Weltmissionssonntag 2013: Dem Glauben Hände geben Fast überall in Malawi sieht man selbst gebrannte Ziegelsteine: Entlang der Strassen, in Dörfern und auf freien Feldern. Sie sind Symbol dafür, dass die Menschen an der Zukunft Malawis bauen wollen. Auch die Christinnen und Christen Malawis packen an. Sie tun dies auf verschiedenen Ebenen, je nach ihren Möglichkeiten und Charismen. Malawi gehört zu den ärmsten und am dichtest bevölkerten Ländern Afrikas. Knapp ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch. Die Leitung der Kirche liegt schon lange in den Händen der Malawier. Mit sehr einfachen Mitteln versuchen die Christinnen und Christen, der Politik und der Gesellschaft mit ihrem Glaubenszeugnis Form zu geben. Kirche mischt sich ein Die Kommission Justitia et Pax in Malawi hat zum Beispiel im Auftrag der Bischöfe während der Wirren rund um die Löhne im öffentlichen Sektor anfangs Jahr die Stimme erhoben. Sie formulierte verschiedene Forderungen rund um einen möglichen sozialen Ausgleich: zuhanden der Regierung, der politischen und wirtschaftlichen Verantwortlichen, der betroffenen Staatsbeamten und der Medien. Aber auch zuhanden aller Frauen und Männer in Malawi: Alle sind eingeladen, die politische und wirtschaftliche Zukunft aktiv mitzugestalten. Denn es geht um einen sozialen Ausgleich, der allen zugute kommt. Nur gerechte Löhne sind die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft. Laien tragen die Kirche „Die Laien haben wirklich gelernt, die Kirche zu tragen und sich selbst zu evangelisieren.“ sagt P. Henry Chinkanda. In Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, arbeitet er im Büro der Kommission Justitia et Pax. Er weiss, wovon er spricht, denn er selbst war in einer Pfarrei tätig, die 70km lang ist. Zweimal im Jahr kam der Pfarrer in den abgelegenen Dörfern vorbei. Er selbst hat 130 Kinder auf einmal getauft! Die Aufgabe, den Glauben weiterzugeben und zu vertiefen, haben die Laien übernommen. Auch das soziale Engagement nehmen sie in die Hände. Es sind vor allem die Small Christian Communities, die Kleinen Christlichen Gemeinschaften, die das Leben der Kirche prägen. „Früher kamen die Leute in die Kirche und baten um Unterstützung. Nun sind sie als Christinnen und Christen ermächtigt, füreinander Sorge zu tragen“, erzählt P. Henry nicht ohne Stolz. Ohne Katechisten keine Kirche Einer dieser engagierten Laien ist Aron Kalemeka. Nach einer mehrjährigen Ausbildung ist er Katechist geworden. Als überzeugter Christ sieht er seinen Beruf als Berufung: „Es macht mir Freude, den Menschen zu helfen.“ Die Einkünfte als Katechist sind aber zu gering, um die siebenköpfige Familie über Wasser zu halten. So muss er zusammen mit seiner Frau einen Garten bewirtschaften, um zu überleben und das Schulgeld für die Kinder bezahlen zu können. Über seine Arbeit sagt er: „Ich bin für die Evangelisierung zuständig.“ In fünf Aussenstationen seiner Pfarrei animiert er das Leben der verschiedenen Gruppen. Da gibt es die Kleinen Christlichen Gemeinschaften, die sozial sehr engagiert sind, die katholische Frauenbewegung und viele mehr. Die Sakramentenvorbereitung liegt in seinen Händen, wie auch die Verwaltung. Mit dem Buschvelo besucht er die Aussenstationen regelmässig – wenn ihm nicht das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Ein besonderes Anliegen ist ihm die finanzielle Beteiligung der Gläubigen an der Kirche. Der jährliche Beitrag ist gering, aber nicht alle können oder wollen ihn immer zahlen. Deshalb fordert er die Christinnen und Christen auf, hart zu arbeiten: „ Sie sollen nicht darauf warten, bis sie etwas erhalten. Schliesslich sollen sie genug haben, um zu essen, genug, damit sie die Kinder in die Schule schicken können, genug, um sich selber zu erhalten und genug, um auch die Kirche zu unterstützen.“ Engagement von Missio Ohne die Solidarität aus der Weltkirche wäre die Kirche in Malawi noch ärmer dran. Das bestätigt Michael Useni. Er leitet Missio in Malawi. Als Diözesanpriester kennt er die Stärken und Herausforderungen seiner Gläubigen. Gerne möchte er mehr tun für sie, aber die finanziellen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Nur vier bis fünf Projekte pro Diözese können jedes Jahr aus dem Solidaritätsfonds von Missio mitfinanziert werden. In einer Aussenstation der Pfarrei Misomali zum Beispiel fehlt das halbe Dach der Kirche. Wenn es regnet, sammelt sich das Wasser in einer riesigen Pfütze im Altarraum. Ein Zusammenkommen zum Gottesdienst ist dann nicht möglich. Ein anderes Projekt, das Missio unterstützen möchte, befindet sich in Utembere: Dort braucht die Primarschule neue Toiletten. Wer die Grösse von afrikanischen Schulen kennt, weiss, wie bitter nötig funktionierende Sanitäranlagen sind. Malawi ist ein materiell armes Land, aber überall gibt es Frauen und Männer, die zusammen mit Priestern und Ordensleuten, versuchen, die Herausforderungen in der Seelsorge, im Bildungsbereich und im Gesundheitswesen zu meistern. Sie tun dies aus einem überzeugten Glauben, einem Glauben, der Hand und Fuss hat Siegfried Ostermann, Missio (ca. 4‘966 Zeichen), 19. Juli 2013