„Englischer Rap klingt besser!“ „Am liebsten höre ich Rap, Hip

Werbung
„Englischer Rap klingt besser!“
„Am liebsten höre ich Rap, Hip-Hop und Reggae-Musik. Mir
gefällt, dass die Texte oft wie Gedichte sind. Die Musiker singen
über ihre Gefühle und kritisieren die Gesellschaft. Manchmal
handeln die Songs aber auch von Drogen oder Kriminalität. Ich mag,
dass die Texte auf sehr hohem Niveau sind. Meistens höre ich aber
englische Musik – das klingt einfach besser als deutsche, finde ich.
Meine Lieblingsmusik höre ich überall: zu Hause im Bett, im Zug
oder im Auto.
Theo (15) aus Berlin
„Ich höre bayerische Musik zum Lernen!“
„Musik aus Deutschland, vor allem aus Bayern, finde ich besonders
toll. Weil kaum jemand die Musik kennt, sind die Bands nicht so
kommerziell. Das merkt man der Musik an, finde ich. Chris
Columbus oder Kellersteff singen im bayerischen Dialekt – das
klingt authentisch. Die Texte handeln von lustigen
Lausbubengeschichten aus der bayerischen Provinz. Die Musiker
singen über das, was sie selbst erlebt haben. Es geht oft darum, frei
zu sein und in die Welt hinauszuziehen. Deswegen höre ich die
Musik auch gerne beim Autofahren oder wenn ich lerne. Ich war
schon fünf Mal auf Konzerten von meinen Lieblingsbands. Oft sind das kleine bayerische
Festivals, wo mehrere Künstler spielen. Die Stimmung war immer super. Meine aktuelle
Entdeckung: Das Lied „Wenn da Wind waht“ von Chris Columbus.“
Franziska (22) aus Engelsberg bei Traunstein
Alternative Schulen in Deutschland
In Deutschland gibt es neben Haupt-, Real-, Gesamtschule und Gymnasium noch weitere Schulen mit
besonderen pädagogischen Konzepten. Wir haben Schülerinnen und Schüler von alternativen Schulen
gefragt, was an ihrer Schule anders ist und was ihnen daran gefällt.
Marvin (19), Waldorfschule
„Anders als an staatlichen Schulen sind an der Waldorfschule schon mal die ganzen
Handwerkssachen, die in der Mittelstufe unterrichtet werden: Werken, Schmieden und
Handarbeit zum Beispiel. Das habe ich eigentlich immer ganz gerne gemacht. Und die Sprachen
werden viel früher gefördert. Wir haben zum Beispiel schon in der ersten Klasse Englisch und ab
der zweiten Französisch. In der Oberstufe ist eigentlich nicht viel anders als an staatlichen
Schulen – nur, dass der Kontakt zu den Lehrern irgendwie viel persönlicher ist, finde ich. Von
der ersten bis zur achten Klasse hat man einen Klassenlehrer und der Unterricht ist immer im
Epochenunterricht gestaffelt. Das bedeutet, dass man drei Wochen am Stück jeden Morgen zwei
Stunden dasselbe Fach hat. Zum Beispiel hat man Physik drei Wochen am Stück zwei Stunden
morgens und danach wechselt das Fach. Das hat man zum Beispiel zwei Mal im Jahr – und
dadurch ergibt sich dann die Gesamtnote im Jahr.“
Eloise (17), Web-Individualschule
„Was anders ist, ist, dass man nicht zur Schule gehen muss. Du hast
die Schule zu Hause: Ich melde mich morgens einfach bei Skype an
und telefoniere entweder mit meiner Lehrerin oder wir schreiben
uns. Sie schickt mir Material und dann bearbeite ich das. Wenn ich
Fragen habe, dann rufe ich noch mal an oder schreibe ihr. Und am
Ende von einer oder zwei Wochen schicke ich das Material dann zur
Schule zurück und bekomme Feedback. Im Moment habe ich gerade
Geschichte. Das sind sechzehn Seiten. An drei Tagen mache ich
dann die Sachen in Geschichte und an einem Tag habe ich noch
Mathe und ein anderes Fach. Bei einem längeren Projekt, wie jetzt
in Geschichte, melde ich mich nicht immer bei Skype an. Wenn ich es selber weiß, dann mache
ich es selber. Und wenn ich mit einem Fach schneller fertig bin, dann mache ich auch noch ein
zweites.
Also, mir gefällt sehr gut, dass ich mich selber motivieren und selber darüber bestimmen kann,
wann ich meine Aufgaben erledige. Denn wenn ich mich nicht selber motivieren würde, dann
würde ich es auch nicht schaffen. Ich höre auch oft von Freundinnen, dass sie es bewundernswert
finden, dass ich es schaffe, das alles selber zu machen. Die Lehrer sind ja weit weg und können
mich nicht dazu zwingen. Aber wenn du in der Schule bist, dann musst du die Sachen ja machen,
du hast ja keine andere Wahl. Ich möchte zum nächsten Sommer auf jeden Fall auch wieder zur
Schule gehen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dann aufs Gymnasium oder auf die
Gesamtschule gehen möchte.“
Ich will Abi und Olympia schaffen“
Die 17-jährige Turnerin Nadine Jarosch kämpft für ihren größten Traum: Die Olympiateilnahme
im Sommer in London. Gleichzeitig steckt sie mitten in den Abiturvorbereitungen. Sie spricht
über Doppelbelastungen, Ehrgeiz und Liebesfanpost.
Meine Schwester ist früher zum Turntraining gegangen und ich wollte das auch ausprobieren.
Das war vor zwölf Jahren. Turnen hat mir von Anfang an gut gefallen, also habe ich
weitergemacht. Meine Schwester macht jetzt Badminton, ich turne immer noch. Gerade trainiere
ich für die Olympischen Spiele in London. Mit acht Jahren habe ich mich entschieden, immer
mehr zu turnen. Erst einmal in der Woche, dann zweimal, dreimal. Für das Training bin ich bis
nach Detmold gefahren, weil es dort ein Turnleistungszentrum gibt. Vor sechs Jahren habe ich
mich mein ganzes Leben dorthin verlagert und die Schule gewechselt. Ich wohne jetzt zwar
immer noch zuhause, fahre aber jeden Tag nach Detmold. Ich gehe in die 11. Klasse eines
Gymnasiums. Bis zu den Osterferien habe ich den ganzen Unterricht besucht, außer Sport. Jetzt
muss ich aber mehr für Olympia trainieren. Meine Schule hat mir vorgeschlagen, bis zur
Olympiade gar nicht mehr in die Schule zu gehen und danach Nachprüfungen zu machen. Das
wollte ich aber nicht. Ein ganzes Jahr raus zu sein, ist blöd. Deswegen mache ich jetzt nur noch
meine Leistungskurse und die Fremdsprachen weiter. Dafür konzentriere ich mich mehr auf das
Training. Natürlich ist es manchmal eine doppelte Belastung für mich. Aber ich möchte beides
schaffen: Abi und Olympia.
Ich trainiere vier Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche. Meistens bin ich abends erst um
acht zuhause. Manchmal muss ich dann noch Hausaufgaben machen.
Die 17-jährige Turnerin Nadine Jarosch kämpft für ihren größten Traum
Die Olympiateilnahme im Sommer in London. Gleichzeitig steckt sie mitten in den
Abiturvorbereitungen. Sie spricht über Doppelbelastungen, Ehrgeiz und Liebesfanpost.
Ich gehe auf eine sportbetonte Schule. Sie wollen mir keine Steine in den Weg legen, weil sie
natürlich stolz auf mich sind. Meine Lehrer helfen mir sehr. Wenn ich Probleme habe, muss ich
es nur sagen. Ich bekomme zum Beispiel von den Lehrern extra Nachhilfestunden, wenn ich
hinterherhinke. Soviel Freizeit wie andere Leute habe ich nicht, eigentlich nur am
Samstagnachmittag und am Sonntag. Da gehe ich dann auch mal ins Kino oder in die Stadt. Ich
versuche, mein Bestes in der Schule und im Training zu geben. Es ist ganz normal, wenn es mal
ein paar Tage oder Wochen nicht läuft. Ich muss dran bleiben und darf nicht aufgeben.
Ich bin ehrgeizig, sonst wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Wenn man keinen Ehrgeiz hat oder es
nicht will, klappt es nicht. Bei den Wettkämpfen bin ich natürlich besonders ehrgeizig. Im
Training mache ich meine Übungen und Konditionstraining, damit ich die Übungen auch
körperlich schaffe. Die Übungen trainiere ich so oft, bis sich die Stabilität verbessert und ich
kaum noch Fehler mache. Ich bin gewöhnlich nervös vor den Wettkämpfen. Sonst rede ich
eigentlich sehr viel, aber vor dem Wettkampf nicht. Wenn wir zur Halle fahren, höre ich Musik,
um mich zu beruhigen. Mein Glücksbringer ist ein kleiner Kuschelbär, den mir meine Freundin
geschenkt hat. Den habe ich immer dabei. Er hat mir Glüch gebracht. Zum Beispiel letztes Jahr
bei der Weltmeisterschaft in Tokio. Unsere Mannschaft hat die Olympiaqualifikation geschafft.
Und im Mehrkampffinale durfte ich unter den besten vierundzwanzig Turnerinnen der Welt
starten und bin Zehnte geworden. Das war mein bisher größter Erfolg. Ich war ziemlich stolz auf
mich.
Das Treffen nach 20 Jahren
Verschiede Chancen – verschiedene Wege
Vor zwanzig Jahren haben sie Abitur gemacht. Damals war alles offen und jeder hatte seine
Träume und Pläne für die Zukunft. Nach zwanzig Jahren sind sie zum Klassentreffen
gekommen. Was sie über sich erzählen…
Richard Schmidt,38
Meine Abiturnoten waren nicht so toll. Aber das war mir egal, weil ich sowieso nicht studieren
wollte. Seit meiner Kindheit war klar, dass ich einmal das kleine Hotel meines Onkels
bekommen sollte, weil er keine Kinder hatte. Deshalb habe ich nach der Bundeswehr eine Lehre
als Koch gemacht und anschließend eine Hotelfachschule besucht. Danach habe ich bei meinem
Onkel gearbeitet. Wir hatten viel vor: die Zahl der Zimmer zu vergrößern, die Einrichtung der
Küche komplett zu erneuern, einen Aufzug und eine Sauna einzubauen und das Restaurant neu
einzurichten. Aber dann hatten wir Pech: Im Zentrum unseres Ortes hat ein Konzern ein großes
Hotel mit 150 Betten gebaut. Diese Konkurrenz hat uns kaputt gemacht. Bald konnte mein Onkel
Kredite der Banken nicht mehr bezahlen und musste verkaufen. Danach habe ich ein Restaurant
übernommen, aber das war nur für kurze Zeit. Ich habe da zu viele Fehler gemacht, weil ich
noch wenig Erfahrung hatte. Den Traum, mich selbständig zu machen, habe ich danach
aufgegeben. Vor acht Jahren habe ich mich dann bei einer Steak-House-Kette beworben. Heute
bin ich Geschäftsführer einer Filiale. Mit meinem Beruf bin ich ganz zufrieden.
NAC HR IC HTE N F Ü R LEHR ER
Wegen der Euro-Krise kommen immer mehr Familien aus Südost- und Südeuropa nach
Deutschland. Damit die Kinder sich schnell einleben können, haben die Schulen sogenannte
Intensivklassen eingerichtet.
Es ist nicht leicht, hier zu arbeiten. Mit vielen Bildern erklären Schüler und Lehrerin die Wörter .
Einfach mal schnell vom Deutschen in die Muttersprache der Schüler übersetzen - das geht hier
nicht. Denn die Schüler der Intensivklasse kommen aus Rumänien, Bulgarien, Polen und sogar
Panama. Verschiedene Schüler kommen in die Klasse.
Schon seit Jahren steigt die Zahl der Schüler aus Zuwandererfamilien. Besonders seit Ausbruch
der Euro-Krise sind deutlich mehr Familien nach Deutschland gekommen. Um die
schulpflichtigen Kinder ohne Deutschkenntnisse auf den normalen Unterricht vorzubereiten,
haben Schulen in ganz Deutschland sogenannte Intensiv-, Übergangs- oder Vorbereitungsklassen
eingerichtet.
An der Sophienschule in Frankfurt am Main gibt es zwei verschiedene Intensivklassen. In eine
Klasse kommen die Schüler, die noch gar kein Deutsch können. Sobald sie etwas weiter sind,
kommen sie in die höhere Intensivklasse. Hier sollen sie so gut Deutsch lernen, dass sie in eine
der regulären Schulklassen wechseln können.
Viele Intensivklassen sind überlaufen.
Ein Werktag
Heute ist Dienstag, es ist 7.00 Uhr. Der Wecker klingelt. Um 7.05 Uhr geht Frau Körner ins
Badezimmer. Herr Körner geht um 7.15 Uhr an den Briefkasten und holt die Zeitung. Heute
macht Katrin das Frühstück. Sie zählt die Teller und Tassen. Auf dem Tisch stehen vier Teller
und drei Tassen. „Wie viele Eier isst du heute?“ fragt sie Christian. Christian isst heute zwei
Eier. Frau Körner isst morgens nicht viel, aber sie trinkt eine grosse Tasse Tee. Da kommt
Daniel in die Küche. Er trinkt ein Glas Milch und isst ein Brötchen. „Wann beginnt der
Unterricht?“ fragt Frau Körner. Daniel antwortet: „Er beginnt heute um 8.15 Uhr“.
Nach dem Frühstück geht Frau Körner aus dem Haus und fährt in die Stadt. Sie muss rechtzeitig
im Büro sein, denn die Arbeit beginnt um 8.00 Uhr. Nach der Arbeit geht Frau Körner in den
Supermarkt und macht Einkäufe. Sie kauft eine grosse Tüte Äpfel, denn sie sind heute billig.
Jetzt braucht sie Brot, Butter, Milch und Kaffee. An der Kasse bezahlt sie ihre Einkäufe. Gegen
18.00 Uhr kommt Frau Körner nach Hause und macht das Abendessen. Dann sitzt die ganze
Familie vor dem Fernseher und sieht die Tagesschau. Sie besprechen die wichtigen für sie
Fragen, dann spielen alle Bingo. Um 23.00 Uhr ist das Haus dunkel, Familie Körner schläft.
Morgen beginnt ein neuer Arbeitstag. Alle müssen sich gut ausschlafen, um sich mit neuen
Kräften an die Arbeit zu machen. Die Kinder gehen in die Schule, die Eltern zur Arbeit
Über Geschmack kann man nicht streiten
Liebe Leser, habe ich eigentlich das Recht, den Geschmack anderer Leute zu kritisieren? Da
denke ich an meine Freundin Angela. Sie liebt die Abwechslung und macht jede Mode mit:
kurze Röcke, lange Röcke, enge Kleider, weite Kleider, hohe Schuhe, flache Schuhe, große
Hüte, kleine Hüte. Immer kauft sie neue Sachen und findet es toll, wenn sie jeden Tag ihre
eigene Modenschau machen kann. Leider hat sie kein Gefühl dafür, was zu ihr passt. Eine
erwachsene Frau muss doch ihren eigenen Stil entwickeln. Wenn ich sie treffe, ist ihre erste
Frage immer:“Na, wie steht mir das?“ Ich gebe ihr schon lange keine ehrliche Antwort mehr,
weil sie dann beleidigt ist. Ich selbst trage meistens eine dunkle Hose und einen hellen Pullover.
Das findet Angela absolut langweilig. Vielleicht hat sie ja da ein bisschen Recht, aber über
dieses Thema will ich mit Angela nicht diskutieren. Schließlich ist sie meine Freundin und es
gibt wichtigere Dinge, über die wir sprechen können. Sie hat ihren Geschmack und ich habe
meinen.
Mein Sohn heißt Michael und ist 17. Er hat einen ganz speziellen Geschmack. Vor kurzem hat
er sein Zimmer renoviert. Jetzt gibt es eine rote Wand, eine grüne Wand und zwei gelbe Wände.
Die Decke wollte er schwarz machen, aber ich habe protestiert. Jetzt ist die Decke grau. Das ist
unser Kompromiss. Er hat einen besonderen Geschmack, nicht wahr? Er ist sicher, dass die
Eltern die Kinder nicht immer verstehen können.
Unsere Eltern sind in Ordnung
Nils, 12 Jahre, besucht die Klasse 6 auf einem Gymnasium. Sein Traumberuf:: Astronaut. Seit
fünf Jahren interessiert er sich für Astronomie und Raumschifffahrt. Sein Zimmer ist voll von
Büchern, Spielsachen und Spielen; bei denen es um Abenteuer und Phantasie geht.
Nils experimentiert gerne. Jeden Tag verbringt er mindestens eine Stunde vor dem Synthesizer.
Einmal in der Woche hat er Klavierunterricht, vor kurzem versucht er sich an einer Gitarre. Sein
Taschengeld – 30 Euro im Monat- spart er für Software für den Synthesizer. Das Geld hebt er in
einer Kassette auf; auf seinem Sparbuch sind deshalb nur 6 Euro.
Nils steht um 6.45 Uhr auf; mit Bus und Straßenbahn fährt er zur Schule .Der Unterricht geht
von 8.00 Uhr bis 12.25 Uhr. Nach dem Mittagessen macht er Hausaufgaben, eine bis zwei
Stunden. Seine Mutter kontrolliert die Schularbeiten, außer Mathematik; dafür ist sein Vater
zuständig. Wegen der vielen Interessen bleibt nicht viel Zeit für das Fernsehen.“Höchstens eine
Stunde“
Mit seinen Eltern versteht er sich gut. „Sie sind meine Vertrauenspersonen, mit denen ich alles
besprechen kann. Ich hänge an ihnen. Wenn es gelegentlich kleine Konflikte gibt, dann geht es
um das Fernsehprogramm. Will ich etwas wirklich Gutes sehen, eine Sendung,, die für mich
wichtig ist, dann streite ich mich mit meinen Eltern . Nils sagt über seinen Vater: „Von dem habe
ich so ziemlich das ganze Wissen. Mit meinem Vater kann ich über alles reden, und er kann mir
alles sagen. Manchmal kann ich ihm auch etwas erklären“.
Verschiede Chancen – verschiedene Wege
Vor zwanzig Jahren haben sie Abitur gemacht. Damals war alles offen und jeder hatte seine
Träume und Pläne für die Zukunft. Nach zwanzig Jahren sind sie zum Klassentreffen
gekommen. Was sie über sich erzählen…
Claudia von Bornfeld, 37
Nach dem Abitur habe ich ein Stipendium bekommen, weil ich gute Noten hatte. Das hat mir
sehr geholfen, weil meine Eltern kein Geld hatten, mir das Jurastudium zu finanzieren. Und so
musste ich neben dem Studium auch nicht arbeiten und konnte nach zehn Semestern mein erstes
Staatsexamen machen. Da hatte ich auch schon das Ziel, in die Wirtschaft zu gehen. Richterin
oder Rechtsanwältin wollte ich nicht werden. Am meisten habe ich mich für internationales
Handelsrecht interessiert. Nach dem zweiten Staatsexamen war ich Assistentin an der Universität
und habe meinen Doktor gemacht. Dann habe ich mich bei der Deutschen Bank beworben und
hatte sofort Glück: Ich habe eine Stelle in der Auslandsabteilung bekommen. Mein Beruf und
meine Karriere sind sehr wichtig für mich. Ich reise viel, beruflich und privat; deshalb habe ich
in der ganzen Welt gute Bekannte. Der grösste Wunsch meiner Eltern ist es, ein Enkelkind zu
haben. Aber zu meinem Leben passt kein Kind und auch kein Ehemann. Welcher Mann
akzeptiert schon, dass er immer an zweiter Stelle steht. Zurzeit bin ich mit einem Kollegen
zusammen, aber jeder von uns hat seine eigene Wohnung und das soll auch so bleiben.
ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER
Renate Mann, 24, studiert Landschaftsplanung an der Technischen Universität MünchenWeihenstephan. Sie verbrachte ein halbes Jahr in Rom.
"Ich hatte das Gefühl, meine Wurzeln kappen zu müssen, weg von zu Hause. Nach Rom. Dort
habe ich etwas ganz anderes studiert: Geisteswissenschaften. Ein schönes Gefühl, ich unter
hunderten von Geisteswissenschaftlern, an der Sapienza. Die Uni ist so riesig, dass an den
Wegweisern dort eigentlich Kilometerangaben stehen müssten. Und die Großstadt - der totale
Schock. Wegen einer Mensakarte musste ich bis ins Finanzministerium. Kelheim, wo ich
herkomme, kommt mir im Vergleich vor wie ein Spielzeugland. In der ersten Vorlesung
,Wittgenstein und Ästhetik' habe ich einen Spanier kennen gelernt. Gewohnt habe ich zuerst
bei einem Ehepaar, in einem Sechs-Quadratmeter-Zimmer. Die Frau hat sich schon aufgeregt,
wenn Fingerabdrücke auf dem Kühlschrank waren. Und ich habe mich verliebt. In Juan, den
Spanier aus der ersten Vorlesung.
SCHOTTEN DICHT
Philip Jahn, 23, studiert im achten Semester Politikwissenschaften, Neuere Geschichte und
Englische Philologie an der Westfälischen-Wilhelms-Universität in Münster. Zwei Semester
verbrachte er in Edinburgh.
"Im Auslandsamt hieß es, Studiengebühren und 600 Mark gäbe es monatlich vom Staat, wenn
ich mich selbst an einer britischen Uni bewerben würde. Irgendwann stand ich also in
Edinburgh, auf der Suche nach einem WG-Zimmer, denn in Studentenwohnheimen zahlt man
auch für Mensa und Putzfrau; wenn man nicht selbst putzt, kostet das 600 Euro. Eine Dusche im
Zimmer ist trotzdem selten, die Wohnungen sind ziemlich verrottet. Dafür gibt es in Edinburgh
dauernd Konzerte und Partys, und man kann an der Uni zwischen allen erdenklichen
Sportmöglichkeiten wählen. Die Seminare sind weniger anspruchsvoll, aber ich habe trotzdem
noch nie so viel für die Uni getan wie in Edinburgh. Zwar hat man wöchentlich nur acht Stunden
Vorlesungen, aber man verbringt sehr viel Zeit in der Bibliothek: Alle vierzehn Tage müssen
Essays eingereicht werden. Die Ferien sind komplett frei. Während die Briten sich in den Pubs
voll laufen ließen , bin ich lieber nach Irland gefahren oder habe das Radio angemacht. Britpop
ist einer der Gründe, warum ich gerne wieder nach Edinburgh käme. Allerdings nur im Urlaub."
KEINE MELDEPFLICHT
Swenja Meurer, 23, studiert Geographie, Französische Romanistik und Germanistik auf Lehramt
in Duisburg. Im französischen Dunkerque hat sie ein Semester lang Übersetzung studiert.
"Dunkerque ist eine Kleinstadt nahe der belgischen Grenze mit einer typischen Pendler-Uni . Es
gibt kein Studentenwohnheim, ich habe mir mit anderen ausländischen Studierenden ein
Privathaus am Hafen gemietet. Die Hälfte der teuren Miete hat der französische Staat
übernommen, den Rest habe ich durch ein Stipendium des Akademischen Auslandsamt
finanziert. Kulturell ist in Dunkerque nicht viel los, dafür herrscht an Karneval mehrere Wochen
lang Dauerparty: Die Männer laufen als Frauen verkleidet durch die Straßen und schleudern
Angelruten mit altem Fisch in die Luft. Das ist so Brauch. Das französische Uni-System ist sehr
verschult, in den Seminaren wird Wort für Wort mitgeschrieben, wer sich meldet, wird komisch
angeschaut. In Frankreich bin ich nicht nur selbstständiger geworden, sondern habe neben einer
Menge Vokabeln auch gelernt, wie man sich im Straßenverkehr durchsetzt, der ist nämlich
unglaublich chaotisch."
BEIJING BICYCLE
Jörg Sturhan, 25, studiert im achten Semester Angewandte Weltwirtschaftssprachen/Chinesisch
an der FH Konstanz. Ein halbes Jahr lang war er in China.
"Ich habe sechs Monate an der Peking-Universität für Sprache und Kultur studiert. Gewohnt
habe ich im Studentenwohnheim auf dem Campus, in einem Zimmer zusammen mit einem
Koreaner. Wir konnten uns nur auf Chinesisch unterhalten, und auch fast alle Dozenten und
Angestellten der Uni konnten nur Chinesisch. Deutsche haben in China ein gutes Image, und zu
den gängigen Klischees wie Fleiß, Qualität und Ordnung fallen den Chinesen auch immer Bier
und Beckenbauer ein. Chinesen kennen zu lernen ist nicht schwierig, weil man als WestEuropäer natürlich auffällt, in Peking noch mehr als in Shanghai. Gelernt habe ich außer der
Sprache und der chinesischen Lebensweise vor allem, Deutschland anders wahrzunehmen und
lockerer zu werden. Wenn es in Peking mal kein Wasser gibt, das Telefon nicht geht, darf man
dann auf keinen Fall laut werden und einen Chinesen dafür öffentlich verantwortlich machen der verliert sonst sein Gesicht vor den anderen Chinesen und redet kein Wort mehr mit dir. Das
Essen war kein Problem, viel Reis, Fleisch, Gemüse, alles mit Stäbchen. Natürlich habe ich auch
Maden, Grashüpfer oder kleine Skorpione am Spieß probiert. Die Skorpione waren am besten,
die schmecken wie Chips mit einem Schuss Honig. Insgesamt war die Zeit in China
wahrscheinlich die glücklichste meines Lebens. Und wenn alles klappt, gehe ich im Herbst für
die Diplomarbeit wieder hin."
DIE ETWAS ANDERE BURSCHENSCHAFT
Gunnar Herrmann, 27, studiert in München Geschichte. Er war ein Jahr lang im schwedischen
Lund.
"Einen Austauschplatz in Schweden habe ich über das Skandinavistik-Institut der Uni München
bekommen. Meine Mutter ist Schwedin, und ich wollte endlich mal ihre Sprache lernen. Die Uni
in Lund ist eine der ältesten und größten im Land. Und das System ist auch ein ganz anderes als
in Deutschland: Viel kleinere Klassen, alles ist viel persönlicher - manche Professoren habe ich
sogar geduzt. Kontakte zu knüpfen, war gar nicht so schwierig. Ich war in einer
Studentenverbindung. Das muss man sein, will man in Lund studieren. Allerdings darf man sich
die Verbindungen nicht so vorstellen wie Burschenschaften in Deutschland. Die Verbindungen
organisieren vielmehr das Nachtleben und sind Anlaufpunkt für alles Mögliche. Meine hieß
Kalmar, benannt nach einer Stadt im Westen Schwedens. Mir hatten die Leute von Kalmar am
besten gefallen, als sich alle Organisationen bei den neuen Studenten vorstellten. Ich konnte
dann dort mitarbeiten, habe bei Partys an der Bar bedient und so natürlich viele Leute kennen
gelernt. Vor allem viele andere Austauschschüler aus der ganzen Welt, mit denen ich immer
noch Kontakt habe. Als das Jahr vorbei war und wir alle heimfuhren, musste ich weinen."
SCHLAFLOS IN SEATTLE
Stephanie Linsinger, 26, studiert in München Diplom-Journalismus. Sie war ein Jahr in Seattle,
USA.
"Eines meiner schönsten Erlebnisse während des Jahres in Seattle war das MillenniumsSilvester. Wir waren auf einem Segelboot vor der amerikanischen Westküste und sind bis nach
Kanada gesegelt. Außerdem habe ich in Seattle meinen jetzigen Freund getroffen. Er ist
Amerikaner. Inzwischen lebt er in München. Die Uni war sehr gut. Aber ich musste hart
arbeiten. Ich habe Communications studiert, und wir hatten in jedem Kurs mindestens ein Buch
pro Woche zu lesen. Und bluffen war unmöglich, denn die Klassen waren so klein. Dafür war
man an der Uni nicht der Bittsteller in einer Masse anderer Studenten. Die haben sich richtig um
uns gekümmert. Manche sagen ja, die Amerikaner seien oberflächlich. Stimmt vielleicht. Es ist
aber trotzdem schön, in einem Geschäft freundlich begrüßt zu werden. Und an der Uni hatte ich
immer einen Ansprechpartner. Der Student ist dort eben zahlender Kunde. Ich hatte zum Glück
Stipendien vom Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs und von Fullbright und habe
Auslands-Bafög bekommen."
VORHER / NACHHER
Nicole, 22, BWL-Studentin aus München war zu Gast in der Vorher/Nachher-Show auf
tm3.
Nicole, eine Freundin hat dich vor ein paar Monaten in der Vorher/Nachher-Show
angemeldet, damit du mehr aus deinem Typ machst. Warst du nicht stinksauer?
Ich war schon etwas irritiert anfangs. Ich meine, es ist schon ein blödes Gefühl, wenn deine
Freundin im Fernsehen erzählt, dass man Probleme mit Farbkombinationen habe und mal
goldene Schuhe zum rosa Kostüm getragen hätte. Aber dann dachte ich, sie hat ja recht, ich
könnte wirklich mehr aus mir machen. Und außerdem bekommt man da ein Outfit und einen
Haarschnitt umsonst.
Wie sieht denn deine Freundin aus?
Natalie? Sie sieht immer perfekt aus.
Und wie sahst du aus, vorher?
Na ja, normal. Lange mittelblonde Haare, keine Frisur, selten geschminkt und egal angezogen.
Im Fernsehen sah ich aber schlimmer aus als sonst, vorher. Um den Unterschied zum Nachher
drastischer zu machen, sie haben mir eine fiese Fettcreme ins Gesicht geschmiert, damit ich
vorher auch ganz besonders schlimm aussehe.
Und wie sahst du nachher aus?
Meine Haare waren kürzer, blondiert und zwei volle Stunden in Form geföhnt; ich hatte schöne
neue Kleider an und war perfekt im Sixties-Look geschminkt. Der Vorher/Nachher-Effekt war
schon da, da kann man nichts sagen. Ich sah toll aus. Einen Abend lang.
Und danach?
Na ja, danach hatte ich ja keine professionelle Hilfe mehr. Das mit dem Föhnen habe ich alleine
nie wieder so hinbekommen wie der Friseur, obwohl der in der Sendung gesagt hat: "Kein
Thema, das ist kinderleicht, die Nicole macht das jetzt jeden Morgen." Und ich habe auch nicht
den Nerv, mich vor der Uni morgens groß zu stylen. Ich ziehe halt einfach was Bequemes an,
das war es.
Fina aus Bönen, 14 Jahre alt
Fina lebt gemeinsam mit ihren Eltern in Bönen. Das ist eine Kleinstadt in NordrheinWestfalen mit etwa 19.000 Einwohnern. Weil Bönen nicht so groß ist, kann Fina vieles zu Fuß
oder mit dem Fahrrad erreichen. Zum Beispiel läuft Fina im Winter zur Schule, im Sommer fährt
sie mit dem Fahrrad. Für die Strecke braucht sie dann nur fünf bis zehn Minuten. Auch die
meisten ihrer Freunde kann sie zu Fuß besuchen, weil sie ganz in der Nähe wohnen. Wenn sie
Freunde besuchen möchte, die weiter weg wohnen, wird Fina von ihren Eltern mit dem Auto
gebracht. Eine Freundin, die im Nachbarort Bergkamen wohnt, kann Fina gut mit dem Bus
erreichen. Zu ihrem Volleyballtraining und zum Einkaufen fährt sie mit dem Fahrrad. Und wenn
sie die Verwandten im nahe gelegenen Bad Salzuflen besucht, fährt sie gemeinsam mit ihren
Eltern und Geschwistern mit dem Auto. Das ist flexibler, schneller und für sechs Personen auch
günstiger.
Fina geht abends noch nicht aus. Wenn, würde sie dafür aber mit dem Zug ins nahe gelegene
Unna fahren. Denn Unna ist mit etwa 67.000 Einwohnern viel größer als Bönen und es gibt dort
mehr Bars und Discos. Weil die Bahnen zwischen Bönen und Unna auch abends fahren, könnte
Fina dieses Angebot problemlos nutzen.
Schon jetzt nutzt Fina manchmal den Zug, wenn sie ihre Oma in Bad Salzuflen mal allein
besucht. Es gibt eine direkte Verbindung in eine Nachbarstadt von Bad Salzuflen. Von dort wird
Fina dann meist mit dem Auto abgeholt. Auch wenn Fina Termine in Unna hat, zum Beispiel
beim Kieferorthopäden oder der Krankengymnastik, fährt sie mit der Bahn. Dafür muss sie erst
zehn bis fünfzehn Minuten zum Bahnhof laufen und dann nur etwa acht Minuten fahren. Die
Busse und Bahnen fahren stündlich oder halbstündlich. Fina ist damit zufrieden und ihre Eltern
bezahlen das Ticket für sie. Nur, dass die öffentlichen Verkehrsmittel manchmal Verspätung
haben, findet sie do
„Klassische Musik berührt mich!“
„In der 6. Klasse hat mir ein Stück im Musikunterricht gut gefallen, da habe ich es mir im
Internet angehört. Ich habe das Stück gehört und habe mir gedacht: Ich möchte auch so gut
Klavier spielen können. Ich gehe aber auch gerne in die Oper. Am besten finde ich die
Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Die deutsche Oper mag ich lieber. Viele Leute
sagen zwar, Deutsch sei keine Gesangssprache. Aber die großen Komponisten waren eben oft
Deutsche oder Österreicher. Diese Kultur ist in der Klassik sehr wichtig. Mir gefällt, dass
klassische Musik so ehrlich ist. Sie schafft direkte Gefühle und berührt den Menschen sofort.“
Florian (17) aus Mühldorf
„Ich finde deutsche Lieder ausdrucksstärker!“
„Vor zwei Jahren hat mir eine Freundin ein Lied von Prinz Pi gezeigt. Mir hat die Musik wegen
der guten Texte sofort gefallen. Sie handeln vom Leben und allem, was dazu gehört. Ich mag
auch die Rhythmen der Songs. Die passen immer: beim Zugfahren, beim Sport oder zum
Einschlafen. Ich brauche die Musik, um mich zu entspannen. Deutsche Songs mag ich lieber als
englische, weil die Texte besser und die Lieder ausdrucksstärker sind. Mir gefallen auch die
Rapper Marteria und Minimal. Viel von dem, was ich höre, habe ich auf YouTube entdeckt. Ich
war schon auf zwei Konzerten meines Lieblingsrappers Prinz Pi. Vor allem in Berlin war es
wahnsinnig gut: Das Konzert war in einer kleinen Location mit echten Fans. Mein derzeitiges
Lieblingslied ist „Waves“ von Robin Schulz. Das bringt mir den Sommer zurück!“
Teresa (14) aus Mühldorf
Herunterladen