Jesus verheißt sein Sterben und heilt einen Blinden – Lukas 31-43 Texte: Psalm 31:2-6; Jesaja 58:1-9a; Lukas 10:38-42 Einleitung Ihr kennt bestimmt das Spiel: „Ich sehe was du nicht siehst und das ist rot.“ Und alle raten. „Das Kleid.“ „Nein.“ „Die Schuhe.“ „Nein.“ „Das Fenster.“ „Nein.“ „Die rote Blume.“ „Ja!“ Und dann kömmt der Nächste dran: „ Ich sehe was du nicht siehst und das ist Silber.“ „Das Kreuz.“ „Ja!“ Und wenn heute ein Blinder unter uns wäre und würde das Spiel mit uns spielen, was würden wir sagen. Ach sei nicht albern. Vielleicht würden wir es nicht sagen, aber doch noch denken. Oder würden wir genauer hinhören? Wie oder was sieht er? Die Bibel erzählt von einem Blinden der etwas sah, daß andere nicht sahen. Ich lese den Predigttext aus Lukas 18:31-43 vor: Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und mißhandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war. Die Heilung eines Blinden bei Jericho Es begab sich aber, als er in die Nähe von Jericho kam, daß ein Blinder am Wege saß und bettelte. Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre. Da berichteten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei. Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Jesus aber blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn: Was willst du, daß ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, daß ich sehen kann. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott. Der Blinde sah mit anderen Augen. Er sah mit den Augen des Glaubens. 1) Glaube als Einsicht der eigenen Situation. 2) Glaube als sehend werden. 3) Glaube als lobende Nachfolge. 1) Glaube als Einsicht der eigenen Situation. Ein Mann ist Blind. Es wird nicht gesagt ob er seit Geburt blind war, oder vorher sehen konnte und dann Blind wurde. Ob er durch eigene Verschuldung blind wurde oder durch das Vergehen anderer oder durch eine Infektion. Blind sein hieß in der damaligen Zeit, und zum Teil erleben wir es noch heute, zum Betteln verurteilt zu sein. Blinde konnten nicht arbeiten und sich dadurch was verdienen. Sie litten schreckliche soziale Not. Sie waren auf die Almosen anderer angewiesen. Blinde wurden damals mit einem Toten verglichen. Wir hören hier von einem Menschen der seine Situation nicht länger ertragen konnte, dem die Armut, das Leiden die endlose schwarze Nacht zum Schrei wird. Zu einem Schrei der unüberhörbar war, und den beistehenden sogar peinlich wurde. Dem Bettler ist seine Situation bewußt. Er bekennt seine Ohnmacht. Er schreit aus seine Ohnmacht heraus. Er ist hilfsbedürftig. Er will leben und kann nicht. Er schreit und die Menschen um ihn herum wollen ihm zum Schweigen bringen. Aber das verursacht nur daß er noch viel lauter schreit. Liebe Gemeinde, lassen wir es noch zu daß einer seine Not herrausschreit? Seine Hilflosigkeit und Ohnmacht ganz laut sagen darf. Oder erwarten wir daß er sie so wie man es auf Englisch sagt: He should rather suffer in silence. Fühlen wir uns ungemütlich wenn jemand seine Not laut zum Ausdruck bringt? Und wenn wir selbst betroffen sind? Was machen wir mit unserer Not? Fressen wir sie in uns hinein? Haben wir den Mut sie hinaus zu schreien? Unser Text macht uns Mut unsere Not zu klagen. Der Bettler schrie es nicht nur hinaus, er richtet sich mit seiner Not an einer bestimmten Person; an Jesus, dem Sohn Davids. Das ist Glauben. Glauben ist der unablässige Schrei, ist Protest gegen die scheinbare Wirklichkeit die uns zwingen will sie als absolut zu akzeptieren. Glaube ist das uneingeschränkte Vertrauen auf den dessen Macht keine Grenzen hat. Glauben ist ein Appelieren daß die Verheißungen nicht an uns vorrüber gehen mögen, sondern sich auch an uns erfüllen mögen. Der Blinde schrie: "Jesus, du Sohn Davids, du bist der verheißene der Messias, der Retter, erbarme dich meiner! Mein Leben kann nicht so weiter gehen. Gehe nicht an mir vorrüber. Gehe nicht an mir vorbei! 2) Glaube als sehend werden. Der Bettler erfährt das eigentliche Wunder. Jesus geht nicht an ihn vorrüber. Er bleibt stehen und läßt sich auf ihn ein. Er spricht mit ihm. Er stellt ihn eine Frage: "Was willst du, daß ich für dich tun soll?" Und er antwortet: "Herr, daß ich sehend werde." Von welcher Blindheit soll Gott uns erlösen? Vielleicht sind wir blind an andere Stellen unseres Lebens. Vielleicht verspotten wir jemand, und sehen nicht, sind blind dafür, daß wir ihn in seiner Würde verletzt haben. Vielleicht hassen wir jemand aus irgendeinem Grund, und können diese Person nicht mehr sehen. Meistens sind wir dann zur gleichen Zeit blind für die Gefangenschaft in der wir uns selbst befinden. Vielleicht macht Wut uns blind und wir hauen mit Schimpfworte auf Kinder und Ehepartner drauf rein. Vielleicht haben wir große Angst vor der Zukunft die uns fesselt und blind machtfür die Schönheit und Segnungen in Leben. Vielleicht stellen wir uns auch blind wenn uns das Elend und die Not der Menschen begegnet. Wie oft läuft man an einen Bettler vorüber als ob es ihn nicht gibt. Wir stellen uns auch blind, wollen es nicht sehen wenn jemand krank ist, oder um einen lieben Menschen trauert. Wir sind oft blind dafür daß gerade sie sich dann verstoßen fühlen. So mancher läuft auch blind an den Aufgaben und Diensten in der Gemeinde vorbei. Wenn man sie ignoriert so bestehen sie einfach nicht. Oft sind wir auch Gott gegenüber blind. Wir sehen nicht daß er unter uns wirkt. Und somit die Frage: „Willst du überhaupt sehend werden? Hast du dich nicht schon so an deiner Blindheit gewöhnt, daß du gar nicht sehen möchtest?“ Der Blinde wollte geheilt werden und erlebt ein zweites Wunder. Er wird geheilt. Er kann sehen. Ich sehe wie er mit großen Augen erstaunt um sich herum guckt. Wie er seine Hände ansieht und anfängt zu lachen. Wie er das Gesicht eines Menschen in seine Hände nimmt und sich freut. Und plötzlich freuen sich die Menschen um ihn herum sich mit ihm. Und plötzlich merkt er und auch die Zuschauer, sie haben es hier mit Gott zu tun. Jesus ist der Messias, von dem gesagt wurde durch den Propheten Jesaja: "Du wirst die Augen der Blinden öffnen." In diesem Jesus von Nazareth begegnet ihnen Gott. Wunder erleben heißt ein zu sehen, zu erkennen daß Gott mir begegnet ist. Da wo er mich geheilt hat, da wo er mich bewahrt hat, da wo er mich aus großer Not errettet hat. Wunder zeigen uns die Macht Gottes. Aber unser Text will mehr. Das Wunder war nicht um seiner selbst Willen geschehen. Wunder sind immer Mittel zu einem Zweck. Daß es nicht nur um das Wunder als solches sich hier handelt, zeigt uns der Geheilte. Er ging nach seiner Heilung nicht nach Hause, sondern er folgte Jesus nach. Er bleibt mit ihm verbunden. 3) Glaube als lobende Nachfolge. Der Blinde wurde geheilt und folgte Jesus lobend nach. Der Weg Jesu geht aber nach Jerusalem, zur Stadt Davids. Der Weg Jesu ist aber ein Weg in der Tiefe, ein Leidensweg. Das hat er seinen Jüngern vorrausgesagt: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und mißhandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Es ist nicht ein Weg der Machtvoll ist, sondern in die Ohnmacht führt. Dieses Wort, daß wir heute gehört haben will uns sagen: Jesus ist der Messias. Es will uns aber auch sagen daß der Messias den Weg des Leidens und Sterbens geht. Daß Jesu Passion seine Messianität nicht außer Kraft setzt, sondern bestätigt. Dieser Weg Jesu führt in die Tiefe damit kein Mensch, aber auch keiner, verzagen soll daß der Weg Gottes an ihn oder ihr vorüber geht. Gott selbst geht den Weg des Schmerzens, der Angst, des Todes damit kein Mensch jemals alleine sei in seinem Schmerzen, in seiner Angst in seinem Tod. So, und nur so offenbart Gott seine Liebe. Möge der Herr unsere Augen dafür öffnen, damit wir in der kommende Passionszeit erkennen was in Jesus für uns unsd einer verlorenen Welt geschehen ist. Dietrich Bonhoeffer sagte mal: Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Sprechen, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiß ist, daß im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist; gewiß ist, daß wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt. Ich sehe was du nicht siehst durch das Kreuz Jesu: Leben in seinem Tod, Gottes Macht in seiner Ohnmacht, Liebe in seinem Leiden. Komm wir bitten wie der Blinde: Du Sohn Davids – erbarme dich meiner. Komm wir bitten wie der Blinde – Herr, ich möchte sehen. Ich möchte Dich, meinen Heiland erkennen. Ich möchte meine Gemeinschaft und ihre Not sehen. Ich möchte dir wie der geheilte Blinde lobend nachfolgen und dienen. Amen. Pastor Reiner Focke 10/02/2013 EG: 72; 413:1-4+8; 386:1+3+10; 346