Pressemitteilung der Initiative NATÜRLICH SCHWITZEN zur freien Übernahme incl. aller Rechte zur sinngerechten Modifizierung www.natürlich-schwitzen.de Lobby für Patienten mit Hyperhidrose Die Integration von Menschen mit chronischen Krankheiten, Behinderungen und eingeschränkten Fähigkeiten in die Gesellschaft kann man fordern – die Akzeptanz dafür nicht. Millionen betroffene Menschen in Deutschland erleben das täglich, doch eine bestimmte Gruppe ist besonders hart betroffen; sie hat keine Lobby und wagt nicht einmal über ihre Probleme und die sozialen Folgen zu diskutieren: Menschen die krankhaft schwitzen Bad Harzburg, 20. Oktober 2015 Die Angst, als psychisch labiler Mensch definiert und als solcher behandelt zu werden, begleitet Menschen mit Hyperhidrose jeden Tag. Aber es ist nicht die Psyche, die das krankhafte Schwitzen auslöst, die mit Angst belastete Psyche verstärkt das Problem. Menschen mit einem Gipsbein sammeln Autogramme von ihren Freunden - Menschen mit der Veranlagung für krankhaftes Schwitzen haben Probleme, Freunde zu sammeln. Diese Situation von Menschen mit Hyperhidrose zu ändern, ist das Ziel der Initiative “Natürlich Schwitzen, die nicht nur Betroffenen und deren Angehörigen dabei hilft, Lösungen für die physische und psychische Belastung zu finden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit, die helfen kann, die gesellschaftliche Akzeptanz einer Krankheit zu erhöhen, die sich auch dadurch verschlechtert, dass die Gesellschaft kein Verständnis zeigt. Besser leben mit Hyperhidrose, dieses Motto der Initiative „Natürlich Schwitzen“ kann nur realisiert werden, wenn einerseits die Betroffenen über alle Chancen einer möglichen Heilung oder Linderung informiert sind und die Gesellschaft andererseits akzeptiert, dass Hyperhidrose nicht immer heilbar ist. Die Initiative berät Betroffene zu Themen wie hilfreiche Verhaltensweisen, spezifische Ernährung, wann zum Therapeuten, wann und was zahlen die Krankenkassen und unterstützt die Verbreitung einer leicht verständlichen Version eines von Spezialisten ent-worfenen Stufenplans für die Behandlung der Hyperhidrose. Hand in Hand mit allen Betroffenen und Beteiligten wirbt die Initiative „Natürlich Schwitzen“ für ein besseres Miteinander. - Etwa 1,6 Millionen Deutsche schwitzen mehr als dies zur Thermoregulation erforderlich ist. - Fast 1 Million Menschen in Deutschland leiden an den psychosozialen Folgen einer Hyperhidrose. - Ca. 0,4 Millionen Deutsche können ihren Beruf wegen krankhaftem Schwitzen nicht ausüben. - Mehr als 0,3 Millionen Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr gefährliche Komplikationen, Hyperhidrose ist nicht immer heilbar - die sozialen Folgen aber immer vermeidbar. Jede Reaktion im sozialen Umfeld zählt - positiv und negativ! Schwitzen wird entweder durch eine Grunderkrankung wie z.B. Tumore oder Medikamente wie z.B. Kortison verursacht und wird dann als sekundäre Hyperhidrose bezeichnet. Hier hilft immer die Behandlung der Ursache das Problem Schwitzen zu lösen. Mehr als 90 % aller Betroffenen leidet aber unter einer sogenann-ten primären Hyperhidrose, der keine Grunderkrankung oder externe Ursache zugrunde liegt. Hier sendet das im Zwischenhirn liegende, für die Thermoregula-tion zuständige Thermometer auch dann Steuerungssignale an die Schweißdrüsen, wenn diese nicht erforderlich sind. Der Schweiß fließt dann ebenso unkontrollierbar, wie sich z.B. auch der Blutdruck regelt, oder die Verdauung und der Herz-schlag ihre Funktionen ausüben, ohne dass diese Vorgänge bewusst und mit freiem Willen beeinflusst werden können. Patienten mit primärer Hyperhidrose werden nicht nur häufig, sondern fast regelmäßig stigmatisiert und sozial gemieden, wenn ihnen - ohne dass sie darauf Einfluss nehmen können - der Schweiß ununterbrochen auf der Stirn steht, die Kleidung unter den Achselhöhlen durchgenässt ist oder sie die triefende Hand nicht zum Gruß reichen. Vom Kindergarten, über die Schule, den Arbeitsplatz, bis in das Altersheim - die soziale Ausgrenzung von Menschen die sichtbar schwitzen, kennt keine Grenzen. Am Anfang stand das unkontrollierbare Schwitzen, dann die Erfahrung, dass das soziale Umfeld zuerst zögerlich und dann distanziert reagiert. Es folgten die Angst vor Kontakten, der persönliche Rückzug, die Scham und das Verstecken durchgeschwitzter Kleidung und nasser Hände bei unvermeidlichen Begegnungen. Bewerbungsgespräche scheitern, an Beförderung ist nicht zu denken, Einladungen werden seltener, das Selbstbewusstsein ist mehr als nur angekratzt und am Schlimmsten: All diese psychosoziale Belastung verstärkt die Symptomatik – der Schweiß fließt mehr als jemals zuvor. Die Angst und falsche Scham fressen sich in das Bewusstsein und setzen einen Teufelskreis in Gang, der ohne gezielte Therapie und einer für diese Probleme offene Ge-sellschaft nicht durchbrochen werden kann. Niemand, weder die betroffenen Patienten, noch die beteiligte Gesellschaft muss oder darf resignieren. Das offene Gespräch über eine bisher aus falscher Scham und echten Vorurteilen totgeschwiegenen Erkrankung kann Wege in eine Therapie ebnen und diese über den Abbau psychosozialer Belastung erfolgreicher gestalten als jemals zuvor. Es ist nicht egal, wer auf wen zuerst zugeht - bis heute fühlen sich Personen mit Hyperhidrose auf der Anklagebank! Betroffen sind alle - nicht nur die Patienten, ihre Angehörigen, die Kollegen, die Freunde, die Therapeuten. Betroffen ist die gesamte Gesellschaft und helfen kann jeder. Hilfe bringt niemand, der mitleidig Verständnis aufbringt. Hilfe bringen all diejenigen, die sich detailliert über das Krankheitsbild Hyperhidrose und all die Möglichkeiten und Grenzen einer Therapie informieren und auf dieser Basis allen Patienten mit Hyperhidrose vorurteilsfrei gegenübertreten. Jeder, der einem Menschen mit Hyperhidrose begegnet, wird zum Therapeuten, wenn er in der Lage ist, das Thema ebenso empathisch anzusprechen, wie dasjenige des Autogramm sammelnden Gipsbeins. Die Initiative “Natürlich Schwitzen” will Zeichen setzen auf dem Weg zu einer Gesellschaft in der Menschen die krankhaft schwitzen, keine Außenseiter sind.