Frauen in Bewegung für Frieden, gute Arbeit, Demokratie und Selbstbestimmung Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke mich im Namen des Frauenarbeitskreises der DKP für die Einladung nach Bremen und natürlich ich freue mich auch persönlich, hier sein zu können. Der Bundestag hat das Mandat der Bundeswehr für den Afghanistaneinsatz wieder verlängert. Wir wissen, dass auch diese Verlängerung nicht zum Frieden führen wird. Korruption, andauernde Gewalt und Armut sind die bisherigen Ergebnisse dieses Krieges. Der 2001 unter dem Vorwand der Jagd auf Bin Laden begonnene Krieg dauert bis heute an und hat viele Tote gefordert. Der Krieg gegen den Irak dauerte 7 Jahre und hat über 100 000 Tote gefordert. Innerhalb von 11 Jahren hat der Westen in Libyen zum dritten Mal in einem muslimischen Land mit Waffen und Bomben „eingegriffen“. Der Krieg gegen Libyen schließlich hatte nach offiziellen Schätzungen allein im ersten Halbjahr schon 30 000 Tote gefordert! Hinzu kommen über 50 000 Verletzte. Ich erinnere an die heutige Pressemeldung, nach der ein US-Soldat 16 Menschen, darunter viele Frauen getötet hat. Im dritten Land in der Kriegskette in Lybien soll die Scharia in der Verfassung verankert werden. Was dies für die Frauen bedeutet, wissen wir. Sowohl im Irak wie in Libyen hatten Frauen für diesen Kulturkreis ungewöhnlich weitgehende Rechte. Im Irak studierten vor dem Krieg mehr Frauen als Männer. Es geht hier nicht darum diese alten Systeme zu beschönigen, aber es verdeutlicht eines: Kriege werden immer häufiger auch mit dem Argument – Frauenrechte zu verteidigen oder erst 1 herzustellen – begründet. Oft tritt das genaue Gegenteil ein. Sie sind ein Argumentationsmittel, um Kriege zu rechtfertigen und so die Sicherung wirtschaftlichen Einflusses und den ungehinderten Zugriff auf Rohstoffe zu verschleiern. Die Auflösung sozialer und gesellschaftlicher Strukturen einer Gesellschaft führen oft zur Zunahme der Gewaltbereitschaft. In vielen Kriegen oder Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen zur erklärten Kriegsstrategie. Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, leiden unter psychischen Langzeitfolgen, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken und ihrer sozialen Isolation. Weltweit befinden sich 40 Millionen Menschen auf der Flucht. 80% der Opfer von Gewalt sind Frauen und Mädchen. Ein Blick in die jüngste europäische Gewaltexzesse nichts Geschichte mit macht deutlich, geographischen oder dass diese kulturellen Gesichtspunkten zu tun haben. Im ehemaligen Jugoslawien gab es auch durch das „Eingreifen“ der EU mehrere Kriege – den Krieg in Slowenien (1991), den Krieg in Kroatien (1991 – 1995), den Krieg in BosnienHerzegowina (1992 – 1995) und den Krieg im Kosovo (1998 – 1999). In diesen Kriegen im ehemaligen Jugoslawien wurden 30 000 bis 50 000 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Gewalt gegen Frauen ist heute ein fester Bestandteil von Kriegsstrategien. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Erklärung „Gewalt gegen Frauen, Krieg gegen Frauen endlich beenden!“ des Frauenarbeitskreises der DKP zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet. Die Geburtsstunde der modernen Friedensbewegung hat eine Frau, Bertha von Suttner maßgeblich mit eingeleitet und inhaltlich vorbereitet. Bertha von Suttner veröffentlichte 1889 ein Buch, dessen Titel dem Pazifismus mit nur drei Worten den kürzesten und eindringlichsten 2 Streitruf verlieh: "Die Waffen nieder!" Ihr galt der Krieg nicht als "wichtigster Faktor der Kulturentwicklung", nicht als "Erwecker der schönsten menschlichen Tugenden", nicht als "Vater aller Dinge". Was damals die öffentlich herrschende Meinung war, entlarvte diese Frau als Völkermord. Mit allen Mitteln der rationalen Argumentation und der emotionalen Aufwiegelung appellierte damals Bertha von Suttner an die Menschen, ihre Regierungen und Parlamente in die Pflicht zu nehmen: Abrüstung und Völkerfrieden zu verlangen. Zur herrschenden Kriegsargumentation erklärte sie – für mich sehr überzeugend und hochaktuell: „Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.“ (zitiert nach Helmut Bock, 2005) Bettina Jürgensen, Vorsitzende der DKP schrieb zur eigenständigen Rolle der Frauen im Kampf um den Frieden: „Doch Frauen sind weltweit aktiv für den Frieden. Wir setzen uns für die Umsetzung der UNOResolution 1325 ein, wonach Frauen eine wichtige, eigenständige Rolle spielen müssen, Kriege zu verhindern, Konflikte gewaltfrei zu lösen und eine Friedensordnung aufzubauen. Frauen bauen die Brücken der Verständigung etwa in Irland, zwischen Bosnien und Serbien und den anderen Staaten im ehemaligen Jugoslawien, zwischen Tschetscheni en, Afghanistan und Russland, Israel und Palästina, Kurdistan und der Türkei. Frauen setzen sich für die sozialen und demokratischen Rechte der gesamten Bevölkerung ein, sie wollen aber gleichzeitig den Ausbau von Frauenrechten durchsetzen. Dass dies nicht immer ein einfacher Weg ist, zeigen die Beispiele aus Tunesien und Ägypten: Frauen kämpften für Veränderungen zur Stellung der Frau in der Gesellschaft. Nun geht es darum, Gesetze auch zur gesellschaftlichen Realität werden zu lassen. Um den Frieden, soziale und demokratische, um Frauen3 Rechte muss gekämpft werden. Die Politikwende geht nur mit uns Frauen. Verweigern wir uns den Kriegstreibern. Lasst uns weiter aktiv sein gegen Krieg und Militarisierung!“ Die DKP fordert im Aufruf zum Internationalen Frauentag 2012: Schluss mit den Kriegen – Bundeswehr raus aus Afghanistan! Frauenrechte dürfen nicht als Alibi dazu missbraucht werden, Kriege weltweit zu rechtfertigen! Schutzschirme für von Gewalt betroffene und bedrohte Frauen statt Bankenrettungspläne! Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen und Kollegen, Frauenbewegung und Arbeiterbewegung haben seit dem ersten Internationalen Frauentag 1911 zumindest eine rechtliche Gleichstellung der Geschlechter in vielen Ländern Europas erreicht. Aber auch 101 Jahre danach bleibt viel zu tun. Karl Marx und Friedrich Engels haben den Grad der weiblichen Emanzipation als das natürliche Maß für die allgemeine Emanzipation des Menschen erklärt. Eine Bilanz des Kapitalismus dazu fällt auch heute noch eher kläglich aus. Jeder wirkliche Fortschritt musste und muss hart erkämpft werden. Vor welchen neuen Herausforderungen steht die Frauenbewegung aus Sicht der Kommunistinnen heute? 4 Unter Bedingung kapitalistischer Globalisierung und scheinbar alternativloser Herrschaft neoliberaler Politikkonzepte wird zwar der Eindruck erweckt, erkämpftes Frauenrecht bliebe erhalten und Forderungen der Frauenbewegung wie die nach gleichberechtigter Teilhabe am Erwerbsleben würden umgesetzt. Doch mit vollmundigen frauenpolitischen Erklärungen will die Bundesregierung nur ihr wahres politisches Ziel verschleiern. Flexibilisierungskonzepte und prekäre Beschäftigungsverhältnissen sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen nahtlos den von Banken und Konzernen diktierten Marktbedingungen anpassen. Sinkende Löhne und wachsende Armut auch von Frauen, die erwerbstätig sind bzw. waren, sind spürbare Folgen. Neoliberale Politik will vernebeln und gaukelt vor, Gleichberechtigung und Gleichstellung zu realisieren. Aktuell erleben wir dies an der 30%igen Vertretung von Frauen in Aufsichtsräten. Natürlich sind auch wir dafür, dass Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind. Wäre es nicht gut, wenn das gleiche Engagement wie für diese Quote von Eliten auch dafür aufgewendet würde, die Lage der „restlichen“ 99% Frauen zu verbessern? Am Ende bleibt es doch nur Hartz IV, Altersarmut, Flexibilisierung der Arbeit und Sexismus zum Vorschein. Beispiele weiblicher Protagonistinnen dieser Politik sind Angela Merkel, Kristina Schröder oder Ursula von der Leyen. Sie sind daran beteiligt, wenn der Reichtum verteilt wird und zwar immer von unten nach oben – zum Nachteil der Frauen. Dies wird durch den ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung aus höchst berufenem Munde bestätigt. Erarbeitet wurde die Studie von der renommierten „Fraunhofer Gesellschaft“ und im Januar 2011 übergeben. Danach wurde damit erstmals eine „umfassende Bestandsaufnahme der Gleichstellung in Deutschland“ geliefert. Im Kern stellt das Gutachten fest, dass 5 Deutschland einen großen Nachholbedarf in Sachen Chancengleichheit hat. Das Mitglied der Sachverständigenkommission, Prof. Dr. Ute Klammer erklärt, dass „die gegenwärtige Minijobstrategie aus der Perspektive der Geschlechtergleichstellung als desaströs bezeichnet werden muss“. Die Kommission fordert deshalb unter anderem, Minijobs abzuschaffen. Der Bericht ist also eine schallende Ohrfeige für die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung und insbesondere auch für Ministerin Schröder, die ihn wohl am allerliebsten wieder in der Schublade versenken würde. Denn festgestellt wird hier – sozusagen amtlich, dass typische Frauenberufe in der Regel schlecht bezahlt sind und geringe Aufstiegschancen bieten. Diese Wirtschafts- und Sozialpolitik hat einen neoliberalen "Feminismus" geschaffen, der traditionelle Inhalte der Frauenbewegung zum eigenen Nutzen neu interpretiert und dafür weitere knallharte politische und soziale Fakten schafft: 1. Die Rente von Frauen ist im Durchschnitt halb so hoch wie die der Männer. Die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre trifft Frauen daher doppelt hart, denn die Heraufsetzung ist nichts anderes als eine weitere Rentenkürzung. Die Genossin Margit Konetzka hat zu diesem Themenfeld in der UZ vom 24.02.2012 einen Artikel geschrieben. 2. Der gesetzliche Anspruch auf eine Kinderbetreuung ab dem zweiten Lebensjahr, der ab Sommer 2013 gelten soll, ist kaum noch zu verwirklichen. Das Geld der Kommunen für zusätzliche Kita-Plätze reicht nicht, tausende qualifizierter Fachkräfte fehlen. Ich erinnere an die beschlossene Schuldenbremse 6 sowohl im Saarland als auch in Bremen. Sie wird diese Situation unerträglich verschärfen. Die Bundesregierung beschloss 2011 mit dem sogenannten Betreuungsgeld eine Herdprämie. Es geht um insgesamt 2 Milliarden, die 80 Prozent der Deutschen lieber in den Kitaausbau stecken wollen. Ministerin Schröder jedoch hält an ihrer Herdprämie fest. Aber das Gesicht des Kapitalismus wird auch mit starker Schminke nicht ansehnlicher wie das aktuelle Beispiel der Drogeriemarktkette Schlecker zeigt. Mehr als die Hälfte der 6000 Filialen sollen geschlossen werden. Damit bleibt von etwa 30.000 MitarbeiterInnen nur noch die Hälfte übrig. In Bremen, Bremerhaven, Delmenhorst, Oldenburg und Wilhelmshaven gibt es insgesamt rund 70 Schlecker-Drogeriemärkte. Es waren die »Schlecker-Frauen«, die zusammen mit Verdi und gegen viele Widerstände aus den Führungsebenen dafür gesorgt haben, dass sich die Arbeits- und Einkommensbedingungen in diesem großen Unternehmen nach und nach verbesserten. Damit haben sie auch ein Stück Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland für Frauen geschrieben. (verdi-Info) Die DKP hat den diesjährigen Frauentag auch unter das Motto „Bessere Zeiten für Frauen“ gestellt. Wir fordern den 6 Stundentag bei vollem Lohnausgleich! Der Frauenarbeitskreis hat 10 Argumente für eine deutlich reduzierte Regelarbeitszeit entwickelt. Damit wollen wir eine Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung anregen und über Alternativen nachdenken. Arbeitszeitverkürzung ermöglicht eine geschlechtergerechte Aufteilung aller Arbeit. Sie ist ein wesentlicher 7 Hebel um die Doppelbelastung der Frauen zu beenden. Diese Doppelbelastung führt häufig auch zu gesundheitlichen Einschränkungen. Seit 1999 sind die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 80% gestiegen. Besonders beispielsweise, Frauen dass der sind betroffen. Arbeitsplatz Gründe nicht zu sind den Kinderbetreuungszeiten passt. Daraus resultierende Belastung muss dann zusätzlich bewältigt werden. Frauen stellen oft keine Forderungen mehr, sondern nehmen, was es halt gibt – auch bei unwürdigen Bedingungen. Viele Frauen verzichten auf Kuren, weil sie Angst haben, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Beschwerden über die Situation am Arbeitsplatz werden nicht formuliert, weil viele froh sind überhaupt eine Arbeit zu haben. Frauen sind in der Familie und am Arbeitsplatz doppelt „gebeutelt“. Verantwortung Frauen haben verlangen, oft Arbeitsplätze, gleichzeitig aber die viel geringe Einflussmöglichkeiten bieten. Die sogenannten „Lächel-Arbeitsplätze“ wie beispielsweise in Call-Centern verlangen, dass die eigene Befindlichkeit ständig überspielt werden muss. Ein Scheitern vorgegebener Erfolgsquoten wird als persönliches Versagen erlebt. Die Krankenpflege ist ein typisches Frauenarbeitsfeld mit der höchsten psychischer Belastung. Die „Bremer Arbeitszeitinitiative“ sprach sich deshalb 2011 für kürzere Arbeitszeiten aus, um die Sozialkassen zu sanieren und die Gesundheit zu erhalten. Diese Arbeitszeitinitiative fordert den Sechs-Stundentag, allerdings ohne Lohnausgleich. Nach unserer Auffassung macht eine Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Vollzeit und Teilzeit bei vollem Lohnausgleich in diesem Zusammenhang viel Sinn. Frauen in Vollzeit wünschen sich, weniger zu arbeiten und umgekehrt wollen Frauen in Teilzeit länger arbeiten. Die Verkürzung der täglichen 8 Arbeitszeit auf 6 Stunden wäre zudem das Bindeglied, um Voll- und Teilzeit anzugleichen und zur Normalarbeitszeit über die Arbeitszeitverkürzung zu entwickeln. Die Hälfte der Teilzeit arbeitenden Frauen möchte länger arbeiten, bei den geringfügig Beschäftigten sogar drei Viertel. Dabei gibt es keine besondere Vorliebe von Frauen für Teilzeitarbeit. Frauen haben eine Vorliebe für kürzere Arbeitszeiten, weil die übliche Normalarbeitszeit oft an der Lebenssituation der Frauen vorbeigeht. Die DKP fordert parallel das Verbot der Minijobs. 2011 war jedes 5. Beschäftigungsverhältnis ein Minijob. Den Löwenanteil bilden hier Frauen. Wen wundert es da, dass in diesem Bereich viermal so häufig Niedriglöhne an der Tagesordnung sind. Gerade Frauen, die Minijobs annehmen, weil sie keine anderen Angebote haben, geraten so in ein Erwerbsmuster, das sie nur sehr schwer wieder verlassen können. Diese Sackgasse führt aktuell als auch im Alter dazu, dass sie keine soziale Absicherung haben und von Armut betroffen bleiben. Diese Niedriglöhne sind Zeitbomben für die Alterssicherung der Betroffenen. In Deutschland beziehen Frauen 60 % der Frauen geringere Rente als Männer. Bei der Diskussion um Arbeitszeitverkürzung geht es auch um die Frage wie die Gesellschaft künftig organisiert sein soll. Es geht um Verteilungsgerechtigkeit. Bringt beispielsweise der Produktivitätszuwachs dem Kapital mehr Profit und den Beschäftigten mehr Stress und Unsicherheit oder bringt er ihnen mehr freie Zeit? Die DKP fordert: - Verbot von Minijobs und Leiharbeit! Weg mit Hartz IV! Gesetzlicher Mindestlohn (10.-€ Stundenlohn)! Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit! - Nein zur Rente mit 67! 9 - Gegen Altersarmut bei Frauen – existenzsichernde Erhöhung des Grundeinkommens! - Arbeitszeitverkürzung auf wöchentlich 30 Stunden bei vollem Lohnund Personalausgleich! Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir über die Arbeits- und Lebensbedingungen in Europa sprechen, dürfen wir vor allem unsere Geschlechtsgenossinnen in der sogenannten 3. Welt nicht vergessen. Mit Blick auf die Entwicklungsländer kann schon der Eindruck entstehen, der Kapitalismus habe die erbärmlichen Arbeitsbedingungen europäischer Arbeiterinnen, die wir aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert kennen, einfach in die Länder des Südens gespiegelt, um sie dort weiter zu konservieren. In den Augsburger Allgemeinen Nachrichten war vor 2 Jahren zu lesen: „Wo heute mitten in der Stadt Wohnareale, Museen und Einkaufszentren stehen, schufteten früher Tausende Frauen unter extremen Bedingungen. Die Textilindustrie...wurde auch als „Frauenindustrie“ bezeichnet. 80 Prozent der Beschäftigten waren weiblich. Mit umgerechnet neun Euro pro Woche bei 13 Stunden täglicher Arbeit von Montag bis Samstag konnte eine Arbeiterin im Jahr 1905 allerdings nicht einmal so viel verdienen, dass sie für sich selbst hätte sorgen können, geschweige denn eine Familie. Die Arbeiterinnen waren häufig mangelernährt, lebten nur von Kartoffeln, Getreide und Gemüse. Hitze, Lärm, Staub, Feuchtigkeit und „ein Gestank nach Urin und faulen Eiern, der von den verwendeten Chemikalien ausging“ setzten ihnen extrem zu. Trotzdem mussten sie vor und nach dem Schichtdienst ihre Kinder und den Haushalt versorgen. Neben der finanziellen Ausbeutung waren sie 10 auch der Gunst ihrer Vorgesetzten völlig ausgeliefert. In vielen Textilfabriken wurden Frauen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Heute werden Textilien aus Profitgründen in Entwicklungsländern produziert. Die Frauen, die dort arbeiten, teilen ihr Schicksal mit den früheren Augsburger Arbeiterinnen - sie ermöglichen einen florierenden Absatz zu einem hohen persönlichen Preis.“ Trotz vieler Parallelen handelt es sich natürlich nicht nur um eine bloße Konservierung erprobter, Liberalisierung des europäischer Handels mit Ausbeutungsmuster. Waren, Dienstleistungen Die und Finanzmärkte, die Privatisierung und Flexibilisierung und der Abbau von Schutzrechten für die Bevölkerung sind Kennzeichen eines neuen globalen Prozesses der Ausbeutung. Die Länder des Südens haben zusätzlich unter den politischen, kulturellen und ökonomischen Folgen des Kolonialismus zu leiden und sie sind den internationalen Finanzmärkten noch hilfloser ausgeliefert. Der größte Teil der arbeitsintensiven Produktion von Bekleidung für den Weltmarkt befindet Transformationsländern. sich Im heute in Gegenzug Entwicklungshat sich und der Dienstleistungsbereich bei uns als die größte Branche etabliert. 85% der Textilbeschäftigten in diesen Ländern sind Frauen. Die Profiteure dieser Ausbeutung sind die großen Bekleidungsunternehmen wie H&M, C&A, adidas und Puma. Wieder einmal wird deutlich, im Kapitalismus geht der Profit vor Menschen- und Arbeitsrechten! Am Internationalen Frauentag gilt besonders unsere Solidarität mit den Textilarbeiterinnen in der ganzen Welt. Deshalb sagen wir: Weg mit den Hungerlöhnen in der globalen Bekleidungsindustrie! Kaufen wir kritischer und bewusster ein! Der Mensch geht vor Profit! 11 Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Kommunistinnen haben als Teil der Frauenbewegung den Kampf um Demokratie und die Forderung nach gleichen Rechten für Frauen als einen unentbehrlichen Frauenbewegung und verstanden. wesentlichen Und sie haben Bestandteil der den um Kampf demokratische Rechte mit dem Kampf um soziale Verbesserungen verbunden. Eine der leidenschaftlichsten Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht war Clara Zetkin. Mit Vehemenz, trat sie für das Frauenwahlrecht ein und setzte sich dafür ein, dass diese Forderung in das Programm der deutschen Sozialdemokraten aufgenommen wurde. Der Internationale Frauentag, der 1911 erstmals gefeiert wurde, geht bekanntlich auf ihre Anregung zurück. Am 12. November 1918 erhielten die Frauen durch den Rat der Volksbeauftragten das aktive und passive Wahlrecht in Deutschland. Es war die Frucht eines langen Kampfes, in dem die Sozialdemokraten – und hier müssen vor allem die Namen August Bebel und Clara Zetkin genannt werden – und der linke Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung die Hauptlast getragen hatten. Warum erwähne ich diese bekannten Tatsachen so ausführlich? Ich habe dafür mehrere Gründe: Heute stehen Frauen in Deutschland bei Streiks, Aktionen für Lohnerhöhungen und Arbeitsplätze in Deutschland oft in der ersten Reihe und prägen gewerkschaftliche Bewegungen maßgeblich mit. Bei Demonstrationen gegen den Krieg in Afghanistan und in der OccupyBewegung, als Aktivistinnen beim "Schottern" gegen Castor-Transporte und das Endlager in Gorleben, mit eigenständigen Frauenblockaden gegen "Stuttgart 21" - Frauen sind in Bewegungen aktiv und initiierend, 12 bringen sich auch mit eigenen Strukturen ein. Frauen sind aktiv, weil sie die Dinge nicht Parteien, Banken und Regierenden überlassen wollen. Am Anfang der Revolution in Ägypten stand auch eine Frau: Es war die junge Bloggerin Asma Mahfus, die über Facebook dazu aufrief, den Polizeifeiertag am 25. Januar 2011 in einen Tag des Protests gegen die Diktatur umzuwandeln. Die Männer müssten nicht sie beschützen, schrieb sie, sondern mit ihr zusammen die Zukunft Ägyptens sichern. Damit forderte sie die Männer auf, nicht weiter für überkommene Ideen zu kämpfen, sondern für eine gleichberechtigte Zukunft. Am 8. Februar 2011 begann der »arabische Frühling« als friedliche Revolution. Die Gewalt gegen Demonstrantinnen auf dem Tahrir-Platz schockierte die Welt. Frauen wurden geschlagen, verletzt und ins Gefängnis geworfen, Bloggerinnen und Streikende verfolgt, gefoltert und durch die Sicherheitskräfte zum Schweigen gebracht. Es waren Übergriffe und öffentliche Demütigungen seitens der regierenden Militärs, wie die an 17 Mädchen durchgeführten »Jungfrauentests«, durch die revoltierende Frauen auf ihre Körperlichkeit reduziert werden sollten. Nachdem eines der Opfer im Dezember 2011 vor Gericht ging und gewann, war der Bann der Scham bei den Frauen gebrochen. Tausende marschierten protestierend durch Kairo und skandierten an die Adresse des Militärrates: »Schluß, wir Frauen sind die Rote Linie!« Sie zwangen den Militärrat zur offiziellen Entschuldigung und forderten Selbstbestimmung und reproduktive Rechte. (zitiert nach Gisela Notz, 2011) Ein wachsendes Motiv Auseinandersetzungen für für Frauen die Teilnahme ist die an diesen Forderung nach Mitbestimmung, Transparenz und Entscheidungsfreiheit. Es geht um das Recht auf Selbstbestimmung und gegen die Manipulation der Herrschenden. Dies war 1911 so und dies ist 2012 ein zentrales Motiv 13 der Frauen. Es geht um wirksame Mitbestimmung, Demokratie und Transparenz für alle Frauen! Liebe Genossinnen und Genossen, nicht nur wir Frauen schütteln den Kopf und protestieren gegen das Treiben von Nazi-Frauen. Denn die Neonazi-Bewegung ist männerdominiert und zutiefst frauenverachtend. Nach dem braunen Frauenbild sind Frauen dazu da, Kinder zu gebären und den rechten Nachwuchs zu erziehen. Der neue Obernazi, Udo Pasteurs, zum Thema Emanzipation: „ Verbiegen wir Männer und Frauen – sie nennen es Emanzipation – töten wir aber in den Frauen ein Stück ihrer Weiblichkeit und blockieren bei den Männern die Entfaltung ihrer Männlichkeit.“ Solche Sprüche scheinen dennoch Frauen nicht abzuschrecken, sich in der braunen Szene zu organisieren und faschistische Politik unters Volk zu bringen. Dies unterstreicht, dass es darauf ankommt, wie eine Frau denkt und handelt. Eine Frau per se ist noch lange kein Persilschein! Die „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ formuliert das braune Frauendasein so: „Obwohl der Mann im überproportional bei der Fahne heutigen nationalen Widerstand steht“, sei auch den „weiblichen Landsleuten“ beim Wiederaufbau für Volk und Heimat ebenso viel Wert beizumessen. Der Mann ist dabei „Wegbereiter“ und die Frau „Hüterin, Walterin des nie versiegenden Bornes deutschen Volksgutes“. In diesem Sinne treiben sie oft unbemerkt in Schulen, Kinderfreizeiten oder Sportvereinen in Kommunen Kindergärten, ihr Unwesen. Neofaschistische Politik wird unter dem Deckmantel von sozialen Themen wie Naturheilkunde, Ökologie, Kindergeld und Hartz IV in den Kommunen salonfähig zu machen. Nazi-Frauen sind keine harmlosen Mitläuferinnen. Auf die Interviewfrage „Du bist jetzt alleiniger Herrscher in 14 Deutschland, du hast 3 Wünsche frei, was würdest du sofort verändern?“ antwortete Ricarda Riefling (NPD-Frau aus Niedersachsen) wie aus der Pistole geschossen: „Rückführung der Ausländer, Mutterschaft fördern und Wege ebenen für eine homogene Volksgemeinschaft.“ Sie organisiert auch schon mal gerne „Spargelessen gegen Überfremdung“. Magda Goebbels lässt grüßen. Nazis sind nicht nur frauenfeindlich – sie wollen Frauenrechte beseitigen und Frauen demütigen! Deshalb fordert die DKP mit allem Nachdruck: Die NPD muss endlich verboten werden! Dieses Verbot muss in einen bewusstseinsbildenden Prozess eingebunden werden. Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen, Ich habe schon darauf hingewiesen, dass Karl Marx und Friedrich Engels den Grad der weiblichen Emanzipation als das natürliche Maß für die allgemeine Emanzipation des Menschen erklärt haben. In diesem Sinne kann an der Entwicklung der Beziehungen der Geschlechter die Entwicklung des Menschen abgelesen werden Das Makel der Frauenunterdrückung und sichtbares Kennzeichen einer unvollkommenen Gesellschaft kann der Kapitalismus nicht abschütteln. Es ist ihm zwar sehr gut gelungen, marxistische Ideen zu diskreditieren, ein Nachdenken über sozialistische und kommunistische Gesellschaftsformen zu kriminalisieren. Dies erleben wir täglich. Aber es bleibt die sogenannte „Frauenfrage“. Hier werden Widersprüche besonders sichtbar. So nimmt die Gewalt an Frauen weiter zu. Jährlich flüchten 20.000 Frauen und ebenso viele Kinder in Frauenhäuser, um Schutz vor ihren 15 gewalttätigen Lebenspartnern zu finden. Frauen sind durch die Kürzung sozialer Leistungen, Privatisierung und den Abbau demokratischer Rechte, durch die radikale Umverteilung von unten nach oben, prekärer Beschäftigungsverhältnisse zusätzlich betroffen. Die Schulden- und Finanzkrise verstärkt bestehende Diskriminierung, Ausbeutung und Unterdrückung. Am Beispiel der Gewalt an Frauen wird deutlich, dass der Kapitalismus keine gesellschaftliche Basis hat, um Frauen endgültig aus diesen Gewaltverhältnissen zu befreien. Hier regieren alleine das Kapital und der Profit. Denn im Kapitalismus wird bekanntlich alles zur Ware. So ist der Sexismus das Ergebnis der Darstellung der Frau und ihres Körpers als Ware bis sie selbst zu einem „Gebrauchsgegenstand“ wird. Der Sozialismus als gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus bedeutet dabei nicht zwangsläufig, dass Frauendiskriminierung sofort beendet wird. Aber es sind politische, ökonomische und kulturelle Voraussetzungen für Frauen geschaffen in einem Prozess, den sie aktiv gestalten und lenken müssen, die bestehenden Verhältnisse und patriarchalische Strukturen aufzulösen. Auch im Sozialismus ist eine starke Frauenbewegung unabdingbar! Liebe Genossinnen und Genossen, heute geht es darum, die frauenpolitischen Aussagen und Forderungen der DKP weiter auszubauen und zu diskutieren. Hier haben wir einen Nachholbedarf. Gleichzeitig arbeiten und diskutieren wir in demokratischen und gewerkschaftlichen Frauenbündnissen mit. Wir sind eine kleine Partei und unsere Kräfte sind bescheiden. Dennoch möchte ich mit diesem Zitat von Marija Gimbutas enden: „Es ist sehr wichtig, in Bewegung zu sein, ein Ziel zu haben, das zu tun, was wirklich von Bedeutung ist. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas 16 getan werden muss, dann In diesem Sinne für eine stärkere DKP! Für eine starke Frauenbewegung! 17 musst du es tun."