Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss SOC/523 Verbesserung der nationalen dualen Ausbildungssysteme Brüssel, den 10. September 2015 Informationsvermerk (510. Plenartagung) Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema "Verbesserung der nationalen dualen Ausbildungssysteme" (Initiativstellungnahme) STELLUNGNAHME: EESC-2015-01718-00-00-AS-TRA 1. Verfahren Rechtsgrundlage: Artikel 29 Absatz 2 der Geschäftsordnung Beschluss des Plenums: 19. Februar 2015 Zuständig: Fachgruppe Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft Vorsitzende der Fachgruppe: Maureen O'Neill (UK-III) Regelung der Fachgruppe: Arbeiten Studiengruppe: Verbesserung der Leistungsfähigkeit nationaler dualer Ausbildungssysteme der 9. März 2015 Vorsitzender: Giuseppe Antonio Maria Iuliano (IT-II) Berichterstatterin: Dorthe Andersen (DA-I) Mitglieder: die Damen und Herren Ardhe (SE-I) Attard (MT-III) Coumont (BE-II) Drbalová (CZ-I) Gajdosik (AT-III) (für Jahier, Art. 62 Abs. 3 GO) Greif (AT-II) Joó (HU-III) Krzaklewski (PL-II) Schweng (AT-I) Vareikytė (LT-III) STELLUNGNAHME von der Fachgruppe am 1. September 2015 mit 81 Stimmen bei 3 Enthaltungen ANGENOMMEN SOC/523 – EESC-2015-01660-00-00-NISP-TRA (EN) 1/3 Rue Belliard/Belliardstraat 99 — 1040 Bruxelles/Brussel — BELGIQUE/BELGIË Tel.: +32 25469011 — Fax: +32 25134893 — Internet: http://www.eesc.europa.eu DE Sachverständige: Marta Scarpato (für Gruppe II) 2. Hintergrund Die Krise hat insbesondere junge Menschen schwer getroffen und Europa steht vor dem Problem einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Gleichzeitig sind in Europa Millionen freie Stellen unbesetzt. Dies kann nicht hingenommen werden. Eine Erklärung für diese einander widersprechenden Zahlen ist die Diskrepanz zwischen Qualifikationsangebot und -nachfrage in bestimmten Bereichen der Wirtschaft. Europa hat sich entschieden, mit zwei Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorzugehen: mit der Jugendgarantie und mit der Europäischen Ausbildungsallianz. Die Jugendgarantie ist eine gute kurzfristige Lösung, die jungen Menschen in einer prekären Lage hilft. Aber sie bietet keine langfristige Lösung für die durch ineffiziente Bildungssysteme bedingte strukturelle Jugendarbeitslosigkeit. Die Entwicklung von Ausbildungssystemen ist eine langfristige Lösung, mit der sichergestellt wird, dass die Ergebnisse der Bildungssysteme der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt entsprechen. Es sollte ein Benchmark, eine Vergleichsgröße entwickelt werden, um den Zusammenhang zwischen der dualen Ausbildung und der Jugendarbeitslosigkeit zu messen und die Ausbildungsagenda zu stärken. Eine solche Vergleichsgröße wäre ein kraftvolles Instrument, um die erforderliche politische Aufmerksamkeit zu sichern. Daten für eine Vergleichsgröße könnten jährlich über die Arbeitskräfteerhebung gesammelt werden und sollten zumindest folgendes messen: die Menge/den prozentualen Anteil der während der (Aus-)Bildung in einem Betrieb verbrachten Zeit und die Anzahl der Monate zwischen Abschluss und Beschäftigung. Außerdem könnten die Systeme der Mitgliedstaaten für die berufliche Bildung hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit in Bezug auf Anmeldung, Aufnahme, Abbrecherquoten usw. einem Benchmarking unterzogen werden. 3. Wesentlicher Inhalt der Stellungnahme des Ausschusses Es sind die jungen Europäer, die am härtesten von der Krise in betroffen sind. Allerdings ist eine erhöhte Jugendarbeitslosigkeit nichts Neues, sondern ein Indikator für strukturelle Probleme beim Übergang von der Schule ins Arbeitsleben. Gut funktionierende Systeme der beruflichen Bildung auf Grundlage der dualen Ausbildung können zu einem reibungsloseren Übergang in den Arbeitsmarkt beitragen. Der EWSA hebt hervor, dass es nicht das beste Modell für die duale Ausbildung gibt. Nach Auffassung des EWSA ist ein europäisches Instrument zu Qualitätsbewertung erforderlich, anhand dessen die Fortschritte und Auswirkungen der Reformen in den Mitgliedstaaten zur SOC/523 – EESC-2015-01660-00-00-NISP-TRA (EN) 2/3 Verbesserung der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der dualen Ausbildungssysteme dokumentiert werden. Der EWSA empfiehlt der Kommission – zusammen mit den entsprechenden Partnern – , Instrumente zur Beobachtung und zur Erhebung von Daten, zur Beurteilung der Machbarkeit in den Mitgliedstaaten und zur Ermittlung zentraler Elemente gut funktionierender dualer Ausbildungssysteme zu entwickeln. Ziel ist die Gewährleistung von Qualität in den Ausbildungssystemen und die Klarlegung des Zusammenhangs zwischen dualer Ausbildung und Beschäftigung. Der EWSA schlägt daher die Festlegung eines EU-Ziels für die berufliche Aus- und Weiterbildung und die duale Ausbildung vor. Ein EU-Ziel für die berufliche Aus- und Weiterbildung und das Erfassen von Daten könnte dazu beitragen, dass sich die Mitgliedstaaten weiterhin darum bemühen, ihre Bildungssysteme zu verbessern und sicherzustellen, dass junge Menschen diejenigen Fähigkeiten erwerben können, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden. Dieses Ziel könnte Bestandteil einer erneuerten Strategie Europa 2020 sein. Der EWSA fordert daher die Kommission auf, die Möglichkeiten zu prüfen. Der EWSA empfiehlt Mitgliedstaaten ohne gut funktionierende duale Ausbildungssysteme, die Kosten für den Aufbau solcher Systeme zu kalkulieren und diese ins Verhältnis zu den positiven Auswirkungen zu setzen, die sich daraus für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen ergeben würden. Der EWSA unterstreicht die Bedeutung von Partnerschaften zwischen Schulen, Ausbildungszentren, Gewerkschaften und der Wirtschaft. Die Sozialpartner spielen bei gut funktionierenden dualen Ausbildungssystemen in allen Phasen eine entscheidende Rolle. Die Vertiefung und die bessere Nutzung des sozialen Dialogs auf allen Ebenen kann ein wirksames Instrument zur Verbesserung der Attraktivität und der Qualität dualer Ausbildungen sein. Der EWSA fordert die Mitgliedstaaten auf, für eine berufliche Weiterentwicklung der in der Berufsbildung tätigen Lehrkräfte, Betreuer und Ausbilder zu sorgen und diese regelmäßig zu überprüfen. Dies sollte insbesondere für innerbetriebliche Ausbilder der Fall sein. Der EWSA weist darauf hin, wie wichtig die Arbeitgeber sind, und ist der Auffassung, dass die Arbeitgeber, einschließlich KMU, stärker an der Gestaltung der Lehrlingsausbildungen teilnehmen, wenn diese tatsächlich ihren Bedürfnissen entsprechen und wirksam mit den Schulen verzahnt sind. Die Einrichtung eines dualen Berufsbildungssystems, das eine kosteneffiziente Mitwirkung der Arbeitgeber ermöglicht und deren Engagement fördert, sollte in den kommenden Jahren im Mittelpunkt stehen. Der EWSA spricht sich dafür aus, dass die europäischen Sozialpartner ihre Arbeiten in diesem Bereich als Teil ihres eigenen Arbeitsprogramms fortsetzen. _____________ SOC/523 – EESC-2015-01660-00-00-NISP-TRA (EN) 3/3