Schön wär`s oder auch nicht

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„Ablegen – was?“ (1.L./Ev.)
Schön wär's oder auch nicht
Das wär's. Alle Menschen sehen das Heil. Eine phantastische Vorstellung. Doch halt!
Vorher heißt es: „Bereitet dem Herrn den Weg“; ebnet die Straßen. Schluchten sind
aufzufüllen und Berge abzutragen. Oh je, das klingt nach Arbeit - nach viel Arbeit.
Also besser die Finger davon lassen? - Aber es geht um „Evangelium“ - um frohe
Botschaft. Außerdem können wir das „Heil Gottes“ nur empfangen. Machen können
wir es nicht. - Das wäre ja auch schade, wenn das Heil Gottes nur menschengemachtes
Heil wäre.
So verkündet Johannes der Täufer den, der kommt und der das Heil Gottes bringen
wird. Geschenkweise - nicht von Menschen gemacht und nicht durch Leistung
verdient. Gott wendet sich denen in besonderer Weise zu, die nichts leisten können die arm und gebeugt sind. Das ist das Evangelium Jesu Christi, der der Kommende war
und ist. Wie aber sieht das bei mir aus? Traue ich Gott das wirklich zu? Verlasse ich
mich da ganz auf ihn? Oder erwarte ich das Heil doch eher aus mir selbst - von meiner
Leistung, von meinem Tun und meiner Kraft?
Plötzlich ist alles anders
Was ich leisten kann, kann sich sehr schnell ändern. Das habe ich vor einigen Jahren
sehr nachdrücklich erlebt. Wenn ich je der Überzeugung war, dass ich mein Leben in
der Hand habe, so habe ich durch mein Herzleiden davon Abschied nehmen müssen.
Spätestens da habe ich mich auch von der Haltung verabschiedet, dass Gott mich vor
solchem Unheil bewahren müsste. Das hat er ganz offensichtlich nicht. Und das war
weder seine Schuld noch die meine. Aber das eigentlich Überraschende für mich war,
dass er sich auf ganz andere Weise gezeigt hat: Ich habe ihn erspürt in den vielen
kleinen Aufmerksamkeiten, die ich in dieser Zeit - oft ganz unerwartet - habe erfahren
dürfen. ER war da in jenem Gefühl der Geborgenheit und des Vertrauens, das mich
damals durchgängig begleitet hat. Ich war getragen von dem Gebet vieler Menschen in
der Gemeinde.
Gott hat also nicht meinen Weg eben gemacht, indem er mir die Operation erspart hat.
Aber er hat - so darf ich heute sagen - Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um mich
nicht verzweifeln zu lassen. So hat er Berge der Angst und der Ungewissheit
abgetragen.
Hoffnung von alters her
Ob ich das auch so sagen könnte, wenn es mir heute nicht so ginge? Ich weiß es nicht.
Ich kann es nur hoffen. Ich weiß, dass viele Menschen an solchen Situationen
zerbrochen sind und in solchen Zeiten auch ihren Glauben verloren haben, weil Gott
ihnen zu unscheinbar geworden ist. Ich weiß aber auch, dass es einzig die Hoffnung
auf Gott war, die viele Menschen hat überleben lassen, die in ungleich verzweifelteren
Situationen waren als ich. Das macht auch die Lesung aus dem Buch Baruch deutlich.
Der Schreiber, der selbst sehr wahrscheinlich in einer jüdischen Diasporagemeinde
gelebt hat, geht mit seinen Gedanken zurück zu einer der zentralen Erfahrungen des
Volkes Israel: zum Exil. Aus dieser Erfahrung zieht er die Zuversicht, dass man auch im
größten Elend nicht in Trauer und Verzweiflung versinken muss. Nicht weil wir unser
Schicksal in der Hand hätten, sondern weil Gott sich für uns stark macht. Baruch
kleidet das in beeindruckende, sprechende Bilder: Menschen, die von Feinden zu Fuß
in die Fremde getrieben wurden, werden auf Sänften zurückgetragen. Sie dürfen die
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Hoffnung haben, dass Gott sie heimbringen wird. In eine Heimat, die schöner nicht
sein kann.
Als Christen erwarten wir, das diese Heimat der Himmel ist - das Reich Gottes - das
Jenseits. Wie auch immer man es benennen mag. Dann wird sich Gott zeigen wie er ist
- der große und unendliche Gott. Doch der Himmel beginnt schon auf Erden. Vielleicht
nicht so, wie wir ihn erwarten - leid- und unfallfrei. Doch Gott ist da, wo Menschen in
Not sind. Dazu und deshalb wird er Mensch. Jesus Christus ist der Erwartete. Er ist der
Gekommene und der Kommende. Er ist aber auch der Gegenwärtige. ER ist da –
vielleicht manchmal ganz unscheinbar und in einer ganz unerwarteten Weise.
Vielleicht müssen wir das eine oder andere Bild, das wir uns von ihm gemacht haben,
ablegen, um ihm zu begegnen – dem große Gott, der manchmal so unscheinbar klein
daherkommt.
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