1. Einleitung 1.1 Thema der Arbeit Mit der Wahrheit wird jeder

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1. Einleitung
1.1 Thema der Arbeit
Mit der Wahrheit wird jeder konfrontiert. Dass einige Dinge wahr sind, scheint
unbestreitbar: der Himmel ist Blau, wenn die Sonne scheint ist es Tag und wenn
sie untergeht, und somit nicht mehr scheint, ist es Nacht. Doch die Anzahl der
Streitfälle überwiegt. Ob es, als bestes Beispiel, ein Leben nach dem Tode, ob es
Gott oder sonst irgendwelche Wesen im Weltall, bzw. außerhalb der Erde, gibt,
wird niemand mit Sicherheit, den Fakten schwarz auf weiß, beweisen können.
Jedoch sind nur wenige Menschen Agnostiker, das Kriterium ob irgendetwas wahr
oder unwahr ist muss also auf etwas anderem beruhen als harten Fakten.
Unabhängig von Glaubensfragen gibt es allerdings auch im ganz normalen Alltag
genügend Situationen, in denen man entscheiden muss ob es die Wahrheit ist
oder nicht. Ausreden beispielsweise müssen auf ihre Richtigkeit und
Glaubwürdigkeit überprüft werden, Politiker und Parteien ebenso, Behauptungen
anderer Menschen, insbesondere der „Kaffeeklatsch“ und Gerüchte, besonders. In
meiner Arbeit werde ich einige Wege, wie der Mensch dazu kommen kann etwas
als „wahr“ zu betiteln, zeigen und erläutern. Die, vornehmlich von Schriftstellern
und Philosophen betriebene, Suche nach Wahrheit hat viele solcher Wege
hervorgebracht, sodass ich nur eine Auswahl, bedeutende sowie für mich
interessante Ansichten, präsentieren werde. Meine favorisierte Auffassung werde
ich ebenfalls näher begründen.
1.2 Ziel der Arbeit
„Jede Naivität läuft Gefahr, lächerlich zu werden, verdient es aber nicht, denn es
liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und ein Zeichen von Unschuld.“
-
Joseph Joubert
Um es bösartig auszudrücken möchte ich dem Leser dieses „unreflektierte
Vertrauen“ und die „Unschuld“ rauben, sodass er schlussendlich das Wörtchen
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„wahr“ gewichtiger gebraucht wie bisher. Viele Wörter, die eigentlich von zentraler
Bedeutung für das menschliche Leben sind, wie Wahrheit und Liebe, werden von
den meisten Menschen, insbesondere der Jugend, ohne Achtung auf ihren
eigentlichen Wert benutzt. Die Palette reicht von vorschnellen „Ich liebe dich“ ‘s bis
zu „schwör‘ auf Koran, Alder!“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Liebe und
Wahrheit sind geistige Güter die vom Benutzer mit Respekt gehandelt werden
sollten und gewichtigen Inhalt haben. Etwas wahres, zum Beispiel, sollte eben, bis
zum damaligen Stand zumindest, validiert und richtig sein.
Jedoch sind sich viele Menschen nicht einmal bewusst wie sie „Wahrheit“
wahrnehmen, was sie als wahr betiteln und vor allem warum. Dem möchte ich
entgegenwirken.
2. Der Wahrheitsbegriff
Augustinus sagte: „Wahres ist das, was ist.“. Jedoch ist eine Definition von
Wahrheit ebenso schwierig und vielseitig wie die folgenden Ansichten, wie
Wahrheit aufgefasst werden kann. Jeder Mensch hat eine eigene Ansicht, was
Wahrheit für ihn bedeutet, und Gelehrte streiten seit langem darüber, ob es
überhaupt Wahrheit gibt. Ich verwendete im Text bis jetzt den allgemeinen Begriff
der Wahrheit, als Gegenteil von Falschheit, Lüge und Irrtum. Die einzelnen
Theorien haben möglicherweise andere Ansichten vom Wahrheitsbegriff.
3. Wahrheitstheorien
3.1 Die Korrespondenztheorie
Die Korrespondenztheorie der Wahrheit ist bisher die dominanteste Auffassung in
der westlichen Welt gewesen. Hierbei muss man natürlich beachten, dass früher
die Zeit „langsamer“ lief, da es allgemein weniger Menschen gab und die
Technologie nicht so weit fortgeschritten wie seit der Renaissance. Als ersten
Korrespondenztheoretiker könnte man Aristoteles nennen, dies ist allerdings
umstritten, und die Ära der Korrespondenztheorie hält bis in unsere jetzige Zeit an.
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Im Wesentlichen ist sie so aufgebaut, dass z.B., wie der Name sagt, ein
Gegenstand mit dem Idealbild des Gegenstandes verglichen wird. Stimmt es
überein, so ist es wahr. In einem bekannten Zitat von Aristoteles heißt es etwa:
„Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß,
sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten“ .
Die Wahrheit hängt im diesem Fall also davon ab, ob das Existierende, eine
Tatsache, mit dem Gedanken übereinstimmt, oder wie Thomas von Aquin es
ausdrückte: „adaequatio intellectus et rei (Übereinstimmung von Einsicht und
Sache)“, die sogenannten Wahrheitsträger sind also der Verstand und der
Gegenstand. So simpel wie diese Theorie auch klingt, sie hat einige
Schwierigkeiten. Wie soll man den Gedankengang denken, dass die Farbe blau,
die ich im Kopf habe, auch der Himmel hat, also das Wissen auf den Gegenstand,
oder umgekehrt, zu übertragen. Auch, wenn man es auf Tatsachen bezieht,
kommt man in die missliche Lage, Tatsachen erklären zu müssen, und kommt
somit in einen definitorischen Zirkel, da Tatsachen „wahr“ sind, bzw. „sind“, und
das, was „ist“ „wahr“ ist, und so weiter.
Dennoch ist die Korrespondenztheorie immer noch im Alltag und in der
Wissenschaft am Häufigsten verbreitete und am einfachsten zu gebrauchende
Wahrheitstheorie. Dies gilt allerdings nur für die Westliche Kultur, in anderen
Kulturkreisen können durchaus andere Wahrheitstheorien dominieren, wie z.B.
wie in buddhistisch beeinflussten Kulturen.
3.2 Sprachanalytische Wahrheitstheorien
Die sprachanalytisch orientierten Wahrheitstheorien kamen im 20. Jahrhundert auf
und entfachten ein neues Interesse an dem Begriff „Wahrheit“. Im Zuge der
Aufklärung und den folgenden Richtungen der Neuzeit wurde das alte platonische
„Ideenreich“, in dem alle Gedanken und Gegenstände vorhanden sind und „darauf
warten, mit Gegenständen verglichen zu werden“, ins Wanken gebracht und neue
Theorien entstanden. Die Sprachanalytischen sind, wie bereits erwähnt, einige
davon.
Hierbei wurde aber weniger drauf geachtet, ob ein Gegenstand wahr ist, sondern,
wie auch hier der Name verrät, ob ein Satzteil, z.B. ein Prädikat, wahr ist.
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Die bekannteste und einflussreichste sprachanalytische Theorie ist die des Alfred
Tarski, die semantische (v. gr. anzeigen) Theorie der Wahrheit. Das Ziel Tarskis
war nicht, eine völlig neue Theorie zu erschaffen, jedoch seine Theorie auf Basis
des populären Gebrauchs von Wahrheit zu schaffen, und, bzw. dadurch, die
Korrespondenztheorie zu verfeinern. Das erste Problem, den definitorischen
Zirkel, löst er dadurch, dass er die Theorie nicht unmittelbar auf „wahr“ stützt,
sondern durch Mittel der Logik folgenden Satz aufstellt.
„Ein Subjekt erfüllt eine Aussagefunktion, wenn ihm die im Prädikat ausgedrückte
Eigenschaft zukommt“
Die Aussagefunktion ist im diesem Fall natürlich „wahr“.
Oder mathematischer ausgedrückt:
„x(p) ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“
Solche Sätze sind natürlich in der Umgangssprache nicht zu gebrauchen. Kaum
einer würde auf die Frage, ob es denn wirklich schneien würde, mit „Es schneit ist
eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn es schneit!“ antworten. Jedoch
erhält man trotzdem, laut Tarski, zum Teil eine Wahrheitsdefinition, wenn man den
Satz in die Umgangssprache übersetzt.
Da man sich eigentlich sowohl bei metaphysischen Sätzen, bzw. Aussagen, als
auch bei trivialen Aussagen kaum auf irgendetwas stützen kann werden, um deren
Wahrheitsgehalt zu überprüfen, muss man von einer Liste von
Fundamentalaussagen ausgehen, die als unbedingt wahr angesehen werden
müssen. Hier liegt beispielsweise ein großer Unterschied zur
Korrespondenztheorie, da diese so etwas nicht benötigt, sondern nur auf den
Betrachter selber angewiesen ist, der Wahrheitsträger bei dieser Theorie ist also
der Satz, mit dem die Wahrheit der Aussage überprüft werden kann. Diese
Fundamentalaussagen sind, so Tarski, „Anschlüsse“ an die Wahrheit und somit
die obersten Überprüfungsmittel einer Aussage. Die Mechanik wird allerdings so
eingesetzt, dass Fragmente des Satzes in die obigen Sätze („Ein Subjekt erfüllt
eine Aussagefunktion, ...“; „x(p) ist eine wahre Aussage…“) eingesetzt werden und
somit Teils Teils auf ihre Wahrheit überprüft werden. Wird mit den Mitteln der
Logik die „Wahrheit“ aus den Fundamentalaussagen hergeleitet, bzw. ist sie
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dadurch her leitbar, so ist der Satz wahr. Im Vergleich zur Korrespondenztheorie
ein aufwendiges Verfahren.
Dennoch ist diese Wahrheitstheorie sehr populär geworden, da sie im Vergleich
doch relativ simpel im Vergleich zu hochkomplexen Wahrheitstheorien, die es
selbstverständlich auch gab und gibt, ist, und trotzdem sehr zuverlässig eine
Definition von Wahrheit bietet, ohne in einen definitorischen Zirkel zu gelangen.
Eine andere sprachanalytische Wahrheitstheorie ist die Redundanztheorie. Sie
bietet zweifellos den simpelsten und ebenso am einfachsten verständlichen
Ansatz zu Wahrheitstheorie: die Redundanztheorie (v. lat. redundare = im
Überfluss vorhanden sein) besagt nämlich, dass das Wort „wahr“ überflüssig ist
und ohne Informationsverlust gestrichen werden kann. 1892 formulierte Gottlob
Frege den Satz: „Man kann ja geradezu sagen: „Der Gedanke, dass 5 eine
Primzahl ist ist wahr.“ Wenn man aber genauer zusieht, so bemerkt man, dass
damit eigentlich nicht mehr gesagt ist als in dem einfachen Satz „5 ist eine
Primzahl“. […] Daraus ist zu entnehmen, dass das Verhältnis des Gedankens zum
Wahren doch mit dem des Subjekts zum Prädikate nicht verglichen werden darf.“
Der Satz bringt im Großen und Ganzen die Redundanztheorie auf den Punkt. Die
Gründe für diesen „Überfluss“ liegen laut F.P. Ramsey, dem Begründer dieser
Theorie in einer sprachlichen Verwirrung [linguistic muddle], sodass die ganze
Aufregung um „Die Wahrheit“ unnütz ist, sondern das Wort „wahr“ lediglich
deswegen existiert um die eigene Aussage zu bekräftigen. Ein Beispiel dazu wäre:
„Es ist wahr, dass Cäsar ermordet wurde.“
Das Wort „wahr“ ändert nichts an der Aussage des Satzes. „Cäsar wurde
ermordet.“ hat den gleichen Informationsgehalt, jedoch nicht die Begeisterung
oder Mystizismus des obigen Satzes. Eine negative Form des Satzes wäre
einfach „Cäsar wurde nicht ermordet.“ Laut dieser Theorie gibt es keinen
Wahrheitsträger, da der Satz selber ein Faktum aussagt.
Diese Theorie hat zwar viele inspiriert und Verwirrung gestiftet, jedoch kann das
Beispiel des Papstes
„Alles was der Papst sagt ist wahr.“
die Theorie widerlegen, da hier ein Informationsgehalt im „wahr“ steckt, nämlich
die Unfehlbarkeit des Papstes, die bei dem Satz „Alles was der Papst sagt ist.“
nicht gegeben wäre.
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Allerdings wurden natürlich auch Gegenstimmen laut. Die Performative Theorie
der Wahrheit besagt, dass bei Fällen wie den obigen Beispielsätzen das Wort
„wahr“ sehr wohl verzichtbar ist, ja sogar eine „Äußerung ohne Sinn und Zweck“
sei jedoch nur deswegen, da eine wahre Aussage nachträglich als „wahr“
befunden wird. Wenn man allerdings eine Aussage über ein Ereignis oder eine
Theorie macht, die strittig, neu, etc. sind, dass sie wahr wären, macht, wird viel
mehr als der bloße Sachverhalt vermittelt, daher der Name vom engl. to perform,
etwas ausführen. Das „Tun“ ist also der Wahrheitsträger. Diese Theorie wurde von
Peter Strawson eigens als Antwort auf die Redundanztheorie entwickelt.
3.3 Intersubjektivitätstheorien
Die alten griechischen Philosophen stellten sich die Wahrheit als etwas
Bestehendes vor. Das Höhlengleichnis Platons ist ein gutes Beispiel, denn die
Erkenntnis, oder in unserem Fall die Wahrheit, ist die Sonne und die Sonne ist
bekanntlich unabhängig vom Menschen. Die Intersubjektivitätstheorien sind aber
völlig unabhängig davon. Wie der Name verrät wird hier die Wahrheit unter
mehreren Menschen ausgemacht. Zwei Vertreter im deutschsprachigem Raum
sind die Konsensustheorie nach Jürgen Habermas und der dialogischen
Wahrheitstheorie.
Die Konsensustheorie bezieht die Validierung des Wahrheitsbegriffs, wie bereits
erwähnt, aus dem Gespräch verschiedener Diskussionspartner, die in einem Fall
übereinstimmen. Ein Sprecher behauptet, dass ein Satz wahr ist, der
Wahrheitsträger ist also die Behauptung. Wenn dieser durch die Diskussion in der
idealen Sprechsituation mit den anderen als wahr anerkannt wird, dann ist er
berechtigt „wahr“. Allerdings sind die Gesprächsbedingungen, die Habermas
aufstellt, ideal und deswegen nicht realisierbar. Normalerweise sind Menschen
nicht gleich. Es gibt extrovertiertere, lautere, größere und dominantere Menschen,
die tendenziell eher „das Sagen haben“. Dies ist evolutionär, bzw. im
morphologischem Falle genetisch begründet. Beispiele sieht man überall im Alltag.
Dominanten Menschen folgen die unterwürfigeren, die, so zu sagen, keine eigene
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Meinung haben, wodurch beispielsweise nur schwer ein Konsens erreicht werden
kann, wenn eine dominante Person unterwürfigere Personen um sich schart, die
ihm dann zustimmen, allein durch Bestechung wäre dies ja möglich, gar nicht
schöne, manipulative Frauen zu erwähnen, die Männer bezirzen (Buss, 2004).
Deswegen die idealen Diskursbedingungen des Habermas: jeder kann gleichzeitig
reden und auf die Rede des anderen eingehen, bzw. ihn etwas zu fragen, man
kann die Vormeinungen der Gesprächspartner thematisieren und kritisieren,
sodass sie alle Themen ansprechen können um ihren Wahrheitsanspruch zu
erheben. Alle Teilnehmer können ihre eigenen Gefühle und Einstellungen jederzeit
vortragen, um praktisch sich selber Glaubwürdig zu machen. Eine anonyme
Aussage hat beispielsweise eine ganz andere Wirkung als die gleiche Aussage
von jemandem, von dem man weiß, dass er sich jahrelang mit dem Thema
auseinandergesetzt hat. Obwohl dies natürlich alles nicht realisierbar ist, wird
muss auf diese Situation hingearbeitet werden, da sonst die Glaubwürdigkeit eines
solchen Gespräches, bzw. der Wahrheitserkenntnis aufs Spiel gesetzt wird.
Die zweite Theorie besagt, dass ebenfalls alle Teilnehmer im Gespräch
miteinander die Wahrheit herausfinden können, jedoch haben sie alle die gleiche
Vorstellung von allen Begriffen, die sie benutzen. Ebenfalls von „wahr“ und
„falsch“, die in den Augen der dialogischen Theorie sogenannte „Prädikatoren“
sind, d.h. Eigenschaften, die einem Gegenstand oder einer Aussage anerkannt
oder abgesprochen werden können. Die dialogische Theorie wurde von Wilhelm
Kamlah und Paul Lorenzen entwickelt.
3.4 Kritik gegen die Wahrheit als Begriff
Viele Philosophen insbesondere der Postmoderne bestreiten, dass es im
klassischem, griechischem Sinne „eine, einzige Wahrheit“ gäbe. Vielmehr könnte
es davon abhängig sein, in welchem Kulturkreis, mit welcher Religion man
aufgewachsen ist und relativieren damit den Absolutheitsanspruch der Wahrheit.
Im sogenannten „Radikalen Konstruktivismus“ wird diese Ansicht vollendet, denn
sie besagt, dass alle Wahrheiten subjektiv sind und somit nicht miteinander
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verglichen werden können. Diese Theorie ist sozusagen die „bequemlichste“,
denn durch diese Aussage wird eine Definition der Wahrheit nicht benötigt und
entfällt. Sie stützt sich auf die relativ plausible Sapir-Whorf-Hypothese, die besagt,
dass allein schon jede Sprache ihre eigenen, volkstümlichen Ansichten in die
Wörter hineinbringt und somit es dadurch keinen Wahrheitsbegriff, laut der
Hypothese sogar nicht einmal eine Übersetzung eines Textes in eine andere
Sprache, geben kann.
Der Kritische Rationalismus hält allerdings an der Idee der „einen Wahrheit“ fest,
jedoch es keinen Weg gibt herauszufinden, ob eine Aussage wirklich wahr ist oder
nicht. Würde es keine Wahrheit geben hätte dies, laut Vertretern dieser Theorie,
verheerende Folgen, denn Moral und Werte hätten keine Gültigkeit mehr. Obwohl
die Wahrheit nicht beweisbar ist, kann man durchaus Vermutungen anstellen und
spekulieren, inwiefern eine Aussage wahr ist, sowie durch wechselseitige
Kontrollen und Aussagen teilweise beweisen, dass etwas wahr ist.
Die Ablehnung von Wahrheit überhaupt kann zum Nihilismus, und somit zur
Ablehnung von Werten und Moral, führen.
3.5 Wahrheit in christlichen Religionen
Ein Kriterium der katholischen und evangelischen Kirchen, um eine religiöse
Organisation als Sekte einzustufen ist, dass sie beanspruchen, die absolute
Wahrheit zu besitzen, zu vertreten oder zu praktizieren. Ironischer weise
behauptete die Katholische Kirche Jahrhunderte lang nichts anderes von sich,
auch, dass der Papst unfehlbar ist, spricht nicht für die Aufgeklärtheit.
Missionierung, sprich die „Belehrung von Heiden“, ist heutzutage nachwievor unter
allen Kirchen anzutreffen, jedoch zum Glück ohne Gewalt. Dies besserte sich
insbesondere seit dem 20. Jahrhundert, da hier der Volksglaube massiv anfing zu
schwinden. Jesus sagte aber auch z.B. von sich selber: „Ich bin der Weg, die
Wahrheit und das Leben." (Joh 14,6).
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4. Resümee
Die Wahrheitssuche und –findung ist wohl so alt wie der Mensch selbst.
Zusammenfassend lässt sich auch sagen, dass, obwohl ein alleiniger Anspruch
auf die Wahrheit besteht, es eine Fülle an Wegen gibt, diese zu finden, oder auch
nicht. Man muss jedoch mindestens allen Fraktionen den Respekt ihrer Meinung
einräumen, denn Fanatismus egal welcher Art ist nicht nur rufschädigend, sondern
kann auch zu körperlicher Schädigung der anderen Partei führen.
Der wesentliche Unterschied zwischen den einzelnen Theorien ist die Art, die
Wahrheit zu finden. Während man z.B. bei der korrespondieren Wahrheitstheorie
einfach den Verstand und den entsprechenden Gegenstand braucht, muss man
bei der performativen Theorie etwas tun, dass es wahr wird. Bei einigen, z.B. dem
Radikalen Konstruktivismus, muss man nicht einmal den Finger rühren und kann
behaupten, dass man die Wahrheit kennt. Ob sie dann jemand mit einem teilt, ist
eine andere Sache.
5. Meine eigene Ansicht
Meine Auffassung von Wahrheit ist geprägt von einem Zitat von Hermann Hesse:
"Man konnte den Leuten in ihrer Dummheit zusehen, man konnte über sie lachen oder Mitleid mit
ihnen haben, aber man mußte sie ihrer Wege gehen lassen."
Selbst wenn ich die absolute Wahrheit erkannt hätte, wäre dies nur für mich selber
gut. Würde ich versuchen sie zu bekehren und sie die Wahrheit erkennen lassen
wäre ich nicht besser als die Menschen, die auf der Straße Flyer austeilen, dass
das Ende bald naht, oder den Menschen beweisen wollen, dass die in einer
großen Verschwörung verstrickt sind und sich befreien müssen. Man kann einem
Menschen nichts beibringen, was er selbst nicht verstehen würde. Rein dadurch
beschränke ich mich auf empirische Erfahrungen sowie deren Reflexion und dem
Lesen von Texten, vornehmlich im Internet. Kann ich eine aufgestellte Theorie
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nachvollziehen und klingt sie für mich plausibel, so ist sie für mich wahr.
Interessant ist sowas bei sozialen Angelegenheiten, wie z.B. der Aussage der
Medien, dass man einer Frau alles bereitstellen, also Blumen, Pralinen, wer weiß
was noch kaufen soll und ihr die lebenslange Treue beichten soll, damit man gute
Chancen bei ihr hat. Dies ist eben definitiv nicht so. Die Wahrheit ist, dass man
sich rar und interessant machen muss, man muss zeigen, dass man auch
Alternativen hat und man sowieso begehrt ist. Dies steht nicht nur in umstrittenen
Psychologiebüchern, sondern ist auch im wirklichen Leben zu beobachten,
während Leute, die dem Medienbeispiel folgen, in der Regel versagen. Trotzdem
wird das Bild weiter propagiert, man könnte in diesem Fall auch von einer
Verschwörung der Blumen- und Geschenkeindustrie ausgehen, was ich aber noch
nicht empirisch auf ihre Wahrheit überprüft habe und so bald auch nicht werde. Ich
halte mich also größtenteils an die Kriterien des Kritischen Rationalismus, jedoch
auch an die des Nihilismus, da ich bestreite, dass es wirklich Moral und Werte
gibt, da diese täglich und überall auf der Welt gebrochen werden. Der Tod eines
Menschen, der „zur falschen Zeit am falschen Ort“ ist, ist das beste Beispiel, dass
Moral nur ein Konstrukt der Gesellschaft ist und somit jederzeit gebrochen werden
kann und wird. Die Wahrheit ist in dem Fall, dass die Menschen Tiere sind, die für
ihr eigenes wohlergehen diese sozialen Regeln aufgestellt haben. Die letzte
Aussage stünde aber zum Beispiel im Widerspruch zum Nihilismus, laut der es ja
keine Wahrheit gibt.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass die Wahrheit ein mächtiges Werkzeug
ist, mit dem man umgehen können muss. Man kann sich selbst einiges durch sie
erleichtern, man kann durch sie leiden, man kann durch die Behauptung, die
Wahrheit zu besitzen, andere verführen und natürlich auch selber verführt werden.
Man denkt, dass dies in unserer aufgeklärten, modernen Gesellschaft nicht der
Fall wäre, allerdings sprechen sowohl Neonazis als auch Antifaschisten und
Möchtegern-Linke und -Kommunisten dagegen.
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6. Anhang
6.1 Quellenverzeichnis
6.1.1 Buchquellen
Frankfurt, Harry G.: Über die Wahrheit, Carl Hanser Verlag, München 2006
Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe, dtv, 2006
Buss, David M.: Evolutionäre Psychologie - München: Pearson Studium, 2004, 2.,
aktualisierte Aufl.
6.1.2 Internetquellen
http://www.sascha-settegast.de/heroicdreams/thomas_qdv1.pdf
http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__39.position__10.de.html
http://www.tibet.de/tib/tibu/2007/tibu84/von_brueck_was_ist_wahrheit.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
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6.2 Selbstständigkeitserklärung
Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine
anderen als die von mit angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die
den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als
solche gekennzeichnet.
Neuenbürg, den 31.03.08
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Unterschrift des Verfassers
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