HYPOTHESEN Die besondere Funktion von Hypothesen Der Mensch beobachtet ein Phänomen und stellt Vermutungen über dessen mögliche Ursachen an. Für die meisten Phänomene sind in der Kultur bereits Antworten enthalten. Viele Erklärungen sind eine Mischung aus Fakten ,Aberglauben und Mythologie. Es ist Aufgabe des Wissenschafters, die meisten Erklärungen für Phänomene die in sein Gebiet fallen, anzuzweifeln. Seine Zweifel sind systematisch. Er besteht darauf, die Erklärungen von Phänomenen durch systematische empirische Untersuchungen zu kontrollieren. Aus diesem Grund muß er seine Aussagen so formulieren, dass sie auch empirischen Kontrollen zugänglich sind. Er formuliert Aussagen in Form von Theorien und Hypothesen. AUSSAGEN SIND IN WIRKLICHKEIT HYPOTHESEN. Wenn eine kausale Aussage nicht als überprüfbare Hypothese formuliert werden kann, dann kann man sie als metaphysische Erklärung betrachten, die als solche der wissenschaftlichen Untersuchung jedoch nicht zugänglich ist. Damit ist die Funktion von Hypothesen aber noch nicht erschöpft. Eine Hypothese sagt auch aus, dass beim Auftreten von x y ebenfalls auftritt., daher ist eine Hypothese auch eine VORAUSSAGE., weil aus x y vorhergesagt wird. Wenn man dann die Variation von x beobachtet und feststellt, dass y gleichsinnig variiert, ist die Hypothese bestätigt. Selbst wenn Hypothesen nicht bestätigt werden, sind sie von Wert. Selbst wenn y nicht mit x kovariiert, hat sich das Wissen erweitert. Negative Ergebnisse sind manchmal ebenso wichtig wie positive, weil sie die Gesamtheit des Unwissens kleiner werden lassen. Der Wissenschafter kann aber nicht positive von negativen Ergebnissen unterscheiden, wenn er keine Hypothesen benutzt und es fällt schwer, sich die moderne Wissenschaft in ihrer strengen Methodik ohne die steuernde Funktion der Hypothese vorzustellen. BEGRIFFE HYPOTHESEN sind vorläufige Annahmen über Zusammenhänge zwischen realen Phänomenen. Im Gegensatz zu singulären Aussagen, in denen einzelne Tatsachen beschrieben werden, besitzen sie meist die Struktur einer Allaussage, bei der es darum geht, gleichbleibende, allgemeine Beziehungen – Gesetznäßigkeiten - zwischen ausgewählten Bestandteilen der Realität aufzufinden. diese Beziehungen sind von der Art „wenndann“. „je-desto“ etc. Hypothesen müssen gewisse Kriterien erfüllen: Sie müssen LOGISCH UND EMPIRISCH ÜBERPRÜFBAR sein. Sie müssen im ZUSAMMENHANG MIT BESTIMMTEN (ANDEREN) THEORIEN STEHEN, sie müssen begründbar sein und bis zu einem gewissen Grad NEU und INFORMATIV. Die THEORIE eines bestimmten Objektbereiches ist die Gesamtheit der logisch miteinander verbundenen nomologischen Hypothesen , die zur Erklärung und Vorhersage des Verhaltens der Phänomene dieses Bereiches herangezogen werden. Man kann immer neue Konsequenzen (PRÜFHYPOTHESEN bzw.Basissätze) aus ihr ableiten, die Voraussagen über konkrete Situationen beinhalten. Die SITUATIONSBEDINGUNGEN (z.B.Persönlichkeitsvariablen als Leistungsbedingungen, Unterrichtssituationen etc.) werden mit den empirischen Forschungsmethoden erfaßt, dann kann festgestellt werden, ob die Voraussagen eingetroffen sind. BASISSÄTZE (Protokollaussagen) sind sehr einfache singuläre Aussagen über beobachtbare Phänomene, über deren Wahrheit intersubjektiv Konsens besteht (z.B. „Der IQ dieser Gruppe v. Kindern beträgt durchschnittlich x) ÜBERPRÜFUNG VON HYPOTHESEN Aus der zur Diskussion stehenden Theorie werden mit Hilfe von Randbedingungen Prüfhypothesen bzw. Basissätze logisch abgeleitet. BEISPIEL: A. ALLGEMEINE HYPOTHESE: Je höher der soziale Rang eines Gruppenmitglieds, desto größer ist seine Übereinstimmung mit den Gruppennormen. B. SITUATIONS- bzw. RANDBEDINGUNGEN: In der Klasse 1a nimmt der Schüler Peter den höchsten Rang ein. C.PRÜFHYPOTHESEN (d.h.: Schlußfolgerungen aus A und B; Anhand der Schlußfolgerungen wird die Richtigkeit der Allgemeinhypothese überprüft, die eine korrekte Erfassung der Situationsbedingungen voraussetzt). In der Klasse 1a stimmt der Schüler Peter am stärksten mit den Gruppennormen überein. Da die Situationsbedingungen bereits bestimmt sind, kann man jetzt mit geeigneten Methoden Beobachtungsdaten sammeln, die mit den Voraussagen (Prüfhypothesen) zu konfrontieren sind.