Datum: 1. Oktober 2014 Pressetext Carte Blanche für Thomas Füri SONNTAG, 26. OKTOBER 2014 16.00 Uhr, Yehudi Menuhin Forum Bern 15.15 Uhr, Konzerteinführung THOMAS FÜRI, Dirigent Felix Mendelssohn (1809 – 1847) Streichersinfonie in h-Moll Adagio – Allegro – più presto Igor Strawinsky (1882 – 1971) Apollon musagète Ballet in zwei Bildern - Naissance d‘Apollon - Variation d‘Apollon Apollon et les Muses - Pas d‘action Apollon et les trois Muses - Variation de Calliope l‘Alexandrin - Variation de Polymnie - Variation de Terpsichore - Variation d‘Apollon - Pas de deux Apollon et Terpsichore - Coda Apollon et les Muses - Apothéose ***** Urs Peter Schneider (*1939) AMEN IIII (Uraufführung) für 16 Streichinstrumente Josef Suk (1874 – 1935) Streicherserenade in Es-Dur, op. 6 - Andante con moto - Allegro ma non troppo e grazioso - Adagio - Allegro giocoso, ma non troppo presto BERNER KAMMERORCHESTER Beat Sieber · Spinnereiweg 7b · CH-3004 Bern +41 (0)79 192 73 80 · [email protected] · www.bko.ch Zum Saisonauftakt 2014/15 bringen die Streicher des Berner Kammerorchesters ein ebenso buntes wie anspruchsvolles Programm zur Aufführung. Unter der Leitung des Berner Geigers Thomas Füri erklingen Werke von Felix Mendelssohn, Josef Suk, Igor Strawinsky sowie die Uraufführung der Komposition AMEN IIII von Urs Peter Schneider. Als Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) seine zwölf Sinfonien für Streichorchester vollendet hatte, war er gerade mal vierzehn Jahre alt. Das Wunderkind, Robert Schumann nannte ihn den «Mozart des 19. Jahrhunderts», erhielt bereits im Alter von acht Jahren Kompositionsunterricht und bekam an den familiären Sonntagsmusiken früh die Möglichkeit eigene Werke zur Aufführung zu bringen. In diesem Kontext stehen auch die Sinfonien für Streicher. Von der zehnten Sinfonie in h-Moll ist zwar nur ein Satz erhalten und doch offenbart sie das ungeheure Talent des jungen Komponisten. Im stark von den Vorbildern Mozart und Carl Philipp Emanuel Bach geprägten Idiom entwickelt Mendelssohn besonders in der langsamen Einleitung eine farbenprächtige Harmonik und leitet gekonnt über in den stürmischen Allegro-Teil. Mit abenteuerlicher Chromatik, der Verschränkung gegensätzlicher Themen und einer dramatischen Steigerung im Finale präsentiert sich Mendelssohn als vollendeter Komponist und lässt doch den jugendlichen Elan in jeder Note spüren. Überschwänglich geht es auch in der Streicherserenade in Es-Dur des tschechischen Komponisten und Geigen-Virtuosen Josef Suk (1874-1935) zu. Das Werk entstand 1892 unter dem Einfluss seines Kompositionslehrers am Prager Konservatorium – dem berühmten Antonín Dvořák, Suks späterem Schwiegervater. Dvoˇráks grosse Streicherserenade stand denn auch Pate für jene Suks. Obwohl formal stark an Dvoˇráks Werk angelehnt, ist sie jedoch alles andere als epigonal. Der Kopfsatz beginnt scheinbar harmlos und naturhaft, verdichtet sich aber zusehends zu einer hochromantischen Textur. Breitgefächerte Klangschichtungen und kühne harmonische Wendungen ziehen sich durch alle vier Sätze der Komposition. Besonders im tänzerischen zweiten Satz und im virtuosen Finale arbeitet Suk auch mit vielen rhythmischen Spielereien und kleinen Verschiebungen. Beinahe überladen kommt diese Musik daher, strotzend vor Ideenreichtum und Expressivität. Eine emotionale Dampfwalze, die auch den Interpreten so einiges abverlangt. In scharfem Kontrast zu diesem romantischen Schwelgen steht Igor Strawinskys (18821971) Ballett-Komposition Apollon musagète aus dem Jahre 1928. Das Werk läutete in der choreographischen Umsetzung von George Balanchine die Ära des neoklassischen Balletts ein, eine Bewegung, die nach einer puristischen und abstrakten Ästhetik suchte. Die Story ist schnell erzählt. Im ersten Bild wird die Geburt Apollons geschildert, während der Gott im zweiten Bild mit den Musen tanzt um anschliessend in den Olymp zurückzukehren. So klassizistisch wie die Vorlage gestaltet sich auch Strawinskys Musik. In der ersten Szene greift der Komponist etwa auf das Prinzip der französischen Barockouvertüre zurück – ein erster gravitätischer Teil mit rhythmischen Punktierungen gefolgt von einem bewegten zweiten Teil – wie sie in den Hofballetten des Sonnenkönigs Louis XIV. üblich war. Auch das Wechselspiel solistischer Instrumente mit dem Tutti lässt die barocke Tradition anklingen. Transparenz und formale Klarheit prägen das Werk, schliesslich ist Apoll ja auch der Gott des Lichts, der Ordnung und – natürlich der Kunst selbst. Urs Peter Schneiders (*1939) Komposition Amen IIII für 16 Streichinstrumente, die in diesem Konzert zur Uraufführung gelangt, beschwört «den stillen Innenraum, der nach einem Gebet oder nach einer Meditation sich auftut». Die Musik des Berners zeichnet sich BERNER KAMMERORCHESTER Beat Sieber · Spinnereiweg 7b · CH-3004 Bern +41 (0)79 192 73 80 · [email protected] · www.bko.ch einerseits durch eine unbändige Experimentierlust und andererseits durch hohe Konzentration und Verdichtung aus. Angeregt durch die sakralen Kompositionen Strawinskys lädt uns der Komponist in seinem neuen Stück zum genauen Hinhören, zum achtsamen in sich hinein horchen ein, wenn «vier utopische Choräle über die vier Laute des Wortes Amen» zu vernehmen sind. Es ist die innere Ruhe eines stetig bewegten Geistes. Moritz Achermann THOMAS FÜRI, DIRIGENT Thomas Füri wurde 1947 in Bern geboren. Als Kind einer Musikerfamilie studierte er dort viele Jahre bei seinem Vater Erich Füri, dann am Konservatorium Bern bei Max Rostal und schliesslich an der Juilliard School New York bei Ivan Galamian. Nebenher spielte er regelmässig Viola und fing früh mit Unterrichten an. In den Jahren 1973 bis 1980 war er Konzertmeister in Koblenz (Deutschland), Lausanne und Basel, daneben profilierte er sich zunehmend als Solist und Kammermusiker. Auch das Dirigieren weckte sein Interesse. Scharfe Beobachtung der Praxis ersetzte das traditionelle Studium. Von 1979 bis 1993 führte er als primus inter pares die Camerata Bern zu internationalem Erfolg und zahlreichen Einspielungen. Drei Festivalsommer (1983-85) wirkte er in Luzern als Konzertmeister des Festspielorchesters. Von 1985 bis 2000 war er erster Geiger des Quintetts «I Salonisti». Das Ensemble war ebenfalls international tätig und machte viele Aufnahmen mit Labels wie EMI, DECCA und SONY. Im erfolgreichen Hollywood Film «TITANIC» waren die Salonisti die BordBand! 1994 gründete Thomas Füri das ARIA Quartett, das bis 2010 in verschiedener Besetzung Bestand hatte. Von 1980 bis 2011 unterrichtete der Geiger an den Musikhochschulen von Winterthur, Zürich und Basel. Bei internationalen Gastkursen unterrichtet er Geige, Bratsche und Kammermusik und coacht leidenschaftlich gerne Orchester. Für sein vielseitiges musikalisches Wirken wurde er mehrmals ausgezeichnet. BERNER KAMMERORCHESTER Beat Sieber · Spinnereiweg 7b · CH-3004 Bern +41 (0)79 192 73 80 · [email protected] · www.bko.ch