Ruhr- Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaft Kraftsport und vegane Ernährung: Trenderscheinung oder Richtungswechsel? B.A.-Arbeit vorgelegt von: Laura David / 108012112209 betreut durch Herr Dr. Chakkarath Herr Prof. Dr. Straub Bochum, der 26.05.2015 Inhalt 1. Einleitung ............................................................................................................................................. 3 1.1 Begriffserklärung: Trend ................................................................................................................ 4 1.2 Begriffserklärung: Veganismus ...................................................................................................... 4 1.3 Begriffserklärung: Kraftsport .......................................................................................................... 5 2 Theoretische Hintergründe der Untersuchung ..................................................................................... 6 2.1 Theorie der Postmoderne .............................................................................................................. 6 2.2 Theorie der Sozialen Identität ........................................................................................................ 7 2.3 Theorie des Ästhetischen und des Körpers ................................................................................. 10 2.4 Theorien der Sportsoziologie ....................................................................................................... 13 2.5 Theorie des Megatrends .............................................................................................................. 14 2.6 Journal for Critical Animal Studies ............................................................................................... 16 3. Veganer Kraftsport in der Praxis ....................................................................................................... 18 3.1 Veganismus, Kraftsport und Gesundheit ..................................................................................... 19 3.1.1 Ernährungsrichtlinien............................................................................................................. 19 3.1.2 Studien .................................................................................................................................. 21 3.2 Aktuelle Online-Artikel zum Thema ............................................................................................. 25 3.3 Vegane Profikraftsportler in der Themenvermarktung ................................................................. 27 3.4 Magazine...................................................................................................................................... 29 3.5 Online-Shops ............................................................................................................................... 29 3.6 Umfrage ....................................................................................................................................... 31 3.6.1 Die Teilnehmer ...................................................................................................................... 32 3.6.2 Ziel mit Kraftsport / Sport ...................................................................................................... 34 3.6.3 Angaben zum Veganismus ................................................................................................... 34 3.6.4 Zugehörigkeitsgefühl ............................................................................................................. 37 3.6.5 Zukunftsblick Veganismus .................................................................................................... 38 3.6.6 Auswertung offener Teil ........................................................................................................ 40 4. Fazit ................................................................................................................................................... 45 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 48 Online-Quellen ....................................................................................................................................... 48 Eigenständigkeitserklärung ................................................................................................................... 50 1. Einleitung Der stärkste Mann Deutschlands macht Werbung für PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), der größten Tierrechtsorganisation. Auf dem Werbeplakat sieht man Patrik Baboumian mit etwas Grünem im Mund (vermutlich Petersilie) und verschränkten Armen posieren. Zudem ist ein Zitat von ihm mit abgedruckt worden, das besagt: „Die stärksten Tiere sind Pflanzenfresser: Gorillas, Büffel, Elefanten und Ich“. Es scheint zunächst paradox, da man nicht erwarten würde, dass ein so starker Mann ausgerechnet Werbung für eine Organisation macht, die den Konsum von allen tierischen Lebensmitteln versucht zu bekämpfen, da doch gerade in Kraftsportlerkreisen hauptsächlich solche Lebensmittel zur angeblich ausreichenden Proteinversorgung der Muskeln konsumiert werden. Und tatsächlich ist Patrik Baboumian zum Zeitpunkt der Strongman-Wahlen Vegetarier gewesen. Mittlerweile ernährt er sich rein vegan. Dass das Thema immer noch aktuell ist beweist der erst kürzlich erschienene Artikel über Patrik auf der Webseite der Welt. (http://www.welt.de/sport/fitness/article138788688/Hier-bruellt-der-staerksteVeganer-der-Welt.html, 28.03.15) In diesem erzählt er unter anderem, dass er plant seine drei Weltrekorde im Bierfassstemmen, Fronthold (Gewicht mit ausgestreckten Armen halten) und Yoke Walk (mit Gewichten laufen) diesen Sommer zu brechen. In dieser Arbeit soll es um die Frage gehen, ob es sich bei veganen Kraftsportlern lediglich um eine Trenderscheinung handelt oder ob wir es mit einem Richtungswechsel zu tun haben. So wird es zunächst um die Begriffe Veganismus, Kraftsport und Trend gehen, damit es keine Definitionsprobleme gibt. Anschließend werde ich im Theorieteil dieser Arbeit verschiedene Ansätze vorstellen, mit denen man das Thema angehen kann und daran anknüpfend im Untersuchungsteil mithilfe von Befragungen als auch von Beobachtungen dem Thema näher kommen. Durch Beispiele wird das Ganze anschaulicher dargestellt. Am Ende der Arbeit folgt ein Fazit aus allem. In dieser Arbeit stehen sämtliche Begriffe wie zum Beispiel „Kraftsportler“ oder „Veganer“ aus stilistischen Gründen für beide Geschlechter, selbstverständlich soll das kein Ausdruck von Diskriminierung sein. 1.1 Begriffserklärung: Trend Der erste Begriff, der erläutert werden soll, ist der „Trend“. Laut Duden bedeutet Trend eine: „über einen gewissen Zeitraum bereits zu beobachtende, statistisch erfassbare Entwicklung[stendenz]“. (Duden, 2013) Aus dieser Definition geht hervor, dass es um die Bewegung einer Entwicklung geht, die sich über eine gewisse Zeit erstreckt und dann aber auch wieder abgelöst werden kann durch neue Trends. Es handelt sich um „temporäre Entwicklungen, die in ihrem Verlauf unterschiedliche Richtungen annehmen können.“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 173) Häufig wird mit „trendy“, angesagt, modisch oder aktuell in sein verbunden, aber auch die Assoziation mit etwas Vorübergehendem, nur Kurzweiligem. Menschen folgen Trends, weil sie dazu gehören und keine Außenseiter sein wollen. So kann solchen Menschen nachgesagt werden, dass sie Dinge nicht aus Überzeugung heraus tun, sondern nur um dazu zu gehören bzw. mitreden zu wollen. Dies wird im Laufe der Arbeit noch weitergehend erläutert. 1.2 Begriffserklärung: Veganismus Vegan sein bedeutet ein „[ethisch motivierter] völliger Verzicht auf tierische Produkte bei der Ernährung u. a.“ (Duden, 2013) „Ethisch motiviert“ bedeutet, dass Veganer die Tötung und Ausnutzung von Tieren für ihre eigene Nahrung, Kleidung und Kosmetik u.a. nicht unterstützen möchten, indem sie keinerlei tierische Produkte kaufen. Solche sind neben Fleisch, Eiern, Milchprodukten und Honig, auch Wolle, Seide, Daunen, Leder und an Tieren getestete Produkte, die häufig in der Kosmetikindustrie als auch bei anderen Hygieneartikeln vorkommen. Sie verzichten auf diese Produkte, da sie durch den Kauf dieser die Herstellung nicht unterstützen möchten. Bei der Herstellung dieser Produkte werden die Tiere gequält und nicht artgerecht gehalten. Zudem achten Veganer darauf, dass sie Säfte oder Alkohol, die mit Gelatine geklärt werden, nicht konsumieren sowie auf E-Nummern, die unsicherer Herkunft sind und auf Speisefettsäuren von Mono- und Diglyceriden, da hier unsicher ist, ob zur Herstellung tierische Bestandteile verwendet wurden. Weitergehend gibt es Veganer, die versuchen durch den bewussten Konsum ihrer Produkte auf ökologische Faktoren Rücksicht zu nehmen, indem sie möglichst regional und saisonal kaufen und auf Bestandteile wie Palmfett verzichten, da sie nicht regionalen Ursprungs sind und für ihre Produktion Regenwälder gefällt werden. Zudem wird Tieren dadurch der Lebensraum genommen. Andere verzichten aus gesundheitlichen Gründen auf tierische Produkte. Hierzu wird mehr im Hauptteil der Arbeit folgen. 1.3 Begriffserklärung: Kraftsport Kraftsport ist das gezielte Training von Muskeln mit Hilfsgeräten, die in einem Fitnessstudio vorzufinden sind. Kraftsport unterteil sich im Groben in den Kraftsport, bei dem es um die Entwicklung von viel Muskelkraft geht (z.B. Powerlifting) und in Bodybuilding, bei dem es eher um die Formung des Körpers geht und Kraftaspekte nur Nebeneffekte sind. Durch das Training passt der Körper sich der Belastung an, indem er sich einerseits im Herz-Kreislaufsystem und andererseits im Bewegungsapparat in Knochendichte, Sehnen und Muskeln der Kraftentfaltung anpasst. Damit dies geschehen kann braucht der Körper gewisse genetische Voraussetzungen, genügend Eiweiß für den Stoffwechsel und ein hinreichend reizerzeugendes Training. Da einigen die daraus resultierenden Erfolge jedoch nicht ausreichen, gibt es Bodybuilder, die zu Doping-Mitteln greifen. Um sich von dieser Gruppe abzugrenzen wurde das „natural Bodybuilding“ ins Leben gerufen, bei der der Körper auf natürliche Art und ohne Hilfsmittel geformt wird. 2 Theoretische Hintergründe der Untersuchung Nachdem die Hauptbegriffe geklärt wurden, soll es im folgenden Abschnitt zunächst um die Theorien gehen mit denen ich das Thema der Arbeit beleuchten möchte. 2.1 Theorie der Postmoderne Auf den ersten Blick passen die beiden Begriffe „vegan“ und „Kraftsport“ nicht zusammen und werden eher mit gegenteiligen Assoziationen verbunden. Veganer werden in der Regel als eher schwächlich oder mangelernährt bezeichnet, die aufgrund von einer rein pflanzlichen Ernährung zu wenig Protein für erfolgreichen Muskelaufbau zu sich nehmen. So scheint es zunächst unvorstellbar, dass sie genug Stärke für einen kraftintensiven Sport entwickeln können. Kraftsportlern dagegen wird nachgesagt, dass sie sich hauptsächlich von tierischem Protein in Form von Hühnchenfleisch, Eiern und magerem Quark ernähren. Zudem nehmen sie viele Eiweißshakes auf whey-Basis (Molkenprotein) zu sich und wenn die gewünschten Erfolge ausbleiben, greifen einige auch zu Dopingmitteln, die weit entfernt von naturbelassener Ernährung sind. So entsteht ein recht kontroverses Bild zu diesem Thema. Die Vorstellung von veganen Kraftsportlern passt in die Denkbewegung der Postmoderne, da sie eine kritische ist, die sich gegen Grundannahmen und fest etablierte Einstellungen der Moderne wendet und Alternativen aufzeigt. Ein genauer Anfang dieser Denkrichtung ist nicht präzise definiert. Das Wort leitet sich ab vom lateinischen post = nach und modern und umfasst die Epoche, die auf die Zeit der Moderne folgt. In der Postmoderne sollen die in der Moderne stark zentralisierten, klaren und vernünftigen Strukturen und Ideologien aufgelöst werden. Das Ziel der Postmoderne ist es unterschiedliche Faktoren miteinander zu verbinden. So sehe ich hier die Verbindung zu meinem Arbeitstitel, da in der Moderne kontroverse Konzepte zu Veganern und zu Kraftsportlern gebildet wurden, die in der Postmoderne nun miteinander verbunden werden. In der Postmoderne wird versucht „alte Vorstellungen“ aufzugreifen und daraus etwas Neues zu schaffen. Das Neugeschaffene bildet sich dadurch, dass vegan lebende Menschen einen von Fleischessern dominierten Bereich, den des Kraftsports, anfangen auch auszuführen. Zudem werden Ideen, die ausschließlich mit der vermeintlich reinen Vernunft erklärbar sind, wie man in der Vergangenheit häufig meinte, verworfen. Weiterführend geht das traditionelle Gemeinschaftsgefühl verloren und traditionelle Gesellschaftsstrukturen zerfallen, so dass die Identität der Menschen instabil wird. Andererseits kann das individuelle Wohlbefinden maximiert werden, da es mehr künstlerische und kulturelle Freiheit gibt. Die Auflösung von festen sozialen Bindungen bietet eine Chance zur freieren Lebensgestaltung und Selbstverwirklichung. In der Postmoderne geht es um ein Ende der großen Erzählungen. Lyotard sagt, dass „(d)iese Einheitsdiskurse (…), so die Diagnose, ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt (haben). An ihre Stelle tritt die Pluralität von Denk- und Lebensformen.“ (Baum, Höltgen, 2010, S. 149) Dies passt ebenfalls sehr gut zu meinem Thema, da Menschen die vegan Kraftsport betreiben definitiv gegen den gemeinschaftliche Einheitsdiskurs, dass man auf jeden Fall tierisches Protein braucht, um Muskeln aufzubauen, handeln. Sie beweisen, dass man auch auf eine andere Art und Weise an sein Ziel kommen kann, anders als die Mehrheit es annimmt. „Postmoderne ist nicht mehr (aber auch nicht weniger), als der moderne Geist, der einen langen, aufmerksamen und nüchternen Blick auf sich selbst wirft, (…).“ (Baumann, 1995) Die Postmoderne ist keine Verabschiedung der Moderne, sondern eher eine Überarbeitung. 2.2 Theorie der Sozialen Identität Wie zuvor schon angeschnitten wurde, scheint Individualität eine Rolle zu spielen, aber auch das Loslösen von gesellschaftlichen Normen, so möchte ich als nächstes genauer auf die Theorie der sozialen Identität eingehen. Soziale Identität ist definiert als jener Teil des Selbstkonzepts einer Person, der sich aus zwei grundlegenden Aspekten ableitet. Einerseits aus dem Wissen über die Mitgliedschaft in einer bestimmten sozialen Gruppe (oder mehreren sozialen Gruppen) und dem Wert sowie der emotionalen Bedeutung, die mit dieser Mitgliedschaft verbunden werden. Tajfel und Turner definieren diese Gruppen in ihrer Theorie der sozialen Identität als Kategorien. Durch diese soziale Kategorisierung klassifiziert der Mensch andere als Mitglieder bestimmter Kategorien und weist sich selbst bestimmten Kategorien zu (vgl. S. 7-24, Tajfel, Turner, 1986). Laut dieser Theorie streben Menschen nach einer positiven Selbsteinschätzung. Teil dieser Selbsteinschätzung ist die soziale Identität, die sich aus der Mitgliedschaft in verschiedenen sozialen Gruppen und der Bewertung dieser Mitgliedschaft zusammensetzt. Um zu vergleichen werden andere dafür relevante Gruppen ausgesucht. Je nach Ausfallen des Vergleichs mit der anderen relevanten Gruppe sinkt oder steigt das eigene Prestige. Dies führt bei einem schlechten Vergleichsergebnis zum Verlassen und Beitritt einer neuen Gruppe und bei einem guten Vergleichsergebnis zum Bleiben in der alten Gruppe. So entsteht ein ständiges Bedürfnis danach sich von anderen Gruppen abzuheben, um die „bessere“ Gruppe zu bilden. Wichtig für diesen Vergleich ist, dass das Individuum seine Gruppenzugehörigkeit internalisiert haben muss. Zudem muss die Gruppenmitgliedschaft für diese Situation wichtig sein. Das heißt, dass zum Beispiel, bei einem veganen Kraftsportler die Gruppenzugehörigkeit zu den Veganern während eines Restaurantbesuchs mit seiner Familie salienter ist als die zu den Kraftsportlern. Weitergehend vergleichen Individuen sich nur mit relevant erscheinenden anderen Gruppen und nicht mit jeder anderen denkbaren. Wir erkennen, dass die Identitätsbildung eines Menschen eher ein Prozess ist als ein Resultat. Die soziale Umwelt dient dabei als Spiegel für die Selbstwahrnehmung. Identität ist sozial ko-konstruiert. Luhmann sagt, „(d)as Individuum kann nicht mehr durch Inklusion, sondern nur noch durch Exklusion definiert werden.“ (Luhmann, 1993, S. 158) Der Mensch versucht gegen den Strom zu schwimmen und aufzufallen, indem er anders ist als die Mehrheit. „Er muß das Allgemeinste, was jeder ist, für sich respezifizieren. Er muß selbst bestimmen, wer er ist. Er muß anderen eine auf seine individuelle, einzigartige Person bezogene Erwartbarkeit garantieren; er darf also nicht so sein wie die anderen. Seine Individualität ist nichts anderes als diese Notwendigkeit der personalen Respezifikation." (Luhmann, 1995, S. 132) Dies lässt sich gut auch auf den Kraftsport beziehen, da die Menschen durch ihr Äußeres versuchen sich von der Masse abzuheben und so ihre persönliche Identität auszudrücken. „Geeignete Möglichkeiten (zur Anerkennung der persönlichen Identität) (bietet) (…) das Bodybuilding, wo die Muskelentwicklung eine Art Statussymbol darstellt.“ (Weiß, 1999, S. 147) Der Mensch hat den Wunsch nach Stärke und Erfolg sowie nach Prestige, Respekt, Status und Aufmerksamkeit. Wenn diese Wünsche zufriedenstellend erfüllt werden entwickelt der Mensch Selbstbewusstsein, Wertschätzung und das Gefühl sinnvoll in der Welt zu sein. „All people in our society (…) have a need or desire for a stable, firmly based, usually high evaluation of themselves, for self-respect, or self-esteem, and for the esteem of others.” (Maslow, 1954, S. 45) Kraftsportler holen sich diese Anerkennung über das Präsentieren ihrer Muskeln, indem sie an Wettkämpfen teilnehmen oder über Fotos und Videos, die im Internet verbreitet werden und von anderen kommentiert werden sollen. Heutzutage werden die Menschen nicht mehr in Klassen oder Stände hineingeboren so wie früher, so dass eine eindeutige Status- und Rollenzuschreibung nichts Gegebenes mehr ist. Die Menschen müssen ihre Rolle selbst entwickeln, was größere Verantwortung und einen höheren Druck nach sich zieht. So probieren Menschen laut Gergen mittlerweile alles Mögliche aus, um ihr Selbst zu finden (vgl. S. 316,Eberlein, 2000): „Das postmoderne relationale Selbst gilt Gergen also als Möglichkeit für neue Formen der Sozialität im Sinne eines fundamentalen Einbezogenseins in die Netze unterschiedlicher Beziehungen, Affinitäten und Perspektiven, in denen der einzelne sich nicht mehr – wie noch das moderne Selbst – als getrennt von anderen erfährt, sondern als Teil eines Ganzen und als relationale Identität, die sich immer wieder neu in wechselnden Bezügen auf andere konstituiert und erfährt.“ (Eberlein, 2000, S. 328) Hier finden wir ebenfalls die Beschreibung von Identität als etwas Prozesshaftes und die Ko-Konstruktion des Selbst durch die soziale Umwelt, wie auch in der Theorie von Turner und Tajfel. Jedoch haben wir hier eine stärkere Verwobenheit mehrerer Kategorien. Der Mensch sieht sich als Teil eines Ganzen und versucht sich nicht von anderen zu trennen. Dies könnte auf Veganer zutreffen indem sie nicht nur andere Menschen als ebenwürdig ansehen, sondern auch Tiere und unsere Umwelt in das Ganze mit einbinden. 2.3 Theorie des Ästhetischen und des Körpers Menschen, die Kraftsport betreiben, wird häufig nachgesagt, dass sie diesen Sport ausüben, weil sie ihren Körper formen wollen. Wie auch die soziale Identität etwas Dialektisches zwischen Innen und Außen ist, so ist auch der Zusammenhang zwischen Körper und Gesellschaft nicht rein individuell bestimmt, sondern vielmehr in das Umfeld des Menschen hineingewoben. Wie andere unseren Körper sehen oder was generell als „schön“ oder „attraktiv“ angesehen wird entscheidet die Gesellschaft. Wir haben es hier mit einer Dialektik zwischen Externalisierung und Internalisierung zu tun. Nur das, was wir auch verinnerlicht haben, können wir auch verstehen und anerkennen (vgl. S. 71, Weiß, 1999). „Dabei fällt auf, dass bei der Inszenierung von Körperlichkeit die >Sportlichkeit< eine wichtige Rolle spielt. Als sportlich werden Personen dann bezeichnet, wenn sie austrainiert und attraktiv sind. (…) Bilder von sportlichen Körpern begegnen uns also längst nicht mehr nur im Sport. Der sportliche Körper ist in der modernen Gesellschaft vielmehr zum Statussymbol (…) geworden.“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 72) Dies ist zu zum Beispiel zu beobachten bei Werbung zu Dingen, die an sich nichts mit Sport zu tun haben, bei denen jedoch trotzdem sportliche Aspekte eingesetzt werden. Zum Beispiel die sportlichen Körper von Frauen, die Eis von „Langnese“ essen oder auch Werbespots für „Mercedes“ mit den Fußball-Spielern unserer Nationalmannschaft während der Fußball-Weltmeisterschaf im Jahr 2014. Der Körper des Menschen spielt insofern eine wichtige Rolle als er sich über sein Äußeres inszeniert und sich damit aktiv im sozialen Raum positioniert (vgl. S. 77, Thiel, Seiberth, Mayer, 2013). Zum Beispiel könnte Menschen, die eher übergewichtig sind, nachgesagt werden, dass sie faul und undiszipliniert sind. Sie seien selber für ihre Gebrechen und Krankheiten verantwortlich. Diese Stigmatisierung könnte dazu führen, dass sie eher ausgeschlossen werden als andere Menschen, die ein Normalgewicht haben. Stigmatisierungen sind Resultat von Zuschreibungsprozessen und führen zu einer Beschädigung der „Sozialen Identität“. Dem Menschen wird eine Identität zugeschrieben, die nicht unbedingt mit der Realität konform sein muss (vgl. Goffman, 1967). Diese Stigmatisierung wird aber auch andersrum vorgenommen, denn ein „Training des Körpers hat damit auch das Ziel, den Körper so zu gestalten, dass Leistungsfähigkeit körperlich ausgedrückt und Disziplin dokumentiert wird.“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 89) So wollen trainierte Menschen ihrer Umwelt deutlich machen, dass sie hart an sich arbeiten und nicht faul sind. Das Problem bei Stigmatisierung ist, dass pauschalisiert wird und Dinge übersehen werden können, denn Menschen, die vielleicht nicht diszipliniert sind was ihr Essverhalten angeht, können in anderen Bereichen ihres Lebens sehr viel Disziplin vorweisen, indem sie z.B. ihren Job sehr gewissenhaft ausführen. Damit wird der Körper in der sozialen Interaktion zum „Argument für soziale In- und Exklusion“ (Klein, 2010, S: 458) Beim Kraftsport geht es im Grunde darum, seinen Körper, dessen natürliche Form den Menschen nicht zufriedenstellt, nach einem Idealtyp zu formen, der sich durch die Dialektik aus dem Individuum und der Gesellschaft manifestiert hat. Auch in der Postmoderne spielen Ästhetik und Körper eine Rolle. Foucault sagt dazu, „(u)nter>Ästhetiken< (…) habe man gewußte und gewollte Praktiken zu verstehen, mit denen sich die Menschen (…) zu transformieren und aus ihrem Leben ein Werk zu machen suchen, das gewisse ästhetische Werte trägt und gewissen Stilkriterien entspricht.“ (Baum,Höltgen, 2010, S. 13) Dies ist sehr zutreffend auf Kraftsportler, da sie selber immer von einer Transformation ihres Körpers reden, wenn sie zeigen wollen wie sehr sie sich seit Beginn der Ausführung des Sports verändert haben. Zudem ist Kraftsport eine sehr bewusste Entscheidung und einen durchtrainierten Körper zu haben unterliegt den Stilkriterien viele und große Muskeln zu haben sowie einen geringen Körperfettanteil. „Wenn Menschen sich selbst verbessern wollen, versuchen sie das vor allem durch ihre Lebensführung und durch die Arbeit an sich selbst. Die technische Verbesserung des Menschen spielt bei weitem nicht die Rolle in unserer Lebenswelt, wie es die wissenschaftliche und öffentliche Debatte suggeriert.“ (Kipke in: Sieben, Sabisch-Fechtelpeter, Straub, 2012, S. 269f) Dies ist die Motivation vieler Kraftsportler. Sie können durch ihre eigene harte Arbeit beweisen, dass sie sich ihren „Traumkörper“ selber erschaffen können. Weitergehend rutscht in der heutigen Arbeitswelt die Körperbetonung immer mehr in den Hintergrund, da bei den heute dominierenden administrativen Tätigkeiten eher der Kopf gefragt ist im Vergleich zur früheren eher körperlichen Arbeit. Es ist somit nicht mehr wichtig einen starken Körper zu haben. Heutzutage ist dieser Aspekt in der Arbeitswelt nebensächlich geworden und die Individualität rückt mehr in den Hintergrund. So rutscht die Körperbetonung immer mehr in den Freizeitbereich und Menschen fangen an sich ihren Körper so zu formen, wie sie ihn gern hätten. Hier findet man zudem sehr starke Gegensätze, da die Männer früher sich nicht so sehr um ihr Aussehen gekümmert haben und wir heute schon fast krankhafte Ausmaße dessen vorfinden können, indem Männer sich schämen, wenn sie „zu dünn“, sprich „zu wenige Muskeln“ vorweisen können. 2.4 Theorien der Sportsoziologie Im Folgenden Abschnitt soll es, nachdem wir bis jetzt stärker die individuelle Ebene betrachtet haben, mehr auch um die gesellschaftliche Dimension des Kraftsports gehen, indem wir uns die Sportsoziologie genauer anschauen. Die Sportsoziologie ist eine spezielle Soziologie. Die Soziologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen von Individuum und Gesellschaft. Gegenstand der Sportsoziologie ist diese Wechselbeziehung im Bereich des Sports. „(D)ie Sportsoziologie (interessiert) jene Wirkungen, die vom Sport ausgehen und Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 33) Hinzu kommen die Wechselbeziehungen und -wirkungen innerhalb sich ständig wandelnder gesamtgesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Durch die Sportsoziologie lässt sich erklären, inwiefern sich zum Beispiel Trends und Anschauungsweisen in einer Gesellschaft im Sport wiederspiegeln. Denn Sport steht nicht für sich allein, sondern ist immer in einen soziokulturellen Rahmen eingebettet. „Der Sport entwickelt sich also, indem er auf gesellschaftliche Ereignisse reagiert und wirkt durch seine Entwicklung gleichsam wieder auf die Gesamtgesellschaft.“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 49) Wir haben es hier wieder mit einer dialektischen Beziehung zur Umwelt zu tun, in der „menschliches Handeln zu Resultaten (führt), die Spuren in der Umwelt hinterlassen.“ Und auch die Umwelt hinterlässt Spuren beim Menschen. (Berger/Luckmann, 1980, S. 139) Auch finden wir Aspekte der Theorie der sozialen Identität in der Sportsoziologie, da „Sport (…) zunehmend als Medium des Ausdrucks von Individualität (fungiert)“ (Thiel, Seiberth, Mayer, 2013, S. 64) Die Menschen streben danach ihre Persönlichkeit und Identität auszudrücken. Da dies Vielen in ihrem Job nicht mehr möglich ist, tun sie dies in ihrer Freizeit. Im Sport besteht die Möglichkeit „persönliche und in den anderen Gesellschaftssphären vernachlässigte Dimensionen der eigenen Person einzubringen.“ (Bette, 2005, S. 248) Zudem entstehen beim Kraftsport eben auch Muskeln, die wie schon beschrieben, manchen Menschen als Statussymbol gelten können. 2.5 Theorie des Megatrends Als nächstes Kapitel des Theorieteils möchte ich noch den Begriff des „Trends“ eingehender definieren, indem ich die Theorie des Megatrends vorstelle. „Echte Megatrends haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund einem Prozent pro Jahr.“ (Horx, 2011, S. 69) Das heißt, dass Dinge, die für einen gewissen Zeitraum einen festen Platz in der Gesellschaft einnehmen werden, insofern sie sich von Jahr zu Jahr um circa einen Prozent erhöhen, ein Anzeichen dafür liefern, dass es sich nicht um etwas Kurzfristiges handelt. „Der VEBU geht im Moment (Januar 2015) von rund 7,8 Millionen Vegetariern (rund 10 % der Bevölkerung) und 900.000 Veganern (1,1 %) in Deutschland aus. Das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) und das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov bestätigen diese Entwicklung.“ (https://vebu.de/themen/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen, 18.04.15) Bei den Vegetariern haben wir pro Jahr einen Anstieg von ca. 1% und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung auch bei den Veganern durchsetzen wird. „Im Vergleich zu Moden sind Trends durch eine längere zeitliche Dauer sowie durch eine höhere Wirkungsbreite, d.h. durch eine massenhaftere Verbreitung gekennzeichnet.“ (Horx, 1993, S. 173) „The Vegan Society“ wurde im November 1944 gegründet als erste Gesellschaft solcher Art. Sie führte den Begriff vegan für die Unterscheidung zu vegetarisch lebenden Menschen ein. Menschen, die sich vegan ernähren gibt es jedoch schon seit mehr als 2000 Jahren. Dies zeigt eine längere zeitliche Dauer dieser Bewegung an.(http://www.vegansociety.com/society/history, 20.04.15) „Während >simple< Trends einfach >mehr< werden, sind Megatrends so mächtig, dass sie Gegenbewegungen provozieren.“ (Horx, 2011, S. 77) Gegenbewegungen sind hier zu beobachten, indem es eine „Anti-Vegan“-Bewegung gibt und indem sehr viele Menschen momentan eine „lowcarb“-Diät machen, besonders auch im Fitness-Bereich. Das heißt, dass sie sich von sehr wenigen Kohlenhydraten (die hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind, wie Reis, Kartoffeln, Obst, Getreide, usw.) und hauptsächlich von Fetten und Eiweißen wie Fleisch, Eier, Milchprodukte, all die Dinge, die Veganer nicht essen, ernähren. „Der Individualist löst sich aus seinem Kollektiv-Egoismus heraus und beginnt eine Reise. Er begibt sich auf ungesichertes Terrain ganz im Sinne eines Abenteurers. Er wagt es, die Welt auch ohne den verführerischen und bergenden Schutzschild des Wir zu erfahren und zu ertragen.“ (Horx, 2011, S. 115) Dies trifft sehr auf vegan lebende Menschen zu, da sie in der Regel allein in ihrem Umfeld sind mit der Entscheidung keinerlei tierische Lebensmittel mehr zu konsumieren. Sie werden besonders am Anfang ihrer „Reise“ häufig von misstrauischen Kommentaren überhäuft und dürfen sich solange rechtfertigen bis die Menschen ihres Umfelds es toleriert haben, dass sie sich vegan ernähren. Dies wird im folgenden Abschnitt „Journal for Critical Animal Studies“ genauer erklärt. 2.6 Journal for Critical Animal Studies Um den Veganismus in die Gesellschaft einzuordnen und um auf die ethischen Aspekte eines Verzichts auf tierische Produkte einzugehen, habe ich das Journal for Critical Animal Studies zu Hilfe genommen. In diesen zieht Taylor in ihrem Artikel „Abnormal Appetites: Foucault, Atwood, and the Normalization of an Animal-Based Diet” zunächst für die Theoriebildung die These Foucaults bei, die besagt, dass abnormales Verhalten in der Zivilisation mittlerweile als normal angesehen wird. So wird der Konsum von anderen Lebewesen als normal und vor allem männliche Vegetarier werden als abnormal angesehen, da Männer doch erst als männlich gelten, wenn sie viel Fleisch essen. Wenn diese Person versucht sich zu erklären, interessieren diese Versuche die anderen nicht wirklich. Häufig wird dann mit Ausreden wie „Ich esse nur ganz selten Fleisch.“ oder „Ich hole es nur vom Bauern nebenan, wo das Tier sogar einen Namen hat.“ argumentiert. Selbst wenn die Menschen dies wirklich so handhaben würden mit ihrem Fleischkonsum, würde dies noch nicht viel bringen, da sich durch die immer noch bestehende Nachfrage kaum etwas in der Produktion ändern würde. Das einzige was wirklich etwas bringen würde, wäre, wenn alle zusammen aufgeben Fleisch zu essen. Dies wäre jedoch dann wieder „verrückt“ oder „eigenartig“, „abnormal“ eben. Vegan zu leben in dieser Gesellschaft hieße ein ganzes System von Rechten und Privilegien herauszufordern. Vegan sein sei somit viel mehr als nur eine einfache Ernährungswahl. Es wird ein Politiksystem in Frage gestellt. Man bilde eine Opposition zum System. Veganer haben in dieser Gesellschaft eine Essstörung und müssten geheilt werden, indem sie einfach wieder anfangen würden Fleisch zu essen, bevor sie verrückt werden (ähnlich wie homosexuelle Männer dazu zu zwingen eine Frau zu heiraten). Alle versuchten Rechtfertigungen für das Fleischessen, auch die, dass der Geschmack von Fleisch besser sei als die vegane Option, könnten nicht rechtfertigen, dass es natürlich sei Farmtiere zu essen, die genetisch modifiziert werden sollen keine Schmerzen mehr zu fühlen. Der einzige Grund Fleischessen zu rechtfertigen sei, dass man nicht von der Gesellschaft als abnormal abgestempelt werden möchte. So haben wir es hier eher mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun (vgl. S. 15f ,Dr. Twine, Stanescu, 2012). „In diesem Programm einer Bildung zur Autonomie erblickt die posthumanistische Kritik eine unheilvolle Zwangsvorstellung: Nicht nur isoliere sich der Mensch von der Welt, (…) sondern überdies bringe er sich auf diese Weise in einen Gegensatz zur Welt – denn Autonomie bedeute Verfügungsmacht und damit Herrschaft, sodass eine humanistische Denkweise über kurz oder lang zur Ursache von Gewalt und Zerstörung werde.“ (Baum,Hötgen, 2010, S. 144) Stattdessen soll der posthumane Mensch seine Weltinterpretation aus den Erfahrungen mit der Umwelt entnehmen, diese offen halten und nicht als ein für alle Mal gültig halten. So empfehlen die Autoren der „Critical Animal Studies“, dass der posthumane Mensch keinen Unterschied mehr zwischen „so genannten“ Menschen und „so genannten“ Tieren machen soll, da diese Definition dazu führt, dass Grenzen gezogen werden. Sie rechtfertigt, dass der „Mensch“ sich über das „Tier“ stellen darf und somit über das Leben anderer Lebewesen dieser Erde bestimmen darf (vgl. S. 18, Dr. Twine, Stanescu, 2012). Im Artikel „Domestic Scenes and Species Trouble - On Judith Butler and Other Animals“ beschreibt Iveson, dass momentan ein Bild vorherrsche, in dem „Mensch sein“ erst da anfangen kann wo „Tier sein“ aufhört und es deshalb das Recht der Menschen sei Tiere auszunutzen, zu quälen und zu essen. Erst dann werde man zum Mensch. Hier wird der Aspekt der Isolation der Menschen sowie die Verfügungsmacht und Herrschaft, die damit entsteht, aus der Definition des Posthumanismus mit bestätigt. Dass dies grausam ist und sehr viel Leid verursacht wird als naturgegeben und selbstverständlich gesehen, so dass Gewalt und Zerstörung, wie es oben beschrieben wurde, entstehen. Zudem sagt Iveson, dass Veganer, die dieses momentane Privileg Tiere auszunutzen nicht für sich beanspruchen als verrückt und nicht als „ganze Menschen“ angesehen werden, was wieder die Theorie Tylors aufgreift. Dabei sieht die Realität konträr aus, da es schon fast monströs sei, so viel Tierleid zu verursachen (vgl. S. 17, Dr. Twine, Stanescu, 2012). Die Entscheidung was wir kaufen und was auf unseren Tellern landet ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern hängt mit vielen Faktoren zusammen. 3. Veganer Kraftsport in der Praxis Im Folgenden möchte ich mich durch Beobachtungen der aktuellen Berichterstattung in den Medien, durch das Vorstellen der gesundheitlichen Aspekte zum Kraftsport als auch der Ernährung sowie durch ein Interview und eine eigene Online-Befragung meiner Thematik empirisch nähern. 3.1 Veganismus, Kraftsport und Gesundheit Ein wichtiger Aspekt sowohl beim Sport als auch bei der Ernährung stellt die Gesundheit dar und so möchte ich auf dieses Thema im Folgenden genauer eingehen. „Vegan“ und „gesund“ sowie „Kraftsport“ und „gesund“ wurden selten zusammen in einem Satz verwendet. Dies wurde bereits in den anderen Kapiteln dieser Arbeit verdeutlicht. Veganer werden in der Regel eher als mangelernährt bezeichnet, die bestimmte Nährstoffe supplementieren müssen, wie zum Beispiel das Vitamin B12. Kraftsportlern wird häufig nachgesagt, dass sie zu Dopingmitteln greifen. Wie kann dies nun also dem Thema der Gesundheit zugeordnet werden? Zunächst ist an „natural Bodybuilding“, bei dem keine Dopingmittel verwendet werden, nichts auszusetzen. Der Sport fördert die Durchblutung, das Muskelwachstum und die Leistungsfähigkeit. Sportler leiden seltener an Krankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose oder anderen Herz-Kreislauferkrankungen und sie haben ein stärkeres Immunsystem als jemand der keinen Sport macht. Das einzige Problem, das sich beim Kraftsport ergeben könnte ist, dass es bei zu wenig Ausdauertraining und zu vielen Muskeln zu einer zu hohen Belastung für das Herz kommen könnte aufgrund einer steigenden Körpermasse, die zusätzlich durchblutet werden muss. Veganismus und Gesundheit werden häufig auch eher als Gegenteile betrachtet, in dieser Arbeit möchte ich zeigen, dass dies nicht der Fall sein muss. 3.1.1 Ernährungsrichtlinien Im Folgenden möchte ich zunächst auf verschiedene Ernährungsrichtlinien eingehen, da sie zeigen, wie ähnlich, aber auch unterschiedlich bestimmte Ernährungsformen in westlichen, auf Fleischkonsum orientierten Gesellschaften bewertet werden. Dafür habe ich die Ernährungsrichtlinien von Deutschland, der Schweiz, Kanada und den USA ausgewählt, da diese häufig für allgemeine Ernährungsempfehlungen verwendet werden und viele Menschen erreichen. Schweiz „Da ferner die Risiken für einen Mangel in verschiedenen Lebensphasen (Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstum, Alter) sehr gross und kritisch werden können, muss von einer generellen Empfehlung der veganen Ernährung für breite Bevölkerungskreise abgesehen werden.“ (Sechster Schweizerischer Ernährungsbericht, 2012) Diese Aussage scheint zunächst die allgemein vorherrschende Meinung zum Veganismus wiederzugeben und zeigt auf, dass er eher negativ betrachtet werden muss, jedoch wird sie direkt im nächsten Satz schon wieder entkräftet. „Man kann diese Ernährungsform aber durchaus als eine <Nischenernährungsweise> betrachten, die bei korrekter Anwendung zu einem guten gesundheitlichen Resultat fuhren kann.“(Sechster Schweizerischer Ernährungsbericht, 2012) Zudem wird Tofu in der Ernährungspyramide mit aufgeführt, so dass eine fleischfreie Ernährung akzeptierter zu werden scheint. USA und Kanada In einem gemeinsamen Positionspapier von 2003 nehmen die Amerikanische Gesellschaft für Ernährung (ADA, American Dietetic Association) und der Verband der kanadischen Ernährungswissenschaftler (DC, Dietitians of Canada) zu den gesundheitlichen Vorteilen der veganen Ernährung Stellung. In diesen Verbänden sind die renommiertesten Ernährungswissenschaftler der USA und Kanadas zu finden. In diesem Positionspapier heißt es unter anderem: “Well-planned vegetarian diets are appropriate for individuals duringall stages of the lifecycle, including pregnancy, lactation, infancy, childhood, and adolescence, and for athletes” “It is the position of the American Dietetic Association that appropriately planned vegetarian diets, including total vegetarian or vegan diets, are healthful, nutritionally adequate, and may provide health benefits in the pre-vention and treatment of certain diseases.”(Position of the American Dietetic Association and the Dietitians of Canada, 2003) So wird mit einigen Vorurteilen aufgeräumt und vor allem auch der Sportbereich mit einbezogen. Deutschland Auch in den deutschen Ernährungsrichtlinien findet man mittlerweile immer häufiger Aussagen, die sich vom veralteten Bild über den Konsum von tierischen Lebensmitteln verabschieden. „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) begrüßt die Offensive zum verringerten Fleischverzehr und spricht sich sowohl aus Gründen der Gesundheitsförderung als auch der Nachhaltigkeit für einen geringeren Verzehr von Fleisch, Fleischwaren und Wurst aus.“(https://www.dge.de/presse/pm/weniger-fleisch-auf-dem-teller-schont-das-klima/ 11.04.15) „Die DGE empfiehlt eine ausgewogene und abwechslungsreiche (ovo)-lakto-vegetarische Ernährung als Dauerkost. Prinzipiell ist eine vegetarische Kost bei einer insgesamt ausgewogenen Ernährungsweise bedenkenlos möglich. Fleisch ist zur Deckung des Proteinbedarfs nicht unbedingt nötig.“(https://vebu.de/news/613-deutsche-gesellschaft-fuer-ernaehrung-qwir-empfehlen-vegetarischedauerkostq, 25.04.15) Auch auf Milchprodukte kann verzichtet werden, sagt die Sprecherin der DGE. Fleisch hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren und es wird gesagt, dass pflanzliche Lebensmittel genauso gut oder sogar besser den Körper mit Nährstoffen versorgen können. 3.1.2 Studien Um diese Aussagen mit wissenschaftlichen Fakten zu bestätigen habe ich im Folgenden einige Studien zur Veranschaulichung aufgeführt. China Study Die Studie wurde von der Cornell University, der University of Oxford und der chinesischen Regierung unterstützt und von T. C. Campbell als „China-CornellOxford Profekt“ geleitet. In seinem Leitfaden für eine gesunde Ernährung erklärt Campbell, dass es „(…) praktisch keine Nährstoffe in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs, die nicht in besserer Form von Pflanzen bereitgestellt werden“ gibt. (Campbell, Campbell, 2011, S. 246) Tierische Lebensmittel sind häufig fettreicher und besitzen Cholesterin, welches in pflanzlichen Lebensmitteln überhaupt nicht vorkommt. Zudem erklärt er, dass eine gesunde Ernährung Gesundheit in alle Bereiche des Lebens bringt. „Die Ratten, die proteinarme Kost erhielten, waren nicht nur frei von Leberkrebs, sondern sie hatten auch niedrigere Cholesterinspiegel, auffallend mehr Energie und waren freiwillig zweimal so aktiv wie die Ratten, die proteinreiches Futter bekamen.“ (Campbell, Campbell, 2011, S. 255) So lässt sich ein Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Aktivitätsniveau feststellen. Sie sind nicht voneinander getrennt. Nur wer seinem Körper gutes Essen gibt, wird auch gerne körperlich aktiv sein. „Die Ergebnisse aus der China Study weisen darauf hin, dass, je niedriger der konsumierte Anteil von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs ist, desto höher der gesundheitliche Nutzen ist – sogar wenn der Anteil an der Gesamtkalorienmenge von 10% auf 0% sinkt.“ (Campbell, Campbell, 2011, S. 260) Viele Menschen denken, wenn sie an Protein denken, an Steaks oder Eier. Dies rührt daher, dass „(i)m 19. Jahrhundert (…) Protein gleichbedeutend mit Fleisch (war), und dieser Zusammenhang blieb uns über ein gutes Jahrhundert erhalten.“ „Voit entdeckte, dass man nur 48,5g Protein am Tag braucht, und dennoch empfahl er – aufgrund der kulturellen Überzeugung zu jener Zeit – die gewaltige Menge von 118g pro Tag.“ (Campbell, Campbell, 2011, S.29f.) Auch als Kraftsportler braucht man nicht die riesigen Mengen Protein, die häufig vorgegeben werden, wie sich im Laufe der Arbeit noch herausstellen wird. Diese Studie spricht sich nicht explizit für eine vegane oder vegetarische Lebensweise aus, sondern betont, dass der Konsum tierischer Lebensmittel unter 10% der Gesamtkalorienbilanz bleiben sollte und dass auch eine Ernährung mit 0 % tierischen Eiweißen unbedenklich sei. Die Versuche wurden an Tieren getestet und sind somit ethisch nicht vertretbar. Die Ergebnisse dieser Studie bildeten jedoch den Beginn einer neuen Betrachtung der menschlichen Ernährung. Fleischkonsum Wer täglich mehr als 40 Gramm Wurstwaren oder andere Arten verarbeitetes Fleisch isst, riskiert, früher zu sterben: Das Risiko erhöht sich je 50 Gramm Fleischprodukte pro Tag um 18 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer europaweiten Studie mit rund 450.000 Teilnehmenden, welche das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich durchgeführt hat. „So etwa leben Vegetarier oft gesünder als Nichtvegetarier, sie treiben mehr Sport und rauchen seltener.“ Laut dieser Studie scheinen fleischlose Menschen, wie es auch schon in der China Study anhand von Ratten festgestellt wurde, mehr das Bedürfnis danach zu haben sich sportlich zu betätigen. „Personen, die viele Fleischprodukte essen, wie Wurstwaren, Salami oder Schinken, haben ein höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Krebs zu sterben“ (Rohrmann, et al., 2013) Milch- und Eierkonsum In der Gruppe der Frauen, die weniger als ein Glas Milch pro Trag tranken, starben pro Jahr 10,7 von 1000 Teilnehmerinnen. Bei den Frauen, die pro Tag ein bis zwei Gläser Milch tranken, waren es 12,6. In der Gruppe, die zwei bis drei Gläser tranken, waren es 15,4. In der Gruppe mit dem höchsten Milchkonsum (mindestens drei Gläser beziehungsweise 600 Milliliter pro Tag) gab es 17,7 Todesfälle pro Jahr und pro 1000 Teilnehmerinnen. Nach Einbeziehung aller weiteren erfassten Faktoren ergibt sich daraus ein um 15 Prozent erhöhtes Risiko eines frühzeitigen Todes für jedes zusätzliche Glas Milch pro Tag. Bei den Männern waren die Unterschiede in den Gruppen deutlich geringer. In der Gruppe, die weniger als ein Glas Milch pro Tag tranken, starben pro Jahr 18,2 von 1000 Teilnehmern. In der Gruppe mit dem höchsten Milchkonsum waren es 20,7. (http://www.bmj.com/content/349/bmj.g6015, 30.04.15) Zudem gibt es eine Studie zum Konsum von Eiern, die besagt: „Even just a single egg a week may increase the risk of diabetes, the leading cause of lower-limb amputations, kidney failure, and new cases of blindness.”(http://nutritionfacts.org/video/eggs-anddiabetes, 01.05.2015) Gegenteilige Studien Es gibt Studien, die besagen es gebe keinen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebs sowie anderen Krankheiten. Zum Beispiel die Studie von „Meat Science“, in der jemand vom „Canadian Pork Council“ und jemand von „Canada Beef Inc.“ mitgewirkt hat. (http://www.meatscience.org/docs/default- source/publications-resources/click-here-to-read-the-full-paper.pdf?sfvrsn=0, 27.04.15) Eine andere Studie ergab, dass Vegetarier ungesünder leben als Fleischesser. Jedoch sagte die Leiterin der Studie: „Ich würde nicht per se sagen, Vegetarier zu sein ist ungesund. Auch wenn unsere Studie gezeigt hat, dass sich Vegetarier subjektiv weniger gesund fühlen als Personen mit anderen Ernährungsformen.“ So ging es hier nur um das subjektive Empfinden der Teilnehmer und nicht um wirkliche Beweise dafür. Ob fleischlose Kost tatsächlich krank macht, oder ob gesundheitlich angeschlagene Menschen sich vergleichsweise häufig vegetarisch ernähren, wurde nicht erklärt. (http://www.medunigraz.at/cms/cms.php?pageName=301&newsId=31372, 30.04.15) Ich konnte keine Studie finden, die beweist, dass vegan lebende Menschen an bereits erwähnten Krankheiten leiden würden. Wenn etwas gegen die vegane Lebensweise gesagt wird wie zum Beispiel teilweise in den Ernährungsrichtlinien beschrieben wurde, dann wird darauf hingewiesen, dass sie ganz besonders auf Ausgewogenheit achten müssen, um Mangelerscheinungen zu verhindern, aber darauf sollten Allesesser ebenso achten. Nährstoffmängel können bei einseitiger oder ungesunder Ernährung immer entstehen, unabhängig davon, ob tierische oder pflanzliche Lebensmittel konsumiert werden. Es scheint einen Wandel bei den Ernährungsempfehlungen zu geben, da sie angeben, dass die Mengen von tierischen Lebensmitteln reduziert werden sollen. Zudem wird gesagt, dass bei diesen auf Qualität geachtet werden sollte. 3.2 Aktuelle Online-Artikel zum Thema In diesem Kapitel möchte ich einige Online-Artikel, die kürzlich erschienen sind und zu meinem Thema passen, darstellen. Unter dem Titel „Keine Wurst für niemand: Veganismus ist mehr als nur ein LifestyleTrend“ erschien am 24.02.2015 ein Artikel in der zitty. Hier wird beschrieben, wie Menschen die Bedingungen der Massentierhaltung und andere Lebensmittelskandale erfolgreich verdrängen und, dass es immer mehr Vegetarier und Veganer gibt. „Die amerikanische Sozialpsychologin und Veganerin Melanie Joy, Autorin des Buches „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“, bezeichnet dieses System der Verdrängung als Karnismus. Während Veganern oft vorgeworfen wird, einer Art Ersatzreligion oder Ideologie verfallen zu sein, dreht Melanie Joy den Spieß um. Sie formuliert die These, der Karnismus sei eine erlernte Ideologie.“ „Fleischessen wird als „normal, natürlich und notwendig“ dargestellt.“ (http://www.zitty.de/veganismusist-mehr-als-nur-ein-lifestyle-trend.html, 23.04.15) Diese Ideologie habe ich bereits im Kapitel der „Journal for Critical Animal Studies“ erklärt. Sie bröckelt zwar mittlerweile, da es mittlerweile Gegenbeweise gibt, die im Laufe dieser Arbeit bereits erwähnt wurden, jedoch dominiert sie immer noch. Weitergehend heißt es, dass die Menschen aufwachen sollen und nur noch Tiere essen, wenn sie sie auch selber töten könnten, da ihre Nachfrage den Markt immer in der aktuellen Art und Weise steuern wird, auch dies wurde bereits genauer erwähnt. Es sei nie so einfach wie heute sich vegan zu ernähren. Überall gibt es vegan deklarierte Lebensmittel, es entstehen immer mehr Restaurants, sogar bei IKEA kann man mittlerweile vegan essen. Der Umsatz mit als vegan deklarierten Produkten steigt seit 2010 jährlich im Schnitt um 17 Prozent. „Von Februar 2013 bis Januar 2014 wurden im gesamten Lebensmitteleinzelhandel insgesamt rund 79.827 Kilogramm (bzw. Liter in einigen Kategorien) vegetarischer und veganer Produkte verkauft. Das Absatzvolumen steigerte sich im selben Zeitraum 2014/15 um rund 23 Prozent.“ (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/421115/umfrage/absatz-vegetarischer-und-veganerprodukte-im-leh-in-deutschland/, 23.04.15) Jedoch entsteht auch ein Gegentrend, zum Beispiel mit der Zeitschrift „beef“ und der Neueröffnung von Restaurants, in denen Organe von Tieren zum Verzehr angeboten werden. Weitergehend beginnt in Teilen Asiens das Fleischessen erst und wird sich wohl in Zukunft eher vermehren als abnehmen. Auch dies wurde bereits im Kapitel „Megatrend“ erklärt. Ein weiterer passender Artikel erschien am 21.04.2015 online bei welt.de mit dem Titel „Vom fetten Alkoholiker zum Ultra-Sportler“. Hier wird die Geschichte von Rich Roll, einem der fittesten Männer der Welt, beschrieben. Er sagt seitdem er sich vegan ernährt, hat er seinen Körper und seinen Geist geheilt. Er wollte daran anschließend mit Hilfe vom extremen Ausdauersport seine Grenzen testen. „Essen Sie Pflanzen. Viele verschiedene Arten. Gemüse, Früchte, Getreide, Samen, Hülsenfrüchte. Zu jeder Mahlzeit. Immer. In allen Farben, allen Größen und einfach zubereitet, möglichst nah an ihrem Naturzustand. Variieren Sie.“(http://www.welt.de/sport/fitness/article139868900/Vom-fettenAlkoholiker-zum-Ultra-Sportler.html, 21.04.15) Am 25.03.2015 erschien im Spiegel online ein Artikel darüber, dass einige Leistungssportler sich vegan ernähren. Dies ist zwar nicht direkt auf Kraftsport bezogen, aber zeigt trotzdem, dass Veganismus und Hochleistungssport gut zusammen passen. (http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegane- ernaehrung-nowitzki-und-co-verzichten-auf-fleisch-a-1025429.html, 30.03.15) Diese Artikel zeigen, dass das Thema meiner Arbeit momentan sehr aktuell ist und sich auch große Verlage damit auseinander setzen. 3.3 Vegane Profikraftsportler in der Themenvermarktung Patrik Baboumian, wie schon in der Einleitung erwähnt, errang bei den StrongmanMeisterschaften 2011 den Titel „Stärkster Mann Deutschlands“. Zudem veröffentlichte er das Buch „VEGAN ganz anders: Eine Anleitung zum groß und stark werden“. Wie der Titel bereits verrät geht es hier um vegane Rezepte, Motivation und Tipps mit diesem Lebensstil viel Kraft aufzubauen. Billy Simmonds ist der Gewinner des Mr. Universe Titels 2009 und ein australischer Profi Natural Bodybuilder, Powerlifter, Martial Artist und Veganer. Wade Lightheart ist ein rohveganer Bodybuilder, der sich ausschließlich von rohen, ungekochten, also nicht über 42° Celsius erhitzten, Lebensmitteln ernährt. Er wurde ebenfalls Weltmeister und verkauft vegane Kraftsportprodukte (z.B. das „sunwarrior“ Proteinpulver) sowie Trainings- und Ernährungspläne. Derek Tresize ist ein amerikanischer veganer Bodybuilder, der als Fitnessmodel arbeitet und zusammen mit Marcella Torres (ebenfalls vegan und Kraftsportlerin) das Buch „The Vegan Muscle & Fitness Guide to Bodybuilding Competitions“ herausgebracht hat. Giacomo Marchese gründete den Online-Shop www.veganproteins.com und die Organisation „plantbuilt“. Jim Morris ist mit 79 Jahren seit 15 Jahren vegan und immer noch sportlich aktiv. Joni Purmonen ist deutscher Strongman und errichtete die Seite veganfitness.net. Zudem in Deutschland recht bekannte vegane Kraftsportler sind Karl Ess, der ebenfalls ein Ernährungs- und Fitnessprogramm verkauft und Attila Hildmann, der zwar eher mit seinen Kochbüchern bekannt wurde, aber auch als Fitnessmodel aktiv ist. Der Australier, Joel Kirkilis, ist veganer Bodybuilder und wurde 2009 Victoria Bodybuilding Meister. Folgendes sagte er in einem Interview: „I went vegan because I don't think it is right to exploit animals in any way for my benefit. I have discovered so many other foods which are very nutritious and tasty and have helped me not only feel good but also enhance my athletic ability. I have eaten animal products in the past but ever since I cut them out of my diet I have felt more energetic and also feel better morally.” (http://www.greatveganathletes.com/vegan_athlete_joel-kirkilis-vegan-bodybuilder-and-powerlifter, 29.03.15) Diese Liste könnte noch fortgesetzt werden, gibt aber bereits einen Eindruck, wie Veganismus im Kraftsport Einzug erhalten hat. Beim Durchlesen einiger Interviews mit den oben genannten veganen Kraftsportlern fällt auf, dass viele von ihnen zunächst eher aus ethischen Gründen vegan wurden, das heißt sie wollten nicht mehr für Tierleid verantwortlich sein. Dass sie auch leistungsstärker im Sport wurden, merkten sie nach der Umstellung ebenfalls. So sind gesundheitliche Aspekte eher zweitrangig, aber trotzdem wichtig, da sie zeigen, dass sie mit ihrer neuen Ernährung genauso gute Ergebnisse erzielen und somit mit dem Klischee „Kraftsportler brauchen tierisches Protein“ aufräumen. 3.4 Magazine Mittlerweile gibt es rein vegane Kraftsport- und Fitnessmagazine, was ein guter Indikator dafür ist, dass es einen Markt dafür gibt, da sehr hohe Geldsummen in die Produktion eines Magazins gesteckt werden, nicht nur für das Grafische, sondern auch für die Marktforschung. Zum Beispiel gibt es das „Vegan Health & Fitness Magazin“ auch in einigen Städten in Deutschland und weltweit in über 4.000 Läden. Zudem gibt es eine dazugehörige App. Ein anderes Beispiel ist das Online- Magazin „Definition“, das sich speziell an weibliche Veganerinnen, die sich fit und athletisch halten wollen, richtet. Weitergehend werden in diversen anderen Sport- Zeitschriften wie z.B. der „Men’s Health“ Artikel über Veganismus veröffentlicht, da diese Fitnessmagazine auch die vegan lebenden Sportler erreichen wollen. 3.5 Online-Shops Mittlerweile gibt es rein vegane Online-Shops und unter ihnen auch rein vegane Sportnahrung-Shops. Auch dies ist ein Indiz darauf, dass es einen Markt und somit eine Nachfrage dafür gibt. Zudem gibt es in Sportnahrungsgeschäften mittlerweile vegane Proteinpulver und in veganen Supermärkten neben Proteinpulvern auch Energy-Shots z.B. von cliff bar und vieles mehr. Es zeigt sich, dass es alle benötigten Sportnahrungsmittel mittlerweile auch in vegan gibt. Leo Casey, Gründer vom Online-Shop „Vegan Active“, war so freundlich mir einige Fragen zum Thema zu beantworten. Das Interview fand am 15.04.2015 statt und wurde per Email durchgeführt. Das komplette Interview wird im Folgenden dargestellt. Was hat zur Gründung des Shops geführt? „Vor der Gründung von Vegan Active war es schwierig sich als vegan lebender Mensch Sportnahrung zu kaufen. Aus eigener Erfahrung, als veganer Sportler weiß ich: Geeignete Produkte waren zwar schon auf dem Markt, aber diese mussten auch erstmal gefunden werden. Oft lässt sich aus der Zutatenliste eines Produktes nicht unmittelbar erkennen, ob es vegan ist oder nicht. Zum Beispiel können nicht-deklarierungspflichtige Inhaltsstoffe oder sogar der Kleber der Ettiketenunvegan sein, was sich nur durch Anfragen beim Hersteller herausfinden lässt. Die Idee hinter dem Shop war es, den Kunden diese Arbeit abzunehmen und vegane Produkte von verschiedenen Herstellern aus einer Hand zu verkaufen.“ Warum denkt ihr, dass es sich lohnt einen rein veganen Sportnahrungsshop zu betreiben? „Mittlerweile ist Veganismus kein Randthema mehr, sondern wird auch in der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen. Der Anteil an vegan lebenden Menschen innerhalb der Bevölkerung wächst zunehmend. Dadruch entsteht natürlich auch eine entsprechend hohe Nachfrage nach veganen Produkten. Dazu kommt, dass viele vegan lebende Menschen ebenfalls Interesse an den Themen Sport und Gesundheit haben, wodurch sich ein Shop speziell für diese Kombination natürlich anbietet.“ War es schwer Kunden zu gewinnen oder lief es direkt gut? „Die Gründungsphase von Unternehmen ist immer schwer. Natürlich waren es am Anfang noch nicht so viele Kunden, was sich mittlerweile geändert hat. Ich glaube aber nicht, dass es für uns schwieriger war Kunden zu gewinnen, als für jedes andere nicht-vegane Unternehmen. Der vegane Markt ist mittlerweile sehr groß und als Verkäufer ist es kein Nachteil sich auf diesen zu beschränken.“ Wie sieht die Entwicklung in letzter Zeit aus? Werden es immer mehr Kunden und wenn ja, wie viele ca. prozentual gesehen? „Der Shop entwickelt sich sehr gut und es werden immer mehr Kunden. Genaue Zahlen kann ich dir leider nicht verraten. Was mich aber besonders freut ist, dass auch die Anzahl an veganen Produkten zunimmt und dass selbst Hersteller die ein gemischtes Sortiment führen ihre veganen Produkte oft entsprechend kennzeichnen.“ Und als letzte Frage dann noch, ob ihr denkt, dass es sich nur um einen Trend handelt, dass es vegane Kraftsportler gibt oder ob sich dies letztendlich durchsetzen wird? „Wir erleben gerade einen Wandel des Veganismus von einer Nischen- zur Massenbewegung. Deshalb nimmt auch die Zahl der veganen Kraftsportler stetig zu. Ich glaube, dass diese Entwicklung langfristig bestehen bleibt. In Zukunft werden z.B. vegane Spitzensportler kein nennenswertes Phänomen mehr sein, sondern häufiger anzutreffen sein. Solange immer mehr Menschen vegan leben, wird auch die Zahl der veganen Sportler steigen.“ Um herauszufinden, ob das nicht nur die Meinung einer Minderheit ist, habe ich zudem eine quantitative Umfrage erstellt, die im nächsten Kapitel vorgestellt werden soll. 3.6 Umfrage Meine Umfrage zum Thema Kraftsport und Ernährung war vom 11.04. bis zum 21.04.2015 online verfügbar. Sie wurde in mehreren allgemeinen Fitness- und Kraftsportgruppen sowie auf Fitnessstudio-Seiten bei Facebook geteilt. Die Umfrage fragte nach Geschlecht und Alter, aber hauptsächlich nach Daten zum Sport als auch nach der Ernährung und in diesem Zusammenhang nach Fragen speziell zum Veganismus. Ich habe die Leute animiert ihre Meinung zu veganem Kraftsport offen zu schreiben und auch viele Antworten dazu erhalten. Meine Umfrage ist eher quantitativ ausgelegt, obwohl sie teils auch qualitative Elemente enthielt. In meinem Einleitungstext der Umfrage stellte ich mich kurz selber vor und richtete die Umfrage eher allgemein an „alle Sportbegeisterten“, da ich durch das Wort „vegan“ nicht zu viele Leute abschrecken wollte und ein möglichst breites Spektrum an Leuten erreichen wollte. Da die Umfrage in allgemeinen Bodybuilding- und Fitnessgruppen gestellt wurde und nicht in speziell veganen Gruppen kann das Sample als heterogen angesehen werden. Dadurch, dass es rein vegane Gruppen gibt, kann es sein, dass viele Veganer gar nicht erst in allgemeine Kraftsportgruppen eintreten, da sie in diesen speziell ausgerichteten Gruppen auf mehr Gleichgesinnte treffen. Zudem fiel auf, dass es viele reine Frauengruppen gibt, aber keine reinen Männergruppen. Insgesamt haben 486 Menschen an meiner Umfrage teilgenommen, so dass ich eine große Menge an Antworten erhalten habe, die ich im Folgenden zusammengefasst vorstellen werde. 3.6.1 Die Teilnehmer Fast die Hälfte meiner Teilnehmer mit 40,3 % bildet die Gruppe der 21-30 Jährigen. Die zweitgrößte Gruppe bildet die unter 20 Jährigen. Der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre alt. Der Älteste war 63 Jahre. Alter: keine Angabe Häufigkeit Prozent 84 17,3 14-20 105 21,6 21-25 120 24,7 26-30 76 15,6 31-40 63 13,0 41-50 32 6,6 ab 51 6 1,2 486 100,0 Gesamt An meiner Umfrage haben mit 80,7 % hauptsächlich Frauen teilgenommen, was an der oben bereits erwähnten Problematik der reinen Frauen-, aber fehlenden MännerGruppen liegen könnte oder auch daran, dass die Bereitschaft an Umfragen teilzunehmen bei Frauen größer ist, wenn diese auch von einer Frau erstellt wurde. Geschlecht: Häufigkeit Prozent männlich 92 18,9 weiblich 392 80,7 2 0,4 486 100,0 keine Angabe Gesamt Zudem stellte ich die Frage, ob die Teilnehmer überhaupt Kraftsport betreiben oder einen anderen Sport. Fast 80 % meiner Befragten machen Kraftsport. Betreibst du Kraftsport? ja Häufigkeit 380 78,2 89 18,3 17 3,5 486 100,0 nein, ich mache aber anderen Sport keine Angabe Gesamt Prozent Weitergehend fragte ich nach der Ernährung. Wie ernährst du dich? Ich esse tierische und pflanzliche Häufigkeit Prozent 404 83,1 Ich ernähre mich vegetarisch. 54 11,1 Ich ernähre mich vegan. 17 3,5 keine Angabe 11 2,3 486 100,0 Lebensmittel. Gesamt Hier kam raus, dass ich in nicht rein veganen Gruppen 3,5 % Veganer erreicht habe. Ich ernähre mich vegan. Anzahl Betreibst du Kraftsport? ja nein, ich mache aber anderen Sport keine Angabe Prozent 11 64,7 5 29,4 1 5,9 Von den erreichten Veganern betreiben 11 Menschen Kraftsport, so dass insgesamt 2,3 % meiner Befragten vegane Kraftsportler sind. 3.6.2 Ziel mit Kraftsport / Sport Um zu überprüfen, ob die Menschen tatsächlich aus hauptsächlich ästhetischen Gründen diesen Sport ausüben, fragte ich nach dem Ziel, das sie mit dem Sport verfolgen. Das Ergebnis ist im Folgenden unterteilt in Kraftsport und anderen Sport dargestellt. Welches Ziel verfolgst du mit dem Kraftsport? Welches Ziel verfolgst du mit Anzahl dem Sport? Prozent Anzahl Prozent Steigerung meiner Kraft 233 61,3 Steigerung meiner Kraft 16 18,0 allgemeine Fitness 282 74,2 allgemeine Fitness 66 74,2 Ausgleich für Körper und Geist 175 46,1 Ausgleich für Körper und Geist 55 61,8 23 6,1 9 10,1 290 76,3 57 64,0 Teilnahme an Wettkämpfen ästhetischer Hintergrund Teilnahme an Wettkämpfen ästhetischer Hintergrund Im offenen Teil, der zusätzlich ausgefüllt werden konnte bei dieser Frage, ist sehr häufig „abnehmen“ – also ein ästhetischer Grund - und „Muskelaufbau“-– ästhetischer als auch Kraftsteigerungsgrund - genannt worden. Gesundheitliche Gründe wurden auch häufig angegeben. Steigerung der Kraft scheint beim Kraftsport im Vergleich zu anderem Sport eine wichtige Rolle zu spielen. 3.6.3 Angaben zum Veganismus Weißt du was vegan bedeutet? ja nein keine Angabe Gesamt Häufigkeit Prozent 456 93,8 3 ,6 27 5,6 486 100,0 Da über 90 Prozent meiner Befragten wissen was vegan bedeutet gehe ich davon aus, dass sich viele Menschen im Kraftsportbereich mit dem Thema schon auseinander gesetzt und eine Vorstellung über diese Ernährungsweise haben. Denkst du, dass du in Zukunft auf vegane Ernährung umsteigen wirst? keine ja Ich esse tierische und Anzahl Angabe Gesamt 6 385 10 401 1,5 96,0 2,5 100,0 17 34 3 54 31,5 63,0 5,6 100,0 0 1 0 1 Prozent 0,0 100,0 0,0 100,0 Anzahl 23 420 13 456 Prozent 5,0 92,1 2,9 100,0 pflanzliche Lebensmittel. Prozent Ich ernähre mich Anzahl vegetarisch. Prozent keine Angabe Anzahl Gesamt Nein An dieser Frage interessant ist, dass 6 „Allesesser“ angaben in Zukunft eventuell auf vegane Ernährung umzusteigen. Von den Vegetariern gaben 1/3 an auf vegan umsteigen zu wollen. So macht dies insgesamt 5% meiner Befragten aus, die in Zukunft auf vegane Ernährung umsteigen wollen. Wenn wir diese zu den 3,5% bereits vegan Lebenden dazu rechnen, kommen wir auf circa 8,5 %, die von der veganen Ernährung nicht abgeneigt sind und sich vorstellen können diese auszuprobieren. Aus welchem Grund bist du vegan geworden? Anzahl Prozent ethische Gründe 15 88,2 gesundheitliche Gründe 14 82,4 ökologische Gründe 11 64,7 politische Gründe 7 41,2 religiöse Gründe 0 0,0 0 0,0 Ich kenne andere Veganer und möchte dazu gehören. Die meisten gaben an, dass sie aus ethischen Gründen vegan geworden sind. Dies deckt sich mit meiner Beobachtung aus den Interviews der professionellen veganen Kraftsportler aus Kapitel 3.3 dieser Arbeit. Dicht gefolgt wird diese Angabe von der aus gesundheitlichen Gründen. Viele meiner Teilnehmer sagten, dass sie denken, wenn die Menschen erstmal probieren sich vegan zu ernähren merken werden wie gut es ihnen damit geht und dann gar nicht mehr zur Mischkost zurück wollen. Dies verdeutlicht zudem die nächste Tabelle, in der 94,1 % angaben, dass sie auch in Zukunft vegan bleiben wollen. Willst du auch in Zukunft vegan bleiben? Häufigkeit ja Prozent 16 94,1 nein 0 0,0 weiß ich noch nicht 1 5,9 17 100,0 Gesamt Durch das folgende Ergebnis wird verdeutlicht, dass es über der Hälfte der Veganer seit ihrer Ernährungsumstellung besser geht beim Kraftsport. Hast du Veränderungen im Krafttraining bemerkt seitdem du vegan bist? Anzahl Prozent Ja, ich bin viel fitter als vorher. 10 55,6 Ich merke keine Unterschiede. 5 27,8 Ich fühle mich weniger fit als vorher. 0 0,0 keine Angabe 3 16,7 „Mein Muskelkater hält sich in Grenzen und ist schneller wieder vorbei.“ Gab einer meiner Befragten an. Keiner meiner Befragten gab zudem an, dass er aus religiösen oder aus einem Bedürfnis dazu gehören zu wollen vegan wurde. Womit wir auch schon zum nächsten Kapitel kommen. 3.6.4 Zugehörigkeitsgefühl Ich fragte, wie zugehörig fühlst du dich der Gruppe der Veganer? Mittelwert= 4 Hier sieht man, dass die Veganer an sich ein recht starkes Zugehörigkeitsgefühl zueinander empfinden. Wie zugehörig fühlst du dich der Gruppe der veganen Kraftsportler? Mittelwert= 3 Wenn es allerdings um die Zugehörigkeit zu veganen Kraftsportlern geht scheint diese eher etwas geringer auszufallen. Dies könnte daran liegen, dass die Mehrheit der Kraftsportler eben noch nicht vegan ist oder daran, dass viele den Sport eher für sich machen worauf ich aber im nächsten Kapitel genauer eingehen werden. Jedoch ist die Aussage, dass die meisten dies nur tun, um einem Trend nachzulaufen hiermit sowie mit der Frage davor, die nach den Gründen für eine vegane Ernährung fragt, eher entkräftet. 3.6.5 Zukunftsblick Veganismus Ich esse tierische und Ich ernähre mich pflanzliche Ich ernähre mich vegan. Lebensmittel. vegetarisch. Anzahl Glaubst du, dass es sich ja beim veganen Kraftsport nein nur um einen Trend keine Angabe ja Zahl der veganen nein Kraftsportler in Zukunft keine Angabe Anzahl Prozent Anzahl Prozent 2 11,8 202 50,0 17 31,5 13 76,5 137 33,9 33 61,1 2 11,8 61 15,1 4 7,4 16 94,1 191 47,3 44 81,5 1 5,9 158 39,1 6 11,1 0 0,0 54 13,4 4 7,4 handelt? Glaubst du, dass sich die Prozent vermehren wird? Die Veganer sind eher der Meinung, dass es sich nicht um einen Trend handelt, ebenso wie die Vegetarier. Die Allesesser sind zu 50 % davon überzeugt, dass es sich um einen Trend handelt. Alle drei Gruppen sind sich einig, dass sich die Zahl der veganen Kraftsportler in Zukunft vermehren wird. Glaubst du, dass es sich beim veganen Kraftsport nur um einen Trend handelt? Häufigkeit Prozent ja 221 45,5 nein 184 37,8 81 16,7 486 100,0 keine Angabe Gesamt Insgesamt 45,5 % sagen, dass es sich nur um einen Trend handelt, 37,8 % sagen, nein es ist kein Trend und 16,7 % machten keine Angabe zu dieser Frage. Glaubst du, dass sich die Zahl der veganen Kraftsportler in Zukunft vermehren wird? Häufigkeit Prozent ja 252 51,9 nein 166 34,1 68 14,0 486 100,0 keine Angabe Gesamt 51,9 % sagen, dass sie glauben, dass sich die Zahl der veganen Kraftsportler vermehren wird, 34,1 % sagen nein und 14 % machten keine Angabe. Glaubst du, dass sich die Zahl der veganen Kraftsportler in Zukunft vermehren wird? ja ja Glaubst du, dass es sich beim Prozent nein keine Angabe nur um Anzahl Prozent einen Trend handelt? Anzahl Prozent veganen Kraftsport Anzahl Gesamt Anzahl Prozent keine nein Gesamt Angabe 105 97 19 221 47,50 43,90 8,60 100,0 125 50 9 184 67,90 27,20 4,90 100,0 19 19 31 69 27,50 27,50 45 100,0 249 166 59 474 52,50 35,00 12,50 100,0 Fast die Hälfte mit 47,5 % derer, die sagten es handele sich nur um einen Trend sagen gleichzeitig, dass es mehr vegane Kraftsportler geben wird in Zukunft. Ich habe nach Gründen gefragt für ihre Meinung, warum sie denken, dass es sich um einen Trend handelt oder eben nicht. Diesen Teil ließ ich offen, da ich hier auch die Art und Weise der Antwort mit berücksichtigen wollte. Die Antworten habe ich in Kategorien zusammengefasst. Diese sollen im Folgenden mit einigen Beispielen vorgestellt werden. 3.6.6 Auswertung offener Teil Beginnen möchte ich mit der Seite, die sagt, dass es sich lediglich um einen Trend handelt bei veganem Kraftsport. Ziemlich häufig wurde genannt, dass es immer wieder neue Trends gibt und der Veganismus sei jetzt einer davon. „Genau wie schon Low-Carb, Paläo, Low Fat usw. und jetzt vegane Ernährung kommen immer wieder neue Trends auf den Markt,denen Menschen, die unsicher sind, folgen werden.“ Veganismus sei zu kompliziert, teuer und umständlich. „Vegane Ernährung hat viele Vorteile, nicht nur für Kraftsportler. Ich stelle es mir allerdings ziemlich schwer vor, für immer auf eine vegane Ernährung umzustellen. Deshalb werden die, die vegane Ernährung aus einem Trend heraus wählen, schnell scheitern bzw. aufgeben..“ Nur tierisches Protein ist gutes Protein und es wird zu viel Eiweiß benötigt. „Der Körper braucht tierische Produkte um überhaupt richtig zu funktionieren!“ „Die vegane Ernährung könnte sich beim Kraftsport schon durchsetzen, Problem ist das viele Eiweiß, das man zu sich nehmen muss.“ Vegane Ernährung führt zu Mangelerscheinungen. „Vegan ist gerade ein Hype, ebenso Kraftsport. Momentan summiert sich das einfach. Zudem ist vegane Ernährung, wenn man sich nicht auskennt, nicht förderlich für die Gesundheit. Wer es probiert und nicht Bescheid weiß, landet mit Mangelerscheinungen im Krankenhaus. Kraft für weiteren Sport ist dann auch nicht mehr vorhanden“ Ich esse zu gerne Fleisch und Milchprodukte. „Weil vorwiegend männliche Kraftsportler gibt und diese nicht auf Fleisch verzichten wollen.“ „da es sicher gesund ist sich ohne tierische produkte zu ernähren also komplett pflanzlich und da ich auch schon viel davon gehört haben! ich selbst könnte aber nicht auf fleisch und co verzichten ;)“ Der Mensch ist ein Allesesser und evolutionär dazu ausgelegt Tierisches zu essen. „Der Mensch hat Zähne, also Raubtier. Fleisch......“ „Der Mensch ist evolutionär als Allesfresser angelegt. Tierisches Eiweiß gehört dazu.“ Die Menschen wollen nur mitlaufen und werden von den Medien manipuliert. „Sich von Geburt an vegan zu ernähren, macht keiner. Erst durch den Einfluss von Medien und Sozialkontakten wird man in diese Ernährungaweise eingewiesen.“ „Veganismus wurde für mich zum hype, habe das Gefühl viele machen das nicht aus tiefer Überzeugung sondern nur um mit der Gruppe zu schwimmen“ „Wenn es die promis vormachen. ...und es einfach von den medien zum Trend gemacht wird.“ Weitergehend gab es Menschen, die mein anfangs beschriebenes Bild vom Veganer bestätigten indem sie sagten: „Vegan und Sport, passt nicht!“ „Vegane Ernährung und effektiver Muskelaufbau sind konträr.“ Generell herrsche gerade ein Fitness- und Ernährungstrend. „Kraftsport generell bzw. Muskelmasse gilt seit einiger Zeit als "Statussymbol"“ „Weil Kraftsport an sich gerade Einfach überrannt wird und wirklich jeder ins fitnesstudio geht“ Im Folgenden geht es weiter mit Aussagen von Menschen, die sagen, dass es sich nicht nur um einen Trend handelt. Bessere Gesundheit und bessere Ergebnisse bei veganer Ernährung. „Vegane Ernährung, besonders high carb, gibt viel Energie. Dadurch kann man häufiger und härter trainieren, erzielt also dauerhaft bessere Ergebnisse. Durch das höhere Energielevel steigt zusätzlich die Motivation zur Bewegung. Es ist außerdem gesünder.“ „Nachdem ich mich 1 Monat vegan ernährt habe , habe ich einfach mein ein Stück Cevapici gegessen. Es war Tiefkühlware von Markant. Hab reingebissen in das Cevapici stück. Und der Geschmack war einfach grauenhaft. Es hat nicht nach Fleisch geschmeckt sondern Nach Chemie. Deswegen denke ich das die Vegane Ernährung viel besser für uns ist als das dreckige Geschäft mit den Tieren. Lieber in ein Apfel beißen als in eine Chemiekeule. Und beim Sport hört man auch wie sich die Kollegen ernähren und das Feedback eines "Fleischesser" ist negativer wie des eines Veganer. Schlafmangel , Übelkeit und Hyperaktivität das bekommt man nur zuhören vom "Fleischesser"“ Ethische Gründe und Massentierhaltung. „Ich denke, dass die bewusste Ernährung in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Dazu gehört es auch, die Verantwortung für die Folgen der Ernährung auf sich zu nehmen. Viele verzichten deswegen auf Fleisch, bevor sie die unmöglichen Zustände der Massentierhaltung unterstützen. So lange es kein Umdenken im Bereich der Tierzucht gibt, wird der Trend der Veganen Lebensweise wohl anhalten.“ „Obwohl, ich Fleisch esse, bin ich der Meinung, dass Menschen auf Dauer kein Fleisch essen sollten (wenn man zB bedenkt, dass 70% des angebauten Getreides auf Nahrung für zu schlachtende Tiere daruf gehen). Pflanzliche Proteine sind vermutlich genau so toll, wie tierische, nur die Aufklärung hängt noch bisschen.“ Allgemein gibt es immer mehr Veganer und somit auch mehr vegane Kraftsportler. „Ich denke nicht, dass veganismus nur ein Trend ist und auch verganismus in Kombination mit kraftsport nicht. und es wird wahrscheinlich immer sportler geben, die vom veganismus überzeugt sind und diesen betreiben allerdings kann es sein dass sich die Anzahl von veganern im durchschnitt verändert und deswegen die anzahl von veganen kraftsportlern sich auch verändert“ „Ich denke so, weil ich glaube, dass die Erfolge von veganen Kraftsportlern auch andere Sportler motivieren wird und es somit zu einer langfristig höheren Zahl an veganen Kraftsportlern kommt“ Veganismus und auch Kraftsport ist ein Lebensstil, eine Überzeugung und eine bewusste Entscheidung und nicht nur ein „Mitlaufen wollen“. „Vegan zu leben bedeutet, dass man seinen bisherigen Lebens- bzw. Ernährungsstil gewaltig verändern muss und auch dazu bereit sein muss, sowohl Geld als auch Zeit zu investieren. Ich denke nicht, dass Menschen, die nur einem Trend folgen wollen und sich nicht aus Überzeugung vegan ernähren, dazu bereit sind, sich mit der Thematik des veganen Lebensstils auseinanderzusetzen, zu recherchieren was man essen kann/darf und auch nicht dazu bereit sind, aufwendigere Rezepte auszuprobieren oder auf Dauer mehr Geld für Ersatzprodukte auszugeben.“ „Weil vegane Lebensweise in Zukunft immer mehr zunehmen wird und die Leute weiterhin gern Sport machen werden.Sowohl Kraftsport als auch vegane Ernährung sind sehr bewusste Entscheidungen.Beides harmoniert gut und ich sehe nicht warum das nur ein Trend sein soll.man will bewusst etwas gutes für seinen Körper tun,über Betätigung und die Ernährung“ Ökologische Gründe führen dazu, dass es kein Trend ist. „Weil es immer mehr Menschen gibt, die auch beim Essen mit denken und auf die Umwelt achten. Es wird immer mehr Leute geben, die sich über die Konsequenzen bewusst sind, was unsere Ernährung für die Tiere bedeutet“ Die Aufklärung wird immer besser und auch die Möglichkeiten sich vegan zu ernähren werden besser. „Ich denke nicht, dass es sich um einen Trend handelt, sondern dass einfach die Möglichkeiten und Aufklärung bezüglich Kraftsport und veganem Leben besser ist.“ „Weil die Menschheit immer besser darüber aufgeklärt wird welche Konsequenzen der Konsum von tierischen Nahrungsmitteln mit sich bringt und es immer mehr und bessere Alternativen gibt :)“ Es ist auffällig, dass die Antworten der Leute, die sagen es handele sich bloß um einen Trend häufig kurz und knapp sind. Zudem benutzen sie häufiger Ausrufezeichen und …. Sie relativieren ihre Aussagen, indem sie sagen, dass sie zwar denken, dass Veganismus schon gut ist, dass sie wissen, dass Fleischkonsum nicht so gut ist aus mehreren Gründen, es versuchen zu reduzieren und der Meinung sind, dass pflanzliches Protein auch gut sein kann, aber es ihnen noch schwer fällt oder sie einige vegetarische oder vegane Tage/Rezepte in ihre Ernährung einbauen. Vegan wurde zwar zum Trend gemacht, aber vegan leben und Kraftsport betreiben seien zu bewusste Entscheidungen um bloß ein Trend zu sein und wenn die Menschen (auch um nur „mitzulaufen“) erstmal mit veganer Ernährung anfangen, würden sie merken, dass es ihnen besser geht und dabei bleiben. Einige sagen, dass es zwar möglich ist, aber wohl nie die Mehrheit werden wird. 4. Fazit Da ich leider keine Zahlen vom letzten Jahr an veganen Kraftsportlern habe, aber den Vergleich mit der prozentualen Verteilung in der Gesamtgesellschaft an vegan lebenden Menschen ziehen kann, kann ich aus dem Vergleich dieser Zahlen schließen, dass es dadurch, dass es circa ein Prozent mehr Veganer unter den Kraftsportlern gibt als in der Gesamtgesellschaft, dass wir es eventuell mit einem Megatrend zu tun haben könnten, also eher mit einem Richtungswechsel als mit einem bloßen Trend. Da wir im Sportbereich einen recht hohen Anteil an Veganern haben im Vergleich zur aktuellen gesamten Gesellschaft, kann davon ausgegangen werden, dass sich dies langfristig auch ändern wird, da wie im Kapitel „Sportsoziologie“ beschrieben wurde Sport und Gesellschaft in einer dialektischen Beziehung zueinander stehen und Entwicklungen in einem Bereich verhelfen Schlüsse über den anderen zu ziehen. Zudem lässt sich festhalten, dass der Veganismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Er wurde von den Medien zwar zum Trend gemacht, aber in den Köpfen der Menschen ist diese Art sich zu ernähren mehr als bloß ein Trend oder das „in“ sein wollen. Auch ist die Entscheidung Kraftsport zu treiben momentan sehr überlaufen und Muskeln wurden zum Statussymbol. Jedoch ist auch dies eine Entscheidung der nur Menschen treu bleiben, die wirklich davon überzeugt sind. Es gibt immer mehr Menschen, die sehen, dass beides gut zusammen passt und langfristig auch gesünder ist. Gesundheit generell scheint mittlerweile bei allen Bodybuildern angekommen zu sein, egal ob vegan oder fleischessend. Menschen, die zu Doping- Mitteln greifen und nicht geduldig genug sind auf natürliche Art Muskeln aufzubauen werden verpönt und Doping-Mittel werden auch niemandem empfohlen. Zudem gaben einige meiner Befragten an, dass sie denken, dass Fleisch und Milchprodukte gesund sind und vegane Ernährung zu einer Mangelerscheinung führt. So scheinen sie diese Ernährung mit Fleisch zum Teil auch aus gesundheitlichen Gründen zu wählen, da sie von der gesundheitlichen Wirkung überzeugt sind. Der ästhetische Aspekt spielt weiterhin eine große Rolle im Kraftsportbereich und wird wohl auch immer damit in Verbindung bleiben. Viele wollen zwar auch lediglich ihre Kraft steigern oder etwas für ihre Fitness tun, aber der Aspekt des „Körperformens“ bleibt ein wichtiger Bewegungsgrund diesen Sport auszuüben. Dies kann darauf zurück zu führen sein, dass die Menschen durch ihre hauptsächlich administrative Arbeit den Fokus auf ihren Körper eher in die Freizeit gelegt haben und somit in den Sportbereich. Aus meiner Umfrage ging heraus, dass vegane Kraftsportler sich nicht unbedingt der Gruppe eben dieser zugehörig fühlen. Sie fühlen sich zwar der Gruppe der Veganer zugehörig, aber bringen sich nicht so sehr den Kraftsportlern entgegen. Veganer werden in der Regel eher vegan aus ethischen Gründen und aus tiefster innerer Überzeugung heraus und nicht aus relativ oberflächlichen Gründen wie dem Gefühl einer Gruppe zugehörig zu sein oder um im Trend sein zu wollen. Sie tun dies wie sich in den Kapiteln Postmoderne und Journal for Critical Animal Studies herausgestellt hat auch eher entgegen der Mehrheit. Wie im Interview mit dem Online-Shop herauskam, entsteht das Bewusstsein für Gesundheit und Sport häufig erst nach der Ernährungsumstellung. Da die Menschen nicht aus oben erwähnten externen Einflussfaktoren vegan werden und somit zunächst keine Gruppenzugehörigkeiten vergleichen spielt die Theorie der sozialen Identität bei der Entscheidung für eine vegane Ernährung weniger eine Rolle. Jedoch entsteht nach der Ernährungsumstellung ein Bewusstsein für diese Gruppenzugehörigkeit zu anderen Veganern und es werden sehr viele Vergleiche zu „Allesessern“ oder „Vegetariern“ unternommen. Da die meisten in Zukunft weiterhin vegan bleiben wollen, scheint dieser Vergleich mit anderen Gruppen, für ihre eigene Gruppe positiv auszufallen. Die Menschen werden allerdings nicht vegan um sich von den Fleischessern abzuheben, sondern weil sie mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren können andere Lebewesen zu essen oder ihnen zu schaden. Menschen, die vegan leben, wollen sich nicht von der Gesellschaft abgrenzen, sondern ein möglichst befriedigendes Leben führen, ohne dabei anderen zu schaden. Bis es sich um eine Mehrheit an Veganern oder Menschen, die sich von weniger Lebensmitteln tierischen Ursprungs ernähren, unter den Kraftsportlern handeln wird, müsste noch mehr gesellschaftliche Aufklärung stattfinden. Literaturverzeichnis Baum, P., & Höltgen, S. (2010). Lexikon der Postmoderne. Von Abjekt bis Žižek. Bochum/Freiburg: projekt verlag. Baumann, Z. (1995). Ansichten der Postmoderne. Hamburg: Argument Verlag. Berger, P., & Luckmann, T. (1980). 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