„Mit Migranten für Migranten – Gesundheitsförderung zum Thema Ernährung und Bewegung in einem Multiplikatorenprojekt“ Im Jahr 2007 lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 18,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, was fast ein Fünftel der Bevölkerung ausmacht. Bei den Kindern unter fünf Jahren liegt der Anteil sogar bei einem knappen Drittel. Trotz dem hohen Anteil der Migranten in unserer Gesellschaft, befinden sich vielen von ihnen im Vergleich zu Personen der einheimischen Bevölkerung in einer wesentlich kritischeren gesundheitlichen Lage. Ungünstige Ernährungsgewohnheiten führen zum Beispiel zu einer deutlich höheren Betroffenheit von Adipositas besonders im Kindesalter. Gleichzeitig werden Migranten durch gängige Informationswege und Präventionsangebote häufig nicht erreicht. Um dem entgegenzuwirken wurde 2003 vom Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. (EMZ) das Projekt „MiMi – Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit in Deutschland“ entwickelt. Ziel des Projekts ist es, mehrsprachige und kultursensible Gesundheitsförderung und Prävention für Migranten anzubieten. In einem zentralen Baustein werden engagierte und gut integrierte Migranten zu Gesundheitsmediatoren ausgebildet, die anschließend in den Lebenswelten ihrer Landsleute ihr Wissen weitergeben und so dazu motivieren, sich aktiv für die eigene Gesundheit einzusetzen und Angebote zu nutzen. Das Thema „Ernährung und Bewegung“ ist andauernd bei den beliebtesten Schulungsthemen. Zum einen sind „essen“ und „sich bewegen“ positiv besetzt, es bestehen keine Hemmschwellen wie eventuell bei „Seelische Gesundheit“ und ist weniger theoretisch als „Vorsorge und Früherkennung“. Auch ist hier die ressourcenorientierte Arbeit, neben Setting-Ansatz und Kultursensibilität eine Leitlinie des Projekts, besonders gut möglich. Nicht nur die Mediatoren, auch die Kampagnenteilnehmer können sehr gut ihr Wissen einbringen. Was etwa die Zubereitung von Gerichten angeht, verfügen viele über enorme Kenntnisse, worin sie ihren Mitbürgern deutscher Herkunft häufig überlegen sind. Gemeinsam mit der MiMi-Mediatorin Melisa Budimlic wird aus ganz unterschiedlichen Veranstaltungen, von Basisinformationen zu unbekannten Lebensmitteln in einer Flüchtlingsunterkunft bis zum Kochkurs in der Schule berichtet. Was Menschen essen, wie es zubereitet wird und mit wem es wann und wo eingenommen wird, ist kulturell stark beeinflusst. Aus gesundheitlicher Perspektive positive Gewohnheiten, wie etwa häufig vergleichsmäßig starker Genuss von Gemüse in der Küche des Herkunftslandes, weichen nach der Migration ungesunden Ernährungsweisen. Die Arbeit mit Multiplikatoren, die nicht nur die Sprache können, sondern auch z.B. traditionelle Gerichte kennen, können hier einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Ernährung in der ganzen Familie leisten. Britta Lenk-Neumann, Ethnologin M.A., Bayerischen Zentrum für Transkulturelle Medizin e.V. München