Thema 1 Bedeutung und Semantik Teil 2 3. Ebenen der Bedeutung (fortgesetzt) c) Kommunikativer Sinn Als Hörer einer Äußerung stellt man sich die Frage, was der Sprecher mit dieser Äußerung bezweckt. Äußerungen spielen eine Rolle in der sozialen Interaktion des Menschen. Z. B. kann mit dem Satz Ich brauche dein Fahrrad nicht. ein entsprechendes Angebot abgelehnt werden. Der kommunikative Sinn ist Gegenstand der Pragmatik und nicht der Semantik. Eine Ausnahme bilden Ausdrücke, deren Bedeutung ausschließlich auf den Ausdruck eines kommunikativen Sinns beschränkt ist. Z. B.: 3. Satzbedeutung und Kompositionalität Unterschied zwischen Wort- und Satzbedeutungen: Wortbedeutungen müssen gelernt werden und sind im __________________ gespeichert. Ausnahmen: _________________________________ Satzbedeutungen dagegen __________________________________________________. Ausnahmen: _________________________________ Den Prozess der Herleitung der Bedeutung von komplexen Ausdrücken auf der Grundlage des gespeicherten sprachlichen Wissens nennt man Komposition. Die Bedeutung von Ausdrücken, die _____________________________________, wird kompositionale Bedeutung genannt. Der Hund hat die gelben Socken gefressen. Gespeichert ist im Lexikon die Bedeutung für die Grundformen der einzelnen Ausdrücke. Die Bedeutung von Wörtern in einer anderen Form (z. B. ________________________) muss mithilfe von Regeln (den semantischen Pendants der entsprechenden morphologischen Regeln) abgeleitet werden. Solche Regeln werden bei der Komposition von Satzbedeutungen eingesetzt. Bestimmte Eigenschaften der Form von Wörtern wirken sich nicht auf die Bedeutung aus, sondern sind rein grammatisch. Das sind vor allem verschiedene Arten von Kongruenz, z.B.: __________________________________________ Die grammatische Form eines Satzes leistet einen Beitrag zur Satzbedeutung, soweit sie nicht grammatisch determiniert ist. Diesen Beitrag nennen wir grammatische Bedeutung. Der Prozess der Komposition der Bedeutung der einzelnen Wörter zur Bedeutung des Satzes wird durch _______________________________ des Satzes gesteuert. Die Syntax kombiniert Wörter zu größeren Einheiten. Die Regeln beziehen sich auf die Kategorie des Ausdrucks (z. B. Substantiv, Adjektiv) und bestimmen die Reihenfolge der zu kombinierenden Elemente. Für jede solche grammatische Kombinationsregel muss es eine semantische Kompositionsregel geben, um das Ergebnis interpretieren zu können. 1 Zusammenfassend beruht der Prozess der semantischen Komposition auf drei Quellen: 1. 2. 3. Zentrales Prinzip der Semantik ist das Kompositionalitätsprinzip: Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ergibt sich eindeutig aus der lexikalischen Bedeutung seiner Komponenten, aus deren grammatischer Bedeutung und aus seiner syntaktischen Struktur. Gemäß diesem Prinzip lässt sich die _____________________________ bestimmen, jedoch nicht die ____________________________. Thema 2 Deskriptive, soziale und expressive Bedeutung 1. Bedeutungen als Konzepte Welche Rolle spielt die Bedeutung in der sprachlichen Kommunikation? Mit einer Äußerung können Informationen mitgeteilt werden. Das geschieht über die Bedeutung des Ausdrucks. (1) Der Hund hat meinen blauen Rock zerrissen! Mitteilung von Informationen heißt, dass ________________________________________ _________________________________. Durch der Hund wird bei Äußerung dieses Satzes auf einen bestimmten Hund referiert. Wie gibt man die Bedeutung von z. B. Hund an? Die Bedeutung eines Inhaltswortes ist allgemein im Wesentlichen eine mentale Beschreibung der Art von Entitäten, auf die man mit dem Wort referieren kann. Solche mentalen Beschreibungen werden Konzepte (Begriffe) genannt. Ein Konzept für eine Kategorie (z.B. Hund) ist das Wissen, das es uns erlaubt, ________________________________________________________________________. Ferner ermöglicht es der bestimmte Artikel, auf ein spezifisches, im Kontext gegebenes Exemplar der Kategorie der Hunde zu referieren. Bedeutung des bestimmten Artikels: er zeigt an, dass auf etwas referiert wird, das in dem gegebenen Äußerungskontext durch das zum Substantiv gehörende Konzept eindeutig bestimmt ist. Auf welchen Hund genau referiert wird, verrät die Ausdrucksbedeutung nicht, das hängt nämlich von dem außersprachlichen Kontext ab. Die Bedeutung des gesamten Satzes ist ein komplexes Konzept, nämlich einer Situation, in der die Bedeutungen aller Elemente verknüpft sind. 2 Zusammenfassend: Die Bedeutung eines Inhaltswortes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer bestimmten Art __________________________ bereitstellt. Die Bedeutung eines Satzes ist ein Konzept, das eine mentale Beschreibung einer bestimmten Art ____________________________ bereitstellt. 2. Deskriptive Bedeutung Die bisherigen Überlegungen betreffen den Anteil der Bedeutung von Ausdrücken, der sich auf Referenz und Wahrheit auswirkt. Diese Art von Bedeutung wird deskriptive Bedeutung genannt. Referiert wird durch Phrasen (z. B. Nominalphrase), einzelne Wörter (z. B. Pronomina) oder durch grammatische Formen (z. B. Präsens). Man kann vereinfachend von potenziellen Referenten eines Wortes sprechen, obwohl ______ ____________________________________. Potenzielle Referenten des Wortes sind jene Entitäten, die durch das Wort beschrieben werden. Die deskriptive Bedeutung eines Inhaltswortes ist dementsprechend ein Konzept für seine potentiellen Referenten. Ein Satz referiert in einem gegebenen Äußerungskontext auf eine bestimmte Situation, die wir Referenzsituation nennen. Die Referenten der referierenden Elemente des Satzes sind Komponenten dieser Referenzsituation. Voraussetzung dafür, dass der Satz referieren kann: _________________________________ Man kann auch im Bezug auf Sätze von potentiellen Referenzsituationen reden. Das sind Situationen, auf die die mentale Beschreibung, die sich durch die Interpretation des Satzes ergibt, zutrifft, d. h. Situationen, _________________________________ Die deskriptive Bedeutung des Satzes wird üblicherweise Proposition genannt. Die deskriptive Bedeutung (Proposition) eines Satzes ist ein Konzept für seine möglichen Referenzsituationen. Die deskriptive Bedeutung von Wörtern (allgemein) und grammatischen Formen besteht in _______________________________________________ Man unterscheidet zwei wesentliche Arten von deskriptiven Bedeutungen: a) Die deskriptive Bedeutung eines Inhaltswortes bestimmt die Menge seiner potentiellen Referenten, d.h. seine Denotation. Die Beziehung zwischen dem Inhaltswort, seiner deskriptiven Bedeutung und seiner Denotation wird oft in einem semiotischen Dreieck dargestellt. 3 Das Wort ist nicht direkt mit seiner Denotation verbunden, sondern nur indirekt, über ______ ________________, welche die Denotation ________________. b) Die deskriptive Bedeutung eines Satzes bestimmt seine Wahrheitsbedingungen, mit denen in der Regel die Denotation des Satzes identifiziert wird. Die Wahrheitsbedingungen eines Satzes sind die allgemeinen Bedingungen, unter denen der Satz wahr ist. Wahrheitsbedingungen von (1): Diese Bedingungen hängen direkt mit der Menge der möglichen Referenzsituationen des Satzes zusammen: Wenn man die Wahrheitsbedingungen eines Satzes kennt, weiß man, auf welche Situationen der Satz potentiell referieren kann. Anmerkung: die grammatische Bedeutung der verschiedenen Satztypen (_______________-, _______________- und ______________-Satz) gehört nicht zur deskriptiven Bedeutung des Satzes, d.h. zur Proposition. 3. Soziale Bedeutung Äußerungen sind Akte der Kommunikation, und daher hat das Sprechen immer eine soziale Funktion (sozial im Sinne von: die Interaktion mit anderen Menschen in einer Gruppe oder Gesellschaft betreffend). Eine soziale Bedeutung ist Teil zahlreicher Ausdrucksbedeutungen, z.B. die Anredeformen du und Sie, Anrede mit Nachnamen und Herr/Frau usw. Bestimmte Wendungen haben ausschließlich eine soziale Bedeutung: _______________________________ _______________________________ _______________________________ _______________________________ Soziale Regeln bestimmen die Umstände, unter denen man diese Ausdrücke verwendet, und den kommunikativen Sinn, den ihre Verwendung hat. Ein Ausdruck oder eine grammatische Form hat genau dann soziale Bedeutung, wenn er dem Ausdruck sozialer Beziehungen oder dem Vollzug sozialer Handlungen dient und seine Verwendung spezifischen Regeln für die Handhabung sozialer Interaktion gehorcht. Ausdruck danke Klaus er ihr mit freundlichen Grüßen Tante Emma soziale Bedeutung ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ 4 deskriptive Bedeutung ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ 4. Expressive Bedeutung Mit einer Äußerung werden generell auch persönliche Gefühle, Meinungen und Einstellungen vermittelt. Allerdings besitzen bestimmten Ausdrücke eine besondere expressive Bedeutung als Teil ihrer lexikalischen Bedeutung. Ein Ausdruck hat genau dann expressive Bedeutung, wenn er dem unmittelbaren Ausdruck subjektiver Empfindungen, Gefühle, Bewertungen und Einstellungen dient. Eine typische Gruppe von Ausdrücken mit expressiver Bedeutung sind die ______________ (aua, oh, pfui usw.) Weitere Wendungen: Mensch, verdammt, um Himmels willen, na also usw. Durch solche Ausdrücke können Gefühle usw. in einer subjektiven Weise ausgedrückt werden, die man auch in einer objektiven Weise formulieren könnte, durch Ausdrücke, die aufgrund ihrer deskriptiven Bedeutung das gleiche vermitteln. z. B. subjektiv: aua! objektiv: __________________ Die Interjektion drückt den Schmerz direkt aus, während ein Satz mit entsprechender deskriptiven Bedeutung __________________________________________. Möglichkeit einer Rückfrage, z. B. Tatsächlich? Ähnlich wie „satzwertige” Interjektionen keine _________________ ausdrücken, tragen satzinterne Ausdrücke mit expressiver Bedeutung nicht zur ___________________ des Satzes bei. Ich habe meine Brieftasche zum Glück gefunden. Ich bin erleichtert, dass ich meine Brieftasche gefunden habe. Weitere Beispiele: sein blödes Auto, eine niedliche Katze expressive Präfixe: Scheiß-, SuperViele Wörter haben parallel eine deskriptive und eine expressive Bedeutung. Z.B. Schimpfwörter, die eine ___________________________ Ausdrücken. Sowohl ihre deskriptive als auch ihre expressive Bedeutung spielt bei der Verwendung von Schimpfwörtern eine Rolle (vgl. Arsch, Idiot, Schlampe usw.). Schimpfwörter kategorisieren die Person oder das Ding nach ______________________, ____________________, ___________________________ usw. Eine ähnliche Gruppe bilden die _________________________, z. B. Kerl, Weib, Typ, die neben der deskriptiven Bedeutung auch einen expressiven Bedeutungsbestandteil besitzen, wobei diese letzere im Gegensatz zu Schimpfwörtern nicht unbeding __________________ ist. Eine positive expressive Bedeutung tragen andererseits z. B. die ___________________: Liebling, Engel, Maus, Mutti, Piepmatz usw. 5 Zusammenfassend: Bedeutungsanteil ______________ Funktion Beschreibung von Referenten und Situationen Verwendungskriterien Übereinstimmung mit ________________ ______________ Anzeige sozialer Beziehungen und Vollzug sozialer Interaktionen Übereinstimmung mit ____________________ ______________ unmittelbarer Ausdruck Übereinstimmung mit persönlicher Gefühle, ____________________ Empfindungen, ____________________ Bewertungen, Einstellungen 6 Hausaufgaben: Wiederholen Sie folgende Schlüsselbegriffe zu den Themen 1 und 2. Sie sollten in der Lage sein, ihren Sinn mit ihren eigenen Worten zu erklären, Beispiele zu nennen, und die Beziehungen unter diesen Begriffen darzulegen. Thema 1: Ausdrucksbedeutung, Inhaltswort, Funktionswort, lexikalische Bedeutung, Satzbedeutung; Äußerungsbedeutung, Äußerungskontext, Referenz, Wahrheit, Bedeutungsverschiebung, Inferenz; kommunikativer Sinn, Sprechakttheorie; Komposition, kompositionale Bedeutung, grammatische Bedeutung, Kompositionsregeln, Bottom-upProzess, Kompositionalitätsprinzip Thema 2: Deskriptive Bedeutung, Referenz, (potenzieller) Referent, Denotation, (potentielle) Referenzsituation, Proposition, Wahrheitsbedingungen, Satztyp; soziale Bedeutung, förmlich, formlos, Anredeformen, Duzen und Siezen 1. Suchen Sie mindestens 2 Beispiele für indirekte Sprechakte, d.h. Äußerungen (zusammen mit der Äußerungssituation, in der sie verwendet werden), bei denen der kommunikative Sinn sich nicht auf die Form der Äußerung reduzieren lässt (d.h. wo der kommunikative Sinn sich nicht mechanisch aus der Ausdrucks- bzw. Äußerungsbedeutung ableiten lässt). 2. Suchen Sie mindestens ein Beispiel für eine Kommunikationssituation, in der die Hörerin im Zuge der Interpretation der Äußerung Inferenzen zieht, die über das von der Sprecherin eigentlich gesagte hinausgehen. Lassen Sie dabei „automatische“ (z.B. skalare) Implikaturen außer Acht und suchen Sie gezielt nach „interessanteren“ Fällen. 3. Finden Sie in Artikeln einer Online-Ausgabe einer deutschen Tageszeitung (z.B. http://www.bz-berlin.de/) je 3 Beispiele für Euphemismen, Ausdrücke mit sozialer Bedeutung und Ausdrücke mit expressiver Bedeutung (die Wörter in den letzteren beiden Gruppen können auch einen deskriptiven Bedeutungsanteil besitzen). 7