Die Wirtschaftskrise hat deutlich gezeigt, dass eine Regulierung des

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ÖGB aktuell 3377 Seite 5 Im Gespräch
„Wir müssen gehört werden!“
Anna Maria Darmanin, Vizepräsidentin des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses
(EWSA)
Lobbying hat ein schlechtes Image – kann man es sich nicht auch zu nutze machen?
Darmanin: Lobbying ist ein Teil des demokratischen Prozesses, selbst wenn 95 Prozent von
wirtschaftlichen Interessen bestimmt ist. Wir dürfen das Feld aber nicht den so genannten
Spezialisten überlassen, die sich Experten nennen und nur wirtschaftliche Interessen vertreten. In
diesem Sinn sehe ich den EWSA auch als Lobbying-Institution, wir sind im Grunde auch eine
Gruppe, die für bestimmte Interessen steht.
Was ist die Aufgabe des EWSA?
Darmanin: Wir beraten die europäischen Institutionen vor wichtigen Entscheidungen und müssen
angehört werden. Der EWSA setzt sich zu je einem Drittel aus ArbeitnehmerInnen, aus
Unternehmen und aus anderen Interessensgruppen, u. a. aus den Bereichen Umwelt,
Konsumentenschutz oder Landwirtschaft, zusammen.
Wie lassen sich diese verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen?
Darmanin: Es ist nicht immer leicht, sich in diesen drei Interessensgruppen zu einigen, aber die
Stärke des EWSA ist, dass am Ende ein Konsens steht, den alle tragen, zum Beispiel bei der
Finanzmarktregulierung. Der EWSA einigte sich auf eine Position, wir wollen die
Finanztransaktionssteuer und wir wollen Regeln für die Finanzmärkte. Gerade in Zeiten des
Schuldenabbaus in allen Ländern ist eine gemeinsame starke Position wichtig.
Wie kann die Zivilgesellschaft zum Umbau Europas beitragen?
Darmanin: Als Gewerkschafterin und als Bürgerin der EU muss ich mein Bestes tun, damit dieses
Europa auch mein Europa wird. Wir müssen gehört werden, wir haben dazu demokratische,
zivilgesellschaftliche Instrumente und partizipative Möglichkeiten. Viele Menschen haben gerade
jetzt Angst um ihre Jobs und um ihre soziale Sicherheit. Die Aufgabe der Zivilgesellschaft – unsere
Aufgabe – ist es jetzt mehr denn je, den Menschen in Europa wieder Hoffnung zu geben. Europa
ist nämlich unser Europa, es gehört den Menschen, nicht den Lobbyisten und nicht den Politikern.
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