Kapitel 2 / Seite 64 Kapitel 4 / Seite 122 ff., 131 f., 137, 139, 148 Kapitel 5 / Seite 160 f., 168 f., 184 Internet-Ergänzung yp29fp Internet-Ergänzung t9i8ux Internet-Ergänzung x7bn7v Freud, Sigmund (06.05.1856 – 23.09.1939), Neurologe und Tiefenpsychologe. Freud promovierte 1881 an der Universität Wien zum Dr. med., wo er sich 1885 auch habilitierte und fortan als Privatdozent für Neuropathologie lehrte. 1886 eröffnete er eine Praxis als Neurologe, die er von 1891 bis 1938 in den noch heute berühmten Räumen in der Berggasse (Wien, 9. Bezirk) betrieb. Im selben Jahr heiratete Freud Martha Bernays (1861 – 1951). Schon als junger Arzt interessierte sich Freud für psychische Phänomene; diesem Themenbereich widmete er sich seit Anfang der 1880er-Jahre zusammen mit Josef Breuer (1842 – 1925). Gemeinsam mit ihrer Patientin Bertha Pappenheim (1859 – 1936), die später als Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes große Bekanntheit erlangt hat, eine Gesprächstherapie, die teils durch leichte Hypnose unterstützt wurde. Die Idee einer Therapie auf der Grundlage reinen Sprechens war damals sehr ungewöhnlich, die etablierte Psychiatrie arbeitete mit Elektroschocks, Kaltwasserbädern und ähnlichen Methoden. Als Neurologe interessierte sich Freud aber Zeit seiner wissenschaftlichen Laufbahn immer auch stark für neurophysiologische Anbindungsmöglichkeiten psychischer Phänomene sowie die Möglichkeit, mithilfe chemischer Substanzen unmittelbar auf das Gehirn einzuwirken. In diesem Zusammenhang experimentierte er im Lauf der 1880erJahre auch mit Kokain, dessen Wirkung als Mittel der Anästhesie im Rahmen operativer Eingriffe er eine eigene Monographie widmete. 1885 besuchte Freud an der Salpêtrière in Paris die Vorlesungen von JeanMartin Charcot (1825 – 1893), der sich mit dem damals als „Hysterie“ bezeichneten Phänomen beschäftigte und auch Hypnoseverfahren einsetzte. Während der 1890er-Jahre veränderte und verfeinerte Freud sein Behandlungs- und Diagnoseverfahren, das zugleich eine komplexe Theorie der menschlichen Psyche umfasste und das er als „Psychoanalyse“ bezeichnete. Er tat dies nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen. Der Kreis um Freud versammelte sich seit 1902 regelmäßig in Freuds Wohnung („Psychologische Mittwochsgesellschaft“). Ihr gehörten Ärztinnen und Ärzte, Schriftsteller/innen, Juristen und Philologen an. 1902 erhielt Freud auch den Professorentitel, der ihm als Juden lange vorenthalten worden war. Auf Vermittlung von Elise Gomperz (1848 – 1929), die seit 1892 Patientin von Freud war, und ihre Freundin Marie von Ferstel (1868 – 1960) lenkte der zuständige Minister schließlich ein. Freud arbeitete bis 1938 in Wien; der „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland brachte ihn und seine Familie in höchste Gefahr. Vor allem durch die Hilfe Marie Bonapartes (1882 – 1962), selbst Psychoanalytikerin, konnten Freud und seine engste Familie Wien 1938 verlassen und nach London ausreisen. Wichtige Publikationen: Studien über Hysterie (gem. mit Josef Breuer; 1895); Totem und Tabu (1913); Die Traumdeutung (1900); Jenseits des Lustprinzips (1920); Das Ich und das Es (1923); Das Unbehagen in der Kultur (1930); Der Mann Moses und die Entstehung der monotheistischen Religion (1939). Literatur: Baur, Eva Gesine: Freuds Wien. Eine Spurensuche. München: Beck 2008; Brumlik, Micha: Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts. Weinheim: Beltz 2006; Gay, Peter: Freud. Eine Biographie für unsere Zeit. Frankfurt am Main: S. Fischer 1989; List, Eveline: Psychoanalyse. Geschichte, Theorien, Anwendung. Wien: Facultas. WUV 2009 (= UTB 3185); Lohmann, Hans-Martin: Sigmund Freud zur Einführung. Hamburg: Junius 1986. © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2014. | www.oebv.at | Psychologie und Philosophie SB | ISBN: 978-3-209-08356-2 Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Für Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung.