Ein Jude stirbt

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PEULA:
„Ein Jude stirbt“
Alter:
12 bis 18 Jahre
Gruppengröße:
10 bis 20 Personen
Dauer:
60 bis 90 Min.
Material:
Die Geschichte: „Ein Jude stirbt“
Ziel:
Die Chanichim setzen sich mit dem Thema der Ehe zwischen
Juden und Nichtjuden auseinander.
Durchführung:
Folgende Geschichte wird vorgelesen und anschließend darüber diskutiert:
Ein Jude stirbt
Saul Rosenblum war Zeit seines Lebens ein guter Jude gewesen. Er war zwar erst 20
Jahre alt, doch ging er jeden Schabbat in die Synagoge, nicht etwa in eine liberale,
nein in eine orthodoxe Synagoge, legte jeden Morgen Tfillin und war ein begeisterter
Anhänger der Zionistischen Jugend. Sein Vater, der alte Joshua Rosenblum sagte
immer: „Sei ein guter Jude, mein Sohn, und führe die Tradition fort, so dass ich an
meinem Todestag beruhigt die Augen schließen kann, denn mein Sohn wird sein
Judentum bewahren. Du, Saul, bist unsere Hoffnung, ich und deine Mutter sind
schon alt und wir geben dir alles, denn du wirst uns ein würdiger Sohn sein und
unser Leben fortführen.“ Joshua hatte guten Grund so zu sprechen, denn er hatte
ein schweres Leben gehabt und war dennoch immer seinem G`tt treu geblieben. Er
und seine Frau trugen die blauen Nummern des KZ auf ihren Armen und jedes Jahr
zündeten sie eine ganze Nacht Kerzen an für die beiden vergasten Söhne, deren
verblichenen Fotografien auf seinem Schreibtisch standen. Doch mit G`ttes Hilfe
hatten Joshua und Sura die schwere Zeit überwunden, waren nach Amerika
ausgewandert, brachten es zu einem leidlichen Vermögen und ihre Freude war groß,
als ihnen G`tt den einen Sohn schenkte, eben Saul, der nun 20 Jahre alt ist.
Ja, Saul Rosenbaum war ein guter Jude, jedenfalls bis zu dem großen
Unabhängigkeitsball, auf dem er Evelyn, die Amerikanerin und Methodistin kennen
lernte. Obwohl Saul ein etwas schüchterner Junge war, verliebte er sich doch bald in
Evelyn, die durchaus seine Neigung erwiderte und nach einem Jahr beschloss man
sich zu verloben. Evelyn war ein aufgeschlossenes Mädchen, das nichts gegen Sauls
Judentum einzuwenden hatte, ja sie wollte eventuell sogar die Kinder jüdisch
erziehen lassen und so stand der Hochzeit nichts mehr im Wege. Saul jedoch sagte
seinen Eltern nichts, doch langsam sprach sich die Sache herum und als Saul das
nächste Mal zur zionistischen Jugendbewegung ging, kam ein verantwortlicher
Chawer zu ihm. Er druckste lange herum, lächelte und brachte endlich hervor, dass
es ihnen allen leid täte, es ihnen aber unmöglich sei, unter diesen Umständen Saul in
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der Bewegung zu belassen. Man sagte, er solle das nicht persönlich nehmen, er
verstände das schon, aber dennoch, das Prinzip, das Prinzip.........
Aber Saul verstand schon und ging. Doch all dies konnte seine Liebe zu Evelyn nicht
verlöschen lassen und nach einem weiteren Jahr beschlossen sie zu heiraten. Sauls
Judentum und das seiner zukünftigen Erben sollte nicht angetastet werden. Und es
kam der denkwürdige Augenblick, da Saul - es war eines Freitag abends nach der
Synagoge - zu seinem Vater sagte, dass er heiraten wolle. Joshua freute sich sehr,
dass er bald Enkel haben sollte, fand es schade, dass der Sohn ihm das Mädchen
noch nicht vorgestellt hatte und fragte endlich, ob es denn eine schöne Kalle sein.
Daraufhin sagte Saul, sie sei keine Kalle. „Sondern“, fragte der Vater. „Vater, sie ist
eine Christin!“ Darauf sagte der Vater, es sei nicht schön, dass der Sohn so hässliche
Späße mit seinem alten Vater treibe. Worauf der Sohn erwiderte: „Aber Vater, sie ist
wirklich eine Christin!“ Der Alte begriff langsam, aber er begriff. „Mein Sohn Saul,
mein Sohn, den mir der Herr geschenkt hat, dessentwegen mein armes Herz
überhaupt noch schlägt, dem ich alles gegeben habe, damit er das Erbe Davids
fortsetze, heiratet eine Goyete! Wenn du das tust, wirst du für mich tot sein!“ „Aber
Vater, wir leben in einer neuen Zeit, es gibt keine Nazis mehr, die andere Leute für
minderwertig erklären, sei auch du keiner! Ich will ja Jude bleiben und meine Kinder
werden auch Juden sein.“ „Saul, wenn du das tust, bis du für mich tot. Das ist mein
letztes Wort.“
Saul und Evelyn heirateten zivil und gleich nach der Trauung ging Saul mit seiner
Frau zu seinen Eltern. Es gab eine fürchterliche Szene, die Mutter weinte, der Vater
gab seinem verheiratetem Sohn eine Ohrfeige in Anwesenheit seiner Frau, schrieb
ihm einen Scheck über 5000 Dollar aus, erklärte ihn dann für tot und warf ihn mit
seiner Frau aus der Wohnung.
Dann legte Joshua eine Trauerzeit ein, sagte Kaddisch und der Sohn war für ihn tot.
Doch Saul hing an seinem Judentum, er ging weiterhin jeden Freitagabend in die
Synagoge, legte weiterhin Tfillin, doch sein Vater sah ihn in der Synagoge nicht mehr
an, seine Mutter sah ihn nicht mehr an und jeder mied ihn und sprach nicht mit ihm.
Ein ganzes Jahr lang ging Saul so in die Synagoge, ohne dass ein Jude dort mit ihm
sprach. Eines Tages ging er hinauf in die Wohnung seines Vaters, der zusehends
verfiel und wollte mit ihm sprechen. Doch dieser warf ihm die Tür vor der Nase zu.
Ein paar Tage später ließ Saul sich taufen und konvertierte zur methodistischen
Kirche. Irgendwie erfuhr dies sein Vater, bekam einen Schlaganfall und erlag diesem
nach drei Tagen.
Ein prächtiger Begräbniszug brachte Joshua zum Friedhof und in dem Zuge ging, von
allen gemieden, Saul. Als der Zug an dem Friedhof angelangt war und auch Saul ihn
betreten wollte, sagte der Wärter zu ihm: „Für Gojim ist hier kein Platz“
Still wandte Saul sich ab und ging durch die regennassen Strassen der Bronx heim zu
Evelyn.
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Folgende Fragen könnten eine Diskussion einleiten:
1. Wie beurteilt Ihr das Verhalten des Vaters zu seinem Sohn? Könnt Ihr sein
Verhalten nachvollziehen?
2. Könnt Ihr verstehen, warum der Sohn zum Christentum konvertiert ist? Gibt
es etwas, das Euch auch zu solch einer Entscheidung führen könnte?
3. Was bedeutet Euch das Judentum? Wie wichtig ist es für Euch, jüdisch zu
sein?
4. Würdet Ihr einen nicht-jüdischen Partner heiraten? Wenn ja, sollte einer von
beiden konvertieren, oder jeder seinen Glauben behalten?
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