THEMA_Nr_6501_wirtschaftliche_Gliederung_Europas.

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THEMA Nr. 6141 zu 6/61/4 von: Thomas Heltschl ([email protected])1
KONTEXT
in der Themenauswahl („Themenpool“) des Schigymnasium Stams:
THEMA NR. 6 | Raumbegriff und Strukturierung Europas und der europäische Integrationsprozess
THEMENBEREICH:
Lernplanbezug:
6. Klasse: Vielfalt und Einheit – Das neue Europa
1. Raumbegriff und Strukturierung Europas und der europäische Integrationsprozess
Lernzielbezug:
 unterschiedliche Gliederungskonzepte Europas nach naturräumlichen, kulturellen, politischen
und ökonomischen Merkmalen begreifen; Erfassen des Europa-Begriffes
 die wichtigsten räumlichen und ökonomischen Auswirkungen des Integrationsprozesses der
Europäischen Union kennen
THEMA:
Die wirtschaftliche Gliederung Europas
SITUATIONS- UND PROBLEMBESCHREIBUNG:
Eine der wichtigsten Aufgaben europäischer Politiker ist das Erreichen hoher Kohärenz. In den Artikeln 158-162
des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft ist das Ziel verankert, eine harmonische Entwicklung
der Gemeinschaft als Ganzes zu fördern und eine Politik zur Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen
Zusammenhalts zu entwickeln, indem Entwicklungsunterschiede zwischen den Regionen verringert werden.
Nicht nur in der letzten Zeit kamen Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer gemeinschaftlichen Währung bei
mangelnder Integration der wirtschaftlichen Voraussetzungen, unterschiedlicher Entwicklungshöhe und
unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und Rechtslage bzw. –sicherheit auf. Der Default Griechenlands im Frühjahr
2012 macht deutlich, dass man den Disparitäten Europas zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat. Wie
unterschiedlich sind denn die Staaten Europas?
AUFGABENSTELLUNG:
1.
2.
3.
4.
1
Geben Sie einen allgemeinen Überblick über wirtschaftliche Merkmalsausprägungen unter
Verwendung der beigefügten Abbildungen.
Beschreiben Sie die Klassifikation der Städte in Europa und isolieren Sie die wesentlichen
Agglomerationen oder Aktivräume und versuchen Sie dann, den europäischen Wirtschaftsraum
nach seiner Ausrichtung und Leistungsfähigkeit zu differenzieren.
Beurteilen Sie in der Folge, ob Konzepte wie „Die blaue Banane“ nicht die Gefahr in sich tragen,
von dieser bildlichen Vereinfachung ausgehend Entwicklung und Investitionen nur in den
chancenreichsten Gebieten zu wagen, und diskutieren Sie, ob es so etwas wie „Self-fulfilling
Prophecies“ gibt.
Beurteilen Sie, ob eine gemeinsame Währung im Euroraum verantwortbar ist.
Quellen dazu: GWK-Unterricht und http://www.heltschl.org/5/61/
MATERIALIEN:
Wandkarte: Europa physisch
Atlas
Beilagen:
Abbildungen aus Wikipedia:
Abb.1
Abb.2, Klett (siehe unten)
Abb. 3 Der blaue Stern, die blaue Banane, die goldene und gelbe, Madrid, die Ille de
France und Marseille
KOMMENTAR (nur für Lehrkräfte):
1.
2.
3.
4.
Geben Sie einen allgemeinen Überblick über wirtschaftliche Merkmalsausprägungen unter
Verwendung der beigefügten Abbildungen.
Beschreiben Sie die Klassifikation der Städte in Europa und isolieren Sie die wesentlichen
Agglomerationen oder Aktivräume und versuchen Sie dann, den europäischen Wirtschaftsraum
nach seiner Ausrichtung und Leistungsfähigkeit zu differenzieren.
Beurteilen Sie in der Folge, ob Konzepte wie „Die blaue Banane“ nicht die Gefahr in sich tragen,
von dieser bildlichen Vereinfachung ausgehend Entwicklung und Investitionen nur in den
chancenreichsten Gebieten zu wagen, und diskutieren Sie, ob es so etwas wie „Self-fulfilling
Prophecies“ gibt.
Beurteilen Sie, ob eine gemeinsame Währung im Euroraum verantwortbar ist.
Erwartungshorizont:
Teilaufgabe l:
(Anforderungsbereich I)
Teilaufgabe 2:
(Anforderungsbereich I)
Teilaufgabe 3:
(Anforderungsbereich III)
Teilaufgabe 4:
(Anforderungsbereich III)
UNTERLAGEN
Die „Blauen Banane“ wurde von dem Franzosen Roger Brunet, als geographische Metapher für den
europäischen Raum mit dem größten Wirtschaftpotential erstellt, der als gekrümmtes
Agglomerationsband (Verdichtungsraum) von London über die holländische Randstad sowie das
Rhein-Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet bis nach Mailand reicht.
Bei Brunets Studien zu einer Klassifizierung europäischer Städte, die mehr als 200 000 Einwohner
hatten um Boom- und Bustkonzepte anzuwenden, erstellte er thematische Karten, von denen die
“Tissus de Villes” bekannt wurde.
Dabei basierte ein erster Ansatz zur Gruppierung der größeren Städte Europas auf drei Kriterien: auf
der internationalen Aufgabe einer Stadt, der Stellung einer Stadt beim Vergleich neuer Technologien
und auf der Einordnung nach demographischen Gesichtspunkten. Die Präsentation der Ergebnisse
war zwar schon sehr aufschlussreich, veranlasste aber den Auftraggeber DATAR zu der Bitte, die
statistische Datenbasis zu erweitern und den Versuch zu unternehmen, auf einer solchen breiteren
Grundlage räumliche Strukturen zu ermitteln.
Bei dieser Präsentation der Karte im Jahre 1989 verwendete Brunet lediglich eine blaue Farbe zur
Verdeutlichung des Verdichtungsraumes in Europa. So hätte sie auch grüne oder rosa Banane heißen
können.
Aussagen der “Blauen Banane”
Das Modell wird nun bei Aussagen über den Entwicklungsstand und Entwicklungsmöglichkeiten der
EU-Wirtschaftzentren und Kernregionen verwendet. Die Lage in der Bauen Banane ist ein von vielen
Unternehmen genutzter Standortvorteil, mit dem auch international geworben wird. Zudem hat
dieser Wirtschaftskorridor die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Entstehung der
sogenannten Euregios (siehe Kleine und Große Europas) begünstigt, wobei auch andere Faktoren
darauf Einfluss genommen haben.
∑
Mit der Blauen Banane bezeichnet man einen Großraum im zentralen Europa, der eine enorme
wirtschaftliche Bedeutung besitzt, die die Bedeutung US-amerikanischer (Boswash, Chipitts, Sansan)
oder asiatischer Großräume (Chinesische Küstenprovinzen kombiniert, Japanische Pazifikküste) noch
übertrifft. Dennoch ist die Blaue Banane nicht durch eine zentrale Institution geschaffen oder wird
durch eine solche gefördert, sie entwickelt sich vielmehr nach den Gesetzen der Marktwirtschaft und
der Raumgestaltung.
Der Ausdruck Boswash (BosWash; Abk. f. "from Boston to Washington") bezeichnet eine Megalopolis
in den Vereinigten Staaten. Die Bezeichnung Bosnywash (Boston, New York und Washington) ist
ebenfalls zu finden.
Chipitts (englisch auch Great Lakes Megalopolis) ist als Kofferwort aus den Namen der Städte Chicago
und Pittsburgh, die in etwa die westliche und östliche Begrenzung der Megalopolis bilden,
zusammengesetzt.
Die Megalopolis Sansan ist eine Bezeichnung für ein wissenschaftliches Konstrukt einer Kette von
Metropolregionen im westlichen Kalifornien entlang der Küste von San Francisco bis San Diego.
Schwächen der “Blauen Banane”
Brunet ließ bei seiner Dartstellung bewusst die dynamischen Wirtschaftszentren Ile de France (Paris)
und Lyon/Marseille heraus, um Frankreich auf seine Defizite bezüglich seiner Raumordnung- und
Regionalpolitik aufmerksam zu machen und diese zu warnen, den Anschluss an die europäische
Integration nicht zu verlieren.
Außerdem die Übernahme als Raumentwicklungsmodell. So ist eine Konzentration auf die Region der
Blauen Banane zu erkennen, wodurch strukturschwache und der Blauen Banane fernen Gebiete, im
internationalen
Wettbewerb
weiter
zurückfallen.
Dies
ist
am
Beispiel
von
Hochgeschwindigkeitsstrecken und Kommunikationsnetzen zu erkennen, welche lediglich innerhalb
der Blauen Banane ausgebaut werden.
Dies führt zu einer Verstärkung der räumlichen Disparitäten (z.B.: Entleerung der peripheren Gebiet
in Frankreich und Süditalien (Mezzogiorno)) in Europa, eine nahezu sichtbare Ausrichtung der
Wirtschaftsentwicklung in der Mitte Europas von Nord nach Süd ist die Folge.
Weitere “Bananen”:
Die „Goldene Banane“, „europäische sunbelt“ oder die „Mittelmeer-Banane“:
Diese erstreckt sich an der Mittelmeerküste entlang der Schwerpunktregionen Katalonien, Provence
/ Cote d’Azur bis nach Genua in Italien. Dessen Standortvorteil ergibt sich aus der Lage in Europa
(günstiges Klima). Dort siedeln sich derzeit vor allem Hightech Industrie, Luftfahrtindustrie und
Elektronische Industrie an.
Die „gelbe Banane“:
Dieser Verdichtungsraum schließt nun auch Paris mit ein. Sie wird, nach Wienen 1994, als ein zu
erwartendes, wachstumsstarkes und hochverstädtertes Gebiet definiert. Sie erstreckt sich von Paris
über einen Bogen über Brüssel und Amsterdam nach Hanover, Hamburg und Berlin. Den
Beneluxstaaten wird in diesem Modell, kombiniert mit der Blauen Banane, eine Sonderstellung als
„Gebiet hoher Logengunst“ eingeräumt.
Der „Blaue Stern“:
Dieses Modell bezieht alle „Bananen“ und dazu noch die Osterweiterung der EU mit ein. Er deckt
nahezu alle großen Wirtschaftsräume Europas ab und zeigt somit wieder einmal das Problem dieser
bildhaften Modelle auf:
Alle Städte, die nicht in einem solchen Korridor liegen bzw. angeschlossen sind, haben im
Wettbewerb schlechtere Chancen.
http://ec.europa.eu/regional_policy/how/index_de.cfm#3Geografische Eingrenzung
Mit der Blauen Banane bezeichnet man einen Großraum im zentralen Europa, der eine enorme
wirtschaftliche Bedeutung besitzt, die die Bedeutung US-amerikanischer (Boswash, Chipitts, Sansan)
oder asiatischer Großräume (Chinesische Küstenprovinzen kombiniert, Japanische Pazifikküste) noch
übertrifft. Dennoch ist die Blaue Banane nicht durch eine zentrale Institution geschaffen oder wird
durch eine solche gefördert, sie entwickelt sich vielmehr nach den Gesetzen der Marktwirtschaft und
der Raumgestaltung.
Die Blaue Banane hat ihr nördliches Ende bei den alten Stahl- und Kohleindustriezentren um
Manchester und Birmingham, verläuft dann südwärts durch Großbritannien über den Großraum
London. Auf dem europäischen Festland schließlich krümmt sie sich, dabei schließt sie Flandern, den
nördlichen Raum Belgiens, den südlichen Teil der Niederlande, die Randstad, und das deutsche
Ruhrgebiet sowie Düsseldorf und Köln/Bonn ein. Von der Metropolregion Rhein-Ruhr aus verläuft sie
weiter entlang des Rheins und schließt dabei Frankfurt am Main und das Rhein-Main-Gebiet ein.
Über die Metropolregion Rhein-Neckar führt sie weiter zur Metropolregion Stuttgart, dann über die
Ballungsräume der Schweiz und endet schließlich im Norden Italiens bei den oberitalienischen
Städten Turin, Mailand, Genua, Verona und Bologna.
Die zentrale Entwicklungsachse der Blauen Banane bildet der Rhein aufgrund seiner historischen
Funktion als wichtiger Verkehrs- und Handelsweg Europas.
Das Modell der Blauen Banane kann zum Modell der Goldenen Banane erweitert werden, indem der
ebenfalls verdichtete Großraum entlang der Mittelmeerküste (unter anderem mit den Städten Nizza,
Marseille, Montpellier und Barcelona) bis Valencia in Spanien in die Betrachtung einbezogen wird.
Das Modell der Blauen Banane besitzt eine Nordsüdausdehnung von etwa 1.300 km
(Westostausdehnung: zirka 900 km) und geht dabei durch acht Länder, die alle – bis auf die Schweiz –
zur EU gehören und dort den Kern derselben darstellen.
Entstehung des Konzepts und des Begriffs
Der Franzose Roger Brunet, der Europa in Aktiv- und Passivräume untergliedern wollte, entwickelte
1989 mit seiner Gruppe RECLUS den Begriff „Blaue Banane“ (eigentlich Boom Banana, durch eine
Fehlübertragung von „boom“ zu „blue“ verändert). Damit meinte er einen europäischen Industrieund Dienstleistungsgroßraum, der sich vom nördlichen England entlang des Rheins bis nach
Oberitalien erstreckt. Brunet sah jedoch seine These als keine wirklich neue Entdeckung an, da sie
mit „ein wenig Verstand und räumlichem Einfühlungsvermögen“ vorherzusehen gewesen sei.
Er sah die Blaue Banane als Entwicklung historischer Gegebenheiten, wie z. B. bedeutende
Handelswege, oder als Folge der Akkumulation industriellen Kapitals. Frankreich jedoch habe
hauptsächlich durch die Verfolgung von Minderheiten, er nennt die Protestanten, und durch die
Zentralisierung auf Paris den Anschluss an diesen Großraum verloren. Brunet ließ somit gewollt den
französischen Raum weg, der sich insbesondere auf den Großraum Paris konzentriert
beziehungsweise beschränkt, um der französischen Regierung die Notwendigkeit einer
wirtschaftlichen Integration in diesen gesamteuropäischen Raum zu zeigen.
Die Banane wurde als blau bezeichnet, da es sich um das europäische Kerngebiet handelt und die
Flagge Europas überwiegend blau (mit gelben Sternen) ist, es wurde somit die Fahnenfarbe
übernommen. Andere Quellen hingegen nennen die Arbeitskleidung – im Englischen existiert nach
wie vor der Begriff des blue-collar-worker, der vor allem für Fabrikarbeiter steht – der größtenteils
industriellen Arbeitskräfte als Begründung für den Zusatz. Gründe für die Form der Blauen Banane
sind zum einen die Teilung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, was zu einem Ausbau der NordSüd-Achse führte, dies kann man z. B. an dem gut ausgebauten und infrastrukturell genutzten
Rheintal sehen, während die Ost-West-Verbindungen fast ganz verkümmerten. Andererseits
bestanden schon weit vorher große Zentren, wie z. B. Randstad, das Ruhrgebiet oder der Großraum
um Manchester, die zu der Zeit der Industrialisierung an Bedeutung gewannen, so dass es entlang
der Verbindungen zwischen den einzelnen Zentren zu weiterer Ansiedlung durch Industrie und
Bevölkerung kam.
Infoblatt Wirtschaftsräume in Europa - Die Blaue Banane2
Hintergrund, Zweck und Folgen dieses Wirtschaftskorridors
Wirtschaftsräume in Europa (Klett)
Hintergrund
Für die Verdeutlichung der verdichteten Räume in Europa wurde eine einprägsame Darstellungsform
gewählt: die "Blaue Banane". Das Grundmodell der Blauen Banane erstreckt sich von London über
Randstad Holland, Brüssel, Rhein-Ruhr, Rhein-Main, Rhein-Neckar, Oberrhein, Basel / Zürich bis nach
Oberitalien (Mailand, Turin, Genua). Entwickelt wurde dieses Modell 1989 vom Franzosen Roger
Brunet, der bewusst die dynamischen Wirtschaftszentren Ile de France (Paris) und Lyon/Marseille
aussparte. Sein Anliegen war nämlich eine Warnung an die französische Regierung, den Anschluss an
die europäische Integration nicht zu verpassen.
Entstanden ist das Modell aus einer Untersuchung über das europäische Städtesystem. Innerhalb
dieses Gürtels befinden sich die wichtigsten Produktionsstätten Europas. Damit werden die
altindustriellen Räume von Mittelengland und Ruhrgebiet genauso eingeschlossen, wie das
prosperierende Industriedreieck in Oberitalien. Die wirtschaftliche Stärke der Blauen Banane liegt
jedoch nicht nur im produzierenden Sektor, sondern auch im tertiären Bereich. Ein Großteil der
institutionellen Zentren der EU sowie fünf Hauptstädte, die als Verwaltungszentren fungieren,
Siehe:
http://www.bing.com/images/search?q=blaue+Banane+Agglomerationen&view=detail&i
d=FA989DAEBA486F765EA3A8138FF5F1B54060C61F&first=0&FORM=IDFRIR
[02.07.2011]
2
befinden sich im Bereich der Euro-Banane. Neben der wirtschaftlichen Stärke gilt auch die hohe
Bevölkerungskonzentration als weiteres Abgrenzungskriterium. So leben ca. 40 % der EUBevölkerung innerhalb des Gürtels.
Im Kontext
Ruhrgebiet
Regionalpolitik
Europa
Zweck und Folgen
Ursprünglich sollte das Modell auf die Defizite in der französischen Raumordnungs- und
Regionalpolitik hinweisen. Relativ schnell wurde die Blaue Banane jedoch von wissenschaftlichen und
nichtwissenschaftlichen Publikationen aufgegriffen, um die räumlichen Folgen der europäischen
Integration zu verdeutlichen. Nahezu inflatorisch wird das Modell nun bei Aussagen über den
Entwicklungsstand und Entwicklungsmöglichkeiten der EU-Wirtschaftszentren und Kernregionen
verwendet. Häufig werben beispielsweise Städte mit ihrer Lage innerhalb der Blauen Banane als
Standortvorteil für Unternehmensansiedlungen. Ebenso hat dieser Wirtschaftskorridor die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Entstehung der sog. Euregios begünstigt. Die
Voraussetzung dafür wurde allerdings von anderen Ebenen ermöglicht, z. B. durch die Schaffung
eines europäischen Binnenmarktes. Dadurch wurde die Zusammenarbeit zwischen
Wirtschaftsräumen möglich, die sich vorher durch die Nähe zur Landesgrenze in einer räumlichen
Randlage befanden.
Bemängelt wird am Modell der Blauen Banane die kritiklose Übernahme als
Raumentwicklungsmodell, das längst eine gewisse Eigendynamik entwickelt hat. Die Konzentration
auf die wirtschaftlich stärksten Zentren führt zu einer weiteren Polarisierung innerhalb des
europäischen Städtesystems. Die strukturschwachen und der Blauen Banane fernen Regionen, so die
Kritiker, fallen dann im zunehmenden Wettbewerb der Schwerpunktregionen weiter zurück.
Beispielsweise werden die Kommunikationsnetze und Hochgeschwindigkeitsstrecken eben dort
zuerst ausgebaut, wo die entsprechende Nachfrage herrscht. Die künftige Alpentransversale, eine
neue Hochgeschwindigkeitsverbindung der Bahn, wird die europäische Nord-Süd-Ausrichtung der
wirtschaftlichen Entwicklung verstärken. Nicht zuletzt ergeben sich auch Nachteile aus der
konzentrierten Verdichtung. Unmittelbare Folgen sind steigende Bodenpreise, erhöhte
Umweltbelastungen, enorme Verkehrsprobleme und eine weitere Zersiedlung des Umlandes der
Kernstädte. Dagegen verstärken sich die Entleerungstendenzen in peripheren Regionen wie z. B.
Zentralfrankreich und den Neuen Bundesländern.
Weitere Modelle
Das Modell der Blauen Banane wurde später noch durch andere Achsen ergänzt. Eine weitere
"Banane" wurde um den nordwestlichen Mittelmeerraum konstruiert. Diese sog. "Goldene Banane"
erstreckt sich an der Mittelmeerküste entlang der Schwerpunktregionen Katalonien, Provence / Cote
d´Azur bis nach Genua in Italien. In diesem Raum wird – analog zum amerikanischen sunbelt – die
Bildung eines europäischen sunbelts erwartet. Als Standortvorteil wird das günstige Klima propagiert.
In einem hohen Maße sind gegenwärtig bereits zahlreiche Unternehmen der Hightech Industrie, der
Luftfahrtindustrie und der Elektronischen Industrie in der "Mittelmeer-Banane" konzentriert.
Manchmal wird dieses Gebiet auch als Silikongürtel Europas bezeichnet. Als weitere Metapher für
die Darstellung des europäischen Städtesystems und der wirtschaftlichen Schwerpunkträume wird
der "Blaue Stern" verwendet. Dieses Modell beinhaltet zwar auch die Wirtschaftszentren der Blauen
und Goldenen Banane, ist aber um einige Entwicklungsachsen nach Osten ergänzt. Vor allem
hinsichtlich der EU-Osterweiterung verlaufen die Entwicklungsachsen und ausgewiesenen
Verdichtungsräume beispielsweise über Hamburg-Kopenhagen, Berlin-Warschau und MünchenWien. Ein Korridor verläuft von Paris bis nach Madrid. Diese bildhaften Modelle haben eine
gemeinsame Aussage: Alle Städte, die nicht in einem solchen Korridor liegen bzw. angeschlossen
sind, haben im Wettbewerb der Wirtschaftsräume schlechtere Chancen.
Literatur
DREY, F. (1992): Europäische Raumordnungspolitik. Kompetenzen, Konzepte,
Konferenzen.- Geographische Rundschau 44 (12), S. 682-685.
IAURIF (Institut d' ile de France) (1991): La charte de l'ile de France.- Paris.
OTT, Th. (1993): GIS in der Anthropogeographie. Regionale Disparitäten und Städtesystem in
Europa.- Materialien zur Geographie 22, Mannheim.
SINZ, M. (1992): Europäische Integration und Raumentwicklung in Deutschland.- Geographische
Rundschau 44 (12), S. 686-690.
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.12.2005
politische und wirtschaftliche Gliederung

horizontale und vertikale Zergliederung mannigfaltigster Kontinent

dichtbesiedelten, deutlich durch den Menschen geprägten Landschaften, auf
relativen kleinen Raum 43 Staaten

trotz kulturhistorischer Parallelen gravierende Unterschiede in der sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Struktur, aufgrund ihrer geografischen Lage, ihrer
Größe, den natürlichen Gegebenheiten und der historischen und kulturellen
Entwicklung

Disparitäten äußern sich in wirtschaftlich starken, dynamischen und
strukturschwachen Räumen, Ausgleich des Gefälles für weitere Entwicklung Europas
von entscheidender Bedeutung

Zergliederung Europas in kleine administrative Einheiten aufgrund unterschiedlicher
Gesetze und vorhandener Gegebenheiten ein Hindernis zur Verbesserung der
Raumstruktur

zur Überwindung von Differenzen und Betonung gemeinsamer Interessen Bildung
von politischen und wirtschaftlichen Zusammenschlüsse
Abriss der politischen und wirtschaftlichen Zusammenschlüsse europäischer bzw. weltweiter
Staaten, nach dem 2. WK:
 1945 Bildung zweier politisch- ideologischen Machtbereiche
 1947 Marshallplan
 1948 OEEC - 17 Staaten, später OECD unter der Führung der USA, Kanada und Japan














1948 Brüssler Pakt (F, GB, Be-Ne-Lux- Länder,1954 Beitritt BRD.), später
Westeuropäische Union
1949 Europa Rat, Ziel: Vereinigung Europas, Mitglieder F, GB, Be-Ne-Lux, Ir,
Norwegen, Dänemark, 1950 D
1949 Nato, Beitritt BRD: 1950
1950 Montan-Union zur Regelung der Kohl- und Stahlindustrie
1957 Römische Verträge --->Europ. Wirtschaftsgemeinde EGW
1967Gemeinsame Organe der EG, Gerichtsrat, Ministerrat, Europ. Parlament,
Rechnungshof, Sozialausschuss
1960 EFTA- kleine Freihandelszone mit CH, D, N, Au, P, Es, S, F, Is
1958 europ. Investitionsbank
1968 Zollunion
1975 europ. Weltraumorganisation
1984 Vertragsentwurf zur Gründung der EU, Ziel Vereinigte Staaten Europas
1990-1993 Zusammenbruch des sozialistischen Machtblocks
1990 Wiedervereinigung Deutschlands
2002 Einführung einer einheitlichen Währung für die meisten Mitglieder der EU, den
Euro
Innerhalb der EU- Staaten wird versucht grenzübergreifende Raumstrukturen aufzubauen,
wie beispielsweise die Sar-Lor-Lux- Region, die Region Oberrhein und das dtsch.niederländische Grenzgebiet. In den Grenzengebieten der EU wie in Polen, Tschechien
werden zahlreiche Maßnahmen im Bildungs-, Wirtschafts- und Tourismusbereich finanziell
gefördert.
Nicht- EU-Staaten stehen den mittel- und westeuropäischen Ländern mittellos gegenüber,
hier fallen mangelhafte Infra- und eine marode Wirtschaftsstruktur als hemmende
Standortfaktoren ins Gewicht. Dies, und die teilweise schwierigen bürokratischen Umstände
erklären die zögerlichen Investitionen.
Auch innerhalb der EU gibt es ein starkes wirtschaftliches Gefälle. In einigen Ländern Nordund Westeuropas, vor allem aber der Süden zählt zu den strukturschwachen und
unzureichend entwickelten Gebieten.
Innerhalb der EU wurden 117 Regionen gebildet, einige seien hier beispielhaft erwähnt.
Rhein- Main -Gebiet als europäisches Dienstleistung- und Finanzzentrum
Ruhrgebiet eine Region strukturellen Wandels und dem Aufbau moderner Technologiefelder
Halle- Leipzig- Dessau Chemie- und Energieindustrie, hinzu kommt Leipzig als Handels-,
Dienstleistungs- und Verwaltungszentrum
Norditalien Mailand: als Finanz- und Wirtschaftsschwerpunkt mit Industrie, Handel, Mode,
Verkehr und Tourismus
Turin: Industrie (LANCIA, FIAT) Kunst, Handel und Verkehr
Genua: Hafen, Handel Industrie (Schiffsbau)
Paris und die Region Ile de France. Probleme des Zentralismus, Ballung bis zur Erstickung,
daher Dezentralisierung und
Auslagerung von Verwaltungs- und Dienstleistungseinheiten, Bau neuer Wohn- und
Büroanlagen
Oberschlesisches Industriegebiet: hohe Industrieverdichtung, nahtlos gehen Industrie-,
Siedlungs- und Verkehrsanlagen in einander über; einstige Bergbau- und Schwerindustrie,
sehr einseitige Wirtschaftsausrichtung, daher sehr gefährdet durch Marktumorientierung,
große ökologische Probleme, daher Strukturveränderungen (Flächenumwidmung,
Städtesanierung, Verbesserung von Umwelt- und Lebensqualität) eingeleitet
Nord- Westböhmen :Nordböhmen- Bergbau, Grundstoff- und Leichtindustrie,
hochspezialisierter Standort mit begrenzt positiven Entwicklungschancen
Westböhmen (Pilsen und Kalovy Vary) ausgewogene Wirtschaftsstruktur mit
Schwermaschinenbau, Bierproduktion, Bäderwesen, Tourismus, Landwirtschaft;
Zusammenarbeit mit Bayern auf den gebieten des Tourismus, der Landwirtschaft, der
Infrastruktur und der Ökologie.
Landwirtschaftliche Räume dienen der Erzeugung land- und forstwirtschaftlicher Produkte,
Freizeit und Erholung, Rohstoffgewinnung und dem ökologischen Ausgleich.
Deutlich von der Landwirtschaft geprägte Regionen finden wir innerhalb der EU vorwiegend
im südeuropäischen Raum. Hier liegen aufgrund günstiger klimatischer Verhältnisse, die
Gunsträume der Agrarwirtschaf.
An der Spitze der Exporteure landwirtschaftlicher Erzeugnisse steht Frankreich, dem ein
Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche innerhalb der EU zufällt.
Länder mit deutlich landwirtschaftlicher Struktur sind Spanien, Italien und Griechenland.
Verdichtungsräume
Historische Ursachen für die Entstehung von Verdichtungsräumen in Europa

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


Wurzeln der abendländischen Kultur im hellenistischen Griechenland, mildes Klima
und guter Boden boten günstige Voraussetzungen für Ansiedlungen und positive
Wachstumsraten, Entstehung der Polis, erste Verwaltungs-, Regierungs-, und
Schutzeinheiten; Gliederung der Gesellschaft
Römische Republik, Römisches Reich, komplexes Gesellschaftssystem mit
ausgeprägten Rechts- und Verwaltungssystem; Städte wie Rom, Byzanz und Marseille
Bevölkerungswanderung germanischer Stämme, Bevölkerungswachstum
Etablierung von Königreichen in Mitteleuropa, aus den sich später Staaten
entwickeln, die größere Wirtschafts- und Regierungseinheiten bilden, mit
ausgedehnten Handelsbeziehung
Dreifelderwirtschaft und Fruchtwechsel bedingen Ertragssteigerung in den
kühlgemäßigten Breiten Europas, wirtschaftliche Beschäftigung greift über primären
Sektor hinaus
Kreuzzüge, Raubbeute, aber auch Handelsbeziehungen, wissenschaftliche
Erkenntnisse und handwerkliche Erfahrungen führen zu wirtschaftlichen Aufschwung
(Venedig, Genua)
eine Klimaerwärmung zwischen 11. und 12. Jhd. (erhöhte Ernteerträge) ist
ausschlaggebend für Bevölkerungswachstum
Entstehung vieler Städte, Agrarreform, Zunftwesen, Wehrhaftigkeit bietet Schutz und
positive Entwicklungschancen (Trier, Köln, London, Paris)
Absolutismus und Merkantilismus führen zur Etablierung von Regierungssitzen mit
ausgeprägter Verwaltungsstruktur, wie Paris, Berlin, London, Petersburg
Entdeckung der "Neuen Welt", Ausbeute füllt Spaniens, Portugals und England
Kassen, Schiffsbau und Handel boomt, Handelsbeziehungen werden verstärkt, Städte
wie Amsterdam und Rotterdam nehmen an Bedeutung zu
Renaissance- Emanzipation des Mittelstandes, dessen wirtschaftliche Macht nimmt
stetig zu, Wirtschaftswachstum in den Städten
zwischen dem 16. und 18. Jhd. zahlreiche Manufakturen, um die sich Städte bilden
1789 französische Revolution, Liberalismus, Kapitalismus; Staat mit Schutzfunktion,
einheitliche Rechtsordnung, Gewerbefreiheit, freier Wettbewerb, Handels-, Erwerbsund Vertragsfreiheit, Kapitalinvestitionen in Produktion - Begünstigung
marktwirtschaftlicher Entwicklung
industrielle Revolution, arbeitsteilige Massenproduktion, Fabriken entstehen, der
Zulauf auf die Städte nimmt zu, Ballungsräume entstehen, (Manchester, Black

Country mit Liverpool, Ruhrgebiet, Oberschlesien), England , Frankreich und
Deutschland werden zu führenden Wirtschaftsnationen
Kolonialisierung, Ausbeutung von Bodenschätzen, Produktion tropischer Nahrungsund Genussmittel führen zur raschen Entfaltung der Industriegesellschaften der
europäischen Kolonialmächte
Voraussetzung für die Entstehung von Siedlungsräumen:
- geeignetes Land für Landwirtschaft (hierzu sind Klima, Vegetation, Reliefausprägung und
Bodenarten von Bedeutung)
- Handelswege, Flüsse
- Rohstoffe
für Industrieräume
- gute Verkehrsanbindung
- Bodenschätze, energet. Ressourcen
- strategische Lage
moderne Standortvoraussetzungen:
- landwirtschaftliche Voraussetzung
- Ressourcen
- qualifizierte Arbeitskräfte
- diversifizierte Wirtschaftstruktur
- hohes Einkommensniveau der Nachfrager
- Infrastruktur
- Absatzmöglichkeiten
- hochwertige Industrie- und Dienstleistungsbetriebe, die neue Produkte herstellen
Verdichtungsräume

Ausbildung von Städten und Ballungsgebieten verknüpft mit indust.
Entwicklungsstand, daher Verdichtungsräume in industriell geprägten Regionen

aufgrund besserer Arbeitsmarktsituation ein höheres Pro-Kopf-Einkommen,
bessere soziale und medizinische Versorgung und ein höherer Bildungstand

besonders hohe Bevölkerungsdichte in den Kernregionen der EU (GB,
BeNeLux, Westdeutschland, Österreich, Nordfrankreich und Norditalien) und in
hochindustrialisierten Gebiete Osteuropas (Südpolen, der Westukraine, sowie die
Ballungsregionen um Budapest, Belgrad, Moskau und Donezk)

strukturschwache und agrarwirtschaftlich geprägte Räume Süd-, Südwestund Osteuropa mit niedriger Bevölkerungsdichte

raumstrukturellen Disparitäten jüngsten Vergangenheit relativ konstant,
einzelne überdurchschnittliche Wachstumsraten in Kernzentren der EUPeripheriegebiete (Madrid, Barcelona, Dublin und Lissabon)

Auswirkungen der freien Güter- und Faktormobilität des EU- Binnenmarktes
umstritten, können zu verstärkten Konzentration oder räumlicher Ausbreitung der
Wirtschaft führen

günstige Prognosen für die von Südengland über die Rheinschiene bis nach
Norditalien reichende europäische Zentralregion, der sogenannten "blauen Banane"
ANDERE MÖGLICHKEITEN DER GLIEDERUNG
 Vgl. Durchblick 6, S 18
 Zentren der EU
 Global bedeutende Zentren?
 Kontinental bedeutende Zentren
 Finanzzentren:
 Innovationszentren:
 Politisch-kulturelle Zentren:
 Überregional bedeutende Zentren
 Finanzzentren:
 Innovationszentren:
 Politisch-kulturelle Zentren:
1. Die Karte zeigt, dass es in Europa nur zwei global bedeutende Zentren gibt:
London und Paris.
Bedeutung:
o
ökonomische und finanzielle Zentren von weltweiter Bedeutung
o
mit vielfältigen globalen Verflechtungen [„Global Cities"]
o
Standorte für die Forschung und high-tech-Industrie
o
internationale politische und kulturelle Zentren.
2. Kontinental bedeutende Zentren:
o
die „EU-Hauptstadt" Brüssel
o
politisch-kulturelle Zentren (Moskau, Berlin, Wien und Rom)
o
Finanzzentren (Frankfurt am Main und Zürich)
o
Hightechindustrie und Forschung (München, Hamburg und Mailand bzw.
die Regionen Rhein-Ruhr (mit dem Städten Köln, Düsseldorf und
Dortmund) und Randstad Holland (der dicht besiedelte und hoch
industrialisierte Städtebogen in den Niederlanden von Rotterdam über Den
Haag und Amsterdam bis Utrecht)).
3. überregional und überstaatlich bedeutende Zentren mit dynamischer Entwicklung
(Barcelona, Lyon, Dublin oder Stuttgart | Prag, Budapest, Warschau oder
Istanbul.
4. Verstädterte Regionen und dicht bevölkerte Siedlungsbänder (rosa)
5. Ländlich geprägte Regionen :intensiv genutzte Agrargebiete mit teilweise
intensiver Masttierhaltung oder industrialisierter viehloser Landwirtschaft ebenso
wie Gebiete mit wenig ertragreicher Landwirtschaft, die zu den klassischen
Abwanderungsgebieten in Europa gehören.
6. Wirtschaftsräume mit naturnaher Landwirtschaft, die wirtschaftlich wenig oder
nicht genutzt werden (extensiv, im Norden Europas anzutreffen)
7. Bedeutendste Fremdenverkehrsregionen (Küsten und Alpenraum).
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