Technisches Biochemie- Praktikum SS 2006: Protokoll zum Versuch 6: Biochemische Charakterisierung von P450-Monooxygenasen von Gruppe 7: Bettina Huck Christian Katzenwadel Marko Kirtz 1 Einleitung: Ziel des Versuchs war es, den Umgang mit P450 Monooxygenasen (Wildtyp und Mutante) zu erlernen. Dafür wurde mit der bakteriellen Monooxygenase P450 BM-3 sowie der NADHabhängigen fünffach- Mutante gearbeitet. Zu Beginn des Versuches bestand die Aufgabe darin, die P450- Konzentration beider Enzyme (Wildtyp und Mutante) durch die CO-Differenzspektroskopiemethode sowie im Anschluss daran ihre spezifischen Aktivitäten mit Hilfe des pNCA- Assays zu bestimmen. Daraus sollten dann die kinetischen Konstanten der Reaktion bestimmt werden. Des weiteren folgte die Durchführung einer P450- katalysierten Reaktion mit Naphtalin als Substrat. Die Monooxygenasen besitzen eine Schlüsselfunktion im Metabolismus exogener und endogener Verbindungen und gehören zur Klasse der Oxidoreduktasen . Dieser Klasse gehören allgemein Enzyme an, die Kohlenstoffatome oxygenieren können. Monooxygenasen übertragen einen Sauerstoff aus einem O 2-Molekül auf das Substrat, der andere Sauerstoff wird dabei zu Wasser reduziert. Diese Enzyme enthalten ein Hämsystem, welches als Besonderheit ein Cysteinat als Liganden beinhaltet und dadurch ein Absorpionsmaximum von 450 nm anstatt der 420 nm bei histidin- gebundenen Monooxygenasen im Co- Differenzspektrum aufweist (daher auch die Namensgebung) . Unser Augenmerk im Versuch war auf die P450-Monooxygenasen gerichtet, sie wurden erstmals aus Rattenleber isoliert, finden sich jedoch in vielen Organismen bis hin zum Menschen, sind also in der Natur weit verbreitet. P450- Enzyme gehören zu den sogenannten Phase 1 Enzymen, die mittels Oxygenierungen wasserunlösliche oder schwer lösliche Verbindungen zur weiteren Metabolisierung vorbereiten. Da die meisten P450 Monooxygenasen für die von ihnen katalysierten Reaktionen Cofaktoren wie NADPH oder NADH benötigen, werden sie je nach Art des Elektronentransfersystems in vier verschiedene Klassen unterteilt: Klasse I Enzyme erhalten Elektronen von NAD(P)H über eine FAD-Reduktase und ein Fe-SFerredoxin. Diese Enzyme sind meistens in Bakterien oder in Mitochondrien zu finden. Bei den Klasse II Enzymen handelt es sich zumeist um mikrosomale P450Enzyme, die ihre Elektronenäquivalente über FAD und FMN erhalten. Zu den Klasse III werden solche P450-Enzyme gerechnet, die keinerlei weiteren Reduktionsäquivalente benötigen und peroxygenierte Substrate umsetzen können. Enzyme aus Klasse IV sind völlig unabhängig von einem Transfersystem, da sie direkt von NADH mit Reduktionsäquivalenten versorgt werden. P450- Monooxygenasen katalysieren zahlreiche Reaktionen wie aliphatische und aromatische Hydroxylierungen, Alken-Epoxidierung, N- und O-Dealkylierungen, Desulfurylierungen, Dealkylierungen, Desaminierungen. Sie dienen in Organismen z.B. der Egosterol- Synthese, der Biosynthese von Gluko- und Mineralkortikoiden, der Ausbildung von Fruchtreife bei Pflanzen und vielen anderen Vorgängen. Limitierender Faktor der industriellen Nutzung sind bisher jedoch die hohen Kosten des Cofaktors NADPH, weshalb nach Mutanten geforscht wird, die NADH als Cofaktor akzeptieren. In dem Versuch wurde mit P450 BM-3 Monooxygenase, einer bakteriellen Monooxygenase, gearbeitet. Hierbei handelte es sich um eine Fettsäurehydroxylase, die ausschließlich Fettsäuren einer Länge von 12-22 C-Atomen umsetzt. Größere Verbindungen können durch gezielte Mutationen ebenfalls von der Monooxygenase als Substrat erkannt und umgesetzt werden. Aktivitätsbestimmungen werden häufig über optische Verfahren ermittelt. Im Falle der Monooxygenasen wird diese oft über den NADPH- Verbrauch gemessen. Da dieser nicht sehr spezifisch für P450- Monooxygenasen ist, wurde der pNCA-Assay entwickelt. Dieser Assay beruht auf der Spaltung von paraNitrophenoxycarbonsäuren. Die P450- Monooxygenasen hydroxylieren den Fettsäurerest des Moleküls und veranlassen dadurch die Dissoziation des entstehenden Halbacetals in Oxofettsäure und Nitrophenolat. Das Nitrophenolat kann dabei photometrisch bei einer Wellenlänge von 410 nm detektiert werden. 2 Durchführung: 2.1 Bestimmung der P450-Konzentration Zu Beginn des Versuches wurden die Konzentrationen der ausgegebenen Enzymlösungen (Wildtyp P450 BM-3 und 5-fach Mutante) mithilfe der CODifferenzspektroskopiemethode bestimmt. Bei dieser Methode werden nicht erwünschter Spektren anderer Stoffe und Hintergrundrauschen durch Subtraktion zweier Absorptionsmessungen herausgenommen und das Differenzspektrum zwischen reduziertem P450- COKomplex und reduziertem P450 aufgenommen. Für die Messung wurden von jeder Enzymlösung (Wildtyp und Mutante) 200 µl in jeweils ein Eppendorfgefäß überführt und mit 1,8 ml 50 mM Kaliumphosphatpuffer (pH 7,5) aufgefüllt. Anschließend wurde für die Reduktion des Häm-Eisens zu Eisen(II) eine Spatelspitze Natriumdithionit hinzugegeben und beide Proben auf zwei Eppendorfgefäße aufgeteilt. Jeweils eine der Proben wurde dann für eine Minute mit CO begast, die andere diente als Referenz für die Messung der Absorption. Das Photo- Spektrometer gab die Absorptionen bei 450 und 490 nm an. Daraus konnte über die Absorptionsdifferenz (A450-490) die Konzentration der Enzymlösungen mit Hilfe des Lambert-Beerschen bestimmt werden. 2.2 Bestimmung der kinetischen Konstanten Die kinetischen Konstanten von BM3 sollten mit Hilfe des pNCA- Assays bestimmt werden. Hierfür wurden die benötigten Enzymlösungen ( ungefähr 2 μM P450 WildtypEnzymlösung und 2 μM Mutanten-Enzymlösung) aus den Enzym-Stammlösungen hergestellt. Dazu wurde für die Mutante 600 l der Stammlösung zu 300 l Kaliumphosphatpuffer pipettiert und für den Wildtyp 500 l der Stammlösung zu 500 l Puffer. Als Substrat für die Bestimmung der spezifischen Aktivität des P450 BM-3 Wildtypes sowie der NADH- abhängigen 5-fach Mutante (A74G, F87V, L188Q, R966D, W1046S) verwendete man para- Nitrophenoxycarbonsäuren. Dazu wurde eine Verdünnungsreihe mit den Substratkonzentrationen 0,5mM, 1mM, 2mM, 4mM, 5mM, 7,5mM und 10 mM aus einer 15 mM Stammlösung hergestellt. Tab. 1: Verdünnungsreihe der Substratlösung Substratkonzentration Verwendete [mM] Stammlösung [mM] 0,5 10 1,0 10 2,0 10 4,0 10 5,0 15 7,5 15 10,0 15 Stammlösung V [μl] 5 10 20 40 40 50 140 DMSO v [μl] 95 90 80 60 80 50 70 Das Substrat und die Enzymlösung wurden zusammen mit dem Testpuffer in eine Küvette gegeben. Als Testpuffer wurde 50mM Kaliumphosphatpuffer mit einem pH von 8,1 verwendet. Mit Zugabe von 50 μl der 6 mM NADPH-Lösung zu dem WildtypAnsatz bzw 6 mM NADH-Lösung zum Mutanten-Ansatz wurde die Reaktion gestartet. Mittels Absorptionsmessung bei 410 nm konnte der Anstieg der Nitrophenolatkonzentration verfolgt werden und aus der Steigung die Absorption/min (E/t) entnommen werden. Die Messungen wurde als Doppelbestimmung ausgeführt und die Auswertung über Lineweaver-Burke-Plots erstellt. Tab. 2: Messansatz für den pNCA-Assay Substratkonzentration Substratlösung [mM] [μl] 0,5 20 1,0 20 2,0 20 4,0 20 5,0 20 7,5 20 10,0 20 Testpuffer [μl] 880 880 880 880 880 880 880 Enzymlösung [μl] 50 50 50 50 50 50 50 2.3 Umsetzung von Naphthalin und Nachweis der Produkte über Dünnschichtchromatographie (DC) Das Substrat Naphtalin kann an zwei Positionen hydroxyliert werden, dabei entstehen die Produkte 1-Naphtol bzw 2-Naphtol. In diesem Versuchsteil sollte die Naphtalin- Umsetzung durch den Wildtyp sowie durch die Mutante katalysiert werden und anschließend die gebildeten Produkte mittels DC aufgetrennt und nachgewiesen werden. Dazu wurden jeweils 10 μl einer 30 mM Naphtalin- Lösung in Aceton mit 40 μl der Enzymlösung sowie mit 900 μl Puffer vermischt, die beiden Ansätze fünf Minuten bei Raumtemperatur inkubiert, die Reaktion durch Zugabe von 50 μl NADPH/ NADHLösung (6 mM) gestartet und der Cosubstratverbrauch über Absorptionsmessung bei 340 nm verfolgt. Nach abgeschlossener Reaktion wurde die Reaktionslösung zweimal mit Diethylether extrahiert, die vereinigten Lösungsmittelphasen mithilfe von Magnesiumsulfat getrocknet, in ein neues Eppi überführt und durch Stehenlassen der Diethylether verdampft. Anschließend wurde der Rückstand in 10 μl Aceton gelöst. Die Proben wurden nun zusammen mit Referenzen aus reinem 1- und 2-Naphtol mittels einer Kapillare auf eine beschriftete Kieselgelplatte aufgetragen. Als Laufmittel wurde ein Toluol/Triethylamin (3:1)-Gemisch verwendet. Dieses wurde in eine DCKammer gegeben, worauf es verdampfte und die Luft absättigte. Nach dem Hineinstellen der DC-Platte wurde das Fließmittel bis etwa 1 cm unterhalb der oberen Kante laufen gelassen und dann die Laufmittelfront markiert.. Nach dem Trocknen der DC-Platte im Warmluftstrom und der Abkühlung wurde diese in eine Echtblausalz-Lösung (1 Spatelspitze in 20 ml) getaucht und wieder getrocknet. Das Chromatogramm wurde im Anschluss ausgewertet. 3. Ergebnisse: 3.1 Bestimmung der P450-Konzentration Die Berechnung der Konzentration an P450 BM-3 mittels CO-Differenzspektroskopie erfolgte mithilfe des Lambert- Beerschen- Gesetzt (nachstehend aufgeführt). Für den Wildtyp wurde eine Absorptionsdifferenz von 0,039 ermittelt und für die Mutante ein Wert von 0,028. Dies ergibt eine P450-Konzentration des Wildtyps von 4,29 µM bzw. 3,08 µM für die Mutante. c(P450) = c(P450): A450-490: Verdf: d: : A450-490 x Verdf * 1000 x d Konzentration von P450 [nmol/ml] Differenz der Absorptionen bei 450 nm und 490 nm Verdünnungsfaktor (1:10) Schichtdicke (1 cm) Extinktionskoeffizient von P450 bei 450 nm (91 mM-1cm-1) 3.2 Bestimmung der kinetischen Konstanten: Für die Bestimmung der kinetischen Konstanten wurden folgende Steigungswerte (E/t) der Absorptionsmessung als Doppelbestimmung für den Wildtyp (Tabelle 3) sowie für die Mutante (Tabelle 4) gemessen: Tab. 3: Messwerte P450 BM-3 (Wildtyp) Substratkonz. 1. Messung im 1000 µl Ansatz E/t [µM] [1/min] 10 0,0846 20 0,1290 40 0,1884 80 0,1892 100 0,2462 150 0,2214 200 0,1746 2. Messung E/t [1/min] 0,1042 0,1928 0,2622 0,3790 0,3740 0,4050 0,4556 Tab. 4: Messwerte P450 BM-3 (5-fach Mutante) Substratkonz. 1. Messung im 1000 µl Ansatz E/t [µM] [1/min] 10 0,0622 20 0,1556 40 0,1972 80 0,1736 100 0,1640 150 0,1566 200 0,1380 2. Messung E/t [1/min] 0,1028 0,1742 0,2460 0,3822 0,3634 0,3754 0,3844 3.2.1 Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit Die Berechnung der Reaktionsgeschwindigkeit v erfolgte mit folgender Formel: v v: E: t: : d: E /t = x d Reaktionsgeschwindigkeit [1 µmol/ml Substratumsatz / min] Extinktionsänderung Zeitänderung [min] 13,2 ml / (µmol x cm) Lichtweg durch die Küvette (1 cm) Die sich daraus ergebenden Geschwindigkeits- Werte sind für beide Messungen in folgenden Tabellen zusammengefasst (Tab. 5:Wildtyp Messung 1; Tab. 6:Wildtyp Messung 2; Tab. 7:Mutante, Messung 1; Tab. 8 :Mutante, Messung 2). Zusätzlich enthalten diese Tabellen gleichzeitig die für die Lineweaver- BurkDarstellung benötigten reziproken Substratkonzentrationen und Reaktionsgeschwindigkeiten. Tabelle 5: Werte Wildtyp, Messung 1 Substratkonz. Messwert Reaktions- 1 / Substratkonz. 1 / Reaktions- im 1000 µl Ansatz 1 geschwindigkeit v in 1000 µl Probe geschwindigkeit v [µM] E/t [1/min] [M /min] [1/µM] [1/M · min] 10 0,0846 6,4091 0,1000 0,1560 20 0,1290 9,7727 0,0500 0,1023 40 0,1884 14,2727 0,0250 0,0701 80 0,1892 14,3333 0,0125 0,0698 100 0,2462 18,6515 0,0100 0,0536 150 0,2214 16,7727 0,0067 0,0596 200 0,1746 13,2273 (0,0050) (0,0756) Tabelle 6: Werte für Wildtyp, Messung 2 Substratkonz. Messwert Reaktions- 1 / Substratkonz. 1 / Reaktions- im 1000 µl Ansatz 2 geschwindigkeit v in 1000 µl Probe geschwindigkeit v [µM] E/t [1/min] [M /min] [1/µM] [1/M · min] 10 0,1042 7,8939 0,1000 0,1267 20 0,1928 14,6061 0,0500 0,0685 40 0,2622 19,8636 0,0250 0,0503 80 0,3790 28,7121 0,0125 0,0348 100 0,3740 28,3333 0,0100 0,0353 150 0,4050 30,6818 0,0067 0,0326 200 0,4556 34,5152 (0,0050) (0,0290) Tabelle 7: Werte für Mutante, Messung 1 Substratkonz. Messwert Reaktions- 1 / Substratkonz. 1 / Reaktions- im 1000 µl Ansatz 1 geschwindigkeit v in 1000 µl Probe geschwindigkeit v [µM] E/t [1/min] [M /min] [1/µM] [1/M · min] 10 0,0622 4,7121 0,1000 0,2122 20 0,1556 11,7879 0,0500 0,0848 40 0,1972 14,9394 0,0250 0,0669 80 0,1736 13,1515 0,0125 0,0760 100 0,1640 12,4242 0,0100 0,0805 150 0,1566 11,8636 0,0067 0,0843 200 0,1380 10,4545 (0,0050) (0,0957) Tabelle 8: Werte für Mutante, Messung 2 Substratkonz. Messwert Reaktions- 1 / Substratkonz. 1 / Reaktions- im 1000 µl Ansatz 2 geschwindigkeit v in 1000 µl Probe geschwindigkeit v [µM] E/t [1/min] [M /min] [l1/µM] [1/M · min] 10 0,1028 7,7879 0,1000 0,1284 20 0,1742 13,1970 0,0500 0,0758 40 0,2460 18,6364 0,0250 0,0537 80 0,3822 28,9545 0,0125 0,0345 100 0,3634 27,5303 0,0100 0,0363 150 0,3754 28,4394 0,0067 0,0352 200 0,3844 29,1212 (0,0050) (0,0343) Anschließend wurden die Standardabweichungen der Messergebnisse (1/v) beider Enzyme von den jeweiligen Mittelwerten berechnet, Tabelle 9 und 10 fassen die Ergebnisse zusammen: Tabelle 9: Standardabweichung für den Wildtyp Mittelwert Abweichung Abweichung 1/v der Messung 1 der Messung 2 0,1414 -0,0147 0,0147 0,0854 -0,0169 0,0169 0,0602 -0,0099 0,0099 0,0523 -0,0175 0,0175 0,0445 -0,0092 0,0092 0,0461 -0,0135 0,0135 (0,0523) (-0,0233) (0,0233) Tabelle 10: Standardabweichung für die Mutante Mittelwert Abweichung Abweichung 1/v der Messung 1 der Messung 2 0,1703 -0,0419 0,0419 0,0803 -0,0045 0,0045 0,0603 -0,0066 0,0066 0,0553 -0,0207 0,0207 0,0584 -0,0221 0,0221 0,0597 -0,0246 0,0246 (0,0650) (-0,0307) (0,0307) 3.2.2 Auftragung nach Lineweaver- Burk (LB): Für die Erstellung der LB- Diagramme wurden die Mittelwerte von 1/v verwendet. Dazu wurden für jeden Messpunkt (mit Ausnahme des letzten Messpunktes beider Messungen) die Werte von 1 / v gegen 1 / [S] aufgetragen, und aus dem Ordinateabschnitt 1 / Vmax sowie aus dem Abszissenabschnitt -1 / KM die Maximalgeschwindigkeit bzw. die Michaeliskonstante berechnet. Abbildung 1 zeigt die LB- Kinetik für den Wildtyp, Abbildung 2 für die Mutante. Substratumsetzung Wildtyp 0,20 0,17 y = 1,0327x + 0,0365 1/Geschwindigkeit [1/uM*min] 0,14 0,11 0,08 0,05 0,02 -0,12 -0,10 -0,08 -0,06 -0,04 -0,01 -0,02 0,00 -0,04 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 -0,07 -0,10 -0,13 -0,16 1/Substratkonzentration [1/uM] Abbildung 1: LB-Diagramm des Wildtyps zur Bestimmung der kinetischen Konstanten der Umsetzung des Substrates pNCA in Gegenwart von NADPH Substratumsetzung Mutante 0,24 0,21 1/Geschwindigkeit [1/uM*min] 0,18 y = 1,1957x + 0,04 0,15 0,12 0,09 0,06 0,03 -0,12 -0,10 -0,08 -0,06 -0,04 0,00 -0,02 -0,030,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 -0,06 -0,09 -0,12 -0,15 -0,18 1/ Substratkonzentraion [1/uM] Abbildung 2: LB- Diagramm der Mutante zur Bestimmung der kinetischen Konstanten der Umsetzung des Substrates pNCA in Gegenwart von NADH Aus der Abbildung 1 ließ sich für den Wildtyp eine Reaktionsgeschwindigkeit vmax von 27,4 µM/min sowie eine Michaeliskonstante KM von 28,6 µM ableiten. Für die Mutante betrugen die Werte vmax = 25,0 µM/min und KM = 30,3 µM. 3.2.3 Ermittlung der katalytischen Konstante kcat Zur Berechnung der katalytischen Konstante kcat ( gibt die Anzahl der Reaktionszyklen eines Enzyms pro Zeiteinheit an) wurde folgende Formel verwendet: kcat Vmax [µM x min] = Enzymkonzentration in der Testküvette [µM] Die Enzymkonzentration [ET] der eingesetzten Lösungen betrugen bei dem Wildtypenzym 2,15 µM und bei der Mutante 2,05 µmol/l . Für das Testvolumen von 50 µl entsprach dies bei dem Wildtyp: 2,15 µM / 20 = 0,1075 µM und bei der Mutante : 2,05 µM / 20 = 0,1025 µM Für das P450 BM-3 Wildtypenzym erhielt man somit: kcat = 27,4 µM/min / 0,1075 µM = 256 min-1 Für das P450 BM-3 Mutantenenzym errechnete sich: kcat = 25,0 µMmin / 0,1025 µM = 244 min-1 3.3 Umsetzung von Naphthalin und Nachweis der Produkte über Dünnschichtchromatographie Die Abbildung 3 zeigt die Kieselgelplatte, die man nach der Durchführung der Dünnschichtchromatographie erhalten hat. Abbildung 3: DC-Platte im Laufmittel Toluol/ Triethylamin (3:1) (Spur1: WT; Spur2: Mutante; Spur3: 1-Naphtol; Spur 4: 2- Naphtol; Spur5: Naphtalin) 4. Diskussion: Tabelle 11 fasst die ermittelten kinetischen Parameter zusammen: Tabelle 11: ermittelte kinetische Parameter Enzym Vmax [µM/min] P450 BM-3 Wildtyp 27,4 5-fach Mutante 25,0 KM [µM] 28,6 30,3 kcat [min-1] 256 244 Vergleicht man nun die Michaelis- Menten- Konstanten KM aus Tabelle 11, fällt auf, dass die Affinität des Wildtyps zu dem Substrat pNCA fast genauso groß ist wie die Affinität der Mutante zu dem Substrat pNCA (28,6 µM im Vergleich zu 30,3 µM ). Dies lässt darauf schließen, dass es mithilfe der fünffachen Mutation gelungen ist, dass Enzym so zu verändern, dass es erstens das Substrat pNCA mit einer etwas besseren Affinität bindet als der Wildtyp, zweitens den wesentlich billigeren Cofaktor NADH akzeptierte. Jedoch muss man die erhaltenen Werte kritisch betrachten, denn innerhalb der Doppelmessungen traten große Schwankungen auf (siehe Tabelle 5-8). Bei dem ersten Durchgang der Absorptionsmessung (Wildtyp sowie Mutante) erhielt man vor allem bei den hohen Substratkonzentrationen (ab 100 µM) wesentlich niedrigere Werte als erwartet, dies lässt sich eventuell durch die Tatsache einer Sustratüberschusshemmung erklären. Weiterhin wäre auch ein Pippetierfehler beim Ansetzen der Substratverdünnungsreihe denkbar. Weiterhin lagen die Werte des ersten Messdurchgangs der Doppelbestimmung bei beiden Enzymen deutlich unter den Werten des zweiten Durchgangs. Eventuell lagt die Ursache darin, dass die beiden Enzyme und Cofaktoren NADPH und NADH vor der Messung auf Eis gehalten wurden und es dadurch zu Anlaufschwierigkeiten der Reaktion kam. Vergleicht man die Umsatzzahlen der beiden Enzyme, so lag der Wert des Wildtyps höher als der Wert der Mutante (256 min-1 zu 244 min-1). Dies bedeutet, dass der Wildtyp in gleicher Zeit mehr Substrat umgesetzt hat als die Mutante. Eigentlich widersprach dieses Ergebnis der Annahme, dass durch die Mutationen (Austausch von drei Aminosäuren am aktiven Zentrum des Enzyms) dem Substrat ein besserer Zugang zum aktiven Zentrum ermöglicht wurde und es leichter binden konnte. Begründet wurde diese Annahme durch die Tatsache, dass es sich z.B. um den Austausch von Phenylalanin gegen das kleinere Valin oder um den Austausch von Alanin durch das kleiner Glycin handelte. Dadurch wurde die Substrattasche vergrößert. Auch hier könnte man einen Pippetierfehler als mögliche Ursache nennen. Bei der Auswertung der DC- Platte (Abbildung 3) fiel auf, dass sowohl die Mutante (Spur 2) als auch der Wildtyp (Spur) Naphtalin in 1- Naphtol umgesetzt haben, jedoch die Mutante in einem viel größeren Umfang als der Wildtyp (erkennbar an der viel stärkeren Färbung). Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass der Aminosäurenaustausch zu einer besseren Zugänglichkeit des relativ großen Substrats Naphtalin zum aktiven Zentrum der Mutante geführt hat, so dass Naphtalin besser akzeptiert wurde und eine schnellere Umsetzung des Substrats erfolgen konnte. Im Versuch konnte nur für die Mutante eine geringe Umsetzung zu 2-Naphtol nachgewiesen werden (sehr schwache Färbung in Spur 2, Abb3 auf Höhe von Spur 4), der Wildtyp wies keine Umsetzung zu 2- Naphtol auf (keine Bande in Spur 1 auf Höhe der Referenzspur 4 zu erkennen) Dies könnte möglicherweise daran liegen, dass 2-Naphtol in geringeren Mengen als 1-Naphtol gebildet wurde, so dass in diesem Fall die Konzentration zum Nachweis zu gering ausfiel oder dass es im Falle des Wildtyps zu gar keiner Bildung an 2-Naphtol kam. Spur 5 (Naphtalin) wies überhaupt keine Färbung auf, dies lässt sich dadurch erklären, dass Naphtalin aufgrund nicht vorhandener OH- Gruppen gar nicht angefärbt werden konnte.