Zigeunerweisen - Berner Kammerorchester

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Datum: 1. Oktober 2014
Pressetext
Zigeunerweisen
DONNERSTAG, 11. DEZEMBER 2014
19.30 Uhr im Kultur Casino Bern
CARLOS JOHNSON, Violine
CAROLINA KROGIUS, Mezzosopran
VOKALENSEMBLE ARDENT (Leitung: Patrick Secchiari)
KONSI KINDERCHOR BERN
PHILIPPE BACH, Dirigent
Johann Strauss
(1825 – 1899)
Ouvertüre aus Zigeunerbaron
Allegro moderato
Maurice Ravel
(1875 – 1937)
Tzigane
Konzert-Rhapsodie für Violine und Orchester
György Ligeti
(1923 – 2006)
Concert Românesc
für Orchester (1951)
Andantino – Allegro vivace – Adagio ma non
troppo – Molto vivace
Pablo de Sarasate
(1844 – 1908)
Zigeunerweisen op. 20
für Violine und Orchester
Moderato – Lento – Un poco più lento
– Allegro molto vivace
Johannes Brahms
(1833 – 1897)
Ungarische Tänze 1, 3 und 10
*****
Georges Bizet
(1838 – 1875)
Auszüge aus der Oper Carmen
1. Akt: Ouvertüre, Nr. 3 Choeur des Gamins,
Nr. 4 Choeur des Cigarères, Nr. 5 Habanera
2. Akt: Entracte, Nr. 12 Chanson bohème
3. Akt: Entracte
4. Akt: Entracte, Nr. 25 Choeur, Nr. 26 Choeur
BERNER KAMMERORCHESTER
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Seit Jahrhunderten beflügelt sie die Fantasie von Dichtern, Malern und Komponisten:
die Welt der Sinti und Roma. Das BKO widmet sich in seinem Festkonzert der ebenso
faszinierenden wie fremdartigen Kultur der «Zigeuner». Von Johannes Brahms
berühmten Ungarischen Tänzen über George Bizets Zigeuneroper Carmen bis hin zu
der virtuosen Tzigane Maurice Ravels eröffnet das Programm ein epochen- und
länderübergreifendes Panorama mitreissender Zigeunerweisen.
Als Johannes Brahms (1833-1897) seine Ungarischen Tänze für Klavier zu vier Händen komponierte,
ahnte er wohl noch nicht, welche Popularität diese Stücke erreichen würden. Die kurzen Nummern
sind Bearbeitungen von Melodien der ungarischen Roma, wie sie Brahms durch den Geiger Ede
Reményi kennenlernte. Besonders in den Orchestrierungen erleben die Tänze eine für Brahms
besondere Verve.
Das Arbeiten mit osteuropäischen Volksweisen wurde ferner stark von den ungarischen
Komponisten Zoltán Kodály und Béla Bartók geprägt, die eine umfassende Sammlung von
Tonaufnahmen und Transkriptionen anlegten. In deren Tradition stand der junge György Ligeti
(1923-2006) bei seinen Kompositionsstudien in Budapest. Ligeti, der später einer der grossen AvantGarden des ausgehenden 20. Jahrhunderts werden sollte, schrieb 1951 sein Concert Românesc. Dass
wir das Werk, wie auch die meisten Frühwerke Ligetis kaum kennen, liegt daran, dass der Komponist
sie selbst nach seiner Flucht aus Ungarn dem Vergessen preisgab, da sie in seinen Augen viel zu
traditionell waren. Tatsächlich steht das Concert Românesc mit seiner bunten Orchestrierung noch
stark in der Tradition seiner Lehrer. Besonders der rasante Schlusssatz mit irrwitzig schnellen
Bewegungen in den Streichern und Holzbläsern schlägt aber eine Brücke zu einem experimentelleren
Komponieren und fordert virtuose Geigensoli in den höchsten Lagen.
Das Bild des virtuos geigenden Roms gehört zum Standart-Repertoire der Zigeunerromantik.
Tatsächlich stammten auch viele grosse Geiger aus dieser Tradition. Im Programm des BKO sind zwei
Werke zu hören, die dem Zigeunergeiger eine Hommage setzen. Zum einen sind dies die
Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate (1844-1908). Der spanische Virtuose verbrachte einen
Grossteil seines Lebens auf Konzertreisen. Seine Aires gitanos, zu deutsch Zigeunerweisen, gehören in
eine Reihe von virtuosen Violin-Kompositionen, die Sarasate schuf um sein Können zur Schau zu
stellen. Die Komposition verbindet romantisch-schwelgende Kantilenen mit flinken Läufen und
technischen Spielereien. Der Moll-Tonfall und die charakteristischen übermässigen Sekunden
verorten das Stück in die Zigeunerwelt. Interessanterweise orientierte sich Sarasate nicht an der
Musik der spanischen Gitanos, sondern eher am ungarischen Csárdás. Die Tzigane des französischen
Kosmopoliten Maurice Ravel (1875-1937) beruft sich ebenfalls eher auf jene romantisierte
ungarische Zigeunerwelt als auf konkrete Melodien. Den ersten Teil des Werks bildet eine langes
expressives Solo der Violine. In seinem suchenden Gestus wirkt dieser Beginn wie eine
Improvisation, aus der sich allmählich thematisches Material entwickelt. Auch verlässt der Solopart
erst im Verlauf die tiefe Lage der ersten Takte um dann zum virtuosen Feuerwerk anzuheben. Das
Orchester setzt daraufhin mit einem ungeheuer bunten Klangteppich ein, der an die Klanglichkeit des
Cymbalom erinnert. Fortan reiht sich eine Variation an die andere, die Musik wird zunehmend wilder
und das Orchester treibt den Solisten unaufhörlich an bis zum furiosen Schluss.
Zigeunerkolorit war auch auf der Opernbühne gern gesehen. Johann Strauss’ (1825-1889)
Erfolgsoperette Der Zigeunerbaron aus dem Jahre 1885 verlagert die üblichen Irrungen und
Wirrungen des Operettenplots ins rumänische Siebenbürgen. Die Ouvertüre spielt zu Beginn auf die
schmachtende Zigeuner-Moll-Skala an, bevor sie sich in die gewohnte Walzerseligkeit ergeht. Obwohl
bei der Premiere durchgefallen, entwickelte sich Georges Bizets (1838-1875) Oper Carmen zu einem
der beliebtesten Stücke des Repertoires. Angesiedelt in der Welt der spanischen Gitanos, wird hier
die Geschichte der schönen Carmen erzählt, die zwischen dem braven Offizier Don José und dem
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glanzvollen Torero Escamillo hin und her gerissen ist. Der musikalische Formenreichtum, den Bizet
zu diesem Stoff schuf, verblüfft bis heute. In den Chören, Arien (wie der berühmten Habanera) und
Zwischenaktmusiken findet sich ein Ohrwurm nach dem anderen und die Zuhörenden werden
unweigerlich in diese faszinierende Welt hineingezogen.
Das Erbe der Sinti und Roma hat die europäische Kultur in ungeahntem Ausmass bereichert. In Zeiten
fortlaufender, nationalistisch-rassistischer Ausgrenzung jener Volksgruppen, sollten wir uns umso
mehr an diesem Schatz erfreuen.
Moritz Achermann
CARLOS JOHNSON, VIOLINE
Carlos Johnson war 6 Jahre alt, als er seinen ersten Violinunterricht erhielt. Schon bald darauf wurde
er mit ersten Preisen bei verschiedenen Wettbewerben ausgezeichnet. Als vierzehnjähriger
Stipendiat ging er für erste Studien nach Sofia (Bulgarien) zu Prof. Alexander Serafimov. Das Studium
in Detmold bei Prof. Lukas David schloss er mit der Künstlerischen Reifeprüfung und dem
Konzertexamen mit den höchsten Bewertungen ab. Schon während des Studiums unterrichtete er als
Assistent von Prof. Lukas David und in Sion (Sitten, Schweiz) beim Sommerfestival als Assistent von
Prof. Tibor Varga. Carlos Johnson spielte wiederholt als Solist mit dem Sinfonieorchester Berlin in der
Berliner Philharmonie, mit dem Kammerorchester Tibor Varga und dem Detmolder
Kammerorchester unter Christoph Poppen. Nach einem Engagement beim Rundfunkorchester des
WDR ist Carlos Johnson seit 2000 Erster Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters der
Hansestadt Lübeck. Seit 2008 ist er als Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Lübeck tätig. Als
künstlerische Leiter des «Festival Internacional de Música dc Cámara» in Lima, erhielt er 2010 die
Anerkennung des Bundespräsidenten für seine musikalischen und kulturellen Verdienste. Carlos
Johnson spielt auf einer Geige von Bernardus Calcanius aus dem Jahre 1743.
CAROLINA KROGIUS, MEZZOSOPRAN
Die Mezzosopranistin Carolina Krogius wurde in Finnland geboren. Ihre musikalische Ausbildung
erhielt sie zunächst am Konservatorium in Turku. Anschliessend setzte sie ihr Studium am Royal
Nothern College of Music in Manchester bei Susan Roper fort und schloss es 2009 «mit
Auszeichnung» ab. Zu ihrem Opernrepertoire gehören bereits Rollen wie Dido (Dido and Aeneas),
Dorabella (Così fan tutte), Prinz Orlowsky (Die Fledermaus), Concepción (L’heure espagnole) sowie
Venus und Fortuna in Monteverdis L’incoronazione di Poppea. Im Konzertfach war sie unter anderem
mit James MacMillans Raising Sparks mit dem RNCM New Ensemble zu hören, ferner in Haydns
Nelson-Messe mit der Manchester Camerata, in Jean Sibelius‘ Rakastava mit dem Hallé Youth Choir
und dem Hallé Orchester sowie in MacMillans Busqueda mit dem 10/10 Ensemble des Royal
Liverpool Philharmonic Orchestra. Ausserdem sang sie die Sopranpartien in Mozarts Krönungsmesse
und in Mahlers 8. Sinfonie. Gemeinsam mit dem RNCM Wind Ensemble hat sie den Liederzyklus
Image in Stone von Stephen McNeff eingespielt, darüber hinaus wirkte sie an einer
Rundfunkproduktion der BBC von Purcells Dido and Aeneas mit der Manchester Camerata mit. Im
April 2011 war sie ausserdem in Weimar als Solistin in Pulcinella unter dem Dirigat von Olli
Mustonen zu erleben. Von 2009 bis 2011 gehörte Carolina Krogius dem Thüringer Opernstudio an.
Während dieser Zeit erarbeitete sie sich die Partien der Zerlina (Don Giovanni), des Cherubino (Die
Hochzeit des Figaro) und der Zweiten Dame (Die Zauberflöte) und debütierte am Theater Erfurt als
Eichhörnchen/Schäfer in Das Kind und die Zauberdinge, als Page in Salome sowie
Theatergarderobiere/Gymnasiast/Groom in Lulu. Zuletzt stand sie dort als Annius in La clemeza di
Tito auf der Bühne. Zur Saison 2011/12 wechselte Carolina Krogius zum Ensemble des Meininger
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Theaters, wo sie unter anderem als Cherubino sowie in der Titelpartie von Brittens The Rape of
Lucretia zu erleben war. Zu ihren aktuellen Partien zählen die Rollen-debüts als Maddalena
(Rigoletto) und Octavian (Der Rosenkavalier).
VOKALENSEMBLE ARDENT
Das von Patrick Secchiari gegründete Vokalensemble hat sich zum Ziel gesetzt, selten gehörte Werke
der Chorliteratur in durchsichtigen, innigen aber auch feurigen und leidenschaftlichen
Interpretationen zur Aufführung zu bringen. Die Besetzung ist je nach Programm unterschiedlich und
wird für jedes Engagement neu gebildet. Der Schwerpunkt bildet Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
Das Vokalensemble ardent singt in Eigenproduktionen und ist auch Partner von Orchestern und
Festivals. So kam neben den Konzertreihen «Klänge des Nordens», «crux -fidelis», «Winterzauber»,
«requiem», «Engelsklänge», «frühlingserwachen» und «agnus dei» auch eine Zusammenarbeit mit
dem Stadttheater Bern, den Operettenfestspielen Interlaken, dem Medizinerorchester Bern und den
Bachwochen Thun zustande. Beim viel beachteten Mitsingkonzert «The Messiah – Bern singt» wirkte
das Ensemble als Kernchor mit. Am Stadttheater Bern trat das Vokalensemble ardent kürzlich im
Schauspielstück Biedermann und die Brandstifter auf.
www.ardent.ch
KONSI KINDERCHOR BERN
Den Ragazzipart in den Auszügen aus der Oper Carmen übernehmen zwei Chöre der Singschule des
Konservatoriums Bern: Der Kinderchor II mit insgesamt 22 Kindern im Alter von 11 – 14 Jahren und
der Jugendchor mit zurzeit 14 Sängerinnen zwischen 14 und 20 Jahren. Der Kinderchor II singt ein- bis
dreistimmige Literatur. Die stimmbildnerische Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts; die
Kinder lernen auf gesunde und lustvolle Weise mit ihrer Stimme umzugehen und miteinander Musik
zu machen. Ihr Repertoire umfasst Kanons, gepflegten Pop und Volkslieder. Der Jugendchor hat sich
zum Ziel gesetzt vierstimmige Werke zu singen. Ein guter Teil der Sängerinnen und Sänger belegt
Gesangsunterricht, im Chor selber wird die Stimmbildung weiter ausgebaut und nachhaltig gepflegt.
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