Jennys Aufsatz 4

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GERST 3050
Aufsatz 4
Jianing Ying
Thema 4
Eine Missetat/Ein Verbrechen ohne Absicht
Über Frischs Biedermann und die Brandstrifter
Das Theaterstück „Die Biedermann und die Brandstifter“ spielt in einer kleinen
Stadt. Gottlieb Biedermann, die Hauptfigur in dem Stück, ist ein Geschäftsmann und das
Stück fängt mit einer Szene an, in der Herr Biedermann eine Zeitung liest und eine
Zigarre raucht (Frisch, S. 12). In der Zeitung sieht er wieder eine Nachricht über eine
Brandstiftung. Herr Biedermann sagt: „Aufhängen sollte man sie.“ (Frisch, S. 12) Die
Brandstifter geben sich als harmlose Hausierer aus, damit sie ins Haus gehen dürfen.
Dann übernachten sie im Dachboden und stecken den Dachboden in Brand. Er denkt,
dass solche Sachen nie in seinem Haus geschehen werden, weil er diese Menschen nie in
sein Haus lassen würde.
In Kürze kommt der erste Brandstifter, Herr Schmitz. Er möchte mit Herrn
Biedermann sprechen, aber zuerst lässt Biedermann ihn nicht ins Haus und will ihn vor
der Tür stehen lassen. Er fragt sein Dienstmädchen, Anna, was der Hausierer braucht.
Als Anna „Menschlichkeit“ antwortet, verändert sich Biedermanns Attitüde (Frisch, S.
13). Er wollte den Hausierer im Flur draußen warten lassen und geht dann sofort, denn
er will kein Unmensch sein. Menschlichkeit scheint ein so wichtiges moralisches
Konzept, dass Herr Biedermann es besitzen möchte. Der Hausierer hat diesen
psychologischen Aspekt gut begriffen, und weiß, dass er so in die Häuser solcher Leute
wie Herrn Biedermann kommen kann.
Als Schmitz ins Haus kommt, begrüßt er Biedermann und widerspricht zuerst
Biedermanns Verdacht: „Ich bin kein Hausierer!“ (Frisch, S. 14) Er zeigt Biedermanns
Verdacht auf, bevor Biedermann etwas fragt, deshalb kann Biedermann im Moment
nichts sagen über seinen Verdacht. Dann versichert er Biedermann, dass er Ringer von
Beruf war, obwohl er jetzt arbeitslos und obdachlos ist. Deswegen bietet Biedermann
ihm ein Stück Brot zu essen und ein Glas Wein zu trinken an. Schmitz sagt höflich: „Nur
wenn ich nicht störe.“ (Frisch, S. 15) Deutlich ist Biedermann schon teilweise überzeugt,
dass Schmitz kein Brandstifter ist, weil er gut gebildet aussieht. Außerdem lobt Schmitz
Biedermann: „Männer wie Sie, Herr Biedermann, das ist’s, was wir brauchen!“ (Frisch, S.
16) Als Biedermann das hört, dass er noch Zivilcourage und ein regelrechtes Gewissen
hat, ist er fröhlich und auf sich selbst stolz. Er ist jetzt freundlicher zu Schmitz und er
erlaubt ihm auf dem Dachboden zu schlafen.
Auf der anderen Seite, als Herr Knechtling kommt, ist Biedermann sehr
unmenschlich als Arbeitsgeber. „Beteiligung an seiner Erfindung! Soll er sich unter den
Gasherd legen oder einen Anwalt nehmen – bitte! – wenn Herr Knechtling es sich leisten
kann, einen Prozeß zu verlieren oder zu gewinnen. Bitte! Bitte!“ (Frisch, S. 20) In
diesem Satz und Verhalten sehen wir keine Menschlichkeit von Biedermann.
Biedermann befiehlt Anna, Knechtling zu sagen, dass er Besuch hat. Aber der Besuch ist
eigentlich von dem Brandstifter, nur dass Biedermann schon seinen anfänglichen
Verdacht Schmitz gegenüber fortgeworfen hat, weil er das Lob von Schmitz mag und die
Wahrheit nicht denken will. Deshalb entlässt er Herrn Knechtling, weil er ihn „nicht
mehr braucht“ (Frisch, S. 27), geht aber mit dem Brandstifter vorsichtig um. An
Biedermanns zwei unterschiedlichen Verhalten beobachten wir, dass Biedermann eine
komplizierte Figur ist. Er ist unmenschlich und unsympathisch seinem Arbeitnehmer
gegenüber, während er doch einen Mann mit Menschlichkeit sein will.
Am nächsten Tag wachen Biedermann und seine Frau Babette auf, und Biedermann
sagt zu Babette mit Angst: „zum letzten Mal: Er ist kein Brandstifter!“ Er schreit Babette
und die ganze Welt an: „Wenn man jedermann für einen Brandstifter hält, wo führt das
hin? Man muß auch ein bißchen Vertrauen haben.“ (Frisch, S. 26) Aber tatsächlich ist
Biedermann argwöhnisch. Als Babette sagt, dass sie Schmitz ein Frühstück geben, aber
dann ihn auf den Weg schicken will, sagt Biedermann: “Tu das.“ (Frisch, S. 27) In seinem
Herz möchte Biedermann Schmitz nicht in seinem Haus haben, aber er möchte kein
Unmensch sein. Deshalb ist Babette die beste Person, um Schmitz aus dem Haus zu
werfen. In diesem Dialog zwischen Biedermann und Babette ist Biedermann auch ein
schlechter Ehemann. Er denkt sich nicht mit Babette zusammen wie eine Familie,
sondern als getrenntes Individuum. Er will Menschlichkeit haben, aber ob seine Frau
auch Menschlichkeit vor anderen Personen hat, ist ihm egal. Er benutzt Babette, um
seine wahre Idee zu überbringen. In dem ganzen Stück behandelt Biedermann Babette
nicht wie seine geliebte Frau, ständig kommandiert er Babette, etwas zu tun. Er sagt,
dass Babette herzkrank ist, aber er spricht mit Babette ohne Respekt. Manchmal zieht
Biedermann Babette auf, dass sie keinen Humor hat und den Witz nicht verstehen kann
(Frisch, S. 67).
Aber Schmitz eine wirksame Kommunikationsstrategie, und so kann Babette auch
Schmitz nicht hinauswerfen. Schmitz entschuldigt sich für seine fehlenden Manieren
und erzählt Babette von seiner schweren Kindheit. Es klingelt. Danach lässt Schmitz
eine andere Person, Eisenring, ins Haus, der ein ehemaliger Kellner ist. Als Biedermann
Eisenring trifft, ist er sehr ärgerlich und überrascht. Er sagt zu Schmitz und Eisenring:
„Sie verlassen mein Haus sofort, oder meine Frau ruft die Polizei!“ (Frisch, S. 35) Jedoch
spielt Eisenring die Art der Sprache, wie Schmitz es vorher gemacht hat, und sie bleiben
wieder im Haus. Der Fakt, dass er nun zwei Gäste hat, macht Biedermann ebenso
sprachlos wie die vielen Fässer mit Benzin, die er plötzlich auf dem Dachboden findet.
Ein Polizist kommt, um die Nachricht zu bringen, dass Herr Knechtling sich unter den
Gashahn gelegt hat (Frisch, S. 41). Als er nach den Fässern fragt, antwortet Biedermann,
dass es Haarwasser in den Fässern gibt. Seit diesem Moment ist Biedermann offiziell ein
Komplize.
Die Sorge und die Angst wachsen in Biedermann. Er möchte seine beiden Gäste
nicht als Feinde, sondern als Freunde. Deswegen lädt er Schmitz und Eisenring zum
Abendessen ein. Eisenring sagt: „Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste:
Sentimentalität. Aber die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und
nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“ (Frisch, S. 54) Biedermann ist
schon wehrlos, auch wenn er die Zündkapsel und die Zündschnur sieht. Die Wahrheit ist
sehr klar; beide Bandstifter haben fast alles vor ihm gezeigt. Aber er ist bereits
ohnmächtig.
Am Ende der 5. Szene gesteht Biedermann dem Publikum, dass er längst einen
Verdacht gehabt hat, und fragt: „Aber was sollte und konnte ich tun?“ (Frisch, S. 66)
Beim Abendessen trinkt Biedermann mit Schmitz und Eisenring auf ihre sogenannte
Freundschaft. Danach hört man ferne Sirenen. Biedermann ist zuerst erleichtert, dass es
nicht bei ihm brennt. Aber Eisenring erklärt, dass sie immer die Feuerwehr erst vom
Tatort fortlocken würden. Biedermann ist nun verzweifelt. Trotzdem hält er noch an
der Überzeugung fest, dass Schmitz und Eisenring keine Brandstifter sind. Er steckt
ihnen sogar heimlich die Streichhölzer zu, um sein Vertrauen zu beweisen. Dann geht
Biedermanns Haus in Flammen auf und explodiert.
Dieses Theaterstück erzählt eine Geschichte, in der eine normale Person eine große
Missetat ohne vorherige Absicht getan hat. Die Physiognomie Biedermanns, wie Max
Frisch ihn im Stück zeigt, ist vielfältig. Er ist bestimmt kein guter Arbeitgeber oder
Ehemann. Seine Frau sagt, dass er zu gutmütig ist, und das sei der Grund, warum er auf
diesen falschen Weg gelangt sei. Allerdings ist sein Verhalten als Arbeitsgeber und
Ehemann überhaupt nicht gutmütig. Er schließt seine Augen vor Opfern, die ihn nicht
zur Aufmerksamkeit zwingen können.
Das ganze Stück spielt in Biedermanns Haus. Vielleicht bedeutet sein Haus eine
Grenze von Publikum und Privatbereich, und der Ort hat wahrscheinlich auch die
Auswirkung, dass Biedermann eigennützig ist. Als er Schmitz und Eisenring ins Haus
einlässt und später die Zerstörung erlaubt und sogar dabei hilft, denkt Biedermann nur
über sich selbst und seine „Menschlichkeit“ nach. Biedermann hat total vergessen, dass
das Verbrechen seine Nachbarn und die ganze Stadt vernichten wird. Dieser Gegensatz
und diese Komplexität sind vielleicht auch die Bedeutung der Topographie des Hauses
in dem Stück, wo wir den Dachboden oben und den Wohnbereich unten gleichzeitig
sehen. Normalerweise interpretieren wir „oben“ das Bewusstsein und „unten“ die
Bewusstlosigkeit. Das ist eine Überraschung, weil wir meistens denken würden, dass
Biedermann die Person mit dem Bewusstsein ist und dass das, was oben im Dachboden
geschehen ist, unbewusst ist. Aber Biedermann ist eigentlich bewusstlos, weil er die
Missetat ohne Intention gemacht hat, während Schmitz und Eisenring zumindest von
Anfang wissen, was sie tun werden.
Biedermann ist ein Vertreter der bürgerlichen Klasse. Menschen von dieser Klasse
sind in der Mittelschicht, die zwischen der Oberschicht und der Unterschicht ist. Sie
möchten reicher werden und machen manchmal unmoralische Sachen, um größeren
Profit zu verdienen in ihrem Geschäft. Gleichzeitig möchten sie auch
„Menschlichkeit“ und einen guten Ruf haben. Deshalb ist ihr moralischer Standard in
sich widersprüchlich.
Referenz:
1. Frisch, Max. 1957. Biedermann und die Brandstifter.
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