4. Klassifikation von Kunststoffen nach der Art ihrer Synthese 4.1 Allgemein Was sind Kunststoffe: - organische oder halborganische Werkstoffe mit einer hohen Molmasse (Molekulargewicht 8000 und 6 000 000g/mol) = Makromoleküle regelmäßiger Wiederholung einzelnen Moleküleinheiten (Monomeren) meistens synthetisch hergestellt speziellen Eigenschaften der Kunststoffe und stellen deshalb eine eigenständige Werkstoffgruppe - - Oligomeren= einige Moleküleinheiten (3-20) verknüpf Übergang zwischen Oligomeren und Polymeren mit niedrigem Molekulargewicht fließend - anorganische Makromoleküle z.B. Quarz und Silicone und organische Makromoleküle auf der Basis von Kohlenstoffverbindungen aufgrund der Elektronenkonfiguration; - natürlichen Makromoleküle = Biomakromoleküle Polysaccharide, Cellulose, Proteine, Naturkautschuk, Wolle und Seide, DNA9 - Chemisch modifizierten Biomakromoleküle z:B Viskoseseide, Zellwolle, Nitrocellulose und Celluloid. - synthetischen Makromolekülen Herstellung durch Polyreaktionen, speziell durch Polymerisation – Polyreaktion von Verbindungen mit Mehrfachbindung bzw. Ringen Polykondensation – Polyreaktion von bi- oder multifunktionellen Gruppen zu Makromolekülen unter Abspaltung von nieder molekularen Verbindungen Polyaddition - Polyreaktion von bi- oder multifunktionellen Gruppen zu Makromolekülen ohne Abspaltung von nieder molekularen Verbindungen unterschiedliche Grundbausteine unterschiedliche molekularen Struktur unterschiedlichen Kunststoffe: Thermoplasten (lineare oder verzweigte Polymere) Elastomere (weitmaschig vernetzte Polymere) Duroplaste (engmaschig vernetzte Polymere) 1 4.2. Polyreaktionen Polyreaktionen = alle chemischen Reaktionen zum Aufbau von Makromolekülen (Polymeren) Durch aufeinanderfolgende Reaktionen von monomeren oder oligomeren Verbindungen Bildung von linearen, verzweigten oder vernetzten Makromolekülen Strukturelle Voraussetzungen Monomere bi- oder multifunktionell, d.h. Mehrfachbindungen, funktionelle Gruppen oder Ringsysteme n CH2=CH2 [-CH - CH-]n O O || || n R-N=C=O [-N-C-N-C-]n | | R R Anlagerung vom Monomer an unterschiedlichen Stellen durch Polarisierung der Doppelbindung und/oder der funktionellen Gruppen, sterische Effekte und der Resonanzstabilisierung Thermodynamische Voraussetzungen Einhaltung des 2. Hauptsatz der Thermodynamik bei Polyreaktionen freie Polymerisationsenthalpie ΔG≤0 ΔGp = ΔHp – T ΔSp Bei der Polymerisation werden aus Monomeren mit Doppelbindungen energieminimierte Einfachbindungen mit einem höheren Ordnungsgrad. Dadurch wird die Entropieänderung ΔSp negativ. Bei einer Polymerisation von Ringverbindungen wird durch eine Verminderung der Ringspannung die Entropieänderung ΔSp ebenfalls negativ. Polymerisationsenthalpie ΔHp stets negativ Polymerisation nur wenn T ΔSp < ΔHp Aufbaureaktionen der Makromoleküle (Polymerisation) stehen mit Abbaureaktionen (Depolymerisation) im Gleichgewicht, wenn 2 T ΔSp = ΔHp gilt. Die entsprechende Temperatur wird als „ceiling Temperatur“ Tc bezeichnet. Tc = ΔSp / ΔHp Kinetische Voraussetzungen Grundvoraussetzung der Polyreaktion: ausreichend schnelle Reaktionsgeschwindigkeit bei der Herstellung von Polymeren Summe der Wachstumsgeschwindigkeiten > Summe der Abbruchgeschwindigkeiten Bei Polyreaktionen in der Regel keine Polymere mit einheitlicher Molmasse und einheitlichem Polymerisationsgrad P (Anzahl der Grundbausteine mit der Molmasse M0 pro Polymermolekül mit der Molmasse Mp) P = MP/M0 4.3. Polymerisation Für eine Polymerisation (Kettenwachstumsreaktion) müssen Initiatoren und Monomere vorhanden sein. Initiatoren = Radikalbildner, Carbanionen, Carbokationen oder Komplexbildner Deshalb werden die Polymerisationen als radikalische, anionische, kationische oder koordinative Polymerisationen bezeichnet. Spontane Polymerisationen sind die Ausnahme und vom Styrol und Methylmethacrylat bekannt. Monomere müssen über eine Doppelbindung wie z.B. Olefine, Diene, Vinylverbindungen und Aldehyde oder einen Ring wie z.B. cyclische Ether, Amide und Ester aufweisen. Das einfachste Monomer ist das Ethen (Ethylen) CH2 = CH2. Coploymerisation Polymere, aus einer Monomerart = Homopolymere Polymere, aus mehr als einer Monomerart = Copolymere Copolymere mit statistischem oder alternativem Aufbau werden häufig aus Mischungen von A-Monomeren und B-Monomeren in einem Schritt hergestellt 3 Statistische Copolymere: --(ABBAAABABBABBBAABABBA)— zB. Copolymere aus Isopren/Butadien Alternative Copolymere: --(ABABABABABABABAB)— z.B. Copolymere aus Styrol/Maleinsäureanhydrid Blockcopolymere und Pfropfcopolymere erhält man in der Regel durch mehrere aufeinanderfolgende Polymerisationen. Blockcopolymere: --{A}{B}-Zweiblochcopolymere --{A}{B}{A}-- Dreiblockcopolymere z.B. Elastmere aus Styrol/Butadien —A—A—A—A— | | | | {B} {B} {B} {B} z.B. eine Kette aus A-Monomeren mit seitlich angehängten B-Copolymeren. Pfropfcopolymere: 4.3.1. Radikalische Polymerisation - viele Monome durch die radikalische Polymerisation polymerisieren - durch Radikale (Initiatormoleküle) ausgelöst, durch wachsende Makroradikale fortgesetzt -Vorreaktion: thermisch, elektrochemisch, chemisch oder photochemisch symmetrische Spaltung von kovalenten Bindungen (homolytische Spaltung der Atombindung) der Initiatormoleküle I2 paarweise freie Initiatorradikale I. (Molekülfragmente oder Atome mit einem oder mehreren freien Elektronen) I2 = 2 I . Initiatorradikale I. reagiert in einer Startreaktion mit einem Monomermolekül M zu einem Monomerradikal I-M. , dem ersten Verbindundungsradikal P.1 I. + M I-M. Ξ P1. In einer Wachstumsreaktion werden fortlaufend Monomere an das Polymerradikal Pn. addiert. Pn. + M Pn+1. Durch Abbruchreaktionen wie Rekombination zweier Polymerradikale, die Disproportionierung oder Übertragungsreaktionen kann die Polymerisation beendet werden. Radikalbildung / Startreaktion Außer der Polystyrolproduktion 4 für alle radikalischen Polymerisationen Radikalbildner notwendig. Geeignete Radikalbildner sind z.B. Peroxide R-O-O-R1, Azoverbindungen R-N=N-R1, Hydroperoxide R-O-O-H, Organometallverbindungen aber auch anorganische Peroxide wie z.B. Kaliumperoxidisulfat (K2S2O8). Spaltung von kovalente Bindungen homolytisch unter der Bildung eines ungepaarten Elektrons ≡ Zerfallsreaktion oder Startreaktion z.B. allgemein der Zerfall von Peroxide : RO—OR und Azoverbindungen (Nitrilverbindungen): RN=NR 2RO. 2R. + N≡N und konkret am Beispiel dem Zerfall von Azo-bis-isobutyronitril (AIBN) und Benzylperoxid Für die Zerfallsgeschwindigkeit vd für das Initiatormolekül I gilt : vd = -d [I]/ dt = kd * [I] wobei t die Zeit und kd die Geschwindigkeitskonstante des Zerfalls bedeutet Dieses ungepaarte Elektron greift die π-Bindung des Ethens (Ethylens) oder eines seiner Derivate an und es entsteht das eigentliche Startradikal. Es soll hier am Beispiel der Reaktion mit Ethen dargestellt werden. 5 Diese Bildungsreaktion (Startreaktion) der Radikale vst verläuft sehr schnell und es gilt beim Zerfall des Initiatormoleküls in 2 Radikale die Beziehung Vst = kst * [R.] [M] Da die Radikalbildung des Initiatormoleküls vergleichsweise langsam abläuft, ist dies der Geschwindigkeitsbestimmende Schritt. Wachstumsreaktion (Progation) Bei der Wachstumsreaktion reagiert das gebildete Radikal immer wieder mit dem Monomeren Ethen. Der Kettenabbruch bei einer radikalischen Polymerisation erfolgt meistens durch die Rekombination zweier Radikalketten oder durch die Rekombination der Polymerkette mit dem Radikal des Initiatormoleküls. Eine weitere häufige Abbruchreaktion stellt die Disproportionierung dar, bei der das Radikal eine benachbarte C-H-Bindung spaltet und es dadurch zu einer endständigen C-H- Gruppierung und einer Doppelbindung an einem anderen Molekül kommt. 6 Spaltet das Radikal eine beliebige C-H-Bindung, so kann es zu Verzweigungen durch die Anlagerung von Ketten kommen. Es wird auch von einer Kettenübertragungsreaktion gesprochen. Es entsteht Polyethylen, welches stark verzweigt ist und eine niedrige Dichte aufweist (PE-LD). Um eine gezielte Abbruchsreaktion herbeizuführen, werden Retarder oder Inhibitoren hinzugegeben. Unter einem Retarder versteht man dabei einen Stoff, der die Polymerisation durch Senkung der Reaktionsgeschwindigkeit verzögert. Dazu gehört z.B. Nitrobenzol. Inhibitoren sind dagegen Stoff, die die weitere Polymerisation verhindert. Dazu gehören z. B. Bezophenon mesomeriestabilisiert sind. und andere aromatische Verbindungen, die 7 Kunststoffkompendium, A. Franke, Vogel Buchverlag2000 Einfluß der Temperatur auf die Reaktionsgeschwindigkeit Aktivierungsenergie der Initiatordisszoziation, des Wachstums und des Abbruchs Einfluß des Drucks auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei gasförmigen Monomeren z.B. Ethen (Ethylen) Wichtige Polymere, die durch radikalische Polymerisation hergestellt werden: Makromolekulare Chemie, M.D. Lechner, G. Gehrke, E.H. Nordmeier, Birkhäuser Verlag 2000 8 4.3.2. Ionische Polymerisation - anionische und kationische Polymerisationen - werden durch Ionen – Kationen und Anionen – ausgelöst - durchlaufen ionische Zwischenprodukte Unterschied zur radikalischen Polymerisation: zu den initiierenden Anionen bzw. Kationen liegtein entsprechendes Gegenion als Kation oder Anion vor, diese haben Einfluß auf die Polymerisationsgeschwindigkeit und Polymerstruktur Auftreten von unterschiedlichen Spezies in Abhängigkeit von Konzentration von den Lösungsmitteln, der Temperatur und den Gegenionen 4.3.2.1. Anionische Polymerisation Reaktion einer Startverbindung Me+ R- mit Verbindungen (M), die Anionen bilden können und zur Polymerisation geeignet sind. Das sind Moleküle mit Doppelbindungen und Ringmoleküle, die Elektronenakzeptorsubstituenten enthalten, d.h. in der Lage sind, Elektronen zu sich herzuziehen und damit eine geringe πElektronendichte C-Atom des Moleküls zu erzeugen. Nitrogruppen –NO2, Halogene (–F > –CL > –Br > –J), Pseudohalogene –CN, Carboxylgruppen –COOH, –COOR, –COR sowie ringförmige Verbindungen und Alkene (Olefine) (Stabilisierung negativer Ladungen) Anionische Polymerisationen laufen in der Regel nur unter Luftabschluß und Wasserausschluß ab, da diese einmal eine Polymerisation verhindern und andererseits einen Kettenabbruch bewirken. Startreaktion Kovalente Verbindung polarisietes Molekül Ionisation freie Ionen R-X δ-δ+ R-X R--X+ R- + X+ durch Organometallverbindungen mit Metallen vorwiegend aus der 1. Hauptgruppe wie z.B. n-Butyllithium in polaren Lösungsmitteln durch die Dissoziation in Anionen und Kationen 1. n-Butyllithium Li+ + Bu- 9 2. Li+ + Bu- +M Bu-M- + Li+ weitere mögliche Startreaktion durch Elektronenübertragung durch Alkalimetalle z.B. Li, Na, K sowie Alkali-Aromaten-Komplexe 2Me + 2CH2=CHR 2 .CH -CHRMe+ 2 Me+RHC-CH2-CH2-CHRMe+ wichtige Art der Initiierung durch Elektronenübertragung findet durch AlkaliAromaten-Komplexe wie z.B. den Aromaten Naphthalen und Anthracen , Biphenyl und den Alkalimetallen Li und Na Wachstumsreaktion Reaktion des Monomers mit dem Anion der letzten Monomereinheit der Kette Bu-CH2-CHRMe+ + n CH2=CHR Bu-(-CH2-CHR-)n-CH2-CHRMe+ 10 Reaktive Stelle am Anion bzw. Metall => Kettenabbruch durch Rekomination nicht möglich Temperaturerhöhung =>Hydrideliminierung => Kettenabbruch -CH2-CHRNa+ -CH=CHR+ NaH Gezielt werden anionische Polymerisationen durch die Zugabe einer desaktiverenden Verbindung wie Wasser, Ethanol, Methanol oder Ammoniak abgebrochen. Dabei wird die reaktive Kohlenstoff-Metallbindung durch eine inaktive C-H- Bindung ersetzt. -CH2-CHRNa+ + CH3OH -CH2-CH2R + CH3ONa Erfolgt kein Abbruch der anionischen Polymerisation, so existiert das reaktionsfähige Anion nach vollständigem Umsatz der Monomeren und kann bei erneuter Zugabe von Monomeren das Kettenwachstum fortsetzen = lebende Polymerisation Beispiele für die anionische Polymerisation sind die Herstellung von Polystyrol und die Herstellung von Polycyanoarylat im Sekundenkleber. Sekundenkleber enthält als wirksame Komponente Cyanoacrylat. Polarisierung Ethylen-Doppelbindung 11 Ankopplung eines weitern Cyanoacrylatmoleküls Der Abbruch erfolgt in diesem Fall durch Protonenaustausch innerhalb des Moleküls, wenn alle Monomere verbraucht sind. Wichtige Polymere, die durch anionische Polymerisation hergestellt werden: Makromolekulare Chemie, M.D. Lechner, G. Gehrke, E.H. Nordmeier, Birkhäuser Verlag 2000 4.3.2.2. Kationische Polymerisation Reaktion eines kationischen Initiators mit Monomeren, die elektronenreiche Substituenten, Verbindungen mit Heteroatomen oder heterocyclischen Ringen enthalten und einen Elektronendruck auf die Doppelbindung der Olefine ausüben, zu Makromolekülen Dazu gehören u.a. Vinylether CH2=CH-O-R, Isobutylen Isopren , Butadien CH2=CH-CH=CH2 und Styrol Allgemein gilt folgende Beziehung für die Startreaktion: kationischen Initiator Kovalente Verbindung polarisietes Molekül Ionisation freie Ionen δ+- δR-A R-A R+-AR+ + AEs gilt also: R1+-A- + n CH2=CHR + R1-(-CH2-CHR-)n-1-CH2-CHR + A- Als Initiatoren kommen Brönsted-Säuren (Protonensäuren wie H2SO4, H3PO4 , 12 HClO4, CF3SO3H, ), Lewis-Säuren (Elektronenpaarakzeptoren= Elektronenmangelverbinung wie z.B. BF3, AlCl3, TiCl4, SnCl4, SBCl5) oder Carbeniumionen (Carbenium-Ionen sind Carbokationen, die einen dreibindingen Kohlenstoff aufweisen und ein Elektronensextett besitzen zur Anwendung. ) Aluminiumchlorid-Wasser-Komplex zu einem Monomeren mit die elektronenreichen Substituenten wie z.B. Isobuten (Isobutylen (CH3)2C=CH2) => Carbokation. Instabil, da Oktettregel nicht erfüllt, Reaktion mit weiteren Monomeren => Kettenwachstum Die kationische Polymerisation kann einmal durch eine Kettenübertragung beendet werden, bei der z.B. ein Proton auf ein Monomer übertragen werden kann. Es entsteht eine neue Kette. 13 Eine andere Möglichkeit ist die Übertragung eines Protons auf das Anion, das wiederum ein neues Carbokation bilden kann und somit ebenfalls eine neue Kette startet. Ein endgültiger Kettenabbruch tritt ein, wenn ein stabilisiertes Kation gebildet wird, das sie Reaktion nicht weiterführen kann (sogenannter Allylabbruch). + + -CH2-CH-CH3 + CH2=CH-CH3 -CH2-CH2-CH3 + CH2 … ¯ Stabilisierung: + CH2 … ¯ CH + … CH 2 ¯ + ↔ CH2=CH-CH2 ↔ CH2-CH=CH2 Eine andere Möglichkeit ist die Übertragung eines Heteroatoms. 14 CH … CH2 ¯ Das verwendete Beispiel für den beschriebenen Reaktionsmechanismus führt vom Isobuten zum Polyisobuten Wichtige Polymere, die durch kationische Polymerisation hergestellt werden: Makromolekulare Chemie, M.D. Lechner, G. Gehrke, E.H. Nordmeier, Birkhäuser Verlag 2000 Polymerchemie kompakt, Dr. Martin Brahm S. Hirzel Verlag Stuttgart-Leizig 2005 15 4.3.3. Koordinative Polymerisation (Polyinsertion) Die koordinative Polymerisation = Kettenwachstumsreaktionen, bevorzugt durch Übergangsmetallkomplexe katalysiert ein Monomer und die Polymerkette lagern an Komplexe an (koordinieren) Bei der radikalischen und ionischen Polymerisation werden die Monomermoleküle an die aktiven Zentren im Molekül angelagert. Diese Zentren (Radikale, Kationen, Anionen) sind von kovalent gebundenen Initiatorresten durch bereits angelagerte Monomereinheiten getrennt. Bei der koordinative Polymerisation (Polyinsertion) wird das neue Monomer die Bindung zwischen dem Initiator und dem zuletzt eingebauten Monomereinheit eingebaut. Polymerisationen durch Übergangsmetallverbindungen, meistens Ziegler-NattaKatalysatoren oder Metallocen-Katalysatoren katalysier Die Übergangsmetallverbindungen besitzen ein Zentralatom (das Metall-Ion), das derart von Liganden umgeben ist, dass ein Monomer und die Polymerkette daran anlagern (koordinieren) können. Dabei werden die Monomere vor dem Einbau koordiniert und vororientiert (deshalb der ältere Begriff koordinative Polymerisation). Prinzip = Aktivierung der Monomere aufgrund der Wechselwirkung des Monomers mit dem Metall => Doppelbindung im Monomer wird geschwächt und die Anlagerung eines zweiten Monomers initiiert Zur Stabilisierung der so entstandenen Komplexverbindung schiebt sich das Monomer in die bereits vorhandene Polymerkette ein und ein weiteres Monomer wird angelagert usw. Die Polymerisationsreaktion wird so in die Wege geleitet. Das Verfahren wird auch Insertionspolymerisation genannt. Es entstehen Polymere mit besonders geringer Fehlordnung und einer definierten sterischen (räumlichen) Konfiguration (Art und Anordnung der Grundbausteine) sowie Copolymere. Ziegler-Natta-Katalysatoren Ziegler-Natta-Katalysatoren = Übergangsmetallkatalysatoren einer Übergangsmetallverbindung der III. – VIII. Nebengruppe und metallorganischen Alkyl- oder Arylverbinduneng oder einem Hydrid der I. – IV. Hauptgruppe typischer Ziegler-Natta-Katalysatoren: TiCL4 und (C2H5)3Al (Katalysator und Cokatalysator) oder TiCl3 und(C2H5)2AlCl heterogene Katalysatoren= Katalysatoren und die reagierenden Stoffe liegen in unterschiedlichen Phasen vor 16 Bei den heterogenen Katalysatoren ist nur der an der Oberfläche befindliche Anteil der Übergangsmetalle für die katalytische Aktivität zuständig. Bildung eines Komplexes aus Katalysator und Cokatalysator: heterogenen Katalysatoren nur der an der Oberfläche befindliche Anteil der Übergangsmetalle für die katalytische Aktivität zuständig monometallischen Mechanismus: aktives Übergangsmetall (Titan im TiCl3-Komplex) ist oktaedrisch koordiniert und besitzt eine unbesetzte Ligandenstelle, an dem sich das Olefin mit der π-Bindung koordiniert => Doppelbindungscharakter wird nicht vollständig aufgehoben und freie Drehbarkeit des Monomers nicht gegeben Einbau läuft sterisch kontrolliert ab, indem Methylgruppe des Polymerrestes am Übergangsmetall so aktiviert wird, dass sie mit der Doppelbindung des koordinierten Monomermoleküls reagiert und das Olefin zwischen Übergangsmetall und Polymerkette geschoben wird. Neuere Katalysatoren = homogen Katalysatoren, d.h. Katalysatoren und die reagierenden Stoffe liegen in gleicher Phase vor 17 Polymerisation mit Ziegler-Natta-Katalysatoren mit aliphatischen oder cycloaliphatischen Olefinen bzw. Dienen Polare Verbindungen wie Ester und Säuren sind als Monomere nicht geeignet, das sie den Katalysator zerstören. Ethen polymerisiert in diesem Fall zu einem Polyethylen mit wenigen Verzweigungen und einer hohen Dichte (PE-HD). Polymerisation von Dienen und Cycloalkenen Polymerisation von Dienen und Cycloalkenen: unter Einsatz von Metallcarbenen als Katalysator oder Metathese Katalysatoren (z.B. Grubbs-Katalysator = RutheniumCarben-Komplexe). Cycloaliphatische Olefinen können je nach Katalysatorart entweder unter Erhalt des Ringes und Öffnung der Doppelbindung oder umgekehrt polymerisiert werden. Acyclische Diene können mit Wolframkatalysatoren unter Abspaltung niedermolekularer Olefine polymerisiert werden. Wahl des des Katalysatorsystems: Bestimmt Taktizität (von griech. taxis = Anordnung und beschreibt die Art und Weise, wie vorhandene Reste an der Hauptkette von Kunststoffmolekülen hängen und wesentliche Eigenschaften des Kunststoffes beeinflusst) 18 Herstellung von isotaktischem Polypropen z.B. verwendet man das System TiCl 3 und Al(C2H5)2Cl Für die Herstellung von isotaktischem (alle Reste zeigen in eine Richtung) Polypropen z.B. verwendet man das System TiCl3 und Al(C2H5)2Cl. Abbruchreaktionen: bei Ziegler-Natta-Polymerisationen durch Verunreinigungen, Zugabe von polaren Verbindungen wie Alkohole oder durch das Einblasen von Wasserdampf. Bei höheren Temperaturen kann eine Übertragung von Wasserstoff erfolgen. ~-CHR-CH2-Mt + R-CH=CH2 ~-CR=CH2 + R-CH2-CH2-Mt Um einen bestimmten Polymerisationsgrad zu erhalten, wird Wasserstoff zugegeben. Es entsteht ein Metallhydrid, das u.U. eine neue Polymerisation starten kann. Copolymerisation mit geeigneten Ziegler-Natta-Katalysatoren möglich. technische Bedeutung von Copolymerisaten: unterschiedlichen Monomere bringen ihre Eigenschaften mit in das Copolymer Chemische Vernetzung Vernetzung = in der makromolekularen Chemie Reaktionenmit Verknüpfung einer Vielzahl einzelner Makromoleküle zu einem dreidimensionalen Netzwerk Verknüpfung kann entweder direkt beim Aufbau der Makromoleküle oder durch Reaktionen an bereits bestehenden Polymeren Vernetzung Veränderung Eigenschaften der vernetzten Stoffe wie Erhöhung der Härte, der Zähigkeit des Schmelzpunktes und eine Absenkung der Löslichkeit Veränderung nimmt mit dem Vernetzungsgrad, dem Anteil der vernetzten Stellen bezogen auf die Gesamtpolymermenge, zu. 19 Vernetzung bereits bestehender Polymere = Quervernetzung entweder über bereits im Polymer vorhandene Funktionalitäten durch geschickte Wahl der Reaktionsbedingungen (sogn. Selbstvernetzer) oder durchZusatz von multifunktionellen niedermolekularen Substanzen, den Vernetzungsmitteln durch Vernetzung von Polymeren zuerst Elastomere und bei zunehmender Vernetzung auch Duroplaste Beispiele für den Einsatz von Vernetzungsmitteln sind die Zugabe schwefelhaltiger Stoffe bei der Vulkanisation von Kautschuk. Physikalische Vernetzung: keine chemische Bindung, elektrostatische Beziehung, Van der Waals-Kräfte (zwischenmolekulare Beziehungen) oder wasserstoffbrückenbindungen 4.3.4. Herstellung bekannter Kunststoffe durch radikalische, kationische, anionische oder koordinative Polymerisation sowie durch Copolymerisation Vergleich zeigt, Herstellung von verschiedenen bekannten Kunststoffe durch radikalische, kationische, anionische oder koordinative Polymerisation auf unterschiedliche Weise => unterschiedliche Eigenschaften Polymerchemie kompakt, Dr. Martin Brahm S. Hirzel Verlag Stuttgart-Leizig 2005 Einige der wichtigen, industriell hergestellten Polymere und Copolymere, die u.a. in den Tabellen aufgeführt sind, sollen kurz ausführlicher besprochen werden. 20 Makromolekulare Chemie, M.D. Lechner, K. Gehrke, E.H. Nordmeier, Birkhäuser Verlag 2003 Makromolekulare Chemie, M.D. Lechner, K. Gehrke, E.H. Nordmeier, Birkhäuser Verlag 2003 Polyethylen (PE) Monomer Ethen (Ethylen): gasförmig, farblose, brennbare organische Verbindung, industriell durch thermisches Cracken von langkettigen Kohlenwasserstoffen hergestellt Ausgangsstoff für eine Vielzahl von Produkten 21 PE = ein teilkristalliner Kunststoff, der in einem großen Umfang hergestellt wird. PE besitzt die einfachste Molekülstruktur in Form von Paraffinketten. n CH2=CH2 ….-CH -CH -CH -CH -….. 2 2 2 2 –[-CH2-CH2-]n- PE-Kunststoffe durch unterschiedliche Verfahren hergestellt => unterschiedliche Eigenschaften PE = unpolar, gegen Chemikalien beständig, erweicht bei Temperaturen über 80°C und kann durch Sonneneinstrahlung verspröden. sehr geringe Wasseraufnahme und eine geringe Quellung in polaren Lösungsmitteln ansteigend bei Temperaturerhöhung. PE gehört zu den Thermoplasten. PE findet eine breite Anwendung und wird z.B. für Spritzguß und Folien verwendet. Die meisten PE-Typen sind für die Lebensmittelindustrie zugelassen. PE-LD, ein weiches Polyethylen niedriger Dichte (0,915 g/cm3 und 0,935 g/cm3), besteht aus verzweigten Kettenmolekülen mit kurzen Verzweigungen. Herstellung: radikalische Hochdruckpolymerisation bei Temperaturen von ca.275°C und Drücken von ca.280 MPa und durch Starten mit den Initiatoren Sauerstoff oder Peroxide. PE-HD ist ein kaum verzweigtes, lineares Hartpolymer mit einer hohen Dichte (0,94 g/cm3 und 0,97 g/cm3) und wird durch stereospezifische Polymerisation an Übergangsmetallkatalysatoren (Ziegler-Natta-Polymerisationen) bei niedrigen Drücken erzeugt. PE hat wegen des symmetrischen Aufbaus eine hohe Kristallisationsneigung, die mit abnehmender Verzweigung wächst. Eine abnehmende Verzweigung führt zu steigender Dichte. Neben der Verzweigung ist die Kettenlänge ein wichtiges Merkmal. PE mit kürzeren Ketten neigt zu Spannungsrißkorrosion. Die mechanischen, thermischen und Quelleigenschaften sind stark von der Molmasse und der Kristallinität abhängig. Durch Variation des Verzweigungsgrades und der Molmasse lassen sich PE-Sorten mit gewünschten Eigenschaften herstellen. Die mechanischen, thermischen und Quelleigenschaften sind stark von der Molmasse und der Kristallinität abhängig. Durch Variation des Verzweigungsgrades und der Molmasse lassen sich PE-Sorten mit gewünschten Eigenschaften herstellen. 22 Copolymere vom PE z.B. PE-LLD Werden der Ziegler-Natta-Polymerisation des Ethen noch 1-Olefine z.B. Buten, Hexen, Octen beigemischt, so erhält man lineare Copolymerisate des Ethens niedriger Dichte. PE-LLD vereint die Weichheit und Geschmeidigkeit des PE-LD mit der hohen mechanischen Festigkeit des PE-HD. Aus diesem Grund können Folien wesentlich dünner hergestellt werden als Folien aus PE-LD. PE-LLD hat allerdings einen niedrigeren Schmelzpunkt als PE-HD und ist deshalb etwas schwieriger im Extruder herzustellen. Polypropylen (PP) Monomer Propylen (Propen): farbloses Gas und wird durch thermisches Spalten von langkettigen Kohlenwasserstoffen oder durch die thermisch katalytische Reaktion unter Abspaltung von Wasserstoff hergestellt und dient als Ausgangsstoff für eine Vielzahl von Produkten. C3H6 ↔ CH2=CH-CH3 ↔ Die radikalische Polymerisation von Propylen ist aufgrund der Stabilität der entstehenden Allylradikale nur bis zu sehr niedrigen Molmassen möglich. PP: teilkristalliner Thermoplast und gehört zu der Gruppe der Polyolefine. Polypropylen wird durch Fällungspolymerisation des Monomers Propen mit Hilfe von Ziegler-Natta-Katalysatoren bei Temperaturen von 30-80°C unter Normaldruck in 23 Hexan als Lösungsmittel oder im Wirbelbettreaktor gewonnen. Dabei entsteht isotaktisches( alle Reste zeigen in eine Richtung) Polypropylen in hoher Ausbeute. Isotaktisches Polypropylen (it-PP): hohe mechanische Festigkeit, geruchlos und hautverträglich. Technisches hergestelltes Polypropylen: enthält ataktisches (alle Reste sind zufällig angeordnet) Polypropylen (at-PP) => die Kristallinität, Dichte und Steifheit sinken, jedoch die Kälteschlagfestigkeit steigt Reines ataktisches Polypropylen ist hochverzweigt und wird als Bitumenersatz verwendet. Syndiotaktisches (Reste zeigen abwechselnd nach vorn und nach hinten) Polypropylen (st-PP) wird bei tiefen Temperaturen mittels vanadinhaltigen Katalysatoren hergestellt, ist hochtransparent und weist eine gute Wärmebeständigkeit (Schmelztemperatur ca. 160°C) auf. Copolymere des PP Copolymere des PP sind zum einen Polymere, die Ethylen, Buten-1 oder höhere αOlefine enthalten und als Blockpolymer vorliegen. PP-B wie z.B. E/P-B = teilkristalliner Thermoplast aus überwiegend PP, mit PE schlagzäh gemacht: -[PE-b-PP]nEPDM = Ethylen/Propylen/Dien- Elastomer wie Poly(ethylen-co1,4-hexadien-copropylen) oder Poly[1-(2-butylen)ethylen-co-ethylen-co-propylen] 24 Dabei handelt es sich um ein kautschukmodifiziertes Polymer. Polybutylen, Polyisobutylen C4H8 Butylen-1 (Buten-1 ≡ CH2=CH-CH2-CH3) Isobutylen ≡ Butylen-1 und Isobutylen Herstellung durch thermisches Cracken; Isobutylen: durch Dehydratisierung von t-Butanol (CH3)3-C-OH Butylen-1: Polymerisation mit Ziegler-Natta-Katalysatoren; hohe Reißfestigkeit Isobutylen: kationische Polymerisation Copolymere des Polybutylens mit Isopren Vernetzung, Vulkanisation mit Schwefelverbindungen Polybutadien ergibt Butykautschuk durch Butadien: Herstellung durch Cracken oder oxidatives Dehydrieren von Butan oder Buten bei T~ 620°C an FeO/Mg-Katalysatoren Polymerisation: anionisch, radikalisch oder mittels Ziegler-Natta-Katalysatoren (Hauptbedeutung) entweder zu 1,4- Polydienen oder zu 1,2-Polydienen 25 Einfluss der Herstellungsbedingeungen Wichtige Copolymere: Butadien-Styrol-Copolymerisat (SBR) s. Styrol Halogenhaltige Polymere Von den halogenhalige Polymere sind die Polymere mit Cl und F wichtig z.B. PVC und PTFE = Polytetrafluorwethylen. Sie sind schwer entflammbaren, spalten beim Brand in giftige und ätzende Halogenwasserstoffe oder Halogen. PTFE: Terafluorethylen CF2=CF2 wird aus Chloroform CHCl3 und Fluorwasserstoff HF in einem mehrstufigem Prozess gewonnen und radikalisch polymerisiert. Polyvinylchlorid PVC Monomer Vinylchlorid ( Chlorethen; Monochlorethylen) CH2=CHCl; enthält Vinylgruppe CH2=CH-, farb-und geruchloses Gas, krebserregend Herstellung Vinylchlorid: 1. Reduktion von CaO bei 2000°C – 2300°C mit C zu CaC2 ; Reaktion des CaC2 mit Wasser zu Ethin C2H2; CH≡CH; Reaktion des Ethins mit HCl zu Vinylchlorid 26 2.Direktchlorierung von Ethen CH2=CH2 mit Cl2 mit Hilfe von Eisenchloridkatalysatoren zu Dichlorethan, unter Abspaltung von HCl zu Vinylchlorid Vinylchlorid: radikalische Fällungspolymerisation oder radikalische Suspensionspolymerisation, gestartet durch kurzwelliges Licht (uv) oder durch Peroxide, RO. + CH2=CHCl RO-CH2-ChCl. Bei T ~ 50-80°C, p ~ 10bar Kettenwachstum, Kettenabbruch siehe radikalische Polymerisation Steuerung des Polymerisationsgrades durch Temperaturveränderung PVC Thermoplastischer Kunststoff, weitestgehend amorph, schwerentflammbar, nicht selbstbrennend; Hitzeempfindlich Zersetzung unter HCl-Abspaltung bei ca. 140°C und Bildung von Polyen –CH=CH-CH=CH-CH=CH– (begünstigt weitere Zersetzung, rotbraune Färbung) Beständig gegen unpolare Lösungsmittel, verdünnte und konzentrierten, Salzlösungen, Säuren und Laugen, Ozon und Chlor Unbeständig gegen polare Lösungsmittel wie Ester, Chlorkohlenwasserstoffe, Ketone Löslich in Tetrahydrofuran und Cyclohexanon Verarbeitung von PVC-Pulver unter Zugabe von Stabilisatoren = Hart- PVC Weich-PVC. Zugabe von Weichmachern Durch Weichmacher z.B. Phthalate = Ester der Phthalsäure chemisch weniger beständig Polystyrol PS 27 Weich-PVC Herstellung Monomer Styrol (Vinylbenzol) durch katalytische Dehydrierung von Ethylbenzol Styrol = sehr polymerisierfreudige Flüssigkeit, die unter Lichteinwirkung bei Raumtemperatur zu Polystyrol, einer gelben, klebrigen Flüssigkeit, polymerisiert Weitere Polymerisationsmöglichkeiten sind thermische, radikalische, koordinative, anionische sowie kationische Polymerisationen, kationische Polymerisation: Styrol + Eisenchlorid, erhitzen, danach weitere Polymerisation (lebende Polymerisation) thermische Polymerisation durch Hitze; radikalischen Polymerisation: ein Radikal verbindet sich mit dem Styrol, dadurch wird das Styrol selbst zum Radikal, Peroxide wie das Dibenzoylperoxid sind Initiatoren anionische Polymerisation zur Herstellung von Blockpolymeren koordinative Polymerisation: je nach Katalysatortyp Entstehung von ataktisches, syndiotaktischer oder isotaktisches Polystyrol PS-Schaum : Zumischung von Treibmittel dem flüssigen Polystyrol unter Druck und Austritt durch eine Schlitzdüse Copolymere des Styrols: zum Beispiel das Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), das Styrol-Acrylnitril (SAN), das Styrol-Butadien (SB) und das Acrylnitril-Styrol-Acrylester (ASA) Styrol-Butadien (SB): Copolymerisation erfolgt als radikalische Emulsionspolymerisation als 1,4-Addition mit 75 Butadien und 25% Styrol bei 0°c5°C (Kaltpolymerisation), ein Redoxsystem dient als Initiator 28 Das entstehende Copolymer ist ein Elastomer - Styrol-Butadien-Kautschuk – bedeutendste Variation des synthetischen Gummis = SBR, durch Schwefelverbindungen erfolgt die Vulkanisation, d.h. weitere Vernetzung und damit endgültige Form Polyacrylnitril PAN Acrylnitril (CH2=CH-C≡N): Herstellung durch Ammonoxidation von Propen oder durchReaktion von Ammoniak mit Propan und Sauerstoff Wasserlösliche Acrylnitril in saurem Niveau radikalisch polymerisiert, ataktischer Aufbau, Spinnen von Fasern mit guter Licht- und Wetterbeständigkeit Polyacrylnitril: Mit Butadien entstehen Copolymerisate = Acrylnitril/Butadien-Kautschuk = Nitrilkautschuk (besonders benzin- und mineralölfest) 29 4.4. Polykondensation Bisher: Wachstum einer Kettenpolymerisation (Polymerisation Polyinsertion) durch Anlagerung eines Monomers an ein aktiviertes Zentrum der Polymerkette Polykondensationen = Reaktionen, bei denen Polykondensate entstehen und in Stufen unter Abspaltung von Nebenprodukten verlaufen. Verknüpfung von zwei Monomeren mit mindestens zwei besonders reaktionsfähigen funktionellen Gruppen (z.B. –OH, –COOH, –NH2, –CHO …), miteinander unter Abspaltung eines nieder molekularen Stoffes (z.B. Wasser, Ammoniak, niedrige Alkohole, Chlorwasserstoff) Bei drei oder mehr funktionellen Gruppen = Bildung von räumlich vernetzten Polykondensaten Verknüpfungen laufen unabhängig voneinander und nebeneinander ab. Reaktionen mit Oligomeren oder Polymeren sind ebenfalls möglich. Reaktionen von Monomeren der gleichen Art (AB-Typ) mit zwei unterschiedlichen funktionellen Gruppen Reaktionen zweier verschiedener Monomerarten (AA//BB-Typ), die jeweils an beiden Enden die gleiche Funktion tragen Beispiele Monomertyp Formeldarstellung Typ α-Aminosäure 2 x R-CHNH2-COOH AB Dicarbonsäure und Diamin HOOC-R-COOH + H2N-R'-NH2 AA//BB Stufenreaktionen -> ersten Schritt = Reaktion von zwei Monomere miteinander -> Dimere; diese reagieren weiter Jeder Verknüpfungsschritt benötigt eine Aktivierung Möglichkeit: zwei wachsende Ketten reagieren miteinander ohne Abbruch Wahrscheinlichkeit für Reaktion zweier Moleküle unabhängig von ihrem Polymerisationsgrad => Ketten unterschiedlicher Länge reagieren Mit fortschreitendem Umsatz => Moleküle mit immer höherer Molmassen Umsatzgrad p Zahl der Moleküle im Reaktionsgemisch verringert sich mit jeder geschlossenen Bindung um eins, die Zahl der funktionellen Gruppen um zwei. Fortschreiten der Reaktion z.B. durch Titration der funktionellen Gruppen verfolgen Der Umsatzgrad p aller funktionellen Gruppen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt reagiert haben, wird folgendermaßen definiert: p=(N0−N)/N0 = [(NA0+NB0)−(NA+NB)]/(NA0+NB0) 30 N0 ist die Zahl der eingesetzten Monomermoleküle und N die Zahl der zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen Moleküle. Bei äquimolaren Verhältnis der beiden funktionellen Gruppen gilt: Anzahl der vorhandenen funktionellen Gruppen A und B = NA und NB und 2 N und 2 N0 zum Zeitpunkt t = 0. Mittlerer Polymerisationsgrad _ Der mittlere Polymerisationsgrad Pn ist: _ Pn = N0/N = 1/(1−p) Form der Carothers-Gleichung gilt für den Fall exakter Äquivalenz der funktionellen Gruppen NA und NB ohne Bildung von Nebenprodukten. Die Carothers-Gleichung beschreibt für bifunktionelle Moleküle die Abhängigkeit des Polymerisationsgrades vom Umsatz sowie vom Einsatzverhältnis der reaktiven Gruppen A und B. Der Polymerisationsgrad Pn ergibt sich aus der Zahl der Grundbausteine im Verhältnis zur Zahl der entstandenen Moleküle. Sie gilt in dieser Form nur für strikt äquimolare Stoffmengenverhältnisse der reagierenden funktionellen Gruppen. Es dürfen keine Nebenreaktionen und Ringschlüsse auftreten. Das folgende Diagramm zeigt den Zusammenhang zwischen mittlerem _ Polymerisationsgrad Pn und Umsatz: Da Nebenprodukte auftreten, ist ein Polymerisationgrad von nahezu 100% nicht erreichbar. 31 Nebenprodukte kontinuierlich abführen, da sonst die Polykondensation zum Erliegen kommt und nur sehr kurze Ketten entstehen (niedriger Polymerisationsgrad). Sehr hohe Polymerisationsgragde nicht wünschenswert, da dann Schmelzviskosität bei der Synthese oder Verarbeitung sehr hoch und die mechanischen Eigenschaften z.B. Festigkeit von Fasern ab einem bestimmten Polymerisationsgrad nicht mehr zunehmen. Begrenzung des Polymerisationsgrades durch den Zusatz einer Verbindung mit einer monofunktionellen Gruppe => Störung der Stöchiometrie der Äquivalenz der bifunktionellen Einsatzprodukte Polykondensationsreaktionen: Gleichgewichtsreaktionen Beispiel der Polyestersynthese: COOH-R-COOH + HOROH ↔ Ester + H2O Dicarbonsäure Diol COOH OH K = [Ester]*[H2O]/[COOH]*[OH] Gleichgewichtskonstante K - durch Konzentration des Wassers bestimmt Gleichgewichtsverschiebung zu einer Erhöhung der Polyesterausbeute nur durch Entfernung des Wassers Es gibt keinen Startschritt, jeder Wachstumsschritt wird neu katalysiert und der Katalysator wird nicht Teil der Polymerkette. Polykondensationen in Form von AB- und AA//BB-Reaktionen werden entweder intern durch funktionelle Gruppen der Monomermoleküle katalysiert (Selbstkatalyse) oder extern durch zugefügte Katalysatoren (Fremdkatalyse). Selbstkatalyse: bei Bildung von Polyestern aus Diolen und Dicarbonsäuren die COOH-Gruppen der Monomermoleküle katalytisch wirken. Fremdkatalysatoren = externe Katalysatoren: bei Veresterungen starke Säuren, z.B. p-Toluolsulfonsäure. Die Reaktionen werden hauptsächlich kinetisch und nicht thermodynamisch kontrolliert. Kinetik der Stufenreaktionen am Beispiel der Polyesterkondensation Unterscheidung der folgenden 3 Anlagerungsschritte bei dem Stufenwachstum: HA ist die zugesetzte Katalysatorsäure bei Fremdkatatyse oder die Dicarbonsäure bei der Selbstkatalyse. => 3 Gleichgewichtsreaktionen. 32 Annahme gleicher Reaktivität aller funktionellen Gruppen => einfache Behandlung der 3 Gleichgewichtsreaktionen möglich Zweite und dritte Teilreaktion: irreversibel => k6 und k4 werden durch ständigen Entzug des Nebenprodukts H2O aus dem Reaktionsgemisch ("Nichtgleichgewichtsbedingungen") nicht berücksichtigt, da Gleichgewicht der Reaktion gestört Die Geschwindigkeitskonstante k entspricht der Änderung der Konzentrationen der Reaktionspartner über die Zeit. k = - dc/dt Für die Selbstkatalyse folgenden zwei Annahmen: 1.) Die Geschwindigkeitskonstanten k1, k2und k3 sowie die Konzentration der Anionen [A−] werden in der experimentellen Konstante k zusammengefasst. 2.) Die Konzentration der Säure HA ist gleich der Konzentration der Carboxy-Gruppen ([HA]=[COOH]). Es gilt −d[COOH]dt = k[COOH]2[OH] Wenn [COOH]=[OH]=c ist, dann gilt −dc/dt = kc3 Kinetik bei Fremdkatalyse Fremdkatalyse (Zusatz von zum Beispiel p-Toluolsulfonsäure): Konzentration der Säure HA als konstant (Überschuss) => in Konstante k' einbezogen werden 33 Mit der Annahme äquimolarer Verhältnisse, d.h. c= [COOH] = [OH]) => −dc/dt=k'c2 Bei der Fremdkatalyse -> zu einem schnelleren zeitlichen Anstieg des mittleren Polymerisationsgrades als bei Reaktion mit Selbstkatalyse In der Technik wird daher die Fremdkatalyse bevorzugt. Experimentellen Ergebnisse: Reaktionsgeschwindigkeit hängt nicht von der Molmasse der beteiligten Moleküle ab Bei der Selbstkatalyse wächst der mittlere Polymerisationsgrad unterproportional mit der Zeit, d.h. für hohe Molmassen werden viele Polymerwachstumsstufen benötigt. Der mittlere Polymerisationsgrad wächst bei der Fremdkatalyse linear. Die Polykondensation ist eine stark polare bzw. ionische Reaktion. Die Verknüpfungsstelle und damit das Makromolekül enthält meist die Heteroatome Sauerstoff O oder Stickstoff N. Die zwei wichtige Reaktionsarten, Veresterung und Carbonsäureamidbildung, führen zu Polykondensaten. Veresterung unter der Bildung von Polyestern Esterbildung: Reaktion von Alkohol und Carbonsäure unter Abspaltung von Wasser säurekatalysiert (Protonen (H+) vorhanden) Gleichgewichtsreaktion: Polyester = Stoffe, viele Monomere durch Esterbindungen miteinander verknüpft -> Polymere entstehen. 34 Monomere mit jeweils nur einer funktionellen Gruppe -> Bildung einer Esterbindung und keine weitere. Für Polyester: Monomere mit (mindestens) zwei funktionellen Gruppen pro Monomer: Zwei verschiedene Möglichkeiten zur Unterscheidung von zwei Typen von Polyestern 1. Die Monomere von Polyester-Typ I sind Hydroxycarbonsäuren, 2. Polyester des Typ II werden aus Dicarbonsäuren und Dialkoholen Nach jeder Veresterung noch "unverbrauchte" funktionelle Gruppen, die weitere Esterbindungen ausbilden können, sodass schließlich Polyester entstehen Polyethylenterephthalat PET Polyethylenterephthalat PET = ein thermoplastischer Kunststoff, ein Polyester, das durch Polykondensation gewonnen wird. Monomer Terephthalsäure (p-Phthalsäure = 1,4-benzoldicarbonsäure; C6H6O4): erstmals aus Terpentin hergestellt; ein farbloser, kristalliner Feststoff Meistens wird Terephthalsäure durch katalytische Oxidation von p-Xylol hergestellt PET großtechnisch aus den Monomeren Terephthalsäure (1,4Benzoldicarbonsäure) und Ethylenglycol (1,2-Dihydroxyethan, Ethan-1,2-diol ≡ HO-CH2-CH2-OH) oder durch katalytische Umesterung von Dimethylterephthalat mit Ethandiol bei 150 – 280°C 35 Beim Erreichen einer bestimmten Schmelzviskosität - Polykondensation beendet und die Schmelze durch Spinnpumpen oder Stickstoffdruck aus dem Reaktor entfernt, mit Wasser abgeschreckt oder zu Granulat zerkleinert. Es muss auf die Abwesenheit von Sauerstoff geachtet werden, der bei diesen Temperaturen oxidierend wirkt. Gleichgewichtsreaktion =>ein Überschuss von Ethandiol eingesetzt, der durch die Reaktionsführung wieder abdestilliert wird, um das Gleichgewicht günstig zu beeinflussen. PET = ein lineares, polares Molekül mit starken zwischenmolekulare Kräften. Es entstehen teilkristalline Bereiche und Fasern, die eine hohe Bruchfestigkeit und Formbeständigkeit bewirken. PET = reißfest, witterungsbeständig und nimmt nur sehr wenig Wasser auf. Allerdings ist PET gegen starke anorganische Säuren wie Salz-, Salpeter- oder Schwefelsäure unbeständig. PET wird hauptsächlich zur Herstellung von PET-Flaschen, Folien und Textilfasern (Polyesterfasern) verwendet. Bei der Herstellung der PET-Flaschen entsteht in geringen Mengen Acetaldehyd, das in den Flascheninhalt übergehen kann, ebenso wie das verwendete Antimontrioxid (Sb2O3). Polycarbonate PC Polycarbonate PC = thermoplastische Kunststoffe, formal auch als Polyester der Kohlensäurebezeichnet Die Herstellung erfolgt aus Bisphenol A und Phosgen oder Kohlensäurediestern. Bisphenol A (4-[2-(4-hydroxyphenyl)propan-2-yl]phenol ; p-Diphenol-2-propan; 4,4'Diphenoldimethylmethan) = eine kristalline Verbindung aus der Gruppe der Diphenylmethan-Derivate. 36 Phosgen (Kohlensäuredichlorid; Carbonylchlorid) = eine gasförmige, giftige Verbindung, welches beim Einatmen in die Lungenbläschen gelangt und durch die vorhandene Feuchtigkeit sich allmählich zu CO2 und HCl zersetzt und das Lungengewebe verätzt. Cl-C=O │ O Kohlensäurediester R2CO3 ≡ (RO)2-C=O Polycarbonate PC werden über Grenzflächenkondensation in wäßriger Natronlauge katalytisch mittels tertiärer Amine (NR3) hergestellt. Der entstehende Chlorwasserstoff reagiert sofort zu NaCl. Polycarbonate PC = farblose, amorphe Kunststoffe mit geringen kristallinem Anteil von < %5. Schmelz- bzw. Erweichungspunkt von ca. 230°C gute Dimensionsstabilität, eine gute Isolierfähigkeit und Schlagfestigkeit => Einsatz in der Elektrotechnik und Elektronik Polycarbonat = transparenter Kunststoff wie auch Polymethylmethacrylat (PMMA) oder Styrol-Acrylnitril (SAN) => häufig als Glas-Alternative Im Vergleich zum spröden Glas ist Polycarbonat leichter und deutlich schlagfester. Außerdem besteht bei moderaten Aufprallenergien bzw. Geschwindigkeiten keine Gefahr durch Splitterbildung. Polyamide Polyamide = Makromoleküle, die Monomere durch Amidbindungen bzw. Peptidbindungen miteinander verknüpft Natürliche Polyamide sind Peptide und Proteine, z.B. Haare, Wolle, Seide und Eiweiß. Es gibt synthetisch hergestellte, langkettige aliphatische Polyamide (Nylon = erste reinen Synthesefaser, die Du Pont 1939 auf den Markt brachte) und Polyamide, die ausschließlich aromatische Reste (Aramide) enthalten und daher besondere Eigenschaften aufweisen. Der Reaktionsmechanismus der Polyamidbildung = Bildung von Polyestern Beide Reaktionen: ein Nucleophil wird an das Carbonyl-Kohlenstoffatom einer Carbonsäure addiert, der erste Reaktionsschritt (Addition eines Protons an den Carbonyl-Sauerstoff und Bildung eines Carbokations) ist gleich. Unterschied: das Carbokation reagiert nicht mit einem Alkohol wie bei der Esterbildung, sondern mit einem Amin, ein Carbonsäureamid entsteht 37 Esterbindung: -O-C- Amidbindung: -N-C- ║ │ OR ║ H O Monomere = Moleküle mit mindestens zwei funktionellen Gruppen Zwei Typen von Polyamiden: AS-Typ, Monomere = Aminosäuren (abgekürzt AS) = Stoffe, mit 2 funktionellen Gruppen: eine Amino- als auch eine Carboxylgruppe AA-SS-Typ, aus zwei unterschiedlichen Monomeren: aus einem Diamin (AA) und einer Dicarbonsäure (SS). Die Wachstumsreaktion in Stufen: Mit beiden Enden einer bestehenden Kette können einzelne Monomere reagieren und so die Kette verlängern, es können aber auch zwei beliebig lange (oder kurze) Ketten miteinander reagieren und eine längere Kette bilden, ohne dass die Wachstumsreaktion dadurch beendet wird. PA6 und PA66 PA6 = Perlon, ein Polyamid AS-Ty, wird aus einem Monomeren, einer Aminosäure mit 6- C-Atomen, hergestellt. 38 In der Regel wird ε-Caprolactam , eine cyclische Aminosäure mit einer inneren Amidbindung, das durch katalytische Reaktion aus Cyclohexanon mit Hydroxylammin gewonnen wird, für die Polykondensation verwendet. ε-Caprolactam -> hydrolytisch eine Ringöffnung zur 6-Aminohexansäure, entstandene lineare Aminosäure reagiert bei ca. 260°C mit weiteren ε-Caprolactam-Molekülen zum Polyamid PA6 -NH-[CH2-CH2-CH2-CH2-CH2- C-NH-]n║ O PA66, = Nylon, = ein Polyamid, gehört zum zum AA-SS-Typ. 1. Monomer = ein Diamin mit 6 Kohlenstoffatomen, 1,6-Hexandiamin 2. Monomer = eine Dicarbonsäure, ebenfalls mit 6 Kohlenstoffatomen = Hexandisäure(Adipinsäure). Kondensationspolymerisation lineare Polyamide. Sie sind kristallin und besitzen eine starke Polarität. Die aus den Polymerketten herausragenden CO- und NH-Gruppen bewirken durch Wasserstoffbrückenbindungen eine starke Anziehung von Polymermolekülen untereinander. Fähigkeit zur Bildung von Wasserstoffbrücken und die hohe Polarität = die Ursache für die hohe Feuchtigkeitsaufnahme der Polyamide. 39 Vernetzt Polykondensate Reaktion einer bifunktionelle Verbindung mit einer höherfunktionellen Verbindung oder bestimmten aromatischen Verbindungen bei längerer Reaktionsdauer zu einem steilen Viskositätsanstieg durch Verzweigung bis zur räumlichen Vernetzung Alkydharze Alkydharze = Polykondensationsprodukte von Polyolen und mehrwertigen Säuren, bei denen mindestens eine Hydroxy-Gruppe mit einer Fettsäure verbunden ist. Kondensation von mehrwertiger Alkohole mit mehrwertigen Säuren unter Zusatz von ungesättigten Ölen bzw. Fettsäuren entstehen dreidimensional vernetzte Polyester. Mehrwertiger Alkohol z.B. Glycerin CH2OH-CHOH-CH2OH oder Pentaerythrit, ein vierwertiger Alkohol C(CH2OH)4, Mehrprotonige Säure überwiegend Phthalsäure (1,2-Benzodicarbonsäure) (oder deren Anhydrid), Isophthalsäure (1,3-Benzodicarbonsäure) Alkydharze, die bei Raumtemperatur unter dem Einfluß von Sauerstoff über die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäurereste polymerisieren, d.h. härten, werden als lufttrocknende Alkydharze bezeichnet. Trocknungsverhalten abhängig vom Anteil und Art der der eingebauten Fettsäuren Besonders reaktiv: mehrfach ungesättigte Fettsäuren z.B. Linolsäure oder Linolensäure. Die Vernetzung von Alkydharzen mit iosolierter Doppelbindung in den Fettsäureresten auf radikalische Weg Hauptbestandteil der Alkydharze: natürliche Fettsäuren = Mischung aus Fettsäuren verschiedener Kettenlänge und unterschiedlicher Anzahl von Doppelbindungen mit unterschiedlicher Anzahl von oxidativen Vernetzungsstellen => unterschiedliche Trocknungseigenschaften Die abgebildete Struktur zeigt ein Polyester aus Glycerin mit Einbau von Linolsäure. 40 Einfach ungesättigte Fettsäuren, wie die Ölsäure härten nur sehr langsam. Beschleunigung der Trocknung: Zusatz von Katalysatoren (sogenannte Sikkative); meist Metallseifen von Cobalt oder Mangan Ofentrocknende Alkydharze: nur geringe Anteile mehrfach ungesättigter Fettsäuren, härten bei Raumtemperatur ungenügend; Komponenten in ofentrocknenden Lacken (Einbrennlacken), meist in Kombination mit anderen Kunstharzen Nichttrocknende Alkydharze: polymere Weichmacher, z. B. in Nitrozelluloselacken (Nitrokombilacke) Aminoplaste (Aminoharze) Aminoplaste: relativ niedermolekulare, aushärtbare Kunstharze, Polykondensation aus Aminogruppen enthaltenden organischen Verbindungen und Aldehyden oder Ketonen; seit Ende der 30iger Jahre in großem Maßstab gefertigt Aminogruppen enthaltende Verbindungen = u.a. Harnstoff (NH2)2CO, Melamin , Cyanamid , Anilin Carboamide Urethane Carbonylvervindung = vorwiegend Formaldehyd, Acetaldehyd, Aceton und Butyraldehyd (Butanal) Je nach der eingesetzten Aminoverbindung in z.B. Harnstoffharze UF und Melaminharze MF Harnstoffharze (UF) = in schwach basischer Lösung - Harnstoff und z.B. Formaldehyd zu Methylolharnstoff als Zwischenprodukt. NH2-CO-NH2 +CH2O NH2-CO-NH-CH2OH 41 und anschließend Kondensation im schwach sauerem oder neutralem Milieu unter Wasserabspaltung zu Oligomeren und anschließend zu polymeren Produkten mit zunehmend duromeren Eigenschaften Weiter sinkenden pH-Werten: erneute Substitution bereits substituierte NH-Gruppen in den linearen Ketten dreidimensionalen Vernetzungen Melaminharze (MF) = Kondensationsprodukte aus Melamin Melamin und Formaldehyd. Melamin = trifunktionelle Verbindung; jedes Wasserstoffatom in Abhängigkeit vom Molverhältnis eagiert mit Formaldehyd nach dem Erwärmen ein dreidimensionales Polykondensat Phenoplaste PF Andere Art von dreidimensionale vernetzten Polykondensaten = Phenolplaste. Phenolplaste PF = Phenolharze = die ältesten synthieschen Kunststoffe Monomere Phenol C6H5OH und Formaldehyd CH2=O oder andere Aldehyde (z. B. Acetaldehyd; Furfurol =heterocyclisches Aldehyd Phenoplaste PF u.a.) Polykondensation Bei dieser Reaktion wird 1. Formaldehyd durch Zusatz starker Säure protoniert. Ergebnis ist resonanzstabilisiert, die Elektrophilie wird erhöht. Anschließend Substitutionsreaktion am Phenol unter Abspaltung von Wasser 42 Bildung von Phenylalkoholen. Mit weiteren Phenolmolekülen und aktiviertem Formaldehyd entsteht ein Polymernetzwerk. Nach Aushärtung der Harze unter weiterer Wasserabspaltung engvernetze Polymere mit duroplastischen Eigenschaften Phenolplaste sind harte, sehr bruchfeste Polymere, die spanabhebend bearbeitet werden können. Silikone Sondergruppe von Polykondensationsprodukten = Silikone = hochpolymere Verbindungen, sogenannte Polyorganosiloxane, statt C-Atome Si-Atome mit Sauerstoff verknüpft 43 R bezeichnet einen organischen Rest und kennzeichnet eine -C-Si-Bindung. │ -Si-O│ R Synthese derartiger Verbindungen durch Polykondensation von Organosilanolen bzw. Organochlorsilane unter Abspaltung von Wasser oder Chlorwasserstoff. Organochlorsilane: auf zwei unterschiedlichen Wegen synthetisiert und anschließend zu instabilen Organosilanolen hydrolysiert: Diese kondensieren rasch unter Wasserabspaltung zu höhermolekularen Polysiloxanen entsprechend der folgenden Gleichung. Es entsteht z.B. Poly(dimethylsiloxan): Je größer die Kettenlänge, desto höher viskose Produkte Silikonöle = klare, farblose, ungiftige, neutrale, geruchslose, chemisch inerte, in einem weiten Spektrum temperaturstabile, hydrophobe Flüssigkeiten mit einer Molekülmasse von (162 bis 150.000) g/mol Silikonöle = Diorganopolysiloxane; polymerisierte Siloxane mit organischen Seitenketten, = synthetische siliciumbasierte Öle; im Gegensatz zu Mineralölen oder Pflanzenölen- keine organischen, also kohlenstoffbasierten- sondern siloxanbasierte Ketten-Moleküle als Grundstruktur mit periodisch alternierender Anordnung von Silicium- und Sauerstoffatomen und der allgemeinen Summenformel [R1R2SiO]n ; an freien Außenelektronen des Siliciums hängen Reste R, meist organische Reste aber auch Halogene X Silikonöle sowohl einen organischen wie auch einen anorganischen Anteil Neben bifunktionellen Silanolen (R2Si(OH)2 auch trifunktionelle Silanolderivate RSi(OR1)3 verwendet zur Vernetzung in der Wärme. => Silikonharze. 44 Vernetzte Polymethylsiloxane oder Polymethylphenylsiloxane: Elastizität und Wärmebeständigkeit steigt mit dem Gehalt an Phenylgruppen. Reine Methylsilikonharze = relativ spröde und mäßig wärmebeständig. Als Copolymerisationspartner => Bildung von Silikonkautschuk. Silikonkautschuke = gummielastische Massen aus Poly(organo)siloxane und für Vernetzungsreaktionen zugängliche Gruppen (z.B. Wasserstoffatome, Hydroxygruppen und Vinylgruppen) an Kettenenden oder in der Kette Silikonkautschuke enthalten verstärkende Stoffe und Füllstoffe, deren Art und Menge beeinflussen das mechanische und chemische Verhalten der durch die Vernetzung entstehenden Silikonelastomere Polyaddition Polyaddition wie die Polykondensation in Stufen, d.h. Monomere mit zwei oder mehrere funktionelle Gruppen reagieren an beiden Enden zunächst kurze Molekülketten aus wenigen Monomeren (Oligomere), die miteinander oder auch mit längeren Ketten reagieren Molmasse steigt mit der Reaktionszeit. Die Produkte der Polyaddition werden Polyaddukte genannt. Wesentlicher Unterschied zur Polykondensation = keine Nebenprodukte abgespalten Monomere reagieren miteinander, indem sich Atome und Elektronenpaare verschieben. Nebenreaktionen sind unerwünscht, erniedrigen Polymerisationsgrad Zusatz von monomeren Verbindungen Steierung der Molmasse Wie bei der Polykondensation durch wiederholende und voneinander unabhängige Verknüpfungsreaktionen von bi- oder polyfunktionellen Edukten (Monomeren) über reaktive Oligomere schließlich Polymere Die wichtigsten Produkte sind die Polyurethane und Epoxidharze Polyurethan PUR Urethane = Amide der Kohlensäure (Carbamate) =>nicht die Monomer für die Polyurethansynthese Monomere für die Herstellung von Polyurethanen = Diisocyanate O=C=N-R-N=C=O und Diole HO-R`-OH, in Polyadditionsreaktion über Urethan-Brücken (- NH - CO - O -) miteinander verknüpft 45 Hydroxy-Gruppe an die Isocyanat - Gruppe (- N = C = O) an die KohlenstoffStickstoff-Bindung addiert => neue Bindung zwischen dem Sauerstoffatom der Hydroxy-Gruppe und dem Kohlenstoffatom der Isocyanat-Gruppe Wasserstoffatom der Hydroxy-Gruppe wandert zum Stickstoffatom der Isocyanatgruppe => ein lineares Polyurethanmolekül (PUR). Da Isocyanate mit Wasser zu Kohlenstoffdioxid reagieren, kann man durch Wasserzugabe ein Aufschäumen der Polyurethane erreichen. Als Katalysator wird meistens Diazocyclo[2.2.2]octan (DABCO) verwendet. DABCO hat zwei freie Elektronenpaare und ist ein Nucleophil, d.h. es wird von positiv polarisierten oder geladenen Atomen angezogen. Ein positiv polarisiertes Atom = Wasserstoffatom, das zur Hydroxylgruppe des Dialkohols gehört. DABCO bildet eine Wasserstoffbrückenbindung zum Wasserstoffatom der Hydroxylgruppe => die positive Polarisierung verschiebt sich zum Stickstoffatom. Durch stärkere Polarisierung das Sauerstoffatom reaktiver als vorhinReaktionspartner zum Teilen seinen Elektronenüberschuss also ein elektronenarmes, elektrophiles Atom, das Kohlenstoffatom in der Isocyanatgruppe des Diisocyanats Kohlenstoffatom umgeben von zwei elektronegativeren Atomen, einem Sauerstoffatom und einem Stickstoffatom => stark positiv polarisiert und gut von negativ polarisierten Sauerstoffatom angreifbar 46 Weitere Additionsschritte => zur Bildung eines Polyurethans NH-Gruppe addiert an das Isocyanat => gezielten Vernetzung der Polyurethane, durch Überschuss Diisocyanat, reagiert mit den reaktiven Amino-Gruppen der unvernetzten Polyurethanketten => Verknüpfung PUR-Schäume: gleichzeitiges Aufschäumen mitCO2 durch Wasserzugabe Epoxidharze Epoxidharze (Epoxyharze) = Polyadditionsprodukte von Epoxiden mit Alkoholen, Aminen oder Carbonsäuren. Epoxide = sehr reaktionfreudige Verbindungen 47 Epoxidharzsynthese: meistens Epichlorhydrin epoxipropan) plus (1-Chlor-2,3- 2,2-Di(4-hydroxyphenyl)propan (Bisphenol A) zu langkettigen Bis-Epoxiden Höhermolekulare Diglydiylether (n größer gleich 1): Reaktion des gebildeten Epoxids mit weiterem Bisphenol A: Bis-Epoxide durch Zugabe von Aminen oder Carbonsäuren in einer Additionsreaktion räumlich vernetzt und gehärtet. Härter: 48 z.B. 1,3-Diaminobenzol , Diethylentriamin bei Zimmertemperatur oder Hexahydrophthalsäureanhydrid bei höheren Temperaturen Aufgespaltung des Epoxidrings. Beispiel: Bis-Epoxide + Diethylentriamin Härter = Polyaminen; Reaktion Polyamine + Bis-Epoxide 49 Noch nicht ausgehärtete Epoxidharze = zähflüssig; relativ gute Verarbeitung. Härten je nach Zusammensetzung des Harzes sehr langsam und Epoxidharze gut auf Metallen und Keramik haften => gut als Klebstoffe, Anstrichstoffe und Verbundstoffe (Epoxidharze verstärkt durch Glas- oder Carbonfasern) - Einsatz im Bootsbau, zum Bau von Leichtflugzeugen, Rotorblätter und vieles mehr http://www.chemgapedia.de http://www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/pkond.htm http://de.wikipedia.org/ 50