Missionsärztliche Klinik Gemeinnützige Gesellschaft mbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg Missionsärztliche Klinik Gemeinnützige Gesellschaft mbH, 97067 Würzburg Tropenmedizinische Abteilung Chefarzt Prof. Dr. Klaus Fleischer Telefon: 0931/791-2821 Telefax: 0931/791-2826 Würzburg, 15.05.2016 Prof. Fl.-mü ABSTRACT für das 3. Würzburger Infektiologisches Symposium am 03.04.2004 Leben mit HIV- und Hepatitis in einem anderen Gesundheitssystem Unter den Patienten, die eine infektiologische Ambulanz mit HIV/AIDS oder Hepatitis aufsuchen, steigt die Zahl der Menschen aus fremden Gesellschaften an. Wir bezeichnen sie als Migranten. Ein Teil von ihnen sind Asylsuchende in Deutschland. Die Migranten haben über ihre Krankheit hinaus weit überwiegend erhebliche zusätzliche Probleme in unserem Gesundheitssystem. Wir Therapeuten haben diese wahr zu nehmen, um das wiederholt andere Verhalten, einschl. der Adhärenz, dieser Patienten zu verstehen. Allgemeine Probleme von Migranten bestehen in einem Entwurzelungsprozess aus ihrer Heimat, einem schwierigen und überwiegend frustrierenden Rechtsverfahren bei Asylsuchenden innerhalb einem Gesellschaftssystem, in dem sie größte Verständigungsschwierigkeiten haben. Migranten mit HIV und chronischer Hepatitis erleben diese Erkrankung als extreme existenzielle Bedrohung, da diese Erkrankungen, insbesondere HIV, in ihrer Heimat mit einem hohen Stigma belastet sind. Diese Patienten stehen daher unter einem hohen psychischen Stress, was zu einer erhöhten Rate an psychosomatischen Störungen führt. Die Wahrnehmung von dunkelhäutigen Migranten in unserer Gesellschaft, ist nach wie vor von Distanz bis Ablehnung geprägt, eine gewünschte Integration findet nur in Ausnahmen statt. Die Regel ist die Marginalisierung in einer Ghettosituation, aus der sich die Betroffenen nicht befreien können. In unserem Gesundheitssystem stehen sie einem ärztlichen Selbstverständnis gegenüber, das von den Migranten selbstverständliches Vertrauen und Adhärenz erwartet und überwiegend nicht wahrnimmt, dass diese Patienten in einem nicht naturwissenschaftlich geprägten Krankheitsverständnis aufgewachsen sind. Brücken der Verständigung bestehen in vertrauensbildenden Maßnahmen, die den Patienten zeigen, dass man an ihrer Herkunft, ihrer jetzigen Lebenssituation in Deutschland, ihren Lebenszielen und ihrem Gesamtbefinden Anteil nimmt und nicht nur an der Funktion einzelner Missionsärztliche Klinik Gemeinnützige Gesellschaft mbH Salvatorstraße 7 97067 Würzburg Telefon: 0931/791-0 Telefax: 0931/791-2453 Konto: Liga Würzburg Kto.: 300 66 38 BLZ: 750 90 300 HRB 4895 Geschäftsführer: Diplom-Volkswirt Dieter Radler Vorsitzender des Aufsichtsrates: RA Alexander Freiherr von Wiedersperg caritas Blatt 2 zu Abstract für 3. Würzburger Infektiologisches Symposium Organe. Die notwendigen Gespräche über Sexualverhalten werden in der Regel als höchst peinlich empfunden und sollten nicht beim ersten oder zweiten Gespräch stattfinden. Häufige Arztwechsel sind nicht geeignet. Eine positive Wahrnehmung des häufigen Kinderwunsches trotz Infektion ist erforderlich. Das Oberziel der Gespräche, für die man wenigstens 50 % mehr Zeit braucht als für deutsche Patienten, besteht im Angstabbau. „Niemand verlässt ohne schweren Grund Heimat und Familie“. Prof. Dr. K. Fleischer Missionsärztliche Klinik - Gemeinnützige Gesellschaft mbH Salvatorstraße 7 - 97067 Würzburg