Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss SOC/518 Kreativität, unternehmerische Kompetenz und Mobilität in der Bildung Brüssel, den 19. Mai 2015 Informationsvermerk (508. Plenartagung) Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema Förderung von Kreativität, unternehmerischer Kompetenz und Mobilität in der allgemeinen und beruflichen Bildung (Initiativstellungnahme) STELLUNGNAHME: EESC-2014-06567-00-00-AS-TRA 1. Verfahren Rechtsgrundlage: Artikel 29 Absatz 2 der Geschäftsordnung Beschluss des Plenums: 16. Oktober 2014 Zuständig: Fachgruppe Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft Vorsitzende der Fachgruppe: Maureen O'NEILL (UK-III) Regelung der Fachgruppe: Arbeiten der 20. November 2014 Studiengruppe: Kreativität, unternehmerische Kompetenz und Mobilität in der Bildung Vorsitzende: Grace ATTARD (MT-III) Berichterstatterin: Vladimíra DRBALOVÁ (CZ-I) Mitglieder: die Damen und Herren BONTEA (RO-I) GARDIAS (PL-II) IULIANO (IT-II) MAJETIĆ (HR-I) PALMGREN (FI-III) SCHWENG (AT-I) ŠTECHOVÁ (CZ-II) TRANTINA (CZ-III) VAREIKYTĖ (LT-III) VERBOVEN (BE-II) STELLUNGNAHME von der Fachgruppe am 7. Mai 2015 mit 68 gegen 2 Stimmen bei 9 Enthaltungen ANGENOMMEN SOC/518 - EESC-2014-06657-00-00-NISP-TRA (EN) 1/3 Rue Belliard/Belliardstraat 99 — 1040 Bruxelles/Brussel — BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 25469011 — Fax +32 25134893 — Internet: http://www.eesc.europa.eu DE Sachverständige Claire DHÉRET (für die Berichterstatterin) Valerio SALVATORE (für Gruppe II) 2. Hintergrund Im Dezember 2014 nahm der Rat im Rahmen des italienischen EU-Ratsvorsitzes seine Schlussfolgerungen zu unternehmerischer Kompetenz in der allgemeinen und beruflichen Bildung an und lancierte eine öffentliche Debatte über die wirtschaftliche Bedeutung der Bildung, um einen Beitrag zur Überprüfung der Europa-2020-Strategie zu leisten, die Mobilität und Internationalisierung in der Bildung zu fördern sowie effiziente und wirksame Bildungsinvestitionen zu gewährleisten. Das Thema unternehmerische Kompetenz in der Bildung hat nun entscheidende Bedeutung bekommen, da die Bestandsaufnahme der Europa-2020-Strategie immer näher rückt. Der EWSA hat sich aktiv an den Debatten über die Lissabon-Agenda und die Europa-2020-Strategie, einschließlich ET 2020, beteiligt und immer wieder betont, dass Kreativität, Innovation – auch im unternehmerischen Bereich – und Mobilität auf allen Ebenen der beruflichen und allgemeinen Bildung gefördert werden müssen. Jüngere Initiativen und Programme der EU wie Erasmus +, die Strategie Neue Denkansätze für die Bildung, der Aktionsplan Unternehmertum 2020 und die Initiative Entrepreneurship 360 in Zusammenarbeit mit der OECD zeugen von einem zunehmenden Bewusstsein für die notwendige Förderung von Kreativität und unternehmerischer Kompetenz in der allgemeinen und beruflichen Bildung. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Jugendgarantie wird die Frage, wie junge Menschen durch eine entsprechende Ausbildung zu unternehmerischem Handeln angeleitet werden können, nun offen diskutiert: Bisher wurde die in der Jugendgarantie enthaltende Bestimmung zu unternehmerischer Initiative in den Mitgliedstaaten noch nicht umgesetzt. Der Ausschuss ist der Überzeugung, dass die Einbeziehung der Zivilgesellschaft in diese aktuelle Debatte von großem Nutzen ist, da die Entscheidungsträger dadurch besser über die Gegebenheiten vor Ort informiert werden – insbesondere durch das Aufzeigen konkreter Beispiele aus der Praxis in Schulen und Universitäten auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene. Das Kernthema dieser Initiativstellungnahme wird die notwendige Förderung von unternehmerischem Denken, Kreativität und Mobilität in der allgemeinen und beruflichen Bildung sein. "Unternehmerische Kompetenz" soll darin im weiteren Sinne als die Fähigkeit des Einzelnen verstanden werden, Ideen in die Tat umzusetzen. Dies erfordert Kreativität, Innovativität und Risikobereitschaft sowie die Fähigkeit, Projekte zu planen und durchzuführen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Zusätzlich zu Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen erfordert unternehmerische Kompetenz die schrittweise Entwicklung fächerübergreifender Kompetenzen. Sie ist eine Grundlage für die besonderen Kompetenzen und Kenntnisse, die benötigt werden, um eine gesellschaftliche oder gewerbliche Tätigkeit zu begründen oder dazu beizutragen. 3. Wesentlicher Inhalt der Stellungnahme Nach Auffassung des EWSA muss sich Europa auf unternehmerische Kompetenz in der Bildung sowie auf die Förderung einer unternehmerischen Einstellung konzentrieren. Der EWSA empfiehlt eine Rückkehr der Mitgliedstaaten zu dem strategischen Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung ("ET 2020") auf der Grundlage der Oslo-Agenda aus dem Jahr 2006 sowie die Entwicklung eigener Strategien für SOC/518 - EESC-2014-06657-00-00-NISP-TRA (EN) 2/3 die Vermittlung unternehmerischer Kompetenz in der Bildung bzw. die Verankerung dieses Konzept in ihren nationalen Strategien für das lebenslange Lernen. Der EWSA fordert die allmähliche Entwicklung von Schlüsselkompetenzen im Sinne der Definition der Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates (2006) mit dem Ziel, zu einer besseren Anpassungsfähigkeit, Beschäftigungsfähigkeit, sozialen Inklusion und Mobilität beizutragen. Die Vermittlung von unternehmerischer Kompetenz in der Bildung ist vor dem Hintergrund des gesamtgesellschaftlichen Umfelds zu sehen. Auf unternehmerische Kompetenzen sollte in angemessener Weise auf allen Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung und lehrplanübergreifend bereits in jungen Jahren so abgehoben werden, dass sie kontinuierlich weiterentwickelt werden. Hochwertige Praktika, Ausbildungen, duale oder andere praxisorientierte Systeme, Start-ups und Inkubatoren-Programme, Freiwilligentätigkeit und sportliche Aktivitäten können den Übergang von der Schule ins Berufsleben bzw. in die selbstständige Erwerbstätigkeit erleichtern. Die Verfahren für die Anerkennung außerhalb der Schule erworbener Kenntnisse müssen verbessert werden, und Lernende, Lehrende und Arbeitgeber müssen in die Konzipierung der Anerkennungsprozesse eingebunden werden. Der EWSA unterstützt den Vorschlag der Europäischen Kommission an die Mitgliedstaaten, im Rahmen des Bezugsrahmens zu Schlüsselkompetenzen einen Bezugsrahmen für unternehmerische Kompetenz zu entwickeln. Dies würde zu einem unter den verschiedenen Bildungsebenen koordinierten Vorgehen und zur Berücksichtigung nichtformalen und informellen Lernens beitragen. Der EWSA fordert die Mitgliedstaaten auf, ein Programm für Lehrer, Ausbilder und Führungskräfte in Bildungseinrichtungen mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung und Vermittlung von unternehmerischer Kompetenz und Denkweise einzuführen. Die Bildungseinrichtungen sollten ihrerseits ein Lernumfeld bieten, das Unternehmergeist fördert und offen für die Einbindung weiterer Akteure ist. Der EWSA verweist auf die Bedeutung der Partnerschaft zwischen den verschiedenen Akteuren - staatlichen Verwaltungen, Schulen, Unternehmen, Arbeitsverwaltungen und Familien – und unterstreicht insbesondere die Rolle der Sozialpartner bei der Entwicklung von bedarfsgerechten fachlichen und Querschnittskompetenzen. Der EWSA appelliert an die Mitgliedstaaten, alle verfügbaren Programme und Instrumente zur Förderung von unternehmerischer Kompetenz in der allgemeinen und beruflichen Bildung, Kreativität, Innovation und Mobilität zu nutzen. Der EWSA fordert die Kommission auf, die Mitgliedstaaten bei der Durchführung von Erasmus+ angemessen zu unterstützen, damit alle Instrumente dieses Programms umfassend eingesetzt werden können. _____________ SOC/518 - EESC-2014-06657-00-00-NISP-TRA (EN) 3/3