1. Einleitung 1.1 Thema der Arbeit Mit der Wahrheit wird jeder konfrontiert. Dass einige Dinge wahr sind, scheint unbestreitbar: der Himmel ist Blau, wenn die Sonne scheint ist es Tag und wenn sie untergeht, und somit nicht mehr scheint, ist es Nacht. Doch die Anzahl der Streitfälle überwiegt. Ob es, als bestes Beispiel, ein Leben nach dem Tode, ob es Gott oder sonst irgendwelche Wesen im Weltall, bzw. außerhalb der Erde, gibt, wird niemand mit Sicherheit, den Fakten schwarz auf weiß, beweisen können. Jedoch sind nur wenige Menschen Agnostiker, das Kriterium ob irgendetwas wahr oder unwahr ist muss also auf etwas anderem beruhen als harten Fakten. Unabhängig von Glaubensfragen gibt es allerdings auch im ganz normalen Alltag genügend Situationen, in denen man entscheiden muss ob es die Wahrheit ist oder nicht. Ausreden beispielsweise müssen auf ihre Richtigkeit und Glaubwürdigkeit überprüft werden, Politiker und Parteien ebenso, Behauptungen anderer Menschen, insbesondere der „Kaffeeklatsch“ und Gerüchte, besonders. In meiner Arbeit werde ich einige Wege, wie der Mensch dazu kommen kann etwas als „wahr“ zu betiteln, zeigen und erläutern. Die, vornehmlich von Schriftstellern und Philosophen betriebene, Suche nach Wahrheit hat viele solcher Wege hervorgebracht, sodass ich nur eine Auswahl, bedeutende sowie für mich interessante Ansichten, präsentieren werde. Meine favorisierte Auffassung werde ich ebenfalls näher begründen. 1.2 Ziel der Arbeit „Jede Naivität läuft Gefahr, lächerlich zu werden, verdient es aber nicht, denn es liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und ein Zeichen von Unschuld.“ - Joseph Joubert Um es bösartig auszudrücken möchte ich dem Leser dieses „unreflektierte Vertrauen“ und die „Unschuld“ rauben, sodass er schlussendlich das Wörtchen Seite | 1 „wahr“ gewichtiger gebraucht wie bisher. Viele Wörter, die eigentlich von zentraler Bedeutung für das menschliche Leben sind, wie Wahrheit und Liebe, werden von den meisten Menschen, insbesondere der Jugend, ohne Achtung auf ihren eigentlichen Wert benutzt. Die Palette reicht von vorschnellen „Ich liebe dich“ ‘s bis zu „schwör‘ auf Koran, Alder!“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Liebe und Wahrheit sind geistige Güter die vom Benutzer mit Respekt gehandelt werden sollten und gewichtigen Inhalt haben. Etwas wahres, zum Beispiel, sollte eben, bis zum damaligen Stand zumindest, validiert und richtig sein. Jedoch sind sich viele Menschen nicht einmal bewusst wie sie „Wahrheit“ wahrnehmen, was sie als wahr betiteln und vor allem warum. Dem möchte ich entgegenwirken. 2. Der Wahrheitsbegriff Augustinus sagte: „Wahres ist das, was ist.“. Jedoch ist eine Definition von Wahrheit ebenso schwierig und vielseitig wie die folgenden Ansichten, wie Wahrheit aufgefasst werden kann. Jeder Mensch hat eine eigene Ansicht, was Wahrheit für ihn bedeutet, und Gelehrte streiten seit langem darüber, ob es überhaupt Wahrheit gibt. Ich verwendete im Text bis jetzt den allgemeinen Begriff der Wahrheit, als Gegenteil von Falschheit, Lüge und Irrtum. Die einzelnen Theorien haben möglicherweise andere Ansichten vom Wahrheitsbegriff. 3. Wahrheitstheorien 3.1 Die Korrespondenztheorie Die Korrespondenztheorie der Wahrheit ist bisher die dominanteste Auffassung in der westlichen Welt gewesen. Hierbei muss man natürlich beachten, dass früher die Zeit „langsamer“ lief, da es allgemein weniger Menschen gab und die Technologie nicht so weit fortgeschritten wie seit der Renaissance. Als ersten Korrespondenztheoretiker könnte man Aristoteles nennen, dies ist allerdings umstritten, und die Ära der Korrespondenztheorie hält bis in unsere jetzige Zeit an. Seite | 2 Im Wesentlichen ist sie so aufgebaut, dass z.B., wie der Name sagt, ein Gegenstand mit dem Idealbild des Gegenstandes verglichen wird. Stimmt es überein, so ist es wahr. In einem bekannten Zitat von Aristoteles heißt es etwa: „Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten“ . Die Wahrheit hängt im diesem Fall also davon ab, ob das Existierende, eine Tatsache, mit dem Gedanken übereinstimmt, oder wie Thomas von Aquin es ausdrückte: „adaequatio intellectus et rei (Übereinstimmung von Einsicht und Sache)“, die sogenannten Wahrheitsträger sind also der Verstand und der Gegenstand. So simpel wie diese Theorie auch klingt, sie hat einige Schwierigkeiten. Wie soll man den Gedankengang denken, dass die Farbe blau, die ich im Kopf habe, auch der Himmel hat, also das Wissen auf den Gegenstand, oder umgekehrt, zu übertragen. Auch, wenn man es auf Tatsachen bezieht, kommt man in die missliche Lage, Tatsachen erklären zu müssen, und kommt somit in einen definitorischen Zirkel, da Tatsachen „wahr“ sind, bzw. „sind“, und das, was „ist“ „wahr“ ist, und so weiter. Dennoch ist die Korrespondenztheorie immer noch im Alltag und in der Wissenschaft am Häufigsten verbreitete und am einfachsten zu gebrauchende Wahrheitstheorie. Dies gilt allerdings nur für die Westliche Kultur, in anderen Kulturkreisen können durchaus andere Wahrheitstheorien dominieren, wie z.B. wie in buddhistisch beeinflussten Kulturen. 3.2 Sprachanalytische Wahrheitstheorien Die sprachanalytisch orientierten Wahrheitstheorien kamen im 20. Jahrhundert auf und entfachten ein neues Interesse an dem Begriff „Wahrheit“. Im Zuge der Aufklärung und den folgenden Richtungen der Neuzeit wurde das alte platonische „Ideenreich“, in dem alle Gedanken und Gegenstände vorhanden sind und „darauf warten, mit Gegenständen verglichen zu werden“, ins Wanken gebracht und neue Theorien entstanden. Die Sprachanalytischen sind, wie bereits erwähnt, einige davon. Hierbei wurde aber weniger drauf geachtet, ob ein Gegenstand wahr ist, sondern, wie auch hier der Name verrät, ob ein Satzteil, z.B. ein Prädikat, wahr ist. Seite | 3 Die bekannteste und einflussreichste sprachanalytische Theorie ist die des Alfred Tarski, die semantische (v. gr. anzeigen) Theorie der Wahrheit. Das Ziel Tarskis war nicht, eine völlig neue Theorie zu erschaffen, jedoch seine Theorie auf Basis des populären Gebrauchs von Wahrheit zu schaffen, und, bzw. dadurch, die Korrespondenztheorie zu verfeinern. Das erste Problem, den definitorischen Zirkel, löst er dadurch, dass er die Theorie nicht unmittelbar auf „wahr“ stützt, sondern durch Mittel der Logik folgenden Satz aufstellt. „Ein Subjekt erfüllt eine Aussagefunktion, wenn ihm die im Prädikat ausgedrückte Eigenschaft zukommt“ Die Aussagefunktion ist im diesem Fall natürlich „wahr“. Oder mathematischer ausgedrückt: „x(p) ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“ Solche Sätze sind natürlich in der Umgangssprache nicht zu gebrauchen. Kaum einer würde auf die Frage, ob es denn wirklich schneien würde, mit „Es schneit ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn es schneit!“ antworten. Jedoch erhält man trotzdem, laut Tarski, zum Teil eine Wahrheitsdefinition, wenn man den Satz in die Umgangssprache übersetzt. Da man sich eigentlich sowohl bei metaphysischen Sätzen, bzw. Aussagen, als auch bei trivialen Aussagen kaum auf irgendetwas stützen kann werden, um deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, muss man von einer Liste von Fundamentalaussagen ausgehen, die als unbedingt wahr angesehen werden müssen. Hier liegt beispielsweise ein großer Unterschied zur Korrespondenztheorie, da diese so etwas nicht benötigt, sondern nur auf den Betrachter selber angewiesen ist, der Wahrheitsträger bei dieser Theorie ist also der Satz, mit dem die Wahrheit der Aussage überprüft werden kann. Diese Fundamentalaussagen sind, so Tarski, „Anschlüsse“ an die Wahrheit und somit die obersten Überprüfungsmittel einer Aussage. Die Mechanik wird allerdings so eingesetzt, dass Fragmente des Satzes in die obigen Sätze („Ein Subjekt erfüllt eine Aussagefunktion, ...“; „x(p) ist eine wahre Aussage…“) eingesetzt werden und somit Teils Teils auf ihre Wahrheit überprüft werden. Wird mit den Mitteln der Logik die „Wahrheit“ aus den Fundamentalaussagen hergeleitet, bzw. ist sie Seite | 4 dadurch her leitbar, so ist der Satz wahr. Im Vergleich zur Korrespondenztheorie ein aufwendiges Verfahren. Dennoch ist diese Wahrheitstheorie sehr populär geworden, da sie im Vergleich doch relativ simpel im Vergleich zu hochkomplexen Wahrheitstheorien, die es selbstverständlich auch gab und gibt, ist, und trotzdem sehr zuverlässig eine Definition von Wahrheit bietet, ohne in einen definitorischen Zirkel zu gelangen. Eine andere sprachanalytische Wahrheitstheorie ist die Redundanztheorie. Sie bietet zweifellos den simpelsten und ebenso am einfachsten verständlichen Ansatz zu Wahrheitstheorie: die Redundanztheorie (v. lat. redundare = im Überfluss vorhanden sein) besagt nämlich, dass das Wort „wahr“ überflüssig ist und ohne Informationsverlust gestrichen werden kann. 1892 formulierte Gottlob Frege den Satz: „Man kann ja geradezu sagen: „Der Gedanke, dass 5 eine Primzahl ist ist wahr.“ Wenn man aber genauer zusieht, so bemerkt man, dass damit eigentlich nicht mehr gesagt ist als in dem einfachen Satz „5 ist eine Primzahl“. […] Daraus ist zu entnehmen, dass das Verhältnis des Gedankens zum Wahren doch mit dem des Subjekts zum Prädikate nicht verglichen werden darf.“ Der Satz bringt im Großen und Ganzen die Redundanztheorie auf den Punkt. Die Gründe für diesen „Überfluss“ liegen laut F.P. Ramsey, dem Begründer dieser Theorie in einer sprachlichen Verwirrung [linguistic muddle], sodass die ganze Aufregung um „Die Wahrheit“ unnütz ist, sondern das Wort „wahr“ lediglich deswegen existiert um die eigene Aussage zu bekräftigen. Ein Beispiel dazu wäre: „Es ist wahr, dass Cäsar ermordet wurde.“ Das Wort „wahr“ ändert nichts an der Aussage des Satzes. „Cäsar wurde ermordet.“ hat den gleichen Informationsgehalt, jedoch nicht die Begeisterung oder Mystizismus des obigen Satzes. Eine negative Form des Satzes wäre einfach „Cäsar wurde nicht ermordet.“ Laut dieser Theorie gibt es keinen Wahrheitsträger, da der Satz selber ein Faktum aussagt. Diese Theorie hat zwar viele inspiriert und Verwirrung gestiftet, jedoch kann das Beispiel des Papstes „Alles was der Papst sagt ist wahr.“ die Theorie widerlegen, da hier ein Informationsgehalt im „wahr“ steckt, nämlich die Unfehlbarkeit des Papstes, die bei dem Satz „Alles was der Papst sagt ist.“ nicht gegeben wäre. Seite | 5 Allerdings wurden natürlich auch Gegenstimmen laut. Die Performative Theorie der Wahrheit besagt, dass bei Fällen wie den obigen Beispielsätzen das Wort „wahr“ sehr wohl verzichtbar ist, ja sogar eine „Äußerung ohne Sinn und Zweck“ sei jedoch nur deswegen, da eine wahre Aussage nachträglich als „wahr“ befunden wird. Wenn man allerdings eine Aussage über ein Ereignis oder eine Theorie macht, die strittig, neu, etc. sind, dass sie wahr wären, macht, wird viel mehr als der bloße Sachverhalt vermittelt, daher der Name vom engl. to perform, etwas ausführen. Das „Tun“ ist also der Wahrheitsträger. Diese Theorie wurde von Peter Strawson eigens als Antwort auf die Redundanztheorie entwickelt. 3.3 Intersubjektivitätstheorien Die alten griechischen Philosophen stellten sich die Wahrheit als etwas Bestehendes vor. Das Höhlengleichnis Platons ist ein gutes Beispiel, denn die Erkenntnis, oder in unserem Fall die Wahrheit, ist die Sonne und die Sonne ist bekanntlich unabhängig vom Menschen. Die Intersubjektivitätstheorien sind aber völlig unabhängig davon. Wie der Name verrät wird hier die Wahrheit unter mehreren Menschen ausgemacht. Zwei Vertreter im deutschsprachigem Raum sind die Konsensustheorie nach Jürgen Habermas und der dialogischen Wahrheitstheorie. Die Konsensustheorie bezieht die Validierung des Wahrheitsbegriffs, wie bereits erwähnt, aus dem Gespräch verschiedener Diskussionspartner, die in einem Fall übereinstimmen. Ein Sprecher behauptet, dass ein Satz wahr ist, der Wahrheitsträger ist also die Behauptung. Wenn dieser durch die Diskussion in der idealen Sprechsituation mit den anderen als wahr anerkannt wird, dann ist er berechtigt „wahr“. Allerdings sind die Gesprächsbedingungen, die Habermas aufstellt, ideal und deswegen nicht realisierbar. Normalerweise sind Menschen nicht gleich. Es gibt extrovertiertere, lautere, größere und dominantere Menschen, die tendenziell eher „das Sagen haben“. Dies ist evolutionär, bzw. im morphologischem Falle genetisch begründet. Beispiele sieht man überall im Alltag. Dominanten Menschen folgen die unterwürfigeren, die, so zu sagen, keine eigene Seite | 6 Meinung haben, wodurch beispielsweise nur schwer ein Konsens erreicht werden kann, wenn eine dominante Person unterwürfigere Personen um sich schart, die ihm dann zustimmen, allein durch Bestechung wäre dies ja möglich, gar nicht schöne, manipulative Frauen zu erwähnen, die Männer bezirzen (Buss, 2004). Deswegen die idealen Diskursbedingungen des Habermas: jeder kann gleichzeitig reden und auf die Rede des anderen eingehen, bzw. ihn etwas zu fragen, man kann die Vormeinungen der Gesprächspartner thematisieren und kritisieren, sodass sie alle Themen ansprechen können um ihren Wahrheitsanspruch zu erheben. Alle Teilnehmer können ihre eigenen Gefühle und Einstellungen jederzeit vortragen, um praktisch sich selber Glaubwürdig zu machen. Eine anonyme Aussage hat beispielsweise eine ganz andere Wirkung als die gleiche Aussage von jemandem, von dem man weiß, dass er sich jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Obwohl dies natürlich alles nicht realisierbar ist, wird muss auf diese Situation hingearbeitet werden, da sonst die Glaubwürdigkeit eines solchen Gespräches, bzw. der Wahrheitserkenntnis aufs Spiel gesetzt wird. Die zweite Theorie besagt, dass ebenfalls alle Teilnehmer im Gespräch miteinander die Wahrheit herausfinden können, jedoch haben sie alle die gleiche Vorstellung von allen Begriffen, die sie benutzen. Ebenfalls von „wahr“ und „falsch“, die in den Augen der dialogischen Theorie sogenannte „Prädikatoren“ sind, d.h. Eigenschaften, die einem Gegenstand oder einer Aussage anerkannt oder abgesprochen werden können. Die dialogische Theorie wurde von Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen entwickelt. 3.4 Kritik gegen die Wahrheit als Begriff Viele Philosophen insbesondere der Postmoderne bestreiten, dass es im klassischem, griechischem Sinne „eine, einzige Wahrheit“ gäbe. Vielmehr könnte es davon abhängig sein, in welchem Kulturkreis, mit welcher Religion man aufgewachsen ist und relativieren damit den Absolutheitsanspruch der Wahrheit. Im sogenannten „Radikalen Konstruktivismus“ wird diese Ansicht vollendet, denn sie besagt, dass alle Wahrheiten subjektiv sind und somit nicht miteinander Seite | 7 verglichen werden können. Diese Theorie ist sozusagen die „bequemlichste“, denn durch diese Aussage wird eine Definition der Wahrheit nicht benötigt und entfällt. Sie stützt sich auf die relativ plausible Sapir-Whorf-Hypothese, die besagt, dass allein schon jede Sprache ihre eigenen, volkstümlichen Ansichten in die Wörter hineinbringt und somit es dadurch keinen Wahrheitsbegriff, laut der Hypothese sogar nicht einmal eine Übersetzung eines Textes in eine andere Sprache, geben kann. Der Kritische Rationalismus hält allerdings an der Idee der „einen Wahrheit“ fest, jedoch es keinen Weg gibt herauszufinden, ob eine Aussage wirklich wahr ist oder nicht. Würde es keine Wahrheit geben hätte dies, laut Vertretern dieser Theorie, verheerende Folgen, denn Moral und Werte hätten keine Gültigkeit mehr. Obwohl die Wahrheit nicht beweisbar ist, kann man durchaus Vermutungen anstellen und spekulieren, inwiefern eine Aussage wahr ist, sowie durch wechselseitige Kontrollen und Aussagen teilweise beweisen, dass etwas wahr ist. Die Ablehnung von Wahrheit überhaupt kann zum Nihilismus, und somit zur Ablehnung von Werten und Moral, führen. 3.5 Wahrheit in christlichen Religionen Ein Kriterium der katholischen und evangelischen Kirchen, um eine religiöse Organisation als Sekte einzustufen ist, dass sie beanspruchen, die absolute Wahrheit zu besitzen, zu vertreten oder zu praktizieren. Ironischer weise behauptete die Katholische Kirche Jahrhunderte lang nichts anderes von sich, auch, dass der Papst unfehlbar ist, spricht nicht für die Aufgeklärtheit. Missionierung, sprich die „Belehrung von Heiden“, ist heutzutage nachwievor unter allen Kirchen anzutreffen, jedoch zum Glück ohne Gewalt. Dies besserte sich insbesondere seit dem 20. Jahrhundert, da hier der Volksglaube massiv anfing zu schwinden. Jesus sagte aber auch z.B. von sich selber: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Joh 14,6). Seite | 8 4. Resümee Die Wahrheitssuche und –findung ist wohl so alt wie der Mensch selbst. Zusammenfassend lässt sich auch sagen, dass, obwohl ein alleiniger Anspruch auf die Wahrheit besteht, es eine Fülle an Wegen gibt, diese zu finden, oder auch nicht. Man muss jedoch mindestens allen Fraktionen den Respekt ihrer Meinung einräumen, denn Fanatismus egal welcher Art ist nicht nur rufschädigend, sondern kann auch zu körperlicher Schädigung der anderen Partei führen. Der wesentliche Unterschied zwischen den einzelnen Theorien ist die Art, die Wahrheit zu finden. Während man z.B. bei der korrespondieren Wahrheitstheorie einfach den Verstand und den entsprechenden Gegenstand braucht, muss man bei der performativen Theorie etwas tun, dass es wahr wird. Bei einigen, z.B. dem Radikalen Konstruktivismus, muss man nicht einmal den Finger rühren und kann behaupten, dass man die Wahrheit kennt. Ob sie dann jemand mit einem teilt, ist eine andere Sache. 5. Meine eigene Ansicht Meine Auffassung von Wahrheit ist geprägt von einem Zitat von Hermann Hesse: "Man konnte den Leuten in ihrer Dummheit zusehen, man konnte über sie lachen oder Mitleid mit ihnen haben, aber man mußte sie ihrer Wege gehen lassen." Selbst wenn ich die absolute Wahrheit erkannt hätte, wäre dies nur für mich selber gut. Würde ich versuchen sie zu bekehren und sie die Wahrheit erkennen lassen wäre ich nicht besser als die Menschen, die auf der Straße Flyer austeilen, dass das Ende bald naht, oder den Menschen beweisen wollen, dass die in einer großen Verschwörung verstrickt sind und sich befreien müssen. Man kann einem Menschen nichts beibringen, was er selbst nicht verstehen würde. Rein dadurch beschränke ich mich auf empirische Erfahrungen sowie deren Reflexion und dem Lesen von Texten, vornehmlich im Internet. Kann ich eine aufgestellte Theorie Seite | 9 nachvollziehen und klingt sie für mich plausibel, so ist sie für mich wahr. Interessant ist sowas bei sozialen Angelegenheiten, wie z.B. der Aussage der Medien, dass man einer Frau alles bereitstellen, also Blumen, Pralinen, wer weiß was noch kaufen soll und ihr die lebenslange Treue beichten soll, damit man gute Chancen bei ihr hat. Dies ist eben definitiv nicht so. Die Wahrheit ist, dass man sich rar und interessant machen muss, man muss zeigen, dass man auch Alternativen hat und man sowieso begehrt ist. Dies steht nicht nur in umstrittenen Psychologiebüchern, sondern ist auch im wirklichen Leben zu beobachten, während Leute, die dem Medienbeispiel folgen, in der Regel versagen. Trotzdem wird das Bild weiter propagiert, man könnte in diesem Fall auch von einer Verschwörung der Blumen- und Geschenkeindustrie ausgehen, was ich aber noch nicht empirisch auf ihre Wahrheit überprüft habe und so bald auch nicht werde. Ich halte mich also größtenteils an die Kriterien des Kritischen Rationalismus, jedoch auch an die des Nihilismus, da ich bestreite, dass es wirklich Moral und Werte gibt, da diese täglich und überall auf der Welt gebrochen werden. Der Tod eines Menschen, der „zur falschen Zeit am falschen Ort“ ist, ist das beste Beispiel, dass Moral nur ein Konstrukt der Gesellschaft ist und somit jederzeit gebrochen werden kann und wird. Die Wahrheit ist in dem Fall, dass die Menschen Tiere sind, die für ihr eigenes wohlergehen diese sozialen Regeln aufgestellt haben. Die letzte Aussage stünde aber zum Beispiel im Widerspruch zum Nihilismus, laut der es ja keine Wahrheit gibt. Zusammenfassend muss ich sagen, dass die Wahrheit ein mächtiges Werkzeug ist, mit dem man umgehen können muss. Man kann sich selbst einiges durch sie erleichtern, man kann durch sie leiden, man kann durch die Behauptung, die Wahrheit zu besitzen, andere verführen und natürlich auch selber verführt werden. Man denkt, dass dies in unserer aufgeklärten, modernen Gesellschaft nicht der Fall wäre, allerdings sprechen sowohl Neonazis als auch Antifaschisten und Möchtegern-Linke und -Kommunisten dagegen. Seite | 10 6. Anhang 6.1 Quellenverzeichnis 6.1.1 Buchquellen Frankfurt, Harry G.: Über die Wahrheit, Carl Hanser Verlag, München 2006 Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe, dtv, 2006 Buss, David M.: Evolutionäre Psychologie - München: Pearson Studium, 2004, 2., aktualisierte Aufl. 6.1.2 Internetquellen http://www.sascha-settegast.de/heroicdreams/thomas_qdv1.pdf http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__39.position__10.de.html http://www.tibet.de/tib/tibu/2007/tibu84/von_brueck_was_ist_wahrheit.html http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit Seite | 11 6.2 Selbstständigkeitserklärung Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine anderen als die von mit angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet. Neuenbürg, den 31.03.08 _________________________ Unterschrift des Verfassers Seite | 12