Geht uns das Erdöl aus

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Geht uns das Erdöl aus?
Oder sind die Vorräte noch ungeahnt groß? Russische Forscher sagen ja – und finden
Erdöl an Orten, an denen es laut den Amerikanern gar keines haben dürfte. Ihre
Erkenntnisse haben auch unseren Autor, einen Spezialisten in Ölfragen, bekehrt.
Von F. William Engdahl[1]
Beginnen wir mit der guten Nachricht: Die PanikSzenarios über eine Welt, der in Kürze das Öl ausgeht,
sind falsch. Die schlechte Nachricht allerdings ist, daß
der Ölpreis weiter steigen wird – und in der absehbaren
Zukunft wahrscheinlich bei 100 Dollar oder mehr liegen
wird.
Dies nicht etwa, weil wir ein Ölfördermaximum[2]
erleben könnten, sondern weil die Politik dies so
möchte. Alle am Erdöl beteiligten großen
Interessengruppen wollen den Ölpreis hochhalten –
unter anderem auch der amerikanische Vizepräsident
Dick Cheney und seine Freunde in der US-Regierung.
Seit dem ersten Ölschock in den Siebziger Jahren
beschäftige ich mich persönlich mit der Erdölfrage. Im
Entstand Erdöl tatsächlich aus den
Jahre 2003 wurde ich von der Theorie des sogenannten
überresten fossiler Lebewesen wie den
Ölfördermaximums fasziniert. Dies schien eine
Dinosauriern?
Erklärung für die ansonsten unerklärliche Tatsache zu
bieten, warum Washington für einen Militärschlag gegen den Irak alles aufs Spiel setzen
sollte.
Angeführt vom früheren BP-Geologen Colin Campbell und dem Bankier Matt Simmons aus
Texas argumentieren Befürworter des Ölfördermaximums, daß die Welt mit einer neuen Krise
konfrontiert sei: dem Ende der billigen Ölvorräte, oder anders ausgedrückt, mit dem absoluten
Ölfördermaximum. Es soll spätestens im Jahre 2012, vielleicht jedoch schon 2007, erreicht
werden. Angeblich werden jetzt die letzten Tropfen Erdöl gefördert. Als Beweis für die
Richtigkeit ihrer Behauptungen weisen sie auf unsere in die Höhe schnellenden Benzin- und
Ölpreise sowie auf die sinkenden Fördermengen in der Nordsee, in Alaska und anderswo hin.
Weiter behauptet Campbell, es sei Beweis genug, daß seit der Entdeckung der NordseeErdölfelder Ende der 1960iger Jahre keine neuen Ölfelder von ähnlicher Größe mehr
gefunden worden seien. Offenbar konnte er die Internationale Energie-Agentur und die
schwedische Regierung davon überzeugen. Das gibt ihm jedoch noch lange nicht Recht.
Intellektuelle Fossile?
Die Lehre des Ölfördermaximums liegt in einer Theorie begründet, die in hergebrachten
westlichen Geologie-Lehrbüchern zu finden ist. Die meisten davon stammen hauptsächlich
von amerikanischen oder britischen Geologen und erklären, Erdöl sei ein ‚fossiler
Brennstoff‘, ein biologischer Rückstand aus versteinerten Dinosaurier-Überresten oder
vielleicht aus Algen; deshalb gäbe es nur einen begrenzten Vorrat davon. Der biologische
Ursprung ist der Kernpunkt der Ölfördermaximum-Theorie; er soll erklären, weshalb man
Erdöl nur an gewissen Stellen der Welt findet, an denen es vor Millionen von Jahren
geologisch eingeschlossen wurde. Das heißt: Überreste toter Dinosaurier seien im Verlauf von
vielen Millionen Jahren verdichtet, versteinert und in unterirdischen Reservoiren
eingeschlossen worden, die sich in etwa 1’300 bis 1’800 Meter Tiefe befinden. In seltenen
Fällen wurden laut dieser Theorie riesige Mengen biologischer Substanz in
Gesteinsformationen in seichteren Ozeangebieten wie dem Golf von Mexiko, der Nordsee
oder dem Golf von Guinea eingeschlossen. Die Geologie sollte sich nur damit beschäftigen,
so die Theorie, diese Einschlüsse (genannt Sedimentbecken) in den oberen Schichten der Erde
zu finden, in denen die Öl- oder Gasvorräte liegen.
Eine davon völlig abweichende Theorie der Ölbildung existiert seit den frühen 1950iger
Jahren in Rußland und ist im Westen fast gänzlich unbekannt. Ihre Vertreter behaupten, die
konventionelle amerikanische Theorie eines biologischen Ursprungs sei eine unbeweisbare
wissenschaftliche Absurdität und weise auf die Tatsache hin, daß westliche Geologen im
vergangenen Jahrhundert immer wieder auf begrenzte Ölreserven hingewiesen hätten – um
dann doch mehr und mehr davon zu finden. Diese alternative Erklärung zur Entstehung von
Erdöl und Erdgas ist nicht bloß Theorie. Rußland ist (wie zuvor die UdSSR) zum größten
Erdöl- und Erdgasproduzenten der Welt aufgestiegen, weil man sie dort praktisch anwendet.
Die daraus entstehenden geopolitischen Konsequenzen haben überwältigende Ausmaße.
Wenn Wladimir Putins Geologen aus Rußland in der Tat die wahren Ursprünge von
Kohlenwasserstoffen ergründet haben und wissen, wie man sie in den entferntesten Regionen
durch Tiefenbohrungen in bestimmten geologischen Formationen findet, dann hält Rußland
einen riesigen Energietrumpf im atomaren Schachspiel zwischen Washington und Rußland in
den Händen.[3] So erstaunt es nicht, daß sich russische Wissenschaftler in den letzten Jahren
angeblich einer offenen Diskussion über ihre Erkenntnisse mit westlichen Geologen entzogen
haben sollen. Es geht um die nationale Sicherheit Rußlands. Vielleicht rettet dieser Umstand
nicht nur Rußland, sondern verhindert auch den 3. Weltkrieg, weil damit Rußland, China und
energiehungrige Wirtschaftsnationen wie Deutschland oder Italien eine wirtschaftliche und
politische Partnerschaft eingehen können. So verhindert man, daß Amerika im Namen des
Krieges gegen den Terror ein globales Imperium aufbauen kann.
Not macht erfinderisch
In den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts sah sich die Sowjetunion durch den
‚Eisernen Vorhang‘ vom Westen isoliert. Der Kalte Krieg war in vollem Gang und Rußland
hatte kaum genügend Erdöl für seine Wirtschaft. Auf eigenem Boden genügend Erdöl zu
finden, wurde zu einer der wichtigsten Angelegenheiten der nationalen Sicherheit.
Ende der 1940iger Jahre begann am Geophysikalischen Institut der Russischen Akademie der
Wissenschaften sowie am Institut für Geologie an der Akademie der Wissenschaften der
Ukraine die Forschung nach der Herkunft des Öls.
Im Jahre 1956 gab Professor Wladimir Porfirjew die Erkenntnisse der Forschung bekannt:
„Rohöl und natürliches Erdgas haben keine eigentliche Verbindung mit in der Nähe der
Erdoberfläche vorkommenden biologischen Substanzen. Es handelt sich um Urstoffe, die aus
großen Tiefen hervorbrechen.“ Die sowjetischen Geologen stellten damit die westlichorthodoxe Geologie auf den Kopf. Sie nannten ihre Theorie zum Ursprung des Öls die
‚abiotische‘ (also nicht biologische) Theorie, in Abgrenzung zur biologischen
Ursprungstheorie des Westens.
Wenn sie recht haben, wäre der Ölvorrat der Erde nur durch die Menge an organischen
Kohlenwasserstoff-Verbindungen begrenzt, die zur Zeit der Erdbildung existierten. Die
Ölverfügbarkeit hinge deshalb nur davon ab, ultra-tiefe Bohrlöcher zu bohren und die inneren
Zonen der Erde erkunden zu können. Man erkannte auch, daß Ölfelder zur erneuten
Förderung wiederbelebt werden konnten – sogenannte sich selbstauffrischende Ölfelder. Die
Russen vertraten die Ansicht, daß das Öl tief im Inneren der Erde gebildet wird, unter sehr
hohen Temperatur- und Druckbedingungen, wie sie bei der Entstehung von Diamanten
erforderlich sind. „Öl ist eine in großen Tiefen entstehende Ursubstanz, die unter hohem
Druck durch ‚kalte‘ Eruptionen in die Erdkruste transportiert wird“, erklärte Porfirjew. Sein
Team wies die Vorstellung ab, Öl sei ein biologischer Rückstand aus fossilen pflanzlichen
und tierischen Überresten. Bei dieser Theorie handle es sich vielmehr um eine Falschmeldung
der großen amerikanischen und britischen Erdölkonzerne, damit der Mythos eines begrenzten
Ölvorrates aufrechterhalten werden könne.
Durch diese radikal abweichende Einstellung der russischen und ukrainischen Wissenschaftler
wurde es der UdSSR möglich, riesige Gas- und Ölfelder in Gegenden zu finden, die zuvor
anhand westlicher Geologietheorien verworfen wurden. Auch lange nach der Auflösung der
UdSSR bohrte man während der Neunziger Jahre in einem Gebiet nach Öl und Gas, das über
45 Jahre lang als geologisches Ödland galt: das Dnjepr-Donez-Becken in der russischukrainischen Grenzregion.
Gemäß der abiotischen (oder nichtfossilen) Theorie über die Tiefenherkunft des Erdöls
begannen russische und ukrainische Geophysiker und Chemiker mit einer detaillierten Studie
der tektonischen Geschichte und der geologischen Struktur des kristallinen Untergrundes im
Dnjepr-Donez-Becken. Nach einer tektonischen und tiefenstrukturellen Analyse des Gebietes
wurden weitere geophysikalische und geochemische Untersuchungen vorgenommen. Von
insgesamt 61 Bohrlöchern waren 37 kommerziell erfolgreich – eine extrem beeindrukkende
Erfolgsquote von fast 60 Prozent. Die Größe des entdeckten Feldes läßt sich mit der North
Slope in Alaska vergleichen. Amerikanische Erstbohrungen in bisher unerschlossenem Gebiet
betrachtet man im Gegensatz dazu schon bei einer Trefferquote von 10 Prozent als
erfolgreich. Hier sind neun von zehn Bohrlöchern „trocken“.
(…)
Engdahl beschreibt im vollständigen Artikel zudem, welche speziellen Bohrtechniken die
Russen entwickelten, und weshalb ihr unschätzbares Wissen in letzter Konsequenz zum Sturz
des russischen Oligarchen und Yukos-Chefs Michael Chodorkowski führten – und auch zum
Irakkrieg 2003. Zudem erfahren wir, den wahren Grund für die ständig steigenden Ölpreise,
und welche Ziele die geheimen globalen Eliten, wie beispielsweise die Bilderberger, damit
erreichen wollen
http://www.zeitenschrift.com/magazin/57-erdoel.ihtml
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