PDF downloaden

Werbung
Rubrik: Marktplatz/Modelle
Seitenzahl
44/45
Überschrift
Jugger in Helleböhn
Unterüberschrift
Trendsportart mal anders
Stichworte
Sport, ganzheitlich, Prävention
Autor
Kai Bißbort, Jumpers-Helleböhn, Kassel
E-Mail: [email protected]
Kurzbeschreibung
Jugger, Anleitung und Chancen
Durchführungszeit
Spielen: 1 bis 2 Stunden; einen ganzen Pompfensatz bauen: 4 Personen, 2
Tage
3, 2, 1 – lass uns Jugger machen. Es war eine der unkompliziertesten
Entscheidungen, die wir hier in Jumpers-Helleböhn getroffen hatten. Der
damalige Prediger Luki erzählte uns mit leuchtenden Augen, was das für eine
geniale Sportart sei und wir (Timo und ich) beschlossen, es anzugehen. Wir
wollten einfach nur ein wöchentliches Angebot machen, um mit den Jungs
hier im Viertel regelmäßig in Kontakt zu bleiben. Das funktionierte auch gut.
Seit Juli 2011 bieten wir (Jumpers Helleböhn) in Helleböhn Jugger für Jungs
von 10 bis 16 Jahren an.
Wir erreichen im Schnitt im Sommer doppelt so viele wie im Winter, da wir
immer nur draußen spielen. Mittlerweile dürften schon gut 50 bis 60 Jungs
ein oder mehrere Male an unserem Training teilgenommen haben. Ein paar
Jahre haben wir auch Jugger als Schul-AG für Viertklässler angeboten, das
geht auch gut in diesem Alter, wenn es immer die gleichen Teilnehmenden
sind. Um die Motivation aufrecht zu halten ist es nötig, ein paarmal pro Jahr
auf Turniere zu fahren. Wir waren z. B. in Berlin, Rothenburg, Villingen oder
Freiburg – Juggerspieler sind extrem freundlich und liebenswert! Es ist
meistens ein viel liebevolleres Miteinander, als beim Fußball, was sicherlich
auch daran liegt, dass Jugger immer mixed gespielt wird.
Schon nach einem guten halben Jahr konnten wir die positiven Effekte von
Jugger spüren: Mobbing ist zurückgegangen und ein gemeinsamer Sinn für
Fairness in diesem Sport ist entstanden. Außerdem sensibilisiert sich die
Selbstwahrnehmung, weil man immer wieder feststellen muss, ob man selbst
oder der Gegner zuerst getroffen wurde.
Was ist Jugger und wie geht es?
Jugger ist eine Mischung aus Rugby und Gladiatorenkämpfen: Zwei
Mannschaften à fünf Feldspieler versuchen den Jugg, den Spielball, in der
Mitte des Spielfeldes zu erobern und ins Platzierfeld (Mal) der gegnerischen
Mannschaft zu tragen. Vier der fünf Spieler sind mit sogenannten Pompfen
(Polsterschlägel) ausgestattet, den Spielgeräten des Juggerns. Wird ein
Spieler von einer solchen Pompfe getroffen, kann er eine Zeit lang nicht ins
Spielgeschehen eingreifen. Der fünfte Spieler, der Läufer, trägt keine
Pompfe. Er ist der Einzige, der den Jugg in die Hand nehmen darf. Seine
Aufgabe ist es, geschützt durch seine Mitspieler den Jugg zu platzieren und
damit zu punkten.
Regeln
Das Spielfeld misst 20 x 40 Meter. Jede Mannschaft besitzt an ihrer Feldseite
ein donutförmiges Mal, das es zu schützen gilt. Als Spielball dient ein
künstlicher Hundeschädel (Jugg) aus Schaumstoff, ein Rugby-Ei oder ein
rosa Grunzschwein (Hundespielzeug). Jedes Team besteht aus fünf Spielern:
ein Läufer (Quick), ein Kettenmann und drei Kämpfer (Pompfer). Dazu sind
maximal drei Ersatzspieler erlaubt. Der Quick ist unbewaffnet und darf als
Einziger den Jugg aufnehmen.
Die Zeitmessung geschieht ursprünglich durch das Werfen von 100
einzelnen Steinen an ein Eisenblech. Heute nimmt man stattdessen
Schlaghölzer, Snares oder elektronisches Echolotpiepen. Jedes Spiel
besteht aus zwei Hälften von jeweils 100 Steinen Länge. Dabei entspricht ein
Stein etwa 1,5 bis 2 Sekunden. Zu Beginn jedes Spielzuges stellen sich die
Teams an ihren Feldseiten auf, der Jugg liegt in der Mitte des Feldes. Auf das
Kommando „3, 2, 1 Jugger“ stürmen beide Mannschaften aufeinander zu.
Die Läufer versuchen, den Jugg zu nehmen und ihn in das gegnerische Mal
zu stecken. Ist dies geschafft, so bekommt die Mannschaft einen Punkt, und
ein neuer Spielzug beginnt. Wird ein Spieler von einer Pompfe getroffen, so
hat sich der getroffene Spieler auf den Boden zu knien und muss fünf Steine
lang aussetzen. Wird er von der Kette getroffen, dauert die Auszeit sogar
acht Steine. Hand- und Kopftreffer zählen nicht. Verlässt ein Spieler das
Spielfeld, bekommt er ebenfalls fünf Steine Strafe. Derart gesperrte
Gegenspieler können gepinnt werden, indem die eigene Pompfe auf den
knienden Spieler gelegt wird. Dieser darf erst wieder aufstehen und
weiterspielen, wenn sowohl seine Auszeit abgelaufen ist, als auch das
Pinnen aufgehoben wurde.
Als Pompfen kommen u. a. Stäbe von bis zu zwei Metern Länge zum
Einsatz. Bei diesen müssen stets beide Hände an der Grifffläche sein.
Weiterhin erlaubt sind auch zweihändig geführte Langpompfe von bis zu 1,4
Metern Länge und Kurzpompfe (85 Zentimeter), entweder doppelhändig oder
mit Schild geführt. Alle Sportgeräte sind gut gepolstert, harte oder gar scharfe
Sportgeräte sind verboten! Die 3,2 Meter lange Kette besteht aus einem
Schaumstoffball an einer Plastikkette mit Handschlaufe und ist zu schwingen.
Die Kämpfer dürfen ausschließlich mit ihren Pompfen Treffer landen. Läufer
dürfen nur den jeweils gegnerischen Läufer angreifen, hier ist nur Ringen,
Schubsen und Stoßen erlaubt. Treten, Boxen, Beißen usw. ist streng
verboten!
Obwohl Jugger auf den ersten Blick wild aussieht, ist es eine Sportart, in der
es extrem wenig Verletzungen gibt und auf Fairness höchsten Wert gelegt
wird. Auf Turnieren wird oft sogar ohne Schiedsrichter gespielt und somit auf
die Ehrlichkeit der Spieler vertraut. Jugger trainiert die Konzentration, das
periphere Sehen, die Kommunikation innerhalb eines Teams und zusätzlich
bringt Jugger allerhand aggressionsabbauende Effekte mit sich. Das andere
große Thema ist Eigen- und Fremdwahrnehmung und Selbstdisziplin gepaart
mit Konfliktlösungskompetenzen.
Was brauchen wir zum loslegen?
•
8 bis 16 Menschen, die Bock auf Jugger haben
•
ein Pompfenset – am besten selbst bauen, das sind so 300 Euro
Materialkosten
•
eine Wiese so 15/20 mal 30/40m groß
•
Lust und einen Termin für einen frühzeitigen Turnierbesuch – zum
Mitspielen versteht sich
Informationen gibt es hier:
www.jugger.de
www.pompfenshop
www.turniere.jugger.org
Wenn ihr selbst etwas bauen wollt, wendet euch gern an Kai Bißbort.
So, und jetzt los, lernt die objektiv schönste Sportart der Welt kennen und
nutzt sie im Rahmen eures ECs!
Herunterladen