Wie entwickelt sich die Abhängigkeit ? Die Entwicklung der Abhängigkeit verläuft in vier Phasen ( nach Prof. Jellinek ) ab, nämlich der Vorphase der Anfangsphase der Kritischen Phase der Chronischen Phase Diese Phasen beziehen sich zwar auf den Alkoho lismus, sind aber zumindest punktuell auch auf andere Suchtmittelabhängigkeiten anwendbar. So werden z.B. Medikamentenabhängige durchaus Parallelen zu ihrer eigenen Entwicklungsgeschichte finden. Die Vorphase -Gelegentliche ErleichterungMedikamente werden ursprünglich zur Behebung zeitweiliger Beschwerden verordnet oder von sich aus eingenommen. Die Erleichterung der Beschwerden ist das kaum zu problematisierende Ziel, das in der Regel auch erreicht wird. Wenn man zum ersten Mal im Leben alkoholische Getränke zu sich nimmt, ist das fast immer sozial begründet : Andere verführen oder animieren durch ihr Vorbild dazu. Der durchschnittliche Al - koholkonsument bleibt aber im wesentlichen ein Geselligkeitstrinker. Im Unterschied dazu empfindet und sucht der spätere Abhängige schon bald befriedigende Er leichterung durch Medikamente oder Alkohol. Das liegt entweder daran, dass er innere Spannungen nicht auf handelnde Weise in den Griff bekommen kann, oder der Griff zu den Drogen der einfachere Weg ist, eine Spannungslösung zu erreichen. Wichtig ist : Das befindlichkeitsverändernde Ziel oder die Wir kung muss nicht bewusst angestrebt werden, um das zukünftige verhalten zu beeinflussen. -Erhöhung der ToleranzDer Körper stellt sich auf jede regelmäßige Zufuhr von Stoffen ein. Er reagiert bei der Gewöhnung immer weniger auf die Wirkstoffe der Drogen und Medikamente. Größere Mengen werden benötigt, um die gleiche Wirkung zu erreichen. Gleichzeitig wird mehr des Suchtmittels "vertragen", ohne dass es z.B. zur Trunkenheit kommt. Viele "Spiegeltrinker" und "Niedrigdosisabhängige" können deshalb nicht glauben, dass sie abhängig sind, weil sie subjektiv keine starke Wirkung gespürt haben. Und Süchtige sind ja nach ihrem Glauben haltlos und herunterge kommen...... - Dauerndes Suchen nach ErleichterungSucht der Medikamentenkonsument oder Trinkende zu Anfang nur gelegentlich nach Erleichterung, so fällt im Laufe der Zeit die Tragfähigkeit für psychische Belastungen so weit ab, dass nun (fast ) täglich nach dieser Erleichterung gesucht wird. Spannungen werden verarbeitet, in dem man sie in Alkohol oder durch Medikamente "auflöst", bis der seelische Druck nachlässt oder verschwindet. Dieser Konsum wirkt nicht auffällig. Er wird weder dem Be troffenen selbst noch seiner Umgebung bewusst. Die Anfangsphase Das Trinken oder Tablettenschlucken, das Stress mindern sollte, wird selbst zum "Stressor", wenn es den Körper schädigt, Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen hervorruft und andere Stressbewältigungsmöglichkeiten in den Hintergrund drängt. Die meisten, der von Jellinek beschriebenen Entwicklungsschritte sind "Spielarten" der grundlegenden menschlichen Stressverarbeitungsmöglichkeiten, wie sie hier beschrieben sind : 1 . Bagatellisierung 2 . Herunterspielen durch Vergleich mit anderen 3 . Schuldabwehr 4 . Ablenkung von Situationen 5 . Ersatzbefriedigung suchen 6 . Suche nach Selbstbestätigung 7 . Situationskontrolle 8 . Reaktionskontrolle 9 . Positive Selbstinstruktion 10. Bedürfnis nach sozialer Unterstützung 11. Vermeidungstendenz 12. Fluchttendenz 13. Soziale Abkapselung 14. Gedankliche Weiterbeschäftigung 15. Resignation 16. Selbstmitleid 17. Selbstbeschuldigung 18. Aggression 19. Suchtmittel Diese neunzehn Stressverarbeitungsmöglichkeiten wurden in psychologischen Untersuchungen bei "normalen" Personen gefunden. Übermäßig ange wendet kann fast jede sich auf Dauer als schädlich erweisen. Sie können in manchen Situationen aber durchaus angemessen sein. Die nächsten Entwicklungsschritte beschreiben daher weniger suchtspezifische Charakterveränderungen, als ausufernde Stressbewältigungsversuche. - Heimlicher Konsum Wenn es dem Trinker oder Medikamentenkonsument dämmert,dass sein Verhalten doch etwas vom Durch schnitt abweicht,fürchtet er falsch beurteilt zu werden und will seinen wahren Verbrauch nicht preisge- ben. Der Trinker versucht deshalb bei geselligen Anlässen schnell ein paar Schlucke ohne wissen der anderen zu nehmen oder mit irgendwelchen Mitteln seinen wirklichen Verbrauch zu verschleiern. Diese Änderung stellt sich aber nur bei denjenigen ein, deren Umgebung starkes Trinken verurteilen. Wenn andere übereinstimmen, dass starkes Trinken schon "in Ordnung" ist oder wer viel alleine ist und so keine Maßstäbe entwickelt hat, was in Ordnung ist und was nicht, der wird keinen Grund haben, heimlich zu trinken oder sich schuldig zu fühlen. Auch der Medikamentenkonsument beginnt sich selbst zu betrügen. Er ist aber eher unauffällig. Niemand bemerkt den ohnehin meist heimlichen privaten Konsum. Er wirkt nur meist ausdruckslos und irgendwie abwesend. - Häufiges Denken an Alkohol/Medikamente Das gesteigerte Bedürfnis wird auch dadurch deutlich, dass man häufiger an Alkohol oder "sein" Medikament denkt und die Sorge hat, ob auch genügend vorhanden ist und gelegentlich "vorsorglich" etwas zu sich nimmt. Allerdings tritt diese Phase manch mal nicht auf, weil der ganze Tagesablauf gewohn heitsmäßig und unbewusst so eingerichtet sein wird, dass man nicht in die Verlegenheit kommt, längere Zeit "ohne" sein zu müssen. - Stärker werdendes Verlangen Die verstärkte Abhängigkeit zeigt sich manchmal darin, dass nach einigen Stunden oder wenigen Tagen der Abstinenz das erste oder die ersten Gläser be sonders gierig "heruntergekippt" werden. Viele Alkoholiker, die ihren Alkoholkonsum mit "feiner Lebensart" verwechseln, trinken allerdings bis zum vollständigen Zusammenbruch stilvoll und mit Haltung und machen sich damit vor, dass man mit sol chen Trinksitten doch gar nicht abhängig sein kann. Das gleiche gilt für Medikamentenkonsumenten, die viele Fachärzte besuchen und immer mit hervor – ragend klingenden Diagnosen zu ihren "notwendigen" Verschreibungen kommen. - Schuldgefühle Es entwickelt sich langsam das Bewusstsein, dass das Trinken bzw. der Medikamentengebrauch das übliche Maß überschreitet. Es entwickeln sich dadurch Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen. Weil sich aber trotzdem am Konsumverhalten nichts ändert, gebraucht man vor sich und anderen Ausreden dafür. Je mehr Versuche des Einschränkens scheitern, desto mehr steigen die Schuldgefühle. - Vermeiden von Anspielungen Die Schuldgefühle sind der Anlass, Anspielungen auf das Trinken oder auf das Thema Medikamente über haupt zu vermeiden oder verärgert zu reagieren, wenn es mit "Sucht" in Verbindung gebracht wird. - Zunehmende Gedächtnislücken Das unwirsche Verhalten, zunehmende Gleichgültig - keit und vor allem Gedächtnislücken sind Warnsig nale, dass das Stadium der Abhängigkeit kurz bevorsteht. Die Gedächtnislücken verunsichern den Abhängigen zusätzlich und gelegentlich entstehen dadurch peinliche Situationen. Der Medikamenten- bzw. Alkoholkonsum ist in der Anfangsphase zwar relativ hoch, fällt aber ( noch ) nicht sehr auf. Typisch ist, dass abends ein Alkoholisiert sein erreicht wird, dass als "Narkose der Seele" bezeichnet wird. Stoffwechsel und Nevensystem sind nun allmählich durch das Suchtmittel beeinträchtigt. Die kritische Phase - Kontrollverlust Die folgenden Beschreibungen beziehen sich vorwiegend auf die Alkoholabhängigkeit. Da die Medikamentenabhängigkeit weniger auffällig ist und oft von Ärzten "unterstützt" wird, treffen nur die ge sellschaftlich "angepassten" Entwicklungsstufen auf sie zu. Sobald auch nur eine geringe Menge des Suchtmittels in den Organismus gelangt und dies bemerkt wird, wird ein körperlich spürbarer Bedarf nach "mehr" verspürt. Ein Verlangen, das vorwiegend psychische Gründe hat. Der Kontrollverlust kann bereits durch eine ganz ge ringe Menge, ja sogar durch die fälschliche Annahme Alkohol zu sich genommen zu haben,ausgelöst werden. Auch nachdem sich der Trinker von einem solchen Rausch erholt hat, ist es oft nicht das körperliche oder psychische Verlangen, das zum neuen Exzess führt, sondern meist die üblichen Auslöser, wie ein gesellschaftlicher Anlass oder auch körperliche Beschwerden. Der Kontrollverlust wirkt also erst nach Beginn des Trinkens. Vorher hat der Trinker immer noch weitgehend Kontrolle darüber, ob er überhaupt trinken will oder nicht. - Erklärungsversuche für das Verhalten Der Alkoholabhängige beginnt nun, sein Trinkver halten zu erklären ( Alkoholiker-Alibis ). Erklärungen, die ihn selbst und andere überzeugen sollen, dass er die Kontrolle ja gar nicht verloren hat, dass er gute Gründe zum Trinken hat, dass er ohne diese Gründe problemlos in der Lage wäre, auf Alkohol zu verzichten oder maßvoll zu trinken. Diese Ausreden geben dem Abhängigen die nötige Gewissensentlastung, um weiterzumachen. - Soziale Belastungen Es entsteht ein komplettes Erklärungssystem, dass der Abhängige auf alle Bereiche des Lebens ausdehnt. Denn das Problem lässt sich nicht mehr verbergen. Partner, Freunde und Kollegen beginnen zu ermahnen und zu warnen. Der Abhängige geht ihnen daher so weit wie möglich aus dem Weg und trinkt immer öfter alleine oder in Lokalen, wo man ihn nicht kennt. Das Erklärungssystem soll die Vorwürfe als ungerechtfertigt und unzutreffend hinstellen. - Übertriebene Selbstsicherheit (nach aussen) Medikamentenabhängige sind oft sehr "pingelig", was ihr Äusseres betrifft. Sie sind meist überkorrekt im Verhalten um das (beginnende) Unbehagen zu kompensieren. Trotz aller Erklärungsversuche verliert der Abhängige erheblich an Selbstachtung. Das versucht er auszugleichen, indem er übergrosse Selbstsicher heit an den Tag legt. Grossspuriges Gehabe und verschwenderisches Auftreten sollen ihn selbst und andere davon überzeugen, dass es noch nicht so schlecht um ihn bestellt ist. Mancher wird auch zum "Einzelkämpfer" oder "Philosophen", der ganz deutlich demonstriert, dass er niemanden braucht oder achtet. - Auffällig aggressives Benehmen Wenn der Medikamentenabhängige "sein Mittel" nicht erhält, kann er sehr ärgerlich werden. Zum Erklärungssystem gehört, dass die Schuld am Konsumverhalten nicht bei einem selbst liegt, sondern bei anderen gesucht wird. Das führt zu aggressivem Verhalten und schliesslich zur Abkehr vor den Mit - menschen der Umgebung - zur sozialen Vereinsamung. - Dauerndes Schuldgefühl Die feindselige Haltung gegenüber der Umgebung lässt erneute Schuldgefühle entstehen. Während Gewissensbisse in der Anfangsphase nur ab und an auftraten, entsteht jetzt eine dauernde "Zerknirschung" mit grossen Zweifeln am Selbstwert. Diese zusätzliche Belastung ist ein erneuter Grund zum Trinken bzw. zum Medikamentenkonsum und zur Aufgabe von eventuellen Mäßigungsversuchen. - Perioden völliger Abstinenz Sozialer Druck, Ermahnungen und eigene Einsicht veranlassen den Abhängigen wiederholt, auf Dauer aber vergeblich, eine Zeitlang ohne das Suchtmittel zu bleiben. Je öfter dies mißlingt, desto resignierter und verzweifelter wird er. Er weiß nicht, was er falsch macht; manch einer meint "er sei eben labil". Damit stempelt er sich selbst als schwach ab und hat einen Grund weniger, abstinent zu leben. - Änderung der Konsumgewohnheiten Das Scheitern der Versuche abstinent zu leben, veranlasst den Abhängigen zum Ausprobieren anderer Methoden. Er stellt sich neue Regeln auf, z.B : ich trinke nicht mehr vor einer gewissen Uhrzeit, nur an bestimmten Orten, nur diese Alkoholart oder nur eine bestimmte Menge usw. Dies sind Selbstkontrolltechniken, die in diesem Stadium meist nicht mehr zum Erfolg führen. - Fallenlassen von Freunden / Feindseligkeiten Oft sind es die anderen, die aus Unwissenheit zu Rückfällen beitragen, im Glauben, das eine Glas könne doch nicht schaden. Das verstärkt die feindselige Haltung des Abhängigen gegenüber der Um gebung weiter und er beginnt sich von früheren Freunden abzuwenden. - Verlassen der Arbeit "Zuspätkommen" und "Krankfeiern" mehren sich. Freunde lassen ihn fallen. Der Arbeitsplatz geht verloren. Oft ergreift hier der Abhängige die Initiative in Voraussicht des drohenden Unheils. - Konzentrieren auf das Suchtmittel Das ganze Denken und Handeln kreist nur noch um das Suchtmittel. Der Trinker beginnt zu überlegen, wie seine Arbeit sein Trinken stört, statt umgekehrt. Für Medikamentenabhängige wird das Bett der beliebteste Aufenthaltsort, verdunkelte und überheizte Räume sind auffällig. - Verlust an äusseren Interessen Verlust des Interesses an allen Dingen, die nicht mit dem Suchtmittel zusammenhängen. Von manchen wird auch das eigene Äussere vernachlässigt. Die Krankheit und ihr "Heilmittel" stehen im Zentrum des Lebens. -Neuauslegung zwischenmenschlicher BeziehungenDer Interessenverlust erstreckt sich auch auf Men schen. Auf die Meinung anderer wird kein Wert ge - legt, weil die anderen sich ja auch nicht mehr um einen kümmern und sowieso nichts verstehen. - Starkes Selbstmitleid Vor allem Medikamentenabhängige sehen sich als Leidende, die von niemand verstanden werden. - Gedankliche und tatsächliche Ortsflucht Der Abhängige "kann nicht aus seiner Haut" und sucht stattdessen ständig neue, auch soziale Um gebungen oder verliert sich in Träumereien. - Änderung im Familienleben Ehepartner und andere Verwandte ziehen sich nun auch langsam aus ihrer bisherigen Umgebung zurück oder versuchen, sich vom Abhängigen zu lösen. Scheidungen werden als Bösartigkeit des Partners ausgelegt. Mit Medikamentenabhängigen ist es kaum noch möglich Gespräche aufrecht zu erhalten. - Grundloser Unwille Alle diese Entwicklungen führen zu zu scheinbar grundlosem Unwillen und launischem Verhalten. Streit wird provoziert, um sich selbstgerecht zurückziehen zu können. - Sichern des Alkoholvorrates Die Angst plötzlich ohne "einen Tropfen" dazu stehen, veranlassen den Alkoholabhängigen dazu, sich einen Vorrat zu sichern. Flaschen werden versteckt und Täuschungsmanöver versucht. Medikamentenabhängige haben immer ein "Mittel" griffbereit und lassen sich von mehreren Ärzten gleichzeitig "ihr Mittel" verschreiben. - Vernachlässigung der Ernährung Das Trinken stillt auch Hungergefühle. Zusätzlich führt der Interessenverlust zur Ver nachlässigung der Ernährung. Das verstärkt die Wirkung des Alkohols auf den Organismus. - Erste organische Beschwerden Es zeigen sich die ersten körperlichen Folgen des Alkoholmißbrauchs, die sogar schon zu stationären Behandlungen führen können. - Abnahme des Sexualtriebs Einengung der Interessen und psychische wie organische Impotenz mindern das sexuelle Verlangen erheblich und verstärken gleichzeitig die Feind seligkeiten gegenüber dem Partner. - Alkoholische Eifersucht Die Abnahme des Sexualtriebs und das verständli cherweise ablehnende Verhalten des Partners wird mit "ausserehelichen Beziehungen" erklärt. Der "alkoholische Eifersuchtswahn" entwickelt sich. - Regelmäßiges morgendliches Trinken Bis jetzt war der Zustand der Trunkenheit zumeist auf den Abend beschränkt. Mit dem Trinken wurde am Nachmittag begonnen und am abend war der Rausch erreicht. Nun haben alle bisher aufgeführten Punkte den Abhängigen so zerrüttet, dass ein neuer Tag nicht mehr ohne einen Schluck oder ein paar Tabletten beginnen kann, um einen "normalen" Zu - stand zu erreichen. Die chronische Phase - Verlängerte, tagelange Räusche Die völlige Konzentration auf den Alkohol und das durch das morgendliche Trinken geförderte Ver langen, lassen den Abhängigen jetzt völlig zusammenbrechen. Zum ersten Mal findet er sich mitten am Tag, mitten in der Woche total betrunken. In diesem Rauschzustand bleibt er einige Tage, bis er völlig unfähig ist, noch irgendetwas zu unternehmen. Das wiederholt sich nun häufiger. - Ethischer Abbau Die tagelangen Ausschweifungen haben das Aufgeben der früheren moralischen und ethischen Maßstäbe zur Folge. Werte und Prinzipien geraten ins Wanken. Medikamentenabhängige fälschen Rezepte oder stehlen Medikamente. Ärzte werden belogen. - Beeinträchtigung des Denkens Die vergiftende Wirkung des Suchtmittels zeigt sich in der starken Beeinträchtigung des Denkvermögens, was nur durch lange Abstinenz rückgängig gemacht werden kann. - Organisches Psychosyndrom/Alkoholpsychose - Jetzt können vermehrt suchtmittelbedingte Geistesstörungen auftreten, bei etwa 10 % der Alkoholiker echte Alkoholpsychosen. Die gesamte geistige Leistung ist vermindert. - Trinken mit Personen "unter Niveau" Frühere Werte haben ihre Gültigkeit verloren, die Selbstkritik fällt aus und neue, nie dagewesene Verhaltensweisen treten auf. Lügen, Stehlen, Bekanntschaft mit Leuten weit unter dem eigenen Niveau, bis zum Einfügen in eine neue und schlechtere so ziale Umgebung. - Verlust der Toleranz Viele Abhängige können jetzt nicht mehr so viel vertragen. Schon bei geringen Mengen kommt es zu starken Wirkungen. - Undefinierbare Ängste Ängste ohne feststellbare Ursache können jetzt zur Dauererscheinung werden. ( Besonders nach dem Ge brauch entängstigender Medikamente ). Dies tritt besonders am Beginn von freiwilligen oder erzwungenen Zeiten der Abstinenz auf. - Zittern und psychomotorische Störungen Es werden als ständige Entzugserscheinungen mor gendliches Zittern und ein Versagen der feinen Be wegungen auffällig, sobald der Alkoholspiegel sinkt. Selbst einfache Verrichtungen sind ohne Alkohol nicht mehr möglich. - Zwanghafter Konsum - Der Abhängige bekämpft die Symptome des Trinkens - eigentlich Entzugssymptome - mit erneutem Trinken und durch diesen Teufelskreis wird das Trinken zum Zwang, zur Besessenheit. - Unbestimmte religiöse Wünsche Die Versuche der verstandesmäßigen Begründung werden immer schwächer. Aus Flucht vor der Realität entwickeln sich gelegentlich religiöse Wahnvorstel lungen. - Versagen des Erklärungssystems Zwanghafter Konsum und tagelange Exzesse machen es unmöglich, ein Scheingebäude von "vernünftigen" Erklärungen aufrecht zu erhalten. Das Erklärungs system bricht angesichts der Realität zusammen, der Abhängige kann nicht mehr leugnen, dass er am Ende ist. - Zusammenbrüche Die Folge ist meist der totale Zusammenbruch. Selbstmordversuche in diesem Stadium der tiefsten Depression sind häufig. - Alkoholdelirium / Krampfanfälle Das Delirium tremens tritt unvermittelt auf, allerdings nur bei ca. 15 % der chronischen Alkoholiker . Oft werden entzugsbedingte Krampfanfälle als Epilepsie verkannt.