Heinrich Heine-Biographie

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Heinrich Heine - Biographie
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1 Über Heine
"... wenn der dumme Junge was gelernt hätte, braucht er nicht zu
schreiben Bücher"
"Heine, Schriftsteller, mittlere Statur,
spitze Nase und spitzes Kinn, betonter
israelitischer Typus, ein Wüstling, dessen
müder Leib die Erschöpfung bekundet."
Signalement eines
preußischen Polizeispitzels
an einem deutschen Wintertag
Helga M. Novak
an einem deutschen Wintertag
da traf ich einen Mann
der mit einem Köfferchen
gerad aus Frankreich kam
ich sagt ich hätt einen deutschen Pass
und könnte doch nicht reisen
da hat er mich nur ausgelacht
sein Blick liess mich vereisen
ich sprach von unsrer Jahreszeit
und sagte wie ich heiss
- dein Name interessiert mich nicht
und deutscher Schnee ist ewig weiss -
dann meint er nebenbei zu mir
- sei nur ein Narr und weine
wie ichs vor hundert Jahren tat
ich heisse Heinrich Heine -
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2 Heinrich Heine und Helga M. Novak
Auf der vorigen Seite stehen zwei Schriftstellernamen: Heinrich Heine und
Helga M. Novak (die in ihrem Gedicht über Heine schreibt).
a Checke im Internet (Wikipedia Deutsch: www.wikipedia.de), wer die beiden
sind. Notiert sehr kurz eure Feststellungen:
Heinrich Heine
……………………………………………………………
……………………………………………………………
…….……………………………………………………..
Helga M. Novak
……………………………………………………………
……………………………………………………………
…….……………………………………………………..
b Warum – denkt ihr – schreibt Novak in ihrem Gedicht über Heine?
Notiert eure Vermutungen erst einfach mal.
…………………………………………………………………………………………………………………………
3 Heine-Biographie
Lest jetzt die Heine-Biographie auf dieser und den nächsten Seiten.
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Heinrich Heine - Dichter der Liebe, Abenteurer, Revoluzzer?
Heinrich Heine ... wahrscheinlich der berühmteste Düsseldorfer aller Zeiten. Und
trotzdem - als 1972 die Studentenschaft der Düsseldorfer Universität vorschlug, ihre
Universität nach Heine zu benennen, erregte sich das städtische und akademische
Establishment über alle Maßen - mit Erfolg. Erst ein nächster Anlauf, 1989, würde
gelingen: seit dem 1. April 1989 hat Düsseldorf seine Heinrich-Heine-Universität, fast
anderthalb Jahrhunderte nach dem Tod des Schriftstellers. Eins macht diese Affäre
deutlich: mit Heine hat es in Deutschland offensichtlich eine besondere Bewandtnis.
Einfach macht er es seinen Landsleuten denn auch nicht: Jude, Napoleonverehrer,
sehr kritisch Deutschland gegenüber, Wahl-Pariser und immer bereit zu krassen
Äußerungen, z.B.:
o über die Offiziere der (damals noch preußischen) Armee:
Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengerade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock,
Womit man sie einst geprügelt.
[in: Deutschland, ein Wintermärchen]
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Heinrich Heine - Biographie
o über die kleine Universitätsstadt Göttingen:
Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem
Rücken ansieht.
...
Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten,
Professoren, Philister und Vieh, welche vier Stände doch nichts weniger als
streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste.
[in: Die Harzreise]
o und über die zu Heines Zeiten übliche Buch- und Zeitschriftenzensur (wobei von
der Zensur beanstandete Stellen nicht gedruckt werden durften und mit einem Strich
markiert wurden):
KAPITEL 12
Die deutschen Zensoren --------------------------------- - - - - - - - - Dummköpfe
---------------------------------
-
-
-
-
-
-
[in: Ideen. Das Buch Le Grand]
Es versteht sich von selber: wer so formuliert, ruft Reaktionen hervor. Und das ist
denn auch der Fall. Wobei sich die Künstler fast durchgängig als Heine-Bewunderer
entpuppen und das Establishment bis heute äußerst reserviert bleibt.
Nicht nur Künstler wie die Dichterin Helga M. Novak haben sich über Heinrich Heine
(1797-1856) geäußert. Der bekannte, einflussreiche und wegen seines scharfen
Urteils gefürchtete Literaturkenner und -kritiker Marcel Reich-Ranicki, aus keiner
ernst zu nehmenden literarischen Fernsehshow wegzudenken, schreibt: "Keiner der
großen deutschen Dichter wurde ausgiebiger beschimpft und hartnäckiger bekämpft.
Und keiner hat häufiger zu erbitterten Auseinandersetzungen Anlass gegeben, bei
denen es so häufig umso weltbewegende Fragen ging, ob mit seinem Namen eine
Straße oder Universität bezeichnet und ob und wo er mit einem Denkmal oder auch
nur mit einer Gedenktafel geehrt werden sollte. Kein deutscher Poet hat ein
ähnliches Echo im Ausland gefunden. Und keiner wurde so oft und so konsequent
mit demagogischen Argumenten und mit falsch zitierten Äußerungen sowohl
angegriffen als auch verteidigt."
[Zitate aus: Geständnisse - Heine im Bewusstsein heutiger Autoren. Droste Verlag,
Düsseldorf 1972]
"... wenn der dumme Junge was gelernt hätte, braucht er nicht zu
schreiben Bücher."
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Das seufzte der reiche Hamburger Bankier Salomon Heine über seinen
berühmten Neffen. Seinerseits biss 'der dumme Junge' dem Onkel einmal
wütend zu:
"Das Beste was an Ihnen ist, besteht darin, dass Sie meinen Namen
tragen."
Man sieht: Heinrich Heine - mit Goethe und Schiller Deutschlands bekanntester
Schrifsteller - hat etwas. Harry Heine - so heißt er eigentlich, erst als er sich 1825 aus
Karrieregründen christlich taufen lässt, nimmt er den Vornamen Heinrich an - wurde
am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf aus jüdischen Eltern geboren:
"... dort bin ich geboren, und ich bemerke dieses ausdrücklich für den
Fall, dass etwa, nach meinem Tode, sieben Städte - Schilda, Krähwinkel,
Polkwitz, Bockum, Dülken, Göttingen und Schöppenstadt - sich um die
Ehre streiten, meine Vaterstadt zu sein. Düsseldorf ist eine kleine Stadt am
Rhein, es leben da 16.000 Menschen, und viele hunderttausend
Menschen liegen noch außerdem da begraben.
...
Auch der kleine Wilhelm liegt dort, und daran bin ich schuld. Wir waren
Schulkameraden im Franziskanerkloster und spielten auf jener Seite desselben, wo
zwischen steinernen Mauern die Düssel fließt, und ich sagte:
"Wilhelm, hol doch das Kätzchen, das eben hineingefallen"- und lustig
stieg er hinab auf das Brett, das über dem Bach lag, riss das Kätzchen
aus dem Wasser, fiel aber selbst hinein, und als man ihn herauszog, war
er nass und tot. Das Kätzchen hat noch lange Zeit gelebt."
[in: Ideen. Das Buch Le Grand, Capitel 6]
Damals wurde die Stadt vom napoleonischen Frankreich beherrscht - für die jüdische
Kolonie ein Segen: die jahrhundertelange systematische Diskriminierung war auf den
Wellen von liberté, égalité und fraternité erheblich abgeschwächt. Heine ist denn
auch zeit Lebens positiv über Frankreich und die Franzosen geblieben. Seine Ideen
über Napoleon hat er später revidiert, je klarer ihm der tyrannische Charakter von
Napoleons Herrschaft wurde.
Heines junggestorbener Vater war Kaufmann und Armenpfleger - von letzterer,
ehrenamtlicher Rolle erinnert sich der Sohn:
"Einer nach dem andern kam, seine Tüte in Empfang zu nehmen, und
mancher erhielt zwei: die große Tüte enthielt das Privatalmosen meines
Vaters, die kleine das Geld der Armenkasse.
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Ich saß auf einem hohen Stuhle neben meinem Vater und reichte ihm
die Tüten. Mein Vater wollte nämlich, ich sollte lernen, wie man gibt, und
in diesem Fache konnte man bei meinem Vater etwas Tüchtiges lernen.
Viele Menschen haben das Herz auf dem rechten Fleck, aber sie
verstehen nicht zu geben, und es dauert lange, ehe der Wille des
Herzens den Weg bis zur Tasche macht; zwischen dem guten Vorsatz und
der Vollstreckung vergeht langsam die Zeit wie bei einer Postschnecke.
Zwischen dem Herzen meines Vaters und seiner Tasche war gleichsam
schon eine Eisenbahn eingerichtet. Daß er durch die Aktionen solcher
Eisenbahn nicht reich wurde, versteht sich von selbst. Bei der Nord- oder
Lyon-Bahn ist mehr verdient worden."
[in: Memoiren]
Heines Jugend in Düsseldorf war glücklich, das Verhältnis zu den Eltern liebevoll.
Das merkt man auch am Stil seiner Memoiren - ironisch: ja; zynisch: nie. Besonders
der Vater wird darin ausführlich beschrieben:
"Eine grenzenlose Lebenslust war ein Hauptzug im Charakter meines
Vaters, er war genusssüchtig, frohsinnig, rosenlaunig. In seinem Gemüte
war beständig Kirmes, und wenn auch die Tanzmusik nicht sehr
rauschend, so wurden doch immer die Violinen gestimmt. Immer
himmelblaue Heiterkeit und Fanfaren des Leichtsinns. ...
Er redete den Dialekt Hannovers, wo, wie auch in der südlichen
Nachbarschaft dieser Stadt, das Deutsche am besten ausgesprochen
wird. ...
In der Sprache der Düsseldorfer merkt man schon einen Übergang in das
Froschgequäke der holländischen Sümpfe. Ich will der holländischen
Sprache beileibe nicht ihre eigentümlichen Schönheiten absprechen,
nur gestehe ich, dass ich kein Ohr dafür habe."
[in: Memoiren]
Schwer war für den jungen Harry nach der Gymnasialzeit der Übergang ins ernste
Leben: er kam auf Wunsch der Mutter zu seinem Onkel Salomon nach Hamburg, als
Volontär an dessen Bank. Das klappte nicht besonders. Ein zweiter Anlauf als
Textilkaufmann in London - wiederum mit Unterstützung durch Onkel Salomon - ging
auch schief: Heines Verhältnis zu Geld war - gelinde gesagt - etwas einseitig. Selber
sah er das anders: sein ganzes Leben beklagte er sich über die Knauserigkeit seines
Onkels. Wie dem auch sei - 1819 ermöglichte dieser dem Neffen einen dritten Anlauf:
ein Studium der Rechte. Und obwohl Heines Herz nun nicht gerade juristisch
orientiert war, klappte es diesmal. Der junge Student war übrigens gern im Hause
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seines Onkels. Er hatte sich - wohl auch unter dem verlockenden Einfluss von des
Onkels Millionen - heftig in seine hübsche Cousine Amalie verliebt. Die mochte zwar
einen Flirt, weiter aber zu Heines bitterer Enttäuschung nichts und heiratete einen
Mann 'von Stand'.
Dieser unglücklichen Liebe verlieh der abgewiesene Liebhaber in oft romantischen,
oft auch sarkastischen Tönen Ausdruck, in Liebesgedichten, die ihn schon jung
berühmt machten. 1821 erschien so Heines erste Lyriksammlung "Junge Leiden",
1823 gefolgt von "Lyrisches Intermezzo" und "Die Heimkehr". 1827 fasste er das
Material - ergänzt um lyrische Teile aus seinen "Reisebildern" - zum "Buch der
Lieder" zusammen, das ihm internationale Anerkennung brachte. Hier zwei Beispiele:
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumte, du lägest im Grab.
Ich wachte auf, und die Träne
Floß noch von der Wange herab.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumt', du verließest mich.
Ich wachte auf und weinte
Noch lange bitterlich.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumte, du bliebest mir gut.
Ich wachte auf, und noch immer
Strömt meine Tränenflut.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
[in: Lyrisches Intermezzo]
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer
und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.
[in: Die Heimkehr]
In dieser frühen Lyrik ist der Einfluss der gefühlsbetonten Romantik stark spürbar.
Immer mehr aber bricht Heines oft sarkastisches Realitätsgefühl durch, indem er mit einem unerwarteten Dreh - die in einem Gedicht sorgfältig aufgebaute
romantische Atmosphäre auflöst, abbricht. Literaturwissenschaftler sprechen von der
sogenannten 'romantischen Ironie':
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Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lange und bang.
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein, sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter,
Und kehrt von hinten zurück.
[in: Neue Gedichte]
Heine studierte in Hamburg, Bonn, Göttingen und Berlin. Er war - was die Franzosen
nennen - ein 'homme à femmes': Nachdem er sein Glück noch bei Amaliens
Schwester Therese versucht hatte und auch von ihr abgewiesen wurde, stürzte er
sich in Frauengeschichten jeder Art. Mit der Folge, dass er sich vermutlich die
damals praktisch unheilbare Geschlechtskrankheit Syphilis zuzog, woran er,
nachdem er fast acht Jahre lang gelähmt das Bett hüten - selber sprach er bitter von
seiner 'Matratzengruft' - musste, 1856 nach schwerem Leiden starb.
In Berlin kam Heine gerne in die literarischen Salons jener Zeit, was seine Lust zum
Schreiben sehr anregte. Von Göttingen aus hatte er eine lange Fußreise durch den
Harz gemacht (bei welcher Gelegenheit er auch eine Audienz hatte beim
altehrwürdigen Goethe, der ihn übrigens überhaupt nicht mochte). 1826 publizierte er
den aufsehenerregenden Bericht der Reise, das erste einer Serie von insgesamt vier
'Reisebildern': "Die Harzreise". Womit er seinen Ruhm befestigte. Und von seinem
späteren festen Verleger Julius Campe entdeckt wurde, zu dem er ein vergleichbares
Hass-Liebe-Verhältnis entwickelte wie zum Onkel Salomon. Dauernd hatten Campe
und Heine Krach miteinander: über Geld, verspätete Manuskripte, Druck- und Papierqualität (den dritten Band der 'Reisebilder' zum Beispiel verglich Heine in einem
heftigen Brief an Campe mit der kaputten, alten, ungewaschenen Unterhose, die er,
Heine, tragen müsse, weil ihm der Verleger so schamlos wenig bezahle). Bis auf den
heutigen Tag aber ist Campe der Heine-Verlag geblieben.
1825 promovierte er zum Doktor der Rechte, ließ sich taufen und nannte sich von
nun an Heinrich Heine. Den Taufschein bezeichnete er ironisch als sein 'Entreebillett
zur Kultur'. Aber eine Stelle fand der ehemals jüdische Doktor der Rechte nicht: Der
Antisemitismus war eben zu stark, und die Mächtigen wussten Heines freche
Äußerungen auch nicht all zu sehr zu schätzen.
1828 schien das Glück Heine dann doch zuzulachen. Er war in München als
Redakteur einer Zeitschrift tätig und hoffte - durch die Vermittlung eines Freundes
des bayrischen Königs - auf eine Professur an der Universität München. Aber auch
hier gewann die Anti-Heine-Lobby. Man kann natürlich spekulieren, was weiter
geworden wäre, wenn ...
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Heinrich Heine - Biographie
Vielleicht war der Gang der Dinge für den Künstler Heine nicht so schlecht, im
Nachhinein: ob er sonst heute zur absoluten literarischen Spitze gehört hätte?
Die Basis für diese Spitzenposition bildet sein lyrisches Werk - das von berühmten
Komponisten mit Vorliebe vertont wurde, man denke zum Beispiel an Robert
Schumanns "Dichterliebe" (1840), einen Liederzyklus aus Heines "Buch der Lieder".
Auch die 'Reisebilder' sind Grundelemente für Heines Ruhm. Zusammen mit "Die
Harzreise" war 1826 auch "Die Nordsee" erschienen. Heine war damit der erste
deutsche Dichter, der das Meer thematisiert. Der Erfolg war enorm, und Campe trieb
seine Entdeckung an, möglichst schnell fortzufahren. Bereits 1827 kam so der zweite
Band: eine Fortsetzung von "Die Nordsee" und das autobiografisch gefärbte "Ideen.
Das Buch Le Grand": Jugenderinnerungen aus dem napoleonischen Düsseldorf - Le
Grand war ein französischer Trompeter, der einige Zeit bei den Heines einquartiert
war, und den der junge Harry sehr mochte - vermischt mit Tiraden gegen das allzu
brave deutsche Kleinbürgertum, politischer Satire, Angriffen auf die Zensur.
Heine war, als der zweite Band seiner Reisebilder erschien, auf Reisen, in England.
Nicht zufällig, denn er befürchtete polizeiliche Maßnahmen. Die Reaktionen waren
tatsächlich heftig. Campe jedoch war nicht ängstlich veranlagt und wusste genau, wie
weit er als Verleger gehen konnte: Die 'Reisebilder' blieben normal lieferbar.
Zu Campes Frustration - sein neuer Starschriftsteller verkaufte prima, und besonders
das "Buch der Lieder" war ein Kassenmagnet - erschienen die Bände 3 und 4 der
'Reisebilder' (Band 3: "Die Reise von München nach Genua" und "Die Bäder von
Lucca"; Band 4: "Die Stadt Lucca" und "Englische Fragmente") erst mit großer
Verzögerung, 1829 und 1831. Die italienische Trilogie war das Ergebnis einer Reise
nach Italien, die Heine 1828 gemacht hatte, zum Teil gewiss auch, um die
Enttäuschung darüber zu vergessen, dass er die erhoffte Münchener Professur nicht
bekommen würde.
Kein Wunder, dass er kräftig um sich schlug. Selber sagte er in einem Brief: "Der 3.
Band soll noch fürchterlicher ausgerüstet werden, das Kaliber der Kanonen
soll noch größer ausfallen, und ich habe schon ein ganz neues Pulver dazu
erfunden."
Und tatsächlich - Heines Pulver war kräftiger als je. Er mischte auf unnachahmliche
Weise Reiseimpressionen und Landschaftsbeschreibungen mit erzählerischen
Elementen, Fiktion und kräftigen Satiren. Wobei Übereinstimmungen mit wirklichen
Personen nie zufällig sind. Gnadenlos verspottet Heine Menschen und Institutionen,
mit denen er noch eine Rechnung zu begleichen hat.
Trotz der satirischen Schärfe wusste der schlaue Campe die preußische Zensur
immer wieder auszutricksen, bis auf den 4. Band. Der wurde sofort nach Erscheinen
verboten. So war es nicht verwunderlich, daß Heine - angezogen von der
Julirevolution - 1831 nach Paris zog. Von Anfang an fühlte er sich hier zu Hause. Er
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sprach - und schrieb - fließend Französisch und versuchte bewusst beizutragen zum
gegenseitigen Verständnis zwischen Deutschen und Franzosen. So entstanden
Werke wie "Französische Zustände" (1832) und "Die romantische Schule" (1836).
Zu vielen der in Paris lebenden deutschen Emigranten hatte er intensive Kontakte,
u.a. zu Karl Marx (den er zwar schätzte, aber dessen politische Überzeugung er nicht
teilte) und Ludwig Börne, wie er literarischer Vertreter des sogenannten 'Jungen
Deutschland'. Tragisch ist die Tatsache, dass beide Schriftsteller den Draht
zueinander nicht richtig finden konnten und ihr Verhältnis immer gespannter wurde,
was schließlich zu wütenden öffentlichen gegenseitigen Angriffen führte. Der Sache
des freiheitsliebenden 'Jungen Deutschland' war damit gewiss nicht gedient. Heine
blieb eben - bei aller Freiheitsliebe - der typische nichtpolitische Intellektuelle seiner
Zeit. Seine kulturellen Bekanntschaften umfassten viele große Namen der Zeit. Er
hatte Kontakte zu Komponisten und Musikern wie Berlioz, Liszt, Rossini und Chopin.
Aus der Welt der Literatur sind Victor Hugo und Georges Sand zu nennen.
Finanziell hatte Heine weniger Grund zu klagen, als er in Briefen glauben lässt. Er
arbeitete als Auslandskorrespondent für verschiedene deutsche Zeitungen und
Zeitschriften, damals wie heute ein gut bezahlter Job. Ab 1836 erhielt er für seine
Verdienste außerdem ein Jahrgeld der französischen Regierung.
Hinzu kamen dann noch die Royalties, die Campe ihm bezahlte. Man hat mal
errechnet, dass Heine jährlich alles in allem - in heutigem Geld - beinahe
hunderttausend Euro verdient haben muss. Hunger hat er also gewiss nicht gelitten.
Er hatte eben keinen Sinn für Sparsamkeit, ebenso wenig übrigens wie seine Frau
Mathilde (eigentlich: Crescentia Eugénie Mirat), eine Pariserin. Worunter beide nicht
sonderlich litten - sie liebten sich auf ihre Weise, obwohl von beiden manche
außereheliche Affäre bekannt ist.
Auch in Paris blieb Heine literarisch aktiv. Höhepunkte waren "Atta Troll" (1843),
erneut eine messerscharfe Satire, und besonders sein berühmtester Reisebericht,
Niederschlag des Besuches bei seiner Mutter in Hamburg, 1843, der ersten
Deutschlandreise, die er seit 1831 gemacht hatte: "Deutschland, ein Wintermärchen"
(1844).
Körperlich ging es mit Heine in dieser Periode rasch bergab, tragische Folge der
Geschlechtskrankheit, die er sich zugezogen hatte. Sein Gesichtsvermögen
verschlechterte sich rapide und Lähmungssymptome wurden immer deutlicher. Ab
Herbst 1848 war er bettlägerig, körperlich ein Wrack, geistig jedoch ungebrochen und
angriffslustig wie je, ohne Selbstmitleid. Seine Lyrik aus dieser Zeit zeugt in
eindrucksvoller Weise vom Kampf in der "Matratzengruft": "Romanzero" (1851). Er
blieb bis zuletzt produktiv, diktierte ein Gedicht nach dem anderen, verliebte sich
sogar noch wieder. Am 17. Februar 1856 gab er den Kampf auf. Er starb einsam, in
den Armen einer Krankenschwester. Wenige trauerten ihm nach. Drei Tage später
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Heinrich Heine - Biographie
wurde er auf dem Friedhof von Montmartre begraben. In den Worten des
niederländischen Biographen Snethlage:
"... een taaie rakker, die het leven hartstochtelijk beminde en eerst nadat alle
middelen van verweer volledig uitgeput waren, het hoofd gebogen en de
vlag gestreken heeft."
Sie erlischt
Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und Herrn und Damen gehn nach Haus.
Ob ihnen auch das Stück gefallen?
Ich glaub, ich hörte Beifall schallen
Ein hochverehrtes Publikum
Beklatschte dankbar seinen Dichter.
Jetzt aber ist das Haus so stumm,
Und sind verschwunden Lust und Lichter.
Doch horch! ein schollernd schnöder KLang
Ertönt unfern der öden Bühne;
Vielleicht daß eine Saite sprang
An einer alten Violine.
Verdrießlich rascheln im Parterr
Etwelche Ratten hin und her,
Und Alles riecht nach ranzgem Öle.
Die letzte Lampe ächzt und zischt
Verzweiflungsvoll, und sie erlischt.
Das arme Licht war meine Seele.
[in: Romanzero]
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a Unsere Vermutung in b war richtig/falsch, denn
………………………………………………………………………………………………………………………
b Ergänze folgende Übersicht anhand der Infos im vorangehenden Text
über Heine.
Heinrich Heine
geboren: ____ in _______________; gestorben _____ in ________________
Familienhintergrund: _____________________________________________
Ausbildung: _____________________________________________________
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Heinrich Heine - Biographie
Haltung Deutschland gegenüber: ____________________________________
Probleme mit deutschen Behörden: __________________________________
Liebes-Lebenslauf: _______________________________________________
Religion: _______________________________________________________
Position als Autor: ________________________________________________
Typisch für sein Werk: _____________________________________________
Reaktion der Deutschen auf ihn: _____________________________________
Heine-Universität Düsseldorf? _______________________________________
Euer Urteil über Heine (mehrere Kreuze möglich):
O tragisch O dumm O intelligent O fröhlich O erfolgreich
O liebevoll O _____
O sarkastisch
4 Heine-Quiz im Internet.
Testet jetzt eure Heine-Kenntnisse online: auf
ihr einen Quiz.
Notiert euer Resultat: …………………….. .
www.heinrich-heine-club.de
findet
5 Kurzes Intermezzo: Heine-Sprüche
1 In dunkeln Zeiten wurden die Völker am besten durch die Religion
geleitet, wie in stockfinstrer Nacht ein Blinder unser bester Wegweiser ist;
er kennt dann Wege und Stege besser als ein Sehender. Es ist aber
töricht, sobald es Tag ist, noch immer die alten Blinden als Wegweiser zu
gebrauchen.
2 Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch
Menschen.
3 Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine
Bemerkungen.
4 Die Handlungen eines Furchtsamen, wie die eines Genies, liegen
außerhalb aller Berechnungen.
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Heinrich Heine - Biographie
5 Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das
Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris.
a Oben findet ihr fünf berühmte Äußerungen von Heinrich Heine.
Welche gefällt euch am besten? Warum?
…………………………………………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………………………………………
b Die hier abgedruckten Heine-Zitate sind mehr als 150 Jahre alt. Gelten
sie auch heute noch? Gebt Beispiele.
1.
2.
3.
4.
5.
…
…
…
…
…
6 Hans Mayer: Heinrich Heine als Dichter
“Heinrich Heine war ein europäisches Ereignis und ein deutscher Skandal.”
Das sagte der Heine-Kenner Hans Mayer in einem berühmt gewordenen
Vortrag.
Was könnte das bedeuten?
Das heißt nach Mayer, dass einerseits Heines Werke in sehr sehr viele
Sprachen übersetzt wurden UND dass er in Deutschland zweimal zur
„Unperson“, persona non grata, erklärt wurde, nämlich
1. Im Jahre 1835, als seine Werke verbrannt wurden;
2. Zwischen 1933 – 1945, in der Nazi-Zeit, als unter seinem Gedicht
Loreley, das als Volkslied bekannt wurde, stand: Dichter unbekannt.
Was sind – laut Mayer - die Schlüsselerlebnisse im Leben Heinrich Heines?
1. Er war Jude. Als Jude hatte Heinrich Heine in Deutschland nicht die
gleichen Rechte wie nichtjüdische Deutsche.
2. Die Liebe zu seiner (niederländischen!) Mutter. Die äußert er auch in
“Deutschland ein Wintermärchen”. Darin geht es um eine Reise nach
Hamburg, die er 1843, nach einem langen Aufenthalt in Paris
unternimmt.
3. Die Französische Revolution und Napoleon. Erst Napoleon hat,
nachdem er Preußen geschlagen hatte, den “code civil” (jeder ist vor
dem Gesetz gleich) eingeführt. Erst jetzt ist er gleichberechtigt;
anfangs bewundert er Napoleon; das macht ihn für die Deutschen zu
einem Verräter.
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12
Heinrich Heine - Biographie
Über den Einzug der Franzosen in Deutschland schrieb er “Das Buch
Legrand”. Legrand war der Tambour, der den Franzosen bei ihrem
Einzug in Düsseldorf voranging. Später – nach Napoleons Fall –
schrieb er das berümte Gedicht: Die zwei Grenadiere.
Auch andere berühmte Deutsche sahen in Napoleon ein
Jahrhundertereignis:
Der Philosoph Friedrich Hegel: “Ich habe den Weltgeist zu Pferde
gesehen”
Der Dichter Friedrich Hölderlin: das Gedicht “Friedensfeier”
Ludwig von Beethoven: die Sinfonie “Eroica”
4. Die Romantik. Heine lebte zur Zeit der Romantik. Was ist die
Romantik?
a Die Romantik ist eine Strömung in der Kultur, die vom Ende des
18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte,
u.a. auf dem Gebiet der Literatur.
b Die Romantik stellt Gefühle zentral, zum Beispiel Liebe oder
religiöse Gefühle.
c Sie ist eine Reaktion auf die rationelle Aufklärung: „habe den Mut
dich deines Verstandes zu bedienen“ (also: mit der Vernunft, der
Ratio, Probleme lösen) und auf den Klassizismus: vollendete
Harmonie.
d Heute ist „romantisch“: idealisierend, gefühlvoll, zurück zur
heilen Welt.
Bei Heine werden die Gefühle der Romantik gleichzeitig auch
ironisiert. Das heißt: Heine schreibt hochromantische Verse, aber
am Ende kippt der Text und taucht die harte Realität auf. Ein
berühmtes Beispiel:
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang
Mein Fräulein seien sie munter,
Das ist ein altes Stück
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück
7 Romantik und Ironie
a Schaut mal nach in Wikipedia bei Romantik; dort findet ihr eine
Definition. Lest die Definition und ergänzt folgenden Satz:
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Heinrich Heine - Biographie
Die romantische Dichtart ist ……………..………………………..………….…….………….
………………………………………………………….…………………………..…………….……………….
b Beschreibt diesen Satz mit eigenen Worten (max. 30 Worte).
………………………………………………………….……………………………………….……………….…
……………………………………………………….……………………………………….…………………….
c Heinrich Heine schreibt Gedichte mit romantischer Ironie. Schlagt im
Wörterbuch nach, was Ironie bedeutet, und schreibt die Definition auf.
…………………………………………………………………………………………………………………………
…………………………..……………………………………………………………………………………………
d Denkt euch selber eine romantische Äußerung aus und „ironisiert“ sie
(max. 25 Worte).
……………………………………………………………………..…………………………………………………
……………………………..…………………………………………………………………………………………
8 Heinrich Heines Einfluss auf die Komponisten, die ihn lesen.
Viele damalige (und spätere) Komponisten lasen Heines Gedichte und
haben sie vertont.
Hier einige Beispiele:
Franz Schubert (1797-1827) wurde sehr vom “Buch der Lieder”
inspiriert und komponierte u.a. den Zyklus “Schwanengesang”. Titel
darin: Der Doppelgänger; Das Fischermädchen; Am Meere; Die
Stadt; Ihr Bild; Der Atlas
Johann Karl Gottfried Loewe (1796-1869): Die Lotosblume
Fanny Mendelssohn Hensel (1805-1847): Der Fichtenbaum; Es fällt
ein Stern herunter
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847):; Allnächtlich im Traume
Robert Schumann (1810-1856):Die alten bösen Lieder; Im
wunderschönen Monat Mai; Die Lotosblume; Du bist wie eine Blume;
Aus meinen Tränen sprießen; Die Rose, die Lilie…; Ich will meine
Seele tauchen; Ich grolle nicht; Hör’ ich das Liedchen klingen;
Allnächtlich im Traume seh’ ich dich; Aus alten Märchen winkt es;
Die alten bösen Lieder; Ich will meine Seele tauchen
Franz Liszt (1811-1886): Ein Fichtenbaum steht einsam; Die
Loreley; Du bist wie eine Blume; Vergiftet sind meine Lieder
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Heinrich Heine - Biographie
Robert Franz (1815-1892): Der Fichtenbaum; Die Lotosblume; Aus
meinen großen Schmerzen
Johannes Brahms (1833-1897): Der Tod, das ist die kühle Nacht; Es
schauen die Blumen alle;
Wilhelm Kienzl (1857-1941):Die Lotosblume
Hugo Wolf (1860-1903): Das ist ein Brausen und Heulen; Aus
meinen großen Schmerzen.
Richard Strauß (1864-1949): Mit deinen blauen Augen.
Hans Pfitzner (1869-1949): Es fällt ein Stern herunter.
Joseph Marx (1882-1964): Der Fichtenbaum
a Viele Gedichte von Heinrich Heine wurden vertont. Manche Gedichte
wurden sogar von mehreren Komponisten vertont. Welche?
.......................................................................................................
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b Dass so viele Gedichte von Heinrich Heine vertont wurden, bedeutet,
dass viele Komponisten seine Gedichte musikalisch sehr gut fanden.
Hat das mit der Form, mit dem Inhalt oder mit beidem zu tun?
…………………………………………………………………………………………………………………………
c Was soll dann an dem Inhalt oder an der Form oder an beidem gut
gewesen sein?
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d Hört euch die Vertonungen an in YouTube (www.youtube.com + passende
Suchwörter) von:
Fichtenbaum (2 x),
Aus meinen großen Schmerzen (Westphal),
Du bist wie eine Blume (2 x).
Welche gefallen euch? …………………………………………………………………………………..
Welche gefallen euch nicht?……………………………………………………………..……………
Gebt einen Grund dafür an.
Arbeitsgruppe Deutsch macht Spaß: www.deutschmachtspass.de
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