EU Osterweiterung EIIW - Klaus

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EIIW-Eröffnungstagung am Freitag, 26. November 2004
Wuppertal, Campus Freudenberg: Rainer-Gruenter-Str. 21 (Gästehaus der Universität)
Das Neue Europa: Integration, Internet, Innovation, Investition
14.15 Podiumsdiskussion EU-Osterweiterung und Modernisierung in Westeuropa: Innovativer
Strukturwandel - Standortwettbewerb – Internationalisierung von Unternehmen
Leitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus-Heinrich Standke, Internationale Akademie Schloß Baruth
Dr. Martin Hebler, W-tec, Wuppertal; Dr. Ralf Wiegert, Global Insight Europe, Frankfurt;
Dr. Michael Wenge, IHK Wuppertal; Michael Guth, ZENIT, Mühlheim
1.) Die am 1.5.2004 vollzogene EU-Osterweiterung am 1.5.2004 bedeutete für die
Union einen Bevölkerungszuwachs von 376,5 Mill. E um 65,9 Mill. E auf 442,4 Mill.
E. Die nächste Erweiterungsstufe – wohl im Jahr 2007 – um Rumänien und Bulgarien
bringt die EU-Bevölkerung auf weit über 500 Mill. Menschen.
2.) Der Zuwachs des EU-BIP’s aller 8 neuen MOE-Mitgliedsländer entspricht mit ...
ungefähr dem der Niederlande (ca. 350 Mrd.€)
3.) Die Arbeitslosigkeit in den neuen Mitgliedsländern ist mit 14,9% nahezu doppelt so
groß wie in den EU-15 Ländern (7,8% = 2002). Erschreckend ist die
Jugendarbeitslosigkeit in den neuen Mitgliedsländern, die mit 32,6% angegeben wird
(Polen: 42,5%)(2002). EU-15-Durchschnitt: 15,2%.
Sowohl zwischen den neuen Ländern wie auch innerhalb der Regionen der MOELänder gibt es erhebliche Unterschiede: Beispielsweise liegt im größten der neuen
Mitgliedsländer, Polen, die Arbeitslosigkeit (19,9%) und in der Slowakei (18,7%), die
Arbeitslosigkeit in der Größenordnung der ostdeutschen Länder (einschl.) Berlin. In
Ungarn hingegen (5,9%), Slowenien (6,3%) und Tschechien (7,3%) liegt sie unter der
Westdeutschlands.
4.) Eines der beliebtesten Kriterien der ‚Lissabon’-Strategie zur Erreichung des Ziels der
Herstellung der EU als wettbewerbsfähigsten Region der Welt ist die magische Zahl
von 3% der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen am BIP. Der EU-15Durchschnitt liegt derzeit mit insgesamt 179,3 Mrd.€ bei etwa 2,0%. Alle 8 neuen EUMitgliedsländer bringen hierzu einen Gesamtzuwachs von 3,2 Mrd.€ (dies entspricht
den jährlichen FuE. Ausgaben in Berlin).
Population and R&D expenditures in CEE countries (2001)
Country
Czech Republic
Estonia
Hungary
Latria
Lithuania
Poland
Slovak Republic
Slovenia
Population (million)
R&D expenditures
(in % of GDP)
1,3%
0,7%
0,8%
0,4%
0,7%
0,7%
0,7%
1,5%
10,2
1,3
10,1
1,3
2,3
38,2
5,4
2,0
R&D expenditures
(million €)
832
49
548
38
91
1.323
149
341
Source: European Commission
5.) Während die neuen EU-Mitgliedsländer in Mittel- und Osteuropa im Vergleich mit
den EU-15-Ländern ihre Forschungsaufwendungen vernachlässigt haben, sind
1
erhebliche Investitionen im Bildungssektor erfolgt. So hat z.B. Polen seit 1990 die
Anzahl der Studierenden auf derzeit mehr als 1,7 Mill. mehr als vervierfacht. Die
bessere Ausbildung hat indessen nicht vermocht, die erhebliche Jugendarbeitslosigkeit
zu reduzieren.
6.) Was den Standort Deutschland anbelangt, so ist zu verzeichnen, dass im Jahr 2003 von
den EU-15 Ausfuhren in die neuen 8 Mitgliedsländer in Höhe von 124,2 Mrd.€ rund
44,9% (= 55,8 Mrd.€) auf Deutschland entfielen. Bei den EU-Einfuhren in Höhe von
114,7 Mrd.€ lag der deutsche Anteil mit nahezu 50% (= 56,9 Mrd.€) noch höher.
Drei weitere Faktoren sind bei einer Analyse der Warenströme bemerkenswert:
(a) Das im Vergleich aller deutscher Ein- und Ausfuhren überdurchschnittliche
Wachstum: Mehr als Verdopplung der Einfuhren im Zeitraum 1997:2003 von
25,2 Mrd.€ auf 56,9 Mrd.€ im Jahr 2003 und Wachstum der Ausfuhren von
30,7 Mrd.€ auf 55,8 Mrd.€ im Jahr 2003.
(b) Während der Aktivsaldo der deutschen Handelsbilanz im Handel mit den 8
neuen EU- Mitgliedsländern im Jahr 1997 noch 5.5 Mrd.€ betrug, hatte
Deutschland im vergangenen Jahr einen Passivsaldo in Höhe von 1,2 Mrd.€ zu
verzeichnen. Hieran waren allein drei Länder beteiligt: Slowakei (+ 2,1
Mrd.€), Tschechien (+ 0,8 Mrd.€), und Ungarn (+ 0,3 Mrd.€). Alle anderen
Länder hatten einen negativen Warensaldo, der aber tendenziell schnell
abnimmt.
(c) Betrachtet die Zusammensetzung der Exporte der neuen EU-Mitgliedsländer
in die EU-15, so zeigen sich verblüffende Ergebnisse. Obwohl, wie gezeigt,
diese Länder über keine nennenswerten eigenen IndustrieforschungsEinrichtungen verfügen, fallen beispielsweise 22,9 der ungarischen Exporte in
die Kategorie „HighTech“ (EU-Durchschnitt;: 19,7%). Ursächlich hierfür sind
die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen, die nicht nur modernste
Fertigungsanlagen
aufgebaut
haben,
sondern
ihr
in
den
Forschungslaboratorien der Muttergesellschaften entwickelt ‚know-how’
einbringen. Weiterer Indikator für diese Entwicklung ist der Umstand, dass
bereits jetzt wichtige MOE-Länder, die den Löwenanteil ausländischer
Direktinvestitionen anziehen konnten gegenüber dem Durchschnitt der EU-15
einen überproportional grossen Anteil an Beschäftigten im HighTech-Sektor
aufweisen: Tschechien: 8,9%, Ungarn: 8,5%, Slowakei und Slowenien jeweils
8,2%. EU-15-Durchschnitt: 7,4%.
7.) Der Anteil von Direktinvestitionen in ausgewählten MOE-Ländern der EU ist
inzwischen größer als in dem klassischen Kapitalimporteur Irland (14,01% des BIP im
Jahr 2002): Tschechische Republik: 16,49%, Slowakische Republik: 14,95%.
Der DIHK berichtet, dass rund 25% der deutschen herstellenden Unternehmen die
Absicht hat, einen Teil ihr Produktionsanlagen in den neuen EU-Mitgliedsländern
anzusiedeln (FAZ 15.10.2004).
8.) Multinationale Gesellschaften produzieren jedoch nicht nur in den kostengünstigeren
MOE-Standorten. In zunehmenden Maße bauen sie inzwischen auch
Forschungslaboratorien zur Unterstützung der lokalen Fertigung auf, die auch eine Art
von ‚Antennenfunktion’ zu der Wissensgemeinschaft des Gastlandes herstellt, als
Beispiele seien genannt ABB, Audi, Continental, Dell, Fujitsu, General Electric,
General Motors, Honewell, IBM, Michelin, Philips, Siemens u.a.m.
9.) Die
Mischung
von
niedrigen
Produktionskosten,
Lohnkostenvorteile,
Steuerwettbewerb,
Vorhandensein gut ausgebildeter Arbeitskräfte, Abwesenheit von Gewerkschaftsdruck,
EU-Strukturfonds-Anreize stellt für Westeuropa ein gefährliches Konkurrenzpotential
Und damit eine große Herausforderung dar.
2
10.) 5 Diskussionsorientierungen:

EU-Osterweiterung: Eine vorläufige Bilanz

Welche Kriterien beeinflussen die zukünftige europäische Arbeitsteilung?

Welche Bedeutung haben nationale Wurzeln für multinationale Unternehmen?

Welche Rolle soll Deutschland im internationalen Innovationswettbewerb einnehmen?

Sind die Ziele der Lissabon-Strategie noch erreichbar?
3
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