Ein integriertes professionelles System zur Qualifikationsdokumentation Ein integriertes professionelles System zur Qualifikationsdokumentation Hiermit folgt eine kurze Einführung zur Anwendung der Qualifikationsdokumentation, die in ”Korsør ProduktionsHøjskole”, in ”MultiCenter Syd” und in ”Kalundborgegnens Produktionsskole Saltoftevænge” benutzt wird. Das System baut auf der Idee, dass die Produktion in der Werkstatt nicht nur als das wichtigste didaktische Mittel der Schulform gesehen wird, sondern zugleich das wichtigste Mittel ist, um die ”Entwicklungsbilanz” der Teilnehmer zu zeigen. Gerade durch die Teilnahme in der täglichen Produktion zeigt der Teilnehmer in erster Linie seine Kompetenzen, nicht nur die fachlichen, sondern auch die persönlichen und die sozialen. Die übrigen Aktivitäten und Beurteilungsmethoden können oft eine Ergänzung der Werkstatt sein, aber die Werkstattproduktion ist und bleibt der Drehpunkt, und somit der Ausgangspunkt von jeder Dokumentation. Das System ist deshalb so aufgebaut, dass es ein natürlicher Teil der Produktion ist - kein externer Zeiträuber, sondern ein Hilfsmittel im Zusammenspiel zwischen Produktion und Ausbildung und als Unterstützung der Produktionsplanung. Das System basiert auf vier Werkzeugen und zwei einfachen, festen Aktivitäten, die sich leicht in die Produktion jeder Werkstatt einbauen lassen. Die vier Werkzeugen sind: 1. Der fachliche Qualifikationsbogen und der Qualifikationstafel 2. Das Spinnengewebe mit den dazu gehörigen Fragebogen (Business web) 3. Die Tagesordnung für die Besprechungstage 4. Ein Schulzeugnis und ein Verlaufsplan mit den dazu gehörigen Verfahren. Die festen Aktivitäten sind: 1. Das Morgentreffen, ein kurzes, tägliches Treffen in der Werkstatt 2. Der Besprechungstag, eine vierteljährliche und fest eingetragene Aktivität. Es handelt sich hier um ein ganzheitliche und zusammenhängendes System, das in Zusammenhang gesehen werden muss. Die Werkzeugen und die Aktivitäten sowie die Verwendung werden auf den folgenden Seiten näher beschrieben. Das Beispiel basiert auf der Benutzung des Systems in Korsør ProduktionsHøjskole. 1. Qualifikationsbogen und Tafel Der Qualifikationsbogen sowie der Tafel machen der Drehpunkt des Systems aus. Es gibt jeweils einen Qualifikationsbogen pro Werkstatt. Alle Teilnehmer haben mindestens einen Bogen als Teil des Verlaufsplanes. Für die Malerwerkstatt sieht der Qualifikationsbogen so aus: Der Bogen hat eine Überschrift mit dem Namen des Teilnehmers und außerdem fünf Gruppen von Informationen: 1. Bestandene Führer- und Sicherheitsscheine. Beweise, die man entweder hat oder nicht hat. 2. Fünf Gruppen von werkstattbezogenen Kompetenzen. 3. Eine Gruppe mit generellen fachlichen Kompetenzen, gleich für alle Werkstätten in der Schule. 4. Eine Beschreibung der drei Stufen: rot, gelb und grün. 5. Die Unterschrift des Werkstattlehrers (zum Werkstattwechsel/Abschluss). Die Informationen aus Gruppe 2 und 3 werden auf den Qualifikationstafeln wiederholt (siehe später) und zeigen eine fachliche Kompetenzbewertung in drei Stufen: rot, gelb und grün. Die Stufen werden wie folgt beschrieben: Kompetenzen ohne Farbmarkierung sind nicht bewertet, vielleicht weil der Teilnehmer die besondere Werkstattaufgabe noch nicht ausgeführt hat. Rot/ Anfänger: Der Teilnehmer hat die Technik/Funktion kennengelernt und hat sie selbst mit einem brauchbaren Ergebnis angewandt. Gelb/ Geübt: Der Teilnehmer kann selbst einfache Arbeitsaufgaben nach Anweisung/Beschreibung ausführen und bei mehr komplizierten Aufgaben unter Aufsicht mitarbeiten. Grün/ Kompetent: Der Teilnehmer kann selbständig die Arbeitsaufgaben der Funktion in bekannten und beschriebenen Arbeitssituationen durchführen und selbst die Qualität beurteilen. Der Teilnehmer kann außerdem die Aufgabe beschreiben und anderen wenig geübten Teilnehmern in Gang helfen. Eine Gruppe der werkstattbezogenen Kompetenzen könnte wie folgt aussehen: Der Bogen wird für jede neue Kompetenzstufe abgehakt. Dies erfolgt zumindest im Zusammenhang mit den Besprechungstagen und beim Abschluss in der Werkstatt/Werkstattwechsel. Værktøj og materialelære Vedligeholdelse og anvendelse af værktøj Stiger, stilladser, lifte Sikkerhedsbestemmelser Rød x Diese Kompetenzen kann der Teilnehmer in Prinzip von einer Werkstatt nach der nächsten individuell mit sich nehmen. Generelt fagligt Planlægning Die Kompetenzen in den Fächern Dänisch und Mathematik werden von den Ausbildungsberatern nach Prüfungen bewertet, nicht vom Werkstattlehrer. Rød x Gul Grøn x x APV/sikkerhed Affaldssortering x x Kvalitetsvurdering Oprydning/Rengøring Grøn x x x Materialernes egenskaber Die allgemeinen Kompetenzen sehen wie folgt aus: Gul x x x x Kalkulationer Arbejdssedler Dansk Regning/matematik x x x x Der Qualifikationstafel auf der Werkstattwand ist ein MatrixSchema, wo die werkstattbezogenen Kompetenzen oben stehen, und die Namen sämtlicher Teilnehmer unten Links stehen. Die erworbenen Kompetenzen werden mit roten, gelben oder grünen magnetischen Blättchen markiert. Die Fachkompetenzgruppe "Werkzeug und Materialkunde” oben entspricht die Tafel-Linie der Teilnehmerin Cille. Der Tafel zeigt mindestens drei Informationen: 1. Welche Fachkompetenzen in der jeweiligen Werkstatt gelernt werden können. 2. Die Beurteilung der individuellen Kompetenzstufe jeder Teilnehmer. 3. Ein Überblick über die gesamte Kompetenz in der Werkstatt. Die Farbmarkierung auf dem Tafel wird laufend auf den letzten Stand gebracht, z. B. bei den Morgentreffen, wenn die Kompetenzen in der Praxis gezeigt worden sind. Der Tafel ist wichtig in der Kommunikation mit den Teilnehmern, dem Lehrer, der Schulleitung und mit externen Besuchern, und er ist ein dynamisches Hilfsmittel. Der Qualifikationsbogen soll somit dieses Bild der einzelnen nach Abschluss des Aufenthaltes in der Werkstatt oder der Schule festhalten, und kann mitgebracht werden in das weitere Ausbildungs- oder Arbeitsleben. Wichtig ist deshalb, dass der Lehrer mit seiner Unterschrift auf dem Qualifikationsbogen für die fachbezogene Bewertung einsteht. x Der Qualifikationsbogen wie auch der übrige Verlaufsplan ist das Eigentum des Teilnehmers. 2. Das Spinnengewebe Das Spinnengewebe mit den dazu gehörigen Fragebögen ist ein Werkzeug für die Besprechungstage und wird als Basis für die Besprechung über persönliche und soziale Kompetenzen benutzt. Es dreht sich um einen Selbstbewertungswerkzeug, wobei es versucht wird, ein persönliches Profil der Teilnehmer aufzustellen. Das Spinnengewebe ist weder Teil des Verlaufsplans noch von der Dokumentation. Dafür werden aber eventuelle Konklusionen der Besprechung über persönliche und soziale Kompetenzen in dem Verlaufsplan aufgezeichnet. Wir wechseln zwischen vier verschiedenen Fragebögen, die – wenn möglich – auf konkreten Fragen des Schulalltages basieren. Die Fragen könnten z. B. so formuliert werden: Der Teilnehmer erhält den Fragebogen zur Vorbereitungszeit am Besprechungstag. Die Fragen sollen so ehrlich wie möglich beantwortet werden. Der Fragebogen ist wie gesagt eine Selbstbewertung, wobei es nicht um viele Punkte geht, sondern um ein ehrliches Bild zu schaffen. Die klein geschriebenen Ziffern der Antworten werden in einen Antwortbogen übertragen und dort zusammengelegt, und die Ergebnisse werden dann in das Spinnengewebe übertragen, wo die Ausprägung der 8 persönlichen und sozialen Kompetenzen gezeigt wird. Es sind 4 persönlichen Kompetenzen: (E) Lernkompetenz, (F) Entwicklungskompetenz, (G) Eigenständigkeit und (H) Selbstkontrolle und 4 soziale Kompetenzen: (A) Verantwortung, (B) Teilnahme/Produktion, (C) Zusammenarbeitskompetenz /Teamkompetenz und (D) Kommunikationskompetenz Einfach gesagt könnte man die obere Hälfte des Spinnengewebes (G, H, A, B) als ein Bild der inneren Persönlichkeit bezeichnen, und die untere Hälfte (C, D, E, F) als die mehr nach außen gerichteten Kompetenzen sehen. Das Spinnengewebe soll nur als Ausgangspunkt für die Besprechung betrachtet werden. Das Spinnengewebe ist die individuelle Auffassung am jeweiligen Tag und ist keine Dokumentation des persönlichen Charakters. Wenn man mit dem Teilnehmer über das Spinnengewebe spricht, ist es der Ausgangspunkt für einen Meinungsaustausch darüber, in wie weit man im Ergebnis/ im erscheinten Profil einig ist oder nicht. Sowohl der Lehrer als auch der Teilnehmer können uneinig sein, und auf dieser Basis spricht man dann darüber wie man ist als Person. Außerdem ist es wichtig, nicht nur „Mängel“ zu sehen. Es gelingt besser, wenn man die Stärken betont. Wenn man, wie im obigen Beispiel, viele Punkte in bezug auf Verantwortung hat, und wenige Punkte in Bezug auf Teilnahme, wäre es nützlich, eine weitere Entwicklung der Verantwortung zu besprechen, wobei auch die Teilnahme profitieren könnte. Darüber hinaus könnte man untersuchen, wie die ausgeprägte Selbstkontrolle und Lernkompetenz z. B. zu mehr Kreativität führen könnten. Wenn, also, alle unbedingt kreativ sein sollen. Der Zweck ist nicht, Höchstpunkte auf allen 8 Achsen zu bekommen. Zum Ende des Besprechungstages werden alle Bögen mit den Gesamtwerten gesammelt und für statistische Zwecke und nachfolgende Bewertung des Fragebogens benutzt. Wenn das Ergebnis gegenüber dem Fragebogen und den zugehörigen Antworten bewertet wird, muss man sehr darauf achten, das Fragebogen nicht als Anweisung für Handlungen zu sehen. Es gibt nur vier bis fünf Fragen pro Achse, und es könnte andere Fragen sein (und werden andere Fragen sein nächstes Mal). Es ist deshalb empfehlenswert sowohl die Fragen als auch die Antworten während der Besprechung beiseite zu legen, und nur das Spinnengewebe zu betrachten. Wenn man nachfolgend trotzdem findet, dass einige Fragen und Antworten ein falsches Bild von dem Teilnehmer hervorgebracht haben (wenn weder der Lehrer, noch der Teilnehmer das Bild wiedererkennen können), soll dieses Ergebnis benutzt werden, den Fragebogen zu korrigieren, und nicht das Verhalten des Teilnehmers. 3. Die Tagesordnung Die Tagesordnung, die im Zusammenhang mit den Besprechungstagen benutzt wird und ein paar Tage vorher an den Teilnehmer gegeben wird, beinhaltet einige statistischen Informationen über Versäumnisse u. a. und dazu drei Hauptpunkte für die Besprechung. Die drei Hauptpunkte müssen besprochen werden. Die Reihenfolge ist nicht so wichtig, und alle Punkte müssen auch nicht den gleichen Gewicht haben. Dabei ist die konkrete Situation des Teilnehmers immer zu berücksichtigen. Die untergeordneten Punkte müssen nicht auf Punkt und Komma durchgegangen werden, sondern als Inspiration für die Besprechung über den jeweiligen Hauptpunkt gesehen werden. Die Hauptpunkte sind: 1. Die Arbeit in der Werkstatt/ Fachbezogene Kompetenzen 2. Persönliche und soziale Kompetenzen 3. Erfassung und zukunftbezogenes Gespräch – was soll jetzt geschehen? Die Absprachen der Besprechung werden in den Verlaufsplan übertragen und dokumentiert. 4. Das Produktionsschulzeugnis und der Verlaufsplan Bei Entlassung eines Teilnehmers wird ein Produktionsschulzeugnis ausgestellt und in dem von dem Bund der dänischen Produktionsschulen ausarbeiteten schönen Umschlag überreicht. Der Umschlag enthält das Zeugnis mit der Unterschrift der Schule. Siehe auch die übrige Dokumentation, besonders: Der nackte Verlauf (Werkstätten, Praktikums und Kombinationsverläufe mit Daten) im Verlaufsplan, und die fachbezogenen Qualifikationsbögen (von jeder Werkstatt, in der man gearbeitet hat). Es ist deshalb wichtig, diese Dokumentation laufend beim Werkstattwechsel, Praktikum oder KombinationsVerläufen zu aktualisieren. Beim Werkstattwechsel sollen sowohl der abgebende Werkstattlehrer als auch der empfangende Werkstattlehrer den Verlaufsplan durchsehen, ob etwas eingetragen werden muss oder im Qualifikationsbogen zu aktualisieren oder unterschreiben ist, (bevor der Teilnehmer vom Qualifikationsbogen in der Werkstatt weg ist). Zusammen mit dem Umschlag und dem Produktionsschulzeugnis wird die rote Aktenmappe mit der übrigen Dokumentation des Verlaufsplans dem Teilnehmer überreicht. Bevor der Teilnehmer die gesamte Dokumentation in die Hand bekommt, macht die Schule eine Kopie des ganzen Verlaufsplans für die Schularchiv. Aktivität 1. Das Morgentreffen Die Werkstatt fängt jeden Tag mit einem Morgentreffen an, prinzipiell mit folgender Tagesordnung: 1. Sind wir alle dabei heute? Wenn nicht, was dann? A) Kann die Werkstatt etwas tun? Telefon? Einen Schulkameraden senden? oder B) Soll der Fall zum Berater weitergeleitet werden oder . . . Wer schreibt am Tafel? 2. Gemütliches Gespräch über alles mögliche. 3. Tagesverlauf gestern: Wurden die verschiedenen Aufgaben gelöst? (wenn nicht – warum? Was tun wir jetzt?) Aufgaben mit besonderer Verantwortung – wie sieht es aus? Beispiel: Verantwortliche(r) Sekretär(in), Lager, Werkzeug, Reinigung, Arbeitsbekleidung. Die Aufgaben jeden Tag weiterverfolgen und im Griff haben. 4. Gibt es Änderungen/Ergänzungen der Kompetenzen auf dem Tafel? 5. Buchhaltung/Rechnungen Durchgang der Rechnungen, die mindestens hoch gelesen werden. Danach werden sie unterschrieben und in die Buchhaltung weitergeleitet. 6. Präsentation der neuen Aufträge. Erledigte Aufträge werden für Rechnungsausstellung fertig gemeldet. 7. Arbeitszettel (werden von den Teilnehmern ausgefüllt). 8. Die heutigen Aufgaben: Wer tut was zusammen mit wem? Aktivität 2. Der Besprechungstag Jedes Jahr werden vier Besprechungstage durchgeführt. In welchen Kalenderwochen sie stattfinden werden, wird im Jahresplan festgelegt. Ungeachtet der Ungelegenheit zur Zeit der aktuellen Durchführung werden die Besprechungstage nicht abgesagt. Es wird typisch ½ Stunde Vorbereitungszeit und ½ Stunde Besprechung je Teilnehmer geplant. Ob die Produktion in der Werkstatt gleichzeitig läuft oder nicht, hängt von der Art der Werkstatt und der derzeitigen Aufgaben ab. Auf jeden Fall müssen die Besprechungen in Ruhe durchgeführt werden, ohne Störungen. Es wird vorgezogen, die Besprechungen im Sitzungszimmer der Werkstatt durchzuführen, wo auch der Qualifikationstafel ist. Für Teilnehmer unter 18 Jahre werden die Eltern eingeladen. Die Besprechung wird aber mit dem Teilnehmer geführt. Die Hilfsmittel, wie oben in Abschnitt 2 und 3 beschrieben, werden vor dem Besprechungstag ausgehändigt. Außer der Aufzeichnungen im Verlaufsplan, werden alle Wünsche zur Entlassung und Werkstattwechsel aufgezeichnet, und sie werden unmittelbar nachher an der Person übergeben, die für die Verteilung in den Werkstätten verantwortlich ist (d. h. zur Zeit Anita).