Geschichte Äthiopiens

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Äthiopien
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የኢትዮጵያ ፌዴራላዊ ዲሞክራሲያዊ ሪፐብሊክ (Amharisch)
yä-Ityop̣p̣əya Federalawi Dimokrasiyawi Ripäblik (Transliteration)
Demokratische Bundesrepublik Äthiopien
Flagge
Wappen
Amtssprache
Amharisch
Hauptstadt
Addis Abeba
Staatsform
Parlamentarische Bundesrepublik
Regierungsform
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt
Präsident
Girma Woldegiorgis (seit 8. Oktober 2001)
Regierungschef
Premierminister
Meles Zenawi (seit August 1995)
Fläche
1.104.300 km² (Quelle: CIA 2010) km²
Einwohnerzahl
88.013.491 (Quelle: CIA 2010)
Bevölkerungsdichte
72 Einwohnerzahl pro km²
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner
390 US-Dollar (nominal 2009)[1]
Human Development Index
0,414 (171.)
Währung
1 Äthiopischer Birr = 100 Santim
2
1 € = 24,58 ETB
100 ETB = 4,07 €
(Stand: 7. Juni 2011)
Inflation bei 17,2% (2007 geschätzt)
Nationalhymne
Wädäfit Gäsgeshi Wudd Ennate Ityop’ya
Zeitzone
UTC+3
Kfz-Kennzeichen
ETH
Internet-TLD
.et
Telefonvorwahl
+251
3
Äthiopien (amharisch ኢትዮጵያ Ityop̣p̣əya, griechisch Αἰθιοπία) – zeitweise im Ausland auch als
Abessinien bekannt, was als kultur-geographischer Begriff eigentlich nur das Hochland
bezeichnet – ist ein Binnenstaat im Nord-Osten Afrikas. Er grenzt an Eritrea, den Sudan, Kenia,
Somalia und Dschibuti. Äthiopien nimmt auf dem Human Development Index aktuell (Stand
2010) den Platz 157 (von insgesamt 182 Ländern für die Informationen vorliegen) ein, hat sich
dabei aber in den letzten Jahren durchschnittlich um einen Platz pro Jahr verbessert.
Äthiopien mit seinen historischen Vorgängern gilt als der älteste noch bestehende Staat der
Welt, die Geschichte seiner Vorgängerstaaten Da'amot, Axum und das Kaiserreich Abessinien
reicht bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. zurück. Abgesehen von einer kurzzeitigen Besetzung vor und
während des Zweiten Weltkrieges durch das damals faschistische Königreich Italien ist
Äthiopien der einzige Staat Afrikas, der nie unter europäische Kolonialherrschaft gefallen war.
Nach dem Weltkrieg modernisierte Kaiser Haile Selassie das Land teilweise. 1974 wurde die
Monarchie gestürzt, das darauf folgende kommunistische Regime wird, unter anderem wegen
einer teils von ihm verschuldeten Hungersnot, als eine der repressivsten Diktaturen Afrikas
angesehen. 1991 stürzten die Rebellengruppen EPRDF, TPLF und EPLF unter Führung von Meles
Zenawi die vom Ostblock unterstützte Militärdiktatur in einem Bürgerkrieg. Die EPRDF hat sich
als Regierungspartei etabliert und regiert unter einem föderalen System weiterhin semiautoritär
Geografie
Äthiopien ist das zehntgrößte Land in Afrika, es ist rund dreimal so groß wie Deutschland. Seine
Grenzen sind 5.328 km lang und trennen das Land auf einer Länge von 349 km von Dschibuti,
auf 912 km von Eritrea, auf 861 km von Kenia, auf 1.600 km von Somalia und auf 1.606 km vom
Sudan.
Zwischen 1952 und 1993 hatte Äthiopien einen Zugang zum Meer, der jedoch mit der
Unabhängigkeit Eritreas verloren ging.
Geologie
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Im Nationalpark Simien Mountains
Die Landesnatur Äthiopiens nimmt innerhalb Afrikas eine Sonderrolle ein. Äthiopien ist neben
Lesotho das am höchsten gelegene Land des Kontinents: 50 % seiner Fläche liegen höher als
1200 Meter, mehr als 25 % über 1.800 Meter, über 5 % erreichen gar Höhen über 3.500 Meter.
Dennoch hat der größte Teil des Hochlandes Mittelgebirgscharakter. Hier herrscht gemäßigtes
Klima vor. Die Hochlandsränder und die Einschnitte der Flüsse (Blauer Nil, Omo, Takaze) sind
sehr steil ausgebildet.
Der Großteil Äthiopiens wird vom Hochland von Abessinien eingenommen; in diesem
weitläufigen Hochgebirge liegt auch die Hauptstadt des Landes, Addis Abeba (2.370 m über
dem Meeresspiegel). Höchster Berg des Hochlandes ist der Ras Daschan Terara (4.545 m);
weitere dortige Viertausender sind der Talo (4.413 m), der Guma Terara (4.231 m) und der
Guge (4.203 m). Durch die Mitte des Landes zieht sich in Nordost-Südwest-Richtung der Große
Afrikanische Grabenbruch (der hier auch Abessinischer Graben genannt wird). Auf dessen
südöstlicher Seite schließt sich das Somali-Hochland mit dem Deemtu (4.377 m) an. Die tiefste
Landesstelle befindet sich mit 116 m unter dem Meeresspiegel in der Koba-Senke (oder AfarSenke) am Karumsee westlich der Grenze zu Eritrea.
An Bodenschätzen bietet Äthiopien Mangan, Gold, Platin und Edelsteine.[2] Vorräte von Erdöl
und Erdgas werden unter anderem in Gambela und in Somali vermutet.
Klima
Die klimatischen Unterschiede innerhalb von Äthiopien sind in erster Linie durch die Höhe
bedingt, in den Tiefebenen ist es heiß und in den Hochebenen relativ kühl.
Man kann drei Klimazonen unterscheiden: die tropisch-heißen Gebiete bis 1.800 m, die warmgemäßigte Zone von 1.800 bis 2.500 m sowie die kühle Zone über 2.500 m. In der Hauptstadt
Addis Abeba, die auf ca. 2.400 m Höhe liegt, liegt die durchschnittliche Tagestemperatur
mittags zwischen 8 und 24 °C.
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In der tropisch-heißen Zone (Qolla) ist es durchschnittlich 27 Grad warm bei einer jährlichen
Regenmenge unter 500 mm Niederschlag. Die warm-gemäßigte Zone (Woyna Dega) ist 22 Grad
warm bei 500 bis 1.500 mm Niederschlag pro Jahr. Im Berggebiet (Dega, über 2.500 m) werden
nur 16 Grad gemessen und die Regenmenge steigt bis 1.800 mm Niederschlag. Die
Hauptregenzeit ist zwischen Mitte Juni und September, eine kleine Regenzeit gibt es zwischen
Februar und März.
Gewässer
Satellitenbild Äthiopiens
Der größte See ist der Tanasee. Im großen afrikanischen Grabenbruch gibt es viele meist
vulkanische Seen. Der Shala ist der größte Kratersee und der tiefste des Landes. Der Langano ist
wegen seines hohen Sodagehaltes einer der wenigen Seen, in denen man baden kann, da er frei
von Bilharzioseerregern ist.
Die wichtigsten Flüsse in Äthiopien sind der Akobo, der Awash, der Blaue Nil, der Juba, der
Ganale, der Omo, der Tekeze und der Wabi Shebelle.
Flora und Fauna
Aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie, diversen geologischen Schichten und
verschiedener klimatischer Verhältnisse ist Äthiopien die Heimat für eine vielfältige Pflanzenund Tierwelt. Von der Savanne über immergrüne Feuchtwälder bis hin zu Regionen mit alpinem
Klima haben sich hier viele Lebensräume etabliert.
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Äthiopisches Hochland
Äthiopien ist eines der acht Genzentren der Erde. Die äthiopische Flora umfasst ungefähr 7.000
höhere Pflanzenarten, von denen ungefähr zwölf Prozent endemisch sind. Äthiopien ist das
Ursprungsland des Kaffee und verschiedener Getreidearten, wie Teff, sowie der Zierbanane
(Ensete). Über 20 verschiedene Kulturpflanzen stammen aus diesem Land.
Die Schirmakazie, der Baobab, Wacholder und der Maulbeerfeigenbaum sind typische
Baumarten des Landes. Eines der großen Umweltprobleme Äthiopiens ist die Waldrodung, die
dazu geführt hat, dass bereits Anfang des 20. Jahrhunderts viele dieser Arten in ihrem Bestand
erheblich geschwächt waren. Eine Aufforstung mit schnell wachsenden Eukalyptusbäumen im
Jahre 1905 hat dazu geführt, dass jene heutzutage den größten Teil der Bäume Äthiopiens
ausmachen.
Unter den zahlreichen Tierarten sind 30 Säugetierarten (12 %) (unter anderem der äthiopische
Wolf, die Sömmerringgazelle, der Dschelada und das Bergnyala), 23 Vogelarten (2,6 %) (unter
anderem die Blauflügelgans, die Rougets Ralle und der Klunkeribis), 3 Reptilarten (3,9 %) und 17
amphibische Arten (31,5 %) endemisch.
Nationalparks
Nationalparks in Äthiopien
In Äthiopien gibt es seit dem Oktober 2005 insgesamt 9 Nationalparks. Der Nationalpark Simien
Mountains gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO.
Das Schutzgebietssystem wird durch etwa 100 weitere nationale Schutzgebiete mit
unterschiedlichem Schutzstatus ergänzt.
7
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung 1961–2003
Äthiopien hatte Mitte 2008 eine Bevölkerung von 79,1 Millionen. 16 Prozent der Menschen
lebten in den Städten. 43 % der Bevölkerung waren unter 15 Jahre alt und nur 3 % über 65
Jahre. Eine äthiopische Frau bringt im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt 5,3 Kinder zur Welt.[3]
Ethnien
Marktfrauen in Asosa, Benishangul-Gumuz, West-Äthiopien
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 80 ethnischen Gruppen, deren Größe von
mehreren Millionen bis zu wenigen Hundert reicht. Obwohl geographisch Afrika südlich der
Sahara zugerechnet, ist das Land in seiner historischen und kulturellen Entwicklung stark von
Einflüssen aus dem Nahen Osten geprägt.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird das Land auf der politischen und kulturellen Ebene von den
Amharen dominiert. Obwohl sie offiziell nur rund 27 % der Bevölkerung stellen, [4] ist ihre
Sprache, das Amharische, Amtssprache und vor allem in den Städten als Verkehrssprache weit
verbreitet. Zusammen mit den Tigray, die ca. 6 %[4] der äthiopischen Bevölkerung ausmachen,
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siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des
historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthiosemitischen Begriff Habesha (Abessinier) zusammengefasst werden. Zum überwiegenden Teil
sind sie Anhänger der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.
Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden allerdings die Oromo. Sie waren früher als „Galla“
bekannt, was auf Amharisch auch „heidnisch“ bzw. „nicht-christlich“ bedeutet; [5] diese
Bezeichnung gilt heute als abwertend und veraltet. Die Oromo leben im Süden, Osten und
Westen des Landes und stellen offiziell 34 % der Bevölkerung.[4] Viele Oromo sind Muslime, es
gibt aber auch äthiopisch-orthodoxe sowie protestantische Christen unter ihnen. Die Oromo
gehören zur kuschitischen Sprachgruppe. Zu dieser gehören auch die Somali (6,2 %[4]) und Afar
(1,7 %[4]) in den Tieflandgebieten im Osten des Landes, die Agau (verschiedene Untergruppen
im nördlichen Hochland, zusammen mehr als 1 %[4]) sowie die Sidama (4 %[4]), Hadiya (1,7 %[4])
und andere im südlichen Hochland.
Zur osmotischen Sprachgruppe im Südwesten Äthiopiens gehören Wolayta (2,3 %), Gamo
(1,5 %), Kaffa (1,2 %) und zahlreiche kleinere Gruppen.[4]
Im Westen des Landes leben in den Grenzgebieten zum Sudan auch kleinere Minderheiten, die
nilo-saharanischen Sprachen sprechen, wie die Berta (0,25 %), Gumuz (0,22 %), Anuak (0,12 %),
Nuer (0,2 %) und Majangir (0,03 %).[4] Diese Volksgruppen leben zum Teil auch im Sudan. Sie
wurden früher von den Hochland-Äthiopiern abwertend Shanqella genannt. Sie sind meist von
dunklerer Hautfarbe und gelten daher als „Schwarze“, während sich die Hochlandbewohner als
„Rote“ betrachten.[6]
Sprachen
In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Die Amtssprache auf der Bundesebene ist
Amharisch, das zum (Süd)semitischen Zweig des Afroasiatischen gehört und als Muttersprache
von etwa 19,8 Mio. Menschen gesprochen wird, als Zweitsprache von weiteren 4 Mio.
Äthiopiern. Das kuschitische Oromo ist mit ca. 25,5 Mio. Sprechern die Sprache mit den meisten
Sprechern. Allerdings ist die Sprecherzahl einzelner Sprachen oft ein Politikum und Angaben
dazu daher mit Vorsicht zu genießen. Englisch ist Bildungssprache und wird in den Oberschulen
als Unterrichtssprache verwendet. In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang von
Sprachgrenzen gezogen wurden, dienen die regionalen Sprachen Oromo, Tigrinja, Somali, Afar
und Harari als Arbeitssprache der Behörden; Amharisch ist neben der Region Amhara auch in
den ethnisch und sprachlich gemischten Regionen Gambela, Benishangul-Gumuz und in der
Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker Arbeitssprache.[7] Weitere Sprachen
wie Sidama und Kafficho werden lokal in den Grundschulen verwendet.
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Die Sprachen Äthiopiens gehören – sehr ungleich verteilt – zwei großen Sprachfamilien an: dem
Afroasiatischen (früher Semito-Hamitisch genannt) und dem Nilo-Saharanischen. Dabei
entfallen fast 99 % auf das Afroasiatische, das in Äthiopien mit seinen Zweigen Semitisch
(vorwiegend in der nördlichen Hälfte des Landes), Omotische (im Südwesten) und Kuschitisch
(im Süden, Westen und Osten) vertreten ist. Die Nilo-Saharanischen Sprachen (im Westen
Äthiopiens, mit den Zweigen Nilotisch, Surmisch und Komuz) machen nur zwischen 500.000 und
1 Million Sprecher aus.
Religionen
So unterschiedlich wie die ethnische Zugehörigkeit ist auch die religiöse. Die wichtigsten
Glaubensgemeinschaften sind die äthiopisch-orthodoxen Christen, die sunnitischen Muslime,
verschiedene äthiopisch-evangelische Kirchen und Katholiken, Anhänger von Naturreligionen
und Juden. Eine kleine Minderheit sind Protestanten und Katholiken, die Minderheit jüdischen
Glaubens (Falascha, Beta Isra'el) ist mittlerweile fast komplett nach Israel ausgewandert.
Zur religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung in Äthiopien gibt es widersprüchliche
Angaben. Die vorläufigen Ergebnisse der letzten Volkszählung von 2007 geben folgende Zahlen:
62,8 % Christen – davon 43,5 % Äthiopisch-Orthodoxe (Census 1994: 50,6 %), 18,6 %
Protestanten (1994: 10,2 %) und 0,7 % Katholiken – gegenüber 33,9 % Muslimen (1994: 32,8 %),
2,6 % Anhängern traditioneller Religionen (1994: 4,6 %) und 0,6 % Sonstigen (z. B. Atheisten,
1994: 1,8 %).[4] In diversen Enzyklopädien, Nachschlagewerken und auf Webseiten mehrerer
Außenministerien werden dagegen Zahlen angegeben, die teils stark von diesen offiziellen
Angaben abweichen. Der Anteil der Christen bewegt sich dabei zwischen 40 % und 55 % und
derjenige der Muslime schwankt zwischen 40 % und 50 %.[8] Dem vergleichsweise niedrigen
Anteil an Muslimen an der Bevölkerung in den offiziellen Zahlen wird auch von
wissenschaftlicher Seite Skepsis entgegengebracht:
The 1994 CSA census put the percentage of the Muslim population of Ethiopia at 32, 8 %;
however, this number is doubted by Muslims and many scholars alike. A percentage of ca. 45 %
Muslims in Ethiopia […] is believed to be a more realistic estimate.
Für die Glaubensgemeinschaft der Rastafari sind Kaiser Haile Selassie und das Land an sich von
zentraler Bedeutung. Eine sehr kleine Gruppe von Anhängern dieser religiösen Bewegung lebt
in Shashemene südlich von Addis Abeba (in Oromia), seitdem sich dort afrikanische Heimkehrer
erst aus den USA, später aus Jamaika und dann aus der ganzen Welt niedergelassen haben.
10
Äthiopisch-Orthodoxe Kirche
Anfang des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das Christentum in Äthiopien. Das ÄthiopischOrthodoxe Christentum, das vor allem unter den Amharen und Tigray verbreitet ist, ist die
historisch bedeutsamste Religion des Landes. Äthiopien zählt mit Armenien und Georgien zu
den ältesten christlich geprägten Staaten der Erde.
Die äthiopische Kirche ist im Unterschied etwa zu den griechisch-orthodoxen, katholischen und
protestantischen Kirchen miaphysitisch, das heißt, dass ihre Abspaltung vom westlichen
Christentum auf dem Konzil von Chalcedon stattfand, und sie somit nicht als eine orthodoxe
Kirche im Sinne der dyophysitischen russisch- oder griechisch-orthodoxen Kirche gesehen
werden kann. Sie steht somit den indischen Thomaschristen, den Armeniern, den Aramäern
oder auch den ägyptischen Kopten nahe. Die religiöse Spaltung geht auf die Definition der
Natur Christi zurück. Die miaphysitischen Kirchen vertreten die Lehre, dass Jesus nur eine
göttlich-menschliche Natur hatte, während die Dyophysiten glauben, dass er je eine göttliche
und eine menschliche hatte. Für diese Konfession sind die äthiopischen Rundkirchen typisch.
Protestanten und Katholiken
Rund 6 bis 10 Prozent der Äthiopier sind protestantisch oder katholisch.[10] Seit 1830 sind
evangelische Missionare in Äthiopien unterwegs; von 1855–1868 war die Pilgermission St.
Chrischona aus Basel in Zusammenarbeit mit dem anglikanischen Bischof Jerusalems mit meist
deutschen Missionaren in Äthiopien tätig. Auf diese geht unter anderem eine protestantische
Bewegung unter den jüdischen Beta Isra'el (sog. „schwarze Juden“) zurück. Die
Hermannsburger Mission bemühte sich 1853–1857 um die Missionierung der Oromo, wurde
aber erst im Jahre 1927 wirklich aktiv; eine erste deutsch-schweizerische Mission unter den
Oromo gab es schon 1840 (in Shewa), später 1867 (Benishangul/Gubbe) und für längere Zeit
mit einem gewissen Erfolg auf der Missionsstation in Balli, südlich Shewa, von 1872 bis 1886,
geleitet von deutschen Missionaren der St. Chrischona Pilgermission aus Basel. Weiter gibt es
Missionen aus Schweden, Norwegen, den USA und Dänemark. Der Freikirche der SiebentenTags-Adventisten gehören etwa 145.000 Personen an.[11]
Zurzeit gibt es folgende protestantische Kirchen in Äthiopien:
Mekane-Yesus-Kirche
Kale-Heywat-Kirche
Meserete-Kristos-Kirche
11
Mulu-Wengel-Kirche
Die Äthiopisch-Katholische Kirche ist eine mit der Römisch-Katholischen Kirche unierte
Ostkirche. Sie wurde 1622 zur Staatskirche erhoben und 1636 wieder verboten, weil der von
Rom entsandte Patriarch Alfonso Mendez den einheimischen Ritus durch den lateinischen
ersetzte. Seit 1961 existiert wieder ein äthiopisch-katholisches Erzbistum Addis Abeba. Die
Messe wird im alexandrinischen Ritus und in amharischer Sprache zelebriert.
Islam
Der Islam hat in Äthiopien eine mehr als tausend Jahre alte Geschichte, und seine kulturelle und
historische Bedeutung ist der des Christentums vergleichbar.[12] Der erste Kontakt des Islam mit
Äthiopien fand schon zu Lebzeiten des Propheten Mohammed statt, als eine Gruppe von
Muslimen im Jahr 615 nach Äthiopien floh und dort für mehrere Jahre Zuflucht fand. Ungefähr
zwanzig der Muslime starben in Äthiopien.[13] Die freundliche Aufnahme der muslimischen
Flüchtlinge durch den äthiopischen Herrscher soll den Propheten dazu veranlasst haben, das
Gebot auszusprechen, die christlichen Äthiopier als einzige Nicht-Muslime vom Dschihad zu
verschonen. Dieses Ereignis hat bis heute für die muslimischen Äthiopier eine
identitätsstiftende Bedeutung. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden eine Reihe islamischer
Fürstentümer und Staaten, vor allem im Osten und Südosten des Landes.[14] Durch die
Eroberungen unter Menelik II. Ende des 19. Jahrhunderts wurden weite Regionen, die
vornehmlich islamisch geprägt sind, Teil des modernen äthiopischen Staates.
Eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des äthiopischen Islams spielten Sufibruderschaften
(Tariqas), die vor allem in Harar, Wällo und Jimma Zentren islamischer Gelehrsamkeit
gründeten.[15] Waren Muslime im modernen Äthiopien unter Haile Selassie lange Zeit
unterdrückt, so erlangten sie ab der Derg-Periode die Gleichberechtigung. Seitdem werden
beispielsweise die wichtigen islamischen Feste als nationale Feiertage gefeiert.
Heute sind weite Teile des Landes islamisch geprägt, so die Regionen Somali und Afar, Bale,
Arsi, Teile der Gurage-Region, das östliche Wollo, die Harar-Region, die Jimma-Region, Ilubabor
und Beni Shangul. Mindestens 34 % der Äthiopier sind Muslime, vor allem die Völker der Afar,
Gurage und Somali und ein großer Teil der Oromo.
Judentum
Eine Sonderrolle spielen die Falascha, die äthiopischen Juden, deren Geschichte älter als der
Talmud ist. Die Falascha, auch äthiopische Juden, Beta Isra'el (Haus Israel), ethnische
Bezeichnung früher Kayla, sind eine vom israelischen Oberrabbinat als durch Zwang
christianisierte Afrikaner ursprünglich jüdischen Glaubens definierte Gruppe.
12
Historisch haben sie sich im Mittelalter aus politisch-religiös verfolgten Agau-Gruppen
entwickelt, unter anderem durch Rekonversion christlicher Mönche zu einem aus dem Alten
Testament künstlich abgeleiteten Judentum. Ethnisch gehören sie zu einer alteingesessenen
Bevölkerung Äthiopiens; ob es vor der Konversion der Kayla zu einer judaisierenden Religion
(der aber wesentliche Elemente des Judentums fehlen) eine möglicherweise ältere, versprengte
jüdische Gruppe gegeben hat, ist aufgrund gegenläufiger historischer Indizien zunehmend
umstritten.
1975 wurden sie von den Rabbinern in Israel endgültig als Juden anerkannt. Mit einer geheimen
Luftbrücke hatte Israel 1984 und 1991 mehr als 25.000 Falascha aus den Bergtälern zwischen
Gonder und Aksum nach Israel ausgeflogen. Heute leben nur noch 3.800 Falascha in
Äthiopien.[16][17]
Bildung und Gesundheit
Bildungswesen
In Äthiopien sind die meisten Menschen Analphabeten.[18] Bei Frauen ist dieser Anteil höher als
bei Männern.[18]
Offiziell gilt in Äthiopien die Schulpflicht, sie wird jedoch nicht konsequent durchgesetzt.[19]
Gesundheitswesen
Die Infektionsrate von AIDS lag 2006 bei ca. 6,6 % bei der erwachsenen Bevölkerung. Damit sind
in Äthiopien etwa drei Millionen Menschen infiziert. Die Infektionsrate ist in urbanen Gebieten
mit 13,7 % deutlich höher als in ländlichen mit 3,7 %. Am stärksten betroffen sind die 15- bis 24Jährigen. 2006 waren etwa 1,2 Millionen Kinder in Folge der Krankheit verwaist.[20] Die hohen
AIDS-Raten lassen sich unter anderem dadurch erklären, dass Sexualität in Äthiopien noch
immer ein Tabu-Thema ist, über das man in der Familie nicht spricht.
Mehr als eine halbe Million Kinder wurden durch AIDS zu Waisen. Nach Angaben von UNICEF
leben in Äthiopien mindestens 300.000 Kinder auf den Straßen der Städte. Dort sind besonders
die Mädchen von Überfällen und Vergewaltigungen bedroht. Die Gefahr von Drogenmissbrauch
und Erkrankungen an AIDS sind hoch.
13
2009 lag die Lebenserwartung von Frauen bei 51 Jahren, die von Männern bei 48 Jahren. Die
Säuglingssterblichkeit pro 1000 Geburten lag bei 77 und die Müttersterblichkeit pro 100000
Geburten bei 720. Nur 6 Prozent der Geburten konnten medizinisch betreut werden.[3]
Soziale Lage
Hunger und Armut
Um eine Wasserstelle zu erreichen, müssen Frauen und Mädchen oft stundenlange Fußmärsche
auf sich nehmenÄthiopien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.[21] Schätzungsweise 49 % der
Bevölkerung sind unterernährt, [22] auch in „guten“ Erntejahren bleiben Millionen Äthiopier auf
Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ursachen des Hungers sind Dürre und Überschwemmungen –
verschärft durch verbreitete Entwaldung und Erosion –, ein Bevölkerungswachstum um
2 Millionen jährlich in den letzten zehn Jahren, aber auch der Verfall der Kaffeepreise führte
2003 zu einem Anstieg des Hungers in manchen Landesteilen. Während Dürreperioden früher
in Abständen von 25 bis 30 Jahren auftraten, kommt es mittlerweile in Abständen von vier bis
fünf Jahren zu Dürren.
Die Nahrungsmittelhilfe wird zumeist aus dem Ausland eingeführt, während Nahrungsmittel
aus Gebieten mit Überschüssen in Äthiopien selbst wegen der mangelhaften Infrastruktur nur
schwer in hungerbetroffene Landesteile transportiert werden können. Die Abhängigkeit von
auswärtiger Hilfe und ihre problematischen Folgen tragen ebenfalls ihren Teil zum
Hungerproblem bei und sollen mit längerfristig angelegten Entwicklungsstrategien der
äthiopischen Regierung und internationaler Hilfsorganisationen verringert werden. [23][24]
Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und
UNICEF nicht einmal jeder zweite äthiopische Bürger.[25]
Kinderarbeit ist weit verbreitet: 58,1% der Jungen und 41,6% der Mädchen zwischen 5 und 14
Jahren arbeiten regelmäßig, die überwiegende Mehrheit (95 %) in der familiären
Landwirtschaft.[26][27] In den großen Städten leben mehrere Hunderttausend Straßenkinder.[28]
Kriminalität
14
Während viele afrikanische Länder mit einer sehr hohen Rate an gewaltsamer Kriminalität (wie
zum Beispiel Mord, Raubmord oder Vergewaltigung) zu kämpfen haben, ist dies in Äthiopien
eher unüblich. Zwar sollten bestimmte Gebiete des Landes, so zum Beispiel die Somali- und die
Afar-Region, nicht unbedingt von Touristen bereist werden, aber ansonsten kann man sich im
ganzen Land frei und ohne Gefahr für Leib und Leben bewegen.
Ein anderes Bild zeigt sich allerdings, wenn es um Kleinkriminalität geht. Taschendiebstahl ist
besonders in der Hauptstadt verbreitet. Auch Trickbetrügereien sind an der Tagesordnung.
Häufig werden zum Beispiel Touristen von „netten Studenten“ zu einer Kaffeezeremonie
eingeladen, worauf ihnen dann hohe Rechnungen präsentiert werden. In Addis Abeba sind vor
allem die Gebiete um die großen Hotels (Churchill Road, Masqual Square) und der Mercato
betroffen.
Geschichte
Das Skelett Lucy, ein Australopithecus afarensis
Geschichte Äthiopiens
Das östliche Afrika wird von der überwiegenden Mehrheit aller Paläanthropologen als die
Wiege der Menschheit bezeichnet. Lange bevor es Schrift gab oder eine Überlieferung, auf die
wir uns heute beziehen können, gab es auf dem Gebiet des heutigen Äthiopiens Vormenschen
und frühe Vertreter der Gattung Homo. Zahlreiche Überreste solcher Vormenschen (zum
15
Beispiel Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden („Lucy“ 1974 in Hadar; DIK
1-1 (genannt „Selam“) 2000 in Dikika).
Antikes Reich von Aksum
Als eines der bedeutenden „Weltreiche“ (so der Prophet Mani) in der Zeit der Spätantike gilt
das nordäthiopische Reich von Aksum (auch Axum), das eines der ersten christlichen
Königreiche der Welt war. Es beherrschte (allerdings nur kurzzeitig) auch Teile der südlichen
arabischen Halbinsel und des Nordsudans, nicht aber Teile des heutigen Südäthiopien. Wie
lange auch Teile des heutigen Sudan südlich von Atbara unter aksumitischer Herrschaft
standen, ist umstritten; wahrscheinlich beschränkte sich diese kurzzeitig im 4. Jahrhundert
etablierte Herrschaft auf zeitweilige Tributzahlungen. Mit der Ausdehnung des Islam im 7.
Jahrhundert (Islamische Expansion) wurde die äthiopische Christenheit vollständig vom Einfluss
der europäischen Kirche abgeschnitten.Kontakte zu Europa
Äthiopien in Ge'ez-Schrift
1493 erreichte der Portugiese Pedro de Covilhão den Hof des Negus. Er sollte für ein
portugiesisch-äthiopisches Bündnis werben, da Portugal zu dieser Zeit begann, seine Herrschaft
im Indischen Ozean aufzubauen. 1543 unterstützten portugiesische Hilfstruppen unter dem
Sohn von Vasco da Gama, Cristovão da Gama, die Äthiopier auf Hilferuf des Negus gegen die
Truppen des Ahmed Graññ vom Sultanat Adal, denen sie eine vernichtende Niederlage
beibrachten. Ihr Vorhaben, das Land zum Katholizismus zu bekehren, scheiterte jedoch.
Im Zuge des Kolonialismus hatte sich Äthiopien immer wieder der Einflussnahme europäischer
Mächte zu erwehren, zunächst unter Kaiser Tewodros der Britischen Äthiopienexpedition von
1868, dann am Ende des 19. Jahrhunderts des Einflusses der Italiener und ihrer Kolonie Eritrea.
Trotz der technisch überlegenen, modernen Waffen der italienischen Armee schlugen die
Äthiopier 1896 unter Kaiser Menelik II. mit Hilfe Großbritanniens die italienischen Invasoren
zurück (Schlacht von Adua). Dieses Ergebnis gilt bis in die Gegenwart als wichtiger Sieg einer
afrikanischen gegen eine europäische Armee und wurde in der Folgezeit fester Bestandteil des
äthiopischen Nationalbewusstseins.
Abessinisches Kaiserreich
16
Karte um 1891: Nubien und Abessinien
Auf die Sicherung der Unabhängigkeit folgten Eroberungen im Süden, Osten und Westen des
heutigen Staatsgebietes. Die neueroberten Gebiete fielen unter ein archaisch-feudales System
der Landnahme.
Im Jahre 1931 erließ der Kaiser Haile Selassie die erste Verfassung des Landes. In der
Zwischenkriegszeit trat Äthiopien dem Völkerbund bei. 1935 kam es zu einem weiteren
italienischen Angriff unter Mussolini (Italienisch-Äthiopischer Krieg (1935–1936)). Nur mit
massivem Einsatz von Giftgas auch gegen die Zivilbevölkerung gelang es den Italienern, bis zur
Hauptstadt Addis Abeba vorzustoßen. Obwohl die italienische Armee die Oberschicht des
Landes mit Massenerschießungen zu vernichten versuchte, gelang es ihr zu keinem Zeitpunkt,
das ganze Land zu kontrollieren. Kaiser Haile Selassie wurde vorübergehend vertrieben.
Zwischen 1935 und 1941 fielen zwischen 350.000 und 760.000 Äthiopier dem italienischen
Expansionsdrang zum Opfer, das waren zwischen fünf und zehn Prozent der
Gesamtbevölkerung. Während ihrer kurzen Herrschaft in Äthiopien führten die Italiener ein
System der Rassentrennung ein, das in der Folge von Südafrika unter der Bezeichnung
Apartheid übernommen wurde. Die italienische Herrschaft über die Kolonie ItalienischOstafrika, welche aus dem besetzten Äthiopien, Italienisch-Eritrea, Italienisch-Somaliland und
Oltre Giuba bestand, endete im Zweiten Weltkrieg. Die Italiener wurden besiegt, als britische
Truppen Äthiopien eroberten und der äthiopische Kaiser Haile Selassie im Mai 1941 wieder in
Addis Abeba einzog.
Anfang der 1970er Jahre geriet das Kaiserreich in eine schwere Krise. Die verarmten Bauern
litten unter den Abgaben an die Großgrundbesitzer, das aufstrebende Bürgertum Addis Abebas
sah sich in seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Die Inflation infolge der
Dürrekatastrophe von 1973 und der Ölkrise löste Massendemonstrationen von Studenten und
17
Streikwellen aus. Schließlich revoltierten zu Beginn des Jahres 1974 auch Teile der äthiopischen
Armee. Haile Selassie wurde am 12. September 1974 gestürzt.
Sozialistische Militärdiktatur 1974-1991
Das Militär bemächtigte sich schnell der Revolution, ein Militärverwaltungsrat übernahm unter
Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wurde die Monarchie abgeschafft
und das Land zu einer sozialistischen Volksrepublik.
Es folgten bald militärische Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten. So wurde
1977/1978 im Ogadenkrieg mit Unterstützung der Sowjetunion und Kubas eine Invasion
Somalias abgewehrt. Aufgrund der übermäßigen Repression gegen die Zivilbevölkerung
erhielten Separatisten in Eritrea immer mehr Zuspruch. In Tigray war die Volksbefreiungsfront
von Tigray aktiv, und auch im Süden und Osten des Landes gab es bewaffnete Widerstände
gegen die Regierung.
1984 gelangte Äthiopien unter der Äthiopischen Arbeiterpartei durch eine Reportage des BBCFernsehens in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Über Jahre ausbleibende Niederschläge in
der Sahelzone führten in zwanzig afrikanischen Ländern zu Missernten und Hungersnöten. Auch
wegen des anhaltenden Bürgerkrieges war Äthiopien am schlimmsten von dieser Katastrophe
betroffen. Die Hungersnot in Äthiopien 1984–1985 forderte eine halbe bis eine Million Opfer.
1991 kollabierte das Regime schließlich. Eine politische Koalition aus verschiedenen
Befreiungsbewegungen, die Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker,
übernahm die Macht und führte ein föderatives System mit autonomen Regionen für die
größten Völker ein. Diese Koalition unter Führung der Volksbefreiungsfront von Tigray
demokratisierte das Land und hat seither die Macht.
Spannungen mit Eritrea
Unter der neuen Interimsregierung Meles Zenawis erlangte Eritrea im Mai 1993 nach fast
dreißig Jahren Krieg die Unabhängigkeit. Grenzstreitigkeiten und vermutlich auch ökonomische
Zwiste führten 1998 jedoch erneut zum Krieg der beiden Länder. Nach Bombardements der
äthiopischen Luftwaffe auf die eritreische Hauptstadt Asmara und einer Invasion äthiopischer
Bodentruppen zogen sich die äthiopischen Bodentruppen kurz vor Asmara stehend zurück.
Somit ging aus dem Krieg keine Konfliktpartei siegreich hervor. Der Konflikt wurde durch den
Friedensvertrag von Algier im Dezember 2000 beendet, dem zufolge die Blauhelm-Soldaten der
United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea (UNMEE)[29] den (fragilen) Frieden überwachen.
Am 13. April 2002 gab die unabhängige Grenzkommission eine endgültige Empfehlung zur
18
Beilegung der Streitigkeiten ab (Eritrea Ethiopia Boundary Commission, EEBC).[30] Ein Jahr nach
der Bekanntmachung lehnte Äthiopien diese jedoch mit der Begründung ab, die Stadt Badme,
die auslösender Streitpunkt des Krieges gewesen war, solle anders, als von der Kommission
vorgeschlagen, auch weiterhin zu Äthiopien gehören. Seitdem herrscht zwischen beiden
Kriegsparteien ein unruhiger Frieden.
Politik
Politisches System
Vor 1974 war Äthiopien eine absolute Monarchie. Der letzte Monarch war Haile Selassie.
Nach dem Sturz des Kaisers bemächtigt sich das Militär der Revolution, ein
Militärverwaltungsrat, der sog. Derg, übernimmt unter Führung von Major Mengistu Haile
Mariam die Macht. 1975 wird die Monarchie abgeschafft und das Land mit sowjetischer Hilfe
zur sozialistischen Volksrepublik umgebaut. Im monoparlamentarischen Äthiopien wurden
politische Gegner und religiöse Gemeinschaften verfolgt.
Äthiopien ist seit 1991 eine föderale Republik (1995 durch die Verfassung bestätigt). Das
Staatsoberhaupt wird vom Parlament (Shengo) als Staatspräsident gewählt und hat vorwiegend
repräsentative Aufgaben. Der Chef der Regierung ist der Ministerpräsident, der die Mitglieder
des Ministerrats ernennt und normalerweise Vertreter der stärksten Partei im Parlament ist.
Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Bundeshaus (Yefedereshn Mekir Bet) mit 198
Sitzen und dem Volksrepräsentantenhaus (kurz genannt Parlama) mit 548 Sitzen (die Mitglieder
werden direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt). Die höchste juristische
Instanz ist der Oberste Gerichtshof in der Hauptstadt Addis Abeba, daneben wacht der
Verfassungsrat über die Einhaltung der Bundesverfassung.
Innenpolitische Konflikte
Siehe auch: Liste der politischen Parteien in Äthiopien
Zwischen den zahlreichen ethnischen Gruppen Äthiopiens kommt es immer wieder zu
bewaffneten Konflikten um Landnutzungsrechte und Rechtsstreitigkeiten. Fördernd wirkt sich
hier vor allem die weite Verbreitung von Schusswaffen im ganzen Land aus, die ihre Ursprünge
im Bürgerkrieg hat. Besonders hervorzuheben sind hier die Konflikte der Afar mit den Somali,
namentlich den Issa, die maßgeblich zur Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Afar gegen
Dürrekatastrophen beigetragen haben.[31] Im Westen des Landes bestehen in den Regionen
Gambela und Benishangul-Gumuz Konflikte zwischen verschiedenen einheimischen
19
Volksgruppen sowie Hochland-Äthiopiern, die vor allem in den 1980er Jahren dort angesiedelt
wurden.[6]
Am 15. Mai 2005 fanden Parlamentswahlen statt. Aus diesen ging die seit 1991 regierende
Koalition der Revolutionären Demokratische Front der Äthiopischen Völker (EPRDF) als Sieger
hervor. Die Opposition war vor allem in zwei Wahlbündnissen, der Koalition für Einheit und
Demokratie (Qinijit) und der Vereinigten Äthiopischen Demokratischen Kräfte (UEDF),
organisiert. Während die Qinijit behauptet, dass die Föderalisierung der Nationenbildung
schade und den Hass zwischen den Völkern verstärke, wirft die UEDF der Regierung vor, dass
sie in Wirklichkeit weiterhin zentralistisch regiert und die in der Verfassung verbriefte
Föderalisierung kaum umgesetzt sei.
2007 intensivierten sich bei einem Aufstand im Ogaden in der Somali-Region die Konflikte
zwischen der separatistischen Ogaden National Liberation Front (ONLF) und der äthiopischen
Armee. Der äthiopischen Regierung wurde vorgeworfen, zeitweise Handel und humanitäre Hilfe
für die Region „blockiert“ zu haben. Laut einem Bericht von Human Rights Watch habe die
äthiopische Armee Zivilisten getötet, misshandelt und vergewaltigt, Dörfer zerstört, und die
gesamte Bevölkerung in den Rebellengebieten einer Kollektivbestrafung unterzogen. [32] Die
äthiopische Regierung wies diese Vorwürfe als Propaganda der ONLF zurück.
Die letzten Parlamentswahlen fanden im Jahr 2010 statt. Das Regierungsbündnis EPRDF erhielt
zusammen mit den regionalen Regierungsparteien insgesamt 99,6 % und somit 545 der 547
Parlamentssitze im Volksrepräsentantenhaus. Die Opposition unter der Parteienkoalition Forum
für Demokratischen Dialog (Medrek) erhielt lediglich einen Sitz, während unabhängige
Kandidaten ebenfalls nur einen Sitz erhalten konnten. Anlässlich des von der Opposition
vorgeworfenen Wahlbetrugs wurde der EPRDF vorgeworfen, dass sie autoritär regiere und die
Opposition unterdrücke.[33]
Außenpolit
Mitgliedschaft in Organisationen
Äthiopien ist in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen Mitglied. Zu
den wichtigsten zählen die Mitgliedschaften in den Vereinten Nationen (Gründungsmitglied
1945) und seinen Unter- und Sonderorganisationen, wobei die ECA (VN-Wirtschaftskommission
für Afrika) ihren Sitz in Addis Abeba hat, der Afrikanischen Union (bis 2002 Organisation der
Afrikanischen Einheit, deren Gründungsmitglied das Land 1963 war; Sitz Addis Abeba) und in
der Weltbankgruppe, und IWF. Weiterhin in Regionalorganisationen wie der IGAD
(Intergovernmental Authority on Development), der COMESA (Gemeinsamer Markt Süd und
ostafrikanischer Staaten), und der Cotonou-Abkommen (Partnerschaftsabkommen der
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Europäischen Union mit den afrikanischen, karibischen und pazifischen Ländern). Das Land hat
Beobachterstatus in der WTO.[34]
Grenzkonflikte
Äthiopien ist in zwei bilaterale Konflikte mit Nachbarstaaten verwickelt. Zum einen gibt es mit
Eritrea Uneinigkeiten über den Grenzverlauf im Nordwesten der Provinz Tigray, die 1998 zum
Eritrea-Äthiopien-Krieg geführt haben. Zum anderen kam es immer wieder zu Konflikten mit
Somalia, da somalische Nationalisten die Somali-Region (Ogaden) im Osten Äthiopiens an ein
Groß-Somalia angliedern möchten. Auch die Union islamischer Gerichte, die Mitte 2006 die
Kontrolle über große Teile Somalias errang, verfolgte dieses Ziel. Mit der Begründung, dass
Äthiopien die Einnahme seines Ostens und die islamistische Vereinnahmung seiner eigenen
muslimischen Bevölkerung fürchtete, erklärte es der Union am 24. Dezember 2006 offiziell den
Krieg. Seither sind äthiopische Truppen in Somalia stationiert und haben gemeinsam mit der
Übergangsregierung Somalias der Union islamischer Gerichte zurückgedrängt. Hinweise,
wonach Eritrea Waffen an Gegner der somalischen Übergangsregierung liefere und damit in
Somalia ein eritreisch-äthiopischer „Stellvertreterkrieg“ ausgetragen würde, wurden von
eritreischer Seite dementiert.
Menschenrechte
Laut einem Bericht, den Human Rights Watch (HRW) im Juni 2008 veröffentlichte, hat die
äthiopische Armee in Ogaden als Teil einer groß angelegten Kampagne zur
Aufstandsbekämpfung gezielt Hinrichtungen begangen, gefoltert und vergewaltigt. [35]
Laut Amnesty International schränken die 2009 erlassenen neuen Gesetze im Rahmen der
Antiterrormaßnahmen die Rechte auf Vereinigungs- und Meinungsfreiheit und von
Menschenrechtsgruppen im Land stark ein. Die im Gesetzestext unscharf definierten Terrorakte
beinhalten auch Sachbeschädigung und die Störung der öffentlichen Ordnung. Das Strafmaß
beträgt bis zu 15 Jahren Haft, auch die Todesstrafe ist möglich.[36]
Die traditionell verankerte Verheiratung von minderjährigen Mädchen und weibliche
Genitalverstümmelung sind zwar offiziell verboten, werden aber, besonders außerhalb
größerer Städte, nach wie vor praktiziert.[37]
In Äthiopien ist Homosexualität nach wie vor illegal. Das Strafmaß liegt zwischen einem und
zehn Jahren.[38] Stigmatisierungen, Tabuisierung, Marginalisierung und Diskriminierung
sexueller Minderheiten sind in Äthiopien weit verbreitet. Menschen, die ihre Homosexualität
offen zeigen, werden inhaftiert und sind in Haft schweren körperlichen Strafen und Folter
ausgesetzt. Im Dezember 2008 forderten mehrere Kirchenführer, dass das Verbot von
Homosexualität in der Verfassung aufgenommen werden soll. Kirchenführer der römisch-
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katholischen, äthiopisch-orthodoxen und protestantischen Kirche erließen in Addis Abeba eine
Resolution, um Homosexualität, die als „höchste Form der Unmoral“ bezeichnet wurde, zu
ächten. Gewalt und Übergriffe gegen Homosexuelle werden nicht geahndet; die Gewalt geht
häufig von staatlicher Seite aus. Menschenrechtsaktivisten erhalten anonyme Drohungen und
werden von der Polizei bedroht, wenn sie versuchen, Anzeige zu erstatten.[39][40]
Verwaltung
Gliederung
Karte der Regionen
1991 wurden die historischen Provinzen aufgelöst, und Äthiopien wurde neu nach ethnischen
Kriterien in Regionen oder Bundesstaaten eingeteilt (ethnischer Föderalismus). Die Provinz
Eritrea trat nach einem Unabhängigkeitskrieg bis 1991 friedlich im Jahre 1993 aus dem
Staatenbund aus. Seit 1998 gibt es neun eigenständige Regionen sowie zwei unabhängige
Städte (Addis Abeba und Dire Dawa). Sechs der Regionen haben jeweils eine einzelne
Volksgruppe als Titularnation (Tigray, Amhara, Oromia, Somali, Afar und Harar), die übrigen drei
sind ethnisch gemischt und daher mehreren einheimischen Volksgruppen zugeordnet
(Benishangul-Gumuz, Gambela und die Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und
Völker).
Städte
Die größten Städte seit dem 1. Januar 2005 sind: Addis Abeba 2.757.807 Einwohner, Dire Dawa
252.347 Einwohner, Adama (früher: Nazret) 214.034 Einwohner, Bahir Dar 168.929 Einwohner,
Gonder 153.942 Einwohner und Mek'ele 151.752 Einwohner.
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Wirtschaft
Äthiopien
Wirtschaft und Entwicklung
geschätzt BIP:
Pro Kopf Einkommen (Kaufkraftparität):
Rang der menschlichen Entwicklung (HDI):
Anteil Armut (unter 2 $ pro Tag):
Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient):
Anteil alphabetisierte Erwachsene:
55,1 Miard. US-$
1.040 US-$
Rang 169 (von 177)
75 %
40,00
36 %
Wirtschaft & Entwicklung
Wirtschaft
Wirtschaftssystem & seine Sektoren
Die Wirtschaftsstruktur ist von der Landwirtschaft geprägt. Der Landwirtschaftssektor ist der
größte Sektor und beschäftigt gut 85% der Bevölkerung. Er hat einen Anteil von 40% am BIP
und besteht aus überwiegend kleinräumiger Subsistenzwirtschaft, Wanderfeldbau und
Pastoralisten.
Dienstleistungen tragen mit rund 50% zum BIP bei. Der Industriesektor bleibt trotz Investitionen
schwach und trägt nur rund 10% zum BIP und weniger als 15% zu den Exporten bei. Es handelt
sich weitgehend um Leichtindustrie (Nahrungsmittel, Textilien, Lederverarbeitung). Die
Situation der äthiopischen Wirtschaft ist durch ein sehr diskontinuierliches Wirtschaftswachstum
und hohem Handelsbilanzdefizit (über 1.100 Mio US$) gekennzeichnet.
Eine moderne Infrastruktur ist nur in Ansätzen vorhanden, entwickelt sich aber mit Geberhilfe
recht schnell. Die Infrastruktur ist auch im afrikanischen Vergleich sehr gering. Dies gilt sowohl
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Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftpolitik ist Teil der Agricultural Development Led Industrialisation
Entwicklungsstrategie der äthiopischen Bundesregierung. Alle Politiken leiten sich davon ab.
Die Strategie wird unter Inländische Entwicklungsanstrengungen erläutert.
Produkte und Produktionsweisen
Äthiopien wird neben dem Jemen als die Heimat des Kaffee Arabica bezeichnet. Bereits 1500
n.Chr. war Kaffee in Äthiopien ein Handelsgut. Im späten 16. Jahrhundert breitete sich der
Kaffeeanbau vom Süd-Westen in Richtung Norden aus. Im frühen 17. Jahrhundert gab es bereits
Pflanzungen in der Nähe des Tana-Sees. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Kaffee in
vielen Teilen des Nord-Westens kultiviert. In Äthiopien wird Kaffee unterschiedlich benannt. So
heißt Kaffee bunna (Amharisch), bun (Tigrigna), buna (Oromifa), bona (Kefficho) oder etwa
kawa (Guragigna). Äthiopien beheimatet noch heute in großer Vielfalt wilde Kaffeesträucher. Es
wird schätzungsweise eine Fläche von 400.000 ha von (wild wachsenden und kultivierten)
Kaffeebäumen bedeckt. Mit einer Jahresproduktionsmenge von ca. 200.000t ist das Land
siebtgrößter Kaffeeproduzent und neuntgrößter Exporteur.
Neben Kaffee spielt für den internen Markt Getreide, Baumwolle, Zucker sowie Vieh eine große
Rolle. All diese Bereiche sind auf einem geringen Produktionsstand. Die vor einigen Jahren
begonnene Blumenproduktion wurde allerdings auf Weltmarkniveau aufgebaut und betrieben.
Blumen werden für den Export produziert. Die verarbeitende Industrie produziert vor allem
Nahrung, Kleidung, Chemie, Metall und Zement.
Ausführliches Datenmaterial findet sich bei der Weltbank.
Handel
Deutschland, Japan und Italien sind die wichtigsten Absatzmärkte für äthiopische Produkte, von
denen Kaffee ca. 40% ausmacht, gefolgt von Leder/Lederprodukten, Kat, Ölsaaten, Gold und
Lebendvieh. Unter den Herkunftsländern äthiopischer Importe liegen Italien, China und Indien
an vorderer Stelle. Wichtigste Importgüter sind Konsumgüter (30%), Investitionsgüter (30%),
Treibstoffe (20%) und Halbfertigprodukte (20%). Die EU ist mit einem Anteil von ca. 30% an
den äthiopischen Importen und an den Exporten beteiligt. Im Welthandel spielt Äthiopien keine
Rolle. Die Exporte waren seit 1983 von US$ 391 Mio. auf 2003 US$ 483 Mio. gestiegen und
waren damit im internationalen Vergleich vernachlässigbar klein. Dies hat sich geändert.
2006/2007 betrugen die Exporte 1172 Mio. US$, die Importe 5124 Mio. US$, das
Außenhandelsdefizit stieg entsprechend auf fast 4 Mrd. US$.
24
Öffentliche und private Investitionen, Staatsverschuldung
Der Staat ist der größte Investor. Die äthiopische Regierung bezeichnet die Wirtschaftsordnung
als marktwirtschaftlich. Sie hält Äthiopien aber noch nicht reif für eine Liberalisierung. Es wurde
eine Reihe von Reformen unternommen, aber noch immer ist der Staat im industriellen und
Dienstleistungssektor durch staatliche Monopolunternehmen (Luftverkehr, Telekommunikation,
Energieversorgung) und parteinahe Unternehmensgruppen der dominante Akteur. Erst langsam
entwickelt sich ein Privatsektor im modernen Sinne.
Der Staatshaushalt ist defizitär und kann nur durch externe sowie Binnenverschuldung zur
Deckung gebracht werden. Der Birr ist nicht voll konvertibel. Äthiopien ist von den Leistungen
internationaler Geber, insbesondere der Weltbank und der EU, abhängig. Sie finanzieren ca. 40%
der 17 Mrd. ETB-Staatshaushalts. Äthiopien hat im Juni 2004 den HIPC-Completion Point
erreicht und eine milliardenschwere Schuldenentlastung erhalten.
Entwicklung und Entwicklungspolitik
Millennium Development Goals
Armut und Hunger sind bestimmende Themen. 2005 waren wieder mindestens 4 Mio. Menschen
auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die für die Bevölkerung entscheidende Landwirtschaft
kann die Ernährung auch in guten Jahren nicht sichern. Äthiopien gehört zu den ärmsten Länder
der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 170 US$. In den übrigen Ländern SubsaharaAfrikas liegt es bei durchschnittlich 480 US$. Es wird angenommen, dass dreiviertel der
Bevölkerung weniger als 2 US$ pro Tag zur Verfügung haben. Der Hunger hat neben der
geringen Leistungsfähigkeit des Staates seine Gründe in einem hohen Bevölkerungswachstum
(2,5 - 3%) und Dürreperioden. Reformschritte, wie die Liberalisierung des Agrarmarktes,
Preisfreigabe für Agrarprodukte und deren freie Vermarktung, haben zu einem deutlichen
Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion geführt. Durch regelmäßige Überarbeitung des
Investment Codes von 1996 versucht die Regierung, Äthiopien als attraktives Land für
Investitionen zu präsentieren. Potentielle ausländische Investoren zögern jedoch bei der
Entscheidung. Als Hindernis wird von in- und ausländischen Investoren insbesondere die in der
Verfassung verankerte Unzulässigkeit privaten Grundbesitzes angegeben. Mit der Erfüllung der
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MDG kommt Äthiopien nur langsam voran. Die Vereinten Nationen und weitere Organisationen,
wie die Weltbank , geben umfänglich Auskunft zum Stand der Erreichung der MDG.
Inländische Entwicklungsanstrengungen
Die äthiopische Regierung betreibt ein umfangreiches Reform- und Entwicklungsprogramm.
Der Entwicklungsansatz der Regierung beruht auf der Strategie des Agricultural Development
Led Industrialisation. Mit ihr wird versucht, Armut primär durch Steigerung der Einkommen der
ländlichen Bevölkerung zu bekämpfen. Durch diesen breitenwirksamen und arbeitsintensiven
Ansatz sollen Grundlagen für die Schaffung bzw. Stärkung der äthiopischen Industrie gelegt
werden. In diesem Zusammenhang hat die Wirtschaftsentwicklung in den letzten Jahren einen
besonderen Stellenwert bekommen. Die äthiopische Regierung bezeichnet die von ihnen
geprägte Wirtschaftsordnung als marktwirtschaftlich. Sie geht aber nicht davon aus, dass der
Entwicklungsstand des Landes bereits jetzt eine liberale Wirtschaftsordnung zulässt.
Entsprechend hat sie zwar eine Reihe von Reformschritten unternommen (Privatisierung,
Freigabe der Preise, Zulassung von Privatunternehmen, z.B. auch im Banken- und
Versicherungssektor), übt jedoch weiterhin durch staatliche Monopolunternehmen (u.a.
Luftverkehr, Telekommunikation, Energieversorgung) und parteinahe Unternehmensgruppen
beherrschenden Einfluss auf die Wirtschaft aus.
Ausländische Entwicklungsanstrengungen, multi- und bilaterale
Äthiopien erhält in sehr großem Umfang Unterstützung von bi- und multilateralen Gebern. Die
äthiopische Regierung versucht mittels des Ministry of Capacity Building die Geberaktivitäten
zu koordinieren.
Zu den großen EZ - Akteuren gehören:
European Commission
The World Bank
United Nations Development Programme
Japan International Cooperation Agency
British Department for International Development
Österreichische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit Horizont3000
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Der Außenhandel Äthiopiens besteht im Wesentlichen aus dem Export von Kaffee. Deutschland
ist der größte Importeur von äthiopischem Kaffee. Äthiopien wurde als einem der afrikanischen
Länder von dem Gruppe der Acht-Treffen im Jahre 2005 ein Großteil seiner Schulden erlassen.
Landwirtschaft
Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 52 % (Stand: 2001).[41] Durch
die ökologische Verschiedenartigkeit gibt es in Äthiopien unterschiedliche landwirtschaftliche
Nutzungssysteme.
Nomadismus: Er existiert in allen Wüsten und Halbwüsten in den tieferen Lagen. Meistens
treiben die Familien saisonal bedingt ihre Viehherden zwischen verschiedenen Weidegebieten
hin und her. Ein Nomadismus, bei dem über Jahre weite Strecken zurückgelegt werden, ist
selten. Inzwischen werden die Weideflächen knapper. Das liegt einmal an der zunehmenden
Bevölkerung, aber auch an der Ausbreitung von kommerziellen Farmen wie beispielsweise in
der Danakilebene. Dort verloren die Afar in den 1950/60ern ihre besten Weidegebiete entlang
des Awash. Diese Farmen wurden 1975 verstaatlicht und teilweise vergrößert. Viele Afar
arbeiten heute auf diesen Farmen oder betreiben selber Ackerbau.
Semi-Nomadismus oder Transhumanz: Diese Landnutzung war früher bei vielen Oromovölkern
weit verbreitet. Dabei werden mit einer Handhacke Felder bearbeitet, um Getreide anzubauen.
Heute kommt diese Form der Landnutzung noch in einigen Teilen von Bale vor. Besonders in
den letzten 100 Jahren wanderten vermehrt Menschen aus dem Norden in den Süden,
nachdem Menelik II. den Süden erobert hatte. Der Pflug setzte sich immer mehr durch, da er
eine intensivere Landnutzung möglich machte.
Brandrodung: Diese Art der Landnutzung kommt in den Grenzgebieten zum Sudan vor. Der
Busch wird gerodet und/oder abgebrannt. Große Bäume bleiben meist stehen. Der Boden wird
dann gepflügt oder mit einer Hacke bearbeitet. Das Land wird so für drei bis fünf Jahre genutzt.
Ist die natürliche Bodenfruchtbarkeit erschöpft, folgt eine Ruhezeit von 15 bis 25 Jahren, in der
der Boden wieder von natürlicher Vegetation überwachsen wird. Die zunehmende
Landknappheit zwingt die Bevölkerung ihre Felder in immer kürzeren Intervallen zu bestellen.
Ohne die notwendigen Maßnahmen zum Ressourcenschutz ist eine langfristige Nutzung nicht
mehr gewährleistet. In vielen Gebieten findet heute ein ähnlicher Prozess wie vor Jahrzehnten
und Jahrhunderten im Norden Äthiopiens statt, der zu einer gewaltigen Zerstörung der
Ökologie führte.
Pflugbau: Im nördlichen Hochland begann der Mensch vor 7000 bis 8000 Jahren mit sesshaftem
Ackerbau. Der Boden wird mit dem meist von Ochsen gezogenen Pflug bearbeitet. Die Saat
wird breit ausgesät und mit dem Pflug eingearbeitet. Typisch sind Pflanzen, die sich generativ
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vermehren. Dazu gehören Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten. Die wichtigsten Anbaufrüchte
sind Teff (dient nur in Äthiopien, Eritrea und Dschibuti der menschlichen Ernährung), Sorghum,
Mais, Weizen, Gerste, Fingerhirse, Raps, Sesam, und Nuug (eine Ölpflanze, die nur in Indien und
Äthiopien kultiviert wird). Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Fruchtwechsel mit Leguminosen
und einer mehrjährigen Brache erhalten. Auf hofnahen Feldern wird mit Tierdung gedüngt.
Tourismus
Reisen haben in Äthiopien eine lange Tradition, daher gibt es überall im Land, egal wie klein der
Ort ist, sog. Hotels. Deren Standard ist, besonders in abgelegenen Gebieten,
gewöhnungsbedürftig. In Nordäthiopien gibt es die Historische Route. Dort gibt es in jeder
Stadt ein Hotel der staatlichen Hotelkette, die westlichen Standards gerecht wird. Alle Städte
werden von der Ethiopian Airlines angeflogen. Sehenswürdigkeiten sind unter anderem Bahir
Dar am Tanasee, (Blauer) Nil-Fall, Gondar/Gonder (barocke Schlossanlage), Nationalpark Simien
Mountains, Axum (Kathedrale, Stelenfelder), Lalibela (Felsenkirchen), Awash-Nationalpark (mit
Awash-Wasserfall), Langano-See, Dire Dawa (französisches Flair). Sehens- und erlebenswert ist
auch Harar (90 Moscheen, Rimbaud-Haus, Weltkulturerbe).
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 5,36 Mrd. US-Dollar, dem
standen Einnahmen von umgerechnet 4,678 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein
Haushaltsdefizit in Höhe von 2,0 % des BIP.[16] Die Staatsverschuldung betrug 2009 10,75 Mrd.
US-Dollar oder 31,7 % des BIP.[16]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Gesundheit:[42] 3,9 %
Bildung:[16] 6,0 %
Militär:[16] 3,0 %
Infrastruktur
Familie Alfred Ilg vor einer Lokomotive der Firma SLM, Winterthur, in Dire Dawa etwa 1902–
1906
Die Verkehrsinfrastruktur kann nach wie vor als ungenügend bezeichnet werden. Insgesamt
gibt es 26.053 Kilometer Überlandstraßen, davon jedoch nur 3.656 Kilometer befestigte
Straßen, die sich durch die zerklüftete Landschaft ziehen. Allerdings wird derzeit massiv in den
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Ausbau der Straßen investiert, so etwa in die West-Ost-Verbindung zwischen dem Tana-See
und der Stadt Weldiya. Daran beteiligt sind unter anderen chinesischen Firmen.
Eine einzige 681 km lange meterspurige Eisenbahnlinie besteht, welche Addis Abeba mit
Dschibuti verbindet. Die Bahnlinie ist in einem schlechten Zustand, deshalb hat die Europäische
Kommission im Jahr 2003 einen Kredit von 40 Millionen Euro zur Hintanstellung verabschiedet.
Dieser Kredit wurde 2006, im Hinblick auf steigende Preise für Treibstoff und Stahl, auf
50 Millionen erhöht. Es besteht die Absicht (Oktober 2006), bald eine Bauunternehmung mit
den Arbeiten zu betrauen, so dass die Arbeiten Anfang 2007 aufgenommen werden können. In
Zukunft soll die Bahnlinie von einem privaten Betreiber übernommen werden. Der
Binnenhandel wird durch die schlechten Verbindungen stark eingeschränkt. In der Regenzeit
werden die kaum asphaltierten Transportwege unpassierbar und die Menschen oft wochenlang
von den Märkten und von medizinischen Einrichtungen abgeschnitten. Die Straße, die den für
Äthiopien wichtigen Seehafen in Dschibuti mit der Hauptstadt Addis Abeba verbindet, ist häufig
überlastet.
Nur schrittweise kommt die Elektrifizierung voran. Nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung hat
Anschluss an das Stromnetz. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ) setzen die äthiopischen Behörden unter anderem auf den Ausbau der
Wasserkraft.[43]
Das Telekommunikationsnetz in Äthiopien ist inzwischen gut ausgebaut. In allen regionalen
Zentren gibt es öffentliche Telefone und oft auch Internetcafés, Cafés und Telefon-Shops. Die
Preise für Telekommunikation, insbesondere für Anrufe ins Ausland, sind allerdings sehr hoch
und liegen etwa bei 15 Birr/Minute für einen Anruf nach Deutschland. Internetverbindungen
sind oftmals sehr langsam, so dass eine Nutzung kaum oder nur mit sehr viel Geduld möglich
ist. Inzwischen gibt es in einigen Teilen des Landes auch ein Mobilfunknetz. Bisher gibt es
Roaming-Abkommen mit dem Betreiber E-Plus und der Telekom. Eine äthiopische SIM-Karte
kostet ca. 85 Birr (Stand Oktober 2010) und kann auch von Ausländern in
Telekommunikationsläden, Hotels oder direkt bei Ethiopian Telecom gegen Vorlage des
Reisepasses erworben werden. Ausländern ist hierbei nur der Besitz einer SIM-Karte erlaubt
(Stand März 2010). Die Vorwahl äthiopischer Mobilfunknummern besteht aus den Ziffern 091
gefolgt von einer weiteren Nummer, die je nach Region unterschiedlich ist.
Kultur
Äthiopien blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Es gilt nicht nur als die Wiege der
Menschheit, sondern auch als Ursprungsland des Kaffees. Durch seine christlichen Traditionen
und die historische Isolation unterscheidet es sich kulturell deutlich von den Staaten
Schwarzafrikas. Dies äußert sich unter anderem in der Äthiopischen Küche.
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Kunst
Religiöse äthiopische Malerei
Äthiopien ist bekannt für seine Malerei, die den Betrachter schnell gefangen nimmt und ihn in
eine andere Welt entführt. Diese ganz eigentümliche Kunstform hat eine lange Tradition und ist
eng mit der bewegten Geschichte des Landes verknüpft. Die für Schwarzafrika untypische
Malerei und die Anfertigung feiner Kunsthandwerksarbeiten haben ihre Wurzeln im alten
nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Sie hielten sich, eingebettet in der
ungebrochen christlichen Tradition des Landes, bis heute. Mit Blick auf die rund zweieinhalb
Jahrtausende alte Hochkultur-Geschichte darf Äthiopien als der einzige heute noch lebendige
und deutlich sichtbare „Ausläufer“ der alten Mittelmeerzivilisation in Afrika bezeichnet werden.
Künstler Äthiopiens:
Afewerk Tekle (auch: Afework Tekle, * 22. September 1932 in Ankober)
Gebre Kristos Desta
Musik
Traditionell
Die in Fünftonskalen gespielte traditionelle Musik aus Äthiopien unterscheidet sich stark von
den Melodien des übrigen Afrika. Gespielt wird sie von Azmari genannten Sänger-Poeten, die
mit Liedern in Balladenform durch das Land ziehen, alte Geschichten verbreiten und zu
aktuellen Themen Stellung beziehen. Sie begleiten ihre Preis- und Schmählieder meist in Tej
bets (Gaststätten, in denen der Honigwein Tej ausgeschenkt wird) auf der Leier Krar, der
einsaitigen gestrichenen Kastenspießlaute Masinko oder spielen gelegentlich die Flöte
Waschint. Die ehrwürdige große Leier Beganna wird nur bei feierlichen religiösen Anlässen
gespielt.
Modern äthiopisch
Neben den traditionellen Musikformen entwickelte sich ab den 1950ern vor allem in den
Großstädten eine vitale Populärmusik, die verschiedene westliche und einheimische Stile
miteinander verknüpfte. Als Grundlage dienten dabei neben den traditionellen Musikformen
die Militärmusik der seit den 1920er Jahren sich zunehmender Beliebtheit erfreuenden
Militärorchester, zu den bekanntesten und erfolgreichsten zählten die der Armee, der Polizei
und der Kaiserlichen Leibwache. Neben diesen gab es allerdings auch Solisten wie den
30
Saxophonisten Getatchew Mekurya, der traditionelle Gesangsstile auf sein Saxophonspiel
anwandte und häufig mit Free Jazz-Saxophonisten wie Ornette Coleman und Albert Ayler
verglichen wurde.
Diese bereits ungewöhnliche Kombinationen erhielt in den 1960ern eine weitere Wendung, als
durch Musiker wie Bizunesh Bekele westliche Stile wie Rhythm'n'Blues und Soul integriert
wurden oder durch Mulatu Astatke Jazz und lateinamerikanische Musik. Von herausragender
Bedeutung ist auch Tilahun Gesesse, der bis heute als „Stimme Äthiopiens“ gilt und in den
1960er Jahren vom Orchester der Kaiserlichen Leibwache begleitet wurde.
Auch in den 1970er Jahren setzte sich diese Entwicklung noch fort, Orchester wie die Wallias
Band entwickelten in dieser Zeit Analogien zum frühen Funk eines James Brown. Mit dem Sturz
des Kaisers und der beginnenden Militärdiktatur allerdings flüchtete die Mehrzahl der
etablierten Künstler, durch diesen Aderlass und die restriktiven Bedingungen der Diktatur verlor
die äthiopische Populärmusik ihr hohes Niveau. Bekannte Künstler dieser Zeit waren Ethio
Stars, Roha Band und der Sänger Neway Debebe. Im Ausland zu großem Erfolg kam Aster
Aweke, die ihre ersten Aufnahmen noch Mitte der 1970er in Addis Abeba machte, danach
allerdings in die USA ging. Sie ist heute Äthiopiens international bekannteste Musikerin.
Weitere wichtige Künstler der sogenannten „Goldenen Jahre der äthiopischen Musik“ sind
Mahmoud Ahmed, Alemayehu Eshete, Hirut Bekele, Ali Birra, Ayalew Mesfin, Kiros Alemayehu
und Muluken Mellesse.
Seit 1994 hat das französische Label Buda Musique vor allem im Rahmen seiner Serie
Ethiopiques rund 20 CDs klassischer äthiopischer Populärmusik veröffentlicht und damit
zahlreiche Künstler erstmals im Westen vorgestellt.[44]
Spiele
Die ältesten Spielbretter (6.–8. Jahrhundert n. Chr.) des Spieles Mancala wurden im
Nordwesten Äthiopiens, in Matara und Yeha, gefunden. Richard Pankhurst beschrieb 1971
insgesamt 103 Varianten dieses Spieles in Äthiopien. Eine ist beispielsweise Lamlameta und
wird von den Konso gespielt. Äthiopien hat auch eine eigene Variante des Schachs
hervorgebracht, Senterej. Dieses Spiel wird mindestens seit fünfhundert Jahren gespielt. Der
wohl größte Unterschied zum bekannten Schach ist die Werera genannte Eröffnung, bei der die
Spieler so schnell oder so langsam ziehen, wie sie wollen, ohne auf den Gegner zu warten.
Sport
Äthiopien hat eine lange Tradition von ausgezeichneten Langstreckenläufern und -läuferinnen.
20 Sportler aus Äthiopien gewannen 31 olympische Medaillen (14 Gold, 5 Silber, 12 Bronze;
31
Stand 2004). Fußball und Volleyball zählen zu den beliebtesten Sportarten. Die äthiopische
Fußballnationalmannschaft konnte allerdings nur in den 1960ern vorzeigbare Erfolge verbuchen
(Gewinn der Afrikameisterschaft 1962 im eigenen Land) und gilt inzwischen als eine der
schwächsten Mannschaften des afrikanischen Fußballverbandes.
Traditionelle Sportarten
Typische äthiopische Sportarten sind Genna, eine Form des Hockeyspiels, welches traditionell
um die Zeit der äthiopischen Weihnacht - am 7. Januar - gespielt wird.
Auch Gugs, ein Reiterspiel, ist eine bekannte traditionelle Sportart in Äthiopien.
Bekannte Sportler
Abebe Bikila
Haile Gebrselassie Ejegayehu Dibaba Gete Wami
Kenenisa Bekele
Tirunesh Dibaba Mamo Wolde
Gezahegne Abera Fatuma Roba
Million Wolde
Meseret Defar
Miruts Yifter
Derartu Tulu
Fate Tola
Kalender
Äthiopien hat eine eigene Zeitrechnung, den Äthiopischen Kalender. Er ähnelt dem Koptischen
Kalender, ist ihm aber 276 Jahre voraus. Äthiopien ist das Land der 13 Monate („13 months of
sunshine“), zwölf Monate zu je 30 Tagen und ein Monat mit fünf bzw. sechs Tagen
(Schaltjahrsausgleich). Der Kalender ist gegenüber dem unter anderem in Europa gültigen
Gregorianischen Kalender um knapp acht Jahre zurück. Das äthiopische Neue Jahr beginnt
immer am 11. September. Da Äthiopien international unter anderem durch Bankwesen,
Flugverkehr etc. verknüpft ist, besteht ein „Nebeneinander“ beider Kalender. Überall im Land
sind Kalender erhältlich, die gleichzeitig beide aktuell gültigen Daten auflisten, beispielsweise
entspricht der 7. August 2005 dem 1. Dezember 1997 E. C. (Ethiopian Calendar). Äthiopien
rechnet auch die jeweilige Tageszeit anders: der Tag beginnt um 6 Uhr (europäische Rechnung),
somit ist in Äthiopien morgens um 7 Uhr „die erste Stunde des Tages“ vorbei (1 Uhr in
äthiopischer Zählweise), Mittagszeit ist somit um 6 Uhr äthiopischer Zählweise, 12 Uhr nach
32
äthiopischer Zählweise ist 18 Uhr nach europäischer Rechnung (wegen der Zeitverschiebung
aber schon um 15 Uhr MEZ).
Amharisch Oromo
Koptisch
Anfang
Dauer
Mäskäräm Fulbaana
Tut
11. oder 12.¹ September 30 Tage
Ṭəqəmt
Onkoloolessa Babah
11. oder 12.¹ Oktober
Həhdar
Sadassa
Hatur
10. oder 11.¹ November 30 Tage
Tahsas
Mudde
Kiyahk
10. oder 11.¹ Dezember 30 Tage
Ṭər
Amajjii
Tubah
9. oder 10.² Januar
30 Tage
Yäkatit
Guraandhala Amshir
8. oder 9.² Februar
30 Tage
Mägabit
Bitootessa
10. März
30 Tage
Baramhat
30 Tage
Miyazəya Ebla
Baramundah 9. April
30 Tage
Gənbot
Caamsaa
Bashans
9. Mai
30 Tage
Sane
Waxabajjii
Ba'unah
8. Juni
30 Tage
Hamle
Adoolessa
Abib
8. Juli
30 Tage
Nähase
Hagayya
Misra
7. August
30 Tage
Nasi
6. September
5 oder 6¹ Tage
Pagumen Qammee
¹ vor Schaltjahr im Gregorianischer Kalender
² im Schaltjahr im Gregorianischer Kalender
Feiertage
Als Feiertage werden in Äthiopien das Neujahrsfest (11. September), die christlich-orthodoxen
Feiertage zu Ostern und Weihnachten sowie die islamischen Feiertage zum Ende des Ramadan
und zum Opferfest gefeiert.
Datum
Deutsche Bezeichnung
Einheimische
Bezeichnung
7. Januar
Orthodoxer
Genna
Bemerkungen
33
Weihnachtsfeiertag
Islamisches Opferfest 'Īd ul-Adha
veränderlicher Feiertag nach islamischer
Zeitrechnung
19. Januar Erscheinung des Herrn Timket
2. März
Tag der Schlacht von
Adwa
Ye'adowa B'al
Geburtstag des
Propheten
Mohammed
Mawlid anNabi
veränderlicher Feiertag nach islamischer
Zeitrechnung
Orthodoxer Karfreitag
Siqlet
(Kreuzigung)
veränderlicher Feiertag
Orthodoxes Osterfest Fasika
veränderlicher Feiertag
Ostermontag
(öffentlicher Feiertag)
veränderlicher Feiertag
1. Mai
Tag der Arbeit
5. Mai
Patriotentag
28. Mai
Nationalfeiertag
Arbegnoch Qen
Ende des Derg-Regimes
18. August
Buhe
11.
Äthiopisches
September Neujahrsfest
Inqut'at'ash
27.
Auffindung des
September Kreuzes
Meskel
Gedenken an die Christianisierung
Äthiopiens
'Īd al-Fitr
veränderlicher Feiertag nach islamischer
Zeitrechnung
Ende des Ramadan
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