Vermittlung vom Sinn des Lebens im Alltag Bewusste Auseinandersetzung mit Sinnangeboten Täglich muss jeder Mensch Hunderte von Sinnangeboten verarbeiten. Meist geschieht das unbewusst. Das Werbeplakat an der Bushaltestelle mit der glücklichen Familie, der Film über den Superhelden, der die Welt gerettet hat, in der Schule, wo das hübscheste Mädchen vielleicht auch besonders beliebt ist, oder in der Freizeit, wenn im Fußballclub der Sportlichste immer als Vorbild hingestellt wird … Sein ganzes Leben lang evaluiert der Mensch Sinnangebote, er sieht andere, die auf diese und jene Weise glücklich geworden sind, hört Meinungen, dass dies und jenes gut oder schlecht ist, und wird dadurch geprägt – manchmal ganz ohne es zu merken! Umso wichtiger ist es, sich selbst immer wieder Zeit zu nehmen, um über das nachzudenken, was wirklich wichtig ist. Auf diese Frage kann es keine pauschale Antwort geben. So individuell wie der Mensch selbst ist auch der Sinn seines Lebens. Manipulation im Sinnangebot Auf dieser und der folgenden Seite sind Bilder abgebildet, die uns sonst vielleicht nicht bewusst aufgefallen wären. Sie alle vermitteln, dass das Leben erfolgreich verlaufen kann, wenn bestimmte Maxime (= Leitsprüche) eingehalten werden. Die Bilder zeigen den Erfolg und das Glück von Menschen, die durch die vermeintlich richtige Wahl ihrer Leitsprüche ausgelöst wurden. Die Maxime selbst sind dabei nicht abgebildet, sondern nur als versteckte Botschaft enthalten. Das Bild links vermittelt beispielsweise, dass der Mann glücklich darüber ist, Erfolg im Beruf zu haben. Die versteckte Maxime lautet: Wenn du es schaffst, beruflich erfolgreich zu sein, bist du glücklich. Maxime sind Leitsprüche, die sich jeder Mensch selbst setzt. Nicht jede Maxime ist also richtig und erstrebenswert. Deshalb ist es wichtig, den Bildern, die uns Sinnangebote vermitteln, nicht blind zu vertrauen, bevor die Maxime, die sich dahinter verbirgt, nicht aufgedeckt und für richtig befunden wurde. Bilder können manipulieren! Dadurch dass die Maxime nicht im Bild enthalten ist, erfahren wir nicht, ob der Mann vielleicht jahrelang im Hochhaus hinter sich gearbeitet hat und jetzt erleichtert ist, endlich gekündigt zu haben und wieder frei für ein ganz neues Leben zu sein. Vielleicht freut er sich, dass er ab jetzt zu Hause bleiben, im Haushalt helfen und für seine Kinder da sein kann. Der Inhalt, den das Bild auf den ersten Blick vermittelt hat, wäre dann falsch. Sinnangebote und Rollenbilder Zahlreiche Sinnangebote haben mit bestimmten Rollenbildern zu tun, beispielsweise denen von Mädchen und Junge oder Frau und Mann. Diese Sinnangebote sind besonders anfällig für Manipulation, weil sie sich direkt auf das beziehen, womit sich ein Mensch zwangsläufig identifiziert. Beispielsweise werden in der Werbung immer wieder lachende, gut aussehende Frauen gezeigt, die bestimmte Kosmetika benutzen. Die Maxime, die vermittelt wird: Wenn du alles tust und so schön wirst wie diese Person, bist du glücklich. Wenn dabei noch allgemein über die Vorlieben von Frauen gesprochen wird, wird unterbewusst Druck auf das Rollenbild der Frau an sich ausgeübt. Wer eine Frau ist, hat also so und so zu sein, und wenn sie es schafft, ist sie glücklich. Das Problem dieser Sinnangebote ist natürlich zum einen, dass das Ziel oft nicht erreichbar ist, zum anderen, dass es keinesfalls gesagt ist, dass schöne Menschen glücklicher sind. Sinnangebote können also mithilfe von Rollenbildern manipulieren. Sinnangebote und Tugenden Einige Sinnangebote, die im Alltag vermittelt werden, nutzen Tugenden (= Eigenschaften, die als positiv gelten), um damit zu vermitteln, dass es gut ist, etwas Bestimmtes anzustreben. Solche Tugenden können beispielsweise Kameradschaft, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Fairness, Bescheidenheit, Mut, Menschlichkeit, Fleiß oder Klugheit sein. Im Bild auf der rechten Seite gehört der Mut mit zu den Tugenden, die Fallschirmspringen als erstrebenswert präsentieren. Wandel der Sinnangebote Wer über längere Zeit hinweg Sinnangebote im Alltag beobachtet, wird feststellen, dass diese starken Veränderungen unterworfen sind. Noch vor 60 Jahren wurde Frauen durch die Sinnangebote im Alltag überwiegend vermittelt, dass es erstrebenswert ist, nicht berufstätig zu sein und dem Mann den Haushalt zu führen. Heute werden Frauen in den Sinnangeboten vorwiegend als berufstätig dargestellt. Es sind starke Frauen, die neben der Beziehung zum Mann und eventuell der Versorgung der Kinder auch beruflich Erfolg haben. Hier wird vermittelt, dass es erstrebenswert ist, viele Tätigkeiten mit Leichtigkeit miteinander vereinbaren zu können.