Violinen: Jorinde Cirkel (Konzertmeisterin), Michaela Blume, Anna Ciechanowski, Anneli Eßer, Roland Hauser , Friederike Mahlert, Nicola Offermanns, Burkhard Roloff, Katja Schnepel, Marianne Schröder, Sabine Wieland, Claudia Wilke-Jalilvand, Karlheinz Wuthe, Viola: Hans Tödtmann, Burkhard Deuse, Barbara Gateau, Verena Haugg, Gudula Ostrop Brandenburgisches Kammerorchester Berlin e.V. Konzert Cello: Reinhard Eger, Manuel Möbius, Edelgard Reifner- Deuse, Markus Renner Kontrabaß: Götz Romahn Cembalo: Marbod Kaiser am Samstag, 27. Mai 2000, 20 Uhr in der Nikodemuskirche am Sonntag, 28. Mai 2000, 18 Uhr in der Siemensvilla Derzeit werden dringend Geigen und Bratschen gesucht! Bitte Kontakt aufnehmen im Anschluß an das Konzert oder unter Tel. 411 37 10 (Marianne Schröder) oder 852 10 14 (Katja Schnepel). Rainer Johannes Kimstedt (Dirigent) Stanislav Vidulin (Piano) Rainer Sordel (Trompete) Programm: Carl Philipp Emanuel Bach Sinfonie Nr. 5 für Streicher (1714-1788) und Basso continuo h-moll Allegretto Larghetto Presto Leoš Janáček (1854-1928) Idyla Andante Allegro Moderato Allegro Adagio Scherzo Moderato Pause Dmitij Schostakowitsch (1906-1975) 1. Klavierkonzert Allegro moderato Lento Moderato Allegro con brio Das Brandenburgische Kammerorchester Berlin e.V. wurde vor 22 Jahren als Ableger des Collegium Musicum der Berliner Universitäten von Detlef Schönewald gegründet und bis 1991 von ihm geleitet. Die etwa 20 Streicherinnen und Streicher sind überwiegend engagierte Amateure unterschiedlichen Alters aus diversen Berufen. Das Repertoire erstreckt sich von der Barockliteratur bis zur Musik des 20. Jahrhunderts. Mehrere Werke wurden vom Brandenburgischen Kammerorchester uraufgeführt. Das Orchester probt wöchentlich, zusätzlich zweimal jährlich an Probenwochenenden außerhalb Berlins. Im Jahr werden zwei bis drei Konzertprogramme erarbeitet, in denen neben Werken für Streichorchester meist auch ein Solokonzert vertreten ist. Die Aufführungen finden in Berlin und im Umland statt, gelegentlich werden auch Auftritte in anderen deutschen Städten organisiert. Beim ersten Deutschen Laienorchesterwettbewerb (1986) gewann das Orchester auf Bundesebene den 1. Preis, 1992 wurde es als Landessieger für den Bundeswettbewerb nominiert. Die organisatorische Arbeit wird von den Mitgliedern des Orchesters übernommen. Über die Konzertprogramme entscheiden alle Mitglieder gemeinsam und auch die Dirigenten werden nach Probedirigaten von dem gesamten Orchester gewählt. Nach vorübergehender Zusammenarbeit mit Thomas Lange übernahm Markus Theinert 1991 für sechs Jahre die künstlerische Leitung. Sein Nachfolger war bis 1998 André Ezerski. Seit Herbst 98 dirigiert Rainer J. Kimstedt das Brandenburgische Kammerorchester Berlin . Rainer Johannes Kimstedt wurde 1946 in Leipzig geboren. Er studierte Geige bei Marie Luise von Kleist und Michael Schwalbé in Berlin. Von 1969 bis 1981 war er Geiger im Kreuzberger Streichquartett. Seit 1981 betätigt er sich vielseitig als Solist und Lehrer, Bratscher und Kammermusiker, u.a. im Trio Quodlibet, Trio Kontraste und im Hamburger Streichquartett. Seit einigen Jahren hat sich Rainer Johannes Kimstedt einen Namen gemacht als Dirigent von Liebhaberund Jugendorchestern, bei Workshops Berliner Liebhaber-, beim Landesjugend- und Akademischen Orchester. Die ständige Leitung des Brandenburgischen Kammerorchesters liegt seit 1998 in seinen Händen. Stanislaw Widulin stammt aus Rostow am Don. Ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach der Übersiedlung seiner Familie nach Moskau absolvierte er die typisch russische Klavierausbildung von der Musikschule bis zur Musikhochschule, wo er in der Klavierklasse von Prof. Arthur Bernhardt studierte. Seither unterrichtet er im Fach Klavier. Stanislaw Widulin konzertierte in Russland und im Ausland als Solist, Begleiter und in verschiedenen Kammermusikensembles. 1993 erhielt er den zweiten Preis des internationalen Klavierwettbewerbs in Frankreich. Zur Zeit lebt er in Berlin und konzertiert als Solist und Kammermusiker u.a. mit dem „Berliner Klavierduo“ und dem „ENSEMBLE DSCH“. Darüber hinaus unterrichtet er an der Schostakowitsch Musikschule Berlin-Hohenschönhausen. Rainer Sordel wurde 1968 in Nürnberg geboren. Während seiner Ausbildung am Richard-Strauss-Konservatorium in München war er Trompeter im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz und im Sinfonieorchester des Jugendfestspieltreffens Bayreuth. Bei Prof. HansJoachim Krumpfer absolvierte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ ein Studium zum Diplom-Orchestermusiker und studierte anschließend an der HdK Berlin Diplom-Musikerziehung. Er war Teilnehmer an Meisterkursen bei Richard Steuart, Dozent am Konservatorium Würzburg, und Prof. Konradin Groth, Solotrompeter der Berliner Philharmoniker. Seit 1999 ist Rainer Sordel Lehrer für Trompete und Kammermusik an der Musikschule Berlin-Neukölln. Neben solistischen Auftritten betätigt er sich in verschiedenen kammermusikalischen Ensembles und Orchestern. Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), der zweite Sohn Johann Sebastian Bachs, erhielt seine musikalische Ausbildung von seinem Vater. Von 1738 bis 1768 diente er in der Kapelle des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich II. als Hofcembalist und begleitete u.a. die Soireen in den Schlössern von Berlin und Potsdam. 1768 wurde Carl Philipp Emanuel Bach Nachfolger von Georg Philipp Telemann als städtischer Musikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen sowie als Kantor am Johanneum-Gymnasium. Hier konnte sich Bach von dem für ihn antiquierten, „galanten“ Musikgeschmack des preußischen Königs lösen und sich in seinen Kompositionen von den Ideen und Idealen der „Sturm und Drang“Bewegung beeinflussen lassen. Die sechs Streichersinfonien komponierte Carl Philipp Emanuel Bach 1773 als Auftragswerk des Gesandten des österreichischen Kaiserhauses in Berlin, Baron Gottfried van Swieten. Sie gehören bis heute zum Schwierigsten und Aufregendsten ihrer Art. Hauptmerkmal ist das Experimentieren mit traditionellen Formen und die Täuschung von Hörererwartungen. Durch extrem kontrastreiche Anordnung der musikalischen Themen und ständig variierendem Ausdruck schaffen die Streichersinfonien einen permanenten Wechsel der Leidenschaften und musikalischen Gefühle. Außerdem sind sie, wie auch die hier gespielte h-Moll-Sinfonie, von z.T. ineinander übergehenden Sätzen gekennzeichnet, womit Bach zyklische Geschlossenheit zum Ausdruck bringen wollte. Leoš Janáček (1854-1928) wurde in einem Dorf in Mähren geboren und kam mit elf Jahren als Sängerknabe an das Augustinerkloster in Brünn. Dort wirkte er später auch als Lehrer, Organisator, Chorleiter und Dirigent. Außerdem redigierte er die erste tschechische Musikzeitschrift in Mähren. Jahrelang sammelte er auf Wandertouren durch Mähren zahllose Volkslieder und -tänze und zeichnete sie auf. Als Komponist war Janáček eher ein Spätentwickler, denn seine wichtigsten Orchesterwerke entstanden zum größten Teil nach seinem 60. Geburtstag. Erst die Prager Premiere seiner bereits 1904 in Brünn uraufgeflihrten Oper „Jenufa“ im Jahre 1916 machte ihn zu einem europaweit beachteten Komponisten. Die heute gespielte „Idyla“ gehört zusammen mit der Suite für Streichorchester sowie einem Adagio für Streichorchester zu den frühesten Orchesterwerken Janáčeks. Diese drei Stücke wurden um 1929 durch Zufall von einem Schüler Janáčeks in einer buntbemahlten Bauerntruhe entdeckt, in die Janáček seine Manuskripte gewöhnlich legte. Die „ldyla“ entstand 1878, als Janáček nach Bayern reiste, um dort nicht nur eine Orgelbaufrma zu besuchen, sondern auch Ferien zu machen. Das Stück ist zum einem stark von dem konservativen Klassizismus geprägt, wie er auf der Orgelschule in Brünn gelehrt wurde, andererseits wird die Bewunderung Janáčeks für die Musik Antonin Dvořáks deutlich. Letzteres kommt vor allem in den Tanzsätzen Nr. 2 und 6 und im 5. Satz zum Ausdruck. Auch sind Anklänge an das Volkslied und den Volkstanz erkennbar. Anders als die zuvor komponierte Streichersuite ist die „Idyla“ von größerer technischer Gewandtheit und formaler Konzentration gekennzeiclmet. So werden rhythmische Eigenheiten erkennbar, wie z.B. im 5/4-Takt des dritten Satzes, dessen weiche Melodik angeblich das Spiel der Wellen auf dem Starnberger See nachzeichnen soll. Auch der Mittelteil des Finales enthält eigenwillige Rhythmen. Schließlich erzielt Janáček durch teilweise Aufteilung der musikalischen Themen in Gruppen, Verstärkung des Kontrabasses durch das Violoncello und Verdoppelung der von den ersten Geigen gespielten Melodien in Oktaven einen volleren Klang. Bei der Uraufführung des Stückes war Dvořák anwesend und sehr angetan. Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975) wurde in einem musischen Elternhaus geboren und studierte bereits als 13jähriger Klavier und Komposition am Petrograder Konservatorium. Schon als Student fiel er wegen seines Blattspiels, seines phänomenalen Gedächtnisses und der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der er sich Musik aneignen konnte, auf. Beim Chopin-Wettbewerb für Klavier erhielt Schostakowitsch 1927 ein Ehrendiplom, was ihn allerdings enttäuschte, denn er wollte den 1. Preis gewinnen. Das Staatsexamen als Komponist legte er 1925 mit seiner 1. Sinfonie ab. Danach war er einige Jahre nur als Pianist tätig, weil er Zweifel an seinen kompositorischen Fähigkeiten hatte und deshalb bis Ende der zwanziger Jahre keine größeren Werke schrieb. Nach der Uraufführung der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ 1934 folgte eine öffentliche Herabsetzung in einem „Prawda“-Artikel. Von da an lebte Schostakowitsch in ständiger Angst, der großen „Säuberung“ Stalins zum Opfer zu fallen, was auch durch Professuren am Leningrader und Moskauer Konservatorium nicht gemindert werden konnte. Erst nach dem Tod Stalins 1953 konnte sich Schostakowitsch etwas sicherer fühlen. Das 1933 entstandene Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester ist eine der wenigen Kompositionen Schostakowitschs, in denen es nicht um tiefgreifende existentielle Fragen geht, sondern sie bringt überschäumende gute Laune zum Ausdruck und trägt starke parodistische Züge. Schostakowitsch schrieb das Werk, um wieder selbst konzertieren und damit auch wieder reisen zu können, was ein wenig Abwechslung im Alltagstrott bedeutete. Das Konzert hat einen eigens für den damaligen Trompeter der Leningrader Philharmoniker geschriebenen herausgehobenen, schwierigen Solopart und enthält eine Fülle von musikalischen Zitaten. Gleich zu Beginn erklingen die ersten drei Töne aus Beethovens „Appassionata“-Sonate und auch ein jüdischer Gassenhauer aus Odessa wird vom Komponisten verarbeitet. Dem langsamen zweiten Satz mit seinem Walzercharakter folgt der kurze dritte Satz, der an eine Improvisation erinnert. Das Finale bringt erneut Fröhlichkeit, ganz bewußt gewollte ,,Plattheiten“ in der Trompetenstimme und ungestüme, endlos wechselnde und parodierende musikalische Themen zum Ausdruck.