Bausteine für den Gottesdienst am Tag der Kranken Thema: „Der Tag der Kranken als eine Herausforderung für die `Gesunden`“ Beginn: Vor dem Gottesdienst sollen die Gläubigen eine Gelegenheit erhalten die Namen der Kranken aus ihrem Umfeld aufzuschreiben. Es eignet sich dafür ein aufgelegtes Fürbittbuch, das zu den Fürbitten in einer feierlichen Prozession zum Altar gebracht wird Es können auch Zettel verteilt werden, auf die die Mitfeiernden die Namen der Kranken aufschreiben und die dann von Ministranten gesammelt zum Altar gebracht werden Kleine Idee: Statt Zettel: stärkeres Papier verteilen, so wie Karteikarte, leichter zu beschreiben, zeigt das ‚Gewicht‘ der Bitte, wirkt wertvoller Predigtbaustein Ich stand vor einem Gemüseladen - und sah im Geschäft eine Schlange von Menschen anstehen. Es war ja Samstagmorgen. Ich dachte gerade über einen Text für den “Tag der Kranken” nach. Unterschiedliche Ideen geisterten in meinem Kopf. Recht glücklich war ich mit keiner. Und plötzlich traf mich der Geistesblitz: Im Grunde stehen wir ja doch alle in der Schlange. Unser Leben lang bewegen wir uns in Richtung: “Kasse”. Immer und immer wieder greifen wir zum Geldbeutel, um nachzuschauen, wie viel wir da drin haben. Ob das Kapital, das wir da drin verwahren, etwas anderes ist, als blankes Entsetzen. Wie man es dreht und wendet, die diffusen Existenzängste werden wir niemals los. Und diese haben letztendlich doch nur einen Grund: Unsere Zerbrechlichkeit, unsere Vergänglichkeit, schlussendlich auch unser eigenes Sterben. Aus der Schlange dorthin kann sich niemand wegstehlen. Selbst Menschen, die sich vor Gott und dem Jenseits verabschiedet haben, können diese Schlange nicht verlassen. Bewusst oder auch unbewusst warten auch sie darauf, dass sie krank werden und auch sterben. Glaubende und Nichtglaubende bleiben ja bloß eine Schicksalsgemeinschaft der in der Schlange der Sterblichkeit wartenden Menschen. Deswegen wenden auch viele ihre Augen von jenen Menschen ab, die schon direkt an der “Kasse” stehen. Sie wollen nicht daran erinnert werden, dass auch ihre Gesundheit letztendlich geliehen und auch ihr Leben ihnen nur geschenkt wurde. Jeder Blick auf kranke Menschen, vor allem auf jene, die schneller, die an mir vorbei “zur Kasse” durch gewunken werden, verunsichert. Er verunsichert uns alle. Weil er mich mit dem Gedanken konfrontiert, dass auch meine Wartezeit verkürzt werden könnte. Die Schicksalsgemeinschaft der in der Schlange Gereihten stellt aber auch eine großartige Schule der Menschlichkeit dar. Konfrontiert mit Kranken und Leidenden entdecken doch die meisten Menschen die Gnade der Empathie. Und das ist das eigentliche Wunder, das sich bei uns: den wartenden Menschen ereignet. Dass wir den Blick von unserem Geldbeutel und dem dort verwahrten Kapital der blanken Angst abwenden und uns dem kranken, dem leidenden und dem sterbenden Mitmenschen zuwenden. Und entdecken, dass sie uns verändern. Dass gerade sie - die Kranken und Leidenden - unserer Wartezeit ein Gütesiegel aufprägen. Geradezu atemberaubend ist für uns Christen aber der Gedanke, dass Gott selber sich in diese Schlange eingereiht hat. Durch seine Angst vor dem Sterben verhalf er uns zum Gedanken, dass auch wir uns unserer Ängste und unserer Verdrängungsstrategien nicht zu schämen brauchen. Durch sein Leiden und seinen Tod zeigte er sich solidarisch mit all den Kranken und Leidenden. Er verband sich mit all jenen, die “an der Kasse” stehen, fühlte ihre unterschiedlich gefüllten Geldbeutel mit seinem Kapital der Liebe und brachte sie durch: zu jenem Leben in dem weder die Krankheit, noch irgendein Leiden und schon gar nicht der Tod etwas zu sagen haben. Anregungen für Fürbitten Wir beten im Rahmen dieses Gottesdienstes für die Kranken in unseren Krankenhäusern, im Hospiz und überall dort, wo sie auf Hilfe des medizinischen Personals, verschiedener Dienste und auf ihre Angehörigen, Freundinnen und Freunde angewiesen sind. Wir beten darum, dass leidende und kranke Menschen diese herausfordernde Zeit des Angewiesen - seins gut bewältigen können. Wir beten für die alten und gebrechlichen Menschen, die auf ein langes Leben zurückblicken und jetzt ihre Bedürfnisse alleine nicht befriedigen können. Sie werden in den Altes- oder Pflegeheimen, in der häuslichen Pflege, von vielen Helferinnen und Helfern betreut. Wir beten, dass die Betreuten ihre Situation annehmen können und die Betreuenden es schaffen, den Herausforderungen ihres Dienstes zu entsprechen. Wir beten für alle Menschen unseres Landes, dass sie die Kranken, die Alten und die Behinderten nicht aus dem Bewusstsein verdrängen, sondern sich der Zerbrechlichkeit des Lebens stellen und in die eigenen Lebensentwürfe integrieren. So leisten sie einen wesentlichen Beitrag zu einem menschlichen Umgang untereinander. Wir beten für uns selber und vertrauen Gott unsere Ängste und Hoffnungen, unsere Unvollkommenheiten, Stärken und Schwächen an und bitten, dass wir als Mitmenschen leben in dem Bewusstsein, dass wir alle aufeinander angewiesen sind. Darum bitten wir durch Christus unsren Herrn. Amen Segensgebet Gott sei dein Hirte, der dich dorthin führt, wo du genug Nahrung für deinen Leib und deine Seele findest, wo du Wärme, Geborgenheit und Liebe erfährst, wo du Vertrauen zu dir selbst, zu Gott und zu deinen Mitmenschen gewinnst. In dunklen Zeiten, in Zeiten in denen du schmerzhafte Erfahrungen machst, möge Gott dir beistehen und dir immer wieder Mut und neue Hoffnung schenken. Wenn dich Angst überfällt, wenn du nicht ein und aus weißt, mögest du die Nähe Gottes erfahren auch in der liebenden Zuwendung deiner Mitmenschen, die dir helfen, all dem, was du als bedrohlich erlebst, standhalten zu können. Der Gute Hirte begleite dich auf deinem Weg, der dich zu deinem Lebensziel führt. Solltest du in Sackgassen geraten zeige er die Möglichkeiten der Umkehr. Beim Rückblick auf die zurückliegende Wegstrecke mögest du zufrieden und dankbar sein für das Geschenk des Lebens. So segne dich der gute und treue Gott: + der Vater, + der Sohn und der + Heilige Geist Amen. Nach Psalm 23