Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt im Mittelalter

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WARNUNG: DIES IST KEIN OFFIZIELLES SKRIPTUM! ES IST EINE GETIPPTE
VERSION MEINER MITSCHRIFT VON DIESER VORLESUNG, D.H. ES SIND
FEHLER MÖGLICH!
H. Ebner: Technik, Wirtschaft,
Gesellschaft, Bevölkerung und Umwelt
im Mittelalter (SS 04)
Keine zusammenfassende Literatur
gegenseitige Bedingtheiten, gegenseitiger Einfluss
neue Möglichkeiten für die technische Entwicklung im Mittelalter
Details zur Vorlesung: siehe Internet
Prüfungstermine: mündlich jeweils Mittwoch 8:30-10 Uhr à 20 Minuten; Anmeldung nicht
nötig
Inhalt der Vorlesung:
- Themen: u.a.: Thema der 1. Stunde:
„Burgen, Schlösser, Festungsbau, Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft“
Folien
Mühlen und Müller
Kanalbau
Deichbau an Meeresküsten und Flüssen (für Gesellschaft und Umwelt besonders wichtig)
Bergbau, Erzverhüttung, Gewerbe
Schiffsbau
Fischfang, Fischer
Buchdruck
Textilgewerbe
Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht)
Wald und Waldwirtschaft
demographische Überlegungen (Bevölkerungsentwicklung → die Zunahme und Abnahme der
Bevölkerung und die Folgen davon)
Wasserversorgung und Wasserentsorgung
Abfallentsorgung
Ernährung
Handel, Handwerk, Gewerbe und Manufaktur
(Kursives: Am Beispiel der freien Reichsstadt Nürnberg, deswegen, weil Nürnberg zentrale
kaiserliche Residenz war, außerdem europabekannte Fernhandels- und Gewerbestadt,
zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches; überaus innovative Bevölkerung, bildungshungrige
Bevölkerung [viele Schulen → Lateinschulen, deutschsprachige Schulen, viele
Winkelschulen → rechnen und schreiben musste jeder Nürnberger können, sonst hätte er in
der Gewerbestadt nicht existieren können])
seit dem 2. Weltkrieg: Nürnberger Stadtarchäologie: 2. Weltkrieg: Nürnberg fast zur Gänze
zerstört, Bombenkrater
Forscher forschen „in den Boden hinein“
Wirtshausarchäologie (Ernährung, in Haushalten verwendetes Gerät)
Fäkal- und Latrinenarchäologie
Mittelalter sei finster und unbewegt gewesen? → falsch! Viele Innovationen
1040: Hanfmühle (Ebner: Ist damals noch erlaubt gewesen!“)
1276: Papiermühle, erst im 14. Jh. in Deutschland
Mittelalter nicht finsterer als heutige Zeit
Frühmittelalter: Wallburgen in Niederungen und Sumpf (Sumpfwallburgen) (sehr sicher:
Holzbalken weggezogen, Krieg wurde im Winter geführt, wenn der Sumpf eingefroren war.
Dann kam der Feind zu den Erd- und Holzbarrikaden
das ganze Volk hatte in den Wallburgen Platz
in den Wallburgen kämpfte auch der freie Bauernkrieger
Hochmittelalter: Oberschicht geht in die Höhenburgen
auf Rückfallkuppen oder auf Felsklippen
Höhenburgen: nur Männer (agnatische Familien)
kleinräumig, überwiegend aus Stein
außerdem: Wasserburgen mit Wassergraben
Motten: Aufschüttungen von Erde. Um den Erdhügel herum war durch die Entnahme der
Erde ein Graben
auf dem aufgeschütteten Erdreich war ein Holzturm (ein Steinturm hätte das Erdreich
niedergedrückt)
in Niederrhein, Normandie und Ostengland
In Höhenburgen: Ritter (adelig, ritterbürtig) (ritterbürtig: Bauer, der tapfer ist wie ein Ritter)
Spätmittelalter: Höhenburgen werden verlassen, Adel zieht hinunter: Talburgen →
abgesichert durch Wassergraben (Wasserburgen)
Talburgen: Nachbarschaft des Adels zu den Bauern → gesellschaftliche Reibungsflächen
um die Burgen herum: Glacis mit Tierpark mit wilden Tieren
oder mit Park- und Gartenanlagen
→ dadurch hielt man sich die Bauern fern
Schlösser dienen nur noch Wohnzwecken, Pechnasen nur noch Dekor
Material: Stein, Ziegel
→ Ziegeleien entstehen, Ziegelhersteller sind im Aufschwung
Ziegel:
einfach gebrannt
zweifach gebrannt (Backsteine)
glacierte Backsteinziegel
Backsteine: zerbrechlich, ständige Reparaturen nötig
Festungen: Strategisch günstig gelegene Burgen (Festen) werden zu Festungen ausgebaut
oder neue Festungen werden gebaut
Riegersburg war ursprünglich 2 Festen
Frühneuzeit: zur Festung ausgebaut
Außerdem im Spätmittelalter: befestigte Stadt
Nürnberg: viele Türme
2 Mauern: Zundermauer und normale Mauer
die befestigte Stadt bedeutete viel für die Umwelt: man wollte ein Glacis haben → Wald
gerodet
Holz: verwendet für Häuserbau: Schindeln (gehackt) und Bretter (gesägt)
zwecks Ersparung von Ziegeln wurden Bretter und Schindeln rot eingefärbt
Brandgefahr hoch
→ Herrscher erlassen z.B. für 5 Jahre die Steuern, wenn man mit Ziegeln deckt
Ministerialen: die einen stiegen ab vom Hoch- und Edelstand in die Ministerialität
Abstieg: 1. Freiwillig: man wird einem Herrn unterstellt, der für die eigene Sicherheit sorgen
muss
2. Unfreiwillig: Herr zwingt Leute in Ministerialität
Stadt: Ritter: leben in Türmen, Bürger mussten Wacht halten, in Kriegszeiten mussten sie
Kriegsdienst leisten
reichere Bürger ließen sich durch Geld befreien → Söldner werden damit engagiert →
Söldner verteidigen die Stadt
früher war die Verteidigung der eigenen Stadt ruhmreich → später: Söldner
der, der die meisten Söldner kauft, ist der eigentliche Herr der Stadt → Söldner wohnen in der
Stadt, Stadtherr kann die Stadtbevölkerung niederhalten
in befestigten Städten: manchmal Residenzburgen
Beziehung zwischen Bürgerschaft und Stadtherrn: oft nicht gut → man sperrte sich
gegenseitig durch Mauern ab
Flandern (Gent): Burgen der Grafen von Flandern: Bürger und Grafen sichern sich
gegenseitig durch Mauern und natürliche Barrieren ab
in Residenzburgen: Hofadel
Ritter verliert an Bedeutung durch Feuerwaffen
→ Rittertum sinkt: militärisch, wirtschaftlich → Prestigeverlust für Rittertum, für Adel
→ verschiedene Adelige flüchten: entweder sie werden Söldnerführer oder Hofadelige
(wollen um den Stadt- oder Landesherrn herum sein)
Herrscher: lädt rebellische Adelige an den Hof, um sie unter Kontrolle zu halten
Kavalierstour: Adelige wurden vom Landesherrn zum Studieren geschickt → leben in Italien
in Saus und Braus und studieren nicht
oder: Leute werden von Vätern geschickt zum Studieren → müssen Vater Rechenschaft
ablegen → also studierten sie, wurden z.B. Juristen und dann geadelt
Neuadel: nobilitiert: kaufte die Bauernhöfe in der Umgebung der Stadt ab: „Gülthöfe“ (kleine
Schlösser)
Frühmittelalter: freie Bauernkrieger. es gab das Fußvolk: freier Bauer musste Kriegsdienst
leisten
Lehenswesen beginnt: freier Bauer verliert an Bedeutung
Lehensmann eines Herrn, der ständisch noch höher stand als er, wird militärisch bedeutend →
Lehensritter
Bewaffnung von Fußvolk und Lehensritter: Schwert:
freies Fußvolk: Langschwert
Reiter am Pferd: Kurzschwert, gab es schon bei den Sachsen
außerdem: Lanze: freier Bauer als Fußkämpfer mit Lanze und Schild: Schild in die Erde
gesteckt, Kämpfer steht dahinter und stochert hervor
außerdem: Streitaxt
Ritter: hatte auch Lanze, Kurzschwert und Streitkolben. Streitkolben: Keule mit Spitzen zum
Durchschlagen des Helms des Gegners, um ihm das Gehirn zu durchbohren
Armbrust: so verheerend, dass Papst Innozenz III. den Einsatz verbietet, mit Ausnahme vom
Einsatz zum Kampf gegen die Heiden
Panzerung von Mann und Pferd
→ Panzerung mit der Zeit so schwer, dass die Ritter nicht mehr beweglich sind: Ritter muss
mit einem Kran auf das Pferd gehievt werden; fliegt er runter ist er unbeweglich → Schweizer
besiegen Österreich → Harnisch (leichter) ersetzt Panzerung
Spätmittelalter: Reiterheere fast immer vom Fußvolk besiegt
Hussitenkriege: Wagenburgen → Hussiten schießen heraus
Erdschanzen, befestigte Kirchen und Klöster
Tabar (?): in der Mitte einer Wohnhäusersiedlung: Leute aus den Wohnungen fliehen hinein,
wenn der Feind kommt
Langbogen: Cresy: Engländer (100jähriger Krieg): Langbogenschützen schießen aus höherer
Lage auf das französische Heer
Armbrust: 150-200 Meter
Langbogen: mehr als 300 Meter
→ große Niederlage für das französische Ritterheer
König Johann von Böhmen (Vater von Karl IV): reitet in Ritterrüstung auf die Engländer zu,
wird sofort heruntergeschossen
Morgenstern: an Kette waren Kugeln mit Dornen angebracht (Waffe des Fußvolkes)
Wurfangel (Barke) (Waffe des Fußvolkes): eine Art Anker, der auf den Ritter geworfen
wurde, der verfing sich in der Ritterrüstung, der Ritter wurde heruntergezogen
außerdem Waffen des Fußvolkes: Spieß, Hellebarde, einfache Feuerwaffen
Feuerwaffen: krachten mehr als sie trafen → aber großer psychologischer Effekt
vor allem bei Festungen
Feuerwaffen: Stück (=Kanone)
Hakenbüchsen: eine Gabel wird in den Boden gesteckt, darauf wird das Gewehr gelegt
Feldschlangen: längere Kanonen
weil alle Waffen aus Eisen sind, muss der Eisenbergbau forciert werden → Druck auf
Bergbauer und Hüttenmänner: sie müssen Eisen machen
Kampfesweise im Frühmittelalter: punktuell: man ging auf die Wallburg los → wenn der
Fürst erschlagen wurde, ergab sich der Stamm
Krieg im Hochmittelalter: Kampf um Burgen
im Spätmittelalter zunehmend flächenhaft
Vorbild Orient: muslimische Reiter: bekriegten Land, um die Burgen kümmerten sie sich
nicht
Bauweise: Frühmittelalter: Bevölkerung verpflichtet zum Befestigungsbau
Hochmittelalter: auch (Robot), schwerer für bäuerliche Arbeiter wegen hoher Lage der
Burgen
Spätmittelalter: Schlossbau: Bauern
Stadtbefestigung: Stadtrobot → Bürger
→ kaufen sich frei, kaufen Hilfsarbeiter
Frühmittelalter: Befestigungsbau überwiegend freiwillig
Hochmittelalter: Robot verpflichtend, Strafandrohung
Spätmittelalter: auch für Bauern verpflichtend: Talburgbau und Stadtmauernbau: Auch bei
Stadtmauernbau verpflichtend → Meilenzonen um Stadt → lohnte sich ab einer gewissen
Distanz nicht wegen der langen Anreise der Bauern
Wallburgen: Fachmann nicht nötig
Höhenburgen: bereits Fachleute nötig: Architekten, Steinmetze und Maurer (die wanderten
von einem Bergbau zum nächsten)
mussten auch kriegstechnische Dinge wissen
Waffenproduktion wird wichtig → eigene Mühlen:
Schleif- und Poliermühlen: Harnisch wurde poliert (leuchtend gemacht) → man sah am
Schlachtfeld, wer adelig war → nach Schlacht: Schlachtfeld: Material eingesammelt
Pferdezucht → Haferanbau
technische Gerätschaft: Flaschenzüge, primitive Kräne
Spätmittelalter: Bauplanung, Abholzung
kriegstechnische Gewerbe: irrsinnig viele verschiedene Spezialisten nötig für die Produktion
von Pulver etc.
Verfeinerte Feuerwaffenproduktion
zunehmende Verwendung von Eisen und Stahl
erhöhte Anforderung an Eisenproduktion → Blasebälge, damit es schneller geht
Bedeutungsschwund des Adels als Kriegsstand
18. 03. 2004
Bevölkerungsentwicklung: Aufstieg bis 1250 → Städtebildung → dann: Pest → Rückgang
Hochmittelalter: Steinbauten → hält ewig, statisch genau berechnet: antike Vorbilder (z.B.
der römische Bauherr Vitruv)
Wasser: umfassende Nutzung, vor allem durch Klöster
immer wieder: Zisterzienserklöster
Wasser:
1. öffentliche Brunnen auf Plätzen (auch Kommunikationszentrum für Frauen)
2. Hausbrunnen in Stadthäusern und bei Bauerngütern
(bei 1 und 2 Gefahr der Verunreinigung wegen Kloaken-/Fäkaliengrubennähe)
3. Wasserleitungen
a) gedeichelte Holzröhren (Baumstamm mit Loch):Gefahr: Fäulnis, Bakterien
maschinell seit 1430
aneinandergefügt (Wasserverlust durch Versickerung)
ineinandergesteckte Holzröhren
Wasserkösten zur Verteilung an öffentlichen und privaten Brunnen
b) Bleirohre (Gefahr: Bleivergiftung)
Wasserleitungen: teilweise römische Wasserkanäle und Aquädukte im Frühmittelalter
(Hochmittelalter) verwendet
Wasserleitungen zunächst für soziale Oberschichten (Stadtadel, Patrizier [Patrizier sind
Großgrundbesitzer, die in der Stadt leben, also adelsähnlich], Großbürger)
Wasserleitungen zur fürstlich-stadtherrlichen Residenzburg
(Graz: Rosenberg → lf. Burg [KFIII, Ehg. Karl III.])
4. Schöpfwerke an Bächen und Flüssen
(Gefahr: Verunreinigung durch Abwässer, besonders gewerbliche Nutzwässer; durch
Unrat)
→ Reinhaltungsverordnungen des Stadtherrn/des Magistrats in großen Städten des
Mittelalters (weniger wegen mangelnder Trinkwasserqualität als wegen gewerblichen
Schaden
5. Zisternen: besonders in Burgen (Regenwasser – Sand/Schotterfilterung: Riegersburg)
(große Dächer, nach innen abschüssig → Regenwasser rinnt in das Becken mit der
Sand/Schotterfilterung → von dort Leitung zur Zisterne)
in Burgen auch tiefe Brunnen bis zum Grundwasser
(Schlossberg Graz, 95 Meter tief, so genannter „Türkenbrunnen“
zu Burgen auch Wasserleitungen (Judenburg 13. Jh.)
(Zisternen kommen auch in Klöstern vor)
Nutzwasser
Mühlen
(Handmühlen schon in frühgeschichtlicher Zeit; in mittelalterlichen Burgen (bei Burgteilung
ungeteilt – wie Brunnen, Zisterne, Kapelle, Zugbrücke) → Mühlstein auf Mühlstein
(=Bodenstein))
Horizontale Mühle: Druck des Wasserstrahls auf das horizontale Schaufelrad
besonders in Gebirgsgegenden, seit dem Frühmittelalter;
im Hochmittelalter und Spätmittelalter besonders in Alpen, Apennin, Pyrenäen, Balkan,
Schottland
Vertikale Mühle: Mühlrad steht senkrecht
a) unterschlächtig (Flüsse, Kanäle, möglichst große Strömung)
b) oberschlächtig (Sammelbecken, Wehre, Zuleitungskanal; von oben Wasser auf
senkrechtes Schaufelrad)
Staadrecht: Recht, Mühle zu bauen, Kanal durchzugraben
besondere Variante: Schiffsmühle (unterschlächtig)
526 am Tiber / Rom → 11. Jh.
Europa: Spätmittelalter
a) am Ufer
b) auf der Brücke
} mit Seilen befestigt
abhängig von Wasserstand und Strömung
Gezeitenmühle: 7. Jh. in Irland – 10. Jh. bei Basra (Irak) – 11. Jh. Venedig (Lagune)
1120/25 in Nordfrankreich (Fluss Rance bei Saint Malo) → nach 1945: das erste GezeitenElektrizitätskraftwerk dort
Sonderformen von Mühlen:
1. Windmühlen
Seit Ende des 12. Jahrhunderts in Ostengland (1180); Flandern, Normandie
Flügel vorerst mit Holzplatten belegt
später mit „Segeltuch“
Mühle vorerst auf festem Block („Bock“) (= Bockwindmühle)
ließ sich im Wind drehen
später Mühlwerk in festem Gebäude
Flügel ließen sich mittels hölzerner Dachhauben in den Wind stellen
(= Turmwindmühle) (1390)
Afghanistan: wahrscheinlich die ersten Bockmühlen
aber: im fernen Osten wurden oft derartige Erfindungen nicht in die Praxis umgesetzt,
obwohl sie dort schon bevor sie in Europa entdeckt wurden erfunden wurden
2. Trockenmühlen:
erstmals nachgewiesen 1262 in Siena
in wasserarmen Gebieten Südeuropas, angetrieben durch Menschen über Tritträder oder
Trettrommeln (wie bei frühen Kränen)
oder über Göpel mit Esel und Ochsen
mittelalterliche Menschen glaubten an die reinigende Kraft des Wassers, wenn es fließt: laut
ihnen reinige sich fließendes Wasser von selbst → Trinkwasserentnahmestelle manchmal
nach Durchfließen des Industrieviertels
Wassermühlenarten:
Getreidemühlen: Hauptgetreide: Roggen, Korn, Weizen. Dann: Hefe. Für Bier: Gerste
Bier: Hopfen für Transportfähigkeit des Biers → über viele Monate hin weit transportierbar
Bier: mehr für die untere/mittlere Schicht
Patrizier in Lübeck: Wein → musste Rotwein sein, musste aus Südwestfrankreich kommen
Walkmühlen erstmals 1086: für Textilerzeugung wichtig: Flandern, England: Zum Wolle
Zerstampfen, Walken
Sägemühlen: bedeutete Automatisierung: Räder drehen sich, Sägeblatt wird in Bewegung
gesetzt, Stamm bewegt sich automatisch vor
Seidenzwirnmühlen: Überall, wo Seide versponnen wurde
alle Gewerbe hatten irgendwie Bedeutung in Nürnberg
Papiermühlen: ungeheure Bedeutung: Papier ersetzt Pergament
aus Lumpen hergestellt: Lumpen (mit Hilfe der Mühle) zerfasert und zusammengestampft
erste deutsche Papiermühle: in Nürnberg
Pulvermühle: überwiegend Schwarzpulver für einfache Stücke, Kanonen; im Bergbau
Wasserschöpfmühlen für Trink- oder Nutzwasser und zur Entwässerung
→ Entwässerungsmühle auch für Deichbau an der Nordseeküste eingesetzt
→ für Wasser, das über die Deiche hinweggespritzt ist
Bohrmühlen (Mörsermühlen) für Geschütze (1321, 15. Jh.)
Gewürzmühlen (viel kleiner als andere Mühlen): besonders für Senf (1251: Senfmühle)
andere Gewürze: Safran (teuer)
Zucker gab’s kaum, Süßstoff war Honig aus den großen Waldgebieten Nordosteuropas
Rohrzuckermühlen gab es auf Zypern (nach arabischem Vorbild)
Gerbermühle: Leder, das zum Gerben ist, muss richtig durchgewalzt werden → Gestank in
Städten → Gerbermühlen ziehen weg und werden außerhalb der Städte errichtet
Schleif-/Poliermühle (1195): für glänzende Rüstungen
Biermühle
Hanfmühle: für Seile, Flaschenzüge
Waidmühle: Färbepflanze (östliches Mitteleuropa)
→ wurde nach Westeuropa gebracht → Grünblaufärbung → sehr teuer
Erzmühle/Eisenmühle (1197): zum Zerkleinern von Erzbrocken
Graz: Gries: Mühlen: Rösselmühlgasse
II.
1. Bäuerliche Hausmühle an Bächen und Flüssen
2. Städtische Mühle → von der Stadt errichtet, Stadt musste sie erhalten
3. Bann- oder Mautmühlen (Mühlenbann – Grundherr (Zwang))
ad 3: nur eine Mühle im Gebiet → alle Bauern mussten dort mahlen und dort gleich Abgaben
leisten
Mühle in den Volksrechten (leges barbarorum) des Frühmittelalters geschützt, später auch im
Landfrieden etc.
Wenn Kampf, muss Mühle erhalten werden.

25. 3. 2004
Ebner:
Nicht Trinken!
Keine Mützen!
Wir haben kein Putzpersonal!
letztes Mal: Mühlen
dann: Müller
dann: Nachträge zu Mühlen, Kanalbauten
Der Müller
unehrlicher Beruf?
Mühleigner/Mühlherr
adeliger oder geistlicher Stadtherr
reiche Stadtbürger (Patrizier)
Mühlenpächter: zahlen Pachtzins
a) Lohnverhältnis (natural.
Gaben, Geldgaben
b) Pachtschilling → meist hoch
und gesteigert
Müller mit Knechten/Mägden
1/16 des Mahlguts/ „Malter“
meist mehr gefordert
Bauern betrogen: Maße
Bauern (als Kunden)
„unehrlicher“ Müller
ad „unehrlicher Müller“:
dazu oftmals abseitige Lage der Mühlen
Gedankenaustausch (revolutionäre Gedanken) → Raufereien, kriminelle Handlungen →
schlechtes Image der Müller; „unehrlicher“ Beruf
→ bis heute hält sich der Gedanke des „unehrlichen“ Müllers
Mühlen (Ergänzung)
Antike Mühlen (1. Jh. v. Chr.): Leistung auf 3 PS versechsfacht
waagrechtes Schaufelrad, auf Zahnrad Kraft übertragen, das dreht den Mühlstein
der bekommt eine höhere Geschwindigkeit als das Wasserrad
römischer Mühlstein: Durchmesser von 2,1 Metern, 46 RPM (Umdrehungen pro Minute)
pro Stunde 150 kg. Getreide gemahlen
1500 kg. pro Tag
(2 Sklaven mit einer Handmühle schafften 7 kg. Mehl pro Stunde; 70 kg. pro Tag)
→ für 1500 kg. Getreide in 10 Stunden hätte man 70 Sklaven gebraucht
→ Wassermühle ersparte Arbeitskräfte
spätantiker Mühlenkomplex in der Provence nahe Arles erzeugte Mehl für 80.000 Personen
1 Mühlstein erzeugte pro Stunde 150-200 Kilogramm Mehl
die Römer/Gallorömer setzten die Wasserkraft bei Mühlen nicht flächendeckend oder gezielt
ein
sie wollten Arme und Sklaven beschäftigen
Kaiser Vespasian beschenkte Erfinder, setzte die Erfindungen nicht um (ähnlich EU:
Burgenland: Geld für Winzer, wenn sie ihre Felder Brach liegen lassen
Frühmittelalter (9. Jh.): Kloster St. Germain des Prés (im heutigen Paris; damals außerhalb
von Paris) besaß 59 Mühlen
im 10. Jahrhundert starke Zunahme der Mühlen
Hochmittelalter: Domesday-Book (Ende 11. Jh.) verzeichnet in 34 englischen Grafschaften
5624 Mühlen für 1,4 Millionen Menschen. Viele dieser Mühlen waren noch im 18. Jh. in
Betrieb, einige sind es noch heute (nach Renovierung)
im 11. Jh. gab es in England ca. 1 Mühle auf 30 Haushalte
Verteilung sehr ungleich: 1 Mühle auf 26 Haushalte; 1 Mühle auf 96 Haushalte
Verteilung der Mühlen auf südenglischen Flüssen: auf 16 km. kamen 30 Mühlen, also stand
fast alle 500 Meter eine Mühle
Mühlen benötigten anfangs hohe Investitionen → dann warfen sie aber hohe Gewinne ab,
wurden teuer verpachtet
Viele Mühlen in England waren Gemeinschaftseigentum (2-5 Personen) → Gewinnanteile
geteilt
in Frankreich (Toulouse) gründeten Bürger eine AG für die Garonnemühlen → vielleicht die
älteste Kapitalgesellschaft der Welt (?)
→ im 20. Jh. verstaatlicht
Mühlen waren gegen Konkurrenz geschützt → zu nahes Bauen von Mühlen verschiedener
Besitzer verboten
Nockenwelle (Drehbewegung in auf-und-ab-Bewegung umgesetzt → Kraft auf Fallhammer
in Schmieden umgesetzt
→ bedeutende Rolle in der Industrie
Trinkwasser (Ergänzung)
besondere Verunreinigungen des Wassers
Schlachthäuser, Gerbereien: vor Stadtmauern anzusiedeln
das französische Parlament bestimmte 1366, das Vieh nicht an Ort und Stelle, sondern
außerhalb von Paris, flussabwärts zu schlachten und zu zerteilen (Verordnung fruchtete nicht)
in Paris wurden jährlich 250.000 Stück Vieh geschlachtet
1293: 188.522 Schafe, 30.116 Ochsen, 19.604 Kälber, 30.184 Schweine
1395 sollten Lederer, die im Zentrum arbeiteten, flussabwärts angesiedelt werden, um
sauberes Wasser für die Bewohner des Louvre zu erhalten
Gerber waren in Agrargebieten besonders zahlreich, verwendeten Gerbsäure und Ätzkalk
1425: Klage englischer Bierbrauer in Essex über Gerber als Umweltverschmutzer → Fische
sterben in den Flüssen!
Brauer benötigten sauberes Wasser aus den Flüssen
in Südfrankreich wurden eigene Kanäle zu den Gerbereien gebaut
1388 gab es das erste Umweltschutzgesetz für England, über Luft und Wasser:
Verbot, Abfall auf die Straßen oder in Flüsse zu werfen,
eigene Mülldeponien außerhalb der Städte
säumige Überwachungsbeamte sollen bestraft werden
1167 erhielten die Domherren von Canterbury einen Grund mit vielen Quellen als Geschenk
→ Netz von Wasserleitungen angelegt → Wasser floss unterirdisch
12. Jh.: Almkanal in Salzburg brachte sauberes Wasser in die Stadt
Kanalbau
1. Kanäle in Städten
1.1. für die Zufuhr von Trinkwasser
1.2. für die Abfuhr von Brauchwasser
2. Kanäle am Land
Wasserableitungen von Wehren/Staudämmen zu Mühlen verschiedener Art
3. Kanäle als Wasserstraßen
zu 1.: Kanäle als Teil der Hygiene in den Städten
Kanäle technische Wirtschaftsbauten, Bauten der Kommunen
1.1. Dohlengemeinschaften der Anrainer zur Sauberhaltung
1.2. Brauchwasser der Haushalte in Städten – wie Regenwasser auf die Straße geleitet
→ Straßen wurden zu „Sümpfen“
(Straßenkot: hölzerne Unterschuhe (Trippen) und Stelzen)
Fäkalien bei Fehlen von Aborten/Fäkalgruben auf die Straße geleitet (meist
nachts!) oder in Reicher (?) (= Zwischenräume bei Häusern zur Feuerlöschung)
nur in wenigen Städten gab es ein Abzugssystem zu Flüssen
1.2.1. offene Abflussrinnen: nahmen Unrat aller Art auf → Brutstätten für
Krankheiten;
wo größeres Gefälle, dort Flutung durch Bäche (zugleich Feuerbäche) und
Schwemmgräben
1.2.2. gedeckte Abflussrinnen: eher selten (in Ulm, Nürnberg etc.)
(Hundeplage in Nürnberg und Wien 1444: 866 Hunde erschlagen
1475: 510 Hunde erschlagen
→ Beruf Hundeschläger, Beruf Abdecker (beauftragt, die Hundeleichen
zu entsorgen)
Spätmittelalterliche Autoren loben die Sauberkeit der Städte!
„Stadtlob“ italienischer und spanischer Reisender in Deutschland (wie dreckig muss es erst in
Italien und Spanien gewesen sein!)
Dominikaner Felix Faber, Humanist Konrad Celtis (Nürnberg)
Lob für die Sauberkeit des Wassers in den Stadtkanälen, saubere Straßen!
Brauchwasser in Kanäle und in holzgefasste, später gepflasterte und ausgekehrte Stadtbäche
geleitet
2)
Kanäle am Land → für Zuleitung von Wasser von Stauseen (Wehren) zu Mühlen aller
Art (oberschlächtige Mühlen)
maurische Bewässerungskanäle, Polder
Wiesenbewässerung in Europa
3)
Kanäle als Wasserstraßen:
3.1. In Niederungslandschaften Europas (z.B. Flandern → ebene Landschaft,
Kanalbau leicht) → auch zu Städten
→ Städte fernab der Nordsee werden zu Hafenstädten
3.2. im Hochmittelalter bei Städten
3.2.1. Schifffahrtskanäle (in Flandern, Nordfrankreich)
ergänzt durch Flutrinnen zur Umfahrung der Mühlwehre
4)
Kanalsysteme zur künstlichen Bewässerung, besonders im trockenen Südeuropa
(Mittelmeerraum)
im französischen Roussillon, in der Po-Ebene/Lombardei, in Spanien (maurische Anlagen an
der Mittelmeerküste
5)
Kanalsystem in Holland und Flandern
vorerst zur Entwässerung (Polder), später für die Schifffahrt
Lübeck: Kanal: Stück des Trabeflusses (der in die Ostsee mündet)
→ Graben nach Mölln
→ von dort bis Lauenburg an der Elbe
97 km. bis Lauenburg an der Elbe → 17 Schleusen
6)
Stecknitzkanal (= Scheitelkanal): 1381-1398 als Verbindung von Nord- und Ostsee
(Hainburg (?) - Lübeck)
Verlauf: Lübeck – Trave – Möllersee – Lavenburg/Elbe
15 Schleusen: erhalten Palmschleuse/Lauenburg
97 km. Länge → durchschnittliche Reisedauer 3 Wochen (2-4)
Palmschleuse ist die älteste Kammerschleuse Nordeuropas
Lübeck musste dem Herzog von Sachsen-Lauenburg für den Durchstich bezahlen, dafür
erhielt Lübeck für 17 Jahre den Zoll am Kanal (musste die Hälfte an den Herzog abgeben)
jährlich wurde der Kanal von 1500 Schiffen befahren
→ besonders Lüneburger Salztransporte (wichtig zur Konservierung von Fischen) →
Rückfracht: Fische, Holz, Pelze
7)
Rhein – Main – Donau-Kanal Karls des Großen
8)
militärische Bedeutung der Kanäle besonders in Italien: Mailand (Renaissancekanäle)
9)
Wasserabzugskanäle in den Montanrevieren
= Auslaufkanäle (= Abzucht) z.B. in Goslar, Sardinien
Fazit: Kanalbau  Mühlen
 Schifffahrt
 Transport (Verkürzung von Strecken)
Kanalbau in durchgängigen Niederungslandschaften
Kanalbau zur künstlichen Bewässerung, vor Allem im Mittelmeerraum
vielfach nach arabischem Vorbild
Kanalbau hatte hohe technische Anforderungen
Kanalbau verlangt nach mehr Arbeitskräften (bäuerliche Robot)
auch für Stadtbürger →(müssen Abgaben zahlen für Lohnarbeiter)
Kanalbau verändert natürliche Umwelt
Kanalbau macht landwirtschaftliche Kultur möglich
Kanalbau fördert die gewerbliche Produktivität
Kanalbau hob die Hygiene in den Städten (?)
Kanalbau sicherte die Trinkwasserversorgung
Damals:
Frachtfuhrwerk
23 km/12 Std.
Frachtfuhrwerk (max.)
28-30 km/12 Std.
Bote, ohne Pferdewechsel 46 im Winter, 53 im Sommer
Sonderbote zu Pferd
56 im Winter, 58-60 (max.) im Sommer
Reitender Eilbote mit Pferdewechsel (Post)
Winter: 91 (max.); Sommer: 106 (max.)
Schiffsziehen
1,8 km/h; 8-20 km/d (Kilometer pro Tag)
Zugochse
2,5 km/h; 10-30 km/d
Fracht-, Saumpferd 3,6 km/h; 30-50 km/d
Fußwanderer
3,6 km/h; 30-50 km/d
Reiternomade
50-60 km/d
Rheinschiff talwärts 3,6 km/h; 60-100 km/d
Reiter bei längerem Tourenritt
6,1 km/h; 30-50 km/d
Läufer (maximal 10 Tage zu 40 km.)
10-12 km/h; 50-65 km/d
Pferd im Trab
12 km/h
Hochseegängiges Segelschiff
17 km/h; 120-200 km/d
Pferd im Galopp
25 km/h
Kogge:
Wikingerschiff:
15 km/h
25 km/h
Literatur (steht im Internet)
Uta Lindgren: Europäische Technik im Mittelalter
→ Handbuch, das so gut ist, dass es schon in vierter Auflage in Berlin erschienen ist
Neithard Bulst: Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft. Trier, 1983
Bernd Hermann: Mensch und Umwelt im Mittelalter. Frankfurt am Main 1989
französischer Autor Jean Gimpel: Die industrielle Revolution des Mittelalters. Zürich,
München 1980
Britta Padber: Die Oase aus Stein. Humanökologische Aspekte des Lebens in mittelalterlichen
Städten. Berlin 1996
Karlheinz Ludwig, Technik im Hohen Mittelalter zwischen 1000 und 1350 bzw. 1400
(Propyläen, Technikgeschichte, Bd. 2)
Hägermann Dieter (Bd. 1): Technik im frühen Mittelalter zwischen 500 und 1000
Bd. 1: Frankfurt 1991
heutiges Hauptkapitel:
Deich- und Dammbau / Sturmfluten
dieses Kapitel hat mit dem Kampf von Mensch und Gesellschaft mit den Naturkräften zu tun
→ der mittelalterliche Mensch war fast immer den Naturkräften unterlegen
außerdem: Geschichte der Arche Noah → man wusste davon → erkannte es
die mittelalterlichen Menschen waren immer in Angst
Gedanke: Sturmfluten seien Strafe Gottes für das unzüchtige Leben der verruchten
Menschheit (diese Vorstellung gilt für alle Katastrophen etc.)
wenn im Krieg einem Bauern alles niedergebrannt wurde, dann war das halt die gerechte
Strafe Gottes
Man veranstaltet Bittmessen, Prozessionen, ruft die Heiligen an
→ heiliger Christopherus (zog das Jesuskind durchs Wasser), heiliger Nikolaus, heiliger
Florian
→ alle Darstellungen des heiligen Florian: Florian gießt Wasser auf ein brennendes Objekt →
dieses Objekt gab es tatsächlich
außerdem: Nothelfer
Chronisten: schildern häufig mit einer Wonne Naturkatastrophen
→ verfolgen Erbauung, Belehrung, Furcht vor Gottes Zorn (Chronisten: hauptsächlich
Geistliche)
→ Chronisten schildern auch Naturkatastrophen, die es gar nicht gab, oder nur irgendwo
fernab gab
Telameau (von den Annales): „Die Angst im Mittelalter“ → Mentalitätsgeschichte
Wer überzeugt ist, dass irgendwann die Sintflut kommt, hat Angst, wenn plötzlich ein Orkan
ist und die Glocken zu läuten beginnen (und das tagelang)
Sturmfluten gehen häufig mit Orkanen zusammen, außerdem setzen tagelange Unwetter ein,
die Sturmfluten ankündigen
Flandern: „Wer nicht will deichen, der muss weichen“
Was geschah durch die Sturmflut? → Küstenlinien werden verändert
→ wie weit stimmen Geschichtsatlanten?
→ meist kaum: wegen Küstenverschiebungen und Deichen
historische Atlanten: Atlanten aus historischer Zeit
Durch Sturmfluten entstehen Dünenwälle
Wanderdünen von West nach Ost
für Bevölkerung auf Dünen wichtig
→ Sturmfluten: zerreißen Dünen, die Siedler auf den Dünen werden weggespült
wenn die Dünen durchbrochen sind, strömt das Wasser mit extragroßer Wucht durch
→ deswegen wenig Besiedelung der Küste
→ später mehr → Kampf gegen das Meer
Transgression: temporäre Sturmflut, nach Monaten: Regression
oder: permanent: wegen Hebung und Senkung der Küste → dadurch können ganze Städte
verschwinden
Leobner evangelischer Pfarrer. suchte Atlantis
Nordseeküste: vom 6. Jahrhundert an gingen Städte unter → der Pfarrer veranstaltete
Tauchungen und war überzeugt, er hätte Atlantis gefunden
Doggerbank: Verbindung zwischen Europa und England → gegen Ende der Eiszeit versunken
durch Verschlammung (Flüsse) kommt Baumaterial, das man zu einem Deich aufschütten
kann
Man beginnt mit dem Damm- und Deichbau schon in römischer Zeit, im heutigen Flandern
→ Gräben, Wälle
→ Küstenbewohner (z.B. Friesen): warfen Erdhügel auf (Wurten, Warften)
→ man musste über dem Fluthöchststand sein
→ Siedlungen über Fluthöchststand auf Wurten gebaut
→ Sturmflut putzt jedes Mal die Häuser weg
immer mehr Stürme → Absiedelung
→ Meer konnte eindringen
→ Angeln, Sachsen und Jüten zogen von Jütland weg nach England
früher schon Kimbern und Teutonen abgezogen
Franken: Jungmannschaft zog gen Westen, deren Jungmannschaft auch gen Westen
→ Kontakt zu Altland → Frankenreich bildet sich aus
Heute: Gastarbeiter: eher junge
Jahr 516: Gesamtfriesland wurde überschwemmt
→ gleich 6000 Leute ertranken (aber fiktive Größenangaben → Zahlen sollen auch Eindruck
machen)
533: nächste Sturmflut: 3 Tage → gesamter Nordwesten Europas (auch Friesland)
→ Friesen bestiegen ihre Schiffe
Friesen: kein Lehenswesen, sondern Häuptlinge
bis Jahr 1811: keine Familiennamen, nur Taufnamen
→ Napoleon oktroyierte ihnen Nachnamen auf
Ende 6. Jh.: Wandel: Aufsiedlung der Küstengebiete
→ die fruchtbaren Marschen werden genutzt
→ man versuchte, das Meer durch Deiche zurückzudrängen; Vieh- und Weidewirtschaft
Marschen: Boden enthielt Meersalz
→ Tiere fressen salzhaltiges Gras → ihr Fleisch schmeckt salzig
Federsen: mehrere Städte übereinander von Archäologen gefunden
Man beginnt, die Siedlungen durch Deiche zu schützen, bis heute ist es unklar, ob es sich um
kollektiv organisierten oder von oben befohlenen Deichbau handelte
am wahrscheinlichsten ist, dass beides zusammenwirkte: sobald sich das Kollektiv bildete,
schaltete sich der Herrscher ein
vom Jahr 821 wissen wir genau, dass ein Deichbaubefehl von Ludwig dem Frommen kam:
Deiche, nicht gegen das Meer, sondern gegen die aufgestaute Loire
Sturmflut
Flussrichtung
Wasser stieg; Trichtermündung: Deiche am Rand des Flusses
Unterweser: Friedrich Barbarossa: Wenn Bauern Deiche bauen, sind sie frei → Stedinger:
leisteten über Jahrzehnte gute Arbeit und machten fruchtbaren Boden → dann kam die
Begehrlichkeit der Nachbarn
Deiche
Stedinger
Erzbischof von
Bremen
Grafen von
Oldenbourg
Bischof von Münster
→ Kreuzzug gegen die Stedinger ausgerufen, fast alle Männer umgebracht → diverse Burgen
gebaut
In allen Gebieten, in denen Deiche gebaut wurden, war das Trinkwasser ein Problem
→ Zuleitung durch Kanäle
→ Kanäle begannen bei der Geestlandschaft (Geest ist alles Land, das früher von
Meeressturmfluten betroffen war; total unfruchtbar)
→ jeder trockene Sommer war eine Katastrophe, weil kein Wasser in die Kanäle floss → die
Bevölkerung musste abziehen
später: mehr Sturmfluten → Deiche und Wurten wurden erhöht
1.2.1164: Julianenflut (am Julianentag): 20.000 Tote
16.01.1219: 36.000 Tote
1334, 1362 (lt. Quellen 1362 100.000 Tote), 1373, 1377, 1421, 1436, 1509, 1511, 1532, 1570
1717: 12.000 Menschen bei Weihnachtsflut ertrunken (damals Zahlen schon eher korrekt)
22. 4. 2004
Sozialtopographie: Wer wohnt in einem bestimmten Bereich, an einer bestimmten Stelle, und
warum?
Graz: Adelsviertel, Beamtenviertel → Beamte in der Nähe vom Herrscher
bürgerliches Viertel: Kaufleute-„Zone“
Fleischhauer-„Zone“
Schmiede-„Zone“
Juden: an Stadtmauer gedrängt
unehrliches Gewerbe und Gewerbe, das unangenehme Gerüche verursacht, abgedrängt
Versandung: Anpflanzen von Gräsern zur Festigung
→ wenig: Wasser soll nicht eindringen in Hinterland
Düneninsel wandert!
Düne erreicht auch feste Länder → Helgoland: Sturmfluten rissen Sandstein von Helgoland
weg und errichteten in der Nähe eine Düne
Deich- und Dammbau
schon vor der Zeit der Merowinger, vor dem 5. Jh. beginnt der Deichbau in der so genannten
Gallo-römischen Zeit in Westeuropa (mit eingerammten Pfählen)
→ nach 5, 6 Jahren waren die Pfähle verfault und mussten erneuert werden
1., 2. Jh.: Flachsiedlungen wurden zu Wurten/Warften erhöht, das schützte vor Überflutungen
Erosion der Dünen
in der 2. Hälfte des 3. Jh. gab es Küstensiedlungen → Sturmfluten überfluten sie,
Bevölkerung zieht sich zurück
erst Ende des 6. Jh. gab es eine Wiederbesiedlung Hollands
vor allem nördlich des Maas, auch in Flandern (Flandern: Schafzucht)
→ wieder Höfe auf Wurten, und auf dem Festland (Geest)
Schutz gegen Meer: Entwässerungsorganisationen (Deichgemeinschaften) → Planung nötig
(die Leute waren an Unterordnung gar nicht gewöhnt, jetzt war sie nötig)
primitive Schleusen in Nordfrankreich, Mühlen zur Trockenlegung (vor allem Windmühlen)
Eindeichung der Flüsse
Flussdeiche an der Loire: 821 von Kaiser Ludwig angeordnet
Wasserbauwerke waren eine öffentliche Angelegenheit
die Küstenbewohner waren zum Bau und zur Erhaltung der Deiche/Dämme verpflichtet
erst im 11., 12. Jh. gab es umfassenden Deichbau in Nordwesteuropa
das Ziel war der Landesausbau
es kam zur Bildung größerer Entwässerungsbezirke
(Zusammenhang mit Bevölkerungszunahme und Entwicklung des Städtewesens)
Im Hochmittelalter/Spätmittelalter: Deichbau in Flandern (seit 1025)
in Holland
an der deutschen Nordseeküste
Zunahme der Sturmfluten
Deiche in Etappen (à 15 km) erbaut
immer Erhöhungen und Abdämmungen nötig
Deichbau muss organisiert werden und kostet viel Geld
auch Flüsse werden mit Deichen abgedämmt
Grafen von Flandern (mächtig, Kronvasallen des Königs von Frankreich)
→ harte Herrschaft
Grafen: enteignen in der 2. Hälfte des 12. Jh. Klöster und Kirchen, um Grund für Deiche zu
bekommen
beriefen Deichwerker als Fachleute aus Holland
flandrische Bürger: wollten Sicherheit
flandrische Hafenstädte förderten den Deichbau (von 3,85 Meter auf 4,96 Meter erhöht)
die großen Entwässerungsbezirke sind sicher vor herrschaftlichen Schröpfungen und wenige
freiwillig-genossenschaftliche Deichschöffen (=Gerichtsschöffen) sorgten für das Deichrecht
(das eigens für den Deichbau erschaffen wurde)
die Grafen von Flandern waren bei der Eindeichung der Poldergebiete selbst nicht
Unternehmer, denn sie hatten kein Geld
Sie überließen das Großgrundherren (besonders Abteien)
→ kapitalkräftige Laien herangezogen, nahmen auf eigene Rechnung Bedeichung und
Einpolderung vor
sie hoben von der bäuerlichen und städtischen Bevölkerung die Deichsteuer ein
Niederländische Nordseeküste:
Ähnlichkeit mit Flandern, aber die Dünenwälle waren dort stärker besiedelt, durch die
Dünenwälle waren vorerst Deiche nicht nötig, die Überflutungen im 11. und 12. Jh. wurden
dort ohne Schäden überstanden
im 12. und 13. Jahrhundert kam es dort zu verstärkter Aufsiedelung
die Bewässerungsprobleme wurden akut
so entstanden erste große Seedeiche
die Grafen von Holland ließen den Alt-Rhein abdämmen, um Holland zu schützen
auch hier war die Aktivität der gräflichen Herrschaft vor den genossenschaftlichen Initiativen!
die Grafen richteten regionale Deichverbände ein. Die wurden von Geschworenen geleitet, die
auch gleichzeitig Inspektoren waren. Sie waren den Grafen direkt unterstellt.
Schließlich wurden die Verbände von gräflichen Beamten (Deichgrafen) geführt.
Anders waren die Verhältnisse auf den seeländischen Inseln.
dort gab es einen starken Lokaladel, der richtete schon im 12. Jh. Deichverbände ein
erst im 13. Jh. setzten sich die Grafen von Holland gegen den Lokaladel durch und führten
landesherrliche Deichgrafen- und Genossenschaftenkollegien ein, in denen der Lokaladel
vertreten war.
in der 2. Hälfte des 15. Jh. bildeten sich Deichverbände mit Beteiligung von
Großgrundbesitzern, auch die Städte beteiligten sich
in Friesland gab es keine landesherrliche und adelige Gewalt. Dort gab es große
genossenschaftliche Deichverbände erst im 13. Jh. unter dem Einfluss von Klöstern.
(Benediktiner, Zisterzienser, Prämonstratenser)
An der deutschen Nordsee-Küste gab es Eindeichungen in den Mündungsgebieten (bei den
Trichtermündungen von Elbe, Weser und Enns)
Der Deichbau wurde von den Bewohnern der großen Dorfwurten ausgeführt
sie drangen allmählich gegen das Meer vor
schon im 11. Jh. gab es größere Deichsysteme
am Anfang des 12. Jh. bestand eine lange, zusammenhängende Seedeichlinie
Das Hinterland lag 2 Meter tiefer und wurde urbar gemacht.
im 12. Jahrhundert gab es Deichbau über den Auftrag der Erzbischöfe von Hamburg-Bremen
→ erzbischöfliche Gerichtsbarkeit
1113 siedelten Kolonisten, die man „Holländer“ nannte, in den Marschen an der Niederweser.
(in der 1. Hälfte des 13. Jh. kam es zum Kreuzzug gegen die Stedinger)
Deichreihensiedlungen, so genannte „Hollerkolonien“, entstanden
dann nahm der herrschaftliche Druck zu
Deichbauten gab es auch in England, Frankreich und Italien
in Ostengland wurden zur Sicherung des Fen-Landes in der Mitte des 13. Jh.
aufeinanderfolgende Deichlinien gegen die Nordsee vorgeschoben
Der Deichbau war Angelegenheit der bäuerlichen Dorfgemeinden
Genossenschaften mit eigener Gerichtsbarkeit sicherten den Unterhalt der Deiche, die Fens
wurden als Viehweiden genutzt.
Aber auch große Klöster (besonders die Zisterzienser) ließen Deiche bauen → Kleriker
wurden als Dammbaumeister vom Kontinent berufen
In Frankreich und Italien gab es Eindeichungen und Entwässerungen
- im Mündungsbereich großer Flüsse:
Marais (= Sumpfgebiet) im Rhônedelta bei Arles: schon im 9. Jh. gab es dort
Entwässerungskanäle, im 12. Jh. Deichbau
die Deiche wurden im 15. Jh. von Genossenschaften unterhalten
- südlich der Loire-Mündung wurde Land von Abteien gedeicht und entwässert;
niedrige Deiche wurden erhöht
In Italien gab es Deiche in der Poebene, an Etsch und Arno
Auftraggeber zum Deichbau waren Abteien und Stadtkommunen
in der 2. Hälfte des 12. Jh. kam es zur Regulierung der Poebene
Kanal- und Dammbau ermöglichte die planmäßige Gründung von Dörfern und Städten mit
rechteckigem/quadratischem Grundriss
Schifffahrt und Handel
spricht man von der europäischen Schifffahrt, stellt sich die Frage, ob man den Nordraum
oder den Mittelmeerraum meint
Nordraum:
Im Nordraum waren die ersten, die Weltbedeutung erlangten, die Wikinger
Normannen (heutiges Norwegen)
Waräger (heutiges Schweden)
Die Normannen fuhren nach Britannien, dann Island, dann Grönland, dann Neufundland
ein anderer Teil fuhr in die Normandie, fassten dort Fuß.
nachdem sie das fränkische Reich bedrohte, kamen sie über Flüsse bis ins Mittelmeer, nach
Portugal, Spanien, Gibraltar, Sizilien
Sizilien: Normannen siedelten sich vor allem dort an, gründeten einen Normannenstaat
Wilhelm der Eroberer: 1066: Battle of Hastings gegen Harold → Wilhelm siegt
→ brachte die normannische Kultur nach England
→ die meisten „Innovationen“ waren damals aber dort schon vorhanden (wie z.B. das
Lehenssystem)
die Hauptsprache der Regenten war Französisch
Daher bezeichnete man alle Dinge, die es dort in England gab, auf Französisch, was später
lange Zeit Historiker zu dem Schluss brachte, dass dort alles, was französische
Bezeichnungen hätte, von den Normannen käme
Die Waräger überquerten die Ostsee mit Flachbooten. Sie kamen in den finnischen
Meerbusen bei St. Petersburg, sie kamen bis Nowgorod (Neugrad (=Neuburg))
Sie kamen bis zum schwarzen Meer und ließen sich in Kiew nieder
→ Reich um Kiew: so genannte Rus
→ Handelsbeziehungen mit Konstantinopel (Byzanz)
über den Handel kam das oströmische Christentum nach Rus
→ Bewohner werden griechisch-orthodoxe Christen
in Kiew saß auch der Patriarch
→ ging alles nach Moskau
→ Moskau stieg auf
Flachboot:
Schilde, damit Wasser nicht
ins Boot schwappt
Die Boote waren überwiegend zu rudern
Schiffsbau: Mönche
die Schiffe wurden auf Rollen von Fluss zu Fluss befördert
die Bevölkerung war auf eine eigene Staatenbildung ausgerichtet (Sizilien, Großbritannien,
Raum von Kiew)
Haithabu: Handelsort: Siedlung durch Palisaden geschützt
Siedlung mit Wallen umgeben
von Haithabu konnte man zu schwer zur Nordsee kommen
Ruderkampfboote (?): fast wie eine griechische Triere, nur kleiner
Quelle fürs Aussehen der Schiffe: Siegel der hansischen Städte
Kogge: mächtiges Schiff: hat schon Heckruder, hat schon ein kleines Kastell (aber das war
mehr eine Wohnung für Besatzung und Kapitän)
voluminöse Schiffe, zunächst Lastschiffe
die kleinen Booten genügten nicht (wegen Piraten)
→ große Schiffe, die fuhren im Kanal und wurden von militärischen Koggen geschützt, die
mit Feldschlangen bestückt waren
Bremerhaven: Museum: Kogge ausgestellt
Die Kogge war durch die große Ladefähigkeit sehr unbeweglich.
Der Hulk war ein wendigeres Schiff. Er wurde gerne für den militärischen Schutz von
Koggen verwendet.
29. 4. 2004
1066: 400 Schiffe: 8000 Mann von Normandie nach England, 2000 Pferde
→ überwiegend Nichtnormannen, sondern französische Ritter
Karrack: spätes Mittelalter
→ kaum manövrierfähig, Kriegsschiffe mussten sie begleiten; mit Landmannschaft
(„Infanterie“) fürs Entern
zunächst kein Seerecht → erst später aus Traditionen → wer sich nicht daran hält, ist als Pirat
gekennzeichnet
Wirtschaftsgemeinschaft vom Hochmittelalter und Spätmittelalter: die Hanse
(eigentlich müsste man sagen: „Die Hansen“)
ein Mann (Kaufmann) bat einen Schiffseigner, vom Hafen zu einem Zielort zu fahren →
Einzelunternehmungen, rentierten sich nicht → Kaufleute schließen eine Gemeinschaft
namens Hanse → Kaufleute: Kaufmannshanse
gotländische Hanse: erste große Organisation damals → nannte sich „Gotländische
Genossenschaft“ → eigenes Siegel, alle Geschäfte unter Schutz der Gotländischen
Genossenschaft
→ übernahm den Handel mit dem heutigen Westrussland (Nowgorod)
→ Niederlassung mit Kirche (nach Petrus benannt)
Niederlassung hieß „Gotenhof“
Kölner Hanse: Wein aus Köln: transportiert mit Schiffen über Rhein ins Meer, nach London
Rückfracht: entweder Schafwolle → nach Brügge → Flandern: Textilindustrie
oder: Tücher nach Köln
London: Stalhof → dort wurden die Tücher aufbewahrt → Staler: stempelte Tuchballen
genossenschaftlicher Zusammenschluss der Kaufleute brachte nicht die nötige Sicherheit für
sie → Städte schalteten sich ein: Städtehanse
Stadt übernimmt Garantie für alles, Kaufleute müssen dafür zahlen
nicht nur Städte an der Küste
Städte des Hinterlandes schließen sich an, weil auch ihre Wirtschaft durch die Kaufleute blüht
Verhansen: Ausschluss aus dem Hansebund, wirtschaftliche Isolation → verhanste Städte
bemühen sich, wieder in die Hanse aufgenommen zu werden
Städtehanse: konnte Wirtschaftsblockade aufstellen
Wenn schwedische, norwegische, dänische Schiffe gegen die Hanse agierten, wurde kein
Getreide aus der Hanse exportiert → Gegner der Hanse mussten dann immer spuren
Deutscher Ordensstaat: Preußische Hansestädte
Rheinisch-Westfälische Hansestädte
Hansetagungen in Lübeck: Hinreise mühsam
→ nur Hälfte oder Viertel da → die, die da waren, beschlossen Sachen zum Nachteil der
Abwesenden
Zünfte: verlangen politisches Mitspracherecht → Konflikte → Aufstände → der so genannte
Alte Rat setzte sich fast immer durch, weil das deutsche Königtum hinter ihm stand
großer Reichtum → Neid → Denunziation (Anklage) → Verbannung aus der Stadt für ein
Jahr, 10 Jahre oder 20 Jahre → Frauen ersetzen die Abwesenden → man setzt auf
Frauenbildung → wenn Mann verbannt wird/stirbt, übernimmt die Frau das Unternehmen →
gewaltige Aufwertung der Frau
Verbannter kommt zurück → rächt sich: verbannt andere → innere Spannungen führen zu
Niedergang des damals größten Wirtschaftsraums
Florenz: Vater und Sohn verbannt, aber Besuchsrecht der weiblichen Angehörigen → manche
siedeln sich woanders im Mittelmeerraum an: Familie Peruzzi: sitzt wie die Frösche um den
Teich
aus dem russischen Raum: Wälder → Bienen → Honig (einziger Süßstoff)
und Wachs für Wachstafeln
→ Archiv der Wachstäfelchen → von Russen 1944 mit Napalm zerbombt
1939: einige Wachstäfelchen abgeschrieben von Archivar Erich Weise
Metall, Luxusgüter, Fertigprodukte kommen im Gegenzug nach Russland
Politik der Hanse richtet sich vor allem gegen Dänemark
1. weil Dänen die Ostsee sperren konnten
2. weil die dänischen Könige ein großdänisches Reich wollten (schon unter Knut dem
Großen)
Dänemark wollte die Ostsee und die Küstengebiete dänisch machen → Kämpfe, vor allem
gegen den Deutschordensstaat und gegen die Hanse → Handelskrieg mit Dänemark
1370: Hanse erreicht ihren Höhepunkt: demütigt das Königreich Dänemark im Frieden von
Stralsunt: Hanse nimmt sich das Recht, an der dänischen Königswahl beteiligt zu sein
Bald danach: Verfall der Hanse
→ wegen inneren Zerwürfnissen
außerdem: Nationalstaaten beginnen sich Beginn des 15. Jahrhunderts zu entwickeln:
Großfürst von Moskau eignete sich Fürstentum Moskau an
→ Druck gegen Westen → selbst Teilnahme am Ostseehandel erstrebt
England: Nationalstaatlichkeit: Wir produzieren aus unseren Rohstoffen alles selber, Produkte
auf englischen Schiffen vertrieben → Hanse als Zwischenhändler ausgeschaltet
Norwegen, Schweden, Dänemark: Kalmarer Union
Preußen: strebt nach Selbstständigkeit
befahl → Hansestädte gehorchten nicht
Polen schließt sich mit Litauen zusammen
→ strebt nach Ostsee bei Danzig
1410: Kampf des deutschen Ordensstaates gegen die Nachbarn
Schlacht bei Tannenberg: Deutscher Orden vernichtend geschlagen, seine Vorrangstellung
war zu Ende
1525: letzter Hochmeister (= Chef) des deutschen Ordens zu Herzog erhoben → Herzogtum
Preußen
1701: Königtum Preußen → Gründungsort: Königsberg
Änderung im Handelssystem: Süden von Frankfurt am Main: große Handelsgesellschaften
entstehen: Schwaben, Württemberg, östliches Bayern
Bergbau: Bergbaugenossenschaften Augsburg, Regensburg, ...
Fugger in Augsburg: Einzelgesellschaft, steigt zur Weltmacht auf
Wirtschaftsgesellschaften dringen bis Norden vor, große Handelsgesellschaften: mit eigenen
Schiffen
drängen auch nach Osten oder in den Mittelmeerraum
→ Hanse hat ausgespielt
ein wichtiges Handelsprodukt der Hanse: Salz
Unterschied Meersalz – Steinsalz
Loire-Rhone-Mündung: Salzgärten
→ Klöster in Küstennähe profitieren
→ arge Hauterkrankungen, Hautverbrennungen der Salzarbeiter
→ Salz in hansische Häfen geführt
→ Salz nötig zur Konservierung der Fische
Salzflotten: Weinflotten fahren mit
Steinsalz: in Lüneburg: Steinsalz gebrochen, Salzsole erzeugt, in großen Pfannen verdunstet
→ in Blöcken fest gemacht
Lüneburger Salzherren die damals Reichsten
→ Salzsiedung erforderte so viel Holz, dass die gesamte Lüneburger Heide abgeholzt wurde
Bad Aussee/Hallstatt: Hallinger: ersetzen Adel → weil Salzsieder so reich waren
Landesherr: interessiert an Salzabbau, weil gewinnträchtig
Salz in Salzfässer → Fassbinder steigen auf
Salz
Hering
Salz
Hering
Salz
Hering
Salz
Hering
Konservierung: Salz
Räuchern → Bückling
Stockfisch: Heringe: ohne Köpfe, Flossen, Eingeweide
→ aufgehängt, bis sie dürr waren
Bier: Wasser nicht in allen Teilen Europas gut
Wein: War aber teuer
erstes Bier: aus Hafer hergestellt
mit glühendem Stein erhitzt → Hafersteinbier
→ nicht transportfähig, musste an Ort und Stelle getrunken werden → als Handelsgut
unbrauchbar
Bemühung um Braurechte → man wollte Bier verkaufen, ging aber nicht, weil es nicht
transportfähig war
Hopfen: nötig zur Konservierung → Hopfen mit Gerste: transportfähig
es profitierten die Städte, die direkt am Getreide saßen → Danzig
Danzig stieg zum großen Bierbrauzentrum auf → sehr reich
noch eine wichtige Bedeutung der Hanse: Man brauchte know-how → aus der Hanse
wanderten einige Leute ab ins Baltikum, nach Finnland
→ nahmen ihre Sprache mit: Ostseeraum: Sprache des Handels → mit Nationalstaaten
müssen sie Landessprache sprechen
Hanseaten reisen herum im Nordseeraum → Recht notwendig → Lübeck Vorreiter →
Lübisches Recht
Kunst: Bauhandwerker: Backsteinbau, doppelt gebrannte und glacierte Ziegel im Nordraum
verbreitet
Kirchenbau beeinflusst: in hanseatischen Gebieten Hallenkirche → verbreitet sich im
gesamten Nordraum
Hanse: Einfluss auf Wirtschaft, Kultur, Technik...
Donnerstag, 6. Mai 2004
Letztes Mal: Hanse
wirtschaftliche Aktivitäten: Salzgärten: Einflüsse für Umwelt
→ Leute haben Verbrennungen
Hopfenanbau: Küstenstädte
Hopfen lässt sich leicht transportieren
Hopfen verändert die Landschaft und die Trinkgewohnheiten
Danzig: um Danzig herum: Hopfen
→ Danzig: Brauereien
→ an Industriearbeiter in Flandern (die konnten sich den teuren Wein nicht leisten)
Fischerei: wirkte auf das Leben des Menschen im Gesamtmittelalter ein
Fischerei und Ernährung stehen das ganze Mittelalter über in engem Zusammenhang. Fische
waren das wichtigste Nahrungsmittel, waren der Eiweißlieferant schlechthin → auch
Rückwirkung von und auf christliche Fastengebote
Lachs, Hecht, Stör
Hering (= Kabeljau, Stockfisch): billig → für ärmere Bevölkerung
neben Salz und Getreide eins der wichtigsten Massengüter
schonische Heringe berühmt, auch norwegischer Stockfisch
Hering wird gesamteuropäisches Nahrungsmittel, wird bei den Ländern an den Küsten zum
einigenden Symbol → kommt auch in Wappenkunde
→ vertrieben vor allem durch die Hansen
einmal jährlich Heringmesse auf Schonen
→ Heringe in Tonnen mitgebracht (eingemacht) oder dort von einheimischen Spezialisten mit
Salz eingemacht
Geschäft war gut, Fisch war frisch
→ Heringe sind dort für 2 Monate an der Küste vorbeigeschwommen
2 Arten von Fischereien:
Hochseefischerei: in Quellen gut erschlossen, vor allem durch Quellen in Hansestädten
Binnenfischerei: zählt zur grundherrlichen Landwirtschaft (See, Teiche, Flüsse)
Teichwirtschaft: von großer Bedeutung
Süßwasserfische von Oberschicht bevorzugt (teuer)
Karpfen: Bauern wurden abgesiedelt (mit Zwang) → Bauer wurde Lohnarbeiter beim
Gutsherrn oder Fischer
→ Geschäft lohnte sich, große Gewinne
→ wenig Quellen, weil es selbstverständlich war, dass in Grundherrschaften gefischt wurde
→ Bauer wurde Fischmeister (das ist sozial etwas höher als ein Bauer)
Binnenfischerei: kaum quellenmäßig erschlossen
1347: große Pest → von Krim, wahrscheinlich über genuesische Schiffe zum Mittelmeer
→ 25% Bevölkerungsverlust
→ Reduktion von 170.000 dörflichen Siedlungen auf ca. 130.000 dörfliche Siedlungen
früher bearbeitete Äcker wurden zu Weiden
→ Viehzucht
→ so genannte Wüstungen entstehen
→ Dorfwüstungen, Marktwüstungen, sogar kleine Städte verschwinden
Bevölkerungsrückgang führt auch zu sinkender Nachfrage: auch bei den Lebensmitteln
→ Getreidepreise sinken nach 1347
→ Vorratswirtschaft → Mutterkorn bildet sich → rasches Abstoßen
Vieh und Fische: Preisanstieg
wir wissen über die Fischerei über erhaltene Urkunden, Fanggeräte, Archäologie
→ Fischknochen werden untersucht und sind besonders aufschlussreich → man weiß, wo
teure und wo billige Fische gegessen wurden
man sucht nach fremden Fischarten → weiß dann über den Fischhandel → norwegische
Fischer nach Neufundland
Analyse von Fanggeräten und Werkzeugen
damals stritt man bereits um Netzgrößen (engmaschig oder weitmaschig)
die Städte hatten eine wesentliche Funktion in der Verteilung der Fische
→ Paris: Hauptverteilungsort für Fische in Frankreich
→ gigantischer Fischhandel über Pariser Hanse
→ noch heute befindet sich im Pariser Wappen ein Hanseschiff
bezüglich „Deutschland“: Köln
die christliche Mission und christliche Fastengebote sollen den Fischfang besonders gefördert
haben → diese Aussage ist heute überholt
Fisch: Ersatz für Fleisch, Eiweißspender
Käse, Eier, Fisch, Hülsenfrüchte: Hauptnahrungsmittel, Haupteiweißspender
Fisch: Vorteil: er wird nicht durch Kriege beeinflusst, es sei denn positiv durch Seekriege →
in dieser Zeit kein Fischfang → mehr Fische
Fische auch nicht durch Seuchen gefährdet, durch starkes Einlegen in Salz nicht von
Bakterien betroffen
Bayern – Baden Württemberg: 217 kg Getreide pro Jahr
200 kg Fleisch pro Jahr (in Städten → bei Bauern: nur 50 kg)
Nürnberg: Fischbach (wie Handwerk und Industrie sich ansiedeln, sterben die Fische)
Fisch, den man verzehrt, war in erster Linie Fisch aus Bodensee → nahe und billig: 50 kg pro
Kopf
Fisch galt auch als Statussymbol → wer sich Schonenhering leisten konnte, war was Besseres
→ wer kopflosen Stockfisch aß, war ärmer
→ Ernährung zeigt Stand
→ Fisch war eine Herrenspeise → teurer Fisch
hatte ähnliche Funktion wie Wildbret
Fischpreise waren sehr schwankend → sprunghafter Anstieg der Fischpreise in Zeiten von
Hungersnöten
politische Veränderungen: Dänemark: viele Feinde wegen versuchter Großmachtpolitik →
Hanse: Fischblockade
1 Tonne Hering kostete so viel wie 2,3 Tonnen Getreide (Weizen, Gerste)
Süddeutschland: 1414-1418: Konstanzer Konzil → Ulrich von Richenthal: hielt alle
Ereignisse fest → u. a. auch den Fischhandel
→ zur Zeit des Konzils war Fisch teurer als Fleisch
→ Kleriker mussten sich an die Fastenregeln halten
Fasttage: Mittwoch und Freitag
Andere: Mittwoch, Freitag und Samstag
auch reine Fastenzeiten: 40tägige Fastenzeit, Weihnachtszeit → führt zu ca. 150 Fasttagen im
Jahr
Fasttage: weitere Einschränkungen: Eier verboten, alle tierischen Fette verboten → Rapsöl
nötig
um Öl wettzumachen war es nötig, stark zu würzen → teuer
es gab auch Wein dazu
Fastenspeisen für die Oberschicht waren teure Früchte: Feigen, Mandeln
normales Volk aß Brei → so genanntes Mus, außerdem billigen Fisch
Fleischverbote in Ordensregeln festgelegt
→ Klöster insgesamt Hauptkonsumenten von Fischen
Umgehung von Fastengeboten: eigene Gebäude: Misericordiae: in diesen Gebäuden konnte
man alles essen, weil man nicht im Kloster war
Protestanten essen auch am Karfreitag Fleisch
weitere Fastengebote, weitere Vorschriften → sog. consuetudines → Abt und
Klostergemeinschaft bestimmten
→ Benediktinerregel: wesentlich
Zisterzienser: ganz strenge Regeln
Benedikt von Nursia (Gründer der Benediktiner): ora et labora!
labora: auch geistige Arbeit, auch handwerkliche Tätigkeit eingeschlossen → im Kloster muss
alles selbst gemacht werden, auch die Versorgung des Klosters ist Sache der Mönche
außerdem: jeder Mönch muss zweimal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen, musste
Gemüse und Obst essen; Salate und Kräuter
Jeder Mönch muss am Tag ½ kg Brot bekommen
schwerarbeitende Mönche sollen dementsprechend mehr bekommen
französische Forscher schauten Klostereinnahmenslisten durch
→ von Bauern mussten Unmengen abgegeben werden
→ im Vergleich zur Zahl der dortigen Mönche
→ keine Verkaufsrechnungen → also nahm ein Mönch im Durchschnitt 5400 kcal pro Tag zu
sich → Vergleich: ein Bauer nahm 1400-1500 kcal pro Tag zu sich
Sterblichkeit in Klöstern wegen ungesunder Lebensweise, wegen viel Essen
vierfüßige Tiere dürfen in der Fastenzeit nicht gegessen werden (mit Ausnahme von
Kranken), erlaubt war das Flussgemüse (= Fische)
unklar ist es bei zweifüßigen Tieren → in Krankenstationen durften die Kranken Geflügel
verzehren
Anfang 18. Jh.: Kloster St. Gallen/Schweiz: 18 Fischarten
St. Gallen liegt nicht am Bodensee, sondern im Landesinneren
Chorherren (höhergestellt): 24 Fischarten
Mönche von Gottberg (Gottwerk? Gottweik?) (Benediktiner): 25 Fischarten
Fastenverstöße, Lockerung der Fastendisziplin
Abteien ziehen vom Binnenland ans Wasser (Flüsse, Seen, Meeresküste)
Kloster Corvey an der Weser: ursprünglich mitten im Wald
→ Verlegung wegen Fischen
Klöster ließen sich von Herrschern Fischrechte in Form von Privilegien verleihen
Zeiten von Fischmangel: man musste Fleisch zulassen
Investiturstreit. 1077-1122: Man wusste nicht, ob man dem Papst gehorchen sollte oder dem
König → Entartung der Fastengebote → Fisch durch Fleisch ersetzt
Fisch weist auf Stände hin: als Reicher konnte man testamentarisch verfügen, dass arme Leute
aufgrund des Testaments Fischspeisen bekommen sollten → teure Fische: man kommt ins
Himmelreich, wenn man den Armen Fisch gibt, je teurer der Fisch, desto eher kommt die
Erlösung
Aalfischerei: Aal ist ein besonderer Fisch, ein sättigender Fisch
Aalreich: englische Flüsse, Fluss Severn (Scathen (?)): 14 Aalfangstellen
→ schriftlich nach Schlacht bei Hastings im Domesday Book von Wilhelm dem Eroberer
niedergeschrieben
Pächter musste Pachtzins in Aalen leisten
Besondere Bedeutung hat für den Fisch die Stadt
In der Stadt konnten sich nur reiche Bürger Süßwasserfische leisten, Hering und Stockfisch
waren für jedermann erschwinglich
Fisch war neben Gereide Hauptnahrungsmittel in Städten
Butter, Fleisch, Mehl, Stockfisch, Hering (außerdem: Bier)
Butter ist nicht Butter im heutigen Sinn, sondern Rindsschmalz
Problem Fisch und Stadt: in Städten waren so genannte Stadtklöster → die sollten der
städtischen Bevölkerung, vor allem der Oberschicht, ein Vorbild sein
→ hatten Fischbehälter (Süßwasserfische)
→ die wurden auch von den Klerikern an die städtische Bevölkerung verkauft, wenn ein
Mangel war
Adel: Grafen von Katzenelnbogen: Rhein: viele Lachse → errichteten Lachswehren (mit
Reusen)
→ behinderten damit aber die Schifffahrt
→ Rheinschiffer setzten sich durch, aber Grafen von Katzenelnbogen errichteten Zollstätten
Fischproduktion auch wichtige Thematik
Seefischerei auch von außenpolitischen Verhältnissen abhängig
→ Hanse erwirbt sich eine Monopolstellung
→ Hanse mischt sich auch bei Binnengewässer ein
→ befinden über Brackwasser
Fischereirechte sind Teil grundherrlicher Rechte
13. 5. 2004
Fachprüfung: einführende Literatur
Landwirtschaft, Papier, Uhr
Hochseefischerei:
Große Hochseefischerei: 2 Sorten: eine in Küstennähe, eine weit draußen
beide vergrößerten ihre Fanggebiete
für beide war der Kabeljau wichtig
→ Norweger: Angst, Kabeljau würde ausgefischt
→ Kontrollstätten, um das zu vermeiden
um das zu umgehen, wichen die Fischer bis Neufundland aus, nahmen von dort nicht nur
Fische, sondern auch Wale mit → Lebertran → Arznei
→ Fischer brauchten sehr viel Salz (zur Konservierung, weil Neufundland weit weg liegt)
→ nahmen sie mit
→ verwendeten doppelt so viel Salz wie normal, um Fische gut nach Europa zurückbringen
zu können
zuerst Deutsche, dann Engländer → national, Zurückdrängung der Hanse; dann Frankreich
französische Flotte: erst im 16. Jh. ins Meer hinaus
1580: französische Kabeljauflotte hatte über 500 Schiffe, die liefen aus 50 französischen
Häfen aus
um diese Zeit auch 300 iberische Schiffe
30 englische Schiffe
→ Engländer holen auf und werden schließlich im 17. Jh. von Holländern überholt (? →
überholten nicht sie die Holländer?)
große Hochseefischerei zeigt, dass Fischer immer auf Solidarität angewiesen waren
Kleine Küstenfischer: adeligen/geistlichen Grundherren untertänig und grundherrlicher
Gerichtsbarkeit unterworfen
→ Fischerbauern: Grundherr unterstellt
→ Strandgut gehört jedem → Grundherrn: wollten das nicht hinnehmen → Konflikte
Fischer in Küstennähe gehörten zur bäuerischen Gemeinde
→ Es entwickelt sich eine Genossenschaft auf dem Land (= Gemeinde), der sie unterworfen
sind
→ Bordgenossenschaft zur See
besonders krass auf den Inseln: noch engerer Zusammenschluss
→ man fühlte sich fast frei
wer vom Kontinent auf die Insel kam, musste sich als echter Fischer erweisen
Fischer legen gemeinsam und einstimmig die Fischfangzeiten und –routen fest, aber auch die
Fangtechniken
→ Ausdruck höchster Organisation → Gemeinschaft steht vor
→ Hilfeleistung der Gemeinschaft bei Seenot
Fischer ist ein präziser Arbeiter
einen Hochseefischer zeichnet die äußerste Disziplin aus
→ jeder muss sich dem Leiter des Schiffes (Kapitän) unterordnen
→ Höchststrafe bei Ungehorsam → Abnahme seines gesamten Fangs, körperliche Strafen
Solidarität unter Fischern wandelt sich, wie die Geldwirtschaft aufkommt → wird zum Zwang
der zeigt sich bei der Qualität der Schiffsausrüstung
Macht der Kapitäne steigt → entscheidet, was gekauft wird (das Beste) → Solidarität wird
zum Zwang
Zwang zeigt sich auch beim Fischverkauf → es wird festgelegt, wo der Einzelne verkaufen
soll
es gab auch noch Einzelfischer → im 13.,14. Jh. schlossen sie sich den Gemeinschaften an,
weil das Alleinfischen zu unrentabel war
einzelne Fischereigemeinschaften: immer mehr Gewinnstreben
→ mit steigender Nachfrage hatten die Kapitäne mehr Macht
manchmal fischten sie gar nicht mehr selbst, sondern saßen in den Städten
Freiheiten mussten gelassen werden: freie Wahl des Fanggeräts → aber nur Netz rentabel
→ Frage nach Geld für Netz
→ wer mit eigenem Netz kommt, hat mehr Anteil am Fang
Wer verkauft?`
→ Wirte: übernehmen Verteilung, also Verkauf der Fische
→ setzen dabei den Wert fest → gewaltige Einnahmen für die Wirte
→ Wirte haben Fischer total in der Hand, wegen Reichtum geben sie Kredite mit z.B. hoher
Verzinsung
→ Wirt wird zum Fischgroßhändler
der Zwang zur Solidarität pflegte auch die Formen des gesellschaftlichen Lebens
Außerhalb der Genossenschaft gab es noch eine Organisation: Berufsorganisation
(Fischerzünfte) → laufen parallel mit religiösen Bruderschaften
religiös-karitative Gesellschaft: Bruderschaft (wenn z.B. ein Mitglied stirbt, dann wird kurz
für die Witwe ein Lohnarbeiter bezahlt)
→ einem Seefahrerheiligen gewidmet (z.B. hl. Nikolaus, hl. Ulrich)
gegenseitige materielle Hilfe, Barmherzigkeit gegenüber Armen und Kranken
→ in jeder Küstenstadt gab es ein Spital
Ebner: „In der Zeit, wo man noch nicht geraucht hat, hat man ja auch was gebraucht, um die
Lungen zu schädigen“
Solidarität: unter einzelnen Fischereiverbänden auch Konkurrenz: Feindschaften z.B.
zwischen norwegischen und hansischen Schiffen
→ Schiffe versenkt, Kapern, viele Totschläge
Vitalienbrüder: kaperten Schiffe → Beute unter den Armen verteilt
Führer: Störtebeker
Solidarität: Hundertjähriger Krieg: ca. 40 aktive Kriegsjahre,
während des Krieges gab es zwischen den englischen und den französischen Fischern
Solidarität
Eigene Waffenstillstandsverträge sind nur der Fischer wegen geschlossen worden
ein bedeutender französischer Chronist: Die Fischer Englands und Frankreichs taten sich auf
dem Meer kein Leids an → Hilfe → hätten sie sich bekämpft, hätte es gar keinen Fischfang
gegeben
Stellung der Frauen in dem System: jede Frau, die einen Fischer geheiratet hatte, galt als
Seemann, musste alle Lasten wie die Männer tragen, wurde zum Schiffsbau herangezogen:
zum Teeren der Schiffswände → Kalfater und Kalfaterinnen (Arbeit äußerst ungesund!)
Frauen litten sehr unter der Einsamkeit, waren allein mit einer fast immer zahlreichen Familie
wenn der Mann umkam, heirateten die Frauen sofort wieder
Einsamkeit: sehr große Selbstständigkeit der Frauen
brachten letztendlich selber Fisch zu den Wirten oder eilten selbst zu den Märkten, dort
verkauften sie auf eigenen Fischbuden ihren eigenen Fisch → mussten Taxe zahlen
→ Selbstbewusstsein der Frauen steigt
Frauen haben auch am Meer gearbeitet, hatten das Recht zu angeln → Frauen: Anglerinnen,
sie waren auch die, die das Strandgut einsammelten, die die Netze in Ordnung halten musste
u. a. Segel herrichten: Frauen mussten diesen Pflichten nachkommen
→ konnten auch Witwen werden, die genossen eine Sonderstellung, wurden z.B. eigene
Unternehmerinnen
→ etwas mehr Freiräume als die Männer
Verarbeiteten Fische: wässerten sie in Süßwasser ein, behandelten sie mit Essig und Öl →
konnten für dieses Produkt dann mehr verlangen als für normalen Fisch
Die Witwen dominierten auch die anderen Frauen (Fischerfrauen)
Leute an Küste: Alle Bewohner hatten Anteil, aber Unterschied zwischen Fischern und
Seefahrern
Karl der Große legte eine Zone von 25 km fest: 25 km landeinwärts sind alle verpflichtet, als
Küstenbewohner eine Küstenwache zu errichten
Nächstes Kapitel: Fischhandel: Welche Orte erlangen im Fischhandel besondere Bedeutung?
- an erster Stelle steht Lübeck:
Lübeck: Stadterweiterung → Pfahlbauten auf Sumpf
Schonenhering: dadurch Aufstieg (Schonenhering: guter, teurer Hering)
Dänen wollten eingreifen → Verhansung: wer mit Dänemark gemeinsame Sache machte,
wurde aus der Hanse ausgeschlossen
wegen Niedergang der Hanse: Lübeck: Zwangsmaßnahmen
Man wurde so misstrauisch, dass sie Kontrollmaßnahmen machten → so viel Misstrauen, dass
die Stadt Fischgesetze erließ
Brotlaib: nur Handfläche groß
Maße an Kirche angebracht, auch wie groß ein Fisch sein soll
Um zu wissen, was welcher Fisch ist, brachte man einen Kreis am Fisch an (zirkeln der
Fische bzw. im Fall von Heringen: des Fischfasses)
→ Kreis bedeutete: Vom Lübischen Rat geprüfter Fisch
Wie eine Punze auf Gold
Arbeiten: Heringwäscher, Packer (packte Fische in Fässer), Fassbinder, Schmiede (Reifen für
Fässer)
→ Arbeit war im Überfluss vorhanden, aber Mangel an Bezahlung wegen vielen
Arbeitskräften
zum Schluss: 2 Fragen: Prüfungsfragen:
1. Warum gibt es einen hohen, stets steigenden Fischbedarf?
→ technisch, demographisch, religiös
2. Wie wurde der Bedarf an Fisch gedeckt?
→ See- und Binnenfischerei
Ernährung im Mittelalter:
läuft in Etappen ab, war nicht immer gleich, Unterschiede in einzelnen Etappen:
4., 5. Jh.: Übergang Spätantike – Frühmittelalter: Gegensatz Bewohner Mittelmeer – nördlich
der Alpen
Unterschied: Mittelmeer: Kleintiere bevorzugt, davon Schafe
Aufgrund guten Bodens: Getreidebau
Baumkulturen: Öl und Wein dazwischen
Baum – Feld – Wirtschaft
oben Öl, weiter unten Wein
Getreide: verwendet für Brei und Mus
aus Brei: wurde auf heißen Stein gelegt, Fladen werden gemacht, schließlich das Brot
überwiegend vegetarische Ernährung
ergänzt durch Fisch, Fleisch, Milchprodukte
Weidewirtschaft und Waldnutzung (Germanen und Slawen: eher Weide
mehr tierische Nahrung als im Mittelmeerraum: Jagd, Fischfang, Weidevieh
Aber: Kuh: Schulterhöhe von ca. 1,5 Metern
700 Liter Milch
(heute: 5000 Liter)
Außerdem: Schwein: Wälder: Buchecker und Eicheln → werden von Schweinen gefressen
Auch Schweine waren damals viel kleiner
Getreidebau; Gartenbau
Gartenbau: man legte großen Wert auf Gemüse
aber in erster Linie Fleisch
Getränke: Bier (zuerst Haferbier, dann Gerste)
Met (Honiggetränk)
Zider: aus Waldfrüchten
durch Völkerwanderung: nördliche Essgewohnheiten gehen nach Süden, Germanen
übertragen südliche Ess- und Ernährungsgewohnheiten nach Norden → Zunahme des
Weinbaus im Norden
→ Klöster und Kirchen: viel Weinbau
umgekehrt: Einfluss von Norden auf Mittelmeer: Waldnutzung → Waldabholzung, großer
Holzbedarf (Schiffsbau etc.)
→ diese Entwaldung brachte einen Aufschwung der Schafzucht
der anspruchsvolle Weinbau ging zurück
→ Gerste, Hafer, Hirse
Roggen (in Antike noch als Unkraut erklärt): wird zur wichtigsten Getreideart, ist total
anspruchslos
→ Ernährung: vermischte Kost (Mischkost)
→ keine Nahrungsmittelnot im Frühmittelalter
damals durfte auch jeder an gutem Fleisch (Wildbret) und gutem Fisch Anteil nehmen
Oberschicht isst mehr: Oberschicht: mehr Kalorien
→ Sterblichkeit der höheren Stände u.a. wegen vielem Essen → z.B. Eiern
viel Essen bezeugt hohen gesellschaftlichen Rang (je dicker, desto höher der Rang)
viel Fleischessen bedeutet einen noch höheren Rang
Barocktheater: Edelleute stochern sich das Fleisch öffentlich mit riesigen Zahnstochern
heraus → um zu beweisen, dass sie Fleisch zwischen den Zähnen haben
Hans-Sachs-Gasse: Imkereigesellschaft → Met
27. 5. 2004
Buch: Wilhelm Abel: Stufen der Ernährung
→ 1981 erschienen (Göttingen)
Jean Gimpel: Die industrielle Revolution des Mittelalters
Propyläen Technikgeschichte → Bände 1 und 2
Spätantike: Gegensatz Mittelmeerraum – übriges Europa
Mittelmeerraum: Kleintiere (Schafe), Getreide (Brei, Mus, Fladen → Brot: Weizen, Gerste)
überwiegend vegetarische Ernährung (Olivenöl, Wein)
ergänzt durch Fleisch, Fisch, Milchprodukte
→ Baumfeldwirtschaft
übriges Europa: mehr tierische Nahrung
Weidewirtschaft (Viehzucht)
Waldnutzung (Jagd (Herrenstand), Eichelmast der Schweine)
Getreidebau extensiv
Gartenbau (Gemüse)
Fischfang
Getränke (Bier (Hafer, Gerste), Met (Honigwein), Zider (Waldfrüchte)
Frühmittelalter: Austausch der Ernährungsweise Nord-Süd / Süd-Nord
Zunahme des Weinbaus: Klimagunst, Kloster, Kirche
Zunahme des Fleischverzehrs im Mittelmeerraum (v.a. Rindfleisch)
Getreide wird weniger wichtig
Zunahme der Waldnutzung und der Weidewirtschaft
Zunahme des Roggenanbaus (= Unkraut in der Spätantike)
Gerste, Hafer, Hirse
aus allem ergibt sich eine Mischkost
für geringe Bevölkerung genügend Nahrungsmittel für alle sozialen Schichten
dennoch: obere Stände aßen mehr, hatten Überfluss (erforscht durch Archäologie)
üppige Speisen → hoher gesellschaftlicher Rang
Hochmittelalter: Bevölkerungszunahme (in England ums Dreifache, in Sachsen ums
Zehnfache)
größerer Nahrungsbedarf → Intensivierung des Ackerbaus, Einschränkung der Weide und des
Waldes (Rodungen)
Rodungen: wer rodete bekam diverse Vergünstigungen
„rodungsfreie Bauern“
„frei“ hieß: „von irgendetwas befreit“ (80 % der „Freien“ sind nur „von etwas befreit“)
soziale Differenzierung der Ernährung
Wild- und Viehprodukte: Oberschichten
pflanzliche Ernährung (Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide): für Unterschichten
(Hochmittelalter): Städtewesen brachte Gegensatz zwischen städtischem und ländlichem
Konsum
Bauern waren auf eigene Produkte angewiesen (keine Vorratswirtschaft)
Städter nützten den Markt → städtische Marktwirtschaft
krisenanfällig
keine Eigenproduktion (außer „Ackerbürgerstädte“)
Ackerbürgerstädte: Städte, wo die Bürger zugleich Bauern waren, sie hatten außerhalb der
Stadt Güter, wo eigenes Personal wirtschaftete, von dort bekam man etwas Nahrung
landbesitzende Bürger (Patrizier, Großbürger) bauten Weizen an → Weißbrot in Städten,
verbunden mit größerem Fleischkonsum (Weißbrot vornehm)
Bauern aßen Schwarzbrot und Brei, verbunden mit vegetarischer Nahrung
Speisekonsum zeigt Zugehörigkeit zu privilegierter Gesellschaft
Spätmittelalter: bessere Quellenlage → stichhaltigere Aussagen
Chroniken, Haushaltsabrechnungen, Proviantverzeichnisse
Verzeichnis der Verbrauchssteuern; Kochbücher (14./15. Jh.)
Ergebnisse der Archäologie: Tierknochen, Aborte, Pflanzenreste, Wirtshäuser
Anthropologie: Skelette
13. – 16. Jh.: Veränderungen bei Ernährung in Europa
Beharrungsvermögen: Getreidenahrung vorherrschend
stärkere regionale Unterschiede, z.B. Wein - Bier - Region
Essen wurde absolutes Statussymbol
„Vergetreidung“ wegen Bevölkerungszunahme
gesteigerte Nachfrage in Städten → Intensivierung der Stadt - Land und Ware Geld - Beziehungen
Differenzierung der Produkte: billiger – teurer
Rind und Schwein > Schaf und Hammel
Bierdifferenzierung: Qualitätsbier; Nordeuropa (seit Mitte 15. Jh. Hopfenbier)
Brotdifferenzierung: feines Brot (weiß, schwarz); gröberes, schweres
Schwarzbrot mit Bohnen
Differenzierung im Bäckergewerbe: Weißbäcker, Schwarzbäcker,
Semmelbäcker (gehobenere Schicht), Kuchenbäcker (schon nahe an den
Konditoren)
Spätmittelalter: Städter aßen im Schnitt mehr als die Bauern
Städte hatten bessere Vorratshaltung (→ Landflucht bei Krisen)
Mahlzeiten:
Im Spätmittelalter: 2 Hauptmahlzeiten (Frühstück, Nachtmahl)
durchschnittlich 3 Zwischenmahlzeiten (Morgensuppe, Abendbrot (nur Brot), Schlaftrunk)
Speisen: Brot, Getreide, Hirse, Hülsenfrüchte (galt als Gemüse), gehacktes Fleisch, Kraut,
Suppe, Wein/Bier
Fastenzeiten – Fastengebote
Beeinflusste Alltagsernährung
Strafen bei Nichtbeachtung
Fleisch durch Fisch und Eier zu ersetzen
Butter verboten: Außer durch „Butterbriefe“ für Kranke und Alte aufgehoben
jährlich maximal 220 Fleischtage
ca. 150 Fasttage / Freitag, Samstag, Mittwoch
Essen = Schichtmerkmal
Verbrauch sozial bedingt – qualitativ verschieden
„gemeine Speise“
Knechtsmahl
Knechtswein
Schwarzbrot
-
Suppenfleisch
Stockfisch
Kraut (sauer)
-
„gute Speise“
„Herrenmahl“
Herrenwein
weißes „Schönbrot“ (testamentarisch auch für
Arme)
Braten, Geflügel, Wildbret (Herrenspeise)
frischer Süßwasserfisch
Frischgemüse; Obst, Zitrusfrüchte, Feigen
Mandeln
Milchprodukte eher weniger gefragt → Ausnahme: Käse
Messer und Löffel genügten als Besteck (Gabel erst in der Neuzeit)
Verarbeitung der Produkte war Unterscheidungsmerkmal (arm – reich)
stark gewürzte Speisen für Reiche
Mischungen von Fleisch und Fisch = Sülze (für Reiche)
schwere, fette Süßspeisen (erst ab dem 15. Jh. mit Zucker (Rohrzucker) gesüßt, früher mit
Honig), Würzwein, süßer Wein für Reiche (Import)
Anteil höherwertiger tierischer Produkte an Ernährung: Sozialindikator
14., 15. Jh.: Großhaushalte in Südfrankreich: für Gesinde über 60% Brot
mit höherem sozialen Rang stieg der Anteil der Tierkost auf ca. 60%; Brotanteil sank auf 12%
Im 14./15. Jh. gab es mehr Nahrungsmittel als in den Jahrhunderten vorher
Getreideverbrauch Person/Jahr: 200 kg
Fleischkonsum zeigt Nord - Süd - Gefälle:
in nordalpinen Städten (15. Jh.): durchschnittlich 50 kg (bis 100 kg)
in Languedoc: durchschnittlich 40 kg
in Florenz: durchschnittlich 30 kg
Tagesration an Wein – Bier bis 2 Maß → = über 2 Liter
in Städten des Mittelmeerraums: durchschnittlich 400 Liter pro Kopf und Jahr
Wein und Bier waren damals aber alkoholärmer als heute
Zusätzliche Bemerkungen:
1. Labilität und Krisenanfälligkeit der mittelalterlichen Wirtschaft
2. Mangeljahre durch Überbevölkerung (Ende 13. Jh.; 1. Hälfte 14. Jh.; 15. Jh.)
durch Missernten (→ Hungersnöte, Sterblichkeit)
3. Hungersnöte betrafen Stadt und Land
4. Viele lebten von der Hand in den Mund, keine Vorräte
5. Almosenverteilungen (Klostersuppe etc.)
6. Lebensmittel leicht verderblich: Mutterkorn → Antoniusfeuer
Trichinen im Schweinefleisch → Wurmkrankheiten
7. Verdorbenes Trinkwasser
8. Verfälschter Wein (Tierblut)
9. Mangelkrankheiten (vgl. Skelette)
10. Hygienemangel
Literatur:
B. Hermann: Mensch und Umwelt im Mittelalter
W. Abel, Stufen der Ernährung
im Spätmittelalter konnten sich die Leute mehr leisten als in der frühen Neuzeit
→ Verelendung tritt ein: trotz Arbeit kein besserer Lebensstandard
→ darauf sind Revolutionen wesentlich zurückzuführen
Landwirtschaft
Frühmittelalter
Hochmittelalter
400 v. – 400 n. Chr: Warmzeit
400 n. – Mitte 8. Jh.: Kaltzeit
750 – 1215: Warm- und Trockenzeit
1215-1350: Kaltzeit
Warm- und Trockenzeit
1550-1850: „kleine Eiszeit“
(Dendroklimatologie und Gletscherforschung)
Entstehen des Lehenswesens
Rentengrundherrschaft
Musterbetriebe der Zisterzienser. Schaf
in England, Wein in Burgund
Fruchtwechselwirtschaft (ab 8. Jh.)
(50 % Brache)
Dreifelderwirtschaft
(ca. 30% Brache, zweimalige Ernte)
Millionen
42
46
48
50
61
69
73
Absinken der Baum-, Getreide-,
Obst- und Weinbaugrenzen
Feudalismus
Villikationsverfassung (Meierhof:
Herrenhof in der Mitte; alle Bauern
mussten ihrem Herren Arbeit
leisten; man ist autark, produziert
alles selbst)
Jahr
1000
1052
1100
1150
1200
1250
1300
(Schätzwerte)
Spätmittelalter
Zunahme
9,5 %
4,3 %
4,2 %
22 %*
13 %
5,8 %
*besonders England, Frankreich (zusammen 1/3 der
europäischen Bevölkerung) → Paris: angeblich 200.000
Einwohner → übertrieben, vielleicht nur 80.000
Köln hatte 40.000, Florenz 90.000 Einwohner (Florenz:
Viel Bildung → Äquivalent zu Nürnberg)
Ostkolonisation
Verdorfung
Rodung
Vergetreidung
Kolonisationssiedlungen
*Bevölkerungszunahme/größerer Bedarf
1077/82 Pferd statt Ochse
→ bessere Anspannung und Geschirrung
Kummet (seit 8.,9. Jh.)
Hufeisen
Scharwendepflug → bessere
natürliche und „künstliche“ Düngung
bessere Besitzrechte/Freiheiten
für Bauern
Intensivierung Ware-Geld-Beziehung
Intensivierung Stadt-Umland-Beziehung
Ostsiedlung → Bevölkerungsrückgang
Wüstungsbildung
Urbanisierung
Landflucht
Verweidung
Schollenbindung
röm. Recht (Herrenrecht)
→ Konflikte mit Gewohnheitsrecht
Beschränkung bäuerlicher Freiheiten
Lamb: Der Einfluss des Wetters auf den Gang der Geschichte (1989, Rororo)
Werner Rösiner: Der Bauer im Mitelalter
Siegfried Epperlein: zahlreiche Arbeiten
Friedrich Wilhelm Henning: Deutsche Agrargeschichte des Mittelalters (1994)
Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie
3. 6. 2004
Ostsiedlung: zuerst Mission, dann: böhmischer Adel ruft Kaufleute nach Osten
slawische Bauern werden „verhuft“ → einheimische Gründe (Gemeinbesitz) werden zugeteilt
1
2
3
4
5 6 7
8 9
lange, schmale Streifen → also mussten sich die Leute ausmachen, was angepflanzt wurde
etc.
koloniales Dorf im Rastersystem:
Gründer: Lokatoren → hochadeliger Herr wirbt Lokatoren → die schaffen Fluren und Dörfer
neu
→ brauchten Oberaufseher in Dörfern → Dorfschulze
→ der bekam 2 Huben und war steuerlich begünstigt
Bauern ziehen nach Osten → Recht geschaffen: ius teutonicum → mehr persönliche
Freiheiten
→ also gehen Bauern dorthin
→ junge Leute, die wegen Majoratserbrecht (der älteste Sohn erbt den Hof) nicht zum Zug
kommen würden, ziehen weg
auch Kaufleute, niederer Adel; sehr viele Bergleute als Spezialisten
→ Migrationsbewegung
→ Ende: Hungerjahre im 14. Jh. und Pest
Bevölkerungsrückgang, viele Siedlungen werden Wüstungen
→ Landflucht
→ Verweidung der Äcker; Verwaldung
Grundherren entsetzt → bestehen auf Bindung von Bauern an Scholle → Eindämmung der
Landflucht
in diese Entwicklung kommt der Einfluss des römischen Rechts
→ Herrenrecht
→ Grundherr bevorzugt, Bauern benachteiligt
→ Bauern bestehen auf dem Gewohnheitsrecht (consuetudo)
→ Spannungen
→ Bauernrevolten werden Gang und Gebe
→ Gesellschaft gleich gemacht (nivelliert) → nach „unten“ nivelliert, d.h. Bauern, die
privilegiert waren, wird Recht weggenommen
→ z.B. Krieg gegen Feudalherren, Dämme aufgebrochen, Feudalherren ertrunken
Übergang vom Hochmittelalter ins Spätmittelalter: Waldrodungen, Urbanisierung (bis zum
13. Jh.)
Urbanisierung: regional → große urbanisierte Landschaften: Lombardei, Flandern,
Ostengland
es gibt andere Gegenden, wo „überhaupt nichts los ist“
Hochmittelalter: Vergetreidung → zunehmende Bevölkerung muss versorgt werden
Landwirtschaft wird Wissenschaft: Traktatliteratur, in Anlehnung an römische Vorbilder
Pferd statt Ochse: Pferd mehr Geschwindigkeit, mehr Zugkraft
Geschirr: Kummet → Kopf wird nicht mehr durch Pflug zurückgerissen, also wird das Pferd
leistungsfähiger
Hufeisen: Amerikaner White: Hufeisen Weltgeltung
→ Kriegspferde besserer Halt; Zugpferde größere Zugkraft
Hufeisenproduktion: großes Geschäft; besonders vor Kreuzzügen
Scharwendepflug: geht tiefer in die Erde hinein, wendet die Erde zusätzlich
→ bessere Durchlüftung des Bodens
Frau brachte im Durchschnitt 3,6 Kinder zur Welt, damit hätte man den Bevölkerungsstand
halten können
zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr war die Hauptgebärzeit
hohe Sterblichkeit der Frauen
alle 3 Jahre wurde ein Kind geboren, dazwischen gab es mehrere Fehlgeburten
Kettenheirat: Mutter stirbt am Kindbett, Mann heiratet eine jüngere Frau, stirbt also früher als
sie, diese Frau heiratet dann einen jüngeren Mann
→ Großfamilien, nur noch Halb- oder Drittelverwandschaft
Hochmittelalter: Männerüberschuss
später, im Spätmittelalter: Frauenüberschuss
Lebenserwartung:
Frühmittelalter: Männer 25 Jahre, Frauen 23 Jahre
Hochmittelalter: Männer 27 Jahre, Frauen 24 Jahre
Spätmittelalter: Männer 33 Jahre, Frauen 27 Jahre
Heirat: bäuerische Unterschichten: Knechte und Mägde: nur offene Beziehung: wegen wenig
Geld keine Heirat
römische Kirche sehr offen gegenüber offenen Beziehungen
Wo geheiratet wurde: Kinderheirat beim Adel bevorzugt: Mädchen 8 Jahre, Burschen 10
Jahre
„alte“ Heirat: Mädchen 14, Bursche 18 Jahre
Arthur Imhof: führender historischer Demograph
Majoratserbe: → Kinderkreuzzug 12. Jh. → jüngere Geschwister begeben sich auf den Weg
→ „Kinder“ nur unter Anführungszeichen: „puer“ heißt „bis 30 Jahre“
→ in Sklaverei verkauft; Burschen kastriert
Wald: besondere Bedeutung im Mittelalter, nicht nur für Landwirtschaft → hat alle Bereiche
beeinflusst
erste wichtige Aufzeichnung: karolingische Zeit: capitula reselis de villis: zur Verwaltung und
besseren Bewirtschaftung der Krondomänen
drei Kapiteln behandeln die Wald- und Forstwirtschaft
auch Bedeutung für allgemeine Wissenschaft → interdisziplinäres Forschen:
Naturwissenschaften: Bodenproben erklären, dass es die beschriebenen Pflanzen im ganzen
karolingischen Reich gab
Wald: silva, nemus (= Hain, gepflegter Wald), saltus (= Urwald, ungepflegter Wald)
ius forestis: Waldrecht → nicht nur Recht zur Holzentnahme, sondern auch zur
Schweinemast; auch hohes Jagdrecht
Jagd war Hoheitsrecht
das Wort „forestis“ entwickelt sich zu „Forst“
Waldordnungen: z.B. Bayrische Waldordnung
Holzbücher
harte Arbeit, um Wildnis des Frühmittelalters zum Wald des Hochmittelalters zu machen
erst im 12. Jh. beginnt man mit richtiger Waldnutzung
→ die war für den Wald schädlich → Waldbestand ging durch Waldnutzung zurück
Frühmittelalter: Phase des „Unwaldes“
Kulturland: „terra culta“
Tacitus stell die Wälder Germaniens als das Schrecklichste, was es überhaupt gibt, dar
Christen wissen, dass Heiden im Wald Kulthandlungen ausführten
→ dort saßen die Bösen
→ im Wald, da sind die Räuber
Waldzusammensetzung damals: sehr viele Haselbüsche → licht
vom Westen her: ozeanische Bäume → von Atlantik nach Osten gewandert: Buche, Tanne,
Eibe
aus Nordwesteuropa kommen Linde und Eiche
für die Eiche ist 3x mehr Licht als für die Buche nötig
Eiche: tiefe Wurzeln → teils reichen sie ins Grundwasser
Buche: flache Wurzeln
→ Einschlag von Blitz in Eiche wahrscheinlicher
→ „Eiche weiche, Buche suche!“
Dann: Wald immer lichter durch Rodungen: Ulman Stromer → verkauft Tannensamen →
streut um Nürnberg herum die Tannensamen aus, um Wirksamkeit der Samen zu beweisen
→ um Nürnberg herum wachsen Tannen
Auen: Ulmen
erst hinterher: Ahorn und Eichen
Frühmittelalter: Europa: 80 % Laubmischwald
→ sehr siedlungsfeindlich: man musste roden → Rodungsinsel geschaffen → dort Dörfer
gegründet
2 Kilometer weiter weg: wieder Rodungsinseln → Wald wie Emmentaler mit Löchern →
Isolierung der Bevölkerung → eine Rodungsinsel wusste teilweise von anderen gar nichts
Waldgebiete mit vielen Rodungsinseln: viele Kleinstämme entstehen
Bestreben im Hochmittelalter: diese Rodungsinseln zusammenzubringen
→ größere Einheiten: Gaue
wer darüber befindet, ist Gaufürst → „regulus“ (Kleinkönig)
→ führen das westeuropäische Lehenswesen ein (sind in Osteuropa)
Waldgebiete werden als Grenzsäume verwendet
Eichhörnchen: Fell beliebt, auch Delikatesse
Wald liefert Holz für Feuer und als Baumaterial
bis ins 19. Jh. hinein wurde für den Hausbau Holz verwendet
Holz war das Baumaterial schlechthin
auch Einrichtung: Tisch, Bank, Hocker, Truhe (Kästen unbekannt)
auch für Schiffsbau: Eichenholz (weil es hart genug ist)
Dächer; Dachstühle von Kirchen → für eine Kirche in England wurden 4000 Eichen
gebraucht
außerdem: man nahm Harz von Bäumen → aufgekocht → pechartige Flüssigkeit → eine Art
Uhu des Mittelalters
Bienen für Honig
Wald für Tierhaltung: Mast durch Eicheln und Bucheckern: im Wald entstanden
Schweinehütten: Burien
Damit nicht alle ihre Tiere in den Wald trieben, gab es Auftriebsverzeichnisse
→ Taxe musste gezahlt werden (Taxe für „Waldweide“)
→ führt zu Stallfütterung → fettere Schweine
Das Schwein drang sogar ins Kartenspiel ein: statt eines Eichelblattes beim Tarock ein
Schwein gezeichnet
Wald vom englischen und vom französischen König verschenkt, vor allem an die
Geistlichkeit, besonders im römisch-deutschen Königtum
→ in England und Frankreich kam der König rasch drauf, dass der Wald kostbar ist, er
verschenkte nichts mehr; in Deutschland schon, weil der König die Geistlichkeit als Stütze für
seine Macht brauchte
Waldbann: Herrschaft über Wald
inkludiert Wildbann → Jagd möglich → Jagdhöfe errichtet
Wald: Beeren; Streu für den Stall (Jungholz) → auch als Düngung, besonders die
Tannennadeln
Außerdem zogen die Armen in den Wald → die holten Moos zum Aufstreuen in der
Wohnung (sehr weich); für die Ziegen in der Stallung; zum Heizen; für die Pilzzucht
Wald und Handwerk
Weidenrute
Harz von Bäumen, Pech → Universalkleber
Heilkräuter → Eiche; Eschenbäder (für Haut, Hautkrankheiten)
Wacholder
Wald für Imkerei, Zeidlerei
Zeidler: in Bäume werden Schlitze gemacht, damit die Biene hinein konnte
Bäume entwipfelt → Erwärmung des Bienenhauses
Wald: Kienspan, Bienen liefern Wachs für Kerzen
Gewerbe: Wachs wird ersetzt durch Unschlitt (Rinderfett)
Unschlitt: raucht sehr → bei Bergwerken → rußt → Bergwerker sterben früh
Honig als Süßstoff
Honig: Grundstoff für den Met
Als Wald geringer wird, wird Honig geringer, Met wird teurer → Ersatz: Bier
Ohne Wald gäbe es keinen Rausch
Bienenwachs für Wachstäfelchen
Tinte: aus Eichengalläpfeln hergestellt
→ „ohne Wald keine Kultur“
Rodung und Veränderung von Gesellschaft, Wirtschaft und Herrschaft im Mittelalter
gerodet wurde in Europa schon Ende des 11. Jh.
zuerst Unterholz, dann Bäume
im hohen Mittelalter: großflächige Rodungen geplant
in diese Rodungen hinein: Siedlungen gebaut: Waldhufendörfer
Bergkamm
Grundstück zum
Bergkamm
Haus
Bach
Verkehrsweg
Rastersiedlungen: Kolonialdörfer, Kolonialstädte
Man nennt dann das Roden den Landesausbau:
einerseits: Binnenkolonisation: innerhalb des Landes
Wald und Sumpf urbar gemacht
Außenkolonisation: bis dahin gänzlich unbesiedeltes Gebiet urbar gemacht
Sumpfland: Marschhufendörfer (Äquivalent zu Waldhufendorf)
Bei Urbarmachungen waren Experten nötig
→ musste Deiche bauen
→ auch Experten nötig → Expertenboom
Epoche des 11.-13. Jh.: Epoche des Landesausbaus
heute: Ortsnamen: Endungen: Reitorte: Mönchenreit
Rodeorte: Wernigerode
-reit; -absenk, -schwend
Seng- oder Sangorte
Ausgeholzt: Ausholzungen: vor allem mit Axt → Handsäge fast nicht verwendet
Ursache für breite Rodungen war Bevölkerungswachstum
→ je mehr die Bevölkerung wuchs, desto mehr Bedarf war an nutzbarem Land → mehr
Rodungen
Hakenbau: Haken in Erde
Holzscheite: in Erde geschlagen, später mit Eisen verstärkt
Behauptung: Rodung (vor allem im Hochmittelalter) hätte Wald vernichtet
→ ist falsch → man wusste, was man am Wald hatte
Waldlichtung, nicht Waldvernichtung
wo niedergebrannt wurde: Asche → hoher landwirtschaftlicher Ertrag
soziale Auswirkungen: rodende Bauern bekamen Freiheiten
→ rodungsfreie Leute
→ roden den Wald oder entsumpfen
Boden gehört dem Herren, das Nutzungsrecht gehört aber zur freien Nutzung den
Rodungsfreien
Hafer angebaut → musste abliefern als sogenanntes Marchfutter
→ von Fürsten verwendet für ihren Heerbann (ihre Pferde)
sonst brauchten sie aber nichts abgeben
→ Problem der rodungsfreien Leute → eigene Gerichte
Rodung war aber Schwerarbeit
Konflikte wegen des Waldes: Bauer und Herr
Bauer wehrt sich gegen Waldschäden → durfte aber nicht jagen → Bauern ausgesperrt aus
Wäldern
Adel brauchte Wälder, weil Jagd so was wie Sport war
Jagdrobot: Bauern müssen Tiere treiben
→ Aufstände, weil sich Bauern nicht gegen Wildschäden wehren dürfen
Es wird gebannt, wer nicht in den Wald darf
→ verbunden mit Waldbann
→ Schutz gegenüber Rodung
→ schon 1300 kommt man drauf, dass bei größerem Regen guter Boden weggeschwemmt
wurde
→ Schutz des Waldes
Rodung hatte auch größere Wirkung auf Kriege und Fehde
→ Kampf um Rodungsplätze z.B. zwischen Deutschen und Slawen
Deutsche Ostkolonisation löst slawische Siedlungen auf
aber: Rodung konnte auch größere Wirkung haben als Kriege oder Fehde → war
geschichtsmächtiger
aufgrund Rodung: Spätmittelalter: Verdorfung
Verdorfung zusammen mit Verstädterung macht Ausbau des Wegenetzes nötig →
Verbindung unter Siedlungen muss hergestellt werden, Siedlungen müssen vernetzt werden
→ Wege angelegt → Jungwald geschädigt
Waldweide (hineintreiben des Viehs in die Wälder) musste in den Griff gekriegt werden →
Verordnungen des Zeitraums, auch Schweineringe → aufs Maul der Schweine, damit sie den
Boden nicht so stark aufwühlen
Niedergeschrieben in Weisthümern
älteste Leute: sagen, wie Wald früher war
→ wer verantwortlich für die Ausholzung war, wurde zur Verantwortung gezogen
Portugal: seit dem 12. Jh. ist dort der Weinbau landschaftsgestaltend geworden
Gelände fällt mitunter steil zur Küste ab → Terrassen → Wein gezogen → Stufung des
Geländes
König Dionysius: schöner Beiname: „Der Landwirt“
→ sein Land musste zum Musterland werden
→ ließ Umland seiner Städte urbar machen, konnte lesen und schreiben, hielt so viel auf
Bildung, dass er die Universität in Lissabon gründete
auch in den Feudalstaaten, vor allem in den zentralistisch regierten Staaten Frankreich und
England: königliche Forstpolitik → wesentlich für Ausgestaltung des Zentralstaates
1216: Magna Charta → man dachte, sie wäre wichtig für die englische Verfassung → neueste
Untersuchungen: Magna Charta war nicht die Grundlage des Parlamentismus, sondern es ging
um Rechte am Wald
Robin Hood: man bezog sich auf Magna Charta
Parlamentarismus: sekundär
Frankreich: Forstnutzung durch den König: Kronwälder um 1400: strenge Forstgesetzgebung
Wasser: man meinte, es würde sich im Lauf der Zeit selbst reinigen
Wald: man meinte, er würde sich im Lauf der Zeit selbst regenerieren
Große Sorge den Schößlingen (Trieben) gewidmet → die sollten eingepflanzt werden für
neuen Baum
man nähert sich immer mehr dem Forst- oder Försterwald (nutzungsorientierter Wald)
Wer Wald besaß, hatte auch den Schlüssel zur Wirtschaftsmacht
Wald war in großer Gefahr, weil Holz als Energieträger gesehen wurde, es war für neue
Gerätschaften nötig
Bücher über Berge in Schmalztiegeln transportiert
Spätmittelalter: Umfeld der Städte entwaldet
→ Schutz für Stadt: Palisaden
Hausbau: überall Holz nötig
Kanalbau, Wasserleitungsbau
für repräsentative Gebäude: Dachstühle, auch Kirchendachstühle
um Städte herum: kein Wald mehr
→ auf Dauer kann die Wirtschaft in der Stadt nicht ohne Wald florieren
→ Ansuchen beim König um Waldgebiete
→ König: sie dürfen Wald haben, müssen aber um ihn Sorge tragen
Elsaß: staatliche Pfalz namens Hagenau (Hag = Wald)
ausgeholzt → um Stadt herum agrarische Nutzung
Nürnberg: Wald in Nürnberg
→ Nürnberger Wirtschaft lebt auf, Hagenau stagniert
Nürnberger: teilweise aufgekaufte Wälder: Energieträger für die Eisenverarbeitende Industrie
Eisenindustrie: Einkünfte → Wälder aufgekauft
Nürnberger: Meister der Waldpolitik
Sägemühlen, Schmelzhütten, Kalköfen
für Schmelzhütten und Kalköfen: Holz nötig
England: Kohle aus Belgien: Seacoal
Kohle rauchte noch mehr als Holz
Deutschland: Thymian gesammelt → Thymian an Geistliche
wenn es rauchte, streute man Thymian drauf → das roch dann gut
Als sich die Eisenindustrie verlagerte, ging es mit der Nürnberger Wirtschaft bergab
Bedeckung der Häuser: Bretter oder Schindeln: in Bretter dringt Wasser ein
→ Schindeln und Bretter rot angemalt
Ziegelbedeckung erst im 14. Jh.
Fenster: Hohes Mittelalter: Glas, nur sogenanntes Putzenglas
→ viel Holz nötig für Glashütten
(über 400 alte Eichenstämme gebraucht)
Holzgerüste, Verschalungen: viel Holz
Pilotbäume (sumpfige Gegenden) → in Erde eingerammt
flandrische und niederländische Städte teilweise auf Piloten
Traunkirchen: auf Stämmen gebaut
Stadt konnte ohne Holz, d.h. ohne Wald, nicht leben
Möbel: sehr bescheiden: Kisten, Truhen
Schuster: Leisten aus Eichenholz
Schusterpech: aus Harz hergestellt
Harz nötig für Druckerschwärze
Leder konnte man nicht ohne Holz herstellen
Brennholz in Häusern, in Badestuben
in normalen Wohnungen, in Häusern wurde fast immer nur ein Raum geheizt
Holzhandel: europaweit → gewann immer mehr an Bedeutung
Niederlande: waren auf Holzimport angewiesen, importierten Holz aus Westfalen
→ wenn Westfalen Holz brauchten, führten sie es aus Norwegen ein → von dort wollte auch
England Holz
Hanse bringt Holz von Norwegen nach England und in die Niederlande; später aus Russland
Ardennen: sehr holzreiches Gebiet: Schwarzwald: versorgte Gebiete Nordeuropas mit Holz
Hanseaten: wie Holz von Mecklenburg-Vorpommern rar war, musste es importiert werden
Schwarzwald: eigene Markierung für Hölzer, die nach Holland kommen sollten
eigene Holzschiffe → Kölner reiche Kaufleute: Flotte
→ 21 Meter lange Baumstämme damit befördert
Salzsudstätten mussten beheizt werden → Lüneburger Heide wird abgeholzt
Schiffsbau: Verbesserung, mehr Masten, Verplankung aus Holz
Holz in industrieller Revolution des Mittelalters: vor allem im Bergbau
Holz für Verhüttung: Holz kommt in Meiler → Holzkohle erzeugt → im Winter geschlägert,
bis Mai liegen gelassen, bedeckt, dass kaum Luft hineinkam → angezündet
Holzkohlenwagen fuhren zu den Schmelzhütten
Köhler bekamen kaum Geld → revolutionäres Element
Holzkohle: für 1 Tonne Roheisen brauchte man 30 Tonnen Holz für 8 Tonnen Holzkohle
in Montanrevieren: bald Holzmonopol → Holzwidmungsbezirke
Landesherren: bestimmen: dieses Gebiet des Landes liefert an dieses Montanrevier, dieses an
dieses... etc.
lebenswichtige Dinge (Nahrungsmittel) mussten für den Bergbau geliefert werden →
wiederum Widmungsbezirke
Waldschutz mit Waldordnungen gibt’s auch
um 1500 gab es weniger Wald als heute
Martin Luther: am jüngsten Tag werde Deutschland an 3 Dingen Mangel haben: an wahren
Freunden, an gerechter Münze und an gutem Holz
Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte: (Aubin/Zorn) → 1980
erschienen, fast in jeder Bibliothek
Bergbau: Literatur: Georg Schreiber: Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur →
Köln 1962
Zeitschrift: Der Anschnitt → Bergbau- und Industriearchäologie
Bergbau: 12 Punkte
1. Alle Bergbaugebiete sind abhängig von der Landwirtschaft: von den Agrargebieten, von
den Widmungsbezirken → Bergbaugebiete müssen von den Bauern mit den nötigen
Lebensmitteln versorgt werden
2. Frage, ob der Bergbau städtebildende Kraft hatte oder nicht
→ überall nur Märkte
→ in Alpenländern keine städtebildende Kraft
aber westlich von Dresden, z.B. Freiberg, Schneeberg. alles Städte
→ städtebildende Kraft außerhalb der Alpenländer
3. Unterschied zwischen Bergbau von Edelmetall und Eisenerz/Salz (Steinsalz)
Produkte: Gold, Silber, Salz, Steinkohle und Steinbrüche
4. Soziale Auswirkungen in Bergbaurevieren: früh Bergrechte
→ niedergeschrieben → in jenen Orten, die zu Städten oder zu Märkten wurden, wurden
die Rechte zu Stadt- oder Marktrecht
Bergrichter = Stadt-/Marktrichter
mit den rechtlichen Problemen hängt dann auch in den Bergbauregionen die Frauen- und
Kinderarbeit zusammen
Arbeitsteilung: Raseneisenerz: Mann war in Berggrube, Frau in einer kleinen
Landwirtschaft beschäftigt, musste noch in den Bergbau (nicht hinein, sondern auf die
Sturzstellen)
Präbichl: Frau mit Kindern in Bächen: Schmelzgut gesammelt → verkauft
Problematik „Frau und Kind im Bergbau“
altes Bergmannsprinzip: Frau darf nicht in den Schacht → bringt Unglück
aber gegrabene Stollen wurden heiligen Frauen gewidmet
Bergmann im Mittelalter: der, der selbst dort gearbeitet hat, und davon den Hauptanteil
hatte (nur Steuer gezahlt, ansonsten gehört alles ihm) → heute: Bergmänner abhängig von
einem Unternehmen
→ Frühkapitalismus
Bergmann heute: „Kumpel“
früher: total unabhängig: mit allen Vor- und Nachteilen → wenn er grub und nichts fand,
musste er Hunger leiden
Schlacken: Frauen und Kinder verkaufen sie
→ starke Belastung der Frau
5. Montanreviere sind abhängig von Wasser und Wald (das sind Kraftstoffe, die man
braucht)
Unterscheidung: Tagbau: Schürfgruben
Schachtbau (Stollenbau): setzt besondere Kenntnis und Arbeitsintensität voraus
Wasser: nötig für Hammerwerke, Pochwerke, Radwerke → Gebläse für Hitze für
Schmelzprozess
Wald: Holzkohlenmeiler
6. Talwärtswandern der Produktionsstätten: Hauptcharakteristikum der Bergwerksorte
ganz oben am Berg: Ofen (wegen Wind)
weiter unten: Bergbau
weiter unten: Röste (bei Bach)
Wasser
weiter unten: Vordernberg → Radwerke
unten: Leoben → Kohle
→ man folgt dem Kraftstoff
7. weiterer Punkt: alle Montanreviere: man legte großen Wert auf Bildung: brauchte
Fachkräfte verschiedener Art, also Schulen: Lateinschule und deutsche Schule: deutsche
Schule: Realien: Rechnen und Geometrie → für später: im Stollen zum Vermessen etc.
Kenntnisse des Täufens (Schachtmachens): Problem: Wassereinbruch
→ Pumpen müssen her → Erfindungen, die sich bis weit in die Neuzeit halten
8. außerdem: Höherrücken der Siedlungsgrenze durch Bergbau
vor allem bei Goldbergbau, Silberbergbau
→ besonders hoch in der Gebirgsregion
→ entweder wird saisonal gearbeitet, oder es sind Dauerarbeitssiedlungen
9. Dauerarbeitssiedlungen: nur Männer
außerdem: starke horizontale Mobilität
horizontale Mobilität: Bergmann: von Goslar nach Sachsen wegen Wissen
Wegziehen tun fast nur die jüngeren Männer
→ kommen in dörfliche Siedlungen
→ Männerüberschuss
→ Probleme
→ aber durch Hübschlerinnen, Dirnen gelöst
Berggeschrei: Wenn jemand eine ertragreiche Mine findet
10. Gemeinschaftsgeist: bedingt durch schwere und gefährliche Arbeit → Chorgeist
eigene Uniform → Maximilian I.: Bergmannstracht
zeigt sich in Verehrung der Heiligen → bestimmte Heilige sehr geschätzt, auch
Frauenheilige, obwohl Frauen nichts mit Bergbau zu tun haben durften
Bruderschaften der Bergleute: religiös-karitativ
}
religiös: wegen jeweiligem Heiligen; karitativ: wenn was passierte, wurde von
Bruderschaftsgeld gezahlt
außerdem: Spitäler: Schwatz in Tirol: Bergbauspital → nur 15 Betten
11. Konzentration des Kapitals bei einzelnen Familien oder in Form von Aktiengesellschaften
→ häufig Ausländer: bayrische, schwäbische Unternehmer in Tirol und Südtirol
besonders bekannt: die Fugger
bauten Schlösser und Kirchen und waren Mäzene für Künstler
bei uns: Hallinger: fühlten sich adelsgleich: Ennstal: Trautenfels → alte mittelalterliche
Wehranlage → kommt in die Hand der Hallinger → Schloß
Leobener Aktiengesellschaft: 1415: Eisengrafen, Gaugrafen: sorgen mit
Aktiengesellschaft für den Verkauf der Produkte des Erzschmelzens → Sensen, Hämmer
etc.
→ zu günstigen Preisen ins Ausland verkauft, auch nach Venedig, auch in den Vorderen
Orient
→ Geld entweder in neue Produktionsstätten investiert, oder an einen Aktionär ausgezahlt
mit der Konzentration des Kapitals hängt der Frühkapitalismus zusammen, und damit das
Verlagssystem
12. Verlagssystem: Spitze: Verleger: reiche Eisenherren
Verleger kaufen die Rohstoffe, diese Rohstoffe geben sie an lohnabhängige Arbeiter
weiter zur Verarbeitung
→ in sogenannte Eisenwurzen: eine Menge Schmieden
Verleger gibt den Schmieden Eisen und bezahlt sie, gibt Aufträge
Frauen, Töchter können mitarbeiten
Termingerechte Ablieferung; Verleger verkauft und legt Preis fest
Gewinnspanne für Verleger: will Lohnabhängigen geringen Lohn zahlen und selbst teuer
verkaufen → Bildung nötig
13. Montanwesen hängt mit dem Bergregal zusammen
rex = König
war also königliches Recht, stand nur dem König zu, der verlieh Bergregale an Adelige
und an geistliche Orden weiter
vor allem wichtig würden die Zisterzienser werden
→ Aufbau einer eigenen Eisenindustrie, sogar teilweise zur Rüstungsindustrie
weiterentwickelt
14. Landesherrliche Macht
Salzkammergut: das Kammergut des Herrschers, auf Salz bezogen
Man konnte Bergbau verlehnen und verpfänden
Pfand: Möglichkeit der unbedingten Rückgabe
15. Montanwesen war verbunden mit der Münzprägung
auch die Münzprägung war ein Regal
so entstehen auf Gründen der Adeligen und Geistlichen die Münzprägestätten
Joachimstal: Silber vermünzt → daher kommt das Wort „Taler“
Kuttenberg: südwestlich von Prag
schon die Silhouette der Stadt zeigt, dass die Leute reich waren
Barbarakirche nach französischem Kathedralenmuster
Silberbergbau: unter der Stadt → man konnte von den Häusern der Stadt in die Schächte
hinuntersteigen
warum war die Münzprägung so lukrativ?
→ Verfügung für Landesherrn: Münzverruf → Landesherr kann sagen: diese Münze gilt
nicht mehr
Die neuen Münzen wurden mit weniger Edelmetall hergestellt, das Edelmetall der alten
Münzen nahm der Landesherr an sich → immer weniger Edelmetall in Münzen
→ Münzen wurden schließlich schwarz
→ edler, guater Pfennig – schwarzer Pfennig
Verruf: nur bei Silbermünzen, nicht bei Goldmünzen: florentinischer Dukaten: auf den
kann man bauen
16. Veränderungen der Naturlandschaft durch den Bergbau:
- Schürfgruben
- eingestürzte Schächte: auch versunkene Siedlungen im Bergbaugebiet
Sage der versunkenen Glocken: Wahrheitsgehalt: versunkene Bergbausiedlungen
- Halden: Abräumgestein (taubes Gestein) gestürzt
Schlackenhalden: bei Hochöfen, wo der Schmelzprozess passierte → Ort:
Schlackenwald
Schlackenwälder Zinn: in alle Welt verschickt
- Wasserzufuhr- und Wasserabfuhrkanäle
- Abholzung der Wälder
- große Rauchentwicklung → verschiedene Landschaften waren unter einer
Dunstglocke, vor allem in Südengland
Kohlenmeiler: Schmelzöfen → ungeheure Rauchentwicklung
Staublunge: für Bergmann war das die Krankheit schlechthin
→ da noch dazu der Rauch kam, gab es in den Bergbauorten eine geringe
Lebenserwartung
Die Leute waren gut bezahlt und verjubelten ihr Geld sofort. Sie verstarben ledig.
Ihre Lebenserwartung lag bei 27 Jahren
17.
Steinbrüche
Die Verarbeitungsbetriebe (Verhüttungsbetriebe) wurden wegen der Brandgefahr aus
Stein gebaut
Die Siedepfannen für Steinsalz waren auch aus Stein
Ausbau der Transportwege: die phosphatreiche Schlacke wurde zerrieben und als Belag
auf die Straße gestreut. Steinbrücken waren notwendig
Steinbrüche: Stein hatte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine irrsinnige
Bedeutung
Die Häuser waren aus Holz, nur Repräsentationsbauten wurden aus Stein gebaut.
Stein war so geschätzt, dass, wo die Stadtmauer erneuert wurde, man bei Ruinen Stein
abbaute
am besten erforscht ist das gesamte Steinbruchwesen in Frankreich: dort war es wichtiger
als alles Erz
vom 11. bis zum 13. Jh. gab es dort zehntausende Steinbrüche im Tagbau
in nicht mehr brauchbaren Stollen wurden Pilze gezüchtet
ein solcher Steinbruch war im 2. Weltkrieg eine der Hauptproduktionsstätten der V1
Paris ist selbst ein Steinbruch
Paris ist eine schwebende Stadt. alle Stollen unterhalb von Paris zusammengerechnet sind
300 Kilometer lang.
189 Kilometer ist heute das U-Bahn-Netz
in den Steinbrüchen waren gleich die Werkstätten
die Arbeit der Leute dort (der Steinbrecher): war am schlechtesten bezahlt → ein Bettler
„verdiente“ mehr
Ungesund: Staublunge; wegen großer Feuchtigkeit war Rheuma eine der
Hauptkrankheiten
Transport des Gesteins: durch Lastfuhrwerke
vor allem in Westeuropa über Kanäle, die teilweise extra dafür geschaffen wurden
Graz: auch Steine aus der Obersteiermark → Wasserweg
Frankreich: einer der Hauptabnehmer der französischen Steine: England
England war Hauptexportstätte
Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg in England: wieder mit französischen Steinen
1222: Schloss Winchester: 1700 Steine an einem Tag transportiert
→ Lieferung nur nach Südengland
Paris: Man soll in den Stollen hinabsteigen, wenn man einmal dort ist
18. Eisen:
Im Mittelalter unentbehrlich, war sogar wichtiger als das Gold → für Waffen verwendet
kein Handwerk kommt ohne Eisen aus
wichtig: Rüstungsindustrie, Hufeinsenerzeugung
Schmiede: besonderer Rechtsschutz
außer Waffen: Rüstungen → werden immer aufwendiger
zuerst Lederhandschuh, dann Eisenhandschuh
Harnische, Kettenhemden
1. 7. 2004
sächsisches Erzgebirge: Herzöge: enormer Aufstieg: Silber, Zinn
nur an einem Ort Gold (Waschgold)
Teilung der Absatzgebiete
→ von Leoben aus nach Süden
→ nach Genua
Genuesen und Venezianer: sehr früh Kolonisation
Genuesen: flächenförmige Kolonisation
Venezianer: punktförmig → Faktoreien
wie später Spanier – Portugiesen (Spanier: flächenförmig; Portugiesen: punktförmig)
Eisenhandel, Edelmetalle, Gold
Gold: wertvollstes aller Edelmetalle
früher: Goldwäscherei → Flussgold
Schmuck: Repräsentation → Reiche: Schmuck, Knöpfe aus Gold
wenig Gold wegen Münzprägung → Goldbergbau
2 Sorten: silbriges Gold und göldiges Silber
→ beide werden als Rohgold bezeichnet und durften schon für Münzen verwendet werden
→ blasse Farben der Münzen
Südtirol, Kärnten, Sachsen, Franken
Goldprägung ging weit hinauf in die Neuzeit (florentinische, ungarische, venezianische
Gulden/Dukaten aus Gold)
kleinere Genossenschaften, privater Goldbergbau
2. Hälfte des 15. Jh.: Bitte an den Staat, die Kosten für den Bergbau zu übernehmen → Staat
fördert den Goldbergbau → Abgabenerleichterungen und –befreiungen für die, die weiter
Goldbergbau betrieben
z.B. die Fugger übernahmen den Goldbergbau
Gold:
- sozialer Rang
- wird als heilbringend gesehen
- für Königskopf (?); Reichsinsignien; v.a. Reliquien, die man in Gold fasste
→ Verkauf und Tausch: goldgefasste Reliquie
Schwatz: räumliche Trennung von Bürgern und Bergleuten
Bergleute
Bürger
Inn
Mauer, von
Bürgern gebaut
in der Bürgersiedlung waren Steinbauten, bei den Bergleuten Holzbauten
wegen der Mauer wird bei Überschwemmungen nur das Bergleute-Gebiet betroffen
Fugger: dominierten nicht nur in Schwatz, sondern auch in Augsburg → besondere soziale
Leistungen
eigener Bezirk: Fuggerei: Sozialwohnungen für Arbeiter
1472-1555:
1472: 42 Unternehmer, kein einziger Ausländer
1482: 18 Unternehmer, keine Ausländer → viele einzelne Schächte zu wenig ertragreich
1492: 14 Unternehmer, kein Ausländer
1502: 11 Unternehmer, 1 davon Ausländer
1512: 9 Unternehmer, 3 davon Ausländer
1522: 9 Unternehmer, 3 davon Ausländer
1532: 6 Unternehmer, 3 davon Ausländer (also 50:50)
1555: 4 Unternehmer → nur mehr Ausländer
Lehen von Landesherrn von Tirol
→ Abgaben
→ kurze Arbeitszeit
→ Raubbau
→ hohe Sterblichkeit
27.000 Einwohner, 9.000 davon Bergleute → zu der Zeit größer als Innsbruck, damals so
groß wie damals Wien
Neue Welt entdeckt, billiges Silber aus Übersee
Fugger, Welser: gingen nach Südamerika
Nicht nur in Schwatz gab es derartige Bergbaue, sondern auch in Südtirol
Gossensaß: fortschrittliche Bergbauregion
→ Niveau wie sonst kaum wo in Europa
→ bis nach Russland sprach sich das herum
→ Ivan III. holte Fachleute von dort nach Russland
→ alles kam in Innsbruck zusammen
→ von diesem Zeitpunkt an reißen Quellen darüber ab
→ wir wissen nicht, was mit den Fachleuten geschah, die nach Russland geholt wurden
Literatur zum Bergbau:
Hermann Wiessner: Geschichte des Kärntner Bergbaus
3 Bd., 1950
K.H. Ludwig-Gruber: Gold- und Silberbergbau im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit
Hauptgebiete des Textils:
Flandern, Teile Nordbelgiens und Nordfrankreichs
→ auf Import der Wolle angewiesen
→ als Schafwolle einmal von England und dann von Spanien importiert
im Zuge der Reconquista: sehr viel abgeholzt
→ großes Weidegebiet für Schafe
zweites großes Gebiet: Toscana → auch dort musste die Wolle zugeführt werden,
überwiegend spanische, aus Aragon nach Florenz gebracht von den Königen
Florenz im Spätmittelalter: Stadtstaat
in der Kernstadt gab es keine Produktion, aber im Umland (Cortado)
Unternehmer: Tuchproduktion → geringe Entlohnung
1378: Wollkämmer taten sich zusammen und starteten eine Revolution
heißen Giompi → Giompi-Aufstand
vor allem nach dem 2. Weltkrieg wurde dieser Aufstand in den kommunistischen Ländern als
die erste große Revolution hingestellt
aus heutiger Sicht war das keine Revolution, sondern eine Revolte
es gab auch einen Aufstand der Blaufärber → die blaue Farbe zerfraß ihre Hände
die erste wirkliche Revolution war die hussitische Revolution: Die Hussiten gingen in den
Hussitenkriegen nach einem Programm vor
die Größenverhältnisse des Giompi-Aufstands: Der Aufstand spielte sich in 2 Gassen ab
die Giompi wurden niedergeworfen, sie waren zerstritten → nach ihrem Aufstand waren sie
in ärgeren Verhältnissen als vorher
außer der Toscana war das große Tuchzentrum Köln
seit dem 12. Jh. wird dort Tuch hergestellt, das als „mittelfeines Tuch“ bezeichnet wurde
→ nach Venedig exportiert
→ von dort in den östlichen Mittelmeerraum
verlegerische Organisation: Handwerkerverleger
Hausbetriebe gaben ihre Produkte an einer Zentralstelle ab
Textilproduktion: Einfluss der Mode: Wenn kurze Bekleidung (Ebner: „Mini-Mode“)
angesagt war: Körperbetonte Kleidung: weniger Stoff → Arbeiter werden freigesetzt: v. a. in
Flandern
außerdem: Engländer beginnen mit einer eigenen Textilindustrie
→ in Flandern geht die Textilindustrie ein
außerdem: zum Thema Mode:
im späteren Mittelalter will man feinere Stoffe → Aristokratisierung der Textilproduktion
→ nicht nur der Adel wollte feine Kleidung, auch die Bürger
→ Kleiderordnungen
Stoffe: Brokat, Damast, Seide
Seide: Selbstproduktion → v. a. Köln → kein Import mehr aus dem Orient
Seidenproduktion vor allem von Frauen
die Meisterinnen schlossen sich zu Frauenzünften zusammen, die Männer hatten da nichts zu
sagen
von Köln aus hatte man sehr gute Beziehungen nach Paris über die Hanse
(Kölner Hanse, Pariser Hanse)
Pariser know-how übernommen
→ das trug zur Aristokratisierung des Textilgewerbes bei
Tuchgewerbe: sehr starke Differenzierung: Eisen: Werkstadt: Amboss, Esse → am Ende steht
das Produkt da
Textilerzeugung: nicht
zuerst musste die Wolle gewaschen werden, dann gewalkt, gesponnen, gewebt, gefärbt
teils auch gebleicht (in die Sonne gelegt)
Färbung: Farben mussten behandelt werden
alle diese Berufe brauchten eine spezielle Ausbildung, alle Arbeiter waren Facharbeiter
Folge: Forderung: wenn wir schon so eine spezielle Tätigkeit machen, wollen wir auch mehr
Lohn
auch ganz wesentlich für die Kulturentwicklung und Bildung in Europa war die
Papiererzeugung: damals schon in Asien, China, Indien, Arabien bekannt
interessant wird es erst in Europa, als das Papier aus Lumpen hergestellt wird: billig, ersetzt
teureres Pergament
→ Schriftlichkeit nimmt zu
Wert eines Kodex: in etwa ein Bauernhof
Wert eines Buchs: in etwa 3 Ochsen
→ man schreibt mehr → im Zuge der Verschriftlichung: neue Quellengattungen
Journal: Verwalter eines Gutes trägt alles ein
früher: Kerbholz → für Abgabetermine
jetzt werden Tag und Menge angegeben
Form der Journale: eher Kleinformat
für Historiker ist die Erfindung des Papiers wichtig, weil dadurch viel mehr Quellenmaterial
zur Verfügung steht
Traktate: wissenschaftliche Schriften
früher auf Pergament → teuer → Angst vor Diebstahl → Codices angekettet
auf Papier: billig, vor allem seit Erfindung der Inkunabeln und der Buchdruckerkunst
Schüler konnten mitschreiben → Verschriftlichung
außerdem: Papier für Flugschriften verwendet
→ Zeitalter der Glaubensspaltung: Postillen
Flugschriften: neue Quellengattung
auch Mensch erfasst
Verzeichnisse von Feuerstätten
Möglichkeit der Volkszählung
Steuer
spätes Mittelalter: höhere Volksfrömmigkeit, vor allem wegen Bettelorden
ohne Schisma wäre das noch stärker gewesen
Lutheraner: auch Reliquienverehrung, auch katholische Feiertage
Gegenreformation des 16. Jh.: Leute wandern sogar aus, um ihren Glauben bewahren zu
können (Katholiken und Protestanten)
Papyrus: z.B. Papsturkunden → im Norden ist es feuchter, Papyri zerfielen
→ Mönche schrieben sie auf Pergament ab → Fälschungen und Verfälschungen
Uhr: Einfluss auf fast alle Lebensbereiche
Uhr ersetzt Glocke
kann Sonnenuhr sein, kann Kerzenuhr sein (Kerzenuhr: bei größerem Luftzug ungenau,
wegen schnellerem Abrinnen des Wachses)
Wasseruhr
Räderuhr: eventuell Vorbilder aus Asien
werden möglichst groß gemacht
das Problem war, die Schwingung in der Uhr zu timen
→ fast 100 Jahre dauerte es, bis eine Uhr-Stunde tatsächlich eine Stunde war
→ äußerst kostbar, nur an repräsentativen Gebäuden angebracht
→ an Kirchen, Rathäusern, kirchlichen Schlössern
→ verbunden mit einem Laut, den die Uhr zu bestimmten Zeiten von sich gibt
die Bauern hatten auf ihren Häusern ein Glockentürmchen
die Größe der Glocke und der Ton der Glocke waren wichtig
→ geläutet wurde die Glocke vor allem zu Mittag, zu Abend: zum Essen und zum
Schlafengehen
→ das war schon so etwas wie Zeitmessung
→ wurde von der Uhr verdrängt, die Glocke wurde zum Dekor
→ arge Niederlage für Glockengießer
→ Glockengießer: stiegen im 16. Jh. um auf Waffenproduktion
Berufsbezeichnungen: „Glockengießer und Waffenschmied“
ein Stück (=Kanone): kostete 1000 Gulden
Uhrmacher: neuer, bedeutender Beruf
Uhrmacher: patriziergleich
Fürsten entlohnten Uhrmacher
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