Biologie 11, Herr Blaurock 5.2 Vektoren und Selektion: Begriffe und Definitionen Die Aufgabe eines Vektors ist der Transport eines DNA-Abschnitts in eine Zielzelle. Daher werden sie auch als „Gentaxi“ bezeichnet. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Vektoren. Plasmide sind ein typischer Vektor und können genutzt werden um DNA in Bakterienzellen einzuschleusen. Plasmide sind in der Zelle nicht in das große Bakterienchromosom eingebaut, sondern liegen als separater DNARing im Cytoplasma vor. Diese DNA wird jedoch vom Bakterium genauso verwendet (transkribiert) und, falls auf dem Plasmid ein Rekplikationsstartpunkt (kurz ori für „origin of replication) liegt, bei der Zellteilung repliziert und an die Tochterzellen weitergegeben. Die gentechnische Veränderung eines Plasmids findet außerhalb des Bakteriums statt. Hierzu muss sowohl der gewünschte DNA-Abschnitt aus dem Ursprungschromosom ausgeschnitten als auch das Plasmid an der Einbaustelle aufgetrennt werden. Dazu verwenden Gentechniker ein Restriktionsenzym das bestimmte DNA-Sequenzen erkennen und auftrennen kann. Die DNA kann dabei glatt durchgeschnitten werden, so entstehen sogenannte blunt ends, oder aber es stehen nach dem Schnitt am 3‘- bzw 5‘-Ende einige Basen über, die sogenannten sticky ends. Letztere haben den Vorteil, dass zwei vom gleichen Enzym geschnittene Enden durch die Wechselwirkung der korrespondierenden DNA-Basen von selbst aneinanderhaften. Nach dem Einbau der rekombinanten DNA in das Plasmid muss noch das DNA-Rückgrat geschlossen werden. Hierzu dient, wie bei der DNA-Replikation, das Enzym Ligase. Ein DNA-Molekül, das im Labor (in vitro) durch gentechnische Methoden neu zusammengesetzt wurde bezeichnet man als rekombinante DNA. Aus dieser DNA entstehen rekombinante Proteine. Transformation und Selektion Das rekombinante Plasmid, auch Hybridplasmid genannt, muss nun in Bakterienzellen eingebracht werden. Dieser Vorgang wird als Transformation bezeichnet. In der Gentechnik wird hierzu die Zellwand der Bakterien durch Zugabe von Calciumchlorid oder mithilfe von Ultraschall durchlässig gemacht, im Anschluss nehmen die Zellen die Plasmide teilweise selbstständig auf. Nach der Transformation müssen schließlich diejenigen Bakterien aussortiert werden, die kein Hybridplasmid bzw. ein Plasmid ohne die rekombinante DNA aufgenommen haben. Dieser Vorgang wird als Selektion bezeichnet. Ein Typ der Selektion beruht darauf, dass die richtigen Bakterien an Proteinen, die durch die rekombinante DNA produziert werden, erkannt werden können (beispielsweise durch fluoreszierende Eigenschaften unter UV-Licht [GFP, green flourescent protein]). Alternativ wird ein Selektorprotein durch einen Plasmidabschnitt codiert, in dem die Bindungsstelle des Restriktionsenzyms liegt. Im rekombinanten Plasmid ist die Proteinsequenz durch die neue DNA unterbrochen und das Selektorprotein wird durch die gewünschten Bakterien nicht mehr hergestellt (beispielsweise ein Enzym, dass Indikatormoleküle färbt: Nicht gefärbte Bakterien enthalten das gewünschte Plasmid). In diesem Fall müssen aber Bakterien ganz ohne Plasmid zuerst aussortiert werden. Dies geschieht meist durch eine Antibiotikaresistenz, deren Gen auf einem anderen Plasmidabschnitt liegt. Die Selektion kann aber auch rein aufgrund von Antibiotikaresistenzen erfolgen (siehe Rückseite). Gene die der Selektion dienen heißen Markergene. Biologie 11, Herr Blaurock 5.2 Vektoren und Selektion: Selektion durch Antibiotikaresistenzen Die Abbildung rechts stellt die sogenannte „Stempeltechnik“ zur Selektion von transformierten Bakterienkulturen dar. Hierbei wird ein Plasmid mit zwei Markergenen für Antibiotikaresistenzen eingesetzt: eine Ampicilinresistenz sowie eine Tetracyclinresistenz in deren Gen die Schnittstelle für das eingesetzte Restriktionsenzym sitzt (Siehe Abbildung 1 auf Natura 11, Seite 113). a) Kreuze die unten dargestellten Bakterientypen (ohne Plasmid, mit ursprünglichem Plasmid, mit Hybridplasmid) aus, die auf den zwei Nährmedien nicht vorkommen. Begründe deine Antwort kurz. Master plate: Begründung: Das Resistenzgen liegt auf dem Plasmid, alle transformierten Bakterien besitzen also die Ampicilinresistenz und können überleben. Replica plate: Begründung: Das Resistenzgen für Tetracyclin liegt zwar auf dem Plasmid, die Sequenz wird aber durch den Einbau der fremd-DNA unterbrochen und geht damit im Hybridplasmid verloren. b) Markiere auf der Abbildung zur Stempeltechnik diejenigen Kolonien auf der master plate, die das Hybridplasmid enthalten. Die Kolonien von der master plate, die bei der replica fehlen. Zusatzaufgaben (schriftlich ins Heft unter der Überschrift 5.2 Vektoren und Selektion) 1) Bei der Selektion durch Antibiotika werden zwei unterschiedliche Antibiotikaresistenzen benötigt, ein Resistenzgen alleine reicht nicht aus. Erkläre. 2) Restriktionsenzyme erkennen meist ihre Schnittstelle an palindromischen DNA-Sequenzen (sprich Sequenzen, die aus 3‘/5‘-Richtung abgelesen auf beiden Strängen identisch sind), wo ein DNA-Molekül aufgetrennt werden soll. Schreibe ein Beispiel für eine palindromische Sequenz auf (beide Stränge!). Erkläre welchen Vorteil diese Ansatzstelle für das Enzym hat. 3) Der Austausch von Plasmiden zwischen zwei Bakterien gleicher Spezies ist einer der Möglichkeiten zum Gentransfer bei Eukaryoten (die sich ansonsten genetisch identisch teilen). Erkläre anhand der kennengelernten Beispiele welchen Vorteil die Transformation für Bakterien in der Natur haben könnte. 4) Sogenannte multiresistente Erreger (MRE), die Resistenzgene gegen mehrere Antibiotika tragen, sorgen jährlich für tausende Tode. In der Tierhaltung ist das Problem noch dramatischer. Versuche mithilfe deines Wissens zu erklären, warum der Abbruch einer Antibiotikabehandlung dazu führt, dass vermehrt resistente Keime auftreten. Recherchiere zuhause, was die moderne Medizin gegen MRE unternimmt.