ schwer, exakt zu messen; Eignungstests!); individuelle Eigenschaften entwickeln sich durch Arbeit  erlernbar
≠ angeborene Begabung! Situative Faktoren: alles was Leistungsfähigkeit beeinflusst (Lärm, soziale Bedingungen...)
(2) Leistungsbereitschaft: Moderatorvariable der Leistungsfähigkeit (z.B. fähig, aber nicht bereit): physiologisch: körperliche
Verfassung, Gesundheit...; psychologisch: Leistungsmotivation, Anspruchniveau, Coping
Anwendung des Schemas: Wenn Leistungsabläufe genauer analysiert werden sollen: Beispiel Unfallursachen, die meistens aus eine
Kombi von sachlichen und menschlichen Einflüssen entstehen /Teil eines komplexeren Systems  Ziel: Unfallursachen erkennen
und beseitigen, indem man alle Vorgänge des Arbeitsprozesses im Zusammenhang analysiert
1. These: Rationale Arbeitsgestaltung und Sicherheit sind nur unter systemischer Betrachtung des gesamten Betriebsgeschehens mögl.
2. These: Sicherheit nicht nur durch Appell an den Verstand zu realisieren; Verhalten ist nicht nur vom Verstand geleitet
(Hinweisschilder!) Wir erwarten keine Unfälle, das ist auch gut so, weil wir sonst blockiert wären und evtl. Unfälle sogar provozieren.
3. Sicherheit ist eine Leistung: also sachliche (z.B. ökonomische Arbeitsbedingungen; Stand der technologischen Entwicklung) und
menschliche Voraussetzungen anschauen (a. Sicherheitsfähigkeit: lässt sich nicht lernen wenn situative Faktoren wie Klima und soz.
Bedingungen nicht stimmen; Problem des Unfällers: auch abh. von situativen Faktoren; b. Sicherheitsbereitschaft: u.U. nicht bereit:
Stress, Krankheit, Erkältung; Sicherheitsmotivation: Akkordarbeit  Risikobereitschaft↑)
 Aus Bedingungsanalyse eines Unfalls lässt sich Leitfaden entwickeln  Sicherheit wird messbar  Umdenken hin zu Sicherheit!
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Rahmenkonzept der Bedingungsanalyse menschlichen Arbeit: Handlungsspielraum bei Arbeit
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Welche Veränderungsmerkmale des Menschen gehen in den Arbeitsprozess ein und wie sind diese untereinander verknüpft?
Mechanisierung des Arbeitsprozesses: Energetischer Anteil  Maschine; Überwachen, Steuern und Kontrollieren  Mensch
Folgen: kurzfristig: Abbau energetischer Überlastung; langfristig: Bewegungsmangel, defizitäre Monitorfunktion  Mensch als
schwächstes Glied in der Kette von Mensch und Maschine ( aus techn.-ökonom. Sicht wäre sogar Vollautomation sinnvoll)
Beziehung zwischen Arbeit und Persönlichkeit: schwer zu operationalisieren  Schmales Vorschlag: Konzept von 3 Zielen
während der Arbeit: (1)Mensch will in Umwelt Orientierung, (2) will Wahrgenommenes bewerten, (3) will aufgrund von dieser
Bewertung zwischen Alternativen wählen und über sein Handeln selbst entscheiden können.
Mensch hat Infoverarbeitungsapparat zu Verfügung  Persönlichkeit = Zusammenspiel der dabei eingesetzten Funktionen
Funktionsfähigkeit entwickelt sich in allen Funktionsbereichen erst in der Auseinandersetzung mit der Außenwelt
Einschränkungen führen zu akuten psychosomatischen Störungen und chronischen psychischen Veränderungen
Arbeit muss so organisiert sein, dass sie alle Funktionsbereiche einbezieht & erweitert = Handlungsspielraum gebend, Ø einengend!
Konzept auf Allgemeine Psychologie übertragen: Infoaufnahme = Wahrnehmen; Infoverarbeitung = Denken; Infooutput = Handeln;
Vorteil Infoverarbeitungsterminologie: passend zur Beschreibung Mensch-Umwelt als einheitliches System
Ziel: Systemische Betrachtung (Ø Black-Box-Denken!) menschlicher Leistungsfähigkeit Voraussetzung für Interventionen
Orientierung
 Prozessschema zur Veranschaulichung der Zusammenwirkung verschiedener Funktionsbereiche bei Infoverarbeitung durch Mensch:
1. Reizaufnahme: 720 mμ Reiz von Außen  Rezeptorveränderung  ZNS-Zustandsveränderung  Empfindung „rot“ (Erfahrung!)
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Empfindungen sind mit früheren Empfindungen verknüpft und nicht allein auftretend: „rot“ und „rund“ = Apfel  Wahrnehmung = Sinnesempfindung + Erfahrung!
Wahrnehmungsfilter: Was wir wahrnehmen ist schon Ergebnis eines psychischen Prozesses; Filter quantitativ und qualitativ; Filter
wird beeinflusst durch: (1) Stimulierende Reizbedingungen, (2) Desaktivierende Reizbedingungen, (3) Einstellungen (Erw*Wert)
Infokodierung: Aufgenommene und gefilterte Info wir mit Hilfe früherer und gespeicherter Info strukturiert werden: Intelligenz „g“  3
Kodierungsfaktoren/Speicher: (1) form- & raumbezogene Anschaulichkeit, Sachlogik, (2) Sprache, (3) Abstraktion (z.B. Zahlenlogik)
► alle 3 Speicher sollen angesprochen werden: wechselnde Reizeinflüsse (Gefahr von Ohropax, Klimaanlage...)  Orientierung !!!!!
Handlungsentwurf, Entscheidung: Aufgenommene und verarbeitete Info wird bewertet  Handlungsentwurf (steht über
Rückkopplung in Beziehung mit Informationskodierung; Entscheiden für erfolgversprechende Alternative; wichtig für intrinsische Mot.)
► Arbeit sollte Wahlfreiheit von Handlungsentwürfen und Handlungsentscheidungen ermöglichen!
Handlungsausführung: Handlungsregulation (Vgl. mit Entwurf); untersch. Bewusstseinsebenen d. Handlungsregulation:
sensomotorisch (S-R-Verb.) < perzeptiv-begrifflich (Info aus Speichern einbeziehen) < alle Bereiche fordernd ►Mischarbeitsplätze
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