Kurs - Feuervogel

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Navigation
für
ULM & DPM-Piloten
Ausgabe 2008
Entstanden aus einer Zusammenarbeit von
Raoul Severin (Aero-Club der 3 Grenzen)
und
Alfons Velz (AMC Feuervogel)
-1-
INHALT
KAPITEL 1
KAPITEL 2
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.3
2.3.1
2.4
2.5
KAPITEL 3
3.1
3.2
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.4
3.5
3.6
KAPITEL 4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.8.1
4.8.2
KAPITEL 5
5.1
5.2
5.3
KAPITEL 6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
KAPITEL 7
: WAS IST NAVIGATION? ......................................................................................... 3
: DIE ERDE ............................................................................................................. 4
GESTALT DER ERDE ................................................................................................ 4
STANDORT ............................................................................................................. 4
GEOGRAPHISCHES KOORDINATENSYSTEM ............................................................... 4
GROßKREISE UND KLEINKREISE ............................................................................... 5
GEOGRAPHISCHE KOORDINATEN ............................................................................. 5
BREITEN- UND LÄNGENUNTERSCHIED....................................................................... 5
ENTFERNUNG ......................................................................................................... 6
ENTFERNUNGSMAß – NM ........................................................................................ 6
RICHTUNG .............................................................................................................. 7
ORTHODROME UND KURSGLEICHE ........................................................................... 7
: ZEIT ..................................................................................................................... 8
JAHR ...................................................................................................................... 8
TAG ....................................................................................................................... 9
ZEITSYSTEME ....................................................................................................... 10
MITTLERE ORTSZEIT ............................................................................................. 10
ZONENZEIT ........................................................................................................... 10
STANDARDZEIT – MITTELEUROPÄISCHE ZEIT .......................................................... 10
MITTELEUROPÄISCHE SOMMERZEIT ....................................................................... 11
SONNENAUFGANG UND SONNENUNTERGANG ......................................................... 11
DÄMMERUNG ........................................................................................................ 11
NACHT ................................................................................................................. 11
: LUFTFAHRTKARTEN ............................................................................................ 11
ALLGEMEINES ....................................................................................................... 11
MAßSTAB ............................................................................................................. 11
PROJEKTIONSARTEN ............................................................................................. 12
LAMBERTSCHE SCHNITTKEGELPROJEKTION ............................................................ 12
MERKATORPROJEKTION ........................................................................................ 12
ÜBERBLICK ÜBER DIE LUFTFAHRTKARTEN ............................................................... 12
SICHTAN-/ABFLUGKARTEN ..................................................................................... 13
ABSETZEN VON KURSEN UND ENTFERNUNGEN ....................................................... 13
KURSENTNAHME ................................................................................................... 13
ENTNAHME DER ENTFERNUNG ............................................................................... 13
: WINDEINFLUSS ................................................................................................... 14
EINFLUSS DES W INDES AUF DIE NAVIGATION .......................................................... 14
RÜCKENWIND UND GEGENWIND ............................................................................. 15
WINDDREIECK ...................................................................................................... 16
: MAGNETKOMPASS .............................................................................................. 18
ERDMAGNETFELD ................................................................................................. 18
AUFBAU DES MAGNETKOMPASSES ......................................................................... 19
KOMPASSABLENKUNG – DEVIATION ....................................................................... 19
DREH- UND BESCHLEUNIGUNGSFEHLER DES KOMPASSES ....................................... 19
MAGNETKOMPASS UND KURSKREISEL .................................................................... 19
: KURSE ............................................................................................................... 20
-2-
Kapitel 1:
Was ist Navigation?
Wir möchten von Büllingen nach Liernu fliegen. Auf der Luftfahrtkarte ziehen wir einen Strich
von Flugplatz zu Flugplatz. Das ist die Kurslinie.
Mit einem Kursdreieck, einem speziellen Winkelmesser, messen wir den Kurs (In unserem
Beispiel: 280°), die Entfernung betragt etwa 105 km. Von der telefonischen Wettervorhersage erhalten wir den mittleren Wind mit 330/8, d.h. Wind aus 330° mit einer Stärke von 8
kt (8 Knoten ergeben +/- 15 Km/H). Wir müssen das Fluggerät nach rechts gegen den Wind
vorhalten, um nicht vom Kurs abzukommen.
Die Berechnung ergibt einen Vorhaltewinkel von 4°, der Steuerkurs wird also 284° betragen.
Aufgrund unserer Geschwindigkeit von 100 Km/h und der geplanten Fluggeschwindigkeit
werden wir für die Flugstrecke etwa 66 Minuten Flugzeit benötigen. Die Flughöhe legen wir
mit 2500 ft fest; damit kommen wir sicher über jedes Hindernis.
Auf einem Blatt notieren wir Kurse, Flugzeiten und markante Landschaftspunkte entlang der
Strecke.
Was hier als Beispiel beschrieben wird, ist Navigation, genauer gesagt Flugnavigation.
Flugnavigation ist das sichere Führen eines Luftfahrzeuges von einem Ausgangsort zu
einem Zielort und die Bestimmung des jeweiligen Standortes. Navigation beginnt nicht erst in
der Luft, sondern, wie es das Beispiel zeigt, schon als Flugplanung vor dem Fluge. Die
Flugnavigation gibt Antwort auf folgende Fragen:
Standort
Kurs
Entfernung
Zeit
Flughöhe
" Wo bin ich? "
" In welcher Richtung liegt mein Zielort? "
" Wie weit ist es bis zum Zielort? "
" Wann bin ich am Zielort? “
" Wie hoch muss ich fliegen? "
Bei einer Sichtnavigation (engl. Visual Navigation), auch terrestrische Navigation genannt,
führt der Pilot das Flugzeug entlang markanter, gut sichtbarer Geländepunkte oder Geländelinien von einem Ort zum anderen. Diese Geländepunkte bzw. -linien wie z.B. Städte,
einzelne Türme, Autobahnen oder Flüsse entnimmt der Pilot einer Karte (Luftfahrtkarte).
Durch Aufsuchen dieser Punkte und Linien und Vergleichen mit der Karte findet er den
Flugweg. Das Ergebnis der Sichtnavigation ist eine terrestrische Standlinie (engl. Visual Line
of Position) z.B. ein Fluss, oder ein Standort (engl. Position), z.B. Kreuzungspunkt einer
Autobahn mit einer Eisenbahnlinie.
-3-
Kapitel 2:
Die Erde
2.1 Gestalt der Erde
Die Erde ist eine Kugel, durch deren Endpunkte eine
Achse läuft. Die Endpunkte dieser Achse heißen
geografischer Nordpol und geografischer Südpol.
Wie wir später noch sehen werden, kommt es für
Kursberechnungen außer auf die geografischen
ganz besonders auch auf die magnetischen Pole an.
Der magnetische Pol auf der Nordhalbkugel der
Erde ist nämlich mit dem geografischen Pol nicht
identisch; er liegt vielmehr zurzeit etwa 1.800 km
vom geografischen Nordpol entfernt in Nordkanada.
Der Erdmittelpunkt heißt Geozentrum.
Trotz ihrer Kugelform ist die Erde nicht ganz rund.
Sie ist am Äquator "dicker" als an den Polen. Am
Äquator ist der Durchmesser der Erde rund 42 km
größer als von Pol zu Pol. Der Durchmesser der
Erde beträgt am Äquator 12.756 km, an den Polen
nur 12.714 km. Die Erde wird bezeichnet als Geoid.
Der Erdumfang beläuft sich am Äquator auf 40.000 km oder - umgerechnet ausgedrückt 21.600 Nautische Meilen (1 NM = 1 Seemeile oder 1,852 km).
2.2 Standort
2.2.1 Geographisches Koordinatensystem
Um einen Punkt auf der Erdoberfläche exakt
bestimmen zu können, werden Koordinaten
benutzt. Koordinaten sind die Abstände des
Punktes nach seiner Länge (ausgedrückt in
Längengraden = Meridianen) und Breite
(ausgedrückt in Breitengraden). Längen- und
Breitengrade beziehen sich auf eine bestimmte
Linie, den Null- oder Greenwichmeridian
bezüglich der Länge, bzw. den Äquator bezüglich
der Breite.
Es gibt 360 Längengrade, die alle gleich lang sind. Jeder Längengrad wird in 60 Minuten
(60') eingeteilt, jede Längenminute in 60 Sekunden (60"). Der Abstand eines
Längengrades zum nächsten beträgt am Äquator 21600 NM: 360° = 60 NM oder 40.000
km: 360° = 111,11km. Ausgehend vom Nullmeridian ist das Längengradnetz der Erde
nach Westen in 180° (W) und nach Osten (E=East) in 180° eingeteilt. Östliche Länge hat
international das Vorzeichen +, westliche Länge das Vorzeichen -,
Es gibt 180 Breitengrade, auch Bogengrade genannt. Der Äquator ist der längste alle
Breitenkreise und schneidet die Meridianen in einem Winkel von 90°. Die Breitengrade
sind wie die Längengrade in 60 Minuten (60’) eingeteilt, wovon jede Breitenminute in 60
Sekunden (60") eingeteilt ist. Ausgehend vom Äquator ist das Breitengradnetz der Erde
90° nach Norden (N=North) und nach Süden (S=South) eingeteilt. Nördliche Breite hat
international das Vorzeichen +, südliche Breite das Vorzeichen -.
-4-
2.2.2 Großkreise und Kleinkreise
Großkreise: Eine Apfelsine kann man in zwei Stücke schneiden,
sodass man zwei gleiche oder zwei unterschiedlich große Stücke
hat. Hat man zwei gleich große Stücke, so führte der Weg des
Messers durch den Mittelpunkt der Apfelsine. Würde man das
gleiche mit der Erde machen, so spricht man von Großkreisen. Der
Äquator und die Meridiane sind Großkreise, die sich gegenseitig alle
in der Erdachse schneiden. Alle Meridiane sind gleich land. Doch
auch alle anderen Kreise, deren Zentrum auch das Zentrum der
Erde ist sind Großkreise. Das Segment eines Großkreises stellt die
kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erde dar.
Kleinkreise: Schneidet man hingegen zwei
unterschiedlich große Stücke, so spricht man
von Kleinkreisen. Alle Breitenkreise, außer
dem Äquator, sind Kleinkreise. Kleinkreise
führen nicht durch den Erdmittelpunkt
2.2.3 Geographische Koordinaten
Geografische Breite und Länge
ergeben die Koordinaten eines
Punktes auf der Erdoberfläche.
Bei Positionsangaben wird immer
zuerst die Breite und dann die
Länge genannt.
Beispiel
52 31 11 N 007 36 47 E
Ausgedrückt wird dies so
51 Grad, 31 Minuten, 11 Sekunden Nord,
7 Grad, 36 Minuten, 47 Sekunden Ost.
2.2.4 Breiten- und Längenunterschied
Um die Längendifferenz zwischen zwei Orten zu bestimmen, geht man folgendermaßen
vor: Falls beide Orte östlich bzw. westlich des Nullmeridians liegen, wird der gesuchte
Wert durch Subtraktion der kleineren von der größeren Ortsangabe ermittelt.
Beispiel :
Die Längendifferenz beträgt:
08 20 36
Ort A:
08 20 36
- 08 37 02
Ort B:
08 37 02
= 0 16 26
Liegt dagegen ein Ort östlich, der andere westlich des Nullmeridians, so müssen die
Werte beider Ortsangaben addiert werden:
Beispiel :
Ort A :
02 14 58
Ort B :
07 26 14
Die Längendifferenz beträgt:
02 14 58
+ 07 26 14
= 09 40 72
d.h. 09 41 12
Man beachte bei diesen Rechnungen,
dass es hier keine Hunderter- sondern
Sechziger-Einheiten gibt!
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Für die Berechnung der Breitendifferenz zweier Orte gilt: Liegen beide Orte nördlich (N)
(bzw. südlich/S) des Äquators, wird der kleinere Wert vom größeren subtrahiert.
Beispiel :
Die Breitendifferenz beträgt
52 17 09 N
- 50 04 30 N
02 12 39
Liegt ein Ort nördlich, der andere südlich vom Äquator, werden beide Werte addiert.
Beispiel
Die Breitendifferenz beträgt 15 54 30 N
+ 10 33 30 S
26 28 00
2.3 Entfernung
2.3.1 Entfernungsmaß – NM
Entfernungen werden in Nautischen Meilen (NM = Seemeilen) angegeben 1 NM
entspricht 1,852 km. Merken Sie sich bitte die Faustformel für die Umrechnung von km in
NM. Sie lautet (km: 2) + 10 %
Die Faustformel für die Umrechnung von NM in km lautet demzufolge (NM x 2) -10 %
Beispiel:
Wie viele NM sind 40 km? Wir rechnen :
( 40 km: 2) + 10 % = 20 NM + 2 NM = 22 NM
1° (1 Breitengrad)= 60 NM = 111 km
1‘ (1 Breitenminute) = 1 NM = 1,852 km
1" (1 Breitensekunde)= 0,017 NM = 0,031 km
Auf jedem Längenkreis und jedem Großkreis
entspricht:
1°= 60 NM und
1'= 1 NM
Kurze Entfernungen können ausnahmsweise in Metern (m) angegeben werden.
Entfernungen, die in einer Stunde zurückgelegt werden (NM/h), sind horizontale
Geschwindigkeiten. Sie werden in Knoten (englisch knot, abgekürzt kt), gelegentlich auch
noch in Meilen pro Stunde (Mph = Miles per hour) ausgedrückt. Hierzu sollten Sie sich
folgende Faustformeln einprägen:
km/h → kts
(km/h : 2) + 10% = kts
kts → km/h
(kts x 2) -10% = km/h
M → ft
(M x 3) + 10 % = ft
ft → M
(ft : 3) – 10 %
M/sec → ft/min
M/sec x 200 = ft/min
ft/min → M/sec
ft/min : 200 = M/sec
km/h → M/sec
(km/h : 4) + 10 % = M/sec
M/sec → km/h
(M/sec x 4) – 10 % = km/h
-6-
2.4 Richtung
Richtungen werden von der Bezugsrichtung Norden im Urzeigersinn als Winkel von 000°
bis 360° gemessen.
Die vier Haupthimmelsrichtungen sind:
Nord oder
N (für North)
000° oder 360°
Ost oder
E (für East)
090°
Süd oder
S (für South)
180°
West oder
W (für West)
270°
Dazu kommen noch folgende Zwischenhimmelsrichtungen:
Nord-Ost
NE
045°
Süd-Ost
SE
135°
Süd-West
SW
225°
Nord-West
NW
315°
2.5 Orthodrome und Kursgleiche
Orthodrome:
Die
kürzeste
Verbindung zweier Punkte auf
der Erdoberfläche heißt Orthodrome. Die Orthodrome ist
immer ein Stück eines Großkreises (engl. Great Cirlcle,
GC). Fliegen wir auf einer
Orthodrome entlang, ändert
sich unser Kurs ständig, weil
diese kürzeste Verbindungslinie
alle Meridiane unter einem
anderen Winkel schneidet; für
UL's daher uninteressant, weil
es sich hierbei um große
Entfernungen handelt.
Kursgleiche: Um immer den gleichen Kurs halten zu können, bewegen wir uns auf einer
anderen Linie, der Kursgleichen (Loxodrome). Sie schneidet alle Meridiane unter dem
gleichen Winkel.
Alle Meridiane und der Äquator sind sowohl Orthodrome als auch Kursgleiche.
-7-
Kapitel 3:
Zeit
3.1 Jahr
Die Erde umkreist die Sonne einmal pro Jahr in Form einer elliptischen Bahn.
Zugleich dreht sich die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne einmal in 24 Stunden um sich
selbst und zwar von Westen nach Osten (vom Norden her betrachtet). Deshalb kommt es
uns so vor, als ginge die Sonne im Osten auf und im Westen unter.
Nun steht die durch die beiden Pole verlaufende (gedachte) Erdachse nicht senkrecht zur
Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Auch die Äquatorebene steht nicht senkrecht zur
Verbindungslinie der Magnetpole. Sie schneidet die Erdachse rechtwinklig im
Geozentrum. Die Erdachse steht zur Erdumlaufbahn um die Sonne in einem
Neigungswinkel von 66 Grad 33 Minuten; Durch diese Schrägstellung und die dadurch
bewirkte unterschiedliche Stellung der Erde zur Sonne werden die Jahreszeiten
hervorgerufen.
Frühlingsanfang, 21. März
Die Sonne steht mittags genau über dem Äquator. Danach entfernt sie sich täglich weiter
vom Äquator in nördliche Richtung bis auf 23,5° nördliche Breite.
Sommeranfang, 21. Juni
Die Sonne steht mittags über einem Punkt, der auf 23,5° nördlicher Breite liegt
(nördlicher Wendekreis des Krebses).
Herbstanfang, 23. September
Die Sonne steht mittags wieder über dem Äquator. Dann entfernt sie sich vom Äquator in
südliche Richtung bis auf 23,5° südlicher Breite.
Winteranfang. 21. Dezember
Die Sonne steht mittags über einem Punkt, der auf 23,5° südlicher Breite liegt (südlicher
Wendekreis des Steinbocks). Die Sonne wandert wieder in nördliche Richtung zurück
zum Frühlingspunkt.
-8-
3.2 Tag
Ein Tag hat 24 Stunden, wie wohl jeder weiß. Doch dies ist nicht ganz korrekt, wie wir
gleich sehen werden.
Am 21. März und 23. September, wenn die Sonne über dem Äquator steht, sind Tag und
Nacht gleich lang; am 21. Juni ist auf der Nordhalbkugel der längste und am 21.
Dezember der kürzeste Tag.
Die Länge eines wahren Sonnentages ist nicht konstant, also nicht immer 24 Stunden,
sondern sie ändert sich etwas im Laufe eines Jahres. Im Durchschnitt dauert ein Tag
23:56:04 Stunden. Dies kommt u.a. daher, dass sich die Erde auf einer elliptischen Bahn
und damit verschieden schnell um die Sonne bewegt. Man hat sich daher eine andere
Sonne "gedacht", die sich scheinbar mit gleichmäßiger Geschwindigkeit um die Erde
bewegt; man nennt sie die mittlere Sonne (engl. Mean Sun).
Die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden unteren Kulminationen der mittleren
Sonne nennt man einen mittleren Sonnentag oder bürgerlichen Tag. Seine Länge, die
konstant ist, entspricht der Durchschnittslänge aller wahren Sonnentage. Den mittleren
Sonnentag teilt man in 24 Stunden, jede Stunde in 60 Minuten und jede Minute in 60
Sekunden ein.
Die Datumsgrenze liegt etwa beim Meridian 180°.
Der Tag beginnt um 00.00 Uhr und endet um 24.00 Uhr.
Es gibt also eine mittlere Zeit (engl. Mean Time), nach der mittleren Sonne, und eine
wahre Zeit, nach der wahren Sonne, die im Allgemeinen voneinander verschieden sind.
Die Differenz beider heißt Zeitgleichung, sie kann bis zu 16 Minuten betragen. Die wahre
Zeit wird in der Astronomie verwendet. In unserem täglichen Leben spielt nur die mittlere
Zeit (der mittlere Sonnentag mit genau 24 Stunden) eine Rolle.
Zeit und geografische Länge stehen in unmittelbarer Beziehung zueinander auf der
Grundlage von 24 Stunden zu 360 Längengraden. Längenunterschiede lassen sich so in
Zeit und Zeit in Längenunterschiede umrechnen:
Längengrade
360°
15°
1°
15’
1’
15’’
Zeit
24 h
1h
4 min
1 min
4 sec
1 sec
Beispiele
Umrechnung Längendifferenz in Zeit :
Welchem Zeitunterschied entspricht ein Längendifferenz von 64°18'45“?
Hinweis: Dividiere Längengrade, -minuten und -sekunden durch 15 und multipliziere den
Rest mit 4.
64° : 15 = 4 h,
Rest 4° x 4 = 16 min
18' : 15 = 1 min, Rest 3' x 4 = 12 sec
45" : 15 = 3 sec
64°18' 45" Längendifferenz entsprechen somit
einem Zeitunterschied von 4 h 17 min 15 sec.
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Umrechnung Zeit in Längendifferenz:
Welchem Längenunterschied entspricht eine Zeitdifferenz von 7 h 25 min 47 sec?
Hinweis: Multipliziere die Stunde mit 15, dividiere die Minuten und Sekunden durch 4 und
multipliziere den Rest mit 15.
7h
x 15 = 105°
25 min : 4 =
6° Rest 1 x 15 = 15'
47 sec : 4 = 11' Rest 3 x 15 = 45"
7h 25min 47 sec Zeitunterschied entsprechen somit
einer Längendifferenz von 111º 26’ 45’’.
3.3 Zeitsysteme
3.3.1 Mittlere Ortszeit
Die mittlere Ortszeit ist die Zeit berechnet auf den Meridian eines Ortes und der mittleren
Sonne. Das heißt dass es 12 Uhr mittlerer Ortszeit ist wenn die Sonne genau über
diesem Ort steht.
3.3.2 Zonenzeit
Das Umkreisen der Sonne während
eines Jahres und die Umdrehung
der Erde um sich selbst sind die
Grundlagen der Zeitbestimmung.
Die Erde ist in 24 Zeitzonen
eingeteilt.
Sie
werden
mit
Buchstaben gekennzeichnet. Jede
Zeitzone umfasst 15 Längengrade.
Am Längengrad Null, der vom
geografischen Nordpol über London
(Greenwich) und Westfrankreich bis
zum Südpol führt, wird die Zeit als so genannte Zulu-Zeit (Der Begriff stammt aus dem
Morse-Alphabet) oder auch koordinierte Weltzeit (UTC -Universal Time Coordinated)
bezeichnet. Hier beginnt die Zeitzone Alpha, in der u.a. auch Belgien liegt.
Östlich des Null-Meridians addiert man zu jeder Zeitzone eine Stunde hinzu. Die in
Belgien gebräuchliche Zeit ist die Winterzeit (= Mitteleuropäische Zeit - MEZ = Alpha Zeit); Die Alpha-Zeit beträgt somit bereits eine Stunde mehr als UTC.
3.3.3 Standardzeit – Mitteleuropäische Zeit
Die starre Zeiteinteilung von 15° zu 15° ist
wegen der meist anders verlaufenden
Staatsgrenzen wenig vorteilhaft. Fast jeder
Staat hat für sein
Hoheitsgebiet
eine
Standardzeit
eingeführt.
Damit es innerhalb
von Europa keine
Zeitunterschiede gibt
haben sich alle Länder auf die MEZ, oder Mitteleuropäische Zeit
geeinigt. Es ist die Zeit der Zeitzone A, die 1 Stunde weniger als
die Koordinierte Weltzeit auch UTC (Universal Time Coodinated)
zählt. Die MEZ ist also auch die Winterzeit in Belgien.
- 10 -
3.3.4 Mitteleuropäische Sommerzeit
Wenn in Belgien die Sommerzeit beginnt, stellen wir unsere Uhren gegenüber der
Winterzeit um eine Stunde vor; wir richten uns dann nach einer Zeitzone, die in
Wirklichkeit eine Stunde weiter östlich liegt (= Osteuropäische Zeit - OEZ = Bravo-Zeit).
Diese dann benutzte Zeit liegt zwei Stunden vor UTC.
Beispiele:
- 12.00 Uhr UTC im Winter ist in Belgien 13.00 Uhr (also UTC im Winter ist MEZ – 1ST.)
- 12.00 Uhr UTC im Sommer ist in 14 Uhr (also UTC im Sommer ist MEZ – 1ST.)
3.4 Sonnenaufgang und Sonnenuntergang
Sonnenaufgang (SR für sunrise) ist wenn der obere Rand der Sonne am Horizont
erscheint, Sonnenuntergang (SS für sunset), wenn ihr oberer Rand am Horizont
verschwindet. Die Zeiten für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sind überall
verschieden, sogar auf einem gleichen Längenkreis.
Diese Zeiten kann man Tabellen entnehmen.
3.5 Dämmerung
Nachdem die Sonne untergegangen ist es noch eine gewisse Zeit hell, es dämmert. Das
gleiche Phänomen tritt vor Sonnenaufgang ein. Diese Zeit nennt man Dämmerung. Im
Sommer ist diese Zeitspanne größer als im Winter. Im Durchschnitt jedoch dämmert es
während etwa 40 Minuten.
3.6 Nacht
Die Nacht ist der Zeitraum zwischen dem Ende der abendlichen Dämmerung und dem
Beginn der morgendlichen Dämmerung.
Die Nacht für die Luftfahrt beginnt um SS+30 und endet um SR-30
Kapitel 4:
Luftfahrtkarten
4.1 Allgemeines
Die Abbildung der gewölbten Erdoberfläche auf Karten ist problematisch, weil sich das
dreidimensionale Erdbild (Länge, Breite, Hohe) kaum ohne Verzerrungen auf die zwei
Dimensionen (Länge, Breite) einer Karte bringen lässt.
Das Problem besteht darin, die Flächen, Längen und Winkel im zueinander richtigen
Verhältnis darzustellen. Uneingeschränkte Flächen-, Längen- und Winkeltreue lässt sich
nur auf dem Globus erzielen.
Wenn Sie zwei beliebige unterschiedliche Karten eines bestimmten Gebietes
vergleichen, werden Sie auf zumindest geringfügige Unterschiede stoßen.
Die Methode der Abbildung eines Teils der Erdoberfläche auf Karten heißt Projektion.
4.2 Maßstab
Die Abbildung der Erdoberfläche auf einer Karte steht in einem bestimmten Verhältnis
der Kartenlänge zur Naturlänge. Dieses Verhältnis heißt Maßstab.
Ein Maßstab 1: 1 wäre eine naturgetreue Abbildung. Der Maßstab 1:2 bedeutet, dass die
Abbildung halb so groß ist wie das Original. Im Maßstab 1:10 wird das Original auf der
- 11 -
Karte 10-mal kleiner als in Wirklichkeit dargestellt; 1 cm auf der Karte sind dann 10 cm im
Original. Bei einem Maßstab von 1:5.000 ist die Abbildung 5.000 mal kleiner als das
Original; 1 cm entspricht 50 m. lm Maßstab 1:250.000 entspricht 1 cm im Verhältnis zum
Original 250.000 cm = 2.500 m= 2,5 km.
Wenn 6 cm einer Entfernung von 15 km entsprechen, so entspricht 1 cm 15 km: 6 = 2,5
km (=2.500 m= 250.000 cm); der Maßstab beträgt also 1:250.000.
Bei der Luftfahrtkarte "Low Air" 1:250.000 entspricht 1 cm in Wirklichkeit 2,5 km.
Dann kann man ausrechnen, wie viel cm 105 km sind! 105: 2,5 = 42 cm.
27 cm entsprechen 27 ma12,5 km = 67,5 km. Jetzt wollen wir diese Entfernung in NM
umrechnen. 1 NM sind 1,852 Km. 67,5:1,852 = 36,45 oder gerundet 36,5 NM.
4.3 Projektionsarten
Die Erde kann nur auf einem Globus ohne Verzerrungen dargestellt werden. Bei der
Darstellung der Erde auf einer Ebene entstehen Verzerrungen. Hiernach werden zwei
Projektionsarten erläutert.
4.4 Lambertsche Schnittkegelprojektion
Die Lambertsche Schnittkegelprojektion; diese
Projektionsart geht davon aus, dass ein Kegel
über die Erde gestülpt wird. An zwei
Breitenkreisen, den sog. Bezugsbreitenkreisen
(=Standardparallelen) ist diese Projektionsart
längen- und maßstabsgetreu. Wegen ihrer
annähernden Längen-, Flächen- und Winkeltreue
wurde diese Projektionsart der Luftfahrtkarte ICAO
1:250.000 zugrunde gelegt.
4.5 Merkatorprojektion
Die Mercatorprojektion; mit Hilfe dieser Projektionsart
können Flächen winkeltreu abgebildet werden
Stellen Sie sich ein zylindrisches Gradnetz um die
Erde herumlaufend vor. Die Meridiane werden
hierbei als gerade Linien, die zueinander parallel
verlaufen, abgebildet. Die Breitengrade verlaufen im
rechten Winkel zu den Meridianen.
4.6 Überblick über die Luftfahrtkarten
Es werden verschiedene Luftfahrtkarten im Unterricht verteilt und besprochen.
- 12 -
Zur Navigation mit dem UL werden ICAO-Karten 1:500.000 empfohlen, weil dort u.a.
Beschränkungsgebiete und militärische Tieffluggebiete eingezeichnet sind. Flugplätze
sind auf dieser Karte mit einem UL-Symbol gekennzeichnet wenn sie ausschließlich für
den UL-Flugbetrieb zugelassen sind. Es gilt allgemein die Verpflichtung immer die
neueste Ausgabe zu gebrauchen. Das Datum über den Stand der
Flugsicherungsangaben steht links unten auf dem Kartenrand.
4.7 Sichtan-/abflugkarten
Es werden verschiedene An- und Abflugkarten im Unterricht verteilt und besprochen.
4.8 Absetzen von Kursen und Entfernungen
4.8.1 Kursentnahme
Wie beim Beispiel am Anfang des
Unterrichts möchten wir von
Büllingen nach Liernu fliegen. Wir
ziehen eine gerade Linie zwischen
diesen beiden Flugplätzen. Den
Kurs entnehmen wir der Karte
anhand eines Kursdreiecks indem
wir dieses an diese Linie anlegen
und den Kurs an einem Meridian
und dem Dreieck ablesen. Dafür
nehmen wir am besten den
Mittelmeridian, um einen mittleren
Wert zu ermitteln.
4.8.2 Entnahme der Entfernung
Um
die
Entfernung
zu
bestimmen, messen wir die
Länge unserer eingezeichneten
Linie.
Zur
Ermittlung
der
Entfernung können wir als
Referenz die Minuten auf den
Meridianen nehmen, die je einer
NM
entsprechen.
Zu
Navigationszwecken
werden
Entfernungen allgemein in NM
(Nautical Mile) ausgedrückt.
Kapitel 5:
- 13 -
Kapitel 5:
Windeinfluss
5.1 Einfluss des Windes auf die Navigation
Wir möchten nun von A nach B fliegen. Der Karte entnehmen wir einen Kartenkurs von
102°.
Wenn man bei Windstille von A nach B einen rechtweisenden Steuerkurs (rwSK oder
True Heading, kurz TH) von 102° fliegt überfliegt man nach der errechneten Zeit Ort B.
Weht nun aber ein Wind aus Richtung 330° mit 15 Knoten und fliegt den mit Windstille
berechneten Kurs, so wird man abgetrieben. Über Grund fliegen wir dann einen Kurs von
108°. Dieser Kurs wird als rechtweisender Kurs über Grund (rwK ü. Grund) bezeichnet.
Den Winkel zwischen rwSK und rwK ü. Grund nennt man Abtriftwinkel (A oder Drift
Angle, kurz DA). Zudem wurden wir über Grund schneller, da der Wind uns auch
schneller gemacht hat. Diese Geschwindigkeit nennt man Geschwindigkeit über Grund
(VG oder Ground Speed, kurz GS).
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5.2 Rückenwind und Gegenwind
Mit dem Flugzeug bewegen wir uns entgegengesetzt zum Auto nicht mit Kontakt zum
Boden, sondern in einer Luftmasse, die sich ebenfalls bewegen kann. Diese Bewegung
ist einfach nur der Wind. Kommt der Wind von vorne sprechen wir von Gegenwind
(englisch Headwind). Kommt der Wind von hinten sprechen wir von Rückenwind
(englisch Tailwind).
Schauen wir nun einmal welche Auswirkungen Rücken- oder Gegenwind auf die
Geschwindigkeit über Grund hat.
Unser Flugzeug bewegt sich mit einer wahren Eigengeschwindigkeit von 110 kt.
Bei Windstille legen wir in einer Stunde eine Distanz von 110 NM zurück.
Auf unserem Weg von A nach B gibt uns die Wettervorhersage nun einen Wind der in
unsere Flugrichtung mit einer Geschwindigkeit von 20 kt weht.
Über Grund legen wir Dank des Windes, der uns schneller macht eine Distanz von 130
NM zurück.
Doch leider müssen wir irgendwann zurück und auf dem Weg von B nach A gibt uns die
Wettervorhersage nun einen Gegenwind von 20 kt.
Anstatt unserer 110 kt, die unser Tacho anzeigt fliegen wir nur noch 90 kt über Grund.
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5.3 Winddreieck
Der Wind weht meistens aus unterschiedlichen Richtungen, sodass wir unseren Kurs
ermitteln müssen.
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die wichtigsten Größen, das sind WCA und
die wahre Geschwindigkeit über Grund, die Groundspeed (GS), zu ermitteln.
Es stehen zur Verfügung:
- Programmierbare Taschenrechner (Pech, wenn die Batterie gerade leer ist).
- Computer oder Rechenscheiben (im Geschwindigkeitsbereich der UL's kaum
erhältlich).
- Tabellen (müssen spezifisch für die Geschwindigkeit der UL gerechnet sein).
- Zeichnerisch (als Winddreieck überall bekannt)
- Kopfrechnen (Näherungsverfahren für Anwender, die oft damit zu tun haben).
Den beiden letztgenannten Verfahren wollen wir uns nachstehend näher zuwenden.
Dazu haben wir einige Daten nötig, die wir jedoch kennen:
- wahre Geschwindigkeit (TAS) unseres UL in der Luft.
- Windrichtung, d.h. Richtung, aus welcher der Wind kommt. WD 90° heißt also der
Wind kommt aus Osten.
- Windgeschwindigkeit (WS) in Kts oder km/h.
- Richtungslinie aus der ICAO-Karte; zwischen Start und Zielort entnommen.
Das zeichnerische Ermitteln funktioniert nur, wenn der Maßstab der verwendeten Größen
gleich ist ; TAS und WS in km/h. 10 km/h = 1 cm TAS und WS in Kts 10 Kts = 1 cm
Für unsere Übung nehmen wir folgende Daten:
TC
102°
WS
15 km/h
WD
330 °
TAS
110 km/h
Entfernung A →B
100 km
Den Kartenkurs von A nach B entnehmen wir mit Hilfe des Kursdreiecks aus der
Luftfahrtkarte als rwK 102°, die Entfernung beträgt 100 km.
Aus Fluggeschwindigkeit und Entfernung errechnet sich die voraussichtliche Flugzeit von
+/- 55 Minuten.
Weht jedoch ein Wind (und das ist in unseren Breiten sehr häufig der Fall) dann wird
unser UL vom geplanten Flugweg abgetrieben. In unserem Beispiel kommt der Wind aus
330° mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h. Der Wind wirkt also von links schräg hinten
auf unser UL ein.
Steuern wir unser UL mit einem rwSK von 102°, dann werden wir auf dem Weg nach B
um den so genannten Abdriftwinkel abgetrieben, in unserem Beispiel L-4°, d.h. wir fliegen
in Wirklichkeit einen RWK über Grund von 108° und damit um 4° am Zielflugplatz vorbei.
Nach 50 Minuten Flugzeit sind wir genau querab von Flugplatz B. Aus Flugzeit und
Entfernung ergibt sich eine Geschwindigkeit von 119 km/h. Das UL ist also relativ zur
Erdoberfläche schneller geworden. Diese Geschwindigkeit nennt man Geschwindigkeit
über Grund (Ground Speed -GS oder VG).
Das Ziel in der Navigation ist es, nicht vom geplanten Kurs abgetrieben zu werden. Das
Flugzeug wird daher so in den Wind gedreht, dass die Abdrift von vornherein vermieden
wird und das Flugzeug den geplanten Kurs über Grund möglichst geradlinig abfliegt. Der
Winkel, um den das Flugzeug vorgehalten wird, heißt Luvwinkel (L), engl. Wind
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Correction Angle (WCA). Der Luvwinkel ist also der Winkel zwischen dem
rechtweisenden Kurs (rwK) und dem rechtweisenden Steuerkurs (rwSK). Wird der
Luvwinkel eingehalten, dann fliegt das Flugzeug genau entlang der Kartenkurslinie, d.h.
Kartenkurs und tatsächlich geflogener Kurs über Grund stimmen überein. Dies gilt
allerdings nur, wenn der Wind tatsächlich so weht, wie für die Berechnung des
Luvwinkels angenommen.
Für den Luvwinkel: Wind von links, Flugzeug nach links vorhalten; der Luvwinkel wird mit
einem Minus (-) gekennzeichnet. Wind von rechts, Flugzeug nach rechts vorhalten; der
Luvwinkel wird mit einem Plus (+) gekennzeichnet.
Wie wird nun der Luvwinkel ermittelt?
Hier hilft das Winddreieck. Wir kennen den Windvektor 330/15, vom Steuerkursvektor ist
nur die Länge durch VE 110 km/h gegeben. Vom Kurs-über-Grund-Vektor ist nur der
Kurs, rwK 102°, aber nicht die Länge (VG) bekannt. Wir müssen das Winddreieck
konstruieren, um die fehlenden Werte zu bestimmen. Da die Ermittlung des Luvwinkels
und damit des Steuerkurses und der Geschwindigkeit über Grund eine der am häufigsten
in der Navigation vorkommende Aufgabe ist, wird die Konstruktion anhand der
nachfolgenden Abbildung im Detail erklärt.
1. Zuerst legen wir uns auf einem Blatt Papier die Nordrichtung fest: Wir zeichnen
einen Strich. Das ist unsere Nordrichtung rwN (1).
2. Von rwN aus werden alle Kurse mit dem Kursdreieck gezeichnet. Den
Geschwindigkeitsmaßstab legen wir mit 10 km/h = 1 cm (2) fest.
3. Nun zeichnen wir den rwK von 102° ein (3).
4. Um sich die Kursabtragung zu erleichtern, kann man sich zusätzlich einen
Hilfsmeridian (4) einzeichnen.
5. Die Länge des rwK-Vektors kennen wir nicht. Wir wissen aber, wenn wir die Abb. 1
noch einmal betrachten, dass der Windvektor immer vom Steuerkursvektor zum
Kurs-über-Grund-Vektor weist. Wir tragen also irgendwo rechts vom Kurs-überGrund-Vektor in Richtung Steuerkursvektor den Windvektor mit 330° und 15 km/h
1,5 cm ein (5).
6. Der Steuerkursvektor verläuft vom Anfangspunkt des Kurs-über-Grund-Vektors zum
Anfangspunkt des Windvektors. Vom Steuerkursvektor kennen wir nur die Lange
von VE 110 km/h = 11 cm. Deshalb schlagen wir um den Anfangspunkt des
Windvektors einen Kreisbogen mit der Länge 11 cm (6).
7. Der Kreisbogen schneidet die rwK-Linie. Diesen Schnittpunkt verbinden wir nun
durch eine Gerade mit dem Anfangspunkt des Windvektors (7) und haben damit
den Steuerkursvektor gezeichnet. Das Winddreieck ist komplett.
8. Wir messen mit dem Kursdreieck den rwSK mit 096° (8).
9. Der Luvwinkel, d.h. der Winkel zwischen rwK und rwSK, beträgt L- 6° (9).
10. Die Länge des Kurs-über-Grund-Vektors misst 11,9 cm, die Geschwindigkeit über
Grund beträgt also VG 119 km/h (10).
Bevor mit Hilfe des Winddreiecks (und später mit dem Navigationsrechner) eine Aufgabe
gelöst wird, sollte immer erst einmal in Ruhe überlegt werden, was ungefähr als Ergebnis
herauskommen wird. Für die fehlerfreie Zeichnung des Winddreiecks ist es wichtig, dass
in der gleichen Einheit gerechnet wird. Alle Kurse beziehen sich auf rechtweisend Nord,
alle Geschwindigkeiten auf Kilometer. Als Maßstab hat sich in den meisten Fällen 10
km/h = 1 cm bewahrt. Erst bei großen Geschwindigkeiten muss ein anderer Maßstab
gewählt werden, da sonst die Zeichnung nicht auf ein DIN-A4 B1att passt.
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Kapitel 6:
Magnetkompass
6.1 Erdmagnetfeld
Der magnetische Nordpol stimmt nicht mit dem geografischen Nordpol überein. Die
Nadel des Kompasses wird sich nach den magnetischen Feldlinien richten und diese
laufen irgendwo im Norden Kanadas im magnetischen Nordpol zusammen. Noch dazu ist
der Schnittpunkt dieser Feldlinien nicht fest, sondern verändert seine Lage im Lauf der
Jahre.
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6.2 Aufbau des Magnetkompasses
Ein Flugzeugkompass ist im Gegensatz zu einem handelsüblichen Wanderkompass
flüssigkeitsgelagert (meist eine Art Petroleum) um jegliche Schwingungen zu dämpfen.
Die Kompassrose ist eine Art Schwimmer die auf ein Spitzenlager ruht.
Eine Ausgleichsmembrane lässt den Druckausgleich bei Temperatur- und Aussendruckschwankungen zu.
6.3 Kompassablenkung – Deviation
Der Kompass kann sich nur dann genau nach den Kraftlinien des Erdmagnetfeldes
ausrichten, wenn diese Kraftlinien nicht durch Eisenteile oder Kraftlinien, die jeden
stromführenden Leiter der Bordelektrik umgeben, gestört werden. Die Deviation (DEV) ist
diese nach der Kompensation noch vorhandene Abweichung der Kompassnadel von der
Richtung zum magnetischen Nordpol. Die Deviation wird für jeden, in ein Flugzeug
eingebauten Kompass individuell ermittelt und in der Deviationstabelle festgehalten.
Deviation West (W) enthält das Vorzeichen minus (-) Deviation East (E) enthält das
Vorzeichen plus ( + )
Der Motor als größere Eisenmasse ist beim UL-Flugzeug vom Kompass meist 1-3 m
entfernt und Bordelektrik ist außer der Zündanlage meist keine vorhanden. Wir müssen
lediglich darauf achten, dass die Kompassanzeige nur im geraden, beschleunigungsfreien Flug stimmt.
6.4 Dreh- und Beschleunigungsfehler des Kompasses
Im Kurven- oder Steigflug, aber auch beim Beschleunigen ergeben sich mehr oder
minder große Fehler unbestimmter Größe. Die Ursachen liegen im nicht horizontalen
Verlauf der Kraftlinien des Magnetfeldes und bestimmten Konstruktionsmerkmalen des
Kompasses.
6.5 Magnetkompass und Kurskreisel
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Kapitel 7:
Kurse
Kursangaben sind Richtungsangaben und stehen nicht zwingend mit dem Gradnetz der
Erde in Verbindung. Damit Kursangaben eindeutig sind, müssen sie folgendes enthalten:
die anzugebende Richtung, die Bezugsrichtung, die Winkelangabe oder Gradzahl.
Bei der Bezugsrichtung müssen wir unterscheiden zwischen True North (TN), Magnetic
North (MN) oder Compass North (CN). Wie die verschiedenen Bezugsrichtungen
zusammenhängen, werden wir nachstehend sehen.
Der course wird aus der Karte als Richtung zwischen Start- und Zielort entnommen. Als
Bezugsrichtung dienen dabei die in der Karte eingezeichneten Längengrade. Dies sind
die Linien im Koordinatennetz der Erde, die an jedem Punkt der Erdoberfläche die
Richtung zum wahren Nordpol zeigen.
Mit True North bezeichnet man diese Bezugsrichtung, von der aus man für die
Gradangabe nach East (E) = Osten bzw. West (W) = Westen zu zählen beginnt.
Man erhält dadurch den aus der Karte entnommenen True Course (TC)
Es bedeuten also:
TC = 360° Flugrichtung nach Norden, TC = 90° Flugrichtung nach Osten TC = 180°
Flugrichtung nach Süden TC = 270° Flugrichtung nach Westen
- Rechtweisender Steuerkurs, rwSK : True Heading (TH) - Winkel zwischen
rechtweisend Nord (rwN) und der Vorausrichtung der Flugzeuglängsachse.
- Kompasskurs, KK : Compass Course (CC) - Winkel zwischen Kompass-Nord (KN)
und der Richtung des Flugweges über Grund.
- Kompasssteuerkurs, KSK : Compass Heading (CH) - Winkel zwischen KompassNord (KN und der Vorausrichtung der Flugzeuglängsachse.
- Variation (VAR) wird diese Differenz zwischen True North (TN) und Magnetic North
(MN) genannt. Die Variation nimmt in Europa z.Zt. um circa 0,10° pro Jahr ab.
Variation West (W) erhält das Vorzeichen minus (-) Variation East (E) erhält das
Vorzeichen plus (+)
- Als praktisch anwendbare Bezugsrichtung für unser UL erhalten wir so: Compass
North (CN) - das ist die vom Kompass tatsächlich, also inklusive aller Fehler (sprich
Deviation und Variation), angezeigte Nordrichtung.
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